Wed Feb 08 14:31:21 CET 2017
|
Trottel2011
|
Kommentare (43)
| Stichworte:
Dr., Praxis, Trottel, V8, Vorderachse, X308
Hallo Motor-Talker! [bild=1]Ich starte jetzt eine neue Blogserie , weil ich offenbar schon "so viel" Erfahrung habe, dass man mich schon bittet anderweitig zu helfen 🙂 Steuerketten habe ich schon mehrfach gemacht, aber jetzt kommen schon andere Hilfeanfragen... Daher wird diese Serie wirklich sehr spontan und sporadisch erfolgen. Freut euch nicht zu schnell auf eine neue Episode! Aber sobald ich etwas erledige und Zeit finde, es hier zu erläutern, werde ich es dann mitteilen. Überwiegend gehen diese Artikel wohl vorerst nur um den X308 (XJ8/XJR) und X100 (XK8/XKR) 🙂 Patient: Diagnose: Behandelungsmöglichkeit: Erforderliche Teile: Sinnvolle Teile: *4x Querlenkerbuchse unten nur wenn die unteren Kugelgelenke noch spielfrei sind! Ansonsten: Teile die man zur Hand haben sollte, falls sie gebraucht werden: Operationsbesteck: [bild=3]Operation: [bild=4]Wagen weiter hochfahren und dann das Lenkgetriebe ausbauen. Schraube an Lenksäule entfernen und die beiden Spurstangenköpfe rausdrücken. Danach die Zentralschraube der beiden Hydraulikleitungen entfernen und diese rausziehen. ACHTUNG! ATF wird rausgeschossen kommen... Auffangen und danach richtig entsorgen! Nun die 4 Schrauben der Lenkgetriebeaufhängungsklammern entfernen, den Stecker für die Lenksäule abstecken und das Lenkgetriebe vorsichtig weglegen und die Öffnungen verschließen. Ist das erledigt, müssen wir uns an den Motor machen... Klingt doof, ist aber richtig so. Der Motor muss aufgehängt werden. Daher nehmen wir die Motorhaube ab (6 13 mm Schrauben entfernen) und die Motorbrücke vorne über den Motor hängen und die beiden Motorösen zum Aufhängen nutzen. Ist das erledigt, wieder an den Unterboden und die beiden Plastikkappen unter den Motorhalterungen abziehen. Darunter kommen 2 Schrauben zum Vorschein. Diese Schrauben (eine pro Seite) mit einem Torxbit rausdrehen. Hinten am Hilfsrahmen die beiden fetten Schrauben lösen und die Mutter abnehmen. ACHTUNG! Nicht rausziehen! Das wird sonst schmerzvoll! Den Wagen wieder absenken (auf die Räder) und nun oben auf der Fahrerseite den Behälter für das Lenkgetriebe-ATF aushängen. Nun auf den Stoßdämpferdomen die Zentralmutter des Stoßdämpfers lösen und weglegen. Die Stoßdämpferführung (quasi ein "Domlager"😉 ist pro Seite mit 5 M10 Schrauben angeschraubt. Alle 5 Schrauben lösen und die Halterungen abnehmen. [bild=6]Wir sind fast soweit. Wieder im Motorraum sind entlang der Längsträger zwischen Motor und Radkasten 2 Schraubenköpfe pro Seite zu erkennen. Diese müssen gelöst und rausgedreht werden. Nicht wundern, die Schrauben sind lang! ACHTUNG! NUR rausnehmen, wenn der Wagen auf den eigenen Rädern steht! Jetzt nehmen wir die beiden hinteren Schrauben des Hilfsrahmens raus und fahren den Wagen auf der Bühne vorsichtig hoch. Hierbei wird man sehen, dass die Vorderachse sich langsam nach vorne neigen wird (da ist mehr Gewicht drauf). Die hinteren Ösen muss man evtl. mit einem Montierhebel etwas rausziehen. Beim Hochfahren beachten, dass auf der Fahrerseite dann noch ein Stecker zu lösen ist, welches zum "kleinen" Kabelbaum der Lenkung führt. Das kleine Kabelbäumchen bleibt AM Hilfsrahmen! Ist die Vorderachse nun vom Fahrzeug getrennt und ist der Motor noch an Ort und Stelle, kann man weiter machen. Jetzt müssen wir die Vorderachse zerlegen. Den Hilfsrahmen auf eine gute "Unterlage" legen und die Räder abnehmen. Mit einem Schlagschrauber kann man nun alles soweit zerlegen, wie man es möchte. Sinnvoll ist eine komplette Zerlegung, damit man die hinteren Buchsen einfacher austauschen kann (es ist dann handlicher). Zerlegen wir mal los! [bild=7][bild=8]Stoßdämpfer abschrauben, Stabilisator entfernen, Bremssattelhalterung und Bremsscheibe entfernen, danach ABS Sensor abschrauben und jetzt die Federn entspannen. Es hat sich gezeigt, dass man dazu KEIN Spezialwerkzeug benötigt. Die "alte" und "einfache" aber "zeitwierige" Entfernung mit den M10 Gewindestangen empfiehlt sich. Dazu im Dreieck um den großen Bereich des Federtellers eine Schraube entfernen und eine Gewindestange fest eindrehen. Ist es eingedreht, dann mit einer Mutter bis zum Federteller drehen. Sobald alle 3 Stangen und Muttern drin sind, die restlichen 3 Schrauben, die im Federteller enthalten sind, lösen und weglegen. [bild=9]Nun mit gekröpften 17 mm Schraubenschlüssel die Muttern eins nach dem anderen ca. 10 mm lösen. Immer darauf aufpassen, dass die Stangen sich nicht dabei mitdrehen! Sonst besteht die Problematik, dass die Feder schlagartig die Stangen "rausjagen" könnten!!! Feder entspannt? Nun die Stangen rausdrehen, Teller weglegen und die andere Seite genauso lösen. Machen wir weiter! Jetzt können wir die Traggelenke von der Vertikalanbindung trennen. Dazu die 19 mm Muttern lösen und mit einem Gelenkausdrücker die Gelenke rausdrücken. Es kann schwer sein, eine Trennung herbeizuführen aber irgendwann klappt das. [bild=10]Hier kann man jetzt prüfen, ob die Gelenke ausgeschlagen sind. Theoretisch kann man beide Gelenke, sowohl oben als auch unten, einzeln auspressen und austauschen. ABER ich würde nur den Oberen auspressen. Den Unteren kann man mit normaler Presse knicken! Den tauscht man am besten mit Querlenkerarmteil aus... Kostet ein paar Euros aber es ist einfacher und sicherer... So, nun die Querlenker abschrauben. Beim oberen Querlenker muss man nur die Kniegelenkwelle an einer Seite lösen (18 mm Mutter) und dann rausdrücken. Die Schraube ist eigentlich eine lange Stange. Es KANN sein, dass dieses Teil festgerostet ist und dann mit den alten Buchsen verrostet ist (das ist beim XJ-S der Fall bei fast allen Vorderachsen). Hier konnten wir es sparen. Dennoch sind neue Kniegelenkwellen bereitliegend gewesen! Danach den Querlenker weglegen. [bild=12]Der untere Querlenker wird über 4 Schrauben mit der Karosserie verbunden. Diese Schrauben sind Sturzwinkeleinstellschrauben (Schrauben mit einer Exzenterscheibe dran) und sollen nur auf der Mutterseite gelöst werden. Im Laufe der Jahre aber entwickeln sie Rost und Gammel. Kosten nicht die Welt neu, weshalb ich da empfehle diese im selben Schwung zu erneuern. Zu guter Letzt müssen noch beide "V-Halter" vom Hilfsträger abgeschraubt werden. Diese sind nur mit 4 Torxschrauben, ich meine T30 oder T37(!?), am Hilfsrahmen festgeschraubt. Abgenommen und darunter wichtigerweise prüfen, ob es durchgerostet ist! Hier können die Hilfsrahmen durchgammeln, und zwar ohne, dass man es merken kann... [bild=13][bild=14]Kleiner Tipp von mir: bringt die Buchsen mit der Vorderachse zu eurem Jaguarhändler bzw. zur Jaguarwerkstatt oder einer Werkstatt mit einer SEHR GROSSEN Presse. Die hinteren Buchsen sind mit einer normalen Werkstattpresse NICHT einpressbar - leider habe ich dieses feststellen müssen. Die Gesamtkosten betrugen danach 360€ (2 Stunden Arbeit) für's Einsetzen. Ich empfehle das JEDEM! Besonders deshalb, weil die Buchsen in einer bestimmten Position einzusetzen sind...! Hier übrigens einen großen Dank an den Jaguarmeister, der die Buchsen eingepresst hat und ebenso wusste, wer ich bin, bevor ich überhaupt meinen Namen sagte (Er kannte Rusty und die Iron Lady schon aus diverse Foren 😁)! Hier also ein Gruß an den Fachmann! 🙂 [bild=15][bild=16]Während Jaguar die Buchsen einpresst, kann man die Querlenkerbuchsen erneuern. Schaut man sich die Konstruktion an, kann man mit einer normalen Presse die Buchsen nicht rausdrücken. Dazu kommt man nicht um die Querlenkerarme herum. Geht man aber auf "meine Art" ran, schafft man das. Bei den großen Buchsen (Querlenkerarme unten) kann man die breite Seite mit Hammer und Meißel umfalten, sodass die breite Stelle dann schmaler wird. In der entstandenen Falz mit der Flex beigehen und den breiten Teil abtrennen. Es wird stinken (Gummi und Flex machen Gerüche) aber es geht. Danach mit einer normalen Presse die Buchse durchdrücken. Raus! Rein geht einfacher, nur normal auf der Presse und gut ist 🙂 Bei den kleinen Buchsen (Obere Querlenker) geht man genauso vor. Beim Einpresse kann es sein, dass die "Spitze" (eine kleine Metallkappe) leicht verbogen wird. Das ist aber kein "Fehler" sondern wird sowieso hinterher durch die Kniegelenkwelle geradegezogen. [bild=17][bild=18]Beim oberen Kugelgelenk hilft nur Gewalt, wenn die Presse nicht will. Hammer und viel, viel Kraft! Irgendwann bekommt man es raus. Das Gelenk wieder einzupressen ist eine Sache von 10 Minuten. Letzte Arbeit ist dann die Radlager auspressen und einpressen. Dazu schreibe ich aber nichts mehr, da ich es schon hier behandelt hatte 🙂 Nun, die Vorderachse hat neue Buchsen erhalten, also können wir wieder zusammenbauen! Wir bauen jetzt NUR die oberen Querlenker ran! NUR diese. Damit kann man die Achse besser einhängen (wäre sonst zu fummelig). Also, die Kniegelenkwellen durch die Querlenkerbuchsen stecken und auf den Fahrschemel fixieren. Es KANN sein, dass eine Buchse etwas länger ist, ist aber kein Problem. Einfach etwas probieren. Die Schraube wird von VORNE nach HINTEN durchgeschoben und die Mutter hinten nur leicht angezogen, nicht fest! Danach die V-Halter aufschrauben (4x Torxschraube). [bild=19]Jetzt den Hilfsrahmen einbauen. Dazu den Motor etwas weiter anheben und versuchen die 4 langen Schrauben (zwischen Rahmen und Hilfsrahmen) festzuziehen (die V-Halter haben ein "Dorn" auf der Spitze sodass sie nur in einer Position passen). Sind die 4 Schrauben drin, dann die hinteren Buchsen mit langer Schraube versehen. Passt nur in einer Position. Jetzt können wir den Motor wieder einhängen. Dazu den Motor etwas ablassen und vorsichtig mit einem Hebel die Motorlager in die entsprechenden Öffnungen einhängen und die Torxschraube unten wieder eindrehen. Darauf die Kappe. [bild=20]Die beiden unteren Querlenkerarme können auch noch eingesetzt werden. Dazu die Schraube so einsetzen, dass die Mutter an der Innenseite sitzt und die Exzenterscheibe genauso innen. Noch NICHT festziehen! Die Querlenkerarme vorne mit der Torxschraube zusammenschrauben aber auch NICHT festziehen. Ebenso die Schraube für die Stabikoppelstange. Nun noch die Stoßdämpfer wieder montieren und unten festschrauben. Ohne Stoßdämpfer bekommen wir die Federn nicht eingebaut. Also, spannen wir die Federn wieder 🙂 Oder sollte ich lieber 😠 zeigen... Eine Seite rutschte rein, die andere Seite brauchte knapp 10 Stunden Überredungskunst. Wie dem auch sei! Feder gespannt, alle 6 Schrauben unten eindrehen. [bild=22][bild=23]Ist das erledigt, können wir das Rad wieder zusammenbauen. Bremssattelhalter, Sattel, Feder, ABS Sensor einstecken, Stabilisator anbringen und festziehen. Nur noch das Rad rauf. Das Lenkgetriebe wieder einbauen und die Spurstangenköpfe anbringen. Dann ab zur Achsvermessung... Schließlich haben wir alles verstellt. Sturz, Vor-/Nachlauf und Gesamtspur eingestellt und die Kiste rollt wieder einwandfrei 🙂 Patient genesen und soweit wieder für weitere ~180tkm vorbereitet. Die Probefahrt zeigte halt auch eine einwandfreie Fahrt... Somit ist es wieder bestens 🙂 Mal schauen welcher Patient zu mir rollt und was seine Wehwehchen sind 🙂 [galerie] |
Sun Feb 11 11:51:58 CET 2018 |
Trottel2011
Was für ein Problem hat deine Achse denn? Je nach dem was es ist kann es einfach oder schwer sein. Spezialwerkzeug braucht man z.B. Nur für die Radlager. Alles Andere ist 0815 Werkstattarbeit.
Sun Feb 11 11:56:58 CET 2018 |
Turboschlumpf48945
Es sind die 4 Lager am Hilfsrahmen, Ressst wurdeschon gemacht
Sun Feb 11 11:59:36 CET 2018 |
Turboschlumpf48945
2x Hilfsrahmenbuchse hinten (MNC2370AC) - in der Zeichnung Teil 2
2x Hilfsrahmen-V-Halterung (MNC2360AB)
Sun Feb 11 12:11:39 CET 2018 |
Trottel2011
Das kann dir jede Werkstatt einpressen. Die V Lager sind auch nur geschraubt. Oder war deine Frage darauf bezogen dass ich das machen soll!? 😰 😕
Deine Antwort auf "Praxis Dr. Trottel, Teil 1: X308 Vorderachse"