Sun Dec 19 23:01:34 CET 2010 | andyrx | Kommentare (12) | Stichworte: Contergan, Gesellschaft, Justiz, Medikamente, Politik, Schadenersatz, Skandal
60er Jahre und Contergan
Hallo
als ich diesen Artikel unten gelesen habe erinnerte ich mich an einen Schulkameraden der auch betroffen war und keine Arme hatte und bewundernswert dennoch in einer normalen Schule wie unserer sein Leben meisterte...er war dabei sogar noch einer der Jungs der auch mal lachen konnte und dem man ausser der sichtbaren Behinderung nichts von dem schweren Leid welches durch Contergan verursacht wurde anmerkte
40 Jahre ist es nun her das die Akte Contergan/Grünenthal von der Justiz geschlossen wurde...mit einem Justizskandal der fast alle Zahlungen an die Gschädigten am Ende dem Steuerzahler umgehängt wurde.
Quelle und ganzer umfangreicher Artikel-->http://www.n-tv.de/.../...ng-waere-wichtig-gewesen-article2183036.html
Ob solch ein Kuhhandel und himmelschreiende Ungerechtigkeit auch heute noch zu erwarten wäre...??
was meint ihr..??
hoffen wir dass sich so etwas nie mehr wiederholt und solche fatalen Wirkungen von Medikamenten durch genügend Tests und Kontrollen vorgebeugt wird
mfg Andy |
Sun Dec 19 23:43:18 CET 2010 | 124er-Power
Politik ändert sich nie, also ja!
Mon Dec 20 00:09:11 CET 2010 | Dr Seltsam
Da ich ja "vom Fach" bin, sowas kann theoretisch immer passieren. Eine 100% Sicherheit gibt es nicht.
Es gibt mittlerweile mehrere tausend Wirkstoffe und noch mehr Hilfsstoffe. Natürlich werden komplexe Testreihen veranstaltet um herrauszufinden was mit wem wie reagiert und wie heftig das ausfällt, wer was nicht nehmen sollte, allerdings ist es nicht möglich jeden Stoff mit jedem Stoff zu kombinieren und die daraus resultierenden Verbindungen zu prüfen und am menschlichen Körper zu testen.
Im Endeffekt gilt der chemische Grundsatz das chemische Stoffe gern untereinander reagieren. Stoff A + B + C ergeben vielleicht etwas völlig harmloses, kommt aber noch D dazu haben wir ein zweites Contergan.
Deswegen gilt auch der allgemeine Grundsatz Schwangeren wenn möglich überhaupt keine Medikamente zu geben. Selbst leichte Schmerzmittel werden kritisch gesehen. Zumal man nicht testen kann was Medikamente bei Schwangeren bzw ihrem Kind anrichten. Welche Frau setzt schon freiwillig Gesundheit und Leben ihres Ungeborenen aufs Spiel!?
Allgemein privat sage ich: Schwangere außer im lebensbedrohlichen Notfall keine Medikamente. Mir wär das Risiko zu hoch. Und ansonsten, immer einen Arzt und alles dreimal prüfen lassen.
Und fragt wenn ihr eurer Dame was besorgen müsst gezielt nach, knechtet das Apothekenpersonal das es wirklich im Computer genau nach Wechselwirkungen mit andren Medikamenten prüfen soll. Nimmt die betreffende Frau bereits etwas, was sie aus irgend einem Grund nicht absetzen kann, schreibt euch genau auf was es ist und in welcher Dosis und lasst euch nicht abwimmeln.
Die genaue Dosis und der genaue Name sind wichtig um eventuelle Nebenwirkungen zu prüfen. Wenn sie pampig werden wechselt die Apotheke oder verlangt die Rote Liste, da steht alles drine.
Mon Dec 20 00:12:17 CET 2010 | Achsmanschette32558
Manche dummen Leute rauchen ja auch während der Schwangerschaft oder nehmen noch was schlimmeres...
Mon Dec 20 00:14:52 CET 2010 | invisible_ghost
Tag Andy,
das:
ist das Perverse an der Geschichte.
Wieso zahlt der Steuerzahler überhaupt auch nur einen Pfennig? Wieso entschädigt eine Stiftung die Opfer mit dem mehr als 8-fachen der Summe, welche Grünenthal bereitgestellt hatte? Wenn Grünenthal im letzten Jahr freiwillig 50 Mio € gezahlt hat, so wirft das ein bezeichnendes Licht darauf; wieviel diese W*****r Firma an Kohle eingesackt hat; um so eine Summe mal locker freiwillig zu zahlen.
Mir wird übel.
Mon Dec 20 00:22:48 CET 2010 | andyrx
wie ich den Artikel gelesen hatte,erinnerte ich mich sofort an den jungen aus meiner Schule aus den 70er Jahren....und hab daran gedacht wie r wohl heute zurecht kommt und wie zermürbend dieses Gezerre um eine Rente sein muss
ja dass der Steuerzahler am Ende die Zeche zahlt ist schon verwunderlich,denn dem Unternehmen scheint es ja ganz gut zu gehen.....wahrscheinlich hat man der Politik mit dem immer gut ziehenden Argument der ''Arbeitsplatzverluste'' den Schneid abgekauft
mfg Andy
Mon Dec 20 00:25:39 CET 2010 | Dr Seltsam
Zur Conterganfirma, der Trick den die vollziehen ist ganz einfach: Die spielen auf Zeit. Die meisten Conterganopfer werden nicht alt. Und sobald die Tod sind intressiert sich keiner mehr dafür. In dem Sinne, die Grünthaler sitzen das aus.
Mon Dec 20 00:29:00 CET 2010 | invisible_ghost
Grünenthal ist einer der extrem wenigen Fälle, wo ich mir bei uns das amerikanische Rechtssytem wünsche. Dann wäre der Laden zu und die Verantwortlichen würden im Hafthaus sitzen.
Mon Dec 20 00:40:06 CET 2010 | Spannungsprüfer13299
Das ist der Sinn einer Stiftung: Zinsen können erheblich dazu beitragen.
Gruß SRAM
Mon Dec 20 00:47:11 CET 2010 | invisible_ghost
@SRAM
Was du nicht sagst. Und was hat das damit zu tun, daß der Steuerzahler für die Entschädigung von Opfern einer Privatfirma aufkommen muss?
Mon Dec 20 08:50:23 CET 2010 | Brunolp12
In erster Linie war das mal ein Pharma- , kein Justizskandal.
Die Verantwortlichen bei Grünenthal haben noch lange die Untersuchungen behindert und bspw. einen Arzt, der erstzunehmende Hinweise entdeckte, mit Klagen bedroht und sich darauf rausgeredet, es gäbe ja keine ausreichenden Beweise für die Beteiligung von Thalidomid (dem Wirkstoff in Contergan).
Zur Ausgangsfrage: ja, dies könnte jederzeit wieder passieren (und passiert ja auch).
Übrigens wurde die Stiftung anscheinend aufgrund eines Vergleichs aus dem Verfahren Prozess gegründet. Dabei hat Grünenthal 100 Mio Mark gezahlt (die Einzahlungen des Bundes waren allerdings höher, das ist richtig).
Ein Vergleich ist aber immer die "freiwillige" Einigung beider Parteien.
Mon Dec 20 09:08:48 CET 2010 | metronaut
@invisible_ghost
Das System kann man prinzipiell von vielen Seiten betrachten.
Vorweg: Der Staat kassiert letztlich auch gern große Summen ein, wenn eine Privatfirma finanziell gut läuft.
In diesem Fall musste man wohl feststellen, dass man zu wenige Kontrollinstanzen in einem hochsensiblen Bereich fahrlässig geduldet hat. Dies zu leugnen wäre eine Verhöhnung der Opfer.
Die Opfer haben somit sehr wohl (mindestens moralische) Ansprüche an eben diesen Staat, wenn die Firma offensichtlich keine Mittel in benötigter Höhe bereitstellen kann.
Das aus diesem moralischen Anspruch etwas Greifbares, also Geld zur Bewältigung eines erschwerten Lebens wird, zeichnet ein Land aus, ich bin sogar ein klein wenig stolz darauf.
Tue Dec 21 01:18:45 CET 2010 | Standspurpirat30156
Contergan war natürlich ein Extremfall, bei welchem die schrecklichen Schäden so drastisch für jedermann sichtbar wurden, wie's ja drastischer kaum geht. Bin aber sicher, dass so etwas in ähnlicher Form ständig passiert, wenn auch vielleicht nicht im selben Ausmaß, nur vor allem halt nicht so sichtbar wird. Wenn Medikamente die Nieren oder Leber oder sonstige innere Organe stark schädigen, was ja auch lebensbedrohliche Ausmaße annehmen kann, sieht man das halt nicht von außen usw. usw. Und gegen "die Medizin" zu klagen ist imho hierzulande völlig sinnlos, das sind nur extrem wenige Ausnahmefälle, die juristisch "durchkommen", Contergan mit seinen katastrophalen und tragischen Ausmaßen ist wohl einer davon, vielleicht auch deswegen, weil dieser Fall auch internationale Kreise zog.
Und ich finde, es ist völlig richtig, dass wenn eine Privat-Firma oder Institution oder Behörde oder wer auch immer einen solchen astronomischen Schaden an arglosen Opfern anrichtet, der so hoch ist, dass die zur wenigstens annähernden Regulierung (wenn man im Falle Contergan überhaupt von so etwas wie "Regulierung" auch nur annähernd sprechen kann) benötigten Mittel nie von dieser Firma oder Institution o.ä. gepfändet werden könnten, dann muss hier im humanitären Bereich eine "Versicherung" einspringen, die ultimativ, wenn's also keine andere private Versicherung gibt, immer der Staat und damit der Steuerzahler sein muss, weil nur der es sein kann, nachdem beim Schadensverursacher nichts mehr zu holen ist (jedenfalls wenn dem so ist...) - in solch einem Fall imho selbstverständlich, der Opfer wegen, und einer humanitären Zivilisation wegen.
Es wäre doch unfassbar zynisch, wenn der Staat in einem solchen humanitären Bereich knausert, während er den sich peinlich dämlichst verzockt habenden Bankern ihre Pfründe (sogar ihre privaten letztendlich...) auf Kosten der Steuerzahler rettet....was sind diese Contergan Millionen (ich kenne die tatsächlichen Zahlen nicht, nur was oben erwähnt wurde) doch für "Peanuts" verglichen mit den 570 Milliarden an Steuermitteln für die Bankenpleite, oder ???....unfassbar ist nur, dass die Realität tatsächlich so aussieht....die Niere von einem Pharmazie-geschädigten zahlt niemand, der findet nie einen Gutachter (Mediziner und/oder Pharmazeuten also), der sowas eindeutig bestätigen würde, oder gar Ärztepfusch....bei dem Thema kam nicht mal ein Prof. Julius Hackethal weiter....bzw. selbst er biss dort auf Granit...
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