Sat Mar 13 17:59:09 CET 2010 | andyrx | Kommentare (28) | Stichworte: Chrysler, Gasturbine, Oldtimer, Turbine, Youngtimer
Hallo,
da es bei vielen meiner Autos rund geht im wahrsten Sinne des Wortes und ich viele Artikel zu dem dafür verantwortlichen Wankelmotor demzufolge verfasst habe...ist immer wieder von turbinenartigen Sound die Rede
Das Auto des heutigen Artikels hat eine Turbine als Antrieb
als Nachteile galten dabei und Grund dass die Gasturbine bisher nicht für den Straßenbetrieb nutzbar gemacht werden konnte, lag an vier Hauptschwierigkeiten:
- Versuchs-Turbinenautos verbrauchten zuviel Kraftstoff,
- beschleunigten schlecht,
- gaben derart gefährlich heiße Auspuffgase ab, daß durch sie etwa ein vorbeilaufender Hund auf der Stelle gebraten worden wäre und
- kreischten unerträglich.
als reizvolle Vorteile galten aber auch handefeste Argumente wie -->
- hat nur ein Fünftel der Bestandteile eines Kolbenmotors und ist daher unkomplizierter,
- verbrennt den Kraftstoff so gründlich, daß kaum giftige Gase aus dem Auspuff strömen,
- konsumiert jeden Kraftstoff,
- ist unbedingt vollgasfest und
- ermöglicht ein höheres Leistungsgewicht (mehr PS pro Kilo Gewicht).
der Chrysler Turbine von 1963 hatte eine solche eingebaut und sorgte für reichlich Aufsehen...
Von diesem Auto, dessen Karosserie aus der Turiner Formveredlerwerkstatt Ghia stammt, baut Amerikas drittgrößter Automobilproduzent eine Kleinserie von rund 50 Exemplaren. Sie sollen - lackiert mit der eigens für sie eingeführten Farbe "Turbinen-Bronze" - längere Zeit unter etwa 200 sorgfältig ausgesuchten Durchschnitts-Automobilisten zirkulieren und im alltäglichen Fahrbetrieb getestet werden.
Die Gasturbine von 1963, die vierte Generation der Chrysler-Gasturbine, gab nach der ersten Untersetzungsstufe eine Leistung von 130 bhp (96 kW) bei 3.600 U/min und bei Stillstand des Fahrzeugs ein Drehmoment von 576 Nm ab, was eine Beschleunigung des Autos in 12 Sekunden von 0 bis 100 km/h bei einer Außentemperatur von 29,5 °C ermöglichte – bei niedrigen Temperaturen war die Leistungsabgabe aufgrund der größeren Luftdichte noch höher.
Die Höchstdrehzahl der Turbinenwelle lag bei 45.600 U/min,die Leerlaufdrehzahl bei imposanten 22.000RPM
Die Turbine bestand aus einem einstufigen Radialverdichter, einer Brennkammer und einer zweistufigen Axialturbine, wobei die erste Stufe den Verdichter antrieb. Die mechanisch getrennte zweite Stufe war über ein Untersetzungsgetriebe direkt mit einem normalen TorqueFlite-Automatikgetriebe verbunden, der bei Kolbenmotorantrieben übliche hydraulische Drehmomentwandler war aufgrund der freien Strömung der Gase nicht erforderlich.
Zur Anpassung an Lastzustände,und um zu hohe Drehzahlen bei Motorbremsung zu verhindern,waren die Leitschaufeln der zweiten Turbinenstufe verstellbar ähnlich den heutigen VTG Ladern. Zwei rotierende Gegenstrom-Wärmetauscher (Rekuperatoren) gewannen Wärme aus den Abgasen zurück und erhitzten die verdichtete Luft vor der Verbrennung, was den Treibstoffverbrauch stark reduzierte.
Die Maschine hatte nur ein Fünftel der bewegten Teile eines Kolbenmotors (60 anstatt 300), was eine lange Lebensdauer erwarten ließ. Sie hatte weder Zündverteiler noch Unterbrecherkontakte, nur eine Zündkerze für den Start, keinen Kühlmittelkreislauf und, da keine Verbrennungsrückstände in den Ölkreislauf gelangten, war auch kein Ölwechsel notwendig.
Die Vorteile liegen aber auf der Hand: Eine Turbine hat wie oben schon beschrieben viel weniger bewegliche Teile als ein Kolbenmotor, weniger Reibungsverluste und Vibrationen und damit von Natur aus auch eine längere Lebensdauer.Summend nimmt die erste Stufe der Gasturbine Drehzahl auf,um nach wenigen Sekunden auf der Leerlaufdrehzahl von 22 000/min einzupende Der Wartungsaufwand war damit erheblich geringer als bei einem herkömmlichen Antrieb. Die Abgase enthielten auch ohne Katalysator kein Kohlenmonoxid (CO) und keine unverbrannten Kohlenwasserstoffe, allerdings produzierte die Turbine große Mengen Stickoxide (NOx) und die Schwierigkeiten, diese zu reduzieren trugen mit zur Beendigung dieses Programms bei.
Optisch war das große Coupe ganz im Stile der Zeit gehalten und fügte sich nahtlos in das ein was man von einem großen Chrysler optisch so damals erwartete,angesichts des spektakulären Antriebs fast konservativ der Auftritt....
Es waren eher die Details wie die Frontscheinwerfer, die den Lufteinlässen einer Turbine gleichen, Rückstrahler am Heck, die den Luftauslässen eines Strahltriebwerkes nachempfunden sind. Auch im Innenraum werden die Passagiere stets an den Antrieb erinnert: Eine durchgehende Mittelkonsole, an deren Enden jeweils stilisierte Luftschaufeln ruhen und auf deren Oberseite eine Schalterflut wie im Flugzeugcockpit auf die Betätigung wartet. Derlei konnte kaum in Großserie entstehen, deshalb ließ man die Karosserien 1963 bei Ghia in Italien fertigen und bei Chrysler komplettieren.
von den 50 gebauten Exemplaren haben 9 überlebt
mfg Andy |
Sat Mar 13 18:09:27 CET 2010 | Spiralschlauch11740
Ich wollte eigentlich in den nächsten Tagen auch ein Gas Turbinen Fahrzeug vorstellen...
-> Rover P4 JET 1 bis T4, auch mit 40.000 U/min
Kleine Korrektur: beim T3 wurden 50.000 U/min (100 ps) erreicht...
Sat Mar 13 18:10:27 CET 2010 | andyrx
das kannst ja immer noch machen
freu mich schon drauf
mfg Andy
Sat Mar 13 18:12:25 CET 2010 | Spiralschlauch11740
Habe gerade mein Posting etwas erweitert... Die T3 Version hatte 50.000 U/min
Sat Mar 13 18:13:26 CET 2010 | andyrx
...aber weniger PS
mfg Andy
Sat Mar 13 18:22:15 CET 2010 | Spiralschlauch11740
Was zählen PS in der heutigen Zeit? Aber gut, der JET 1 sowie T2-T4 wurden alle vor 1962 gebaut Der Chrysler Turbine erst sage und schreibe 12 Monate später
Achso, die T's hatten alle in Le Mans einige brauchbare Erfolge
Sat Mar 13 19:37:08 CET 2010 | andyrx
es muss schon faszinierend sein bei einem solchen Fahrzeug mal am Steuer zu sitzen,egal ob Rover oder Chrysler...die haben sich schon was getraut
mfg Andy
Sat Mar 13 19:51:23 CET 2010 | Fensterheber58
Ich liebe diesen Motor. Ich würde meinen 71er 300 geben, um diesen mal probezufahren. Halbe Stunde vorher anwerfen. WO gibts sowas?
Sat Mar 13 19:52:18 CET 2010 | invisible_ghost
Das Ding dreht sozusagen im Leerlauf wesentlich höher als ein aktueller F1-Bolide bei Vollgas......
Sat Mar 13 19:58:23 CET 2010 | andyrx
interessant auch das man alles tanken darf-->Kerosin,Diesel,Benzin alles geht....
mfg Andy
Sat Mar 13 19:58:24 CET 2010 | Faltenbalg33989
Heiß.
Bekommt man den auch mit Afterburner für richtig Leistung?
Sat Mar 13 19:59:59 CET 2010 | Fensterheber58
Der nachbrenner schaltet sich direkt nach dem anlasser zu.
Sat Mar 13 20:02:45 CET 2010 | andyrx
..und gebremst wird mit Schubumkehr..??
mfg Andy
Sat Mar 13 20:08:27 CET 2010 | Romiman
Nein, mit hydraulischen Trommelbremsen.
Dennoch ein äußerst faszinierendes Projekt!
Das konservative Äußere hatte mehrere Gründe.
Der eine war, daß Anfang der 60er nach den schrillen 50ern ohnehin eine Beruhigung des Autodesigns angesagt war.
Weg mit den spitzen Flossen, gewaltigen Kühlerschlünden und gebogenen Panoramascheiben.
Auch war eine möglichst tiefe Gürtellinie supermodern und schick, nach dem bis Ende der 50er nahezu alle Autos hohe hatten.
(Heute kehrt sich der Trend wieder um, vergleicht man mal einen 700/900erVolvo mit einem Audi TT; Blech ist eben billiger als Glas...).
Und dann war der Designer (Elwood Engel) vorher bei Ford.
Und schaut man sich einen "Bullet-T-Bird", also einen 61 - 63er Ford Thunderbird an,
hat man sicher keine weiteren Fragen mehr...
Sat Mar 13 20:12:12 CET 2010 | DoNuT_1985
Heute unvorstellbar, dass sowas tatsächlich mal in Kleinserie auf der Straße herumgefahren ist... faszinierend.
Dachte immer, dass die besagten Fahrzeuge nur nicht fahrfertige Hirngespinste wie der Wagen mit Atomreaktor als Antrieb waren. Dagegen nehmen sich Hybrid und Elektroantrieb ja äußerst unspektakulär aus.
Sat Mar 13 20:13:14 CET 2010 | andyrx
das mit dem Bremsen war auch eher ein Scherz
klar das hier hydraulische Bremsen im Einsatz sind...wenn auch noch Trommelbremsen,denn mit den Scheibenbremsen war man erst etwas später so weit
ich finde den Mut zu dieser Umsetzung von Chrysler schon stark und zeigt auch wieviel Geld damals auch noch in der gut gefüllten Kasse der Forschungsabteilungen vorhanden war...um auch mal so etwas auszuprobieren
mfg Andy
Sat Mar 13 20:27:17 CET 2010 | Faltenbalg33989
Praktisch wär so ein Ding schon. Hunger? Zu nah fahrender Hintermann? Alles gleichzeitig gelöst.
Sat Mar 13 20:29:03 CET 2010 | Faltenbalg33989
1963 kam die C2 raus. Dort waren Scheibenbremsen als Option J50/J65 verfügbar.
Sat Mar 13 22:00:03 CET 2010 | Sp3kul4tiuS
gibt doch immernoch zugelassen Turbinen getriebene fahrzeuge. Ein Beispiel das Motorrad von Jey lenno.
Aber nicht verwirren lassen. Die werden nicht immer mit dem Schub der Turbine angetrieben! Da muss man ja Minuten vorrausdenken wenn man gas gibt.
Eigentlich wie beim Helikopter mit Wellen. Kann man hier sehen http://www.youtube.com/watch?v=OKXZscAQMZ8&feature=fvw
Der Umbau wäre wohl etwas zu laut
http://www.youtube.com/watch?v=dtUdhkJvjZo Abgase gehen nach oben
Sat Mar 13 23:07:30 CET 2010 | norske
Falls Interesse an weiteren Informationen zum Chrysler Turbine Car besteht, dann empfehle ich einen Besuch auf der Website von Mark Olson, dessen Vater einer der Testfahrer des Turbine Car war.
Hit me!
Grüsse
Norske
Sun Mar 14 01:15:06 CET 2010 | TheWurst
Ein tolles Auto, eins der noch lebenden Exemplare habe ich im Petersen Automotive Museum in LA bewundern dürfen Und auf meinem Regal steht die kleine Version im Maßstab 1:18
(1205 mal aufgerufen)
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Sun Mar 14 09:37:34 CET 2010 | i need nos
mit was für einer Kupplung fährt man denn an, um einen Drehzahlabgleich zw. einem stehenden Rad und einer derart hoch drehenden Turbine zu realisieren? Eine normale Kupplung würde sofort verglühen und anschließend die verglasten Beläge unter lautem Klirren und Rasseln nach unten raus fallen
Sun Mar 14 10:36:37 CET 2010 | hades86
Vielleicht kommt die Kupplung erst nach einer Untersetzung?
Sun Mar 14 14:25:09 CET 2010 | andyrx
@hades86
würde ich jetzt auch mal vermuten,denn anders kann ich mir das auch schlecht vorstellen
mfg Andy
Sun Mar 14 14:27:20 CET 2010 | Spiralschlauch11740
Ich denke eher, da das ja beim Chrysler an eine Automatik gekoppelt ist (hatte den Wagen in einer Sondersendung zu Weihnachten auf einem Motorkanal auf Premiere/Sky gesehen) wird es über ein Drehmomentwandler sein. Die Dinger sind (bei entsprechender Auslegung) unkaputtbar. Und ob eine Automatik nun mit 44.000 U/min dreht oder mit 1 U/min -> das ist der Automatik Wurscht
Sun Mar 14 14:44:47 CET 2010 | norske
Wenige Sekunden einfachster Recherchearbeit zum Thema ergeben:
unterstützt wird diese Aussage durch:
und durch das hier: Klick!
Grüsse
Norske
Sun Mar 14 16:40:12 CET 2010 | i need nos
jo, dank dir. Manchmal sollte man die Texte einfach komplett lesen
Ich hatte meinen Kommentar eingefügt, weil ich kürzlich einen Bericht über ein turbinengetriebenes Auto in einer Oldtimerzeitschrift gelesen habe und da war die Rede davon, dass einer der Gründe für den flächendeckenden Einsatz von turbinengetriebenen Autos der extrem hohe Drehzahlsprung beim Anfahrne seie. Das war dann aber wohl nicht auf eine Kupplung bezogen sondern wohl eher darauf, dass die Turbine aufgrund der extrem hohen Drehzahlen und somit auch hohen Rotationsengien Drehzahlsprünge egal in welche Richtung, nicht möglich macht bzw. sehr unharmonisch reagiert.
Mon Mar 15 14:35:29 CET 2010 | Dynamix
Das das Ding alles was brennt tanken kann is ja gar nicht mal so schlecht. Obwohl ich glaube das es in den meisten Fällen immer noch billiger wäre Benzin zu tanken weil der Liter da immer noch billiger ist als der Liter vom billigsten Fusel im Laden
Sun Jul 10 11:12:38 CEST 2011 | Trackback
Kommentiert auf: Days of Thunder:
Es geht rund…
[...] Moin
dieses spektakuläre Auto war bei mir auch mal Thema-->http://www.motor-talk.de/.../...r-max-drehzahl-44-600rpm-t2614446.html
einfach faszinierend was man damals so alles ausprobiert hat
mfg Andy
[...]
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Deine Antwort auf "Chrysler Turbine -->keiner dreht höher, max. Drehzahl 44.600RPM"