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Tue Jun 23 08:48:53 CEST 2009    |    fire-fighter    |    Kommentare (75)    |   Stichworte: Wissenswertes

Wie versprochen, hier die ersten Bilder von unserem neuen Schmuckstück! Seit 19.06.2009 ist er offiziell im Dienst. Beim Verkauf des alten Fahrzeugs gibt es allerdings Probleme. Technisch einwandfrei, hat er allerdings die Schadstoffklasse EURO 0. Wie es aussieht, ist er damit fast unverkäuflich. Mal sehen, wie es weitergeht...

Jetzt erst mal ein paar Daten vom HLF:

Fahrgestell: MB Atego 1629 AF

Aufbau: Ziegler

Baujahr: 2009

Motorleistung: 210 kW

Zul. Gesamtgewicht: 14,5 t

Feuerlöschkreiselpumpe: FP 20/10

Löschwasserbehälter: 2000 Liter

Lichtmast: 2x 1500 W

Beladung:

  • 4 Atemschutzgeräte
  • Atemschutzüberwachungstafel
  • 4 Leichte Chemikalienschutzanzüge inkl. Gummistiefel/-handschuhe
  • 1 Notfallkoffer
  • 1 Überdrucklüfter
  • 1 Türöffnungsrucksack
  • 1 Sprungpolster
  • 1 Rettungsplattform für LKW inkl. Umbausatz "Schienenrolli"
  • 1 Stromerzeuger 13kVA
  • 1 Hydraulikaggregat inkl. Schere/Spreizer
  • 1 Satz Rettungszylinder
  • 1 Satz Minihebekissen (bis 24 t)
  • 2 Hyd. Winden 10 t
  • 1 elektrische Säbelsäge
  • 1 Mehrzweckseilzug
  • 1 Notfall-Kofferpumpe
  • 1 Notfallwanne
  • 1 Beleuchtungsgerät Powermoon
  • 2 Sätze Erdungsgeschirr für Bahn-Oberleitungen

Sat Jun 20 23:27:20 CEST 2009    |    fire-fighter    |    Kommentare (41)    |   Stichworte: Nachdenkliches

Tod der Unschuldigen

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Ich ging zu einer Party, Mama, ich erinnerte mich, was Du sagtest.
Du ermahntest mich, nicht zu trinken, Mama, also trank ich Soda stattdessen.
Ich fühlte mich richtig stolz, Mama, so wie Du es mir vorausgesagt hattest.
Ich habe nicht getrunken, um dann zu fahren, Mama, obwohl mir die anderen sagten, es sei nichts dabei.
Ich weiß, ich tat das Richtige, Mama, ich weiß, Du hast immer recht.
Nun ist die Party zuende, Mama, und alle fahren sie fort.
Als ich auf mein Fahrrad stieg, Mama, wusste ich, ich würde rasch nach Hause fahren,
weil Du mich so erzogen hast: Verantwortungsbewusst und lieb.
Ich fuhr also los, Mama, aber als ich auf die Straße auffuhr,
sah mich der andere Wagen nicht, Mama, er fuhr einfach über mich drüber.
Als ich lag auf dem Asphalt, Mama, hörte ich den Polizisten sagen,
"Der andere Typ war betrunken", Mama, Und nun bin ich es, die bezahlen wird.
Ich liege hier sterbend, Mama... Ich wünsche Du wärst bald hier.
Wie konnte das geschehen, Mama? Mein Leben zerplatzte wie ein Ballon.
Überall um mich ist Blut, Mama, das meiste davon ist meins.
Ich höre den Arzt sagen, bald werde ich sterben.
Ich wollte Dir nur sagen, Mama, ich schwöre, ich hab nichts getrunken.
Es waren die anderen, Mama, die anderen haben nicht nachgedacht.
Er war wohl auf derselben Party wie ich.
Der einzige Unterschied ist, er hat was getrunken
Und ich werde sterben.
Warum betrinken sich die Leute, Mama? Es kann ihr ganzes Leben zerstören.
Jetzt fühl ich heftige Schmerzen. Es sticht wie ein Messer.
Der Typ, der mich anfuhr, der geht, Mama, und ich denke, das ist nicht fair.
Ich liege hier im Sterben
und alles, was er kann, ist, zu starren.
Sag meinem Bruder, er soll nicht weinen, Mama, schreibt "Papas Mädchen" auf mein Grab.
Jemand hätte ihm sagen sollen, Mama, kein Alkohol hinter dem Steuer.
Wenn sie es ihm bloß gesagt hätten, Mama, wäre ich noch am Leben.
Mein Atem wird kürzer, Mama, ich bekomme solche Angst.
Bitte, weine nicht um mich, Mama. Du warst immer da, als ich Dich brauchte.
Ich hab ich nur noch eine letzte Frage, Mama, bevor ich mich verabschiede.
Ich bin nicht betrunken gefahren,
also warum bin ich diejenige, die stirbt?

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Unbekannter Autor - 2000/Internet

Bitte trinkt nicht, wenn ihr Auto fahrt
fire-fighter


Wed Jun 17 15:51:56 CEST 2009    |    fire-fighter    |    Kommentare (11)    |   Stichworte: Wissenswertes

Mit freundlicher Unterstützung durch die FF Wernau (Bilder)

Es brennt in der Küche. Überhitztes Fett hat sich entzündet. Die Hausfrau greift zu einem Glas Wasser, um die Flammen schnell zu löschen. Sekunden später hüllt sie ein riesiger Feuerball ein. Die Küche brennt in voller Ausdehnung, die Hausfrau konnte von der Feuerwehr nur mit Mühe gerettet werden. Sie kommt mit schwersten Verbrennungen ins Krankenhaus.

So, oder so ähnlich spielt es sich leider immer wieder ab. Was ist geschehen, warum ist der kleine Brand in der Pfanne so schnell eskaliert?

Das Problem war hier das Wasser. Überhitztes Fett hat einen Zündpunkt von ungefähr 280°C. Wasser verdampft bei 100°C. Trifft das Wasser auf das 280°C heisse Fett, verdamft es schlagartig. Das Problem hierbei ist die Volumenvergrößerung. Wasserdampf hat das 1700-fache Volumen von Wasser. Durch die schlagartige Ausdehnung wird das brennende Fett mitgerissen und im ganzen Raum verteilt. Ein weiteres seltener auftretendes Phänomen ist die chemische Aufspaltung des Wassers. Aus dem H2O wird Wasserstoff (H) und Sauerstoff (O). Eine hoch explosive Mischung entsteht, das sogenannte "Knallgas". Zur eigentlichen extremen Brandausweitung kommt eine Explosionswelle hinzu.

[bild=3]
Das Fett hat sich entzündet.

[bild=4]
Wasser wird über das brennende Fett geschüttet.

[bild=5]
Ein Feuerball entsteht

[bild=6]
Nach nur wenigen Augenblicken hüllt er die gesammte Küche ein...

[bild=7]
...und breitet sich bis in die angrenzenden Räume aus!

Was hätte man anders machen können?

Mit einem Topfdeckel, einem Backblech, oder einer Löschdecke lassen sich Fettbrände relativ leicht ersticken. Danach den Topf oder die Pfanne abkühlen lassen und erst danach die Abdeckung entfernen. Auch Pulverlöscher eignen sich, richten aber durch die Pulverwolke meist einen sehr großen Schaden in der Wohnung an.
Bei der Verwendung von Decken ist auf die Materialbeschaffenheit zu achten! Eine Polyesterdecke wird ebenfalls Feuer fangen, bevor sie die Flammen ersticken kann. In Baumärkten und im Internet gibt es Feuerbeständige Löschdecken zu kaufen. In Griffnähe in der Küche plaziert, sind sie genauso wertvoll wie der Rauchmelder im Schlafzimmer!


Sun Jun 14 16:29:32 CEST 2009    |    fire-fighter    |    Kommentare (6)

panther-flfpanther-flf

Auf Flughäfen gelten besondere Brandschutzvorschriften. Je nach Größe und Häufigkeit der Starts und Landungen und abhängig von der Größten zugelassenen Maschine müssen bestimmte Löschmittelreserven vorgehalten werden. Auch Zeitvorgaben müssen eingehalten werden. Nach 30 Sekunden müssen die FAhrzeuge abrücken und innerhalb von 2min 30 bis 3min JEDEN Punkt auf dem Gelände erreicht haben. Des weiteren gibt es Auflagen, wieviel Wasser innerhalb einer bestimmten Zeit auf den Brandherd ausgebracht sein muss.
Anhand dieser Eckdaten kann man erahnen, dass diese Aufgaben von normalen Löschfahrzeugen kaum zu bewältigen sind. Die Spezialfahrzeuge, die hier verwendet werden, haben um die 1000PS, sind allradgetrieben und erreichen die 80km/h in rund 20 sec. Die Höchstgeschwindigkeiten der 40 bis 50 t Giganten liegt bei 140km/h.

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Wed Jun 10 14:44:20 CEST 2009    |    fire-fighter    |    Kommentare (38)

lf-24lf-24

Heute abend ist es soweit! Der Nachfolger kommt. Die letzten Tage für unser LF24 brechen an. Nach Komplettierung der Beladung und Einweisung der Maschinisten, wird das neue HLF20/16 wahrscheinlich Ende nächster Woche den aktiven Dienst antreten. Die Funkkennung "Florian Stormarn 20-46" wird dann durch "Florian Stormarn 20-44/2" ersetzt.
(Die 46 steht für den Fahrzeugtypen LF24, die 44 für LF16/(H)LF20; die /2 für das zweite Fahrzeug dieser Typenklasse in einer Wehr)

Hier noch ein paar Daten des alten "Exoten" bei einer freiwilligen Wehr:

Fahrgestell: MAN F9 19.291
Aufbau: Ziegler
Baujahr: 1987
Motorleistung: 213 kW
Zul. Gesamtgewicht: 16,0 t
Feuerlöschkreiselpumpe: FP 24/8
Löschwasserbehälter: 1600 Liter
Schaummittelbehälter: 220 Liter
Generator: 20 kVA
Masch. Zugeinrichtung: 5,0 t
Lichtmast: 2x 1000 W
Beladung:
- 4 Atemschutzgeräte
- Atemschutzüberwachungstafel
- 2 Leichte Chemiekalienschutzanzüge inkl. Gummistiefel/-handschuhe
- 1 Notfallkoffer "First Responder"
- 1 Schleifkorbtrage
- 1 Elektr. Be- und Entlüftungsgerät
- 1 Tauchpumpe TP 8/1
- 1 Rollgliss
- 1 Türöffnungsrucksack
- 1 Hydraulikaggregat inkl. Schere/Spreizer
- 1 Satz Minihebekissen (bis 24 t)
- 2 Hyd. Winden 10 t
- 2 Sätze Erdungsgeschirr für Bahn-Oberleitungen
- 4-teilige Steckleiter
- 3-teilige Schiebleiter
- Ausrüstung zur Brandbekämpfung für zwei Löschgruppen


Mon Jun 01 23:33:40 CEST 2009    |    fire-fighter    |    Kommentare (28)    |   Stichworte: Wissenswertes

Immer wieder werde ich angeschrieben, mal zu erklären, was die einzelnen Abkürzungen imFeuerwehralltag bedeuten, und was sich dahinter verbirgt. Daher hier mal eine (sicher nicht vollständige) Aufzählung und Erklärung.
Wenn Ihr noch Begriffe aufschnappt, meldet Sie mir einfach hier oder per PN, dann werde ich die Liste ergänzen.

Ausrüstung

PA: Pressluftatmer, oder auch Pressluftatemgerät. Häufig auch als "Schwerer Atemschutz" bezeichnet. Damit ist im Prinzip eine Pressluftflasche auf einem Tragegestell gemeint. In ihr befindet sich komprimierte Atemluft. Mittels Druckminderer werden die max 300bar Flaschendruck auf Normaldruck reduziert. Dem Feuerwehrmann wird damit ermöglicht, in Bereiche vorzudringen, in denen zu wenig Sauerstoff in der Atmosphäre ist. (z.B. verqualmte Räume, aber auch Silos oder Kellerbereich, wo zu viel Kohlenmonoxid, oder Faulgase den Sauerstoff verdrängen)
Die Einsatzzeit liegt in der Regel bei 30 Minuten.

CSA: Chemikalienschutzanzug. Dieser Gasdichte und gegen die meisten Substanzen resistente Anzug ermöglicht es, bei Gefahrguteinsätzen sicher zu arbeiten. Unter dem Anzug (also IM Anzug) wird ein PA getragen. Helm und Baumwollkleidung komplettieren die Ausrüstung unter dem CSA. Kontakt zur Außenwelt wird über ein Funkgerät gehalten.
Diese Ausrüstung ist zwar sicher, bedeutet durch ihr Gewicht aber eine enorme Belastung für den Träger. Die Einsatzzeit beträgt hier 20 min. Die restliche Zeitreserve wird für die erforderliche Dekontamination benötigt.
Aufgrund des Anzuges ist die Motorik sehr eingeschränkt. Ein flach auf dem Boden liegender Schraubenschlüssel kann schon mal zur Herausforderung werden.

Fahrzeuge und Pumpen

Es gibt verschiedene Arten von Feuerwehrfahrzeugen. Je nach größe des Ortes und nach dem Anforderungsspektrum. In den letzten Jahren wurde Norm geändert. Alte Fahrzeugbezeichnungen existieren jedoch weiter, da ja auch die Fahrzeuge noch existieren. Bei einem durchschnittlichem EInsatzleben von 20 Jahren in einer Freiwilligen Feuerwehr ist das ja auch verständlich. Ich wede mal versuchen, die alten und die neuen Bezeichnungen zusammenzutragen und hier zu erläutern.

Fangen wir mal ganz klein bei der Pumpe an:

[bild=2]
TS: Tragkraftspritze, also tragbare Motorpumpe. Es gibt sie in verschiedenen Größen. Am bekanntesten iund verbreitetsten ist die TS8-8. Die Zahlen stehen hier für die Pumpleistung. (Hier: 800l/min bei 8bar Nenndruck) Eine weitere Variante war der große Bruder, die TS 16-8 (also 1600l/min bei 8bar) Beide Bezeichnungen sind aus den Norm. Aktuell ist die TS10-10 (1000l/min bei 10bar)

Damit kommen wir zur wichtigsten Änderung in der Norm. Früher wurden alle Fahrzeugbezeichnungen und Pumpleistungen für einen Nenndruck von 8bar angegeben. In Europa ist aber in den meisten Ländern eine Leistungsbezeichnung bei 10bar üblich. Im Zuge der Vereinheitlichung wurde der Nenndruck von 8 bar auf 10 bar angehoben. Eine Pumpe, die 800l/min bei 8bar fördert, leistet bei 10bar 1000l/min. Es ist also nur eine andere Schreibweise aufgrund eines anderen Ausgangsdrucks. Das ist jetzt mal stark vereinfacht ausgedrückt. (Tatsächlich verhält sich das Verhältnis Druck/Förderleistung natürlich nicht linear. Die Leistung einer 10-10er Pumpe entspricht tatsächlich den Daten einer älteren 16-8. Da die Pumpenleistungen aber in den letzten Jahren auch schon über den Normwerden lagen, entspricht eine heutige 10-10 den Leistungsdaten der jüngsten 8-8er Generation.)
Das wird nachher bei den Löschfahrzeugen nochmal klarer.

[bild=4]
TSA: Das kleinste "Fahrzeug" ist eigentlich gar keins. Die Minimalausstattung in kleinen Dörfern besteht meist aus einem Tragkraftspritzen-Anhänger. Auf einem kleinen Einachsanhänger wird eine Pumpe nebst Schlauchmaterial und Strahlrohren transportiert. Dieser Anhänger wird dann von einem privaten Trecker zur Einsatzstelle gezogen. Die Feuerwehrleute gehen zu Fuß.

[bild=3]
Der Grundgedanke hierbei war, dass die kleinen Dörfer hauptsächlich aus Bauernhöfen bestehen. Der erste Landwirt mit Trecker am Gerätehaus zieht den Anhänger und aufgrund der kleinen Ortsgröße braucht man kein Transportfahrzeug.

KLF: Durch die immer größer werdenden Fahrzeuge und der Führerscheinproblematik (B/BE nur noch bis 3,5t) hat sich eine neue Fahrzeuggeneration etabliert. Das Kleinlöschfahrzeug hat 400l Wasser an Bord. Neben einer kleineren Pumpe (TS6-6: 600l/min bei 6 bar) wird eine abgespeckte Beladung für den Erstangriff mitgeführt.

TSF / TSF-W: Das nächstgrößere ist ein Tragkraftspritzenfahrzeug. [bild=5]
Früher typischerweise auf dem alten Ford-Transit oder auf dem VW-LT als Kastenwagen. Die Beladung ist etwas umfangreicher als beim TSA. Das TSF-W hat zusätzlich noch einen kleinen Wassertank an Bord. Es besitzt aber keine fest eingebaute Pumpe. Die TS ist über flexible Leitungen am Wassertank betriebsfertig angeschlossen, kann aber immer noch getrennt vom TSF eingesetzt werden. Mit dem TSF-W hielt eine neue Bauform des TSF Einzug. Entgegen dem früheren Kastenwagen wird jetzt häufig eine Seriendoppelkabine mit Kofferaufbau und seitlichen Gerätefächern genutzt.
Maximales Gesammtgewicht eines TSF-W: 7,5t[bild=6]

LF

[bild=1]
Als LF werden die Löschgruppenfahrzeuge betitelt. Eine Löschgruppe besteht aus 9 Personen, oder auch 1:8, also 1 Gruppenführer und 8 Feuerwehrleute. Im Einzelnen: Maschinist, Melder, Angriffstrupp (-führer und -mann), Wassertrupp und Schlauchtrupp.
Ein LF befördert also eine komplette Gruppe und zusätzlich das Einsatzgerät. Ursprünglich wurde kein Wasser mitgeführt, da diese Aufgabeden Tanklöschfahrzeugen zukam. In den letzten Jahren hat sich jedoch, wie bei den TSF, ein Wassertank für den Erstangriff etabliert. Bei den Löschgruppenfahrzeugen wiederholt sich die Pumpenleistungsangabe in der Bezeichnung.

LF 8 und LF8/6:
[bild=8]
Das LF8 war lange Zeit das "Standardfahrzeug" bei den kleineren freiwilligen Feuerwehren. Ausgestattet mit einer Frontpumpe und einer TS war es für die meisten Einsätze gut gerüstet. Aufgebaut auf einem Kleinlasterfahrgestell mit Strassenantrieb hatte es ein Maximalgewicht von 7,5t und war daher auch von Klasse 3 Führerscheininhabern fahrbar. Das LF8/6 folgte den Wünschen der Feuerwehr, für einen Erstangriff eine Mindestmenge Wasser mitzuführen. Es hatte daher einen 600l Wassertank an Bord. Die für das LF8 typische Vorbaupumpe vor der Stoßstange wanderte beim LF8/6 ins Fahrzeugheck. Die TS entfiel aus der Standardbeladung, konnte aber bei entsprechender Gewichtsreserve als Zusatzbeladung bestellt werden.
Es gab auch teilweise LF8 und LF8/6 als Allradversion. Diese Fahrzeuge hatten dann ein zul.GG von 9t und benötigten einen LKW-Führerschein. Daher waren sie bei den kleineren Wehren recht selten anzutreffen.

LF10/6:
[bild=7]
Der Nachfolger der LF8 und LF8/6 heisst heute LF10/6. Die Beladung gleicht dem LF8/6, die Pumpe leistet 1000l/min bei 10bar. Aufgrund der Änderung der Führerscheinklassen sind die 7,5t uninteressant geworden. Einige LF10/6 werden inzwischen auch auf 12t Fahrgestellen aufgebaut. Die Ausrüstung zur technischen Hlfeleistung wird auch auf den "kleineren" LF immer umfangreicher. Heute gehören Stromaggregat, Beleuchtungsgerät uvm. schon zur Standardbeladung.

...wird fortgesetzt...


Sat May 30 20:52:50 CEST 2009    |    fire-fighter    |    Kommentare (17)    |   Stichworte: Einsätze

[bild=1]
Brandmeldeanlagen findet man in fast allen größeren Gebäuden. Ab einer gewissen Objektgröße wird so eine Anlage vorgeschrieben.

Eine Brandmeldeanlage besteht aus mehreren Teilen. Da wären zum ersten die eigentlichen Melder. Da gibt es je nach Einstzgebiet die verschiedensten Ausführungen. Rauchmelder, Wärmemelder, die einen sprunghaften Temperaturanstieg erkennen, kombinierte Rauch-/Wärmemelder, Optische Melder, die das flackern von Flammen erfassen, Linienmelder, die per Laserstrahl weite Hallenkomplexe überwachen und und und. Dann natürlich den "klassischen" Druckknopfmelder im Roten Kasten mit der Scheibe davor. Aber was passiert dann?
Alle diese Melder sind an eine Brandmeldeanlage angeschlossen. Bei größeren Anlagen sind die Melder zu Gruppen zusammengefasst. Bei einem Alarm löst diese Anlage eine Meldung in der angeschlossenen Feuerwehrleitstelle aus. Im Gebäude selbst ertönt ein Feueralarmsignal, damit die anwesenden Personen gewarnt werden und das Gebäude verlassen können. Damit die Feuerwehr nachts auch Zugang zu diesen Gebäuden hat, gibt es meist aussen sogenannte FSD (Feuerwehr-Schlüssel-Depots)

[bild=3]
Das sind kleine eingemauerte Schlüsselsafes, deren Klappe bei ausgelöster Brandmeldeanlage entriegelt wird. Die Feuerwehr kann dann mit einem speziellen Schlüssel das Depot im Inneren öffnen und die Objektschlüssel entnehmen.

Bei einer derarigen Ballung von Technik ist es sehr wahrscheinlich, dass es auch mal zu Störungen kommt. Das bedeutet dann meist eine Fehlalarmierung. Ursachen hierfür gibt es wie Sand am Meer. Mal hat einfach die Anlage selbst eine Störung, mal ist es der Dieselstapler auf der Laderampe, mal ein Dampfstrahler, ein anderes mal sind es Flex- oder Schweißarbeiten.
Immer wieder gibt es Anlagen, die öfter als normal Fehlalarme auslösen. In Berenbostel war das damals die Tiefkühlhalle. Alle paar Tage ging der Funkmelder, natürlich meist nachts. Zu Anfang kamen viele zur Wache, mit der Zeit immer weniger. Verständlich. Man wird aus dem Schlaf gerissen, für nichts. Irgendwann schleicht sich bei jedem der Gedanke ein "Ist ja doch nichts, ich bleib einfach liegen!" Gerade das ist aber gefährlich. Wenn dann doch mal was passiert, geht durch die dann notwendige Nachalarmierung wertvolle Zeit verloren.
Fehlalarm um Fehlalarm verging. Immer das selbe Spiel: Das TLF als erstes Fahrzeug raus, Das LF hinterher. Schlüsselkasten auf, Schiebetor aufschliessen, zur Seite schieben, Rückmeldung an Leitstelle "von aussen keine Wahrnehmung" und vorfahren bis zum Seiteneingang.

[bild=2]Tür aufschließen, dabei die seperate Einbruchsmeldeanlage auslösen (geht halt noch eine Tröte mehr an...) zur Brandmeldeanlage gehen, auf dem Meldetableau die Ausgelöste Schleife ablesen, die entsprechende Laufkarte (ein Gebäudeschema den betreffenen Abschnitts, auf dem alle Melder und Gefahrenquellen eingezeichnet sind) greifen und den Bereich kontrollieren. Routine. Oft geübt und meist stinklangweilig. Im Kühlhaus zusätzlich A...kalt!
Diesmal wieder: Ausgelöster Melder in der Batterieladestation. Das Stahlschiebetor war ordnungsgemäß verschlossen. Dahinter befanden sich drei Ladestationen für die Elektrohubwagen, nebst Abstellplätzen für die Hubwagen. Da waren wir auch schon des öfteren. Und genau da liegt die Gefahr. "Da ist eh nie was!", dann Tür auf und reinschauen....
Diesmal war ich zum Glück nicht so leichtsinnig. Ich hatte die Hand schon ausgestreckt, da zögerte ich. Ich zog den Handschuh aus und machte mit der bloßen Hand einen Temperaturcheck. "He! Die Tür ist heiß!" Diesmal war's ernst! Per Funk wurden die Kameraden draussen informiert, damit sie uns eine Schlauchleitung reinbringen und eine Wasserversorgung aufbauen. Wir warteten auf den Schlauch, Das Atemschutzgerät hatten wir ja schon auf dem Rücken. Kurz darauf, mit Wasser am Stahlrohr, alle anderen ohne Atemschutz hatten den Bereich verlassen, öffneten wir das Schiebetor. Es brannte tatsächlich. Neben einer der Baterieladestationsen stand eine einzelne Staplerbaterie zum Laden. Der Stapler sebst stand zum Laden davor. Damit das Ladekabel reichte, hatte der Fahrer die Gabel angehoben und war vor die Baterie gefahren. Über Nacht hatte die Hydraulik der Gabel nachgelassen. Die abgesackte Gabel löste an der einzeln stehenden Baterie einen satten Kurzschluss aus. Unterm Strich ein kleines Feuer, welches auch sehr schnell gelöscht war.
Interessanterweise kamen nach diesem Erlebnis wieder mehrere Kameraden bei der Meldung "Brandmeldeanlage" zur Wache.

[bild=4]
Das zweite Erlebnis hatten wir in einem Möbelhaus. Jedes Mal, wenn das Gebäude umgebaut oder erweitert wurde, brauchten die Techniker eine Weile, bis die Brandmeldeanlage zuverlässig lief. Für uns bedeutete das immer eine Reihe von Fehlalarmen. So auch diesmal. Der "Naturpavillon" war die neuste Erweiterung. Eine Holzdachkonstruktion, außen dem Rondell folgend eine Empore, in der Mitte ein Zentraler Pfeiler. Deckenhöhe gut 15m. Bei der Kontrolle des Rauchfreien Pavillons fiel uns ein verschmorter Geruch auf. Von der Empore aus konnten wir erkennen, dass einer der Trafos der Hallogen-Kronleuchter geschmort hatte. Die Holzverkleidung war in dem Bereich schwarz verfärbt. Mit dem Hochdruckschnellangriff vom Tanklöschfahrzeug "schossen" wir einmal nach oben. Treffer! Die Rauchbildung hatte aufgehört. Aber war der Schwelbrand wirklich aus? Wie kontrollieren? Verschiedene Überlegungen wurden angestellt. Von "Dach von oben aufsägen" bis "wird schon aus sein.." war keine vernünftige Lösung dabei. Schließlichentschieden wir uns, aus zwei 4-Teiligen Steckleitern eine Bockleiter zu bauen, auf die dann der leichteste von uns zur Kontrolle raufsteigen musste. Die Konstruktion passte genau bis knapp unter den Deckenbereich. Etwas wackelig und garantiert nicht im Sinne der UVV, aber wir hatten Gewissheit: Feuer aus!


Wed May 27 10:54:54 CEST 2009    |    fire-fighter    |    Kommentare (19)    |   Stichworte: Einsätze

2006. Die Fußball WM war im vollen Gange. Viertlfinale. Wir hatten uns in der Wache gemeinsam das erste Spiel angesehen und sassen noch zusammen. Das zweite Spiel lief gerade. Es war warm, die Sonne strahlte und wir überlegten, was man noch unternehmen könnte. Dann draußen Martinhorn. Rettungswagen und Notarzt fuhren vorbei. Ein paar Minuten später gingen unsere Melder los. Minischleife: Amtshilfe für POL nach VU
Wir besetzten mit zehn Mann das LF24 und das LF16 und fuhren los. Ein Motorradfahrer war von der Fahrbahn abgekommen und hatte ein Verkehrsschild touchiert. Der Notarzt und die Rettungssanitäter hatten alle Hände voll zu tun. Die Polizei bat uns, die Unfallstelle etwas abzuschirmen, da sich inzwischen eine erhebliche Anzahl an Schaulustigen gesammelt hatte. Die durch das Schild hervrgerufene Teilamputation der Beine war auch wirklich kein schöner Anblick.
Mit Decken und unseren Fahrzeugen bildeten wir einen Sichtschutz. Nebenbei sicherten wir das Motorrad und streuten ausgelaufenen Kraftstoff ab.
Im Hintergund stieg hier und da Rauch auf, die meisten Anwohner saßen im Garten und waren am Grillen. Uns stieg ein stechender Geruch in die Nase. Irgendwie verschmort. Das Motorrad? Nein, das war ok...
Wieder der Blick in die Runde. Da ein Grilfeuer im Garten, dort ein Grill auf der Terasse, dort qualmte es vor der Terasse, da noch ein Grill... Moment! Qualm VOR der Terasse?? Nö! Das ist der Raum UNTER der Terasse! Luftlinie 250m von uns entfernt! Plötzlich kam Bewegung in uns! Ich schnappte mir den nächstbesten Kameraden: "Los! PA anlegen! Da hinten brennt's!" Wir rüsteten uns in Windeseile aus, das zweite Fahrzeug fuhr näher ran. Schläuche wurden verlegt. Wir rannten mit dem Atemschutzgerät auf dem Rücken die Strecke bis zu dem Haus. Per Funk forderteunser Gruppenführer von der Leitstelle Verstärkung. Wir waren ja nur mit einer handvoll Leute zur Amtshilfe abgerückt. "Zwoter Einsatz. Verdacht auf Wohnungsbrand. Lösen Sie die große Schleife aus."
Inzwischen waren wir auf Höhe des Hauses angekommen. Der Besitzer stand am Zaun und realisierte erst jetzt, dass wir zu Ihm wollten.
"Was wolen Sie von mir? Verlassen Sie mein Grundstück! Ich habe Sie nicht gerufen! Bei mir brennt es nicht. Ich bezahle Sie nicht!"
Wir waren etwas verdutzt. Im Hintergrund quoll der Rauch aus den Türritzen und wir standen am Gartenzaun und mussten mit dem Besitzer diskutieren. Die anwesende Polizei schob den Besitzer zur Seite und erläuterte ihm ausführlich, was "Gefahr im Verzug" bedeutet, und dass ein Feuerwehreinsatz durch die Gebäudebrandschutzversicherung gedeckt sei. Wir gingen währenddessen mit dem Strahlrohr vor. Vorsichtig öffneten wir die Tür. Grauer Rauch drang ins Freie. Der Raum selbst voller Gerümpel. Ein typischer Abstellraum. Gleich rechts an der Wand hing ein Spielautomat, aus dem es heftig rauchte. Die Kunststoffabdeckungen zogen schon Fäden. Kurzerhand packten wir den Automat, hoben ihn vom Haken und trugen ihn ins Freie. Zurück im Abstellraum tasteten wir uns zum Fenster auf der Rückseite und öffneten es zum Durchlüften. Mehr war zum Glück nicht passiert.
Draussen hatten unsere Kameraden den AUtomaten inzwischen "geknackt" und mit ein wenig Wasser gelöscht. Der Besitzer war inzwischen recht kleinlaut.

Zu den positiven Gedanken, ein Feuer gelöscht zu haben, bevor es eigentlich gemeldet wurde, mischten sich die nachdenklicheren über den Motorradunfall. Entgegen ersten Behauptungen zu überhöhter Geschwindigkeit stellte sich später heraus, dass ihm von rechts die Vorfahrt genommen wurde. Bei der Ausweichbewegung verlor er die Kontrolle und kam nach links von der Strasse ab. Seine Maschine traf ein Achtungsschild und knickte es weg. Das Schild selber traf dann seine Beine...
Nach ein paar Tagen erfuhren wir dann, dass er den Unfall nicht überlebte. Der Verursacher war zwar von Zeugen gesehen worden, wurde aber nie gefasst.


Sun May 24 23:08:02 CEST 2009    |    fire-fighter    |    Kommentare (20)    |   Stichworte: Einsätze

8. Januar 2004: Gegen 16:00 kam der Alarm. VU auf der Bundesstrasse. Ein LKW wurde an der Kreuzung geschnitten und musste eine Vollbremsung machen. Auf dem Kippauflieger war mit Aluplatten abgedeckt. Darüber war eine Plane gespannt. Die Ladung: Schlachtereiabfälle aus der Geflügelverarbeitung. Hühnerfüsse, Hühnerhälse und Innereien. Eine breiige Masse. Schwallbleche waren nicht vorhanden. Aufgrund der Vollbremsug platzte die Aluminiumabdeckung im vorderen Bereich auf. Die Plane konnte die Ladung nicht halten. Somit ergossen sich mehrere Tonnen der Abfälle auf die Sattelzugmaschine und auf die Strasse. Durch den hohen Fettgehalt war die Fahrbahn extrem rutschig.

Als erstmaßnahme wurden der Abbieger und die rechte Fahrbahn gesperrt. Die linke Fahrbahn wurde mittels Ölbindemittel "abgestumpft", damit der Berufsverkehr zumindest einigermaßen abfließen konnte.

Über den städtischen Bauhof wurden Absetzmulden und Radlader an die Einsatzstelle geordert. Da sich die Entsorgung dieser Mengen an Schlachtereiabfällen als etwas problematisch erwies, wurde entschieden, auf das Ersatzfahrzeug der Spedition zu warten. Die Zugmaschine musste in mühevoller Handarbeit von den Hühnerresten befreit werden. Nachdem der Absetzkipper für den Abtransport eingetroffen war, wurde begonnen, die Schlachtabfälle mittels Radlader von der Fahrbahn zu entfernen. Danach wurde die Fahrspuren mit einem Dampfstrahler vom Fett befreit. Das Wasser-Fett-Gemisch wurde vor den Regenwassereinläufen abgesaugt und gesondert entsorgt. Abschließend wurde die gesammte Fahrbahn zusätzlich mit Ölbindemittel abgestreut. Das Bindemittel wurde am nächsten Tag vom Bauhof mit einem Kehrgerät wieder aufgenommen. Für uns war dieser (leider nicht einmalige) Einsatz nach 4 Stunden beendet. Zum Glück ereignete sich dieser Unfall im kühlen Januar. Die Belastung während der Sommermonate wäre sicherlich um ein vielfaches schlimmer gewesen.

Die letzten Hühnerfüsse fanden sich noch Tage später im Gras am Rande neben des Radweges...


Sun May 17 13:21:37 CEST 2009    |    fire-fighter    |    Kommentare (15)    |   Stichworte: Einsätze

Der Einsatz kam mitte Dezember. Abends gegen 20:30 Uhr.
GEFAHRGUTEINSATZ: SB-TANKSTELLE INDUSTRIEGEBIET xxx. FLÜSSIGKEIT TROPFT VON LKW-LADEFLÄCHE

Sch...dreck! Schnell in Hose und Stiefel gesprungen und ein kurzes "Gefahrgutunfall! Das wir später!" ins Wohnzimmer gerufen und dann raus zum Auto. Schmuddelwetter, naßkalt. Nahezu windstill. Auf der Fahrt ins Gerätehaus picke ich noch einen Kameraden auf. Der hat noch kein Auto, weiß aber dass theoretisch min. 3 Kameraden mit Auto an der Ecke vorbeimüssen. Diesmal hatte er Glück und kam recht zügig mit. Nichts demotiviert mehr, als andauernd bei Einsätzen dem letzten Fahrzeug aus der leeren Wache hinterherzusehen.
Wir besetzen die Fahrzeuge und fragen an der Leitstelle die Wetterdaten ab. Die haben Zugriff auf entsprechende Programme und können uns mit Daten über Windrichtung und Windgeschwindigkeit versorgen. Das ist bei Gefahrgutunfällen wichtig, damit man nicht gegen den Wind anfährt und dann in der Schadstoffwolke steht.
Doch diesmal kein Problem. Nur ganz leichter Wind und auch noch von der "richtigen" Seite. Wir können den ganz normalen Weg zur Anfahrt wählen. Der Einsatzort ist eine SB-Tankanlage im Industriegebiet an der Autobahn. Ein LKW-Fahrer bemerkte, dass bei einem anderen LKW, der gerade tanken wolte, Flüssigkeit von der Ladefläche tropft. Anhand der orangenen Warntafeln war erschtlich, dass es ein Gefahrguttransport war.

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Als erstes galt es zu erkunden, um was für eine Ladung es sich handelte. Parallel dazu mussten die zahlreichen LKW kontrolliert werden und die im Fahrzeug schlafenden Fahrer aus dem Gefahrenbereich gebracht werden. Kein Verständnis habe ich für die Fahrer, die auf das Klopfen an der Türe nicht reagierten, weil sie sich wohl nicht stören lassen wollten... Sie haben sich dann aber durch Licht an und aus doch "verraten" und wurden dann etwas aufdringlicher zum Verlassen des Fahrzeugs "überredet"...

Inzwischen war der Parkplatz weiträumig abgesperrt, der Gerätewagen Gefahrgut, der vom Landkreis auf unserer Wache stationiert wurde, war auch mitan der Einsatzstelle, und der erste Trupp hatte die Erkundung am LKW unter Vollschutz (CSA) abgeschlossen. Die Ladung bestand aus 50l-Kanistern mit hochkonzentriertem Wasserstoffperoxid. (Beim "hausgebrauch" sind es nur 2% in der Lösung, hier waren es über 90%)
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Die Kanister waren 2-fach übereinander auf Paletten gestapelt. Jede Palette war mit Stretchfolie umwickelt. Die Paletten waren formschlüssig verladen. Weitere Ladungssicherungen existierten nicht. Durch bremsen waren die Kanister offensichtlich verrutscht. Teilweise war zwischen Kanistern und Palette ein versatz von 10cm vorhanden. Offensichtlich waren einer oder mehrere Kanister leckgeschlagen. Welche das waren, konnte nicht lokalisiert werden. Also musste der LKW entladen werden. Per Stapler leider unmöglich, aufgrund des Versatzes auf den Paletten...
Es zeichnete sich ein längerer Einsatz ab. Der Löschzug Gefahrgut des Kreises wurde alarmiert, da wir nicht genug Chemikalienschutzanzüge und nicht genügend ausgebildete Träger zur Verfügung hatten. Die parkenden LKW wurden unter Atemschutz vom Parkplatz gefahren, um den "heimatlos" gewordenen Fahrern die Weiterfahrt oder die Pause an anderer Stelle zu ermöglichen. Ausserdem konnten wir den gewonnenen Platz auf dem Parkplatz für die zu entladenden Kanister und für die Übersicht ganz gut gebrauchen.
Nach und nach trafen die Fahrzeuge des Gefahrgutzuges an der Einsatzstelle ein. Jetzt begann die mühselige Handentladung des LKW's. Immer zu dritt gingen wir vor. Einer saß auf den Kanistern (später stand er auf dem freigeräumtem Bereich der Ladefläche) und hob die Kanister herunter. Der zweite nahm sie unten entgegen und reichte sie an den dritten weiter, der sie auf Planen oder in Schutzwannen wieder aufstapelte. Draußen stand der nächste Trupp als Rettungstrupp in Bereitschaft, der nächste Trupp begann sich auszurüsten. Nach 20-25min war die Luft soweit verbraucht, dass ein Wechsel anstand. Der Rettungstrupp wurde Einsatztrupp und der nächste Trupp rückte auf. So vergingen die Stunden, einige Kameraden waren zwei bis drei mal während der Arbeiten "vorne". Andere lösten den Dekontrupp ab. Ausgerüstet mit leichten Einmal-Chemieschutz Overals und mit Filtergerät, halfen diese bei der Reinigung der zurükkehrenden Trupps, und bei der Entkleidung.
Verpflegung und Kistenweise Getränke waren inzwischen auch organisiert.
Sprit für die Stromgeneratoren für die Flutlichtmasten musste nachgeholt werden. Die Vorräte bei uns in der Wache gingen zur Neige, die benachbarte Tankstelle wollte nur gegen Bezahlung welchen rausrücken (sch... Studenten im Nachtjob...) Also wurde aus der Nachbarstadt die Reserve der Wache geordert. Langsam zeichnete sich das Ende ab. Wir hatten verteilt über die gesammte Fläche mehrere beschädigte Kanister gefunden. Nach dem erfolgten Entladen wurde die Ladefläche und der Parkbereich unter dem LKW nach Rücksprache mit TUIS* mit viel Wasser gespült.

Ein Entsorgungsunternehmen war eingetroffen, und begann, die Kanister zu reinigen und umzuladen. Die von und benutzten und kontaminierten Ausrüstungsgegenstände und Schutzanzüge wurden in Foliensäcke verpackt an der Einsatzstelle zurückgelassen und vom Entsorgungsunternehmen mitgenommen. Fachfirmen kümmerten sich hinterher um Reinigung und/oder Entsorgung der einzelnen Teile.

Inzwischen war es hell geworden. Zurück auf der Wache mussten die Fahrzeuge wieder einsatzbereit gemacht werden. Dann ging es ab nach Hause. Ich hatte zum Glück mein Portmonaie in der Hose gehabt, so hatte ich Geld für die Frühstücksbrötchen dabei. Es war inzwischen 8:00 Uhr! Ich hatte ja erwähnt, dass es länger werden würde, aber mit fast 12 Stunden war's dann doch rekordverdächtig...

Ach ja, als Ursache wurde unsachgemäße Ladungssicherung ermittelt. Der Fahrer hatte den Sattel an der Fähre in Lübeck mit seiner Zugmaschine übernommen und nicht nach der Ladung geschaut. Kurz bevor er zum Tanken von der Autobahn fuhr, musste er stark bremsen, weil er geschnitten wurde. Dabei verrutschten die Kanister und platzten teilweise auf... Nicht auszudeken,wenn dies auf der Fähre passiert wäre...
Die Schuldfrage? Darüber haben wir direkt nichts erfahren. Aber normalerweise sind der/die Fahrer und der Verlademeister des Versenders dafür verantwortlich...

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*)TUIS?
Unternehmen der Chemischen Industrie aus Deutschland und Österreich unterhalten gemeinsam das Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystem (Akronym: TUIS). Hier können rund um die Uhr Experten telefonisch erreicht werden, die Auskünfte über die Handhabung von gefährlichen Stoffen und Gütern geben können. Bei größeren Gefahrgutunfällen stellen die Werk- oder Betriebsfeuerwehren auch spezielle Feuerwehrfahrzeuge, die die örtliche Feuerwehr unterstützen, beispielsweise um beschädigte Tanklastzüge leer zu pumpen.

Die Hilfe durch TUIS wird gegliedert in drei Stufen:

Stufe 1: Telefonische Fachberatung
Stufe 2: Beratung durch einen Fachberater vor Ort
Stufe 3: Unterstützung durch eine oder mehrere Werkfeuerwehren vor Ort mit speziellem Gerät und/ oder Fachpersonal.

Dem TUIS-System gehören derzeit 150 Betriebe in Deutschland und 49 Betriebe in Österreich an. Die meisten Fälle betreffen die Stufe 1, wenn Schadstoffe aus undichten Behältern entweichen. Derzeit existieren 11, rund um die Uhr erreichbare, Notfallzentralen.


Blogempfehlung

Mein Blog hat am 20.04.2009 die Auszeichnung "Blogempfehlung" erhalten.

Blogautor

fire-fighter fire-fighter

MAN F8 19.291 LF24

Skoda

In 20 Jahren Feuerwehr gibt es wirklich nichts mehr, was ich noch nicht erlebt habe.
FS CE besitze ich seit 2007, dafür noch mal vielen Dank an die Gemeinde :cool:
Meine Brötchen (und auch das für obendrauf) verdiene ich mir im weltweiten Service für Industrieelle X-Ray Anlagen
Privat bewege ich z.Zt. einen Skoda Octavia RS.
Wer mehr wissen will - PN!

Wo der fire-fighter herkommt...

Meine Ursprungsheimat liegt in Berenbostel. Das ist ein Stadtteil von Garbsen, in der Nähe von Hannover. Ein Teil der Berichte stammt aus meiner Zeit dort. Seit ein paar Jahren hat es mich beruflich ins schönste Bundesland der Welt verschlagen. Seitdem bin ich hier in Ahrensburg, in der Nähe von Hamburg aktiv.
Auf den Fotos kann man den Unterschied anhand der Einsatzkleidung erkennen. Niedersachsen bevorzugt orange Jacken, in Schleswig-Holstein ist die Nomexjacke dunkel.

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