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Sat May 18 13:14:56 CEST 2019    |    ElHeineken    |    Kommentare (16)    |   Stichworte: Achse, FedEx, Fett, Gelenk, Honda, Manschette, NA1, NSX, Tripod

Wie angekündigt nun der zweite Teil der Antriebswellen-Saga. Stehen geblieben waren als beim Versuch die Achsen zu verschicken Ernüchterung einsetzte und die Entscheidung gefällt wurde die Überholung selber vorzunehmen.

 

Wie wir ja wissen geht bei mir grundsätzlich nichts "problemlos" und auch die Idee mir die Teile von den Niederlanden zuschicken zu lassen machte hier natürlich keine Ausnahme .. Erst mal war der Preis nicht mehr aktuell. Ursprüngliche 45 Euro pro Gelenk (plus Steuern) hatte Honda den Preis im Frühjahr auf 59 Euro hoch gesetzt.

 

Erster VersuchErster VersuchDas Geld war überwiesen und der Versand gestartet, mit FedEx .. mir schwante schon übles. Passend dazu nach wenigen Tagen eine E-Mail: Die Lieferung sei fehlgeschlagen da die Adresse nicht existieren würde :confused: Das Haus und die dazugehörige Anschrift sind seit ziemlich genau 50 Jahren unverändert und bisher gab es da auch nie Problem.

 

Weitere Information erhält man nur über eine Hotline, die - Überraschung - 20 ct/min kostet. Dort bestätigt, dass die Adresse richtig angegeben wurde. Wir vermuten der Fahrer hat die Hausnummern der Reihenhäuser nicht nicht richtig gelesen. Dort steht XXX - ZZZ und aus der Entfernung kann man schon mal auf die Idee kommen, dass YYY nicht existiert..

 

Zweiter VersuchZweiter VersuchDann ein weiterer fehlgeschlagener Zustellungsversuch und gleich noch einer. Ursache diesmal: Wir und die Nachbarn sind arbeitstätig und am Vormittag ist niemand da. Das wurde in jeweiligen Anrufen bei der Hotline (20 ct/min, wir erinnern uns) zwar mitgeteilt aber es wird grundsätzlich nur Morgens ausgeliefert.

 

Erst nach diesem dritten Versuch erklärte man sich bereit es an eine Station zu liefern. Ich erhielt eine Telefonnummer in der Nähe bei der ich mal anrufen solle. Tuut, tuuut, TNT hier .. irritierte Fragen wie ich an diese Telefonnummer gekommen sei, es wäre die Durchwahl vom TNT Lager-Chef und sie die Sekretärin. Habe die ganze Geschichte erklärt und zu meiner Freude erklärte man sich bereit zu helfen.

 

geschafft!geschafft!Sie würden versuchen das Paket zu lokalisieren und mir eine Abholung zu ermöglichen. Gesagt, getan durfte ich noch am Abend vorbeikommen und dort wo die Fahrer ihre Routenzettel bekommen mein Paket abholen.

 

Dem Gesichtsausdruck der Mitarbeiterin nach hatte es wohl schon eine gewissen Berühmtheit erlangt aber man hatte auch Verständnis für die Situation.

 

Zurück zum Thema Ersatzteile. Was enthalten die bestellten Sets nun eigentlich?

 

Es handelt sich um 4x die Ersatzteilnummer 42017-SL0-000 die jeweils das folgenden enthält:

  • Eine Staubmanschette
  • Zwei Double-Loop Manschettenbänder
  • ca. 280 g Fett
  • Zwei Ringe für die Befestigung des Tripods
  • Ein Haltering für die Getriebeseite der Achse
  • Eine Zentralmutter

 

Von einer echten Überholung zu sprechen ist also ein bisschen übertrieben. Eigentlich tauscht man nur die Manschetten und das Fett (sowie einige Kleinteile) - aber lasst uns starten.

 

Sicherungsring im FettSicherungsring im FettDie Spannbänder der Manschetten können entweder an ihren alten Verschlussstellen geöffnet oder mit einem Seitenschneider durchtrennt werden. Starten wir mit dem radseitigen Gelenk. Es ist mit einer Feder belastet und durch einen großen Metallring gesichert. Man kann ihn recht problemlos mit einem kleinen Schraubenzieher heraushebeln.

 

Noch ein wichtiger Hinweis: Für diese Arbeit ist ein Schraubstock nötig. Nur wenn die Achse aufrecht steht bekommt man alles einigermaßen vernünftig wieder zusammen.

 

Dabei kann man schon mal einen Blick auf das Fett werfen. Sämtlich Fette sind eigentlich verseifte Öle. Wenn sie altern werden sie entweder fest (wenn das Öl entweicht) oder flüssig (wenn sich die Seife zersetzt). Typisch beim NSX ist das Flüssigwerden nach längerer Zeit. Da parallel auch die Manschette altert (und fest wird) fließt das ölige Fett nach außen und wird am Auto verteilt - Zeit zu handeln.

 

In diesem Fall war das Fett noch relativ OK, läuft also noch nicht von alleine davon. Daher können wir darauf verzichten die Nadellager in den Rollen zu reinigen, was viel Fummelei erspart.

 

Markierung Lager 3 (***)Markierung Lager 3 (***)Bevor wir alles auseinander nehmen noch etwas wichtiges: Die Teile sollten wieder exakt so zusammengebaut werden wie sie herausgenommen wurden.

 

Das bedeutet (noch bevor wir das Gelenk öffnen) die Glocke mit Lackstift (muss fett-fest sein) zu markieren: *, ** und *** an den Positionen der Lager des Tripods.

 

Diese Markierungsarbeit setzt sich an den Lagern fort (Achtung: Oben und unten beachten!).

 

Markierte LagerMarkierte LagerDa der Lackstift trocknen muss genügt es fürs Erste nur die eine Seite frei zu machen (Lappen mit Bremsenreiniger) und die Markierung zu setzen.

 

Auch das Tripod muss entsprechend markiert werden, inklusive dessen Position auf der Achse. Sollte diese Position verloren gehen ist dies allerdings kein Beinbruch.

 

Die beiden Tripods müssen 60° zueinander verdreht auf die Achse gesteckt werden.

 

Tripod-MarkierungTripod-MarkierungDas kann man (wenn beide Gelenke auseinander gebaut sind) auf einer geraden Fläche prüfen: Ein Tripod mit zwei seiner Finger auf den Boden setzen und das andere Tripod muss dann mit einem Finger senkrecht auf dem Boden aufsetzen.

 

Bevor man die Markierungen setzen kann entfernt man den oberen Haltering des Tripods auf der Achse. Sehr hilfreich ist hierfür übrigens eine Wellenring-Zange (z.B. Knipex 45 21 200).

 

Nach dem Trocknen der Markierung kann das Tripod (notfalls mit einem Abzieher) von der Achse geholt werden. Direkt darunter befindet sich ein weiterer Sicherungsring der ebenfalls weg muss. Beide Ringe werden später durch neue Exemplare ersetzt.

 

Endlich sauberEndlich sauberFette SacheFette SacheAuch wenn inzwischen gefühlt ein ganzer Berg Klopapier verbraucht wurde um Fett aufzuwischen kommt es jetzt noch fettiger.

 

In der Glocke sitzt die Feder und jede Menge Gelenkschmiere. Alles muss raus und ausgewischt werden. Da ich keinen Teilewäscher o.Ä. besitze ging da ordentlich Zeit (und Klopapier) bei drauf aber irgendwann war auch das erledigt.

 

Während man bei Glocke und Tripod noch alles in Bremsenreiniger o.Ä. tauchen könnte sollte man dies bei den Lagern tunlichst unterlassen da sonst die Nadellager trocken gewaschen werden und wir sie doch noch auseinander nehmen müssten.

 

Auf der anderen Seite wiederholt sich das Spiel nur dass sich keine Feder und keine Sicherung in der (etwas kleineren) Glocke befindet. Die alten Manschetten können einfach von den leeren Achse gezogen werden.

 

Frisch gefettetFrisch gefettetNun wird alles wieder zusammengebaut. Die Glocken werden mit der angegebenen Menge Fett (~175g radseitig und ~125 g getriebeseitig) gefüllt. Die 175 g zu erreichen kann übrigens etwas schwierig werden da das Fett nicht so gerne aus der Tube will. Für die exakte Menge am besten die Tube wiegen.

 

Die neuen Manschetten werden jetzt aufgeschoben nachdem der geriefte Bereich der Achse zum Schutz des Gummis mit Klebeband überklebt wurde.

 

Dann werden die unteren Halteringe für die Tripods auf die Achse gesetzt, gefolgt vom erste Tripod und dessen oberen Sicherungsring. Nun der zweite Tripod (60°-Prüfung nicht vergessen) und sein oberer Sicherungsring.

 

Die Lager werden dann mit Fett auf die Tripods gesteckt (Markierung beachten - auch oben/unten) und auch äußerlich eingefettet. Die Glocke wird von oben aufgesteckt (wie oben schon erwähnt geht das nur wenn die Achse senkrecht steht). Dazu ist etwas Gewurschtel notwendig aber das ganze geht definitiv ohne Gewalt.

 

Da das neue Fett gut hält tropft hier auch nichts heraus, außer man drückt die Glocke komplett herunter - das sollte man tunlichst sein lassen bis die Manschette an der Glocke befestigt ist.

 

Vor dem fest ziehenVor dem fest ziehenIch persönlich habe als nächstes die Manschette an der Glocke befestigt. Für das mitgelieferte Band benötigt man ein Spezialwerkzeug (z.B. Laser Tools 2916).

 

Zuerst wird das Band einmal herumgeführt und durch die Verriegelungsstelle geführt, dann noch ein zweites Mal. Nun wird das Ende in das Spannwerkzeug eingesetzt und leicht angezogen so dass kein sichtbares Spiel mehr da ist. Anschließend eine kleine Markierung auf das Band machen und diese Markierung mit dem Spannwerkzeug ca. 10-14 mm weiter ziehen.

 

Geschlossen VerriegelungsstelleGeschlossen VerriegelungsstelleJetzt wird das Spannwerkzeug im scharfen Winkel abgeknickt und der Schneidehebel umgelegt. Es bleibt ein etwa 20 mm langer Rest an der Verriegelungsstelle stehen. Diesen mit einem Seitenschneider auf ca. 10 mm kürzen.

 

Mit einem Dorn und Hammer wird in die Mitte der Verriegelungsstelle ein Punkt gesetzt und das Restband mit dem Hammer darüber gefaltet.

 

Hat man diese Schritte an beiden Gelenken einer Achse erledigt müssen die Manschetten entlüftet werden. Passiert dies nicht steht die Konstruktion später im Auto (wo sie zusammendrückt wird) unter Druck und fängt wieder an Fett zu verteilen.

 

Dazu wird die Achse (gegen die Feder im radäußeren Gelenk) auf eine definierte Länge zusammengeschoben (exakte Angaben im Reparaturhandbuch) und die Luft aus der Manschette gelassen (z.B. mit einem kleinen Pastik-Schraubendreher zwischen Achse und Gummi). Erst dann wird die Manschette an ihrer vorgesehenen Vertiefung an der Achse befestigt.

 

Der Lohn der MüheDer Lohn der MüheDie Sache gestaltet sich mehr oder weniger schwierig je nach dem wie leicht die Manschette auf der Achse gleitet und ob beim Ziehen der Manschette auf die Befestigungsstelle wieder Luft reingezogen wird. Im Worst-Case muss man sich einen kleinen Holzrahmen für die Achse bauen so dass man das Band im zusammengeschobenen Zustand anbringen kann.

 

Nun muss ich das ganze wieder im Auto einbauen. Wegen fehlendem ATF-Vorrat in der Werkstatt wird der NSX jedoch frühestens am nächsten Samstag wieder fahrbereit sein. Ich halte euch auf dem Laufenden :)

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Sat May 18 13:23:47 CEST 2019    |    ToledoDriver82

Alles in allem lief es doch ganz gut,sieht man mal von der Lieferung ab.

Sat May 18 13:38:24 CEST 2019    |    ElHeineken

Danke, ich warte mit dem Champagner bis die ersten Kilometer ohne Fettaustritt vermerkt sind :)

Sat May 18 13:53:52 CEST 2019    |    PIPD black

Du hast noch Geld für Champagner?:eek:

 

Schaut gut aus, was du da verbrochen hast. Denke, dass das wohl halten wird.

Sat May 18 16:00:22 CEST 2019    |    ElHeineken

@PIPD black

Bin halt von Natur aus pessimistisch was meine eigenen Werke angeht. Bezüglich des Champagners, stimmt :D

Sat May 18 16:58:59 CEST 2019    |    ToledoDriver82

Bis jetzt hat doch auch alles so weit gehalten was du repariert hast:D warum sollte das jetzt anders sein

Sat May 18 22:40:24 CEST 2019    |    Trottel2011

Wie ist Honda eigentlich von den Preisen für den NSX Teilen? Human oder abgehoben oder Jaguar-billig?

Sat May 18 22:57:13 CEST 2019    |    ElHeineken

Kurz gefasst: Sehr teuer. Von deinen Jaguar-Preisen kann man da nur träumen. Außerdem werden die Preise jährlich angehoben. Beim Alter des NSX genügt alein das schon für ein teures Ergebnis.

 

Häufig lohnt es sich weltweit zu vergleichen. Als bei der Umrüstung die Befestigung fürs Reserverad (Blech, Schraube, Schrumpfschlauch) verloren ging wollte Honda Deutschland 70 Euro dafür ..

 

Ein Kühlmittelbehälter kostet in Europe das Dreifache von Japan. Manche Sachen sind hier wieder billiger (aber nur wenige).

 

Eine der Gründe warum so viele Nachbauten spezifischer Teile (Achsen, Kühler, Bremsen, etc.) erhältlich sind liegt bei den teuren Originalteilepreisen.

Mon May 20 20:23:26 CEST 2019    |    Trottel2011

Uii, okay... Hätte ich nicht erwartet. Besonders weil Honda ja gerade vom NSX Mythos zährt...

Thu May 23 15:51:05 CEST 2019    |    kraeMit

Lese ich das jetzt richtig, das das in Summe jetzt 240€ + Versand gekostet hat? Ist ja Irrsinn.

Gab es die Ringe nicht einzeln? Und den Rest im Ersatzteilhandel für kleines Geld?

Thu May 23 16:10:53 CEST 2019    |    ElHeineken

Willkommen in Exotenland :D

Ist halt immer die Frage wie gut man sich auskennt und wieviel Risiko man eingehen möchte.

Man hätte natürlich probieren können ein MOS² Fett und universal-Manschetten zu verwenden.aber halt mit dem üblichen Risiko und (im worst case) einem Ersatzteilpreis von ~1000 Euro pro Welle.

 

Da ich das hier zum ersten Mal gemacht habe wollte ich das eher nicht riskieren..

Thu May 23 17:05:15 CEST 2019    |    kraeMit

Mit Verlaub: Das 'übliche Risiko' für die Balge und die Schellen geht hier gegen Null und Du hast mind. 150€ gespart ;-)

Das ist schon mal eine ordentliche Hausnummer oder fast 3x tanken!

Thu May 23 17:08:22 CEST 2019    |    ToledoDriver82

3x??? das reicht doch höchstens für 2x :D

Thu May 23 17:17:11 CEST 2019    |    ElHeineken

Wie gesagt, ich habe hier auf Originalteile gesetzt weil mir (persönlich) das Risiko zu hoch war und es das erste Mal war dass ich mich mit dem Thema beschäftigt habe. Aber natürlich darf jeder seinen NSX reparieren mit was er möchte :D

Thu May 23 17:18:25 CEST 2019    |    ToledoDriver82

Ich hätte es bei so einem Auto wohl nicht anders gemacht.

Fri May 24 14:31:41 CEST 2019    |    ElHeineken

Der Kollege ist ja auch nicht falsch unterwegs. Zwischendurch hatte ich auch die Idee z.B. Silikonmanschetten zu probieren aber beim Thema Fett hat mich dann der Mut verlassen.

Hintergrund war, dass es keine gescheite Quelle für Fett in Innengelenken zu geben scheint. Tripodengelenke sollten angeblich nicht mit MOS² haltigen Fetten geschmiert werden, usw .. dann bin ich am Ende den bequemen aber teuren Weg gegangen.

Thu Oct 03 21:50:41 CEST 2019    |    Trackback

Kommentiert auf: ElHeineken:

 

Honda NSX - TÜV mit Hindernissen

 

[...] bestanden hat. Leider muss das Prozedere ja regelmäßig wiederholt werden und nun war es damit soweit.

 

Außer den triefenden Antriebswellen und einem Ölwechsel waren bisher ja keine TÜV-relevanten Dinge passiert, was sollte also [...]

 

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