Audi A6 - Keilriemen, Rollen und Spanner wechseln

[ElHeineken]

Ein Arbeitskollege hat sich vor kurzem ein neues Auto zugelegt. Trotz Dieselverbots in Stuttgart war das Modell preislich attraktiv - mir wäre der Verbrauch des 3.0 TSFI Quattro doch eine Nummer zu hoch gewesen aber ist ja nicht mein Auto und ein Sechszylinder in der Familie genügt ja auch fürs erste

Nach dem AuffahrenGeplant war eigentlich ein weiterer Hebebühnen-Nutzungs-Bericht aber angesichts der geringen Bodenfreiheit (Sportfahrwerk) haben wir darauf verzichtet.

Was wollten wir noch mal machen? Achja, alle Spann- und Laufrollen des Keilriemen sowie Kompressorantriebs austauschen da im kalten Zustand unsägliches Gezwitscher zu vernehmen war. Ein Umstand der wohl vor allem beim letzten Skiausflug sehr deutlich auftrat.

Die Ersatzteilbestellung war mit etwas Wirren verbunden nachdem eine der gelieferten Spannrollen anders aussah als das Original. Nachdem das schnell nachgeordete Alternativteil aber genauso aussah wagten wir einfach den Versuch.

Beim A6 mit diesem dicken Motor ist an "einfach aus und einbauen" nicht zu denken. Der Platz zwischen Riemen und Front ist so gering dass kein Werkzeug hinein passt. Ganz alleine hat einen Audi mit dem Problem aber auch nicht gelassen und so besitzt die Front eine sogenannte "Servicestellung".

Schraube lösen und fertig ist natürlich nicht: Zuerst muss die Stoßstange runter. Dazu werden nach dem Einschlagen der Räder eine Schraube im Radkästen gelöst um den Spritzschutz aus einem Stoff-artigen Material zur Seite zu machen. Eigentlich wird dieser unten durch einen zusätzlichen Clip gehalten aber der war wohl schon länger nicht mehr da ..

Zusätzliche befindet sich auf der rechten Seite noch eine etwa Handteller-große Plastikkappe die ebenfalls raus muss. Nun können die drei Stoßstangen-Befestigungsschrauben raus. Eine sitzt besonders tief und benötigt eine 10er Langnuss sowie vorzugsweise jemand der einem die Beleuchtung hält ..

Stoßstange und Scheinwerfer wegDavon alleine geht die Stoßstange natürlich nicht ab aber schon nach dem Lösen der Unterbodenbefestigung und einiger Schrauben rechts und links vom Grill kann sie vorsichtig abgehoben werden. Abstecken der Nebelschlussleuchten und der Wischwasserleitung (hat eine Solltrennstelle) nicht vergessen und das Ding zur Seite stellen. Der Wischwassertank läuft komplett leer also besser was unterstellen.

Da die Servicestellung auf die Befestigung der Scheinwerfer betrifft müssen diese auch noch raus. Mit jeweils drei Schrauben befestigt keine große Sache.

Die Servicestellung benötigt das Lösen der je vier großen Schrauben die den großen vorderen Auffahrschutz am Fahrzeug halten. Sind diese entfernt kann der Rahmen etwas 10 cm nach vorne geklappt werden. Leider genügt das alleine noch nicht um genügen Platz zu schaffen. Nun müssen noch die Lüfter raus.

Dazu wird ein etwas hartnäckiger Lüfterstecker entfernt und der Rest des Unterbodenplastiks unterhalb des Kühlergrills (drei Steckschrauben) gelöst. Nun können zwei große Sechskantschrauben oben, je zwei kleine Torxschrauben rechts und links sowie zwei weitere Sechskantschrauben unten (dafür das Lösen des Unterbodenplastiks) entfernt werden. Die Lüftereinheit zuerst auf der rechten Seite herausheben dann auch links.

Reparatur im GangeNun sollten etwa 15 cm Platz zwischen Riemen und Kühler sein und das Gefummel kann beginnen. Der Audi besitzt zwei Feder-belastete Spannrollen die mit dem Schlüssel zur Seite gedreht und der Riemen abgenommen wird. Funktioniert typischerweise zu zweit deutlich besser als alleine ..

Die alten Laufrollen und Spanner zeigten unterschiedlichen Verschleiß, manche liefen mit Geräuschen, manche entsprachen noch fast dem Originalzustand. Die beiden Riemen waren frei von Rissen oder ähnlichen Verschleißerscheinungen aber wenn man die Rollen macht kommen da natürlich auch gleich neue drauf.

Auch wenn die Befestigungsschrauben der Spanner und Rollen recht massiv daher kommen sind sie doch in den relativ weichen Aluminium-Motorblock geschraubt benötigen also weder sehr viel Kraft zum Lösen noch zum festziehen. Wichtig dabei bei den Spannern auf das korrekte Einrasten des Verdrehschutzpins am Motorblock achten sonst könnte das später böse enden. Die einfachen Rollen werden einfach ausgetauscht (abgeschraubt, draufgeschraubt). Der Platz ist ziemlich begrenzt und eine dicke Ratsche mit einem etwas längeren Bit kann da schon nicht mehr rein passen. Schlankes Werkzeug ist von Vorteil!

Noch ein Hinweis zum linken Spanner (aus Fahrersicht), um an die Schraube zu kommen muss die Kühlwasserleitung oben und unten abgeschraubt werden kann aber sonst angeschlossen bleiben,

Alles neu, noch ohne LüfterAnschließend wird der fast drei Meter lange Hauptriemen nach Diagramm aufgefädelt und der Haltepin des ersten Spanners gezogen. Die Pins können direkt gezogen werden, auch ohne den Spanner vorher mit einem Schlüssel zu entlasten (was meist eh nicht klappt). Dann der kürzere Kompressorantriebsriemen, Spanner zwei entlasten und ein kurzer Testlauf - kein Quietschen, alles prima!

Beim Zusammenbau gilt: In umgekehrter Reihenfolge der Demontage, dabei den Wischwasseranschluss und die Nebelleuchten nicht vergessen. Das Einfädeln der Stoßstange rechts und links unter den Kotflügel gestaltet sich etwas umständlich, die Tragekonstruktion dahinter muss mit dem lackieren Plastik zusammengeführt und dann zusammen unter den Kotflügel geschoben werden, anders scheint es nicht zu klappen.

Bei der Montage der Scheinwerfer hilft es genau auf die Abdrücke der Unterlegscheiben zu achten um möglichst nah an der Originalposition zu landen. Gleiches gilt auch für die großen Schrauben des Aluminium-Aufprallschutze. Ganz geklappt hat es nicht, die Scheinwerfer mussten noch nachjustiert werden.

Zwei Personen, etwas weniger als vier Stunden, ist OK, finden wir. Außerdem macht es Spaß mal nicht alleine an irgendwelchen Kisten zu schrauben

[Goify]

Na wenn ich die Schrauber-Storys von Audibesitzern so lese und höre, denke ich mir bei meinem Mercedes, dass dies ein Dritte-Welt-Auto sein muss, denn das meiste ist relativ einfach zu erreichen. Da wird Service noch groß geschrieben und nicht eine unfreundliche Servicestellung angeboten.

Ich dachte ja, dass der V6 kürzer baut als der R4 und so die Arbeit einfacher sein müsste - war wohl ein Irrtum.

[ElHeineken]

Ich hab' da leider null Erfahrung mit aber da die meisten Motorräume breiter als lang sind und der Motor längs eingebaut wird ist das wohl das Ergebnis sein.

Hat ja auch seinen Grund warum die Modelle mit den großen Motoren verhältnismäßig günstig sind. Neben dem Spritverbrauch kommen da auch so Sachen wir Wartungskosten mit rein

[ToledoDriver82]

In dem Fall macht aber der Antrieb und damit das Getriebe einiges aus....Längsmotor mit Antrieb hinten verlagert die ganze Einheit ein Stück nach hinten,bei Längsmotor und Antrieb vorn,verschiebt sich die Einheit nach vorn...also weniger Platz

[ElHeineken]

Da es sich um einen Quattro handelt dürfte das eher in Richtung Frotnantrieb gehen und sich damit negativ auswirken.

[ToledoDriver82]

Richtig,du musst ja praktisch den Motor mehr vor die Vorderachse positionieren um vom Getriebe die vorderen Antriebswellen abgehen zu lassen . Ist das nicht nötig weil der Antrieb hinten sitzt,kann der Motor auch auf der Vorderachse liege.

[PIPD black]

Im Motorraum meines 4-Zylinder-Diesel-Passats war auch kein Platz. Es hat nichts mit der Motorgröße zu tun, einfach nur mit der Einbaulage. Der Passat hatte auch den Motor längs verbaut.

Aber selbst wenn Platz ist, heißt es noch nicht, dass da besser arbeiten ist. Bei meinem Caddy mußte zum Zahnriemenwechsel, der Motor angehoben/gehalten werden, da zum Auflegen des neuen Riemens ein Motorlager raus mußte.

[ToledoDriver82]

Wie beim Astra F,dort muss das auch ab

[ElHeineken]

Beim Zahnriemenwechsel kenne ich das auch aber für einen Keilriemenwechsel schon ein recht hoher Aufwand.

[ToledoDriver82]

Der Riemen von der Lima läuft beim Astra F mit EcoDreck Motor so toll,dass man das Motorlager lösen muss um den neuen Riemen drauf zu machen,den alten kann man ja einfach durch schneiden....die 8V sind aber auch nicht besser,dort muss zum Thermostat wechseln der ZR runter.

Da lob ich mir den Mazda,da gehen solche Arbeiten mit deutlich weniger Aufwand.

[ElHeineken]

Sehe schon, da gibt es noch mehr spaßige Konstruktionen

[ToledoDriver82]

Ganz sicher

[PIPD black]

Das ist doch nur der Anfang der Ingenieurskunst. Richtig schön sind doch Konstruktionen, wo die Motoren komplett raus müssen, um Wartungsarbeiten daran zu erledigen.

[Goify]

Das sind dann die Motoren, die verkehrt herum im Auto sitzen, wo dann die Ventiltrieb-Seite an der Getriebeseite ist, wie mittlerweile bei vielen BMW- und Mercedes-Motoren. Das mag Punkte beim Fußgängerschutz bringen, aber ist für die Wartung natürlich tödlich und als Gebrauchtwagenkäufer der Horror, wenn die angeblich wartungsfreie Steuerkette raus muss.

[ToledoDriver82]

Davon hab ich auch schon gelesen...Mittelmotoren sollen da ja auch immer nicht ganz einfach sein

[ElHeineken]

Ja, habe ich auch schon vernommen

[Goify]

Stimmt, so ein Mittelmotor in einem Van ist ne echte Vollkatastrophe, wenn ich da an den ersten Toyota Previa oder den Nissan Serena C23 denke. Die hatten tatsächlich Mittelmotoren, ersterer sogar mit Allrad. Da sind Reparaturen eher nicht sinnvoll oder gar vorgesehen.

[ToledoDriver82]

Doch,dafür gehen die Motoren extra schnell aus zu bauen

[Goify]

Extra schnell...

[Trennschleifer51897]

Was für ein geiler NSX :-)

Bei dem muss übrigens der Motor raus um das Ventilspiel zu prüfen... Oder man arbeitet mit Spiegeln.

[ElHeineken]

@Turbo_Vecci Danke

PS: Wenn es dann mal soweit ist werdet ihr es hier erfahren.

[404bernardo]

Gut beschrieben, genauso ist es. Ist bei mir der Grund warum der V6 2,4 nun gegen ein Boxer 2,5 Allrad getauscht wurde. Wenn es mal soweit ist mit der Riemenparty brauche ich nur den Kühler nach oben herausziehen.

[ElHeineken]

.. und das Wasser rauslassen. PS: Hat der Subaru Klimaanlage?

[404bernardo]

Ja hat der, der Klimakühler bleibt drin weil weit vorne und der Kompressor kann bleiben oder wenn man es möchte, mit Schläuchen dran einfach zur Seite gelegt werden.

[ElHeineken]

Sehr gut!

[404bernardo]

Dazu möchte ich hinzufügen das abgesehen von einigen Fummeligen oder teuren Wartungsarbeiten der A6 ein gutes Fahrzeug ist. Nie im Stich gelassen, 21 Jahre alt und über 400T Kilometer. Immer TÜV bekommen! Das Auto hat echt Spass gemacht

[the_WarLord]

Das wird dann aber nicht der beschriebene 3.0TFSI sein. Der kann sich zum Groschengrab entwickeln, vorallem, wenn mal wieder die Kolben kippen...

[404bernardo]

ojeeeee...... richtig, da gibt es jedoch viele Motore verschiedener Hersteller, die das Risiko eines Kolbenkippers haben. Die Konstruktionen werden halt immer weiter an Limits gebracht um technisch etwas neues zu zeigen, auszuprobieren und den Kunden anzubieten.

Es MUSS ja alles "wachsen". MUSS "besser" sein, MUSS "größer" sein. So auch die Motore. Die werden immer verfeinert, immer komplexer (in der Steuerung) und solange neu - sehr gut.

[hinkes]

Das ist schon richtig, da der 3l aber im Vergleich zum 3,2l bei gleicher Bohrung weniger Hub hat, ist die mittlere Kolbengeschwindigkeit niedriger, somit auch die dort wirkenden Belastungen weniger. Und durch die Aufladung ist der Motor weniger auf Drehzahl angewiesen. 2 Dinge die die Sache beim 3.0l TFSI weniger schlimm machen.

Letztlich ist es egal, was man kauft. Bei jedem Motor finden sich Schwachstellen.