Sat Oct 29 23:57:19 CEST 2016 | nick_rs | Kommentare (51) | Stichworte: B5Y, BWY), C, C-Klasse, Ford, Mercedes, Mk3 (B4Y, Mondeo, S204, Sonstiges
Vielleicht kennen ihn manche noch, den Ford Mondeo mk3 2.5 V6 meiner Eltern. Vor drei Jahren widmete ich ihm einen Artikel anlässlich der 200.000km. Damals noch voll des Lobes, dass man ihm die Kilometer garnicht ansieht und bemerkt. Nun, 60.000km später ist das anders. Zwar schimmert der Lack dank Pflege meinerseits noch kräftig im schicken Atlantikblau Metallic, der Innenraum sieht mit neuen Fußmatten und Schaltsack ebenfalls nicht sonderlich abgenutzt aus und das (schon einmal erneuerte) Fahrwerk federt straff wie es muss. Auch nach 11 Jahren bekommt man noch Gänsehaut beim beschleunigen, nicht wegen des Forttriebs - der hielt sich über 100km/h nämlich in Grenzen, trotz 170 PS - sondern wegen des unheimlich guten Sounds unter Volllast, der in dieser Fahrzeugklasse seines Gleichen sucht. Jedes Mal ein Genuss. Hört selbst:
ABER: Mit der 200.000km Marke kamen immer mehr Kleinigkeiten. Der Fahrergurt zieht Fransen, der Sitz ist so langsam durchgesessen und die Fernbedienung öffnet das Auto erst nach 20 Mal drücken. Der Motor hatte zum Schluss Zündaussetzter (Zündspule, typisches Problem) und um das ganze noch zu zeigen verabschiedete sich vor einigen Wochen das Ford Logo vorne. Alles Kleinigkeiten, die aber nerven und ins Geld gehen würden. Nun stand im Oktober der TÜV an. "Kein Problem" motivierte ich meine Eltern, da ich wusste, dass das Auto technisch sehr gepflegt ist. Aber trotzdem haben auch vermeintlich gute Autos manchmal ihre Macken. So auch der Mondeo. Die Bremsleitungen haben Rost, der Motor ölt und die erst 5 Jahre alten Stoßdämpfer hinten sind undicht. Dank Niveauregulierung sind diese unbezahlbar (600€/Stück). Klar, auch das könnte man reparieren, aber wenn man kein Selbstschrauber ist, ist das alles andere als wirtschaftlich. Das Auto ist mit 260.000km nun auch mal am Ende seiner Lebenszeit angekommen, auch wenn es schwerfällt sich das einzugestehen, da er noch nicht danach aussieht und fährt wie ein junger Gebrauchter. Und ganz nebenbei haben meine Eltern schon seit längerem den Wunsch nach einem neuen Auto, was ich auch verstehen kann. Der Mondeo hat seinem Dienst in der Familie mehr als getan. Gekauft Ende 2005 als junger Gebrauchter mit 20.000km hat er 11 Jahre und 240.000km zuverlässig den harten Familienalltag mitgemacht. Länger als es je ein Auto in der Familie tat und wohl jemals wieder tun wird. Bisher dato kaufen meine Eltern ~ alle 4 Jahre ein neues Auto, nur den Mondeo wollten sie bis zuletzt nicht eintauschen, er gehörte zur Familie wie kein Auto davor. Nach meiner Geburt wurde ich in einem Opel Kadett E durch die Gegend kutschiert, beerbt wurde dieser durch einen Rover 216 SI. Der unzuverlässige Brite mit bayrischem Einfluss wurde nach einem Jahr Autohorror gewandelt und gegen einen jungen Ford Escort Ghia getauscht, den später der Mondeo beerbte. Der Escort war das erste Auto an das ich mich noch gut erinnern kann. Klar, erlebten wir damals ebenfalls viel mit dem Auto, aber mit dem Mondeo stieg die sowieso schon übermäßig vorhandene Reiselust meiner Eltern um ein Weiteres. Lastesel 2006 im Holland-UrlaubIch weiß noch genau, wie mein Vater und ich damals im Ford Autohaus waren und den Mondeo entdeckten. "Der hat Feuer" freute sich mein Vater. Für mich als kleines Kimd war damals nur wichtig, dass er hinten elektrische Fensterheber hat und eine Funkfernbedienung. Dieser Hightech war damals faszinierend. Nach einer auch für mich sehr überzeugenden, 2 Tage langen Probefahrt hatte ich jede Nacht von dem Auto geträumt, bis meine Mutter ein paar Tage später mit dem Mondeo von der Arbeit kam, meinte "ich habe ihn nochmal für eine zweite Probefahrt mitgebracht" um mich dann mit dem im Kofferraum liegenden Kaufvertrag zu überraschen. Ein wenig traurig war ich, dass ich mich nicht mehr vom Escort verabschieden konnte, aber ich war trotzdem happy. Stolz wie Oskar erzählte ich (damals 10 Jahre alt) in meiner Schule von unserem neuen V6 und das er 170PS hätte. Verstanden hat mein technisches Gelaber damals wohl noch Keiner in meinem Alter Von nun an war der Mondi also überall dabei und begleitete uns ohne einen einzigen Ausfall durch unser Leben: Wochenendausflüge? Der Mondeo wartete nach Wanderungen auf dem Parkplatz. Ständig für Besuche bei der Verwandschaft quer durch Deutschland fahren? Der Mondeo war immer dabei. Bis Unters Dach beladen und mit Fahrrädern auf der Anhängerkupplung nach Spanien, Italien, Frankreich oder in den Norden und das mehrmals im Jahr? Der Mondeo hielt tapfer durch. Und meine ersten Fahrversuche sowie mein erstes Jahr Autofahren (BF17) ließ der Mondeo über sich ergehen. Insgesamt sieben kleinere bis mittelschwere Unfälle hat er ertragen.
Aber es hilft nichts, nun muss ein neues Auto her. Meine Eltern wollten mehr Komfort und einen Diesel (da sie durch eine berufliche Umstellung nun noch mehr Fahren), ein Audi A6 oder eine Mercedes E-Klasse hatte es ihnen angetan, wieder als junge Gebrauchte. Dem A6 wiedersprach ich schnell und riet zu einer Modellgepflegten E-Klasse S212 als 220 oder 250 CDI mit sehr zuverlässigen Euro 6 Dieseln. In den umliegenden Mercedes-Autohäusern wurden viele Rücklaufer der Daimler-Flotte angeboten. Aber wirklich überzeugen konnte die E-Klasse mit Vierzylinder nicht. Das Auto (nun ohne mich) doch zu groß, der Motor zu Rau. Aber sie entdeckten auf dem Hof eine C-Klasse S204 die scheinbar gerade reinkam, gleich auf den ersten Blick überzeugte und auch noch unterm Budget lag. Den durchschnittlich ausgestatteten Mondeo beerbt nun also eine 2013er C350 CDI mit überaus üppiger Ausstattung. Von AMG Paket, Comand Online, Intelligent Light System,..., bis zu Kleinigkeiten wie elektrische Heckklappe oder Memory für den Beifahrersitz ist er überdurchschnittlich unterwegs. Dazu trägt auch der große Diesel mit 265PS und 620NM bei. Der macht schon ordentlich Radau. Dem ganzen die Krone auf setzt aber die Farbkombination: Außen Schwarz und innen braunes Leder. Kennen wir irgendwo her? Richtig, von meinem Cabrio. Auch wenn die Farbe des Leders nicht ganz passt, dass nun beide Fahrzeuge in der Familie diese wirklich seltene Farbkombination haben zeigt wohl, dass der Apfel nicht weit vom Stamm fällt.
Es bleibt abzuwarten ob die C-Klasse in punkto Zuverlässigkeit mit dem Mondeo mithalten kann. Ganz so lange wird sie aber nicht bleiben, denn meine Eltern planen wieder im 4 Jahres Rythmus die Autos zu wechseln. Bis dahin wünsche ich aber viel Spaß mit dem neuen KFZ.
Anbei noch ein paar Bilder:
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Thu Nov 03 13:44:09 CET 2016 | PIPD black
@Dynamix
Gestern zur Probefahrt mit dem Ränger beim Händler gewesen. Der hatte da noch ein paar Leckerlis stehen:
Neben normalen Fiesta ST, gab es dort einen ST 200, einen Focus RS und einen Mustang GT.
Die beiden ersten in grau, den letzten in rentnersilber......wer fährt denn nen Mustang in silber?
Thu Nov 03 13:44:48 CET 2016 | Dynamix
Nee, der wäre tatsächlich für meine Verhältnisse recht teuer geworden. Im Vergleich zum Mii wäre mich allein die Versicherung mehr als doppelt so teuer gekommen und das bei weniger Versicherungsumfang. Auf die 150€ Steuer im Jahr hätte ich da noch gepfiffen aber fast 1300€ pro Jahr bei meiner Fahrerfahrung fand ich für so ein normales Auto dann doch schon ziemlich heftig.
Thu Nov 03 13:45:15 CET 2016 | Dynamix
@PIPD black
DEUTSCHE!
Thu Nov 03 13:51:56 CET 2016 | PIPD black
So ein Mustang ist weder die typische Leasing- noch rentnerkarre. Warum in dreiteufelsnamen also silber?
Thu Nov 03 14:05:11 CET 2016 | Dynamix
Weil Deutsche halt so ticken. Wir kaufen ja selbst peppige Kleinwagen in Silber. Alles fur den vermeintlich besseren Wiederverkauf.
Thu Nov 03 15:24:42 CET 2016 | nick_rs
"Nee, der wäre tatsächlich für meine Verhältnisse recht teuer geworden. Im Vergleich zum Mii wäre mich allein die Versicherung mehr als doppelt so teuer gekommen und das bei weniger Versicherungsumfang. Auf die 150€ Steuer im Jahr hätte ich da noch gepfiffen aber fast 1300€ pro Jahr bei meiner Fahrerfahrung fand ich für so ein normales Auto dann doch schon ziemlich heftig."
Deswegen "teurer". Aber wirklich teuer ist ein Mondeo für das gebotene auch im Unterhalt nicht
Thu Nov 03 15:40:24 CET 2016 | Dynamix
Die Versicherung ist schon nicht ganz ohne für diese Klasse und Motorisierung. War ja schließlich kein 5-Ender, sondern glaube ich der mittlere 08/15 Low Tech hat es immer schon im Mondeo gegeben 2.0 Liter Benziner
Mon Nov 07 23:01:45 CET 2016 | Soulwax1201
und ich erfreue mich Ihn noch jedentag fahren zu dürfen, stimmt der Sound ist wirklich Kasse wobei ich dachte das sei bei jedem 6 Zylinder so, ist aber auch mein erster. Bin die ersten Monate nachdem Ich Ihn hatte immer ohne Musik gefahren......tja der letzte Ford Mondeo mit 6 töpfen den Ford gebaut hat.
Mein Nachbar hat sich einen neuen Ford Mustang gekauft mit 4 Zylindern......er wurde blas ....das Papas Spiesser Kombie besser klingt als seine hochgezüchteter PS. Bolide
Ich denke ich werde ihn herrichten so lange es geht.....aber gut mein 2004rer von Opa gekauft hat auch erst 90 tkm da geht schon no was :- )
Schöner Artikel, vielleicht werden meine Kinder mal ähnlich schwärmen wenn Sie die Mondie Sound App auf ihren Icar aktivieren :- )
Thu Nov 17 17:32:19 CET 2016 | spacechild
Also 600 eur für einen Stoßdämpfer - was soll das denn, bzw. wer fährt denn mit einem alten Auto noch zum Ford Händler in die Werkstatt? Man kann übrigends auch einfach die normalen Stoßdämpfer verbauen. Aber gut, wenn man sowieso mal ein neues Auto wollte...
Thu Nov 17 20:45:01 CET 2016 | nick_rs
Das wäre wieder ein Aufwand gewesen, den nur wenige Werkstätten auf sich nehmen, die Nivauregulierung zurück zu bauen.
Sun Feb 04 13:40:18 CET 2018 | Trackback
Kommentiert auf: Nick's Blog:
C wie (Ex)Change
[...] Intelligent Light System und und und. Zu viel muss ich hier nicht über das Auto verlieren, es wurde in diesem Artikel ausreichend vorgestellt und im Fahrzeugprofil ist für Interessierte die Ausstattung komplett aufgelistet [...]
Artikel lesen ...
Tue Feb 06 22:58:27 CET 2018 | BusStopSpa
Ein schöner Bericht! Ich habe auch noch einen Mondeo 2,0 (145PS) MK3 Kombi Ghia, mit dem ich seit 2003 sehr viel Positives erlebt habe. Seit 2013 fahre ich Mercedes C-Klasse, nachdem ein SMS-Schreiber mir ins Heck des Mondi gefahren ist und ich für mich befunden hatte, das ich einen Kombi nicht mehr brauche und eigentlich sowieso eher Hecktriebler mag. Doch, oh Wunder, der Mondi konnte für €1000,- wiederhergestellt werden, war nirgendwo verzogen (kaum zu glauben) und blieb erstmal mit verbeulter Heckklappe und eindellter Reserveradmulde bei uns. Es mag verrückt klingen, aber wir waren alle irgendwie recht froh, unseren alten Freund nicht abgeben bzw. verschrotten zu müssen. Die eingedellte Reserveradmulde konnte ich auch wieder halbwegs ausbeulen. Der Wagen dient seitdem als Lastesel, Tannenbaumtransporter, Sperrmüllfuhre und "Auto für alle Fälle", wird aber pfleglich behandelt und bekommt seinen Ölwechsel. Wir kommen von dem Ding einfach nicht los, er fährt einwandfrei, ist zuverlässig und kostet kaum was im Unterhalt.
Nun ruckelt er plötzlich von einem Tag auf den anderen (216.000 km) bei niedriger Drehzahl und hoher Last. Der Tipp mit der Zündspule ist wahrscheinlich ein Treffer, denn die freie Werkstatt konnte erstmal nichts finden nach Wechsel der Zündkerze, Zündkabel, Benzinfilter. Ich werde dem nun mal nachgehen und hoffe auf noch einige Jährchen mit dem Schätzchen. Der TÜV naht im März...
Deine Antwort auf "Goodbye Mondi - Ein Nachruf an das Auto, das meine Kindheit prägte"