03.02.2016 13:29
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ElHeineken
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Kommentare (38)
| Stichworte:
Acryl, Bruch, Japan, Oldtimer, Plastik, Reparatur
Wer an älteren Autos schraubt kennt das Problem mit abbrechenden Plastikteilen.
Mit der Zeit wird das Material spröde und zerlegt sich dann bei Aus- oder Einbau. Viel dagegen tun kann man nicht (außer darauf zu achten bei der Montage so wenig Kraft wie nötig aufzuwenden und Schrauben nicht mit zu viel Drehmoment anzuziehen).
Die Anschraubpunkte der Lautsprechergehäuse der linken Tür des NSX sind beim Ausbau regelrecht zerfallen.
Aber was tut man nun wenn es knack gemacht hat? Über den bekannten NSX-Schrauber KAZ (aus Großbritannien) bin ich auf die japanische Methode gestoßen solche Sachen zu reparieren:
Das Wundermittel hört auf den Namen "Plarepair" (für Plastik-Repair). Als ich das zum ersten mal gesehen habe sind bei mir natürlich sofort die Warnlampen angegangen:
Schon angesichts fehlender Alternativen ging also eine Bestellung raus. Ein Apothekenpreis von 2000 Yen (~13 Euro) für 5 g Pulver, 20 ml Flüssigkeit sowie dem Abform-Gummi.
Ich muss zugeben, dass ich inzwischen großer Fan dieses Produkts geworden bin und hier seht ihr warum.
Natürlich bleibt die Klebestelle Schwachpunkt der Reparatur. Trotzdem ist keine der Befestigungspunkte beim Einbau abgebrochen. Das Material ist sehr robust (es lässt sich gut feilen) und trotzdem noch minimal elastisch.
Die Sache hat nur einen Haken: Es gibt dieses Produkt nicht mehr in Deutschland. Früher wurde es bei Polo-Motorrad verkauft aber seit einigen Jahren nicht mehr.
Grundkenntnisse in Chemie haben sich aber ausgezahlt denn es handelt sich um einen relativ bekannten Acryl-Klebstoff. Das Pulver ist PMMA (Polymethylmethacrylat), die Flüssigkeit ist MMA (Methacrylsäuremethylester).
Verwendet wird diese Kombination unter anderem bei:
Nach intensivem Studium diverser Youtube-Videos zum Thema „Acryl Nagelmodellage“ Außerdem könnt ihr euer Plastik jetzt in hunderten Farben, mit und ohne Glitzer oder sogar Nachtleuchtend reparieren
Seit dem Boom der Nagelstudios bekommt man die entsprechende Chemie einfach und billig im Internet. 30 g Pulver und 100 ml Flüssigkeit kosten nur 7 Euro. Eine einfache Google-Suche nach "Acryl" "Nagel" "Pulver" genügt.
Auch die spezielle Tropfnadel aus dem japanischen Reparaturkit lässt sich leicht nachbauen. Sie ist vorne dicht aber besitzt eine Öffnung in der Mitte der Nadel (die dort hineingefeilt ist). Sie wird einfach auf einen Augentropfer aufgesteckt.
Durch diese Konstruktion rinnt (wenn man auf den Augentropfer drückt) die Flüssigkeit die Nadel herunter. Sie spült dabei den aufgespießten Pulverklumpen herunter. So bekommt man die Mischung von der Nadel runter ins Ziel. Wem das zu kompliziert ist, im Video oben kann man es gut beobachten.
Als Abdruckgummi kann man Bienenwachs oder Modelierknet verwenden. Alles zusammen ergibt ganz neue Möglichkeiten der Reparatur und kann in manchen Fällen sehr viel Geld sparen.
Ich kann nur jedem raten es mal ausprobieren (die Kosten sind ja nicht hoch). Für mich ist es zum festen Bestandteil der Werkstatt-Chemie geworden |
03.02.2016 14:51 |
ta-raffy
Hey, super Bericht
Eine echt geniale Sache, werde ich mir mal zulegen müssen
Grüße Raffy
03.02.2016 15:08 |
Provaider
Ich hätte wohl auf Harz und GFK/CFK gesetzt. Aber eine interessante Möglichkeit.
03.02.2016 15:21 |
Kleiner Dampfer
Vergleichbar mit Speedbond von Petec. Nur wird das Zeug noch schneller fest.
03.02.2016 15:52 |
mark29
Super!!!!! Danke fürs Veröffentlichen!
03.02.2016 17:48 |
trixi1262
Recht herzlichen Dank !
Solche Schäden passieren nun mal vorwiegend bei alten Fahrzeugen, gut einer Alternative zu haben.
03.02.2016 18:29 |
prinos
vor einiger Zeit habe ich im Hela-Baumarkt eine Fluessigkeit gesehen, die dann mit Blaulicht sofort aushaertet und kann dann auch noch etwas bearbeitet werden. Der Zahnarzt benutzt sowas, weis jetzt allerdings nicht, wie es heisst. dies waere vielleicht auch eine Alternative.
03.02.2016 20:17 |
Passat-Kombi V5
Das mit der Flüssigkeit welche mit Blaulicht aushärtet hat auch Bauhaus im Programm , hab es selber schon probiert jedoch teils von der Haftung am geschädigten Teil nicht besonderlich erfreut gewesen , hat teils erst nach dem dritten Versuch so na ja gehalten . Werde mir mal das obige genannte zulegen und bei Bedarf mal testen und berichten .
04.02.2016 00:39 |
ElHeineken
Bin mal gespannt über eure Berichte, ich bin immer noch begeistert davon.
Hier gibt es übrigens noch einige Zeichnungen zur Funktionsweise: http://www.plarepair.net/kihon-01.htm
Und noch ein interessantes Video wie man ausgebrochenen Schraubengewinde (in Plastik) damit reparieren kann: https://www.youtube.com/watch?v=Lz-HOLkAmsw
Acrylkleber eigenen sich laut Hersteller für die folgenden Kunststoffe:
04.02.2016 01:05 |
Urgrufty
Das Zeug mit Blaulicht, ist UV - Kleber. Taugt nicht für alle Materialien. Hatte mir mehr davon erhofft !
So einen Plaste - Halter Schaden habe ich mal mit Toner aus dem Resttonerbehälter meines Laserdruckers, und Sekundenkleber modelliert.
Bruchkante gut an geschliffen, Pulver rein, und mit billigem Sekundenkleber aufgefüllt. Hält seit Jahren. Und der Resttoner hatte genau die grauschwarze Farbe wie die Verkleidung ! (reiner Zufall )
Müsste theoretisch auch mit Pulverlack gehen, muss ich mal testen.........
04.02.2016 12:52 |
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Kommentiert auf: Ford C-Max Mk2 & Grand C-Max:
OBD-Klappe
[...] abgebrochenen
Kunsttoffteilen gefunden. Das könnte evtl. bei dem hier beschriebenen Problem helfen.
http://www.motor-talk.de/.../...kreparatur-auf-japanisch-t5578498.html
[...]
Artikel lesen ...
04.02.2016 13:05 |
paul_tracy
Für diesen Beitrag gebührt Dir das goldene motor-talk-Verdienstkreuz am Bande!
Vielen, vielen Dank!
Ich habe beinahe täglich mit einem ähnlichen Pulver/Flüssigkeit-Acrylat zu tun, wußte aber nicht, daß es zum Verkleben von ABS, PVC usw. so gut geeignet ist. Mit Deinem Tipp kann ich meinen Wunsch nach einem 3D-Drucker jetzt wieder etwas vertagen.
Für Reparaturen an PVC-Teilen habe ich bisher immer Tangit verwendet, dies funktioniert aber mit anderen Kunststoffen nicht bzw. nicht zufriedenstellend. Meist habe ich dann die Bruchstücke mit der Spitze eines Lötkolbens verschmolzen.
Das hält dann zwar, schön ist aber etwas anderes, und man muß dabei schon sehr vorsichtig vorgehen, damit man mit der heißen Spitze keinen zusätzlichen Schaden anrichtet.
Nicht zu fassen: Sogar schwarzes Pulver gibt es. Wie Du geschrieben hast: ebay: "Acryl Nagel Pulver schwarz" ... und schon erledigt.
Nochmal vielen Dank!
Wie heißt das thermoplastische Abformmaterial?
04.02.2016 13:22 |
ElHeineken
@paul_tracy
Na, da freue ich mich mal mit dir :-)
Für das Abformaterial habe ich trotz langer Recherche leider nichts passendes in Deutschland gefunden. Aber vermutlich sollte Bienenwachs oder Modellierknete (alles was sich warm verformen lässt aber dann bei Raumtemperatur einigermaßen fest ist) funktionieren.
Je nach Aufgabe kann das sogar besser sein, denn der japanische Abformgummi ist elastisch und wenn man selber eine Form improvisieren muss ist das hinderlich.
04.02.2016 20:33 |
carbon-compound
Gute Idee, nur beißt man damit zusehends auf Granit bzw Polyolefine. ZB. besteht das Innenleben der BMW Mini seit Jahren fast ausschließlich aus Sabic PPC (Polypropylen + anderes Zeug) und da hast du fertiggeklebt.
Wer schweißen kann ist klar im Vorteil.
04.02.2016 20:50 |
jackknife
Primär bricht ja aber auch der spröde Kunststoff älterer Fahrzeuge, dem alle Weichmacher bereits entwichen sind. Und dafür ist das Zeug hier doch goldrichtig
04.02.2016 21:39 |
A6 2,7T
Hört sich gut an und scheint so was wie Stabilit Express zu sein.
Damit habe ich die ausgebrochenen Befestigungspunkte der Türablagen an meinem Coupe repariert.
Zusätzlich habe ich zur Verstärkung aber immer eine Zahnscheibe mit eingearbeitet.
Als Abformmaterial kann man auch Abformsilikon nehmen und eventuell Alginat.
Das ist das Zeug was der Zahnarzt auch für seine Abdrücke nimmt.
05.02.2016 07:18 |
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Kommentiert auf: Biker-Treff:
Kettenschleifer selbst bauen
[...] Gerade auf MT gefunden:
http://www.motor-talk.de/.../...kreparatur-auf-japanisch-t5578498.html
[...]
Artikel lesen ...
05.02.2016 09:27 |
twindance
Hab das Zeug damals bei POLO gekauft - geht wirklich sehr fein- die bei Asphaltkontakt zerbröselnden Verkleidungsteile lassen sich damit sehr sauber und haltbar reparieren
(1381 mal aufgerufen)
(1381 mal aufgerufen)
05.02.2016 11:02 |
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Kommentiert auf: US Cars:
Reparaturen von Kunststoffen
[...] Ich fang einfach mal frech an, und klau den Beitrag aus nem Blog der mich gerade auf die Idee brachte.
http://www.motor-talk.de/.../...kreparatur-auf-japanisch-t5578498.html
Wie siehts aus? Wer macht mit, wer kann was beisteuern, wer hofft davon zu profitieren?
[...]
Artikel lesen ...
05.02.2016 11:11 |
thardy
Zum Abformen sollte sich Plaast Polymorph eignen.
05.02.2016 13:13 |
McLion
Alternative zu Soliq(UV-gehärteter Flüssigkunststoff), welcher wohl sehr hart aber etwas brüchig wird, vor allem an den Verbindungsstellen.
05.02.2016 18:04 |
Celsi
Toller Artikel, gut zu wissen, dass es sowas gibt, vielen Dank!
06.02.2016 19:50 |
Pit 32
Auf den meisten Kunststoffteilen steht das Material als Kürzel drauf. Es kommen häufig ABS und im Motorraum glasfaserverstärktes PA vor.
Zweiteres hält hohe Temperaturen aus ist sehr fest aber auch bruchempfindlich. Man kann beide gut kleben.
Das Erfolgsgeheimniss ist immer der richtige Klebstoff und die entsprechende Vorbereitung. Das gilt für jede Klebestelle.
Bei so manchem älteren Fahrzeug und einer nicht zu anspruchsvollen Verbindung hann man auch über eine Heißklebepistole nachdenken oder Kabelbinder
06.02.2016 21:03 |
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Kommentiert auf: Martins MT-Blog:
OT-Laberecke f?r die E36-Freaks und andere Fahrzeugverr?ckte.
[...] Plastikreparatur auf Japanisch. Interessanter Beitrag!
[...]
Artikel lesen ...
06.02.2016 21:36 |
zs77706
Interessante sache.
Danke für den beitrag.
07.02.2016 11:58 |
M.Hunter
Moin
Wir haben den "Sekundenkleber mit Füller" auch auf einer Messe gekauft, bei uns war es Schwanheimer Industrieklebstoffe, den es im Set mit einem Füller zum "Messepreis" gab!
Wir haben auf der Messe für 20gr. Kleber 30gr. Füller und 2-3 extra dünne und lange Kunststoffspitzen, die nicht so leicht verstopfen / verkleben, wie die eigentlichen Spitze der Kleberflasche zusammen 35€ bezahlt.
Wichtig den Kleber immer von der Spitze zurücklaufen lassen damit diese nicht verklebt. Es darf kein Tröpfchen Kleber mehr in der Spitze hängen, sonst ist diese nach der Aushärtung dicht.
Die Flasche also senkrecht halten damit der Kleber zurücklaufen kann, ggf. mit dem Finger leicht gegen schnippen und die Flasche 2-3 leicht drücken damit nicht doch noch ne Luftblase mit Kleber festhängt.
Die Spitze kann man sonst auch mit Aceton, bzw. Aceton-haltigem Nagelackentferner wieder reinigen.
Sinnvoll aber, wenn es Nagellackreiniger ist ohne "Öle", die zum Rückfetten drin sind.
Hier auch ein Video von denen.
Mfg
Frank
07.02.2016 12:30 |
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Kommentiert auf: Martins MT-Blog:
OT-Laberecke f?r die E36-Freaks und andere Fahrzeugverr?ckte.
[...] Zur Plastikreparatur gibt's hier aktuell einen coolen Blogbeitrag...
[...]
Artikel lesen ...
08.02.2016 11:00 |
Ascender
Danke für den Tipp!
08.02.2016 13:34 |
ElHeineken
Ich bin ehrlich erfreut, dass der Artikel so viel Anklang gefunden hat.
In einem ersten Versuch habe ich versucht es der deutsche NSX-Gemeinde zu erläutern und bin bis heute nur auf 14 Besucher gekommen.. und ich dachte erst es liegt am vermeintlich uninteressanten Thema :-)
08.02.2016 13:58 |
carbon-compound
Uninteressant? Wenn wir hier anfangen durchzudiskutieren welches Harz mit welcher Beimengung welche Eigenschaften hat, dann können wir das gleich auf eine eigene Homepage schieben
BTW Epoxy E45 + Microballoons ergibt einen relativ elastischen Kleber für fast alle Kunststoffe die nix mit PP, PE oder PTFE zu tun haben (damit ich auch was Sinnvolles beitrage).
09.02.2016 15:13 |
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Kommentiert auf: Audi A6 4F:
Neue Stoßstange nötig?
[...] Defekte Halterungen kann man auch reparieren:
http://www.motor-talk.de/.../...kreparatur-auf-japanisch-t5578498.html
Ob die Reparatur noch Sinn macht ist mal dahin gestellt. Der NSW sieht allerdings recht mitgenommen [...]
Artikel lesen ...
05.03.2016 02:50 |
ElHeineken
Seit den letzten Monaten hat sich auf dem deutschen Markt etwas getan. Inzwischen ist das japanische Original wieder erhältlich, sogar in fast allen Ausführungen: http://www.amazon.de/s/ref=nb_sb_noss?...
Es lohnt sich vermutlich mit einem Kit zu starten und dann später günstigen Nachschub aus dem Nagelversand zu besorgen. Insbesondere gleich eine passende Nadel zu besitzen ist schon sehr praktisch.
05.03.2016 11:22 |
Schattenparker293
Danke für den Amazon Tip, ich denke, ein Set zu Anfang ist eine gute Investition.
Ihr seid einfach genial mit Euren Anleitungen, herzlichen Dank dafür
05.03.2016 11:51 |
ElHeineken
@Raver2014 Gern geschehen!
25.04.2016 23:06 |
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Kommentiert auf: Car Audio Einbau:
JVC Radio anschließen im Polo
[...] Oder eventuell so:
http://www.motor-talk.de/.../...kreparatur-auf-japanisch-t5578498.html
OK, ist fummelig...
[...]
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30.09.2016 11:40 |
PajeroMoritz
Das ist ja geil!
28.03.2018 21:20 |
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Kommentiert auf: ElHeineken:
Honda NSX - Wenn man es nicht selber macht ..
[...] haben. Vier mal 30 Euro mit Loch .. Ahhh ..
Falls sich noch jemand an die Geschichte mit Plarepair (Plastikreparatur auf Japanisch) erinnert, damals gab es den Tipp die Chemikalien aus Shops für Nagelstudios zu verwenden. Hier nun [...]
Artikel lesen ...
02.08.2018 17:44 |
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Kommentiert auf: VW Golf 3:
Befestigungspunkt von Türverkleidung abgerissen, womit am besten kleben?
[...] nicht mehr verfügbare Kunststoffteile brechen. Dazu ein toller Artikel aus einem meiner Lieblingsblogs:
https://www.motor-talk.de/.../...reparatur-auf-japanisch-t5578498.html
[...]
Artikel lesen ...
02.08.2018 18:53 |
ElHeineken
Das geht ja runter wie Öl ..
Deine Antwort auf "Plastikreparatur auf Japanisch"