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Sun May 12 18:55:26 CEST 2019    |    ElHeineken    |    Kommentare (12)    |   Stichworte: Antriebswelle, Ausbau, Fahrwerk, Honda, JDM, NA1, NSX

Nachdem der Serienstart durch tropfende Antriebswellen sabotiert wurde nun also der der erste von zwei Teilen zum Thema "Überholen der Antriebswellen". Noch im letzten NSX-Artikel stand was von Einschicken warum jetzt also zwei Teile? Dazu später mehr .. :(

 

Antriebswelle linksAntriebswelle linksNun aber erst mal zur Technik. Als Mittelmotor mit Heckantrieb besitzt der NSX zwei Antriebswellen die Getriebe- und Rad-seitig als Tripod-Gelenk ausgeführt sind. Die Radseite ist federbelasetet und gesichert, die Getriebeseite nur zusammengesteckt aber funktional identisch.

 

Aber wie bekommen wir die Dinger aus dem Auto? Mal ein Blick ins Reparaturhandbuch werfen und die üblichen Onlinequellen (NSXCB sowie NSX Prime) nach dem Stichwort "driveshaft" durchsuchen und los geht's.

 

Naja, so schnell dann auch nicht denn als erster Schritt steht das Lösen der Antriebswellenmuttern auf dem Programm. Das Ding ist eine 36er und wurde im Werk mit 330 Nm angezogen - dafür habe ich nicht mal eine passende Nuss zu Hause ..

 

Auf musst du gehen ..Auf musst du gehen ..Dem Internet nach sollte entweder ein sehr starker Schlagschrauber oder eine 3/4 Zoll-Ratsche mit ordentlicher Verlängerung helfen. Beides keine günstigen Lösungen für etwas das man eher sehr selten braucht.

 

Erst mal beim Schrauber-Kumpel nachgefragt ob er da was weiß. Der wiederum kennt den Besitzer eines S2000 der sich aus zwei alten Antriebswellen eine neue gebastelt hat und diese Schraube daher etwas näher kennt. Einen Tag später schon die persönliche Anlieferung der passenden Nuss, Aufnahme und einer zwei-Meter-Verlängerung .. sei nötig hieß es (ein dickes Dankeschön bei dieser Gelegenheit).

 

Auto auf die Bühne, Handbremse anziehen, Sicherung der Schraube mit einem Splinttreiber öffnen, Nuss sorgfältig ansetzen, an der Verlängerung ziehen und .. geht butterweich auf .. :D .. breite Begeisterung!

 

So weit, so gutSo weit, so gutDer Erfahrene weiß aber das solche Erfolgserlebnisse meist nur eine von mehreren Schrauben betrifft und schon auf der anderen Seite war es nötig mit beiden Füßen auf der Verlängerung zu wippen bis sich mit einem lauten Knacken auch hier die Schraube löste.

 

Gut, das wäre also geschafft. Ich kann mir allerdings lebhaft vorstellen wie das bei stark verrosteter Schrauben für ein Spaß werden kann aber glücklicherweise steht der Wagen ja einigermaßen gut da.

 

Von der Mutter befreit kann nun z.B. mit der Hilfe eines Dorns aus einem Abzieherset die Antriebsachse mit einem Hammer nach innen geschlagen werden. dazu die Mutter locker aufschrauben denn wir wollen die Achse nur beweglich machen und noch nicht komplett aus dem Lager stoßen. Erfreulicherweise auch hier kein großer Widerstand (diesmal sogar auf beiden Seiten).

 

Bevor es an die Fahrwerkkomponenten geht sollte der große U-förmige Alubügel unter dem Motor abgeschraubt werden. Das erleichtert den Zugriff auf die Achsen ganz erheblich, steht aber nicht im Handbuch. Allerdings müssen dafür zwei recht massive Schrauben am Hilfsrahmen gelöst werden, der Rest ist aber ziemlich problemlos.

 

SturzeinstellungSturzeinstellungKonkret wird als erstes die Position der Sturz-Einstellungs-Schraube markiert denn sonst müssen wir später noch zum Spur einstellen. Das weiche Alu lässt sich dafür gut mit einem kleinen Schraubendreher markieren, zusätzlich etwas Farbe kann nicht schaden.

 

Nun können wir damit beginnen die Fahrwerksteile aus dem Weg zu räumen. Wichtig dabei unter keinen Umständen irgendwelche Kugel- oder Tragegelenke zu trennen (gehen gerne kaputt - sehr teuer) oder gar den oberen Querlenker abzuschrauben (steht unter Spannung und bekommt man kaum noch zusammen).

 

Diese beiden Fehler habe ich zur Abwechslung mal nicht erst selber ausprobiert sondern schon im Vorfeld darauf verzichtet - man sieht also, ich mache Fortschritte :D

 

Alles offenAlles offenKonkret geht es um das Öffnen und Herausziehen der Bolzen von

 

Stoßdämpferaufnahme

Stabilisator-Verbindung

unterer Querlenker (getriebeseitig)

Spurstange (ebenfalls nur getriebeseitig)

 

Ist das alles erledigt können wir uns ganz der Achse widmen. Zuerst wird sie aus dem Radlager entfernt. Dazu die Bremsscheibe mitsamt dem Radlager nach oben kippen und die Achse herausziehen.

Da das äußere Gelenk federbelastet ist (und sich die Achse dadurch verlängert) kann das etwas fummelig werden, am besten klappt es zu zweit (den Luxus hatte ich leider nicht).

 

Der Clip (Set Ring)Der Clip (Set Ring)Was Fummeligkeit angeht wird es jetzt allerdings noch etwas nerviger. Die Achse muss aus dem Getriebe gezogen werden (vorher unbedingt das Getriebeöl ablassen sonst wird das eine ölige Angelegenheit).

 

Auf der Achse befindet sich ein Clip (Set Ring), der im Getriebe einrastet. Diese sitzt recht locker und sperrt sich daher gerne gegen Versuche die Welle freizugeben. Erfahrungsgemäß hilft eine große Brechstange (vorsichtig und mit Gefühl!) zwischen Getriebe und Achse anzusetzen und zu drücken.

 

Wenn sich nichts tut die Achse um 180° drehen und noch mal probieren. In fast allen Fällen geht die Achse mit sehr wenig Kraft raus - wenn nicht: Weiter drehen und noch mal probieren.

 

Das Spiel wiederholt sich dann in sehr ähnlicher Form auf der anderen Seite am Zwischenlager auch wenn hier der Ring nicht auf der Achse sitzt sondern in der Verbindungsstelle sitzt.

 

Der Wellendichtring am Getriebe sah noch gut aus (wie auch die Lauffläche an der Achse) daher hier erst mal keine weiteren Maßnahmen.

 

voilàvoilàSo. hätten wir die beiden Achsen nun also draußen. Nur noch verpacken und in die Niederlande zur Überholung schicken? Ja, so dachte ich mir das auch ..

 

Aus Karton wurde eine entsprechende Verpackung gebastelt, mit Lappen ausgepolstert, das Ganze gewogen (20 kg), online frankiert, teuer bezahlt (wegen Gewicht und Versicherung) und die Treppen ins Auto gewuchtet.

 

Bei der Post dann helle Begeisterung: Es wiegt 20.150 g, das ist zu schwer, das können sie nicht verschicken :eek: Nachfrankieren geht nicht weil Online-Frankierung. Ziemlich sauer werden, zurück ins Auto, die Treppen wieder hoch und nachdem die Wut nachlässt einen neuen Plan machen.

 

Alternative Anbieter waren nicht wirklich zu finden also die Entscheidung die Überholung selber zu machen. So müssen nicht die schwere Achsen sondern nur die Überholkits in die Post.

 

Da bei meinem Glück auch diese (eigentlich recht einfache Sache) nicht ohne Probleme abgehen konnte ahnt der geneigte Leser hier schon aber dazu dann mehr in Teil zwei ..

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Sun May 12 19:48:43 CEST 2019    |    ToledoDriver82

So wenig Aktion in dem Beitrag :p:D da wartet man ja förmlich auf Teil 2 :D aber ich schätze mal "Ende gut,alles gut" ;)

 

Das PRoblem mit der Mutter der Antriebswelle ist mir aber auch bekannt,vor dem Problem stand ich auch schon zweimal,zum Glück hatte ich Hilfe in der Nähe.

Bei mir liegt aber auch noch ein Satz der überholt werden muss.

Sun May 12 21:03:28 CEST 2019    |    ElHeineken

Also mir hat es bis hier schon genügt :P

Bisher sind die Achsen nicht wieder im Auto, es bleibt also spannend, teuer wird es auf jeden Fall :D

Sun May 12 21:08:36 CEST 2019    |    ToledoDriver82

Das es nicht billig wird, hast du doch vorher gewusst:D aber das dürfte ich als Fahrer dieses Fahrzeuges nicht wirklich überraschen ;)

Sun May 12 21:45:33 CEST 2019    |    ElHeineken

Ja, aber es wäre ja doch mal schön wenn .. naja ..

Sun May 12 21:49:58 CEST 2019    |    ToledoDriver82

Träumen darfst du natürlich :p:D

Mon May 13 12:47:42 CEST 2019    |    Trottel2011

So, jetzt kommt das typische Hondabashing :D

 

Wie, der NSX hat MEHR Anziehmomente an den Antriebswellen als der Motor generieren kann? :D 330 nm für die Zentralmutter vs. 284-300 nm!? Uii...

 

Jetzt noch das obligatorische Bild eines Werkzeugs mit Hondabashbarkeit und fertig! :D


Mon May 13 13:34:38 CEST 2019    |    ElHeineken

:D

Mon May 13 14:37:34 CEST 2019    |    Quautiputzli

Hi,

ich hatte die Wellen beim Legend auch schon raus. Sieht dort recht ähnlich aus. Ich hab aber nur die Manschetten gewechselt. Willst du auch die "Lager" wechseln? Haben deine Spiel. Ich löse die Aufhängung aber immer an den Kugelgelenken, hatte damit noch nie Probleme. Erst vor kurzem hatte ich die Achsschenkel ab, wegen Radlagerwechsel.

Mon May 13 14:43:49 CEST 2019    |    Trottel2011

Humor hadda!

 

Zu den Antriebswellen... Typische Vorderachskonstruktion für FWD. Soweit nix wildes...

Mon May 13 15:15:43 CEST 2019    |    ElHeineken

@Quautiputzli Bezüglich der Kugeln gab es extra eine Änderung im Handbuch nachdem es dort zu Problemen gekommen ist. Wollte es nicht ausprobieren :D

 

Getauscht wird nur das Fett und die Manschetten. Wäre das Fett schon stärker verschlissen (flüssig) hätte man auch die Nadellager auseinander nehmen und reinigen müssen. Das habe ich mir jetzt gespart.

 

@Trottel2011

ist praktisch wie zwei mal innenliegendes Antriebswellengelenk.

Thu May 16 14:46:34 CEST 2019    |    Quautiputzli

Okay, Fett und Manschetten, so kenne ich das. Aber wo gibt es denn da Nadellager?

Thu May 16 16:23:26 CEST 2019    |    ElHeineken

Die Elemente die auf die drei Enden des Tripods gesteckt werden enthalten Nadellager.

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