Thu Nov 08 11:02:19 CET 2007
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rallediebuerste
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Kommentare (31)
| Stichworte:
fahrtechnik, nordschleife, rennstrecke
Und noch ein alter Beitrag von mir, der sicher für den einen oder anderen interessant sein könnte. Heute: 11 Tipps für die ersten Runde auf der Rennstrecke [more]VORBEREITUNG (langfristig) 1) Lies dich etwas ein - Streckenbeschreibungen, "Reiseberichte", Forenbeiträge, Tourifahrerwebseiten bieten schon mal einen groben Überblick, wie alles abläuft und was passieren kann. 2) Unterhalte dich mit erfahrenen Piloten. Die allermeisten sind furchtbar nett und erklären dir ganz selbstverständlich, worauf du achten musst. Ich habe da nur positive Erfahrungen gemacht. Gerade hier im Forum gibt's viele, die dir da gerne helfen werden... vielleicht kannst du mal eins, zwei Ründchen mitfahren (wichtig: Unterhalte dich vorher mit denen, sonst steigst du nachher bei so nem Möchtegernschumi ein, der denkt, er kann dir mal was beweisen, indem er auf der letzten Rille fährst - da lernst du nix (im besten Fall)). 3) Guck dir die Strecke an, auf der du fahren willst. Videos, Pläne, Fahrtipps und sogar Computerspiele sind eine gute Möglichkeit, den Streckenverlauf und die richtige Linie kennenzulernen. ACHTUNG: Die Geschwindigkeiten aus den Videos oder Gran Turismo wirst du NICHT hinbekommen! Lieber langsamer. 4) Lies dich etwas in die Technik ein. Dein Material wird auf der Rennstrecke ungleich härter beansprucht als beim normalen Landstraßencruisen (Generell: Auto warmfahren & kaltfahren (besonders bei Turbomotoren), Reifen greifen warm besser, Bremsen neigen bei hohen Temperaturen durch die große Beanspruchung zum Fading, Bremsen nicht heiß abstellen, sondern die berühmte Abkühlrunde drehen etc pp) VORBEREITUNG (vor Fahrtantritt) WÄHREND DER FAHRT 7) Wenn jemand von hinten kommt, der ganz offensichtlich schneller ist... ab nach rechts, falls nötig etwas runter vom Gas, und GANZ WICHTIG schon vorher Blinker rechts setzen, damit der Hintermann sieht, dass du ihn bemerkt hast. Was natürlich nicht heißt, dass du mitten im Karussell plötzlich das Steuer verreißt - logo! 🙂 (Gute Anmerkung von double-p_OPC: "Speziell in Kurven den Ueberholenden beobachten undevtl kommt gleich noch ein zweiter "angerauscht"😉 8) Wenn die Zuschauer, die im Brünnchen am Streckenrand stehen, lustig winken, dann finden die meistens nicht deine Fahrkünste / dein Auto so interessant, sondern wollen dich drauf hinweisen, dass es mal wieder jemanden aus der Kurve geschmissen hast. Mach dann also vorsichtshalber etwas langsam. WENN DOCH MAL WAS PASSIERT NACH DER FAHRT Viel Spaß! Das Problem bei den Touristenfahrten ist einfach, dass sich manche Leute vorher keine großen Gedanken machen. Unwissenheit gepaart mit maßloser Selbstüberschätzung ist die größte Gefahrenquelle. Oder wie Edgar so schön sagte: "Es gibt nix zu gewinnen, aber viel zu verlieren!" Gruß ___________________________ Hinweis: Das ganze hier ist nur ein grober Einblick und erhebt nicht den Anspruch, die einzige Quelle der Weisheit zu sein. Also lest euch ein - macht ja auch Spaß! |
Wed Mar 11 20:08:36 CET 2009 |
rallediebuerste
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Kommentare (25)
| Stichworte:
fahrtechnik, panne, sicherheitstraining
Wie ein Fahrsicherheitstraining mein Leben rettete
(und warum ich was ganz anderes meine als ihr jetzt glaubt)
Brüderchen hat jetzt knapp 8 Monate seinen Führerschein - genau die richtige Zeit fürs erste Fahrsicherheitstraining.
Und damit der arme Bub nicht so alleine ist, und weil ich mit meinem R ja auch noch kein FST gemacht habe, und weil die vergangenen zwei einfach tierisch Spaß gemacht haben, lasse ich es mir nicht nehmen, ihn dabei zu begleiten.
Letzten Samstag war es so weit.
Früh um 8 schnell noch die Autos ein wenig aufräumen, Tank halb füllen, Luftdruck und Ölstand überprüfen, und los ging's in den um diese Zeit noch herrlich verschneiten Hunsrück. Reichlich Gelegenheit, die weiße Pracht zu bestaunen, gab mir die Tatsache, dass der feuerrote B-Corsa vom Brüderchen das eine oder andere altersbedingte Gebrechen an den Tag legte, was mich als Führungsfahrzeug im Wesentlichen auf die Gänge Nummer zwei und drei beschränkte. Die Anlage (für die Locals: Wüschheim) liegt übrigens etwas in der Pampa, war aber mit Hilfe meiner beiden Freunde Tom und Tom doch noch einigermaßen leicht zu finden.[mehr]
Wie vorausberechnet passierten wir um exakt 8:57 Uhr das Tor, hatten die Wagen um 8:58 in Parkposition und betraten den Schulungssaal mit dem ersten Schlagen der nahen Turmuhr.Natürlich kamen wir 5 Minuten zu spät... aber das machte nix, denn wir waren bei weitem nicht die letzten.Als sich dann endlich alle eingefunden hatten ging's auch gleich in medias res. Ganz kurze theoretische Einleitung, und dann hieß es: Fahrzeuge besetzen und der Instruktorin zur ersten Station folgen. Noch mal schnell aussteigen, ein paar Ansagen und noch ein wenig Theorie, und endlich gings los mit der ersten Übung: Vollbremsung aus 50km/h. Vor mir waren noch zwei Mädels - junge
hübscheFahranfängerinnen, die aber erwartungsgemäß viel zu zaghaft aufs Pedal stiegen und so wertvolle Meter Bremsweg vergeudet haben. "Hopp, der nächste! Und zeig' den zweien mal, wie ein Mann bremst!", schallt es aus dem Funkgerät auf meinem Beifahrersitz.Das lasse ich mir nicht zwei mal sagen, lege den ersten Gang an, Standgas auf exakt 4000, Kupplung kommen lassen, und mit einem gewaltigen Ruck schießt der R nach vorne. Zwei Sekunden später sind die geforderten 50km/h erreicht, ich schalte in den zweiten Gang und rolle auf die Hütchen zu, die den Bremspunkt markieren. Als ich sie erreiche, kicke ich blitzartig den rechten Fuß ins Bremspedal (wir erinnern uns: für ne richtige Vollbremsung braucht's ungefähr 80-100kg Pedaldruck) und selbiges bis ins Bodenblech. Keine 10 Meter später steht der R - Übung mit Bravour gemeistert. Bestätigt mir auch die verrauschte Funkgerätstimme.
Mit siegessicherem Lächeln fahre ich wieder an in Richtung Wendepunkt, trete die Bremse und...
...
... stelle fest, dass ich das Pedal ganz easy bis zum Bodenblech durchtreten kann, wo vorher 2cm Pedalweg gereicht haben, um alle Räder an die Blockiergrenze zu bringen. Das Auto wird zwar langsamer, aber nicht so wie sonst. Irgendwas stimmt nicht. Nach dem Wendepunkt bremse ich nochmal, und wieder das gleiche Spiel: das Pedal fällt durch, und die Bremsleistung ist niedriger als gewohnt. Also halte ich irgendwo am Rand an, steige aus, und schaue mir die Sache näher an. Der Fehler ist auch gleich gefunden: meine vordere linke Felge ist innen ganz verschmiert von Bremsflüssigkeit. Also stimmt wohl was mit der Bremsleitung nicht. Shit!
Über Funk informiere ich kurz die Instruktorin. Die kommt auch sofort, schaut sich das ganze an und erklärt mir dann, ich könne noch locker in die 6km entfernte Werkstatt fahren... "Klar, wenn ich dabei nur so 5-6 mal bremsen muss, könnte ich's vielleicht grad packen. Nee nee, ich ruf mal lieber die Pannenhilfe."
30 Minuten soll es dauern, bis der Abschleppwagen da ist, also schaue ich mir noch schnell die Übung zu Ende an und fahre zum Eingang des Geländes... wo sich übrigens zeigt, dass ich mit meinem 5-6 mal gar nicht so falsch lag. Die letzte Bremsung klappt nämlich nur noch unter Zuhilfenahme der Handbremse.
[bild=1]Während ich so auf den Abschleppwagen warte (übrigens noch mal 45 Minuten) realisiere ich erst was für ein Schwein ich doch hatte, dass mir die Bremse ausgerechnet hier und heute versagt hat. Wäre mir das ganze bei etwas flotterer Gangart auf einer Landstraße passiert... oder - Oh Scheiße Mann - auf der Nordschleife, dann wäre die Sache vermutlich anders ausgegangen. Natürlich sind Autos genau aus dem Grund mit zwei getrennten Bremskreisen ausgestattet, aber wenn nur noch zwei statt vier Räder bremsen... nee nee, gut dass es hier passiert ist!
Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt: ich wurde in die nächste Werkstatt geschleppt. Dort wurde der R auf die Bühne gestellt, und wir konnten schön sehen, dass vorne links der Bremsschlauch durchgescheuert war - offenbar waren die verbauten Stahlflexleitungen zu lang. Man könne mir neue einbauen, aber das dauere dann garantiert 3-4 Tage.
Jau, ok: da der ganze Vorfall mehr als 50km von meinem Heimatort entfernt passiert war, stand mir sowieso ein Mietwagen zu. Da traf es sich gut, dass die Werkstatt auch gleichzeitig eine Europcar-Vertretung war. Leider keine große, denn laut Meister hatten sie nur noch ein Fahrzeug da... "Du hast Glück. Du kriegst den Benz."
Jau, und so fuhr ich mit meinem neuen Sternboliden zurück zur Fahrtechnikanlage, wo mich mein Brüderchen schon sehnlichst erwartete (aber eigentlich nur, weil ich das Navi mitgenommen hatte 😉). Viel verpasst habe ich nicht, meinte er: nur den Überrollsimulator und das grausame Mittagessen.
So wie es aussah, bin ich pünktlich zur ersten Übung nach dem Mittagessen zurückgekommen...
Aber die restlichen Übungen habe ich nur angeschaut und selbstverständlich nicht im Leih-Benz mitgemacht.