Sun Nov 22 20:59:00 CET 2009 | Rostlöser27853 | Kommentare (7)
Moin,
letztens kam mir ein Gedanke.. Ich dachte gerade über neue Birnen für den neuen Nissan Micra nach, als ich von diesen Birnen auf einmal zu dem Birnbaum kam, der bei Herrn Ribbeck auf Ribbeck im Havelland steht.
Komischerweise musste ich das Gedicht in der Schulzeit nicht einmal auswendig lernen, trotzdem ist es bekannt und kommt einem in den Kopf.
Prägend war noch das Gedicht "John Maynard" von Theodor Fontane.
John Maynard
John Maynard! "Wer ist John Maynard?" "John Maynard war unser Steuermann, aushielt er, bis er das Ufer gewann, er hat uns gerettet, er trägt die Kron', er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn. John Maynard."
Die "Schwalbe" fliegt über den Erie-See, Gischt schäumt um den Bug wie Flocken von Schnee; von Detroit fliegt sie nach Buffalo - die Herzen aber sind frei und froh, und die Passagiere mit Kindern und Fraun im Dämmerlicht schon das Ufer schaun, und plaudernd an John Maynard heran tritt alles: "Wie weit noch, Steuermann?" Der schaut nach vorn und schaut in die Rund: "Noch dreißig Minuten ... Halbe Stund."
Alle Herzen sind froh, alle Herzen sind frei - da klingt's aus dem Schiffsraum her wie Schrei, "Feuer!" war es, was da klang, ein Qualm aus Kajüt und Luke drang, ein Qualm, dann Flammen lichterloh, und noch zwanzig Minuten bis Buffalo.
Und die Passagiere, bunt gemengt, am Bugspriet stehn sie zusammengedrängt, am Bugspriet vorn ist noch Luft und Licht, am Steuer aber lagert sich´s dicht, und ein Jammern wird laut: "Wo sind wir? wo?" Und noch fünfzehn Minuten bis Buffalo. -
Der Zugwind wächst, doch die Qualmwolke steht, der Kapitän nach dem Steuer späht, er sieht nicht mehr seinen Steuermann, aber durchs Sprachrohr fragt er an: "Noch da, John Maynard?" "Ja,Herr. Ich bin."
"Auf den Strand! In die Brandung!" "Ich halte drauf hin." Und das Schiffsvolk jubelt: "Halt aus! Hallo!" Und noch zehn Minuten bis Buffalo. - -
"Noch da, John Maynard?" Und Antwort schallt's mit ersterbender Stimme: "Ja, Herr, ich halt's!" Und in die Brandung, was Klippe, was Stein, jagt er die "Schwalbe" mitten hinein. Soll Rettung kommen, so kommt sie nur so. Rettung: der Strand von Buffalo!
Das Schiff geborsten. Das Feuer verschwelt. Gerettet alle. Nur einer fehlt!
Alle Glocken gehn; ihre Töne schwell'n himmelan aus Kirchen und Kapell'n, ein Klingen und Läuten, sonst schweigt die Stadt, ein Dienst nur, den sie heute hat: Zehntausend folgen oder mehr, und kein Aug' im Zuge, das tränenleer.
Sie lassen den Sarg in Blumen hinab, mit Blumen schließen sie das Grab, und mit goldner Schrift in den Marmorstein schreibt die Stadt ihren Dankspruch ein:
"Hier ruht John Maynard! In Qualm und Brand hielt er das Steuer fest in der Hand, er hat uns gerettet, er trägt die Kron, er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn. John Maynard."
Ein sehr langes, tragisches Gedicht. Heutzutage kann man kaum glauben, dass man das ganz auswendig konnte und nicht durcheinander kommt.
Welche Gedichte haben euch geprägt? Sei es durchs auswendig lernen oder durch geschriebene Gedichtsinterpretationen..
So long. |
Sun Nov 22 21:25:36 CET 2009 | Druckluftschrauber2011
Da kann es nur eines geben. Gelernt bis zum umfallen und nach all den Jahren immer noch drauf
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlts im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurück zu sehen!
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden:
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluß in Breit und Länge
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und, bis zum Sinken überladen,
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!
John Maynard ist mir aber auch sehr geläufig.
Was mich aber auch bis heute begleitet ist Effi Briest und "Ein weites Feld". Die Schule hat mich psychisch zerstört
Sun Nov 22 21:29:06 CET 2009 | Rostlöser27853
Das weite Feld ist mir auch sehr geläufig..
MT ist ein zu weites Feld.
Das Gedicht kenn ich gar nicht, nie auswendig gelernt.
Sun Nov 22 21:32:54 CET 2009 | Schattenparker48337
Bei mir ist
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland
Ein Birnbaum in seinem Garten stand
Und kam die goldene Herbsteszeit
Leuchteten die Birnen weit und breit
usw. und so fort
noch sehr gut hängen geblieben
In der dritten Klasse auswendig gelernt
Sun Nov 22 22:10:36 CET 2009 | Achsmanschette51801
In nur vier Zeilen was zu sagen
Erscheint zwar leicht, doch es ist schwer.
Man braucht ja nu mal nachzuschlagen:
Die meisten Dichter brauchen mehr.
Dieser Heinz-Erhandt-Vierzeiler hat sich mir speziell eingeprägt
Sun Nov 22 22:28:52 CET 2009 | Antriebswelle135730
Manchmal bin ich in der Stimmung, Gedichte zu lesen (nicht: auswendig lernen). In meinem Blogartikel "Herbstimpressionen" habe ich ja eins zitiert:
Ein weiters, welches mir sehr gefällt:
Sun Nov 22 23:14:45 CET 2009 | vidaman
E. A. Poe ist für mich ein gott der worte. ich wollt, er hätte auch eine bibel geschrieben
LG
Vidaman
Mon Nov 23 02:22:50 CET 2009 | Achsmanschette52961
Ich kann immer noch 2/3 von "Erlkönig" herunterbeten... fand das als Kind doch recht gruselig! Heute kann ich Erlkönigen aber durchaus positives abgewinnen.
Heinz Erhardt ist ein sehr kurzweiliger Poet. Wenn man damit anfängt kann man nicht mehr aufhören zu lesen. (Und zu schmunzeln)
Ansonsten lese ich gern Zitate von Goethe und Schiller, und bin immer wieder fasziniert wie diese, über 200 jahre alten Weisheiten, punktgenau in die heutige Zeit passen.
Deine Antwort auf "Gedichte, Poesie und Literatur"