• Online: 2.345

Halbgott

Eindrücke niedergeschrieben

Wed Oct 26 14:30:02 CEST 2016    |    Druckluftschrauber2011    |    Kommentare (4)    |   Stichworte: Gesellschaft, moral, rtl, Terror

Vor ein ganz paar Tagen lief bei RTL ja das filmische Pendant zum Theaterstück von Ferdinand von Schirach. Der Inhalt ist eigentlich kurz erzählt:
Terrorist entführt Flugzeug und steuert damit auf die ausverkaufte Allianzarena in München zu, in welcher ca. 70.000 Leute sitzen. Ein Kampfpilot schießt gegen seine Befehle das Flugzeug mit ca. 170 Insassen ab. Damit tötet er diese – rettet aber alle im Stadion. Nun ist es der Zuschauen der entscheiden soll, ob der Pilot des Mordes schuldig ist, oder ob er es nicht ist.[mehr]

Rein rechtlich ist die Konstellation scheinbar Quatsch, wie man hier sehr schön nachlesen kann. Aber um die rechtliche Bewertung geht es mir nicht, da sich darum eher die Rechtsverdrehen kümmern können. Wobei es schon interessant ist, sich die Argumentation des Bundesverfassungsgerichts durchzulesen. Auch wenn es eher um die staatliche Legitimation geht Flugzeuge abschießen zu lassen, als um das Strafverfahren.

Als ich den Film sah, war mir relativ schnell klar, dass das Ergebnis danach so aussieht, wie es denn dann auch aussah. Die absolute Mehrheit entschied, dass der Pilot nicht des Mordes an den Insassen des Flugzeuges schuldig war. Eher gemeint war wohl, dass er die Legitimation hatte, alle Menschen im Flugzeug zu opfern, um damit alle im Stadion zu retten.

Und da stellte sich für mich die Frage, und dass tut sie bis heute, ob wir in einer Gesellschaft leben, in der es mehrheitsfähig ist, dass man Menschen für Menschen opfert. Lieber sollen 170 Menschen sterben, als 70.000 Menschen.
Rechnerisch ergibt dies sicherlich einen gewissen Sinn. Doch ist es in einer Gesellschaft moralisch vertretbar? In einer „Gene Roddenberry Star Trek Idealgesellschaft“ vielleicht, die man anstreben sollte?

Haben wir uns, die Menschheit so im Allgemeinen, trotz Philosophie, Gesetze, Religionen und eines gewissen Wertekanons denn in den letzten 5000 Jahren unterm Strich moralisch weiterentwickelt? Oder heißt es bis heute Auge um Auge und Zahn um Zahn, bis alle blind sind und keiner mehr kauen kann?

Ich gehe davon aus, dass die meisten Menschen ja sagen würden. Also ja im Sinne von „wir westliche Welt“ schon. Hexenverbrennungen waren früher en vogue. Aber heute? Hier?
Jetzt schneidet zwar der IS Köpfe ab. Aber der hat „unsere“ moralischen Standards ja eher nicht. Na gut. Die Amis entführen Menschen und sperren diese in Guantanamo ohne Anklage ein… aber dafür wird es schon einen Grund geben. Aber so an sich neigt man als Mensch wohl gern dazu, sich selbst als „moralisch auf der richtigen Seite“ zu betiteln.

Vielleicht ist es ja auch moralisch, 170 Menschen zu opfern, um 70.000 zu retten. Aber wenn es so ist, wo ist die Grenze? 170 für 175 Menschen? Ein Bus voller Rentner für einen Bus voller Schüler? 3 todkranke für einen gesunden?

Was ich als unmöglich einschätze ist genau dies. Diese Abgrenzung. Ab wann ist das Handeln, was zum Tod eines oder mehrerer Menschen führt moralisch gerecht und wann nicht. Auch in neige dazu, es als nachvollziehbar zu erachten, dass der Pilot entschied, 170 Menschen statt 70.000. Aber dennoch hat er das Leben von 170 Menschen beendet. Und spätestens wenn ich darüber nachdenke, dass es für ein Abwägen keine Grenzen gibt komme ich zu dem Schluss, dass es somit auch kein Abwägen geben darf.

Wenn man sich als Gesellschaft bzw. als Person das Recht herausnimmt, dass einer oder mehrere das Recht hätten zu sagen: Diese Person(en) opfern wir, damit wir diese Person(en) retten, dann öffnet man der Willkür die Tür und der Mensch, sein Leben und seine Unversehrtheit wird zum Spielball von verschiedenen Interessen.

Dass das in der realen Welt alltäglich passiert und beim Spiel der Mächtigen immerzu Menschenleben geopfert werden, ist mir durchaus klar. Sieht man jeden Tag in den Nachrichten, kann man in den Zeitungen lesen und im Radio hören. Oder eben bei twitter, Facebook, youtube usw.

Aber mit der Entscheidung im Anschluss des Filmes wird ja eigentlich (zumindest für mich) deutlich, dass die Mehrheit der Menschen dem Abwägen von Leben zustimmt, ohne den Gedanken auch nur annähernd zu Ende zu denken.

Auch bei Diskussionen in den darauffolgenden Tagen war ich erschrocken, wie viele Menschen leichtfertig und selbstverständlich sagen, dass man den Piloten freisprechen müsse, denn er habe richtig gehandelt. Auf die Rückfragen, wo denn die Grenze wäre, um es als richtig zu betiteln, kamen jedoch keine schlüssigen Antworten.

Irgendwie gibt es hier jetzt kein Ende, da es bei diesem Thema kein Ende geben kann. Ich wollte meine Gedanken bloß mal zu „Papier“ bringen.

Ich bin bloß ein wenig erschrocken, dass es so vielen so leicht fällt, Todesurteile zu fällen, um andere zu retten.

Hat Dir der Artikel gefallen? 3 von 3 fanden den Artikel lesenswert.

Fri Aug 07 12:12:19 CEST 2015    |    Druckluftschrauber2011    |    Kommentare (0)    |   Stichworte: Ausflug, Auto, Bier, Civic, Honda

Nach einer wohligen und entspannten Woche mit Freunden in den Biergärten Münchens fuhr ich letzten Samstag gen der Heimat. Im Wagen noch zwei Leute, welche über eine Mitfahrzentrale den Weg in das Auto gefunden haben, machte ich mich an, die paar Stunden nach Hause zu gondeln. Das Wetter ist perfekt zum Reisen und die frisch aufgefüllte Klima spendet ausreichend kalte Luft.
Marc-Uwe und sein (Es ist sehr eigen, was Besitzverhältnisse angeht) das Känguru unterhalten uns alle. Na gut nicht alle. Der eine Mitfahrer hat das Buch 2 Tage vorher bestellt und kennt nun den wesentlichen Inhalt… aber darum geht es ja nicht. [mehr]

Praktisch schon in Dresden, ich rief gerade die nächste Mitfahrerin an, dass ich mich 10 Minuten verspäte, gab es gleich nach dem Telefonat einen Knall. Bodenwelle in der Baustelle. Meine Fresse, war die Dolle.
Meine Fresse, warum nimmt das Auto kein Gas mehr an. Damn, Fuck und omg. Warum geht dann das Auto aus? Warum geht es denn nicht mehr. 🙁😠

Da steht man nun in der Baustelle und kommt weder einen Meter vor noch einen Meter zurück. Auto springt zwar an aber geht sofort wieder aus. Dem ersten kurzen Moment des Abkotzens folgte eine längere Phase des Abkotzens.
Was tun sprach Zeus, die Götter sind besoffen und der Olymp ist vollgekotzt.

Warnweste an, Dreieck aufstellen und dann mal die Gelben Engel anfunken.
Man kennt ja den Spruch: „Stau ist nur hinten blöd, vorne geht's.“
Nach einer ca. einstündigen intensiven Beobachtung meinerseits kann ich feststellen, dass dieser Aussage sich mit den meinen Erfahrungen nicht unbedingt deckt. Zwar gab es lecker Thüringer Rostbratwurst (leider kalt vom Vortag, da kein Grill im Gepäck). Dennoch kommt man sich, als Ursache des Staus, in einer Baustelle relativ dämlich vor. Und es gibt auch nicht unbedingt viel zu tun.

ADAC da und zack runter von der Bahn in die Stadt. Vorher noch einmal schnell gecheckt, wie erfolgreich man mit der staubildenden Maßnahmen war. Google Maps zeigt einen beachtlichen langen roten Balken, der ziemlich genau bei meiner Position endet. Yeah, ich habe das Gefühl, heute richtig was geschafft zu haben. Wenn auch nichts sonderlich positives.

Der Engel in Gelb hat gestrampelt und getrampelt, gehustet und geprustet und am Ende war es doch vergebens. Der Bock wollte trotz aller intensiven und ausdauernden Bemühungen einfach nicht laufen.
Da stand ich nun da mit der einen Mitfahrerin. Der eine Dude wollte eh nach Dresen und hatte Schwein. Die Dritte im Bunde, die ich eigentlich abholen wollte habe ich dann auch schon lange informiert, dass das mit uns wohl heute nix mehr wird, was nicht unbedingt zu Freude bei ihr führte.

Wie kommt man nun Heim? Bahn? Nö. Mietwagen? Ja.
Bloß welcher Verleih hat denn Samstag am späten Abend noch geöffnet? Bestimmt die am Flughafen. Also Taxi gerufen und Auto stehen lassen.
Am Flughafen angekommen wuchs die Freude sofort. Nur ein Autovermieter hat noch offen und da dem so ist, zeigt sich, dass Angebot und Nachfrage durchaus an seine Kacke ist, wenn man der mit der Nachfrage bei einem sehr geringen Angebot ist. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich 5h lang das Känguru gehört habe, mit der durchgängigen latenten Kritik am Kapitalismus.

Man glaubt gar nicht wie schön das Gefühl ist, wenn einem die Werbung beim Anbieter zeigt, dass man einen M3 ab 85 € am Tag leihen kann, während man gerade einen SMART für den doppelten Preis bekommt. Das einzige andere potentielle Fahrzeug, eine Opel Corsa, wäre da noch ein wenig teurer. 🙁

Es ist Samstagnacht als ich in Cottbus eintreffe, die Mitfahrerin bis an die Haustür fahre und merke, wie der Hals anfängt zu kratzen. Klimaanlage - Fuck you!

Es ist Montagmorgen. Zu den Halsschmerzen gesellen sich Schnupfen und Husten, mein Auto steht nicht fahrbereit in Dresden und ich darf Krankheitsvertretung machen. Der Erholungseffekt der letzten Woche ist verflogen… zumindest bleibt der Bierbauch noch ein wenig.

Dank des Forums weiß ich ja, dass es in Dresden einen Händler gibt, der einen guten Ruf genießt und viele Filialen hat. Also angerufen und Situation geschildert. Autoschlüssel per Post zugeschickt und Papiere eingescannt und per E-Mail hingeschickt. Nett, freundlich und zielgerichtete Hilfe. Ein wahrhafter Traum.
Dienstag schon der Rückruf. Auto wurde gefunden und abgeholt. Nach den ersten Versuchen existiert auch schon der erste Verdacht. Ggf. Zahnriemen übersprungen mit all den möglichen Konsequenzen. Aber nur ein Verdacht. Der gute Mann wollte mich nur informieren über den aktuellen Sachstand.

Mittwoch der nächste Anruf. Es steht fest. Der Zahnriemen ist übersprungen und die Werkstatt weiß noch nicht, ob der Wagen wieder laufen wird oder ob ggf. die Ventile aufgeschlagen sind. Meine Laune auf dem Tiefpunkt und ich sehe schon, wie die Reparatur nicht mehr wirtschaftlich ist und ich von jetzt auf gleich ein neues Auto kaufen muss.
Nix mehr mit Urlaub in diesem Jahr. Scheiße, Kacke und Pups. Da läuft das Ding über 120.000 KM und währenddessen geht nur einmal die Höhenregulierung im Scheinwerfer kaputt. Sonst nur Verschleißteile und jetzt das Wurst-Käse-Szenario.

Drehen wir uns wieder zurück zum Känguru und nehmen einen Teil seines unveröffentlichten Hauptwerkes: Opportunismus und Repression. Den Opportunismus.

Also schaue ich schon einmal, was es denn so für Autos bei dem Autohaus in meiner Preisvorstellung gibt und freunde mich mit dem Gedanken an, dass nach all den Jahren ja auch mal ein neues Auto drin wäre. So eine Klimaautomatik würde vielleicht auch eher dafür sorgen, dass ich nicht den ganzen Tag Drogen zu mir nehmen muss, damit ich atmen kann. Und so einen Tempomat für die Autobahn. Man eh. Wäre schon echt mal an der Zeit.

Und während des darüber Nachdenkens am Donnerstag der erlösende Anruf. Das Auto läuft.
Die Werkstatt, welche den Zahnriemen gewechselt hat, hat Kacke gebaut und daher konnte das überhaupt bloß passieren. Man sah gleich, dass da irgendwas nicht so gemacht wurde, wie es hätte gemacht werden sollen.
Das Witzige daran ist, dass ich den Zahnriemen extra bei einer Hondawerkstatt hab machen lassen, da ich dachte: Wichtiges Teil. Lass da mal lieber die Leute vom Fach ran. Lächerlich!

Auto ganz. Tausende Steine sind mir vom Herzen gefallen.
Mein Auto. Ich habe es wieder. 🙂
Na gut, nicht ganz. Ab Montag. Trotzdem Freude in mir!

Hat Dir der Artikel gefallen? 4 von 5 fanden den Artikel lesenswert.

Thu Aug 06 14:35:28 CEST 2015    |    Druckluftschrauber2011    |    Kommentare (6)    |   Stichworte: cottbus, Fahrrad, privat, Rentner

Als sich vor etwas mehr als ½ Jahren mein Arbeitgeber dachte, dass es cleverer wäre in die Innenstadt zu ziehen, dachte ich mir, dass es cleverer wäre, ab dem Moment mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. Sind ja nur gut 4 km und außerdem ist es ungemein gesund, umweltbewusst und unschlagbar günstig. Zumal ich keinen Parkplatz suchen muss etc.

Und eigentlich macht es auch echt Spaß mit dem Rad zu fahren. Man ist schnell und kann völlig legal permanent versuchen der Schnellste zu sein, die eigene Höchstgeschwindigkeit zu brechen oder zumindest immer schneller zu sein, als man es bisher im Durchschnitt war. Mit dem Auto sind wohl all diese Versuche durchaus reizbar – aber irgendwie mit der StVO nicht (dauerhaft) ein Einklang zu bringen.

Besonders toll war dies immer, wenn man (bis auf die Rennradfahrer und Hipster auf Fixies) quasi der Schnellste auf der Straße war.

Doch irgendwie wendet sich das Blatt immer stärker. Kaum geht es mal mehr oder minder stark bergauf und es wird spürbar schwerer, irgendwie fix zu sein, kommen die ganzen bequemen Rentner und knallen mit ihren Pedelecs an einem vorbei.

Da regen sich die Leute über das Doping bei der Tour de France auf, während die wahre Schweinerei überall hier in Deutschland passiert. Bei der Tour dopen wenigstens alle. Hier meint man es mit der „sportlichen Ertüchtigung“ auf dem Weg zur Arbeit wahrhaft ernst, während die 70 jährige Oma mit elektrounterstützenden 25 km/h lachend an einem Bergauf vorbeirauscht.

Eine riesengroße Schweinerei!
Ich konnte Cheater (Nicht der Affe von/ bei Tarzan) noch nie leiden.

Hat Dir der Artikel gefallen? 5 von 5 fanden den Artikel lesenswert.

Thu Jul 03 13:03:15 CEST 2014    |    Druckluftschrauber2011    |    Kommentare (0)    |   Stichworte: Gesellschaft, ich, Web, Wissen

Was lachst du denn da?
Fragte meine bessere Hälfte, während sie vor ihrer Soziologiearbeit über Alkohol in der Gesellschaft sitzt, wohingegen ich mit Kopfhörern auf dem Kopf, Rechner auf dem Schoß und einem Bier in der Hand auf der Couch sitze. (Man beachte die deutlichen Unterschiede zwischen Theorie und Praxis. Theorie über Alkohol --> trocken. Praxis --> lecker)

Ich schaue mir gerade etwas über Regelungstechnik an. Und davor habe ich was über dienliche Defekte geschaut. Sehr amüsant und unterhaltsam. Wobei ich in der Quantenmechanik nicht so drin stecke.

😕😕😕
Es folgten relativ fragende Blicke, die eine Mischung aus Verwirrung und dem Drang nach mehr Informationen innehatten.

Ich schaue mir gerade mal ein paar science slams an.
Fuhr ich fort.

Und so war es auch. Ich schaute erst einen und dann zwei und drei und dann folgten noch ein paar und ich muss sagen, dass ich extrem gut unterhalten wurde. Besser als das, was das TV so bietet (an spielfreien Tagen der WM) und oft verständlicher als A Game of Thrones auf Englisch zu lesen. Winter is coming? Vielleicht sollten sich die Starks auch mal den Vortrag über die Regelungstechnik anschauen. Die Beispiele beinhalten teilweise das Heizen. Aber ich glaube auf Winterfell gibt es kein youtube?! Vielleicht habe ich dies aber auch schlicht überlesen.

Dann folgte noch ein wenig Frauentheorie, wobei ich eindeutig merkte, dass es nicht die klügste Idee war, Mathe nach der 3 Klasse abzuwählen. Wie ging der Spruch immer?
„Die sind so blöd, die rechnen mit Buchstaben statt mit Zahlen. Idioten“
Dennoch sehr witzig der gesamte Vortrag! Auch, wenn man das mathematische vielleicht nicht in Gänze begreift.

Und so folgte ein grober Zug durch Physik, Mathematik, Soziologie, Medizin und Meteorologie und ich stellte fest, dass ich voller Anergie bin, was sich wohl auch durch Prokrastination manifestiert. Oder so ähnlich. Eigentlich weiß ich nicht, was ich da schreibe. Zum Klugscheißen in größeren Gruppen schaue ich mir die Videos wohl noch einmal an, damit ich dann zumindest selbstsicher alle anderen nerven kann.

Und so bleibt das Fazit. Science slam ist irgendwie ziemlich cool. Auch wenn es grandiose Unterschiede in der Qualität der Vorträge gibt. Es ist eine tolle Brücke, wenn man das Eigentliche, was es zu tun gilt, nicht machen will und dennoch hat es den Schein nützlich und informativ und gut für einen zu sein. Man kommt bloß zu spät ins Bett.
Aber es füllt den Speicher des unnützen Wissens ungemein!

Juhu. Gebloggt. Endlich wieder den Geist wandern lassen.

Hat Dir der Artikel gefallen? 3 von 3 fanden den Artikel lesenswert.

Thu May 22 14:16:31 CEST 2014    |    Druckluftschrauber2011    |    Kommentare (3)    |   Stichworte: cottbus, Gesellschaft, Nazi, POLITIK

Seit Tagen und Wochen amüsiere ich mich, schüttele den Kopf und grinse freudig, wenn ich durch die Straßen der Stadt laufe und fahre, ich in den Briefkasten schaue oder eben auch in die Zeitung.
Die Wahlen stehen an und so kann man einen schönen Realitätsabgleich vornehmen. Wohl auch dem geschuldet, dass hier Kommunalwahl stattfinden und man gut beobachten konnte, was Parteien als Verdienst und Wollen verkaufen und was in Wirklichkeit geschehen ist und was schlichtweg gelogen ist. [mehr]

Aber da das Verschönen bei allen Parteien ähnlich ist, schafft sich damit ja niemand einen gravierenden Vorteil. Lustig finde ich bloß immer, dass alle Parteien gegen alle Beschlüsse mit negativen Auswirkungen auf die Einwohner und Bürger gestimmt haben, die dann am Ende durch das Parlament gingen. Zumindest laut Flyer im Briefkasten. Aber nun gut. Darum geht es ja nicht.

Kurz vor der Wahl sind ja Politiker extrem Volksnah und buhlen um Stimmen. Sie reisen durch die Landen, sammeln Bürger an zentralen Plätzen und versprechen glühende Landschaften mit blühenden Herzen voller Überzeugung. Lobbyisten werden egal und man sagt, was der Plebs denn hören mag. Und all das finde ich gut und kann ich nachvollziehen, da es meist Bier und Grillwürstchen gibt. Teilweise sogar umsonst. Politische Willensbildung mit Freibier. Herr, was will man mehr. Man kann ja freiwillig daran teilnehmen oder es lassen.
Ja okay. Natürlich vereinfacht dargestellt. Wahlkampfveranstaltungen haben schon ihren Sinn. Auch unabhängig von Bier und Würstchen.

Aber es gibt Ausnahmen. Und die gibt es gerade jetzt.
Jetzt, wo ich in meinem Büro sitze und den Wörtern einer rechtsgesinnten Partei lauschen muss, welche dank Megaphone die Luft verpesten. Keine wirkliche Chance zu flüchten. Keine Chance es nicht zu hören. Die stehen eben ein paar dutzend Meter weiter und labern und labern und labern.
Und so geht es um Grenzkriminalität und den bösen Ausländen und all diese völlig unreflektierten Behauptungen, die aus einem veralteten und anderem Jahrhundert stammen. Ich weiß gar nicht, wo oft ich „Halts Maul“ vor mich her geblubbert habe.

Politische Kundgebungen bitte nur dann, wenn man davor fliehen kann. Wenn man sich ihnen entziehen kann. Sonst bekommt man schlechte Laune!

Gestern war ich noch bei „laut gegen nazis“ auf dem Campus der BTU zum open air gewesen und heute werde ich schon laut von braunen Gedankengut beschallt. Manchmal liegen 2 so unterschiedliche Sachen nur wenige Stunden auseinander.

Hat Dir der Artikel gefallen? 3 von 3 fanden den Artikel lesenswert.

Tue Feb 04 12:36:22 CET 2014    |    Druckluftschrauber2011    |    Kommentare (5)    |   Stichworte: ÖPNV, Zombie

Seit einer Weile bin ich permanenter Nutzer der öffentlichen Verkehrsmittel und stelle dabei ernsthaft fest, dass meine Vorliebe für Weltuntergangs-, Zombie- und Katastrophenfilme mein Denken wohl auch im Alltag beeinflusst.
Wann immer ein Mensch in der Straßenbahn sitzt und versucht, sich seiner Lunge mittels husten zu entledigen, sehe ich regelrecht, wie dieser Mensch gleich zusammenbricht, aufsteht und anfängt den anderen Leuten das Fleisch von den Knochen zu nagen und so fange ich an zu überlegen, was ich dann tun würde. Wo am besten rauskommen und wohin.
Mmhhhh.

Komisch, was man sich manchmal so für Gedanken macht. Aber zumindest ist man für den unmittelbar bevorstehenden E-Fall ein wenig vorbereitet.


Tue Oct 29 17:27:57 CET 2013    |    Druckluftschrauber2011    |    Kommentare (3)    |   Stichworte: Alltag, Bahn, DB, REISEN, Zug

Es gibt so Moment, da zweifelt man teilweise an sich, ein wenig mehr an der Welt und ganz besonders an der Person gegenüber. So auch am Sonntag, als ich tiefenentspannt im Zug saß und eigentlich nur nach Hause wollte, so wie so oft. Doch fangen wir am Anfang an.[mehr]

Seit gut über einem Jahr fahre ich regelmäßig mit der Bahn. So richtig schön mit Bahncard, grünem Gewissen und schön unaufgeregt. All den Unmut gegen die Bahn konnte ich nie nachvollziehen. Die Züge fuhren immer weitestgehend pünktlich, waren sauber etc. pp. Alles schön. Das blödeste waren maximal stinkende Menschen und das Warten auf den Anschlusszug im Winter, wenn es dann doch kühl um die Nase wurde.
Kurz gesagt – Bahnfahren ist okay bis gut.

Sonntag wollte ich nach einem schönen Wochenende Heim. Die Fahrt von Leipzig nach Cottbus sollte damit gekrönt werden herauszufinden, ob Nicholas Brody nun umgedreht wurde oder nicht und was das Finale der Staffel 1 von Homeland nun mit sich bringt. Und ehe man es sich versieht, steht die Zugbegleiterin schon vor einem. Mein Ticket per App sowie Bahncard und Ausweis im Anschlag, war ich mir sicher, dies ist wieder eine Sache von wenigen Sekunden. Manch einer kontrolliert das Ticket nicht einmal, wenn man sein Smartphone in die Höhe hält. Sonntag war aber alles anders.

„Sie müssen das Ticket ausdrucken. Sonst zählt es nicht“ war dem freundlichen „Hallo“ oder „guten Abend“ gewichen und somit ein perfekter Start, für ein ergebnisoffenes Gespräch.
Auf meine Nachfrage, seit wann dies denn so sei, da ich diese Art des Reisens seit über einem Jahr praktiziere und es noch nie etwas ausdrucken musste, bekam man die einzige plausible und auch logisch nachvollziehbare Antwort.
„Das ist schon immer so.“
Ich hätte vielleicht sagen sollen „Danke für die Ausführungen. Wenn man mir Dinge so erklärt, verstehe sogar ich sie.“ Aber irgendwie wollte ich es dann doch genau wissen. Ihre Erläuterungen darüber, dass das mit den Tickets so unsicher sei und das damit ständig betrogen wird erwiderte ich, dass ja auf der Homepage der Bahn steht, dass ich es nicht muss. Auch nicht bei der Buchungsbestätigung oder überhaupt irgendwo.

Recht schnell merkte ich, dass ich mit der Buchungsbestätigung, den Nutzungsbedingungen, dem Auftritt der Bahn im Internet etc. nicht gegen ihr Argument „Das ist so“ ankomme. Also entspannen. Rausschmeißen wollte sie mich auch nicht. Nur das nächste Mal, sollte sie mich noch einmal ohne gültiges Ticket erwischen. Das Gespräch verflachte und sie ging weg. Der perfekte Moment, um es Revue passiere zu lassen und sich stetig hineinzusteigern.

Meine kurze Rückfrage bei der Bahn via Twitter brachte zum Vorschein, was ich schon wusste. Die Leute, die da sitzen, kennen auch nur dir Regeln, die ich kenne. Das Update durch die Sonderschulung der Zugbegleiterin hatten die noch nicht erhalten. Brachte also auch keine neuen Erkenntnisse.

Als sie dann erneut an meinem Sitz vorbeiging, merkte ich an, dass es auch nach Rücksprache bei der Bahn so aussieht, dass ich nichts ausdrucken muss. Mein Vorschlag ihr all den Schriftverkehr zu zeigen, damit sie es schwarz auf weiß sieht, konterte sie damit, dass
„die da sitzen eh keine Ahnung haben“.
Auf Rückfrage, ob damit auch die gemeint sind, die die Inhalte der Homepage entwerfen, bei der sich tausende Menschen informieren und ich ein „ja“ erhielt, wusste ich auch nicht weiter.

Sie war im absoluten Recht und egal was man sagte, zeigte, beweisen konnte etc. war völlig trivial. Aber das war ja noch nicht einmal das Schlimmste. Das Auftreten und die gesamte Art und Weise. Behandelt zu werden wie ein achtjähriger dummer Junge, der schwarz Bahn fährt, obwohl man dies noch nie getan hat, geht gar nicht.

Ich hätte platzen können. Es war der HASS. Und es hat mir Homeland versaut, was noch schlimmer ist!


Wed Sep 18 20:10:01 CEST 2013    |    Druckluftschrauber2011    |    Kommentare (4)    |   Stichworte: Barcelona, Bilder, FreiZEIt, Reisen, Spanien, Urlaub

Cottbus, irgendwann in der Kalenderwoche 33 oder 34.

Alex: „Schatz. Aber versuch dann deine Sachen so zu packen und alles vorzubereiten, dass wir nicht erst nach Mitternacht ins Bett gehen, wenn wir um 4 Uhr wieder aufstehen wollen um zum Flughafen zu fahren.
Freundin: „Jaaaa. Kein Ding“

Cottbus, 02.09.2013 gegen 00:15 Uhr
Alex: (zu sich selbst) „Ich wusste es. Ich wusste es“

Cottbus, 02.09.2013 gegen 04:00 Uhr

Der Wecker klingelt. Ausgeschlafen und erholt, so wie geplant, startet nun also irgendwie der Sommerurlaub 2013. [mehr] Spanien. Genauer gesagt Barcelona, die Costa Brava und was es da eben noch so gibt. Wasser und Strand und Straßen und Landschaft und Häuser, Dörfer und Städte. Katalonien eben.

Der Nachteil bei solch kleinen Flugzeugen ist immer, dass das Bordentertainment fehlt. Keine Filme, keine Musik und vor allem keine Daten, wo man denn eigentlich gerade ist, wie schnell man fliegt etc. pp. Städte unter uns sind zu erkennen. Berge auch. Doch wo wir sind? Europa. Gut. Hätten wir das auch geklärt.

Der Flughafen in Barcelona hat zumindest ein wenig mehr Flair als das Gate in Schönefeld, wo unsere Maschine von easyjet gestartet ist. Wären da nicht so viel gut gelaunte Menschen gewesen, hätte es sich vom Ambiente her auch um eine Abschiebung handeln können.

Erster Tag im neuen Land und Gepäck lassen das Taxi als sehr attraktiv erscheinen, um zum Hotel zu kommen. Die 25 € auf dem Taxameter sind bei Ankunft am Hotel auch ein fairer Kurs. Zumindest anfänglich. Denn kaum stehen wir drückt der Fahrer die „Zaubertaste“ und es werden 35 €.
Wieso und warum? Leider reichte das Englisch des Taxifahrers genau in dem Moment nicht mehr aus um etwas zu erklären. Komisch und schade zugleich.
Auch im Hotel konnte einem niemand dieses Verhalten erklären. Google hilf auch nicht sonderlich weiter. Naja. Zimmer beziehen, duschen, umziehen und los. Die Sagrade Familia ist ja nur 3 Minuten Fußweg entfernt.

Das Ding, was die da seit 1882 bauen und bis heute nicht fertig sind (das toppen wir mit dem BER und der Elbphilharmonie locker) ist schon nicht wenig imposant. Doch so richtig intensiv kümmern wir uns darum an einem anderen Tag. Heute erst einmal nur ankommen und ein wenig gucken und viel gehen.

Also laufen wir weiter zum Parc de la Ciutadella, wo diverse Leute laufen. Laufgruppen, Tischtennisspieler. In Barcelona scheint man Sport zu mögen. Warum auch nicht.
Wir bleiben entspannt und schmunzeln über die beiden Asiatinnen, die sich abwechselnd in den gleichen Posen fotografieren.
Aber wie das so ist. Laufen und gucken machen Spaß. Doch die große Freude kommt erst auf, wenn auch Bier im Spiel ist. Also machen wir uns auf zum Strand, um das Wasser zu sehen und ein koffeinfreies, hopfenhaltiges, gekühltes Erfrischungsgetränk zu uns zu nehmen.
Wir lassen uns also in einer Strandbar nieder und entspannen erst einmal bei Sonnenschein am Strand von Barcelona. Welt, du bist manchmal gar nicht so übel. 🙂

Dann noch ein wenig den Leuten beim Bartendaz am Strand zugeschaut und mit erschrecken festgestellt, dass das eigene Verhältnis zwischen Kraft und Gewicht wohl nicht ganz so stimmt.

Die Reise treibt uns weiter zum Arc de Triomf, wo wir noch eine Weile sitzen und Menschen beobachten, Papageien lauschen und mit aller Gewalt Wetter, Land und Leute genießen. Die Seele baumelt und Entspannung macht sich breit. Liegt vielleicht aber auch daran, dass man eine Bank weiter ein wenig Marihuana raucht und wir passiv beteiligt sind. Wer weiß das schon.

Der Abend nähert sich und seit den Broten auf dem Weg zum Flughafen und einem kleinen Snack Zwischendurch gab es nicht mehr viel zu naschen. Hunger macht sich breit und so suchen wir etwas zu essen. Döner? Nein, nein. Noch nicht.
Es gibt nach langer Suche eine Art Pizza auf Spanisch und den ersten Sprachkurs für uns.
„Ein Bier mit Lemon“ soll es für meine Partnerin sein. Sprich Radler / Alsterwasser.
Nennt sich dann in Spanien clara (Transkription: gla´da). Dank an die nette Bedienung, die nach kurzem Gespräch den Eindruck vermittelte, sie habe von Deutschland mehr gesehen, als man selbst. Mmhhh.

Nach einem Mahl, was nach wenig aussah aber gesättigt hat und dazu noch lecker war, ging es über einen bierischen Umweg zurück ins Hotel, da man am Abend ja auch noch was trinken will.

Tag 1 war quasi vorbei und wir in freudiger Erwartung auf Tag 2.


Thu Aug 08 13:35:46 CEST 2013    |    Druckluftschrauber2011    |    Kommentare (4)    |   Stichworte: Alltag, Arbeit, Büro, Höflichkeit

Wer oft und viel mit Bürgern, Kunden, Klienten oder wie man sie auch jeweils nennt zu tun hat, wird das kennen. Hin und wieder bringen die Leute kleine Aufmerksamkeiten mit.

Als ich noch im sozialen Bereich tätig war, gab es öfter mal Piroschki, Schnaps aus der Ukraine oder Zigaretten aus Vietnam. Insgesamt konnte man immer nur die selbstgemachten Speisen empfehlen.

Heute geschah es dann seit Jahren und eigentlich überhaupt zum ersten Mal in meinem neuen Job, dass jemand eine Aufmerksamkeit mitbrachte. Nette, ältere Dame. Trotz Ablehnung meinerseits bestand sie darauf, dass ich es annehmen muss.

Als die gute Frau dann aus dem Zimmer war, machte ich mich über die Verpackung her. Was mich ein wenig verwunderte war, dass die Pralinen von Milka nicht mehr eingeschweißt waren, wie man es sonst kennt und wie es üblich ist.
Als ich die Packung genauer untersuchte war mir auch klar warum. Ansonsten hätte sie ja niemals die 3 Pralinen herausbekommen, welche fehlten. 😁

Halbe Geschenke sind immer noch besser als gar keine. Forrest brachte Jenny ja auch eine praktisch leere Packung mit.

Kann man nur hoffen, dass weder Gift noch Rizinusöl in den übrigen Pralinen ist. Ich denke, ich werde großzügig sein und das Probieren den Kollegen überlassen.


Tue Jul 23 09:35:14 CEST 2013    |    Druckluftschrauber2011    |    Kommentare (6)    |   Stichworte: Auto, Unfall, Verkehr

Sommer, Sonne, Grillsaison. Da kann man das Wochenende ruhig ein wenig zeitiger starten und am Freitag statt zur Arbeit zu gehen lieber einkaufen fahren, um am Abend dann lecker Fleisch, Wurst (+Probierwurst ) und extrem leckeren Yum Yum Salat zu essen.

Gedacht, gesagt und am Ende dann getan. Also die Bommeln ins Auto schwingen und auf geht es. Der Parkplatz ist angenehm leer und kaum stehe ich in der Parklücke sehe ich, wie sich ein Auto von der anderen Fahrbahnseite so langsam aber sicher rückwärts in Bewegung setzt. Der Bewegungsdrang scheint mir nach einer kurzen Zeit dann doch ein wenig zu sehr ausgeprägt, da der Wagen meinem gefährliche nahe kommt und so entschließe ich mich, mich mittels akustischen Warnsignal lautstark zu erkennen zu geben.
Dass mein Versuch scheiterte merkte ich dann recht schnell und deutlich daran, dass sich mein Wagen minimal bewegte und auch durch das Geräusch, wenn Plaste auf Plaste trifft.

Da stand ich nun da und der Corsa stand an meinem Auto. Merkwürdig war bloß, dass da die andere Person fehlte. Nach meinem jetzigen Kenntnisstand war der Fahrer des Fahrzeuges zum Zeitpunkt des Unfalls entweder gerade in der Reinigung, beim Essen oder noch beim Einkaufen.
So verbrachte ich dann eine entspannte Stunde bei schönstem Sonnenschein auf dem mediterranen Parkplatz, bekam völlig gratis und umsonst einen sehr schicken Sonnenbrand im Nacken und hatte die Möglichkeit diverse Gespräche mit übrigen Passanten zu führen, die in etwa so starteten:

- Das ist mir auch schon passiert
- Welcher sind sie? Der stand oder der reingefahren ist
Und mein Highlight
- War bestimmt eine Frau

War aber keine Frau. Ein netter Mann, der mit 87 Jahren in der Blüte seines Lebens steckt, kam recht verwundert auf mich zu und wusste nicht so recht, warum sein Wagen sich entspannt an meinen anlehnt.
Ohne eingelegten Gang und ohne Handbremse war es dem Wagen bei der Hitze wohl zu schwer, dem leichten Gefälle zu widerstehen und rollte los. Direkt gegen mein Wagen,

Morgen geht es dann mal in die Werkstatt für den Kostenvoranschlag. Mal schauen, was es kosten wird.


Mon Jun 10 15:40:30 CEST 2013    |    Druckluftschrauber2011    |    Kommentare (6)    |   Stichworte: Gesellschaft, politik, wahl

Als ich heute Vormittag die Brandenburgs Straßen befuhr und zwischen Johannes Brahms
Sinfonie Nr. 3 und Wolfgang Amadeus Mozart Hornkonzert Nr. 2 die Nachrichten beim Kulturradio lauschte, musste ich mir Erschrecken erfahren, dass der Pöbel / das Prekariat wohl zu dumm zum Wählen ist. So oder so ähnlich spielte es sich ab.

31 % der unteren Schicht wollen zur Wahl gehen, während es 68 % aus der oberen Schicht sind. [mehr]So oder so ist es aber ein weiterer Trend in die, meiner Meinung nach, falschen Richtung in einem Land, in dem alle Macht vom Volke ausgehen sollte. Was ich noch viel weniger nachvollziehen kann, ist der Anlass für die perspektivisch sinkende Beteiligung. Sagt die gleiche Studie doch auch, dass die Leute insgesamt glück und zufrieden mit der Demokratie sind.
Was mich noch mehr verwundert ist die Aussage, dass 65 % der Menschen einen großen Unterschied zwischen den Parteien ausmachen. Ich meine… ich schaffe es auch den Unterschied zwischen Pest und Cholera zu erkennen. (Ja okay, schaffe ich nicht.)

Ich persönlich kann dieses Desinteresse in der politischen Landschaft nicht in Gänze nachvollziehen. Meiner naiven Vorstellung nach sollten ja gerade die unteren Schichten politisch einen massiven Druck ausüben, da die Politik ja (auch) dafür sorgen muss, damit es aus einer Abwärtsspirale hinausgeht und sich kein „Sozialadel“ bildet, wo der Arbeitsvermittler dann 3 Generationen einer Familie betreut. Die Personen, denen es in unserem sozialen Staat theoretisch am schlechtesten geht, sollten doch die höchste Motivation haben, etwas an ihrem eigenen Status zu ändern.

Also stelle ich mir die Frage, was die Personen dazu treibt, nicht aktiv zu werden. Entweder ist es das Denken, dass man eh nichts bewirkt oder ist es das Empfinden, dass man sich reich fühlt, so lange einem RTL II immer noch einen zeigen kann, der noch viel ärmer ist. Arm und Reich bezieht sich hierbei nicht auf Geld allein.
Oder ist es gezieltes und erwünschtes Desinteresse einer Unterschicht, die die Füße stillhält und nicht aufbegehrt. (Verschwörungstheorien sind gern gesehen)

Ich finde es persönlich sehr verwirrend, wie einerseits in einigen Ländern Bürgerkriege und halbe Volksaufstände von statten gehen, welche mehr Demokratie zum Ziel haben. Hier breite Bevölkerungsschichten in Stuttgart gegen S21, in Frankfurt bei Blockupy oder sonst wo antreten um ihrem Willen auf die Straßen zu bringen und dann dennoch das Interesse Politik durch Wahlen zu beeinflussen schwindet.


  • von 32
  • 32