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Ein Wolf in der Heide

Ein kleiner Schrauberblog zu Reparaturen, Modifikationen und Erlebnissen mit meinen Fahrzeugen

Mon May 05 20:45:22 CEST 2014    |    niclas1234    |    Kommentare (50)    |   Stichworte: 2 (19E), Golf, VW

Hallo Leute und willkommen zurück zu meinem letzten Teil der Artikelreihe „Kampf dem Wartungsstau“

 

Der Wolf war noch nie ganz frei von Problemen doch das was nun kam war nicht zu erwarten. In dieser kleinen Reihe von Artikeln möchte ich euch Schritt für Schritt zeigen wie ich meinen Wolf wieder auf die Räder helfen will.

 

Teil 1: Planung ist das halbe Leben

Teil 2: Der Kopf muss runter!

Teil 3: Arbeiten am offenen Herzen

 

Nachdem ich im letzten Teil einige Arbeiten am Motor durchgeführt habe geht es nun endlich zum wichtigsten Teil: Dem Zusammenbau!

 

Es ist bereits der Donnerstag vor Ostern. Das ich die Motorenschleiferei noch nicht gemeldet hat rufe ich einmal an. Man sagt mir ich könne den Kopf in einer Stunde abholen, also geht es frisch ans Werk. Man muss dazu sagen es war 9 Uhr Morgens und ich bin im Urlaub nicht gerade ein Frühaufsteher. Doch direkt als ich frisch gewaschen aus der Dusche komme klingelt es schon an der Haustür. Der nette Herr von DHL Drückt mir ein großes Paket in die Hand mit dem Absender ATZ Tuning. Ja das war mein Fächerkrümmer. Noch schnell auf den Küchentisch einen Blick rein geworfen zwischen einer Tasse Kaffee und einer Brötchenhälfte und schon ging es ins Auto und los. Mein Vater musste mich regelrecht bremsen, der zu seinem eigenen bedauern mir seinen Calibra Turbo anvertraut hatte.

 

Der FächerkrümmerDer Fächerkrümmer

 

Drei Stationen mussten abgearbeitet werden.Zuerst ging es zur Firma Wienstroht um meinen Zylinderkopf abzuholen. Wirklich schöne Arbeit muss ich sagen. Der Kopf wurde um 0,15 mm geplant also war er wohl nicht bzw. kaum verzogen. Ventilschaftdichtungen sind ebenso neu und der ganze Kopf ist gereinigt. Gut eingepackt in den Kofferraum mit dem schönen Teil und weiter ging es. Beim VAG Autohaus Lutteranger habe ich noch den unteren Zahnriemenschutz abgeholt und als letztes ging zur Firma Heil und Sohn. Dort gab es noch etliche Kleinteile wie schrauben etc.

 

Der bearbeitete KopfDer bearbeitete Kopf Frisch geplant für die nächsten 200 tkmFrisch geplant für die nächsten 200 tkm

 

Damit wieder um einige Euro leichter ging es nach Hause den Fächerkrümmer einpacken und ab in die Werkstatt. Klar war bei dem Blick auf die Uhr bereits, dass der Golf nicht heute fertig werden würde. Ungeachtet dessen habe ich mich frisch ans Werk gemacht.

 

Der Erste wichtige Teil war der Zusammenbau des Zylinderkopfes. Dazu habe ich von oben erst mal alles mit einer dünnen Schicht von frischem Öl bestrichen und dann die Tassenstößel in gleicher Reihenfolge wieder eingesetzt. Nun ging es an die Nockenwelle die ich im OT wieder eingebaut habe. Das Schwierige hierbei ist, dass ja eine Lagerschale fehlt und ich somit nicht komplett symmetrisch anziehen kann. Also mit viel Gefühl und kleinen Schritten gearbeitet. Letztendlich war dann aber auch dies geschafft. Erneut alles großzügig mit Öl eingestrichen damit auch ja nichts schleift am Ende. Weil der Kopf ja mit beiden Krümmern eingesetzt wird habe ich auch den Fächerkrümmer gleich mit angebaut. Und meine größten Befürchtungen bewahrheiteten sich nicht. Der Krümmer passt sauber drauf ohne nachbiegen oder ähnlichem. Natürlich sind in dem Zuge die Dichtungen vom Abgaskrümmer gleich neu gekommen. Die Ansaugbrücke durfte als nächstes am Kopf Platz nehmen. Auch hier mit neuer Dichtung und neuem Dichtring. Der Geiz lohnt sich nicht hier noch zu sparen. Alle Auflageflächen habe ich natürlich gewissenhaft mit Bremsenreiniger sauber gemacht und gegebenenfalls mit einem Scharber von Dreck befreit. Als letzte Arbeit vor dem Einbau habe ich noch einmal die Stehbolzen vom Ventildeckel neu gemacht.

 

Nocke fertig eingebautNocke fertig eingebaut Blick auf die NockeBlick auf die Nocke Alles gut eingeöltAlles gut eingeölt

 

Im letzten Teil ist noch der Kat samt Hosenrohr und Mittelrohr raus geflogen. Jetzt geht es hier weiter. Mit der Flex habe ich das Hosenrohr abgetrennt. Eigentlich sollte nun das Verbindungsstück vom Hosenrohr angebaut werden. Das passt aber nicht so einfach wie ich mir das vorgestellt habe. Der Durchmesser vom Rohr ist zwar gleich aber das Anschlussstück nicht. Also war hier erst einmal Zwangspause verordnet und am nächsten Tag ging es weiter.

 

Anschluss vom FächerAnschluss vom Fächer

 

Dies ist dann nun mittlerweile der Karfreitag aber da ich von Ruhe an Feiertagen eh nicht viel halte habe ich mich gleich morgens um 8 Uhr in die Werkstatt bequemt um dem Wolf wieder Leben einzuhauchen. Ein Bekannter hat mir dann bei dem Problem mit dem Fächer geholfen. Er hat die Verbindung direkt an den Kat geschweißt. Wenn mein Vorbesitzer das kann darf ich das auch. Allerdings ging dies wegen der beiden Anschlusstücke nicht von Außen und somit hat er die Schweißnaht innen gesetzt. Ich als unerfahrener empfinde das schon als eine Spitzenleistung das auf so engem Raum Sauber und dicht zu schweißen ohne den Kat zu beschädigen. Damit konnte das ganze auch wieder eingebaut werden.

 

Kabel über KabelKabel über Kabel

 

Der nächste Schritt war das aufsetzten des Zylinderkopfes. Hier habe ich mir zwei der alten Schrauben genommen und die Köpfe abgeflext. Anschließend einen Schlitz rein gemacht und diese als Führungsbolzen genommen. Es folgt das übliche Prozedere: Bolzen rein, Dichtung sauber aufsetzten, Kopf rein heben. Letzteres ist mit Fächerkrümmer dran garnicht so einfach aber ließ sich am Ende auch machen. Mit einem Magneten die Führungsbolzen raus und die neuen Kopfschrauben rein. Natürlich nach bekanntem Muster in 4 Stufen angezogen. Dann die Monojet wieder angebaut. Auch hier vorher die Auflageflächen einmal sauber gemacht. Anschließend durfte der Ventildeckel wieder Einzug finden. Nun kommt die Aufgabe welche mich seit beginn an nervös macht. Das Aufsetzten des neuen Zahnriemens. Vorher habe ich alle Markierungen nachgezogen. Eigentlich darf hierbei auch garnichts schief gehen. Alle Zahnräder sind gegen einen Fixpunkt markiert und auf dem Riemen selber sind zwei Markierungen um die Vorspannung auf der Seite von der Zwischenwelle zu markieren. Ich muss ehrlich sagen, wir saßen mit zwei Leuten bestimmt eine halbe Stunde am Riemen. Immer wieder ist ein Rad verrutscht oder der Riemen wollte nicht raus etc. etc. Letztendlich hat es dann doch geklappt und das Riemen war an seiner Position. Anschließend die Riemenspannung neu eingestellt und fertig. Riemenschutz oben und unten angebaut.

 

20140417-19524920140417-195249

 

Es folgen die ganzen Kleinigkeiten die einem richtig Zeit kosten Riemenscheiben, Keilriemen, Kabelbinder etc. Auch die beiden Kühlwasserflansch durften wieder angebaut werden. Nach und nach wurde aus der Baustelle wieder ein Motor. Was ich sofort gemacht habe bevor ich es vergessen kann (bin manchmal etwas verplant) war das Motoröl. Alles schön aufgefüllt und kontrolliert. Der Auspuff musste auch noch angepasst werden weil das Mittelrohr dank des Fächerkrümmers nun etwas zu lang war. Mit zwei Schrauben wurde dann der Kat mit Brennring an den Adapter vom Krümmer geschraubt. Somit war die Abgasanlage auch wieder komplett. So langsam wurde auch der Ablageplatz immer kleiner. Kerzen gesäubert und reingedreht, Zündkabel drauf alle Wasserschläue dran. Dann war der nächste schritt das Kühlwasser auf zufüllen. Dazu habe ich eine Dose Kühlerreiniger geschüttet damit die Reste vom Öl aus dem Kreislauf kommen. Lambda noch angeklemmt an das zuvor verlängerte Kabel und damit war der Motor soweit auch wieder komplett.

 

So langsam ist es wieder ein MotorSo langsam ist es wieder ein Motor

 

Endlich war es dann soweit. Der wirklich entscheidende Moment für mich. Eigentlich konnte ich mir ja sagen, dass nichts falsch sein kann und ich in Ruhe den Motor starten kann, aber natürlich hatte ich als Unerfahrener einen gefühlten Puls von 180. Kein wunder wenn man bedenkt, dass ich blauäugig mal wieder mehr als tausend Euro in dem Wagen versenkt habe. Wenn der Motor jetzt nicht anspringt habe ich ein riesen Problem. Nach einer geschätzten halben Stunde über dem Motorraum am beten und kontrollieren habe ich mich dann getraut das Massekabel an die Batterie anzuklemmen. Ab hinter das Steuer Zündung angeschaltet.

 

Mit zitternden Fingern und schweißnasser Stirn den Schlüssel gedreht und..... einmal drehen da war er! Zwar noch kurz etwas am Husten aber dann lief er. Der Wolf lebt wieder! Innerlich ist mir sofort ein Findling vom Herzen gefallen. Keine aufschlagenden Ventile oder über rutschende Zahnriemen (Die Horrorvorstellungen in meinem Kopf). Beim blick auf das laufende Aggregat musste ich mich sogar direkt erstmal selber beglückwünschen. 19 Jahre jung keinerlei Ausbildung aber trotzdem läuft er. Und das sogar verdammt flüssig musste ich feststellen. Keine großen Schwankungen, keine Probleme mit der Gasannahme und er springt sogar mit der ersten Umdrehung an!

 

Nach einer gefühlten viertel Stunde Dauerjubel und einem Bierchen (Alkoholfrei versteht sich) konnte ich mich dann wieder konzentrieren. Das nächste was nun kommt war das Ablassen der Kühlflüssigkeit. Diese war mit dem Reiniger einmal aufgekocht und konnte nun abgelassen werden. Es war übrigens der flüssige Reiniger und nicht das aggressive Pulver für welches das Thermostat raus muss. Dann mit frischem Kühlmittel aufgefüllt und fertig ist der Golf. Eine letzte Ölkontrolle und der Wolf darf von der Bühne und seine erste Fahrt nach gelungener OP machen. Was man sofort mitbekommt ist das blecherne Geräusch vom Fächerkrümmer. Anfangs (500 km) wurde der Wagen natürlich geschont und nur bis maximal 3500 gedreht.

 

Das freundliche GesichtDas freundliche Gesicht

 

Nach der ersten Probefahrt gab es noch eine kleine Kontrolle und dann wurde der Wolf nochmal 50 km über die Landstraßen gejagt. Ein super Gefühl. Der Wagen fährt sich angenehm anders. Es wirkt alles agiler und neuer, einfach flüssiger.

 

Wolf and sunWolf and sun

 

In der Hoffnung, dass es so bleibt und dem Wissen, dass es nicht so sein wird schließe ich hiermit den Artikel und somit auch die Artikelreihe „Kampf dem Wartungsstau“. Ich hoffe ihr hattet Spaß am lesen und ich darf euch zu meinem nächsten Artikel wieder begrüßen. Ich darf schon mal dazu sagen, dass dieser etwas länger wird. Ihr dürft gespannt sein!

 

Der Wolf in vollem GlanzDer Wolf in vollem Glanz

 

Wie immer würde ich mich sehr drüber freuen wenn sich meine Leser in einem Kommentar verewigen würden :)


Fri May 09 21:01:02 CEST 2014    |    dodo32

....Youngtimer ist er jetzt schon. ;) Bei MJ 91 sind die Stoßfänger doch nicht original? :confused: Sieht aber dennoch sehr gut aus...

Fri May 09 21:04:03 CEST 2014    |    niclas1234

Ne ist er nicht :( Man ihr seht aber auch alles :mad: Der wird wohl mal ein Wildschaden oder so gehabt haben. Jedenfalls war der Kotflügel umlackiert (ist ja bereits getauscht) und vorne die Stange mit Chrom Keder. Die haben sie aber am Chromkeder schwarz angestrichen. Das habe ich damals entfernt. Wenn mal Geld übrig ist oder mir jemmand ein gutes Angebot macht kommt hinten auch mal eine Chromstange.

Fri May 09 21:10:49 CEST 2014    |    dodo32

Zitat:

ihr seht aber auch alles

Klar :D:D:D

Sat May 10 12:17:45 CEST 2014    |    Spurverbreiterung43101

Hallo,

toller Artikel.

Bei dem Namen Wolf dachte ich aber zuerst an das G-Modell von Mercedes.

Sat May 10 15:07:01 CEST 2014    |    niclas1234

Danke dir :) Ja so ein paar Wölfe haben wir hier auch. Sind nur ca 6 km Luftlinie zum Truppenübungsplatz Munster Nord :D Echte Wölfe hätte ich auch im angebot. Die leben hier wieder.

Sat May 10 15:58:02 CEST 2014    |    Spurverbreiterung43101

Munster Nord.

Da hab ich auch schon den Wolf dressiert.

 

;-)

Mon May 12 20:07:12 CEST 2014    |    PIPD black

Wo ich hier gerade Munster lese......in der Nähe waren wir am WE gerade.....im Südsee-Camp.:cool:

Mon May 12 20:08:42 CEST 2014    |    niclas1234

Südesee-Camp Wietzendorf? :D Joar das sind ca. 30 km von mir :)

Mon May 12 20:38:49 CEST 2014    |    PIPD black

Genau das. Leider war das Wetter nicht so prall.

Mon May 12 20:44:43 CEST 2014    |    niclas1234

Ach komm wenn du von unten schon nass bist macht das bisschen Regen auch nichts mehr aus :D Oder was hast du dort gemacht?

Mon May 12 21:39:05 CEST 2014    |    PIPD black

Wir haben uns letztes Jahr im Herbst nen Wohnwagen zugelegt und wollten mal probieren, ob wir auch mal ohne Hilfe mit dem Ding + Vorzelt klarkommen und haben uns was in der Nähe gesucht. Waren knapp 170 km eine Tour. Und es hat alles geklappt und das Gebotene stimmte auch.....irgendwann machen wir nochmal ne Tour dahin.....bei schönem Wetter.;)

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Mein Blog hat am 03.09.2014 die Auszeichnung "Blogempfehlung" erhalten.

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Dies ist mein kleiner Blog, in dem ich lesewilligen Besuchern von meines Erlebnissen im Automobilbereich berichte. Angefangen zu Schrauben habe ich aus finanzieller Not mit 18 Jahren an meinem Golf 2. Mitlerweile bin ich 24 und bin dem Basteln treu geblieben. Von Ölwechsel bis Motorschaden gibt es nur wenige Dinge die ich noch nicht ausprobiert habe. Neben einer nicht zu leugnenden Leidenschaft für Umbauten am Fahrzeug, hege ich noch ein großes Interesse an Motorsport und Autocross. Dies dürfte sich in einigen Blogartikeln sicherlich wiederspiegeln. :p

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