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Tue May 05 16:19:43 CEST 2009    |    fire-fighter    |    Kommentare (12)

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Gemeldet wurde dieser Wohnungsbrand als "unbekannte Rauchentwicklung". Als wenige Minuten nach Alarmierung das TLF 16/25 als erstes Fahrzeug an der Einsatzstelle eintraf, schlugen bereits Flammen aus den Fenstern der Wohnung im ersten Obergeschoss. Sofort wurden weitere Kräfte alarmiert. Auf der Straße lief der Fahrzeugbesatzung eine nur leicht bekleidete, russgeschwärzte Frau entgegen, und schrie: "Meine Kinder, meine Kinder!!"

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Sofort wurde ein Trupp (2 Feuerwehrleute), ausgerüstet mit Atemschutzgeräten, in die Wohnung geschickt, um nach den 4 vemissten Kindern zu suchen. Die Suche wurde durch starke Rauchentwicklung und extreme Hitze stark erschwert. Dennoch konnten alle Kinder lebend gerettet und dem Rettungsdienst übergeben werden.

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Das Wohnzimmer brannte vollständig aus, der Flur zum größten Teil. Die gesamte Wohnung wurde durch Brandrauch so stark beschädigt, das sie unbewohnbar war.

Brandursache:
Die Mutter der Kinder war, nachdem ihr Mann zur Arbeit gegangen war, im Wohnzimmer mit einer brennenden Zigarette auf dem Sofa eingeschlafen. Als sie aufwachte und merkte, was geschehen war, versuchte sie zuerst selbst, die Flammen zu löschen.

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Als sie merkte, daß alle Löschversuche nichts halfen, waren Rauch und Flammen so stark, daß ihr keine Zeit mehr blieb, ihre Kinder zu wecken und zu retten. Nachbarn, die den rauch bemerkt hatten, riefen die Feuerwehr, als die frau noch versuchte, selbst zu löschen.

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Die Bilder zeigen das Haus von Vorder- und Rückseite, die halb abgebrannte Wohnungstür vom Flur ins Treppenhaus, das komplett ausgebrannte Wohnzimmer sowie die, nur durch Rauch, geschwärzte Küche. Das letzte Foto zeigt das Kinderbett des jüngsten Kindes. Deutlich kann man sehen, daß das Kind im Bett noch angeschnallt war. Es verstarb später im Krankenhaus an den Folgen des Rauches.

Rückseite
Rückseite

Tue May 05 17:30:41 CEST 2009    |    fire-fighter

Sorry, die Bildqualität ist ziemlich schlecht. 1991 war der Speicherplatz noch teuer, daher sind die Bilder in der Auflösung recht klein geraten...

Tue May 05 22:31:55 CEST 2009    |    Reifenfüller14885

Das letzte Foto ist echt grausam 🙁

Tue May 05 22:44:17 CEST 2009    |    fire-fighter

War aber leider real 🙁
Der Einsatz ist zwar schon sehr lange her, hat sich aber bei allen, die damals dabei waren förmlich eingebrannt. Wir hatten echt alles versucht, leider am Ende vergebens. Manchmal hat man schon verloren, bevor der Alarm eigentlich losgeht...

Wed May 06 11:57:21 CEST 2009    |    Bloodfire

Gab es 1991 denn schon Fluchthauben, man muss bedenken das seinerzeit die Rettungsmaßnahmen noch viel schwerer als heute waren. Man schaue sich allein die Bekleidung der Feuerwehrleute an.

Bei uns in Bielefeld hatten wir das gleiche im letzten Jahr, ein Mann ist mit seiner Zigarette auf dem Bett eingeschlafen, er hat es auch wegen starken Verbrennungen nicht mehr überlebt. Die ganze Etage im Hotel ist dabei ausgebrannt, sogar die Fassade hat angefangen zu brennen, wegen schlechtem Baumaterial.

Wed May 06 11:59:20 CEST 2009    |    Bloodfire

Übrigens interessant das die Feuerwehrleute in der Brandwohnung ohne PA stehen trotz der starken Belastung durch die restlichen Scahdstoffe in der Luft, sowas sollte es heute wohl auch nicht mehr geben.

Wed May 06 12:17:36 CEST 2009    |    fire-fighter

Tja, damals sah noch einiges anders aus...
Einsatzkleidung: Einfache Baumwolljacke und ebensolche Hose. Einfache Rindslederhandschuhe. NOMEX? Kevlar? Das waren noch Fremdworte!
Fluchthauben gab es auch noch keine. (Zumindest nicht als Ausstattung in der FF)
Die Handhabung mit Schadstoffen in der Brandwohnung war auch noch "steinzeitlich" nach heutigen Maßstäben.

Auch bei PKW oder Mülcontainerbränden wurde lange ohne Atemschutz gearbeitet. "Wenn der Qualm zu dicht wird, klappste das Visier runter und nimmst den Kopp runer, dann haste für zwei drei Atemzüge frische Luft" war eine allgemeine vorgehensweise - auch bei mir! Heute denke ich anders darüber...

Wed May 06 12:59:15 CEST 2009    |    Bloodfire

Bei uns in der Stadt wurden erst ab 1998 die ersten Nomex Bekleidungsteile für die FF beschafft, ich bin froh das ich nie mit einer derart schlechten Ausstattung in den Einsatz musste, jedoch einen großen Respekt an die "alten Hasen" die Menschen mit den Sachen gerettet haben. Man muss bedenken das die Leute damals noch mehr ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben als wir heute mit der modernen Schutzbekleidung.

Wed May 06 13:13:11 CEST 2009    |    fire-fighter

Die Jungs in Niedersachsen laufen heute zum großen Teil noch mit unvollständiger Schutzkleidung rum! Es gibt die "Niedersachsenjacke" mit herausnehmbarem Nomex-Innenfutter. Laut Hersteller eigentlich eine Überjacke, die das unterziehen der alten dünnen Jacke erfordert um den vollen Schutz zu erreichen. (Macht natürlich kaum einer) Dazu werden die dünnen Hosen getragen. Die dicken Nomexhosen kann man zwar auch in Niedersachsen kaufen, und wenn man die Gesetzestexte in Niedersachsen richtig liest und auslegt, sind sie eigentlich auch erforderlich, aber bei sehr vielen Wehren sitzen Leute, die das nicht einsehen. Es muß halt erst was passieren. Es wird dann immer gerne vom "Wärmefenster" geredet, d.h. der Feuerwehrmann kann über die ungeschützten Beine erfühlen, dass es zu warm wird. Tolle Sache, wenn der Raum plötzlich durchzündet, und die Beine gegrillt werden...😕

Hier in Schleswig Holstein sieht das zum Glück besser aus. Vernünftige Schutzkleidung ist das A und O!

PS.: Darf gar nicht daran denken, wo ich früher mit der dünnen Jacke überall ringestiefelt bin🙄

Thu May 07 10:28:35 CEST 2009    |    Standspurpirat34146

Hallo zusammen!

Auch ich (29) fuhr Einsätze noch mit der alten Baumwolljacke! Als wir dann den Jäger90 bekamen habe ich die alten Baumwollsachen zum (Wärem-) Fenster hinausgeschmissen! Sie hängt zwar immernoch im Spind, anziehen tue ich sie aber nur noch bei Gerätediensten.

Zum Thema "Brandstelle ohne Atemschutz" kann ich auch nur beipflichten, das es sehr lange, teilweise immernoch?, so gehandhabt wird das die "Besichtigung" ohne Atemschutz (weder leicht noch schwer) durchgeführt wird. "Wieso soll ich die Aufsetzten? Das Feuer ist doch aus!" sagte mal ein "erfahrener" AGT zu mir, als Erwierderung bekam er zuhören "Wohl nie was von Asbest gehört oder CO?" Nach der Brandwache ging er hustend nach Hause.
Der Helm ging mir an die Decke als die Brandermittler eintrafen: Sie hatten zwar die Einwegoveralls an, gingen aber nicht mal mit einer Maske hinein. Ich bin Kopfschüttelnd zur Ablösung gegangen.

Dein Blog ist einer der besten, den ich seit langer Zeit gelesen habe: er ist interresant, informativ und vor allem bringt er unsere Arbeit und auch die Probleme, wie z.B. die Alarmfahrten. Auf den div. Videoportalen ist ein große Anzahl von Videos zu finden, teilweise Haarestäubend oder auch sehr grenzwertig. Es sind aber auch gute Beispiele dabei. Die Aufarbeitung der Einsätze ist auch extrem wichtig. Ich habe schon eine Menge Sch....e geshen wie Suizide, Unfälle, Brandleichen etc. . Da bist du froh wenn du mit einem darüber reden kannst. Meine Familie möchte ich nicht damit belasten, die haben es schon schwer genug, wenn der Piepser geht! Meistens werde ich angelächelt wenn ich mit dem NKT (Notfallkriesenteam) rede, aber mir geht es danach meistens besser. Ein anderer Kamerad hat jetzt ein Alkohol-Problem weil er alles in sich hineingefressen hat.

Ich würde gerne mehr in deinem Blog lesen, da es ein wichtiger Beitrag der öffentlichkeitsarbeit ist, und die Menschen für die Probleme (Rauchmelder, Blaulichtfahrten, etc.) zu sensibilieren.

Allzeit gut Wehr und: Passt auf euch auf, Kamerraden!

Mit Kamerradschaftlichen Grüßen

schrolf97, Maschinist in einer FF

Fri May 08 16:27:47 CEST 2009    |    Caravan16V

Das mit dem Kinderbett ist hammerhart und eindrücklich auf eine grausame Art und Weise. Das ruft bei mir diverse Erinnerungen hoch die ich schon ganz weit nach hinten geschoben hatte. Trotz Einsatznachbesprechung und Notfallseelsorger bleiben solche Bilder für immer eingebrannt. Solche Erlebnisse müssen erstmal verkraftet werden ohne dass man selber daran zerbricht. Vergessen wird man sowas nie.

Guter Blog! Respekt!

Gruss
Jürgen, seit 1998 beim DRK Rettungsdienst

Sun Apr 01 15:39:35 CEST 2012    |    Standspurpirat45655

Das Kind war im Bett festgeschnallt? Wer macht sowas? und warum?

Mon Apr 02 08:44:55 CEST 2012    |    fire-fighter

Tja, sowas gibts (leider). Den wirklichen Sinn hab ich auch nie verstanden...🙁

Deine Antwort auf "Wohnungsbrand (1991) mit Folgen"

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Mein Blog hat am 20.04.2009 die Auszeichnung "Blogempfehlung" erhalten.

Blogautor

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MAN F8 19.291 LF24

Skoda

In 20 Jahren Feuerwehr gibt es wirklich nichts mehr, was ich noch nicht erlebt habe.
FS CE besitze ich seit 2007, dafür noch mal vielen Dank an die Gemeinde :cool:
Meine Brötchen (und auch das für obendrauf) verdiene ich mir im weltweiten Service für Industrieelle X-Ray Anlagen
Privat bewege ich z.Zt. einen Skoda Octavia RS.
Wer mehr wissen will - PN!

Wo der fire-fighter herkommt...

Meine Ursprungsheimat liegt in Berenbostel. Das ist ein Stadtteil von Garbsen, in der Nähe von Hannover. Ein Teil der Berichte stammt aus meiner Zeit dort. Seit ein paar Jahren hat es mich beruflich ins schönste Bundesland der Welt verschlagen. Seitdem bin ich hier in Ahrensburg, in der Nähe von Hamburg aktiv.
Auf den Fotos kann man den Unterschied anhand der Einsatzkleidung erkennen. Niedersachsen bevorzugt orange Jacken, in Schleswig-Holstein ist die Nomexjacke dunkel.

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