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Sun Apr 26 19:43:15 CEST 2009    |    fire-fighter    |    Kommentare (5)

Immer wieder liest man in Berichten und Zeitungen über Innenangriffe der Feuerwehr. Aber was passiert da eigentlich?
OK, die Feuerwehr hat Flaschen auf dem Rücken, geht in das Gebäude und wenn die wieder rauskommen, ist das Feuer aus.
Soweit richtig, aber dazwischen passiert einiges mehr. Hier mal eine kleine Hintergrundinformation.

Ausrüstung

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Das ist normalerweise der minimale Teil, den ein Zweiertrupp im Innenangriff mit sich rumschleppt.
Im einzelnen: Feuerwehrstiefel, mehrlagige Einsatzhose, mehrlagige Einsatzjacke, Kopfschutzhaube aus NOMEX-Strickgewebe, Helm, Handschuhe. Dazu das Atemschutzgerät und die Atem-Maske, Handlampe und Funkgerät. Sicherungsleine, Schlauchkorb mit Schlauch und Strahlrohr, einige Fluchthauben zur Personenrettung, eine Feuerwehraxt, Rettungsmesser, div. Kleinmaterial.

Fertig ausgerüstet sieht das dann ungefähr so aus:

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Dazu können dann noch Wärmebildkamera zur Personensuche, Rettungstuch und zusätzliches Schlauchmaterial kommen.
So bepackt begibt sich der Trupp in das Gebäude. Bevor er einen verrauchten Bereich betritt, wird die Schlauchleitung verlegt und unter Druck gesetzt. Normalerweise is dies ein "C-Schlauch", d.h. ein Schlauch mit 42mm Durchmesser. Einige Feuerwehren verwenden auch dünnere D-Schläuche, wegen der besseren Beweglichkeit im Gebäudeinneren.
Im Rauchfreien Bereich kann bei guter Sicht relativ zügig vorangekommen werden. Das ändert sich jedoch sobald Rauch die Sicht nimmt. Je dichter der Rauch, desto tiefer wird die Gangart. Der Rauch sammelt sich oben, also ist unten die beste Sicht. Auch die Wärme steigt nach oben.
Früher wurde "gekrabbelt". Dieses Vorgehen auf allen Vieren hat aber den Nachteil, dass man Löcher im Boden zwar ertastet, dann aber schon mit dem Oberkörper "darüber hängt". Außerdem kann man nicht erkennen, was über einem passiert. Genau darauf kommt es aber an. Die Hauptgefahr bei einem Brand geht in der Ausweitungsphase vom Rauch aus. Heiße Rauchgase können unter bestimmten Umständen durchzünden und dann eine schlagartige Ausweitung des Feuers bewirken. Hiebei gibt es gewisse Abstufungen. In der Fachliteratur sind Begriffe wie "Flash-Over", "Roll-Over", "Backdraft" u.ä. zu finden. Auch bei unterschiedlichen Ursachen und bei unterschiedlichen Wirkungen haben alle diese Phänomene eines gemeinsam: EIne unvollständige Verbrennung im Brandraum und eine plötzliche Zufuhr von Sauerstoff führen zu einer Entzündung der brennbaren Rauchgase und in deren Folge zu einer massiven Brandausweitung. (Das ist jetzt mal etwas oberflächlich beschrieben, sollte aber hier erst einmal reichen)

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Um solche Dinge erkennen zu können, muß der Trupp also nach oben sehen können. Daher hat sich der Seitenkriechgang als recht erfolgreich herausgestellt. Hierbei wird ein Bein untergeschlagen und das andere nach vorn gestreckt. Dann wird vorwärts gerobbt. Sieht leichter aus als es ist, zumal dabei ja noch der Schlauch nachgezogen werden muß und die Sicht extrem eingeschränkt ist.

Das eigentliche Löschen birgt noch ein Problem. Eine Moderne Einsatzkleidung erlaubt es zwar, in Hochtemperaturbereiche von mehreren hundert Grad vorzudringen, aber das eigentliche Problem ist der Wasserdampf. Die Schutzkleidung ist atmungsaktiv, d.h. Schweiß in Form von Wasserdampf wird nach außen abgeleitet. Unvorsichtiges Löschen mit Wasser erzeugt allerdings auch Wasserdampf. Ein Liter Wasser ergibt bekanntermaßen 1700 Liter Wasserdampf. Der kann dann leiser von außen die Dampfmembrane durchdringen. Daher muss der Trupp im Innenangriff möglichst vorsichtig und sparsam mit dem Wasser umgehen.
Viele Dinge also, die beachtet werden müssen...

ausruestung-01
Ausruestung-01

Thu Apr 30 17:11:56 CEST 2009    |    Standspurpirat211

Sehr schön beschrieben wie immer🙂
Allerdings könnten noch ein paar kleine Hintergrundinformationen einfließen, etwas in Richtung Gewicht der Ausrüstung, Temperaturen im Brandraum, was man so an Wasser verschwitzt dafür an Körpertemperatur zulegt.

Thu Apr 30 17:29:50 CEST 2009    |    fire-fighter

i.O.
Ich werd mal ein paar Daten sammeln und dann gibts hier einen Nachtrag...

Thu Apr 30 17:43:28 CEST 2009    |    Standspurpirat211

Sauber🙂
Cool fänd ich auch so einen Bericht aus eigener Sicht wie es zum Beispiel bei dem "Denkt an uns" Artikel der Fall war, also was einem so an Gedanken durch den Kopf schießen wenn man nen Raum absucht, den ganzen Streß während der Arbeit und dann noch das Gefunke mit Einheitsführer und Atemschutzüberwachung etc.

Fri May 01 14:00:55 CEST 2009    |    fire-fighter

Kommt eventuell noch. So ein Text braucht aber etwas...😉

Fri May 01 14:25:09 CEST 2009    |    Standspurpirat211

Sicher sicher🙂 Sollte ja nur eine Anregung sein und dürfte den Aussenstehenden auch unsre Arbeit näher bringen.

Deine Antwort auf "Was passiert eigentlich... bei einem Innenangriff?"

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Mein Blog hat am 20.04.2009 die Auszeichnung "Blogempfehlung" erhalten.

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In 20 Jahren Feuerwehr gibt es wirklich nichts mehr, was ich noch nicht erlebt habe.
FS CE besitze ich seit 2007, dafür noch mal vielen Dank an die Gemeinde :cool:
Meine Brötchen (und auch das für obendrauf) verdiene ich mir im weltweiten Service für Industrieelle X-Ray Anlagen
Privat bewege ich z.Zt. einen Skoda Octavia RS.
Wer mehr wissen will - PN!

Wo der fire-fighter herkommt...

Meine Ursprungsheimat liegt in Berenbostel. Das ist ein Stadtteil von Garbsen, in der Nähe von Hannover. Ein Teil der Berichte stammt aus meiner Zeit dort. Seit ein paar Jahren hat es mich beruflich ins schönste Bundesland der Welt verschlagen. Seitdem bin ich hier in Ahrensburg, in der Nähe von Hamburg aktiv.
Auf den Fotos kann man den Unterschied anhand der Einsatzkleidung erkennen. Niedersachsen bevorzugt orange Jacken, in Schleswig-Holstein ist die Nomexjacke dunkel.

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