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Sat May 09 01:35:27 CEST 2009    |    fire-fighter    |    Kommentare (7)

kw60-bf-hannover
Kw60-bf-hannover

Es war mal wieder Vatertag. Unsere Radtour hat sich schon zur Tradition entwickelt. Das Wetter spielte auch wieder mit, und so machten wir uns auf den Weg. Aus schmerzlicher Erfahrung dieses Jahr allerdings nicht zu weit weg, sondern mehr oder weniger im Abstand bis zu 1km rund um den Ort. Wege gibt es auch so genug. Langsam näherten wir uns dem Ort wieder, Getränkestopp auf dem Bauernhof eines Kameraden am Ortsrand war angesagt.

Wir erwogen gerade den Abbruch unserer Tour, zugunsten einer ausgiebigen Grillsession, als das Handy unseres Ortsbrandmeisters klingelte. "Einsatz!" witzelte noch einer, während er an das Handy ging.

 

"Okay, das war die Leitstelle! Der Rettungsdienst braucht unsere Unterstützung. Tragehilfe! Wir fahren zurück zur Wache und sehen dann weiter!"

 

Gesagt getan. Im Eiltempo per Rad zurück zur Wache. Rauf auf den Radweg, Richtung Ortsmitte. Rechts durch den Park, oder links über die 30er-Zone... OK, links!

 

An der Wache, das Fahrrad an die Wand und den Schwung zu Fuß mitgenommen. Schnell in die Stiefel, Hose hoch und die Jacke drüber. Helm in die Hand und aufs Fahrzeug. Sekunden später waren wir abfahrbereit. Ein paar von uns blieben Funkbesetzt auf der Wache und bereiteten schon mal den Grill vor.

Vor Ort angekommen ging unser Ortsbrandmeister erst mal zur Erkundung nach oben. Der Einsatzort lag in einem Wohnhaus in der obersten Etage.

 

"Was passiert jetzt?" wollte ein jüngerer Kamerad wissen.

"Nun ja," war meine Antwort, "entweder wir können ihn die Treppe runtertragen, oder wir brauchen die Drehleiter. Obwohl die bei der breiten Rasenfläche ganz schön weit weg stünde... Wenn er zu schwer ist, brauchen wir halt einen Kran!"

Am Blick des jüngeren Kameraden konnte ich genau ablesen "der spinnt ja"

 

Da meldete sich das Handsprechfunkgerät: "Klärt mal bei der Leitstelle, wieviel Traglast die Drehleiter hat! Der Patient muß waagerecht transportiert werden, das geht nicht durchs Treppenhaus. Ach ja, er wiegt 260kg!"

"Ähmm... Da brauch ich gar nicht zu fragen, die DLK hat einen 2Mann-Korb. Mit Maschinist ist bei 120 Zuladung Schluß!"

"OK, dann funk Ronne mal an, dass wir einen Kran von der BF Hannover brauchen."

"Jau, geht klar!"

 

Stille bei den jungen Kameraden..

 

Kurz darauf folgender Funkverkehr:

 

"11-10 von Ronne"

"Hier 11-10, kommen"

"Die BF schickt den KW 60 und ein WLF mit der Rettungsmulde zu Ihnen! Haben Sie noch Kräfte an der Wache, die die Fahrzeuge einweisen können? Kommen"

"Sprechen Sie 11-60 direkt an, der steht Einsatzbereit auf der Wache."

"Verstanden Ende - 11-60 von Ronne Kommen"

"Hier Florian Ronne 11-60 Kommen"

Sie fahren zur B6 und eskortieren den KW60 der BF zur Einsatzstelle, danach zurück zur BAB2 Abfahrt Herrenhausen. Dort warten Sie auf das WLF mit dem AB-Rett. Ebenfalls Eskorte zur Einsatzstelle! Fahrt mit Sonderrechten freigegeben! Alles mit? Kommen!"

"Ja Verstanden Ende!"

 

 

War dann schon ein geniales Bild. Der Vw-Bus mit Blaulicht und Einsatzhorn und im Schlepptau ein Liebherr 4-Achs-Kran, ebenfalls mit Horn und Blaulicht:cool: Die üblichen Verdächtigen in der Eisdiele sollen erst etwas gelangweilt geschaut haben und dann :eek:

 

Vor Ort baute sich der Kran auf und wartete auf den Wechsellader mit der Rettungsplattform. Der Spezial-RTW war inzwischen auch schon an der Einsatzstelle eingetroffen. Ein extra verstärktes Fahrgestell, Rampe hinter den Türen und eine elektrische Seilwinde. Als Trage stand ein speziell verstärktes Krankenhausbett zur Verfügung.

 

Der Wechsellader musste erst einmal quer durch Hannover, da die Rettungsplattform an einer anderen Wache zur Ausbildung stand. Also mit Alarm von Wache 5 nach Wache 4, die Plattform aufpicken und dann mit Alarm über die BAB bis Berenbostel. Dort wartete schon der VW-Bus von uns um das WLF zum Einsatzort zu lotsen. Mit Vollgas über die B6, das WLF dicht auf den Fersen! Die Jungs von der BF waren hart am Gas mit ihrem 3-achs MAN...

Und wieder an der Eisdiele vorbei, diesmal etwas schneller als beim letzten mal. Jetzt war auch die Aufmerksamkeit des letzten sicher:)

 

Vor Ort hatte sich inzwischenauch einiges getan. Der GW war angerückt. Mit Rüsthölzern und der Kettensäge bauten wir auf dem Balkon eine Rampe, damit wir den Höhenunterschied über die Brüstung überwinden konnten. Die eigentliche "Rettung" per Kran war dann relativ schnell erledigt. Lediglich das Umladen aus dem Korb ins Bett war noch einmal etwas kniffelig.

 

Aus einer kleinen Tragehilfe für den Rettungsdienst war so nun ein ausgewachsener Hilfeleistungseinsatz geworden. 5 Fahrzeuge der Feuerwehr, 20 Kräfte, 1 RTW, 1 NEF, 1 Sonder RTW, drei Streifenwagen und zwei Kamerateams vom Regionalfernsehen.

 

Einsatzdauer: 1,5 Std.

Eine schnellere Rettung ist bei solchen adipösen Menschen einfach nicht drin. Leider.

 

Zwei Tage später erfuhren wir, dass alle Mühe umsonst war. Der Mann war im Krankenhaus verstorben.


Sat May 09 10:29:41 CEST 2009    |    Standspurpirat6696

wer zahlt solche einsätze, zahlt es die krankenkasse des patienten oder wer trägt die kosten????

Sat May 09 11:06:32 CEST 2009    |    fire-fighter

Ja, geht ja letztendlich um Menschenrettung! Auch wenn es sehr aufwändig war.

Sat May 09 11:19:06 CEST 2009    |    Hummerman

Da bin ich richtig froh, das wir hier im Stadtgebiet einen Telekopmast (TLK 23/12 Bronto Skylift + Ziegler) stehen haben. Der wird auch im ganzen Landkreis eingesetzt um schwere Menschen zu retten.

Sun May 10 00:01:53 CEST 2009    |    Achsmanschette15

Zitat:

wer zahlt solche einsätze, zahlt es die krankenkasse des patienten oder wer trägt die kosten????

da "wir" auch desöfteren den rettungsdienst unterstützen müssen kann ich dir aus erster hand berichten, das es ne ganze zeit dauert bis die versicherungen letzendlich geklärt haben wer was zu welchem anteil zahlt.....

Wed May 13 22:55:20 CEST 2009    |    Hannes1971

Schön, wenn man kurzfristig einen Kran zur Verfügung hat. Bei uns gabs nur Muskelzerrungen und einen kaputten Tragetisch im RTW ;)

Deine Antwort auf "Mal wieder Vatertag..."

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Mein Blog hat am 20.04.2009 die Auszeichnung "Blogempfehlung" erhalten.

Blogautor

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MAN F8 19.291 LF24

Skoda

In 20 Jahren Feuerwehr gibt es wirklich nichts mehr, was ich noch nicht erlebt habe.

FS CE besitze ich seit 2007, dafür noch mal vielen Dank an die Gemeinde :cool:

Meine Brötchen (und auch das für obendrauf) verdiene ich mir im weltweiten Service für Industrieelle X-Ray Anlagen

Privat bewege ich z.Zt. einen Skoda Octavia RS.

Wer mehr wissen will - PN!

Wo der fire-fighter herkommt...

Meine Ursprungsheimat liegt in Berenbostel. Das ist ein Stadtteil von Garbsen, in der Nähe von Hannover. Ein Teil der Berichte stammt aus meiner Zeit dort. Seit ein paar Jahren hat es mich beruflich ins schönste Bundesland der Welt verschlagen. Seitdem bin ich hier in Ahrensburg, in der Nähe von Hamburg aktiv.

Auf den Fotos kann man den Unterschied anhand der Einsatzkleidung erkennen. Niedersachsen bevorzugt orange Jacken, in Schleswig-Holstein ist die Nomexjacke dunkel.

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