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Wed May 13 22:24:12 CEST 2009    |    fire-fighter    |    Kommentare (44)    |   Stichworte: Wissenswertes

gefahrgutgefahrgut Das Spektrum der Einsätze ist sehr vielfältig. Aber sobald Gefahrgut mit ins Spiel kommt, ist auf einmal alles anders. Wir kennen die LKW mit den orangenen Warntafeln alle im täglichen Verkehr. In der Fahrschule haben die meisten auch gelernt, was diese Tafeln bedeuten, und evtl. auch, dass man bei einem Unfall das Vorhandensein dieser Tafeln mit angeben soll. Idealerweise gleich mit evtl. daraufstehenden Nummern.

Doch was dahinter steckt und was dann abläuft, wissen viele nicht. Anhand der orangenen Tafel ist erkennbar, dass so ein Fahrzeug gefährliche Güter transportiert. Es gibt die Tafeln ohne Zahlen (der klassische Stückguttransporter, für uns quasi ein Überraschungspaket) oder mit zwei Zahlen, so wie im Bild. Die obere Zahl ist eine Kennung für die Gefahr, die Gefahrennummer. Hier die 8, also ein ätzender Stoff. Da die Zahl oben mindestens 2-Stellig ist, dient die null als Platzhalter, da hier "nur" eine gefahr besteht. Die untere Zahl ist eine UN-Stoffnummer. Anhand dieser Nummer kann unsere Leitstelle den Stoff identifizieren und uns wichtige Hinweise und Informationen geben. Der Stoff mit der UN-Nummer 2582 ist übrigens eine Eisen(III)Chlorid Lösung. Der Stoff greift die meisten Metalle stark an und zersetzt sich bei Erhitzung durch Umgebungsbrände oder heiße Oberflächen unter Bildung von giftigem und ätzendem Chlorwasserstoffgas.

 

Während der normale Transport für alle Beteiligten relativ sicher ist, ändert sich das bei einer Havarie oder einem Unfall schlagartig. Daher laufen bei der Feuerwehr Einsätze mit Gefahrgutbeteiligung auch komplett anders ab, als "normale" Einsätze.

Das fängt bei der Fahrzeugaufstellung an. Im Normalfall fahren wir relativ dicht an die Unfallstelle heran, damit wir nicht alles Gerät meterweit schleppen müssen. Bei einem Gefahrgutunfall gilt erst mal Sicherheitsabstand! Eigenschutz geht vor Sachschutz. Menschenrettung bildet eine Ausnahme. Nach Möglichkeit geht ein Trupp mit Atemschutz und der "normalen" Schutzausrüstung schnell vor und genausoschnell zurück. Aber nur, wenn es zwingend notwendig ist.

Die Ausrüstung für einen Feuerwehrmann mit Chemikalienschutzanzug sieht folgendermaßen aus:

 

csa-ausruestungcsa-ausruestungcsacsa

 

Der Anzug ist gasdicht und gegen die meisten Chemischen Stoffe resistent. Darunter wird ein Atemschutzgerät getragen. Abzüglich der Dekontaminationszeit bleiben damit 20min Arbeitszeit. Durch die warme Ausatemluft steigt die Temperatur im CSA innerhalb kürzester Zeit auf über 30°C an. Das Gewicht des Anzugs und die dicken Handschuhe erschweren die Arbeit zusätzlich.

Bevor jemand unter CSA (ChemikalienSchutzAnzug) eingesetzt wird, müssen aber noch einige Dinge geschehen. Es muss eine Dekontaminationsstelle eingerichtet werden, damit man den Anzug auch wieder gefahrlos ausziehen kann. Ein vorsorglicher Löschangriff wird aufgebaut und ein weiterer Trupp mit CSA steht in Bereitschaft als Rettungstrupp.

Alles in allem sehr Personal und Zeitintensiv. Damit drei Leute für 20 min arbeiten können, sind im rückwärtigen Bereich locker 20 Mann beschäftigt...

Daher stehen dan auch ruck zuck jede Menge Feuerwehrfahrzeuge an der Einsatzstelle, denn mit 3 Mann und zwanzig Minuten ist es ja nicht vorbei...

 

Eigentlich wollt ich hier noch einen Einsatzbericht von einem Gefahrguteinsatz dranhängen, aber das sprengt den Rahmen. Also folgt er im nächsten Artikel. Versprochen!


Mon Jul 25 15:08:36 CEST 2011    |    Achsmanschette15

Zitat:

Kleine frage wo kann man so nen csa Kaufen

in soziemlich jedem laden, der industrie/feuerwehrbedarf anbietet...

Zitat:

Nur mal so ne kleine frage wo kann man so eine Ausbildung Machen ?

bei den feuerwehren die über csa's verfügen, den landesfeuerwehr- und katastrophenschutzschulen, sowie div. dienstleister die diese lehrgänge für die industrie anbieten...

 

vorraussetzung hierbei ist, das die körperlichen anforderungen erfüllt und durch einen arzt nachgewiesen werden ("g26.3" untersuchung)...

Tue Jul 26 08:49:51 CEST 2011    |    fire-fighter

CSA kaufen....

Hm, also im Prinzip hat Magirus recht. Einen CSA kannst Du bei den meisten Feuerwehrzubehörhändlern kaufen. Auch im Industriebereich wirst Du siherlich fündig. Mir stellt sich jetzt aber die Frage zum Warum. Was hast Du damit vor?

 

Mal ein paar Hintergrundinfos zu einem Chemikalienschutzanzug:

So ein Anzug ist gasdicht und gegen die meisten bekannten Chemikalien mehr oder weniger beständig. Dadurch bedingt ist er ziemlich unbequem, schwer und unhandlich. Anziehen kannst Du ihn nur mit Hilfe einer zweiten, besser einer dritten Person. Beim Ausziehen ist es das gleiche. Ohne Hilfe bist Du aufgeschmissen!

Aufgrund der Anforderungen kannst Du logischerweise nicht normal atmen. Du brauchst also ein Atemschutzgerät, also Luft Preßluft in Flaschen. Im Industriebereich gibt es auch Anzüge mit externer Luftversorgung über Schlauchverbindung.

Die Ausatemluft verbleibt im Anzug. Damit baut sich ein Überdruck im Inneren auf, der bei einem Leck des Anzuges eine minimale Sicherheit bieten soll. Die Überschüssige Luft wird über Überdruckventile abgeblasen. Durch die warme Ausatemluft und deinen Körperschweiß steigt die Temperatur im inneren des Anzuges rasch auf 36°C an. Die Luftfeuchtigkeit dürfte bei 100% liegen.

 

Mit Ausrüstung und Anzug trägst Du so circa 30kg mit Dir herum. Das alles in Summe ist die Ursache für eine umfassende ärztliche Untersuchung und eine umfassende Ausbildung. Damit kommt Deine zweite Frage:

 

Du kannst das Tragen dieser Anzüge überall da lernen, wo sie zum Einsatz kommen, also in der chemischen Industrie, bei entsprechenden Werkfeuerwehren, in größeren freiwilligen Feuerwehren, die sich mit Gefahrgutabwehr beschäftigen und in Berufsfeuerwehren. Verbunden ist es entweder mit einer Berufsausbildung in der Industrie, oder halt eben mit der Feuerwehrausbildung im allgemeinen. Nicht jedes Feuerwehrmitglied wird sofort in so einen Anzug kommen, da der Einsatz darin zum einen nicht ungefährlich ist und man zum anderen auch sehr genau wissen muß, was man macht, man will schließlich Gefahren abwenden, muß sich also zwangsläufig mit der Materie recht gut auskennen.

 

Damit komme ich wieder zu Deiner Motivation. Einfach einen Anzug kaufen und darin herumtapsen weil es cool ist, dürfte wohl ziemlich flach fallen. Spaß an der Sache haben und sich engagieren, kommt schon eher hin. Wenn Du Dich in einer Feuerwehr engagieren willst und nur in einer kleinen Ortswehr unterkommst, dann bleibt Dir noch der Weg über Kreisfeuerwehrbereitschaften. Viele Landkreise haben Überregionale Gefahrgutkonzepte, bei denen Du auch als Mitglied einer kleinen Ortsfeuerwehr mitmachen kannst.

Deine Antwort auf "Gefahrgut - Einsatz am Limit"

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Mein Blog hat am 20.04.2009 die Auszeichnung "Blogempfehlung" erhalten.

Blogautor

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MAN F8 19.291 LF24

Skoda

In 20 Jahren Feuerwehr gibt es wirklich nichts mehr, was ich noch nicht erlebt habe.

FS CE besitze ich seit 2007, dafür noch mal vielen Dank an die Gemeinde :cool:

Meine Brötchen (und auch das für obendrauf) verdiene ich mir im weltweiten Service für Industrieelle X-Ray Anlagen

Privat bewege ich z.Zt. einen Skoda Octavia RS.

Wer mehr wissen will - PN!

Wo der fire-fighter herkommt...

Meine Ursprungsheimat liegt in Berenbostel. Das ist ein Stadtteil von Garbsen, in der Nähe von Hannover. Ein Teil der Berichte stammt aus meiner Zeit dort. Seit ein paar Jahren hat es mich beruflich ins schönste Bundesland der Welt verschlagen. Seitdem bin ich hier in Ahrensburg, in der Nähe von Hamburg aktiv.

Auf den Fotos kann man den Unterschied anhand der Einsatzkleidung erkennen. Niedersachsen bevorzugt orange Jacken, in Schleswig-Holstein ist die Nomexjacke dunkel.

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