Mon Mar 01 10:41:17 CET 2010
|
Faltenbalg33989
|
Kommentare (58)
| Stichworte:
Callboy, Katholische Kirche, Pfarrer
Schon in der Bibel steht "Seid fruchtbar und mehret euch". Ein 27-Jähriger katholischer Pfarrer aus Toledo in Mittelspanien genoß innerhalb eines Jahres das volle Vertrauen seiner Gemeinde, die aus zwei kleinen Dörfern mit insgesamt 1200 Einwohnern besteht. Er genoß die Sympathie aller Einwohner, die von seinen kleinem Geheimnis nichts wußten. Vor wenigen Tagen mußte er seiner Gemeinde gestehen, daß er Geld aus der Gemeindekasse unterschlagen hätte. Weiterhin mußte er auch zugeben, ein Doppelleben geführt zu haben. Außer seinen Pflichten als Pfarrer hatte er Kontaktanzeigen im Internet geschlatet, in denen er sich als Callboy anpries. Mit Bildern untermalt pries er seine Dienste als Liebhaber an Er sei für Damen und Paare buchbar und frei, solange es nicht SM-Sex sei. Der erzielte Gewinn war vermutlich nicht so hoch. Versuchte er doch auch ein Gemälde der Kirche aus dem 17. Jahrhundert über das Medium Internet an den Mann zu bringen. Der Erzbischof von Toledo und Primas der katholischen Kirche in Spanien, Braulio Rodríguez, setzte den 27-Jährigen als Gemeindepfarrer ab. Die Kirche begründete dies mit “finanziellen Unregelmäßigkeiten“. Die sexuellen Aktivitäten des Geistlichen ließ sie unerwähnt. Der abgesetzte Pfarrer ging erst einmal auf Tauchstation. Wie es heißt, soll er sich auf Anraten der Kirche in psychiatrische Behandlung gegeben haben. Quelle: http://www.merkur-online.de/.../...arrer-arbeitete-callboy-648854.html |
Ergänzung von 124er-Power am Fri Mar 05 19:06:42 CET 2010
Ettal-Schüler: "Es herrschte absoluter Terror" http://www.merkur-online.de/.../...egelnder-klosterbrueder-658581.html |
Ergänzung von 124er-Power am Fri Mar 05 21:21:00 CET 2010
Missbrauchsskandal: Ettal bittet Papst um Beistand http://www.merkur-online.de/.../...l-bittet-papst-beistand-655569.html |
Ergänzung von 124er-Power am Tue Mar 09 01:45:07 CET 2010
Marx: "Ich empfinde Scham" http://www.merkur-online.de/.../marx-ich-empfinde-scham-663084.html Missbrauch: Diözese zwingt Priester zur Selbstanzeige http://www.merkur-online.de/.../...ft-missbrauchsfall-1999-662148.html |
Mon Mar 01 22:15:46 CET 2010 |
Reifenfüller10957
@Oma:
Sind ja beides relativ wilde Spekulation. 😉
1. Gut, falsches "BILD" natürlich. Das Fass ohne Boden kann schlecht überlaufen. Das Thema findet sich halt auch in Quellen seriöserer Provenienz - womit sich der Kreis zum Thema Verschwörungstheorien wiedermal schließt.
2. Da Thema Missbrauch ist immer problematisch. Kann auch schnell den Falschen treffen - mit verheerenden Folgen natürlich. Für die Phantasie der Verschwörungstheoretiker: was könnte man konstruieren? Die Prieuré de Sion steckt dahinter, der heilige Gral ist in Gefahr?
3. Moralisch integere Politiker sind ein Widerspruch in sich, genauso wie Wirtschaftsbosse oder Sportler. Wenn's um Geld/Erfolg/Macht u.ä. geht ist die Moral häufig nebensächlich. Bei Kirchenamtsinhabern ist wohl nur der Anspruch höher, die Realität sieht ja scheinbar auch nicht anders aus. Aber ein demokratisch organisiertes System sorgt wenigstens für Überwachung und Aufklärung. Das fehlt der Kirche ja offenbar komplett.
4. Oft sind aber radikale Reformen die einzige Möglichkeit um zu überleben. "Entwicklungen" sind vielleicht nicht mehr möglich, weil man selbstgefällig den richtigen Zeitpunkt verschlafen hat. Könnte der Kirche imho blühen - würde da jetzt zumindest eine Welle von Kirchenaustritten befürchten. Klosterschulen u.ä. werden es zukünftig auch schwerer haben. Da wäre doch jetzt der Zeitpunkt um die Flucht nach vorne anzutreten und alte Zöpfe radikal abzuschneiden.
Tue Mar 02 19:43:42 CET 2010 |
Standspurpirat16572
@Raser1000
Sorry, habe Deine Antwort übersehen!
Den "jüngeren Kavalier" nehme ich zurück...🙂
In der "öffentlichen" Diskussion tröstet mich etwas,
daß die Kirche (ich kann nur für meine sprechen), besser ist als ihr Ruf.
Ich glaube, daß wir uns in Deutschland so sehr an Kirchenpolemik gewöhnt
haben (mit der ganzen Tradition, die dahinter steht), daß wir
die gesellschaftliche Bedeutung der Kirchen gering schätzen.
In meinen Augen ZU GERING.
Wo Kirchenangehörige auf der einen Seite in die Bigotterie-Falle tappen und
ihre Verfehlungen mit Recht (öffentlich) geahndet werden, da schnappen
die Fans der vielfältig motivierten Kirchenpolemik sofort gierig zu.
Dabei wird nur zu gerne ausgeblendet, daß die absolute Mehrheit von Christen/Kirchenangehörigen
(Laien wie Klerus) im Lande sich überdurchschnittlich stark für das Gemeinwohl engagieren.
Die ewige Leier von der Kirchensteuer z.B.: Ich bin seit Jahren für eine Abschaffung unter der
Bedingung, daß der Steuersatz einer allgemeinen und unumgänglichen Sozialsteuer zugeschlagen wird,
bei der die Steuerzahler wählen können zwischen Staat und Kirchen bzw. anderen anerkannten Körperschaften
in bewährtem sozialem Dienst.
Kurz zusammengefasst behaupte ich über die Kirchen in Deutschland: die "Performance" ist gut,
das "Image" ist unter aller Sau. Und das hat historisch gesehen so viele Facetten, daß wir das in
einem MT-Zeitvertreib-Blog nicht in den Griff kriegen werden. Ich versuche es deshalb gar nicht erst.
Oder höchstens mit kleinen "Einwänden".
Gruß,
GO
Tue Mar 02 19:46:12 CET 2010 |
Faltenbalg30656
@Golf Oma
100 % Zustimmung!
Wed Mar 03 02:28:50 CET 2010 |
Standspurpirat16572
@yo-chi,
Zitat:
videoblog
Videos und Beiträge zum Thema Auto
Themaverfehlung?
siehe Bild 😁 ..."alles, was sie bewegt"...
@JKL
Danke, dachte schon ich sei allein auf weiter Flur...😉
Gruß,
GO
Wed Mar 03 15:52:25 CET 2010 |
Reifenfüller10957
@Oma:
Ich kann da schon zustimmen, alles richtig natürlich! Als (noch) kinderloser "jüngerer Kavalier 😉" hätte ich meinen evtl. anvisierten Sprössling zukünftig z.B. gerne im kirchlichen Kindergarten untergebracht. Was in kirchlichen Einrichtungen geleistet wird, ist unbestritten. Hab da großen Respekt, wie bei der freiwilligen Feuerwehr oder beim ehrenamtlichen Jugendtrainer, ohne selbstloses Engagement würde vieles nicht funktionieren.
Nur muss man doch deutlich sagen, das leistet ja nicht die Kirche als Institution. Das meiste lebt vom Idealismus der Leute die dahinter stehen. Aber jüngere Leute, die auch noch ein bisschen Grips mitbringen wird die Kirche zunehmend verscheuchen. Gibt wahrscheinlich viele Gründe, für mich gibt's 2 wesentliche, weshalb ich auch ausgetreten bin:
Einmal die Organisationsstruktur: Man hat das Gefühl, das ganze Gebilde ist eine starre, diktatorisch organisierte Strukutr mit einem Haufen alter, bornierter, Männer mit Standesdünkel an der Spitze. Natürlich gibt es auch anderswo schwarze Kinderschänder- und Verbrecherschafe. Aber aus Machterhaltungsgründen werden Mißstände vertuscht und eigentlich selbstvertändliche Überwachungsmechanismen gibt es nicht. (Noch nicht einmal der Staatsanwalt darf ohne weiteres eingreifen).
Dass da z.B. Persönlichkeiten mit Kinderschändermentalität blühen und gedeihen ist kein Wunder. Demokratische Prinzipien gelten kaum, neue Ideen und Reformer können sich auch mit breiter Unterstützung nicht durchsetzen. Bevor sich von unten was tun kann, muss mit den Kirchenaustritten wahrscheinlich oben zuerst das Geld und dann die Macht ausgehen.
Das bestätigt ja dieser Thread eigentlich auch. Selbst die Glaubensanhänger hier bestätigen dass man mit "Rom" recht wenig am Hut hat. Übrigens vermute ich eine ähnliche Haltung zu hiesigen Bischöfen und besonders frömmelnden "Würden"-trägern, wenn man in Interviews hört wie sie jetzt erfolglos versuchen den Kinderschänderskandal zu verniedlichen - (und das auch nur, weil unter den Teppich kehren offensichtlich nicht mehr geht).
Und dann inhaltlich: Auch wenn ich nicht zum sonntäglichen Senioren-Turnen mit Weihrauchschnüffeln und Märchenstunde für Alzheimer-Patienten gehe (man braucht schon ein sehr schlechtes Gedächtnis um nicht zu merken, dass das im Wochenrythmus immer das gleiche platte Geseier ist), ich würde trotzdem mit Freude aus o.g. Grund Kirchensteuer zahlen.
Ich habe auch Verständnis für einen "Glauben" der aus vielen Gründen erklären und ersetzen muss, was man nicht "Weiss". Aber ein relativ starres Festhalten an 2000 Jahre alten Geschichten und Erklärungsmustern kann doch heute nicht mehr ernsthaft funktionieren. Einerseits beruft man sich auf diese Grundlage, andererseits versucht man moderne Erkenntnisse damit unter einen Hut zu bringen. Man verlangt da von "gläubigen" Menschen schon extrem viel Abstraktionsvermögen oder intellektulle Verdrängungsleistung. Das funktioniert, weil man es bereits als Kind eingetrichtert bekommt und wie eine Muttersprache verinnerlicht. Beim Versuch das später zu erlernen, könnte man ohne theologische Ausbildung das verschwurbelte Dreifaltigkeits-Gedankengebäude wahrscheinlich gar nicht mehr verstehen.
Die Dumpfbacken verliert man wahrscheinlich sowieso an Kreationisten und ähnliche Rattenfänger. Aber damit auch die denkenden Jüngeren am Ball bleiben, müsste sich auch inhaltlich was tun.
(Boha... ich hab noch nie so einen langen Post geschrieben 😉)
Wed Mar 03 16:53:35 CET 2010 |
Standspurpirat16572
Hallo Raser,
das finde ich aber ganz schön beachtlich, wie Du Dich auseinandersetzt! Du hast auch oben ein Kernproblem
benannt, auf das ich sehr gerne eingehe! Allerdings kann ich das erst heute spät, weil ich jetzt weg muß.
Wir bleiben am Ball, ja? Unser "Gespräch" entwickelt sich ja mehr als interessant.
Wozu so ein spanischer Witzbold gut ist...😁
Gruß,
GO
Wed Mar 03 17:23:15 CET 2010 |
Reifenfüller10957
Lass Dir Zeit...
Bin auch nicht immer so fleissig beim Beitragschreiben - je nach Motivation meistens auch mit Verzögerung. Aber das Thema interessiert mich - quasi als neutraler Beobachter. 😉
Thu Mar 04 06:23:09 CET 2010 |
Standspurpirat16572
@raser et alii,
Laß mich 'mal zuerst auf das "Institutionsproblem" eingehen.
Der "Nachholbedarf" der katholischen Kirche, was "Zeitgenossenschaft" und notwendige
Erneuerung angeht, ist nicht im 20. Jahrhundert "aufgelaufen", sondern wesentlich im
18./19. Jahrhundert. (Da gehört jetzt ganz viel Geschichtliches her...hier nur Stichworte)
- Napoleon "strukturiert" Europa "um", in der Folge der franz. Revolution die
Säkularisierung Europas = Aufhebung der Strukturen (Klöster etc.) der Kirche, Enteignungen zu Gunsten
des Adels und der bestehenden Königreiche/Staaten
- Kulturkampf im "Deutschen Reich" unter Bismarck mit massiven Restriktionen für Katholiken,
- Aufhebung des Kirchenstaates in Italien , Gründung des ital. Nationalstaates,
- erster Weltkrieg,
- Kommunismus mit Aufhebung der Glaubensfreiheit,
- ab 33 Kirchenkampf der Nazis und zweiter Weltkrieg. (ich kann hier nur wirklich ungehörig kurz
andeuten):
Mithin eine (Welt-) Kirche, die angesichts der rasanten gesamtgeschichtlichen Bewegungen 150 Jahre lang in der Dauerdefensive ist. Und was sind unsere Mechanismen in Bedrängnis? Kampf, Flucht oder Erstarrung.
In weiten Teilen der "katholischen Welt" (mit Ausnahme weniger avantgardistischer Strömungen) hieß die Devise
"Kopf einziehen" und überleben, Kärtchen zusammenhalten, nicht noch mehr verlieren = Erstarrung, Restauration, "Besitzstandswahrung".
Damit konnte erst das II. Vatikanische Konzil "aufräumen" und brachte wirklich bahnbrechende Erneuerung bzw.
machte den Weg dafür frei. Die "Umwälzungen" waren für's "katholische Volk" und große Teile des Klerus so tiefgreifend, auch irritierend, daß sie im Prinzip bis heute (50 Jahre später) nicht verarbeitet, integriert sind. Und stell' Dir diese Leistung für 1,3 Milliarden Menschen in allen Kulturen mit extrem unterschiedlichen Bedingungen vor.
Dabei musst Du einrechnen, daß europäischer Christ sein heißt, die Aufklärung integriert zu haben. Man darf nicht vergessen, daß das auch mit einem Zivilisatorischen Kraftakt verbunden ist.
Am Islam als der zweitgrößten Großreligion kannst Du sehen, was es heißt, wenn das im "mainstream" noch nicht gelungen ist. Und die "Oberen" das auch nicht wollen. (Stichwort "Gottesstaat"😉
(Dabei bin ich nicht so vermessen, zu behaupten, daß es schon bei jeder Allgäuer Bäuerin gelungen ist😁).
Was sicher und klar ist, die berühmten "Oberen" der (europ.) Kirchen bejahen rückhaltlos die Charta der Vereinten Nationen, die Menschenrechte und das Völkerrecht, die Trennung zwischen Staat und Kirche. (Sehr interessant als Lektüre sind die
Ansprachen der Päpste seit dem Konzil vor den Vereinten Nationen).
Die Überschrift über fast jeder Ansprache des jetzigen Papstes, quasi das Dauerthema ist "Vernunft UND Glaube".
JPII hat versucht die "Weltkirche" mehr zu einen, deshalb hat er unermüdlich alle Länder bereist. Der jetzige Papst versucht mit aller Kraft nach innen zu einen und ein Schisma (= Kirchenspaltung) zwischen "linkem", reformeiligem und "rechtem" in den Fundamentalismus driftenden Teil der Kirche zu verhindern und "den Laden" zusammenzuhalten. JPII hat sich über uns Deutsche geärgert, weil er meinte, wir kreisen nur um unsere Kath./Evang. Kleinstaaterei und vergessen die Weltkirche, es sei denn als Almosenempfänger: und ich glaube, da ist 'was dran.
Zu dem ganzen "Vorgang" kannst Du sagen "work in process/progress". Und da sich da ein religiöser, als auch zivilisatorischer "Koloss" bewegt, der in Bewegung keine Glieder verlieren will, sieht das (insbesondere von außen und vor dem Hintergrund einer rasant sich bewegenden Welt) quälend langsam aus. Aber...🙂...er bewegt sich doch...
Hier mach' ich 'mal einen Punkt, sonst spreng' ich hier jeden Rahmen...
Gruß,
GO
Thu Mar 04 16:25:14 CET 2010 |
Reifenfüller10957
@Oma:
hab Deinen interessanten, geschichtlichen Überblick aufmerksam durchgelesen - besten Dank. Die Frage die sich mir dabei immer stellt: "Was soll das ganze Theater?" Eine "Weltkirche" mit dem Anspruch allgemeingültig zu bestimmen, was Dumm und Schlau weltweit zu glauben hat, kann ja kaum gelingen.
Die historischen Probleme die Du schilderst sind ja eigentlich ausschliesslich politischer Natur. Grundsätzlich habe ich dabei das Gefühl, der Inhalt - also der vorgeschriebene Glaube - wurde über Jahrhunderte nach gutdünken und dem jeweils vorherrschenden Wind ausgerichtet. Und heute klammert man sich an diesen zufällig entstandenen, anachronistischen Strohalm und behauptet er wäre im wahrsten Sinne "gottgegeben". Dabei ist er doch nicht mehr und nicht weniger als überliefertes Kulturgut. Als solches wertvoll und wichtig, aber als moderne Weltanschaung taugt er uberhaupt nicht und müsste dringend überarbeitet werden.
Das Zitat ist jetzt ein bisschen aus Deinem Zusammenhang gerissenen. Aber Kleinstaaterei...?! Es sollte doch vor allem um Inhalte gehen und was die Leute im "Kleinstaat" auch tatsächlich bewegt und nicht um Politik. Da sollte man doch überlegen ob der Chef einer "Weltkirche" für die lokalen Bedürfnisse überhaupt noch die richtigen Schwerpunkte setzen kann. Man kann ihn ja nicht rausschmeissen (unkündbares Amt usw.), aber vielleicht könnte man sich ja als "Kleinstaat" gleich von dem ganzen überflüssigen Wasserkopf trennen?
Wenn der Papst glaubwürdig mit dem Slogan "Vernunft & Glaube" bei vernunftsbegabten Menschen werben will, müsste er imho viel deutlicher die Karten auf den Tisch legen. Ich denke mal die "Vernunftsdichte" dürfte hierzulande höher sein als z.b. in den Kreationisten- und Mormonen-verseuchten USA. Wie steht die Kirche eigentlich zu diesen Auswüchsen, ich hab da wenig Einblick? Irgendwelche inhaltlichen Gemeinsamkeiten, Kondomverbot o.ä. haben jedenfalls mit Vernunft wenig zu tun.
Der Durchwurschtelkurs "die ganze Welt unter einen Hut und Kirchensteuern zu uns" ist als Wunschgedanke nachvollziehbar, aber wie soll das funktionieren? Wenn man nicht schon als Kind indoktriniert wird, gelingt es kaum einen relativ dumpfen Allgemein-Glauben mit dem Menschenverstand zu vereinbaren. Die Vernünftigen müssen sich imho von so einer Wischiwaschi-Wir-Machens-Allen-Recht-Weltkirche zwangsläufg verabschieden.
Thu Mar 04 16:32:29 CET 2010 |
Kurvenräuber137127
Sehe ich genauso. Super auf den Punkt gebracht!
Fri Mar 05 02:03:43 CET 2010 |
Standspurpirat16572
@raser,
das ist mir jetzt doch bissel zu anstrengend und zu "unvernünftig!
"Was soll das ganze Theater?"
"Weltkirche" mit dem Anspruch allgemeingültig zu bestimmen, was Dumm und Schlau weltweit zu glauben hat"
" also der vorgeschriebene Glaube"
..."wurde über Jahrhunderte nach gutdünken und dem jeweils vorherrschenden Wind ausgerichtet"
" Und heute klammert man sich an diesen zufällig entstandenen, anachronistischen Strohalm"
" behauptet er wäre im wahrsten Sinne "gottgegeben"."
" als moderne Weltanschaung taugt er uberhaupt nicht und müsste dringend überarbeitet werden"
"Man kann ihn ja nicht rausschmeissen (unkündbares Amt usw.)"
"gleich von dem ganzen überflüssigen Wasserkopf trennen"
"Irgendwelche inhaltlichen Gemeinsamkeiten, Kondomverbot o.ä. haben jedenfalls mit Vernunft wenig zu tun"
"Der Durchwurschtelkurs "die ganze Welt unter einen Hut und Kirchensteuern zu uns"
" Wenn man nicht schon als Kind indoktriniert wird, gelingt es kaum einen relativ dumpfen Allgemein-Glauben mit dem
Menschenverstand zu vereinbaren."
"Die Vernünftigen müssen sich imho von so einer Wischiwaschi-Wir-Machens-Allen-Recht-Weltkirche zwangsläufg verabschieden."
Welche dieser Wendungen sollte mich jetzt davon überzeugen, daß das ein fruchtbarer Dialog ist? Was dabei sollte mir Spaß machen? Und irgendwas muß sich doch auf beiden Seiten lohnen beim Argumentieren. Aber da oben lieferst Du nur noch Plattituden und Konserven ab.
Ich hoffe Du hast Dich mit Deinen Kumpels wenigstens köstlich amüsiert und reichlich vom berühmten Popcorn eingeworfen.
Frage mich ernsthaft, was es Dir bringt, jemanden der sich auf Deine Argumentation einläßt und Dich ernst nimmt, vorzuführen und für dumm zu verkaufen. Schade!
GO
Fri Mar 05 08:39:13 CET 2010 |
Kurvenräuber137127
@Golf Oma:
Vorweg, ich fand besonders deine Ausführungen absolut lesenswert und interessant, auch wenn ich in vielen Punkten anderer Meinung bin.
Raser vertritt eben einen deiner Meinung völlig diametral entgegenlaufenden Standpunkt und verzichtet dabei darauf, in einigen Positionen aus Höflichkeit den Advocatus diaboli (bzw. petri?) zu spielen. Dass dir das nicht gefällt, versteht sich von selbst.
Den Begriff "fruchtbarer Dialog" habe ich schon so oft in Diskussionen mit Kirchenvetretern oder Gläubigen gehört, egal ob es sich um das Themengebiet "Wissenschaft und Glauben" oder "Kirche im Wandel" oder ähnliches handelte. (Als Wissenschaftler habe ich da so meine Erfahrungen mit...)
Leider ist der Dialog selten fruchtbar, so wie auch hier. Eher furchtbar.
Ein im Sinne des Gläubigen oder Theologen "fruchtbarer" Dialog gelingt meistens nur dann, wenn man bereit ist, aus besonderer Höflichkeit heraus in einigen Punkten nicht nur ein, sondern zwei Augen zuzudrücken und an den im Sinne des Gläubigen richtigen Stellen Nachsicht übt. Meistens betrifft das kulturgeschichtliche oder kirchenpolitische Aspekte (siehe deine Ausführungen dazu). Dabei wird, und das ist einer der Hauptfehler, oft die ethische Komponente, die einen Großteil des Glaubens ausmachen sollte, völlig der Kultur und Politik der Kirche untergeordnet. Dieses Ungleichgewicht zieht sich durch alle Bereiche, vom Mikrokosmos einer Gemeinde bishin zur Weltpolitik. Der Umgang mit Mißbrauchsfällen und Verhütung in HIV-bedrohten Ländern sind nur die plakativsten Beispiele dafür.
Im Prinzip kann ich Ratze verstehen, er hat im Wesentlichen nur 2 Optionen: 1) Identitäts- und Kulturbewahrung um jeden Preis und 2) Öffnung der Kirche mit radikaler Umgestaltung und theologischer Neuausrichtung auf die Neuzeit hin.
In beiden Fällen kann er heutzutage nur verlieren.
Im ersten Fall entsteht eine fundamentalistischere, gleichgeschaltete rechtskonservative Kirche, die auf einen Großteil der aufgeklärten Menschen in westlichen Industrienationen verzichten und mit den zum Großteil ungebildeten Massen an Katholiken in Entwicklungsländern vorlieb nehmen muss.
Im anderen Fall drohte der Kirche ein Verlust vieler ihrer Traditionen und auch Machtstrukturen und theologisch bestünde kaum noch eine Abgrenzbarkeit zu den Protestanten.
Für welche dieser Alternativen sich ein Mann wie Palpatine entscheidet, der die Verbrechen der Inquisition als "mit dem damaligen Rechtsverständnis richtig" bezeichnet, dürfte wohl klar sein.
Im Prinzip gibt es für die Kirche also keinen Ausweg aus dieser Abwärtsspirale, ausser es würden massive weltgeschichtliche Katastrophen eintreten.
Das kann man traurig finden, muss man aber nicht. Irgendwann ist eben mal jede Epoche vorbei.
Man hätte sich wünschen können, dass sich die katholische Kirche auf die ihrer Religion zugrundeliegende Ethik besinnt, aber die jahrtausendealten Strukturen erlauben das einfach nicht. Manchmal wundert es mich als Katholiken, dass so etwas wie die Reformation im 16. Jahrhundert stattfinden konnte und heutzutage nur noch Extreme wie Rechtsfundamentalismus und Sekten die Neuentwicklungen darstellen.
Fri Mar 05 15:48:28 CET 2010 |
Reifenfüller10957
In einer Diskussionsrunde unter Kirchenprofis bin ich als Kritiker vollkommen fehlbesetzt. Wenn ich irgendwas Plattgetretenes aufgelesen habe, tut's mir leid, ich verfolge das Thema nicht regelmässig - eigentlich gar nicht. Unter kirchenaustretenden Laien wie mir, trifft man bei diesen Themen hier auch häufig auf vollkommene Ablehnung und Unverständnis. Das ist bei mir nicht der Fall. Wie Emmet - der viel mehr Hintergrundwissen hat - hab ich Deine Beiträge auch mit großem Interesse gelesen.
Ich hatte ehrlich gesagt gehofft, ich hätte mit meinem primitiven Glaubensverständnis und naiven Logik was einigermassen Konstruktives beigetragen. Ich wollte meine Beiträge jedenfalls nicht als Popcornesser-Polemik verstanden wissen (von den ersten mal abgesehen 😁).
Den Eindruck bekommt man auch als Laie. Übrigens nicht nur die ethischen Grundlagen, sondern der gesamte Glaubensinhalt und der Kontakt zur "Basis" kommt wahrscheinlich zu kurz. Zeigen ja auch einige Beiträge hier - der Papst scheint aus hiesiger Gläubigenperspektive zwar (noch) nicht hinterm Mond, aber zumindest hinter den Alpen zu leben. Ich meine man muss doch auch als gläubiger Christ, nicht unbedingt die Weltherrschaftsambitionen der Kirche unterstützen.
Das ist ein sehr verständliches Dilemma. Wobei Abwärtsspirale Option 1, wahrscheinlich in die endgültige Bedeutungslosigkeit führt. Mit geschärftem Profil und klaren Positionen verliert man auch, kann aber wenigstens einen harten Kern erhalten und hat die Chance auch neue Anhänger zu gewinnen.
Ich weiss nicht ob mein Eindruck repräsentativ ist. Aber das scheint zumindest hierzulande nur noch eine Generationenfrage zu sein. Im persönlichen Wahrnehmungsfeld finde ich gläubige Menschen i.S. von Papst und Kirche vielleicht noch ab 50 aufwärts. Auf erfolgreiche, kirchenkonforme äh... Nachwuchsförderung (Indoktrination schreib ich besser nicht mehr 😉) durch elterliche Erziehung usw. , kann man sich im Informationszeitalter nicht mehr verlassen. Da müsste man nach wieviel - 500 Jahren? - endlich mal wieder an der Substanz arbeiten, mit der Weltherrschaft wird das sowieso nichts mehr.
Ich vermute, die f(u)r(u)chtbare Diskussion hat sich jetzt auch erledigt - @Oma: ich fand's trotzdem interessant, bei anderem Thema vielleicht mit etwas neutralerer Gelassenheit - von mir aus jedenfalls - gerne wieder. Ist ja auch eigentlich ein Autoforum hier. Bin jetzt dann auf dem Weg zum Weltkirchentag nach Genf... 😉
Mon Mar 08 11:58:02 CET 2010 |
Kurvenräuber137127
Die momentane Unfruchtbarkeit des Dialogs hier ist ja furchtbar! 😁
Mon Mar 08 13:47:57 CET 2010 |
Standspurpirat16572
Ich muß mir erst noch paar "Energieriegel" reinziehen, bevor ich zurückkomme...😁
"Alle auf einen" geht in meinem Alter auf die "Knochen"...
Gruß,
GO
Tue Mar 09 14:57:54 CET 2010 |
Reifenfüller10957
@Oma: bist aber noch gut im Training und hast Dich wacker geschlagen. 😉
Übrigens, ich hab mal gehört man dürfe anzweifeln, ob die komplizierte Dreifaltigkeits-Konstruktion überhaupt noch als Monotheismus durchgeht. Vielleicht darf man da ja auch mit päpstlichem Segen mal mit der ein- oder anderen Nebengottheit liebäugeln. Ich hab mich am WE mal auf dem genfer Weltkirchentag nach Vorschlägen umgesehen.
Ich bin ja von Kindheit an als BMWist geprägt, aber die Audisten oder Porschisten haben auch keine schlechten Argumente. Am tiefsten beeindruckt hat mich persönlich der Mercedes-SLSmus - ich würde da ja ganz fest dran glauben und auch gerne regelmässig zur Fürbitte und Inspektion gehen... aber der riesen Klingelbeutel mit dem die da rumgehen... 😉
Deine Antwort auf "Das geheime Leben eines Katholischen Geistlichen"