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Sun Oct 05 19:16:23 CEST 2008    |    taue2512    |    Kommentare (2)    |   Stichworte: Candie, Motorrad, Rennstrecke, Test, Toulouse

Ich gebe ja zu, nachdem sich Halbgott diese Woche - wie in seinem Blog berichtet - schon blamiert hatte, war ich heute auch mal kurz dran und zwar mit einem Ausflug ins Kiesbett zur Belustigung aller Zuschauer mit meiner metallicblauen "GENDARMERDIE" DL-1000. Aber applaudiert haben sie wenigstens!

 

Warum und wie es dazu gekommen ist? Wir haben uns mit insgesamt fuenf anderen Bikern heute Nachmittag auf der kostenfreien Rennstrecke in der Naehe von Toulouse rumgetrieben, ein echt empfehlenswerter Nervenkitzel - noch dazu 100% gratis.

 

Die Rennstrecke Candie gehoert der Stadtverwaltung von Toulouse, und die haben nach der kompletten ueber eine Million Euro teuren Renovierung im Jahre 2004, welche ueberwiegend aus Strukturmitteln der EU und Fonds des Departements Haute-Garonnne finanziert wurde, entschieden das die Nutzung fuer jeden einzelnen Interessierten ab sofort kostenlos ist. Eine echt faire Geste, wie ich finde und es gibt sogar auch positive Nebeneffekte, denn "wilde" Strassenrennen mit Moppeds sind so zumindest hier in Toulouse dadurch fast vollstaendig unbekannt. Jeder der mag darf sich hier austoben. Da sollten sich mal die deutschen Kommunen eine Scheibe von abschneiden.

 

Der Rennkurs ist zwar relativ kurz und besteht ueberwiegend aus Linkskurven, ist aber sehr interessant. Vor allem die Groesse macht alles schoen ueberschaubar und fuer Anfaenger ideal. Im Streckeninneren gibt es auch eine Moto-Cross-Bahn mit diversen Spruengen und Kehren, sowie einen Verkehrsuebungsplatz fuer die kleinen. In der vorletzten Kurve koennen die Rennfahrer auch nach links in eine Kurvenkombination abbiegen, die speziell fuer Super-Motos angelegt wurde, dieses machte mir auf der schweren DL am meisten Spass.

 

Fuer das leibliche Wohl sorgt eine Imbissbude mit durchaus noch akzeptablen Preisen und man hat den Eindruck das sich hier viele Biker zum gemuetlichen Plausch in der Nachmittagssonne treffen. Gleich nebenan befindet sich auch eine komerzielle Kartbahn, deren Streckenfuehrung durch eine Bruecke recht anspruchsvoll ist. Alles in allem ein nettes Plaetzchen fuer Motorsport-Interessierte.

 

Nachdem die Kumpels alle auf Ihren Supersportlern einige Runden gedreht hatten, wollte ich meine DL-1000 auch mal um die Strecke jagen. Klar ist eine Rennstrecke nicht das klassische Revier einer solchen Maschine, aber was soll's - ist ja mal den Versuch Wert und zudem kostenlos. Die Moppeds muessen zumindest Haftpflichtversichert sein, denn bei einem Unfall zaehlt die Rennstrecke zum oeffentlichen Verkehrsraum weil die Stadt die Finger drauf hat, Ansprueche gegen andere Teilnehmer hingegen sind ausgeschlossen und werden beim einfahren von jedem akzeptiert. Kein Papierkram, keine Unterschrift - Frankreich halt. Somit sind Personenschaeden, die durch andere verursacht werden im weitesten Sinne gedeckelt, aber wenn das Mopped hin ist ersetzt niemand einem etwas. Damit kann man doch leben.

 

Die Formalitaeten sind erfreulich laessig: Kurze Sichtkontrolle des Versicherungsaufklebers und gleich darauf einige Meter weiter in das Renngeschehen einfaedeln. Leider fuhren heute auch ein paar Leute in Jeans, aber jeder ist eben selbst fuer sich verantwortlich. Spiegel und Glasabdeckungen brauchen nicht extra abgeklebt oder entfernt zu werden.

 

Auf der Rennstrecke ist das Verhalten wirklich partnerschaftlich, gerade wenn schnellere Profis auf Newcomer treffen. Es war heute ein sehr gemixtes Publikum unterwegs: GSX-R's, YZF's, Super-Motos, Naked-Bikes und sogar einige hochgezuechtete Roller - von allem etwas, hauptsache es hat zwei Raeder.

 

Hut ab und mein voller Respekt vor den Roller-Fahrern, die haben ihre "fahrenden Toiletten" wirklich gut im Griff! Jedenfalls hatt ich mit meinem schweren Mopped schon manchmal einige Probleme in den Kurven an denen vorbeizukommen, zumal meine DL sich jedes Mal mit schabenden Geraeuschen beim einbremsen in die Kurven verursacht durch das Aufsetzen der Fussrasten bedankte. Die Schraube auf der Unterseite meiner linken Fussraste ist nun reif ausgewechselt zu werden.

 

 

Ich bin so insgesamt ein wenig mehr als zehn Runden in recht zuegigem Tempo mitgefahren, als sich langsam meine Muedigkeit und die meiner Bremsanlage bemerkbar machte.

 

Oder sagen wir lieber, dadurch bemerkbar machte das letztere immer unbemerkbarer wurde. Am Ende der - ich glaube 15. Querung der Start-/Ziel-Geraden, wollte ich fuer die kommende Kurve einbremsen und siehe da: Der Handbremshebel hatte ploetzlich gut 50% Spiel und bei der Fussbremse war auch entsprechend "Leerlauf", ein klarer und eindeutiger Fall von "Fading". Das war mir sogar auf laengeren Serpentinenstrecken in den Bergen noch nie passiert - ich war ehrlich gesagt etwas baff.

 

Ich bin dann gleich vom Gas und an den aeussersten rechten Rand der Linkskurve gegangen, um etwas mehr Spielraum beim durchfahren derselben zu haben, falls das mit den Bremsen noch kritischer werden sollte. Ich habe die Maschine nach links gedrueckt was das Zeug haelt, aber ich war immer noch viel zu schnell fuer die kommende Kurve. Durch fehlende Dosier-Moeglichkeit der Bremse blockierte denn noch kurz das Hinterrad, was mich etwas zu sehr an den Rand der Kurve trug.

 

Okay, klarer Fall von Anfaengerfehler - bin halt Bueromensch und nicht professionell bei Ferrari angestellt. Jedenfalls habe ich mich zu einem kontrolliertem Ausflug ins viel zu tiefe Kiesbett entschlossen, welches meine Geschwindigkeit auch sofort und abrupt abbremste. Das war echt verdammt tief das Kiesbett, jedenfalls hatte ich meine liebe Muehe die Maschine mit dem Fuss vor dem umfallen nach links zu bewahren. Mit Ach und Krach langsam wieder aufgerichtet, und mit dosiertem Gasspiel raus aus den Kieseln und zurueck auf die Strecke.

 

Vorsorglich hatte die Aufsicht wegen der vielen von mir auf den Asphalt geschleuderten Steine gleich einen Abbruch fuer alle mittels roter Flagge signalisiert und der nette Stadtangestellte lief gleich mit dem Besen in der Hand zum Ort des Geschehens. Ich bin dann reumuetig nach Beendigung der Runde ran an die Box und habe es fuer den Tag erstmal sein lassen. Beim naechsten Mal werde ich mal die GSX-R 1000 meiner Freundin testen, da liegen die Fussrasten hoeher. Meine Maschine jedenfalls hat nicht einen Kratzer - nochmal gut gegangen.

 

Wer aber mal auf einer Moppedtour in Toulouse ist, sollte sich diese Strecke ruhig mal live ansehen und ausprobieren. Ist echt ein Geheimtipp. Der Ort ist leicht in Google-Maps zu finden und liegt in der Naehe der Autobahn und der Innenstadt. Etwas weiter ist auch ein IKEA, am besten die Frau dort zum einkaufen hinschicken und selber waehrenddessen einige Runden drehen. Es gibt sogar durch eine effektive Flutlichtanlage die Moeglichkeit Nachtrennen zu fahren.

 

Von Zeit zu Zeit werden auch besondere Veranstaltungen wie Super-Moto und Stuntshows geboten.

 

Mehr Infos gibt es hier: Website


Thu Oct 09 11:46:24 CEST 2008    |    Turboschlumpf46142

Schöne Auslaufzonen.

 

.......wie 1929 :)

Wed Nov 26 09:41:57 CET 2008    |    Trackback

Kommentiert auf: Privater Motorsport:

 

Wo mit Motorrad auf Rennstrecke??

 

[...] den Pyrenäen vorbeischaust, in Toulouse gibt's einen kleinen netten noch dazu kostenfreien Rennkurs.

 

www.motor-talk.de/.../...andie-ein-kostenloser-rennspass-t1999718.html 

[...]

 

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