Thu Jul 02 15:00:03 CEST 2009
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taue2512
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Kommentare (8)
Thema Verkehrssicherheit: Ein Todesopfer von zweien ist ein Motorradfahrer. Darauf lassen die neuesten Erkenntnisse und Unfallstatisktiken für die erste Jahreshälfte 2009 schliessen. [bild=1] Allein auf den Strassen im Departement Haute-Garone im Süden Frankreichs belegt die Auswertung der ersten 5 Monate dieses Jahres 2009 das gut 50% aller Todesopfer bei Verkehrsunfällen Motorradfahrer sind! Dies ist ein alarmierender Anstieg im Gegensatz zum Vorjahr, denn da betrug deren Anteil noch nicht einmal 25%. Dieser neuesten Unfallstatistiken - die alle Arten von motorisierten Zweirädern erfasst (also Motoräder, Roller und Mofas) - bereitet den zuständigen Verwaltungen einige Kopfschmerzen. Dabei sollte ja gerade in diesem Jahr erst eine vom Herrn Sarkozy grossangelegte Initiative zur Senkung der Unfallzahlen gestartet werden. "Diese Rekordzahl alleine für die ersten 5 Monate dieses Jahres zwingt uns unsere Aktionen für Zweiradsicherheit zahlenmässig zu verdoppeln", erklärte jüngst der Präfekt von Haute-Garonne, Dominique Bur. Und so gibt gleich einige präzise Empfehlungen im sogenannten "Document général d'orientations 2009-2012 (DGO)" zur Verbesserung der Verkehrssicherheit, welches gestern in Toulouse vom Präfekten und Michèle Merli, dem zuständigen Verkehrssicherheits-Dezernenten unterzeichnet wurde. "Jeder zweite Tote ist mit einem Zweirad unterwegs gewesen, das ist besorgniserregend für das Departement Haute-Garonne. Auf nationaler Ebene hingegen liegt deren Anteil bei knapp 1:3,5." In dem neuen nun ratifizierten DGO-Dokument, lässt man aber nicht nur die Motorradunfälle in das Zentrum des Interesses rücken. Weitere Themen bleiben Fahrten unter alkoholeinfluss und besonders Unfälle von jungen Fahranfängern zwischen 18 und 24 Jahren. Doch zurück zu den Zweirädern: Gleich vier Hauptaktionen wurden in diesem Zusammenhang als wichtig identifiziert. Erster Punkt: Die Sensibiliserung für Gefahren auf dem alltäglichen Arbeits- oder Schulweg durch spezielle Sicherheits-Programme und Kurse. Denn knapp 40% aller Motorradunfälle passieren der Statistik nach genau dann. Zweiter Punkt: Mangelnde Wartung oder Kontrolle bei den Motorrollern und Mofas. Grossangelegte Aufklärungsaktionen in den Schulen der zumeist jugendlichen Fahrer über die Gefahren des verbotenen Tunings oder das Anbringen verbotener Beleuchtungseinrichtungen. Dritter Punkt: Aufklärung der Autofahrer. Die überwiegende Mehrheit unfallbeteiligter Autofahrer gab an, den zweirädigen Unfallgegner nicht gesehen oder dessen Geschwindigkeit unterschätzt zu haben. Gerade Anzahl der älteren Verkehrsteilnehmer, die einen Unfall mit Motorradfahrern hatten ist nach den Erkenntnissen der Studie auch "nicht vernachlässigbar gering". Hier will man weiter sensibilisieren und sowohl Auto- als auch Motorradfahrer zukünftig desöfteren auf ihr gefährliches Verhalten aufmerksam machen - ohne gleich Knöllchen zu verteilen. Vierter Punkt: Gefährliche Überholmanöver. Ob nun innerstädisch rechts auf der Busspur überholt oder die Autoschlangen mit dem Motorrad in der Mitte passiert werden ist eigenlich egal, die Unfallstatistiken haben hier eine der hauptsächlichen Unfallursachen ausgemacht. Wenngleich die Anzahl der Verletzten bei Motorradunfällen allein in Toulouse zwischen 2007 und 2008 um 10 gesunken ist, ist im gleichen Zeitraum dagegen die Quote für Mofas um satte 15 Unfallopfer angestiegen, das ist prozentual ausgedrückt ein Plus von 8,7%! "Man fokussiert sich auf die Gruppe der Motorradunfälle", erklärt Bernard Marquié, seines Zeichens Co-Verkehrsdezernent. Im Jahre 2008, gab es demnach wegen der 218 Unfälle mit Motorrädern, Leichtkrafträdern oder Rollern (> 50ccm) sogar einen leichten Rückgang gegenüber 228 Unfällen in 2007. Dabei starb eine Person und es gab insgesamt 244 Verletzte. Aber analysieren wir einmal, was eigentlich genau hinter diesem blinden Aktionismus steht. Ist das nicht ein erneuter Vorwand, zusätzliche motorradkompatible stationäre Blitzer aufzustellen oder um verstärkt jagd mit mobilen Systemen auf Motorräder zu machen? Inwiefern lassen prozentuale Angaben oder Aussagen wie "jeder zweite Tote ist ein Moppedfahrer" Auskunft über die Entwicklung der Gesamtsituation zu? Schauen wir mal: Im Jahre 1993 gab es im Bezirk Haute-Garonne noch ganze 151 Tote Moppedfahrer, 79 in 2007 und 73 in 2008. ![]() |
Thu Jul 02 15:03:41 CEST 2009 |
Reifenfüller15971
Haben die es auch mal langsam kapiert, dass die Franzosen wie die Geisteskranken fahren ? Sorry, ist aber echt so !
Gruß
Thu Jul 02 15:11:56 CEST 2009 |
taue2512
@BigAudiFan:
Sorry, aber diese Ansicht teile ich nicht.
Franzosen fahren sicherlich "kreativer", und natürlich gibts auch hier in FR Heizer wie anderswo auch aber wenn ich längere Fahrten in D mit Fahrten in FR vergleiche, geht es in FR wesentlich gesitteter zu. Dazu tragen nicht nur saftigere Strafen bei, sondern auch die Tatsache das der Franzose sich m.E. deutlich kooperativer verhält. Siehe auch meinen Blogartikel über partnerschaftliches Verhalten gegenüber Moppedfahrern.
Thu Jul 02 15:14:20 CEST 2009 |
Reifenfüller15971
Da sagt der Text aber was anderes...
Thu Jul 02 15:15:11 CEST 2009 |
Reifenfüller15971
Aber bei uns gibt es auch genauso Fahrer, die nicht wissen, was "gesittet" ist...leider.
Thu Jul 02 15:46:44 CEST 2009 |
martinkarch
Also ich muß sagen, daß ich auch oft nach Straßburg fahre, da fahren alle ganz normal !
Aber die Leute fahren wenigstens los statt zu schnarchen, wenn es an der Ampel grün wird !!
Und wenn ich mit dem Rennrad in die Vogesen fahre, ist dort auch alles völlig normal ! Ich habe sogar teilweise das Gefühl, als würde man mehr auf die RR-Fahrer aufpassen als z.B. im Schwarzwald.
Zudem ist man in FR oft nicht so PS-gewaltig unterwegs. Auf der Autobahn Strasbourg-Colmar gehts immer recht gemächlich zu !
Kann es sein, daß die Statistik aus einer Region stammt, in der es aufgrund der Landschaft ein gewaltiges Stelldichein von Motorradfahrern gibt ?? Dann sind mehr Unfälle logisch !
Ich könnte wetten : hier im Schwarzwald gibt es auch mehr Tote als im Bundesdurchschnitt !
Oder schlägt in dieser Haute-Garonne-Region schon das spanische Temparament durch ??
Thu Jul 02 16:50:18 CEST 2009 |
niko1961
die zeit wird immer hektischer. niemand schaut mehr richtig hin.
ich habe es selbst oft erlebt, wie ich mit dem zweirad übersehen wurde.
mehrfach, zogen die autofahrer einfach aus seitenstraßen raus.
ich konnte mich nur mit einer kurzen und harten vollbremsung mit anschliessendem ausweichschlenker über die gott sei dank freie gegenverkehrsspur retten.
das schlimme sind die ersten 10-tel sekunden, wo man noch nicht weiss, biegt das auto, das aus einer seitenstraße (rechts) kommt nun rechts ab oder biegt es links ab und überquert damit also noch die ganze straße. die chancen die späte lücke dann noch rechtzeitig zu finden schrumpfen dann enorm. wer wartet ist schneller tot. extrem dann auch oft der gedanke, ob der wagen mitten auf der straße stehenbleibt, vielleicht, weil der fahrer unsicher ist...und was macht er dann...setzt er zurück, oder entscheidet er sich dann doch vorzufahren und links abzubiegen???????
diese unentschlossenheit hat, und davon bin ich überzeugt, schon vielen kradfahrern das leben gekostet.
einmal war es ein alter mann, der auch als ich ihn später überholte und hupte, nicht viel mitbekam. scheintote am steuer sind gefährlich!
das andere war eine frau, die mich trotz tagesfahrlicht übersah.
ich kann nur jedem raten, das bremsen regelmäßig zu üben und ohne mut mal fester zu ankern, wird der bremsweg auch nicht kürzer. dazu gibt es sicherheitstrainings, die einem das vermitteln.
ich behaupte jeder zweiradfahrer kommt in seinem leben mindestens einmal in eine lebensbedrohliche situation. es reicht zum sterben, wenn er da nicht optimal reagiert.
gerade junge leute sind oft unvernünftig. gas geben können sie sehr gut und in kurven risikoreiche geschwindigkeiten fahren, doch das, was bei den meisten motorradfahrern sträflich vernachlässigt wird, sind dir gezielten und regelmäßigen bremsübungen. ich mache die einmal monatlich auf leeren landstraßen, damit ich das gefühl dafür nicht verliere.
missachtung der vorfahrt sehe ich auch als ein großes problem für 2-radfahrer, schon einen bekannten habe ich deshalb verloren. und wegen eines unbeleuchteten fahrrads auf einer landstraße einen zweiten bekannten. - beide tot!!
es wird auch zu oft extrem gerast (konkurrenzdruck hat da oft fatale folgen). kommt dann eine brenzlige sitution, reicht entweder der bremsweg nicht mehr aus oder der fahrer ist mit der brems- und ausweichsituation überfordert und knallt aufs hindernis.
gefährliches überholen ist auch eine thema. gerade an schönen tagen will man es doch mal so richtig wissen, was die kiste drauf hat.
weit vorausschauendes fahren und eine sicherheitsreserve sind unerlässlich. alles andere fällt unter emotionalen kampf, unverarbeitete aggressionen, die im alltag dann auf der maschine rausgelassen werden.
wer gut trainiert ist, hat ein gesundes selbstvertrauen im verkehr, und weiss in situationen blitzschnell das geübte abzuspulen.
in den meisten fällen reicht das schon und in extremsituationen kann man zwar keinen unfall vermeiden aber doch sei leben retten.
mit 19 hatte ich 6 monate nachdem ich den führerschein hatte, gleich den ersten motorradunfall. keine fahrpraxis... heute, mit fast 50jahren und vielen erfahrungskilometern, kennt man die risiken erheblich besser - viele situationen, in denen man weiss, jetzt bloß aufpassen, abstand, gas weg, andere verkehrsteilnehmer analysieren...!!
mein fazit: nur die bessere ausbildung von motorradfahrern kann die unfallzahlen drastisch reduzieren. es nützt nichts, noch mehr regeln oder blitzgeräte aufzustellen. gefährliche situationen, wird es deswegen weiter geben. nur wer verkehrssituationen rechtzeitig richtig einzuschätzen lernt und in notsituationen schnell und richtig reagiert, der bleibt am leben!
Thu Jul 02 17:27:11 CEST 2009 |
Faltenbalg34059
Ich denke bei Motorrädern prallen zu viele Gegensätze aufeinander. 100 PS sind keine Seltenheit und in der Anschaffung sind derartig ausgestattete Motorräder im Vergleich zu zumindest annähernd vergleichbaren Sportwagen geradezu lächerlich günstig. Aktive (ABS, ESP) und passive Sicherheit (Airbags, Gurt, Knautschzone) sucht man aber vergebens. Außerdem beschleunigen Motorräder zwar extrem schnell, bei Verzögerung, Kurvengeschwindigkeiten, Reaktion auf Bodenwellen, Fahrverhalten im Nassen aber haben sie eindeutig das nachsehen. Außerdem wird ein Motorrad nicht ganzjährig gefahren, man muss es daher jedes Jahr mit Beginn der Motorradsaison ein Stück weit wieder erlernen.
Hinzu kommen dann noch die anderen Verkehrsteilnehmer und deren Leichtsinn, Unaufmerksamkeit etc., deren Handeln sich beim Unfall in erster Linie auf den "schwächeren" Unfallgegner auswirkt.
Trotzdem gehe ich davon aus, dass sich bei strikter Einhaltung der STVO durch Motorradfahrer deutlich weniger Unfälle passieren würden. Mir kann niemand erzählen, dass man mit einer 150 PS Maschine angepasst fahren kann ...
Thu Jul 02 22:41:51 CEST 2009 |
martinkarch
Das denke ich aber doch !!
Genauso wie es Leute gibt, die mit der 34-PS-Maschine unangepasst fahren !😛
Also ich war Zivi in Kehl am Rhein beim Rettungsdienst, und wir hatten zwei Motorradtote und einen Schwerstverletzten (Hubschrauber kam und brachte ihn nach Illkirch/Frankreich ins Spezialkrankenhaus ! )
Der Schwerstverletzte war ein Jugendlicher mit einem 125er Moped, einer der Toten war ein Rocker mit so einem Chopper (bestimmt weniger als 70 PS), er hatte getrunken !! Das andere Tote war ein junger Mann mit einem älteren, aber völlig herkömmlichen Motorrad von Honda. Er hatte nicht aufgepasst, es kam Gegenverkehr !
Ich denke, daß diesen PS-Monster-Fahrern nicht stark überdurchschnittlich viel passiert. Wenn beispielsweise ein Autofahrer aus einer Seitenstrasse kommt, ist es egal, wieviel PS eine Maschine hat !
Und in einer Kurve, die mit rutschigem Kies verschmutzt ist oder die mit falschem Tempo angegangen wird, reichen auch schon 60 km/h (oder deutlich weniger) für einen tödlichen Unfall an der Leitplanke ! Das schafft jedes Motorrad !
Ansonsten geb ich dir aber recht !🙂
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