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Mon Sep 29 14:35:18 CEST 2008    |    taue2512    |    Kommentare (0)    |   Stichworte: Costa Rica, Reisetipp

Zweites Update: San Jose > Cariari > La Pavona (kombinierter ÖPNV Bus & Flussboot)

Die reisen hier im öffentlichen Bus sind manchmal echt abenteuerlich. Nicht nur das laufend irgendwelche fliegenden Händler einsteigen, die einem in langen auswendig gelernten Texten die neuesten schwarzgebrannten CDs und DVDs irgendwelcher pseudobekannten südamerikanischen Pop-Gruppen anpreisen, sondern das diese Busse auch fast an jeder Ecke halten. Dafür ist der Preis aber sensationell günstig: Die Strecke von San Jose nach Cariari kostete nur 1350 Colones (ca. 2,50 US$) pro Person, ein guter Tarif für über 70km Strecke.

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Cariari bietet dem Reisenden eigentlich nichts besonderes, wie viele Städte hier ist dieses Bauerndorf einfach zu schnell gewachsen, sei es durch Tourismus oder durch seine verkehrsgünstige Lage (Busbahnhof). In Cariari angekommen gleich ein Kombiticket Bus und Boot via La Pavona nach Tortuguero im Nordosten Costa Ricas gekauft (ca. 7,50 EUR pro Nase). Danach folgte das richtige Daktari-Feeling: Der alte ausrangierte amerikanische Schulbus fuhr über Wege, die wir in Deutschland nicht einmal als solche erkennen würden, über Brücken ohne Geländer bis zu einem abgelegenen sandigen Flussufer. Hier entsteht wohl demnächst ein neues Logistikzentrum, sprich: Kokosnuss-Stand (eiskalte Pipa) und eine überdachte Bushaltestelle. Jedenfalls war das alles recht abenteuerlich, eigentlich reisten nur Einheimische mit uns, zumeist Handwerker die etwas in den Lodges in den Sümpfen zu reparieren hatten und so geschah es das u.a. auch eine große Druckgasflasche stillschweigend ohne Ventilschutz im Bus mittransportiert und ordentlich durchgeschüttelt wurde, hierzulande einfach undenkbar.

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Jedenfalls stieg der gesamte Businhalt mit uns das sandige Flussufer in La Pavona hinab zu zwei bereitgestellten Flussbooten. Danach folgte eine erholsame Tour auf den Kanälen bis Tortuguero. Laufend hielt der Skipper mal hier und mal da um weitere Leute einsteigen oder die Passagiere an verschiedenen Punkten aussteigen zu lassen. Das flache Land mit Schilfgras wechselte schnell zu einem Urwald-Dickicht, erste Affen und Alligatoren gab es an den Ufern zu sehen und plötzlich ist man mittendrin: Im Dschungel.

Tortuguero selbst ist eigentlich nur eine Ansammlung kleinerer Holzhütten, das gesamte Dorf - hauptsächlich schwarze Ticos mit karibischer Abstammung - lebt vom Tourismus. Die Touristen verlaufen sich aber unter den gut 600 Dorfbewohnern, zumal es ja auch nicht die Hochsaison - zumindest nicht die touristische - war. Es ist eine ganz andere Hochsaison, nämlich die der grünen Meeresschildkröten!

[bild=4]Gleich am ersten Abend hatten wir das unbeschreibliche Glück im Vollmond nur gut 80m entfernt von unserer Unterkunft am Strand, zwei dieser bedrohten Tiere bei der Eiablage zu bestaunen! Das ist wirklich ein sehr ergreifendes Erlebnis wenn sich gut 300kg Lebendgewicht an den Strand wuppen, 50m bis an die bewachsene Uferböschung schleppen und ein riesen Loch zum Eier legen buddeln. Ganz langsam verfolgten wir die nahenden Schildkröten von hinten den Strand hinauf mit respektvollem Abstand, damit diese ja nicht durch unsere Anwesenheit gestört werden. Mann sollte bei dieser Aktion immer folgendes beachten: Kein Licht und keine schnellen Bewegungen und immer hinter dem Tier bleiben. Nach einiger Zeit fallen die Tiere in eine Art Trance beim Eier legen, so konnten wir uns direkt bis auf ca. 1m heranschleichen und uns daneben hinsetzen. Danach wurden wir in einigen Sandfontänen eingehüllt, als sich die Schildkröte drehte um das frische Nest zu bedecken und ein sogenanntes weiteres Scheinnest zu buddeln. Diese Tiere buddeln nämlich normalerweise immer mehrere Nester, aber nur eines dient der Eiablage zum Schutz vor Räubern, doch leider gibt es immer noch Ticos die glauben das Schildkröteneier der männlichen Potenz dienlich sind und rauben die Eier.

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Damit das Tier nicht verängstigt wird, entfernten wir uns und beobachteten dessen Rückweg ins Meer aus einiger Distanz. Ich habe bewusst keine Bilder (auch nicht ohne Blitz) gemacht - aus Respekt vor dem Tier. Wie man leider immer wieder feststellen muss sehen das die lokalen Guides manchmal anders, da werden die Schildkrötenführungen mit zahlenden Touris für 30 US$ pro Nase gemacht und die Leute denken das die Schildkröten Haustiere zum anfassen sind – Erinnerungsfoto mit anfassen inklusive. Ich weiß ja nicht, aber mich würde eine Horde Touris mit Kameras bei der Geburt meines Kindes im Kreißsaal schon stören.

Den nächsten Tag haben wir eigentlich nix unternommen - außer relaxen am Strand und schlafen - Urlaub halt. Es lohnt sich auf jeden Fall ein kleiner Abstecher ins Info-Zentrum der Schildkröten-Schutzvereinigung. Dort erfährt man z.B. welcher Strandabschnitt zurzeit von den Tieren am meisten besucht wird, jede Nacht legen dort ca. 1200 Tiere Ihre Eier ab. Aber es werden leider auch gut 200 Nester pro Tag geräubert aufgefunden, sei es durch Menschenhand (vermeintliches Potenzmittel) oder durch streunende Hunde.

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Einen Tag später ein kleiner Abstecher in den angrenzenden Nationalpark zum wandern auf einem kleinen Urwaldpfad. Außer einigen Affen aber nichts Besonderes zu entdecken. Kleiner Tipp: Der Park ist um die Mittagszeit kostenfrei, da die Kasse nicht besetzt ist.

Apropos Kasse: Ein Ding was mich hier in Costa Rica annervt ist die Tatsache das alle Parks Eintritt kosten, und denn gleich in die vollen - unter 7-12 US$ pro Nase läuft nichts und wenn man an 2 Tagen hintereinander den gleichen Park besuchen möchte heißt es dreist 2x zahlen. Das kann für Naturliebhaber schon ins Geld gehen. Ich scheiße gewiss nicht auf einen Schneeball und versuche diesen als Negerkuss zu verkaufen, soll heißen dass ich nicht geizig bin - aber irgendwo habe ich auch Limits.

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Danach am folgenden Tag ein Kanu mieten (ein halber Tag für ca. 7 US$) und ab damit in die Mangrovensümpfe, Geldspartipp Nummer zwei: Von Tortuguero aus auf die andere Seite des Flusses paddeln und quasi auf der Hauptverbindung nach La Pavona am Eingang des Nationalparks vorbeimogeln, spart weitere 7 US$ pro Nase. Versteht mich nicht falsch, aber in diesen Park rund um Tortuguero sind bereits etliche Finanzspritzen aus EU-Mitteln (!) geflossen und die Leute leben vom Tourismus, ich sehe einfach nicht ein fast 30 US$ Eintritt an zwei Tagen zu zahlen was jedem Menschen frei zugänglich sein sollte - nämlich die Natur. Und ich zähle mich eher zu den verantwortungsvollen Ökotouristen als zu den Leuten, die sich Natur als Ware in Form einer Schildkrötentour für 60 US$ bestellen und erwarten das das Tier dann für den Preis auch noch Lambada tanzt. In den Sümpfen fuhren wir dann bis in den Nachmittag auf den verschiedenen Kanälen und haben allerlei gesehen: Kingfishers (Vögel), Kaimane, Mantel-Brüllaffen, Basilisken und vieles mehr. Zum Glück haben wir aus dem Gewirr wieder zurück gefunden und weiter Urlaub gemacht. Diese Kanutour ist am besten früh morgens zu starten, ab 6h fahren die ersten Boote mit den Guides raus, somit spart man sich die Investition für den eigenen Guide im Boot und es paddelt sich zu zweit leichter als wenn da noch ein dritter wäre.

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