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Mon May 18 13:04:01 CEST 2009    |    taue2512    |    Kommentare (7)    |   Stichworte: 350, 4MATIC, CDI, Diesel, Mercedes, Mercedes-Benz, Mietwagentest, ML

Am Wochenende war ich wieder einmal in Norddeutschland unterwegs und hatte meinen fahrbaren Untersatz wie immer bei Sixt am Bremer Flughafen im Internet reserviert. Als ich ankam begrüsste mich die überaus freundliche junge Dame mit den Worten: „Hallo Herr taue2512! Wir haben heute wieder einmal etwas grösseres für Sie.“ Sowas hört man doch gerne, dachte ich mir sogleich – denn gemietet und bezahlt hatte ich vorab lediglich eine relativ niedrige Klasse vom schlage Peugeot 407 für knapp unter 100 EUR im Wochenendtarif (ohne Versicherungen).

 

ML350CDI 4MATIC SeitenansichtML350CDI 4MATIC Seitenansicht

 

Ehrlich gesagt war ich etwas baff als die Dame zu mir sagte, das es diesmal ein Mercedes-Benz ML350 CDI 4MATIC sein würde. So viel Generosität hatte ich offen gesagt gar nicht erwartet, aber vermutlich sind die froh, das sich am Wochenende ein guter Kunde eines so grossen Fahrzeuges erbarmt und es sich somit nicht im Parkhaus kaputtsteht. Bei dieser Fahrzeugklasse verlangt Sixt normalerweise stolze 4.000 EUR Kaution und verbietet einem Fahrten in bestimmte Zielländer – aber nach Polen wollte ich ja schliesslich nicht.

 

InnenansichtInnenansicht

 

Bei der momentanen wirtschaftlich schlechten Lage und der ebenso gearteten Zahlungsmoral meiner Kunden, sowie der Tatsache das ich viele im Voraus gebuchte Flüge bereits auf meine Kreditkarte in diesem Monat genommen hatte dachte ich mir schon das das wohl meinen noch verfügbaren Kreditrahmen auf meiner deutschen ADAC-Visakarte sprengen würde. Seit dem letzten Datenskandal ist die Landesbank Berlin was Kreditrahmen angeht ja so dermassen pingelig geworden.

 

ML350CDI 4MATIC FrontansichtML350CDI 4MATIC Frontansicht

 

Ich gab der Dame also meine französische private Mastercard und Sie reduzierte die Kaution auf läppische 1.000 EUR – das nennt man einen guten Service.

 

• Vorstellung / Fahrbericht [+++OO]

 

Insgeheim wollte ich den ML ja immer schonmal erfahren, nach den ersten Touren im holländischen Sixt-Outlander vor einiger Zeit habe ich den besonderen nutzen, sozusagen deren „Added-Value“ dieser Fahrzeuge erkannt – gerade hier bei uns im hohen Norden, denn in meiner Heimatregion gibt es viele zum Teil unbefestigte Wege, die einfach erkundet werden möchten. Und das Sixt mir quasi den Wunsch nach einem Diesel von den Lippen ablas, passte in diesem Fall wie die Faust aufs Auge.

 

Blick nach hintenBlick nach hinten

 

Der ML350 CDI als 4 MATIC beginnt nackt bei stolzen 55.200 EUR Einstandspreis. Dafür bekommt man eigentlich nichts weiter als einen zugegebenermassen dürftig ausgestatteten Soft-Offroader. Der von mir getestete Wagen hatte schon einige Extras verbaut, die den Umgang mit ihm wesentlich spassiger und vor allem komfortabler gestalten. In weniger spassige Sphären klettert dann allerdings auch der Preis: Rund 70.000 EUR sind dann fällig – Hut ab, aber wir fahren ja schliesslich einen Mercedes.

 

Ich wähle bewusst die Bezeichnung „Soft-Offroader“, denn wer nun erwartet das man mit diesem Auto zum Preis einer kleinen 1-Zimmer-Wohnung an der Rally Paris-Dakar teilnehmen kann, irrt sich: Die verfügbare Bodenfreiheit ist gerade noch als „ausreichend“ zu bezeichnen und es fehlen vernünftige Ausstattungen wie manuelles Sperrdifferential oder eine wirklich wirksame Geländeuntersetzung. Trotz des im Testwagen verbauten Off-Road Pakets „Pro“ für knapp 1.800 EUR, das einem einen Bergabfahrassistenten, Geländeübersetzung und eine automatische Differentialsperre bietet, ist es in manchen Fahrsituationen etwas überfordert. Überhaupt nehmen einem die ganzen elektronischen Helferlein für meinen Geschmack einfach zu viel Arbeit ab, denn wenn man einen Ausflug ins Gelände macht will man doch auch noch ein wenig selber arbeiten, oder?

 

In allen Fahrsituationen bremst und regelt der Bordcomputer zuverlässig, so dass man keine Grenzen überschreitet. In Kurven bekommt man das schwere Fahrzeug sogar auf Schotterpisten maximal in ein neutrales Schieben über die Vorderräder und das war es dann auch schon. Insgesamt ist das Fahrverhalten also recht gutmütig. Das bevorzugte Revier dieses Autos sind eben Autobahnen, Landstrassen und ab und an eben auch mal ein paar Sand- oder Schotterwege. Der 350’er Diesel wäre meine absolute Mindestmotorisierung für einen ML, denn auf Autobahnen bietet er in etwa die gleiche Elastizität wie ein normaler 140PS Diesel-Passat, wobei die Vmax dieser fahrenden Schrankwand schon bei 215 km/h erreicht ist.

 

Leider schaltet die 7-Gang-Automatik bei schnellen Beschleunigungsvorgängen relativ ruppig durch den ersten beiden Gänge. 

 

Die Lichtleistung der direktionalen Xenon-Scheinwerfer mit Kurvenlicht und ist als hervorragend zu bezeichnen, plötzlich vor dem Fahrzeug auftauchendes Grosswild kann sehr früh erkannt werden.

 

FernlichtFernlicht

 

Sehr sinnvoll sind auch die Sonnenblenden.

 

Sinnvoll: Steppentaugliche SonnenblendenSinnvoll: Steppentaugliche Sonnenblenden

 

Ein wenig unharmonisch hingegen fügt sich die abnehmbare Anhängerkupplung in das schöne Heck ein - aber bei der hohen Zuglast des ML sicher ein sehr sinnvolles und vor allem nützliches Zubehör.

 

Die unschöne AHKDie unschöne AHK

 

Stauraum und Platz auch auf den hinteren Sitzen ist mehr als ausreichend verfügbar. Lange Reisen werden durch die recht guten hinteren Sitze nicht zur Tortur für die Mitreisenden und auch bei grossen Fahrern ist der hintere Beinraum noch ausreichend.

 

Grosse Klappe - viel dahinterGrosse Klappe - viel dahinter

 

• Bedienbarkeit / Intuitivität [++++O]

 

Mercedes-typisch gibt es an der Platzierung der Bedienelemente kaum etwas zu meckern. Ergonomieprobleme bekommen höchsten sehr lange Fahrer, denn die relativ kurzen Sitzflächen der sehr flach und wenig kontouriert gepolsterten Frontsitze bieten nur wenig Schenkelauflagefläche und leider lassen sich die Sitzflächen nicht zusätzlich in der Länge verstellen. Ein kleineres aber zu verschmerzendes Übel ist ferner die Tatsache, das die Knöpfe für das Dimmen der Instrumente, sowie der Rückstelltaster im äussersten oberen Teil des Instrumententrägers untergebracht sind, dadurch wird man gezwungen jedes Mal durch das Lenkrad hindurchzugreifen. Die restlichen Elemente kennt man von anderen Mercedes-Modellen und man kommt sofort mit deren Bedienung zurecht.

 

Was sehr grosse Freude am getesteten Wagen bereitete war das grosse Command APS mit eingebauter Festplatte, Kartenslot und Kartennavigation. Die Verständigung und Bedienung durch Sprachkommandos erfolgte einwandfrei. Der Klang des Radios ist ausgewogen und gut, doch wer desöfteren sehr laute Musik hört, wird mit dem maximalen Lautstärkepegel nicht zufrieden sein. Die Kopplung mit meinem N95 Mobiltelefon klappte wie eigentlich immer bei Mercedes einwandfrei aber ohne rSAP-Profil, wenngleich der Lautstärkepegel eingehender Gespräche gerade noch akzeptabel ist.

 

MittelkonsoleMittelkonsole

 

Zur Kartennavigation: Die Darstellung wirkt etwas fade, leider gibt es keinen 3D-Modus für die Ansicht und vielerorts mangelt es einfach an der Abdeckung oder der Genauigkeit, gerade kleinere Feldwege oder Verbindungsstrassen sollte ein Off-Road Navigationssystem kennen. Naja, für diese Fälle gibt es ja denn noch für die norddeutschen Savannen einen Kompass-Modus. 

 

Etwas fad: NavigationEtwas fad: Navigation

 

• Verarbeitung / Qualität [++++O]

 

Hier gibt es nicht zu viel Worte zu verlieren: Tadellose Verarbeitung im ganzen Auto. Gut, ein oder zwei Dinge sind noch verbesserungswürdig. Zum Beispiel ist da der Aschenbecher in der Mittelkonsole für die hinteren Passagiere, dessen komplizierte Mechanik neigt dazu sich permanent irgendwie zu verhaken.

 

Nicht sehr pflegeleichtNicht sehr pflegeleicht

 

Der getestete Wagen hatte ferner als Innendekor der Mittelkonsole eine Art Hochglanz-Plastik mit einem aufgedruckten Riffelmuster, dieses kann ich wirklich keinem ML-Interessenten ruhigen Gewissens empfehlen! Man sieht darauf wirklich jeden Dreck, angefangen von Fingerabdrücken bis hin zu mikrofeinem Staub – hier besser in ein gediegeneres Design investieren.

 

• Verbrauch / Nutzen [+++OO]

 

Wow! Mercedes hält sich bei diesem Auto fast peinlich genau an die Versprechungen von 11,6 bis 12 l/100km. In der Praxis genehmigte sich der ML350 bei meiner ausgewogenen Fahrweise ebenfalls rund 11,5 liter. Wenn man es genüsslich angehen lässt kann man auch manchmal den Verbrauch bis auf unter 9 Litern drosseln, aber dazu muss man sich schon sehr anstrengen und sich arg zusammen reissen.

 

Lässt man es hingegen ordentlich krachen konsumiert der ML selten mehr als 15 Liter. Wenn man bedenkt das man hier 3 Liter Hubraum und 6 Zylinder befeuern muss, eigentlich ein erstaunlich schlanker Wert für die gebotene Fahrzeuggrösse und vor allem das hohe Gewicht. Jedenfalls sind das die komfortabelsten 15 Liter meines Lebens.

 

• Kosten / Anmietung [+++++]

 

Alles wie immer top in Ordnung und in der gewohnten Servicequalitaet bei der netten Mannschaft von Sixt am Bremer Flughafen gemietet! Gut, nicht mal 100 EUR (ohne Versicherung) für ein komplettes Wochenende ist für einen ML schon ein Zufall aber vor allem ein nettes Geschenk. Danke Sixt!

ML350CDI4MATIC.pdf (1165 mal heruntergeladen)

Mon May 18 13:44:13 CEST 2009    |    XC70D5

Seit wann heisst der 350CDI? Die technischen Daten stimmen ja mit dem 320 überein, oder!?

 

Den 320CDI hatte ich ja auch schon mal angetestet.

 

 

Gruß

 

Martin

Mon May 18 13:45:57 CEST 2009    |    taue2512

Wahrscheinlich ein Marketing-Gag: Grösser, schneller, weiter... ;-)

Es scheint so als ob der 320'er als Bezeichnung Ende 2008 abgelöst wurde...

Mon May 18 14:06:23 CEST 2009    |    Ycon1

Alle 320er Motorisierung heißen ab sofort 350. Trotz 3.0 Litern Hubraum => logisch, nicht?

Aber es musste Platz gemacht werden für den neuen 300 CDI, daher das neu gewonnene bisschen Extra-Prestige ;)

Mon May 18 14:11:06 CEST 2009    |    Rostlöser27853

Mit der MOPF wurde aus dem 320er ein 350er.

Netter Bericht, wie eigentlich immer. :)'

Mon May 18 14:56:32 CEST 2009    |    TVR_Tuscan

Ich habe bei nem Mercedes Service Partner gelernt und arbeite derzeit noch bei nem Autovermieter. Der ML ist generell die Klasse Fahrzeuge die ich hasse, aber das mal beiseite... Für den ML gibt es verschiedene Ledersitze, wir hatten einen bei uns in der Geschäftsstelle, dessen Sitze es mir wirklich angetan hatten. Waren sehr couchig, aber genau richtig für den Wagen.

 

Wie ich seh, waren hier die Leder Alcantara Bezüge geordert worden... Auch nicht schlecht, aber wie gesagt, sollte irgendjemand den Wagen sich bestellen wollen, dann empfehle ich die Ledersitze deren Name mir nicht bekannt ist! :D

Mon May 18 15:31:00 CEST 2009    |    ballex

Schöner Bericht über ein schönes Auto ;)

Das Zicken der 7G Automatik scheinen ein paar MLs zu haben, bei uns ist das aber nicht der Fall, läuft so wie es sein soll.

Du hast geschrieben, dass bei dem Mietwagen das Offroad Pro-Paket verbaut war, seh ich aber auf den Bildern nicht, müsste nämlich die unterste Leiste in der Mittelkonsole (siehe Bild 1) vorhanden sein. Das was der Mietwagen hatte ist Standard wie bei uns auch.

 

Bild 2 zeigt unseren ML in Nordfrankreich...man muss den Franzosen ja auch mal ein schönes Auto zeigen, im Vergleich zu dem äh Ding daneben! :D

 

mfg ballex


Tue Jun 02 23:39:47 CEST 2009    |    W164 2006

Schöner Bericht.

Die Airmatic (Luftfederung) ist auch nicht verbaut. Mit der kann man den Wagen im Sportmodus absenken bzw. 8,5 cm anheben, mit dem Offroad-pro-technik-Paket sind es 11 cm mehr Bodenfreiheit. Ich habe den ML auch damals im Gelände etwas getestet, siehe hier . Das waren die Benziner (350er und 500er).

Beste Grüße

Deine Antwort auf "Mietwagentest: Mercedes-Benz ML350CDI 4MATIC (165 kW/224 PS)"

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