Wed Mar 24 19:03:54 CET 2010 | taue2512 | Kommentare (5) | Stichworte: Andorra, Frankreich, Polizei, Radaranlagen, Radarwarner
Nein dieser Datenskandal hat ausnahmsweise nur indirekt etwas mit dem Thema "Steuern" zu tun: Es geht um eine fast unglaubliche Geschichte, die seit heute vor allem dem ein oder anderen Südfranzosen den Angstschweiß auf die Stirn treibt. Andorra im Süden Frankreichs ist ja bekanntlich wegen seiner langen wechselhaften Geschichte schon immer irgendwie ein Sonderfall gewesen. In Norddeutschland macht man Butterfahrten und Franzosen fahren jedes Wochenende in dieses kleine Fürstentum in den Pyrenäen, dessen Staatsoberhaupt laut gültiger Rechtslage Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy ist.
Man kann in Andorra eigentlich alles bekommen, noch dazu steuerfrei. Ein Liter Pastis z.B. für schlappe 2.20 EUR. Ein wahres Schlaraffenland um Feiern vorzubereiten oder für Raucher, noch dazu nur rund 100 Autominuten vor den Toren von Toulouse gelegen. Besonders lohnt sich ein Abstecher für Tuningfreaks und Motorradfahrer, denn egal ob Motorradklamotten oder Zubehörteile - alles ist dort günstig oder aufgrund der EU-Reglementarien so gut wie gar nicht woanders zu bekommen.
Ein prominentes Beispiel: Radarwarner!
In Frankreich sind laut Straßenverkehrsordnung alle Geräte ohne aktive Detektoren - also diejenigen Modelle, die nur mit über das Internet upgedateten Blitzerdaten und einer GPS-Antenne funktionieren - erlaubt und etwa eine halbe Million Menschen nutzen diese Systeme mittlerweile in Frankreich. Aber dort in Andorra gehen auch die etwas "intelligenteren" Systeme über den Ladentisch, was der Justiz ein Dorn im Auge ist.
Jetzt müssen circa 600 Käufer eines andorranischen Online-Shops mit Post von den französischen Ermittlungsbehörden rechnen, weil die Website des Händlers (www.detecteursradars.com) gezielt von französischen Internet-Elitepolizisten - den sogenannten Cybercops - gehackt und bei dieser Aktion eine Datei mit den kompletten Daten von französischen Kunden runtergeladen wurde. Diese Truppe der französischen Polizei Rosny-sous-Bois im Département Seine-Saint-Denis stellt normalerweise Pädophilen oder der organisierten Geldwäsche im Internet hinterher.
Die erste "Charge" von 600 Namen ist die Polizei und der Staatsanwaltschaft mittlerweile angegangen und es wird davon ausgegangen das die Cybergendarmen auch nicht vor anderen Seiten mit in Frankreich illegalen Gerätschaften zurückschrecken. Verbraucherschutzverbände kritisierten derweil dieses konzentrierte Vorgehen der Behörden und wiesen darauf hin, das der Besitz straffrei und lediglich der Betrieb im Fahrzeug illegal sei.
"Wir haben viele Zeugnisse von Menschen, bei denen die Polizei am frühen Morgen Hausbesuche veranstaltete, um zu sehen ob in den Fahrzeugen auf der Auffahrt die Radardetektoren betriebsbereit eingebaut waren", sagte ein freier Journalist.
"Die Polizisten fragten die Leute, ob sich in ihrem Besitz einen Radarwarner befindet, was von den meisten Leuten uneingeschränkt zugegeben wurde. Einige hingegen sagten, das sie die in Andorra günstig gekauften Geräte auf französischem Boden mit hohen Gewinnen weiterveräußert hätten, was hingegen für sich genommen eine Straftat darstellt."
In Anbetracht der zu erwartenden Strafen und der damit verbundenen Einnahmen kann sich dieser Coup der Gendarmen als Kassenschlager entwickeln: DieStraßenverkehrsordnung sieht für den Betrieb zwei Punkte (weniger) und eine Geldstrafe von 1500 € vor - wenn also nur die Hälfte der Käufer so doof ist und den Radarwarner nachts im Auto an der Frontscheibe beläßt, kommen rund eine halbe Million € an Bußgeldern rein.
In schweren vorsätzlichen Fällen kann es aber wegen des Radarwarners bei einer Verkehrskontrolle sogar bis zum Entzug der Fahrerleubnis und zur Beschlagnahme des Fahrzeuges führen - also in der Tat kein Kavaliersdelikt! |
Wed Mar 24 19:17:39 CET 2010 | Womo-Gerd
Ich glaube ich muß auch mal nach Andorra zum einkaufen. Aber keine Radarwarner!
Wed Mar 24 19:33:21 CET 2010 | taue2512
Bei Deinen Stauraeumen in der Tat ein lukrativer Besuch. Zoll-Freigrenzen muessen aber beachtet werden. Ab Sommer oeffnet ausserdem ein hypermoderner Grenzposten mit Mikrowellenscannern auf franzoesischer Seite.
Wed Mar 24 20:15:34 CET 2010 | Womo-Gerd
Fahre da mit dem Moped hin, da kann ich nicht soviel mitnehmen. Nehme aber meine Frau mit, dann gibt es legal die doppelte Menge!
Wed Mar 24 22:40:58 CET 2010 | Stevie
Somit ist die ganze Aktion nicht viel mehr als heiße Luft:
Sie wissen zwar wer einen besitzt - das war´s dann auch
Mon May 03 00:56:02 CEST 2010 | Trackback
Kommentiert auf: VW Golf:
Radarwarner !?
[...] darfst...so haste auf Dauer weniger Stress.
Wenn's eilig wird mit dem bestellen, hier eine tolle Adresse: http://www.motor-talk.de/.../...arwarner-shop-in-andorra-t2630130.html
Ich hoffe das bis dahin in Deutschland dieselben Gesetze eingeführt wurden wie in Frankreich und das [...]
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