Fri Apr 10 11:55:27 CEST 2009
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taue2512
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Kommentare (6)
| Stichworte:
Frankreich, Gesetz, Internet
Haben Sie schonmal illegale Downloads (MP3, Videos oder FileSharing) im Internet gemacht?Eigentlich sollte gestern ein grosser Tag in der Politik Frankreichs sein: Ein neues Gesetz das illegale Downloads und FileSharing im Internet eindaemmen soll, sollte eigentlich in der Nationalversammlung validiert werden - aber wie so oft kam es in der franzoesischen Politik wieder einmal ganz unverhofft und vor allem ganz anders. Es scheiterte im wesentlichen daran, das die Vertreter der staerksten Partei - der UMP - nicht vollzaehlig praesent waren, da auch hierzulande bereits die Osterferien begonnen haben. Somit war die regierende Partei eigentlich nicht beschlussfaehig und die Aussicht auf die Durchsetzung dieser Gesetzesnouvellierung aufgrund des erbitterten Widerstandes der Opposition denkbar gering. Politik zum anfassen also. Ganze 36 der normalerweise 577 stimmberechtigten Abgeordneten waren gestern Nachmittag anwesend - vorlaeufiges Ergebnis des Abstimmung: 21 Gegenstimmen zu 15 Befuerwortern. Jetzt bleiben zwei Optionen: Eine erneute Re-Formulierung des Gesetzes oder ein erneuter Gang durch beide Kammern nach der Urlaubsphase. [bild=2] Die Einwaende gegen dieses neue Gesetz sind berechtigt, denn es scheint nur schwierig umsetzbar zu sein. Zwar haben bereits laut neuesten Umfragen ueber 58% der franzoesischen Internetnutzer zugegeben einmal oder mehrmals illegale Downloads oder FileSharing von Ihrem Anschluss aus getaetigt zu haben, aber der dadurch entstandene Schaden fuer die Musik- und Filmindustrie laesst sich nur schwer abschaetzen. Demgegenueber stehen allerdings die vielen Aktionen, die fuer die Umsetzung des Gesetzes erforderlich sind und den franzoesischen Steuerzahler viel Geld kosten wird. Da so gut wie alles in Frankreich zentralistisch geregelt wird, soll auch wieder ein neues Organ geschaffen werden. Es traegt den komplizierten Namen "Haute autorité pour la diffusion des oeuvres et la protection des droits sur Internet" (oder kurz und liebevoll: "Hadopi"😉. "Hadopi" soll die technischen Vorraussetzungen etablieren, damit Internetuser die auffaellige Datentransfers taetigen im Fahndungsraster bei den vielen Providern haengen bleiben. Danach soll ein so auffaellig gewordener User netterweise zwei Mal schriftlich von dieser Stelle abgemahnt werden - per Einschreiben. Im Falle einer Wiederholung ist dann vorgesehen, den Internetanschluss beim Provider fuer mindestens zwei Monate stillzulegen. Die Kosten fuer diese Sperre traegt dann der User, netterweise steht in dem Gesetzestext das fuer die Sperrmonate keine Grundgebuehren vom Provider verlangt werden duerfen. Aber trotzdem trifft dieses Verfahren die Mehrheit der Franzosen schon sehr: In immer mehr Haushalten hierzulande geht sowohl der Internet-Traffic, das Telefon und auch das komplette Fernsehprogramm ueber eben diese eine Leitung. Doch dieser Plan wird einiges kosten und die Internetgemeinde bietet bereits jetzt Paroli und hat technische Vorkehrungen getroffen, die eine eindeutige Identifizierung von illegalen Transfers zumindest erschwert. Sehr viele "Internetpolizisten" muessten taetig sein, um etwaige Alarme manuell zu sichten. Auch koennen rechtliche Stolpersteine, wie z.B. "halblegale" MP3-Downloads aus Russland oder von anderen auslaendischen Servern weiterhin fuer Grauzonen sorgen. Ein hoffnungsloses Unterfangen also? [bild=1] Ganze 70 Millionen Euro wurden fuer dieses Vorhaben bereits damals im Jahre 2000 waehrend erster Vorplanungen veranschlagt, heute wird alles wohl noch viel mehr kosten. Wieviel genau weiss eigentlich keiner, aber Experten schaetzen heute mindestens die doppelte Summe. Politisch stellen sich die Gegner hin und wittern nun eine Beschneidung der Grundrechte und der Freiheit. Das Internet ist allgegenwaertig: Briefe schreiben, Bestellungen taetigen, Arbeit suchen, Fernsehen und Telefonieren - das alles macht man heute in Netz. Und wenn es der eigenen "Liberte" an den Kragen geht, rastet der ein oder andere Franzose eben gerne mal aus. Juristisch jedenfalls steht dieses nationale Unterfangen Frankreichs sogar einer anderen bereits gueltigen nationalen Direktive - dem sogenannten "Plan numerique" - und sogar einer brandneuen EU-Direktive gegenueber, die alle EU-Mitgliedsstaaten bis 2012 verpflichtend umgesetzt haben muessen. Laut dieser EU-Direktive haben ausschliesslich Gerichte in den jeweiligen Mitgliedsstaaten der EU das Recht, Sanktionen gegen einzelne Internetnutzer zu verhaengen. Schoene, bunte und vor allem eigenwillige EU. Mal sehen, ob wir hier bei Motor-Talk die repraesentativen 58% in der Umfrage nachvollziehen koennen. |
Fri Apr 10 14:31:09 CEST 2009 |
Spannungsprüfer34084
wenn ne cd/dvd wie zum beispiel ne bravo😁 nicht fast 30 euro kosten würde, oder ein kino besuch keine 8 euro kosten würde, gäbe es auch nicht so viele illegale Downloads.
Fri Apr 10 14:38:48 CEST 2009 |
Trennschleifer51433
Cool, ich habe echt noch nichts illegales aus dem Internet "gezogen".
Liegt aber daran, daß ich schlichtweg nicht weiß, welche Seiten ich dazu aufrufen soll.
*Heiligenschein poliert*
Zwei oder drei meiner Mitarbeiter klagen aber desöfteren, daß die Stromkosten des Rechners höher sind als der sonstige Wohnungsstrom. Da fällt mir dann doch nix mehr ein....
Fri Apr 10 16:25:41 CEST 2009 |
superprager
Bin der selben Meinung wie fordka123. Wenn das nicht alles so teuer wäre gäbe es diese ganzen Sachen schlichtweg nicht. Ist auch das selbe wie bei den Spritpreisen. Durch den erhöhten Treibstoffdiebstahl steigen Preise usw um die Kosten gleich zu halten. Irgendwer muss aber den ersten Schritt machen. Bei ner normalen Musik Cd zahlst sowieso 50% mehr nur um den ganzen Kopierschutzkram zu bezahlen bzw dessen Entwicklung.......... Wobei es eh unnötigt ist. Kopierschutz knacken ist doch eh kinderleicht. Nero zb liefert schon die notwendigen Programme dazu.
Sat Apr 11 00:05:03 CEST 2009 |
Mitsumichi
Bei mir im Nachbarort gibt's ein Kino, da kostet der Eintritt 4 Euro. Allerdings nur Mittwochs um 23 Uhr und man weiß nicht welcher Film kommt. 😉
fordka123 hat aber recht, für ein Lied ein Album zu kaufen ist es mir echt nicht Wert, dafür hab ich Internet-Radio für mich entdeckt.
Fri Apr 24 10:23:18 CEST 2009 |
taue2512
Wusste ich's doch: Ihr seid schlimmer als die Franzosen, statt 58% erreichen wir hier in der zugegeben nicht-repraesentativen Umfrage knapp 70% bei illegalen Downloads ... schaemen solltet ihr Euch. 😉
Fri Apr 24 22:14:20 CEST 2009 |
jettaflitzer
Mal ehrlich was solls? Ich war lange Zeit bei Musikload angemeldet, habe mir grottenschlechte, langsame und teilweise ständig abbrechende Downloads angetan.
Dann musste man sich auf einmal anders anmelden (ich habe das über AOL gemacht) dann sollte man einem Partner der Musikload Seite seine Daten zur Verfügung stellen, damit der total besch***e Service angeblich besser wird. Iss klar 😠
Dann kostet 1 Song 1.19 Euro, und man kann ihn nur 5- 10 mal brennen und teilweise nicht mal auf andere Geräte schieben. Wenn dieses Anzahl abgelaufen ist muss man den Song wieder downloaden.
Toll 🙄
Und wehe man muss mal Windows neu aufsetzen und hat den Lizenzen Ordner nicht gesichert, dann darf man sich erstmal hunderte Lizenzen wieder runterladen.
Wenn es denn geht. 🙄
Dann kommt das nächste mit den CD´s sie lassen sich teilweise nicht auf dem Rechner abspielen und wenn doch bekommt man sie nur mit einer Büroklammer wieder aus dem Laufwerk. Super 😠
Dann muss ich mir jetzt doch noch ne dicke Stereoanlage kaufen oder wie?
Die Musiker sollen gerne Geld für ihre Musik bekommen, aber nicht auf eine so unverschämte Weise.
Man stelle sich mal vor man kauft sich ein Auto, darf aber nur 100mal den Motor starten, das Fahrzeug darf nur in der Garage stehen in der es auch beim ersten mal stand.
Und wehe man fährt in eine andere, dann bekommt man das Auto nicht mehr aus der anderen Garage heraus...
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