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Tue Jul 06 10:34:02 CEST 2010    |    taue2512    |    Kommentare (10)    |   Stichworte: Affäre, DCN, Frankreich, Sarkozy, U-Boot

Als am Morgen des 8. Mai 2002 vor dem Sheraton Hotel in der Innenstadt von Karachi eine Bombe von einem Selbstmörder vor einem vollbesetzten Bus gezündet wurde, erschütterte die Explosion nicht nur Pakistan. Die Schockwelle ist heute immer noch in den Familien der bei der Explosion getöteten 14 Opfer dieses Anschlags allgegenwärtig.

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Unter den Opfern befanden sich auch 11 Franzosen, die für die staatliche Marinewerft Direction des Constructions Navales (DCN) in Cherbourg arbeiteten und sich – wie der Zufall so wollte - auf einer wichtigen geheimen Auslandsmission befanden. Vorschnell wurde im Schatten des 11. Septembers Al Qaida als Drahtzieher in den öffentlichen Medien benannt, niemand kam auf die Idee die genauen Hintergründe zu beleuchten und die pakistanischen Ermittlungsbehörden verhafteten in Windeseile mutmaßliche Islamistenführer, nur um sich mit Frankreich gut zu stellen.

Daran hatte Pakistan auch ein berechtigtes Interesse: Denn geplant war die Lieferung von drei U-Booten des Typs Agosta 90B von DCN.

Mittlerweile wurden auch weitere Einzelheiten dieses 850 Millionen Euro schweren Deals bekannt, die eine Verbindung zwischen dem damaligen Anschlag und politischen Machenschaften in Frankreich erkennen lassen. Unüblicher weise garantierte Frankreich bei Vertragsunterzeichnung im Jahre 1994 satte 10,25% an Schmiergeldzahlungen in Richtung der pakistanischen Offiziellen, was eine bis in das Jahr 2000 durchaus übliche Praxis für solche Geschäfte war – heute erstaunt allerdings jeden Experten die astronomische Höhe in Bezug auf das Gesamtvolumen des Waffengeschäfts. Auch hierfür gibt es eine plausible Erklärung: Indirekt sollte das Geld wieder über einen komplexen Schwarzgeld-Kreislauf wieder zurück nach Frankreich gelangen, um den Wahlkampf von Edouard Balladur gegen Jacques Chirac innerhalb der eigenen Partei zu unterstützen.

Die Mühlen drehten allerdings ein wenig schneller und Chirac errang schließlich den Wahlsieg. Als frischgebackener Präsident wollte er eine „saubere Politik“ durchsetzen und befahl seinen Ministern, alle dubiosen Verträge und vor allem alle damit verbundenen Bestechungszahlungen zu stoppen.

Mit dieser Aktion aber zog der Präsident viele Feinde auf sich, besonders hochrangige pakistanische Militärs die nun leer ausgingen und sich hintergangen fühlten. Es liegen nun Papiere vor, die eine Beteiligung des dortigen Geheimdienstes und der Armee am Anschlag von Karachi vermuten lassen. Brisanter noch ist aber die Existenz eines Geheimpapiers namens „Nautilus“, welches von einem Geheimagenten für DCN erstellt wurde und in dem wesentlich die Privatfehde der Parteigenossen Chirac und Balladur als Auslöser des Anschlags benannt wird. Und wer hat damals zum Zeitpunkt als der Waffen-Deal unterzeichnet wurde das Budget von Balladur verwaltet? Richtig: Nicolas Sarkozy!

Aktuellen Umfragen zur Folge befindet sich die Popularität des derzeitigen französischen Staatspräsidenten in einem rasanten Sturzflug, Sarkozy wird angeblich von knapp 72% aller Franzosen nicht wiedergewählt - wenn nächsten Sonntag Wahlen anstünden. Wenn das Wörtchen wenn nicht wäre! Denn die sinkende Akzeptanz scheint den Herrn nicht sonderlich zu beeindrucken. Er mischt sich weiterhin in das WM-Debakel und die Chef-Trainer-Neuwahl in gewohnter Weise staatsmännisch ein, vielleicht um von den anderen Problemen ein wenig abzulenken?

Die Luft wird immer dicker: Ein Staatssekretär verqualmt über 12.000 EUR an Zigarren (bezahlt aus Steuergeldern) in seinem Amtssitz. Die Minister fliegen zu viel und zu sinnlos in Privatjets umher und endlich soll die L’Oreal-Erbin Liliane Bettencourt wegen Steuerhinterziehung vor den Kadi gezogen werden, nur weil die Ehefrau des amtierenden Arbeitsministers als Anlageberaterin bei der kauzigen 87-jährigen half die geschätzten 17 Milliarden Euro Privatvermögen effizient vor dem Fiskus zu verstecken und dann doch irgendwann ein schlechtes Gewissen bekam.

Und da kommt so ein Sommerloch doch wie gerufen! Und soweit ich mich erinnern kann war der politische Sommer in Frankreich noch nie zuvor abwechslungsreicher, bunter und auf eine gewisse Weise komischer wie jetzt – Vive la republique!

Bleibt nur zu hoffen, dass der Nationalfeiertag am 14. Juli in der nächsten Woche ruhig verläuft und der Herr Sarkozy trotz aller widrigen Umstände seinen Kopf behält!


Tue Jul 06 12:19:59 CEST 2010    |    Lewellyn

Wenn ich das richtig verstanden habe, war der Anschlag die Quittung für die Vorenthaltung zugesagter Schmiergelder? 😰

Die Realität schlägt doch immer wieder die wildesten Phantasien. Wieviel U-Boote haben wir noch wohin verkauft?

Tue Jul 06 12:40:42 CEST 2010    |    taue2512

Och, da gibt's so viele Beispiele: Dassaults an Brasilien, U-Boote an Pakistan, Radartechnik an Israel. Das komischste an der Sache ist, das die DCN mittlerweile zum Großteil der privaten Firma THALES gehört - die gleiche Firma die anscheinend nicht in der Lage ist, funktionierende Pitot-Rohre für Airbusse zu bauen. Warum schleppen sich da wohl die Ermittlungen seit über einem Jahr hin? Verquickungen ohne Ende...

Tue Jul 06 13:01:45 CEST 2010    |    Lewellyn

Ich meinte die deutschen U-Boote, die nach Griechenland und viele andere Länder geliefert wurden.

Ob das Schmiergeldfrei über die Bühne ging?

Tue Jul 06 16:57:27 CEST 2010    |    Multimeter47054

Der Sarkozy ist schon ein Lausbub! 🙄

Tue Jul 06 17:34:04 CEST 2010    |    Spiralschlauch14021

Es geht immer um das gleichen Geld Waffen und Macht.

Tue Jul 06 19:52:10 CEST 2010    |    Duftbaumdeuter712

Quelle ?

Tue Jul 06 19:56:04 CEST 2010    |    taue2512

Das "geheime" DCN-Papier habe ich hier als PDF rumliegen und es wurde darueber gestern in TF1 berichtet. Andere nationale TV-Sender berichten seit dem 29.6. das Frau Bettencourt nun langsam kalte Fuesse bekommt und an die Oeffentlichkeit prescht, nachdem die Ehefrau des Arbeitsministers einen Hotelier geschmiert hat um das Zimmertelefon von Frau Bettencourt abzuhoeren. Dabei kam dann die Sache mit den schweizer Konten raus...aber die ruestige Rentnerin hat ja Sarko auf Ihrer Goenner-Seite wegen alter "Parteispenden" und geniesst sowas wie Imunitaet.

Steht vielleicht alles mit einer Woche Verzoegerung bald in Deutschland in den Tageszeitungen!

Tue Jul 06 23:17:34 CEST 2010    |    emil2267

is die loreal-tante net von ihrer tochter wegen verdacht auf alterblödheit abgehört wurden & dabei haben sich die skandale wie die steuerhinterziehung & schmierereien aufgetan ?

naja,wenigstens können sie gut kicken 😁😁😁

Tue Jul 06 23:26:07 CEST 2010    |    Turboschlumpf14442

Wenn das so weiter geht in der Grande Nation...dann kommen irgendwann die Jakobiner wieder zurück
....und dann ist was los. Ob dann wieder Köpfe rollen?....😎

Deine Antwort auf "Abgetau(ch)t: Von U-Booten, Schmiergeldern, Sommerlöchern und dem Herrn Sarkozy"

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