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Sun Oct 31 17:20:57 CET 2021    |    jennss    |    Kommentare (110)

Nicht selten liest man im Internet, dass ein kleiner Akku umweltfreundlicher sei, weil er in der Produktion weniger CO2 verursacht. Weniger CO2 stimmt zwar, aber so einfach ist die Rechnung dann doch nicht.

 

Mazda versucht z.B. sein erstes E-Auto MX30 mit recht kleinem Akku durch eine angeblich bessere Umweltfreundlichkeit zu rechtfertigen ("Rightsizing"). In der Beispielrechnung von Mazda wird angenommen, dass nach 160000 km jeweils ein neuer Akku fällig wird. Bei einem großen Akku ist das allerdings ganz sicher nicht der Fall, selbst, wenn die Garantie die gleiche ist. Geht man von ca. 1500 Zyklen eines Akkulebens aus, dann hält ein Auto mit z.B. 150 km realer Reichweite pro Ladung/Zyklus 225000 km, ein Auto mit 400 km realer Reichweite jedoch 600000 km.

 

Ein größerer Akku verursacht bei aktueller Produktion mit mehr Gewicht auch entsprechend mehr CO2. Aber ein großer Akku...:

  • ...hält länger, weil er bei gleicher Zyklenzahl mehr Kilometer schafft (und langsamer Kapazität abbaut)
  • ...kann akkuschonender behandelt werden, weil man mit 80% Ladung oft auskommt, während der kleine Akku fast immer auf 100% geladen wird. Außerdem stresst die gleiche abgerufene Leistung einen kleinen Akku mehr. Folglich schafft ein großer Akku wohl auch noch mehr Zyklen.
  • ...erübrigt ggf. einen Zweitwagen mit mehr Reichweite (Verbrenner)
  • ...enthält mehr Rohstoffe für den Material-Kreislauf
  • Die längere Akkulebensdauer führt dazu, dass auch der Rest des Autos nicht so schnell verschrottet/recyclet wird.
  • Bei bilanziell CO2-neutraler Produktion (z.B. ID.3) gibt es entsprechend höhere Ausgleichszahlungen (CO2-Deals), die anderen Projekten zugute kommen.

 

Btw: Grob kann man sagen, dass das Gewicht des Autos in etwa proportional ist zum CO2 in der Produktion. So hat ein ID.3 rund 40% mehr Gewicht als ein Golf und entsprechend mehr CO2-Last. Ein großer Teil des CO2's kommt auch vom Stahl, der oft noch nicht mit grünem Strom hergestellt wird. Ein ID.3 mit 58 kWh dürfte etwa ähnlich viel CO2 in der Produktion verursachen wie ein Tiguan Allspace 2.0 TDI 4Motion. Es wird allgemein leider oft unterschätzt, dass ein Akku beim E-Auto zwar viel CO2 ausmacht, das übrige Auto jedoch den größeren Anteil hat.

 

Ein kleiner Akku ist bei einem Zweitwagen durchaus keine falsche Entscheidung, denn der Verbrauch wird mit weniger Gewicht auch etwas niedriger sein, sowie die Fahrleistungen im Falle gleicher Motorleistung besser. Den MX30 finde ich als Zweitwagen z.B. ganz fein. Aber der Punkt mit der Akkulebensdauer in Abhängigkeit von der Kapazität/Reichweite hebt das Argument mit der Umweltfreundlichkeit weitgehend auf. Ein "Rightsizing" sehe ich nur in Bezug auf die Kosten und den Einsatzbereich. Fazit: Ich halte die Behauptung (nicht nur von Mazda, sondern auch z.B. von e.Go), man habe sich aus Umweltgründen bewusst gegen einen großen Akku entschieden für eine peinliche Ausrede, weil man es (noch) nicht anders hinbekommen hat. Vor allem die japanische Autoindustrie scheint mir den Zug zur E-Mobilität etwas verschlafen zu haben und ist jetzt da, wo VW mit dem eGolf und BMW mit dem i3 2013 waren.

j.

 

PS: Das Chassis-Bild stammt von VW, danke! Das andere ist vom Mazda-Prospekt (Pressespiegel).

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Thu Oct 14 14:23:30 CEST 2021    |    jennss    |    Kommentare (41)

Welches dieser Grand Coupés wäre eure Wahl?

Es gibt einige Autos, die es mit Benziner, aber auch mit Elektroantrieb gibt. Jetzt soll z.B. der AC Cobra neu aufgelegt werden und neben einem 4-Zylinder auch mit E-Motor zu bekommen sein:

https://www.auto-motor-und-sport.de/.../

 

Interessant finde ich vor allem den neuen BMW 4er. Als M440 xDrive kommt er auf 67200 €, mit 374 PS. Fast gleich teuer ist der neue BMW i4 M50 mit 544 PS. Der kommt auf 69900 €, wovon man noch 7975 € Umweltprämie abziehen kann, so dass man dann auf 61925 € kommt. Was ich bisher gelesen habe, bekommt man beim i4 trotz Umweltprämie noch guten Rabatt, also vermutlich ähnlich wie beim Benziner.

 

Beide sind Modelle aus der M GmbH, quasi Vorstufen zum eigentlichen M-Modell. Der i4 hat das Facelift der 4er Reihe für 2022 bereits vorweggenommen, soweit ich gelesen habe. Der Benziner hat auf den Rücksitzen wahrscheinlich mehr Sitzhöhe, weil beim i4 der Akku unter den Füßen ist. Innen unterscheiden sich beide mehr als außen.

 

M440i xDrive

374 PS (davon 11 PS wg. Mild-Hybrid)

0-100 in 4,7 s.

250 km/h

3 l. Hubraum, 6 Zylinder

WLTP-Verbrauch 8-8,5 l.

67200 €

https://configure.bmw.de/de_DE/configure/G26

 

i4 M50

544 PS

0-100 in 3,9 s

225 km/h

Ladeleistung 205 kW

WLTP-Verbrauch 18-22,5 kWh

Reichweite 416-521 km (alleine die 20"-Räder senken die Reichweite um fast 90 km ggü. 18", kann man im Konfigurator sehen)

61925 € (Umweltprämie abgezogen)

https://configure.bmw.de/de_DE/configure/G26E

 

Btw: Beim i4 eDrive40 bringen 17"-Felgen nochmal 12 km mehr Reichweite nach WLTP ggü. 18", so dass der i4 mit kleinem Motor (340 PS) auf maximal 590 km kommt.

 

Welcher wäre eure Wahl?

j.

 

PS: Auto Motor und Sport hat den i4 M50 schon gefahren:

https://www.auto-motor-und-sport.de/fahrbericht/bmw-i4-m50/

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Wed Oct 06 20:44:17 CEST 2021    |    jennss    |    Kommentare (319)

Laden im ParkhausLaden im Parkhaus

Sehr wahrscheinlich bekommen wir in der neuen Regierung u.a. die Grünen. Manche befürchten, dass es mit dem Autofahren bald ganz teuer wird. Schon jetzt sehen viele eine Ungerechtigkeit. E-Autos seien zu teuer. Und tatsächlich gibt es da aktuell eine Ungerechtigkeit. Aber warum sollten nicht die Grünen dafür sorgen, dass das e-Auto auch für Niedrigverdiener gut funktioniert?

 

Ich lese öfter in Foren oder auf Instagram in Kommentaren: "Ein E-Auto kann ich mir nicht leisten und ich könnte das auch nur schlecht laden."

 

Diese beiden Punkte sind leider nicht selten durchaus nachvollziehbar. Es fehlt zum einen ein Gebrauchtmarkt für günstige Autos und zum anderen ergeben sich gerade für Menschen, die kein großes Einkommen haben, Nachteile durch die fehlende Möglichkeit zuhause laden zu können. Und so fahren diese weiterhin Verbrenner, trotz steigender Spritpreise. Es ist eine Ungerechtigkeit, dass ausgerechnet nur Menschen mit eigenem Stellplatz, also tendenziell Besserverdienende, günstigen Haushaltsstrom laden können. Selbst mit Vielfahrer-Tarifen wird nicht ganz der Preis vom Strom zuhause erreicht. Und zuhause laden hat zudem noch praktische Vorteile, solange die Infrastruktur nicht sonderlich gut ausgebaut ist. Diese doppelte Ungerechtigkeit gilt es zu beheben. Je früher das Problem angegangen wird, desto besser.

 

Ohne die Laternenparker zu überzeugen wird e-Mobilität nur für einen begrenzten Teil funktionieren. Im September wurden 17% reine E-Autos in Deutschland zugelassen. Das ist neuer Rekord. Ich wette, ein größerer Teil davon kann zuhause laden. Es nützt ja nichts, wenn ein E-Auto eine Menge Spaß macht, dabei aber unpraktisch und nicht so günstig wie versprochen ist.

 

Norwegen hatte zuletzt 77,5% reine E-Auto-Zulassungen, während Verbrenner bei nur noch ca. 5% liegen (Diesel und Benziner zusammen, ohne Hybride). Norwegen muss also irgendwas richtig gemacht haben, nicht nur die finanziellen Aspekte, sondern auch bei der Infrastruktur.

 

Höhere Spritpreise sind zwar durchaus ein Weg, mehr Leute über E-Autos nachdenken zu lassen, aber dann muss es für sie auch gut funktionieren. Sonst stehen Niedrigverdiener vor der Wahl Pest oder Cholera, also Verbrenner mit teurem Sprit oder E-Auto mit nicht besonders günstigem Strom und umständlicher Lademöglichkeit.

 

Ich hätte da ein paar Wünsche an die nächste Regierung bzgl. e-Mobilität:

 

- Regional gültige Ladekarten vom Ort subventioniert für niedrige Ladekosten innerhalb des Ortes (gleicher Preis wie zuhause laden, also ca. 30 Ct. pro kWh, auch DC)

- Alle Supermärkte mit DC-Ladesäulen (die sehe ich in einer Schlüsselrolle für Laternenparker), außerdem auch Einkaufszentren und Baumärkte.

- Transparente Solardach-Förderung vom Staat (löst zwei potentielle Probleme: Lokales Stromnetz wird entlastet und es erhöht den Anteil an erzeugter grüner Energie im Land)

- Akku-Recycling voranbringen halte ich für sehr wichtig, denn es wird nicht mehr so viele Jahre dauern bis die Masse an alten E-Auto-Akkus aus dem Secondlife kommt, also die Autos, die jetzt verkauft werden. Ich würde sagen, in 10 bis 15 Jahren muss der Recyclingprozess perfekt laufen.

- Weitere Grenze von 20000 € netto (= 23800 € brutto, oder 25000 € netto bei ca. 30000 € brutto) mit 7000 € (statt nur 6000 €) staatlicher Förderung bei weiterhin 3000 € Herstellerprämie, also noch 1000 € mehr als bisher, zumindest solange bis es einen brauchbaren Gebrauchtmarkt gibt. Prinzipiell finde ich die weitgehend feste Umweltprämie mit nur 2 Stufen aber schon ganz gut. Je günstiger ein Auto ist, desto höher ist der prozentuale Anteil der Prämie.

- Mehr Aufklärung, wie E-Mobilität in der Praxis funktioniert, z.B. über Flyer in EKZ (statt Workshops ;)), aber auch lokale kleine E-Auto-Messen mit unkomplizierten Probefahrmöglichkeiten.

- Offizielle Preisangaben der Autos müssen ohne Abzug der Prämien sein (was Tesla macht, finde ich nicht ok.. Selbst Fachzeitschriften halten die offiziellen Preise oft noch für solche ohne Prämienabzug)

- NEFZ-Reichweiten und -Verbräuche einstampfen. Das verwirrt nur, denn manche Hersteller geben noch immer Nefz-Werte an.

 

Das Deutschlandnetz scheint eine gute Idee zu sein. Ob Plug&Pay wie bei Tesla an Superchargern der richtige Weg ist, da bin ich mir nicht so sicher. Dabei wird der Preis vom Strom ja immer von einer Person (Autobesitzer) abgezogen. Mit Karte geht es bei jedem (Kartenbesitzer). Wichtig ist aber die Zuverlässigkeit der Ladesäulen und dass mehr als eine CCS-Säule pro Ladeort vorhanden ist (Ausfallsicherheit).

 

Ich bin gespannt, wie die nächsten Jahre für die E-Mobilität verlaufen werden.

j.

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Fri Oct 01 20:31:31 CEST 2021    |    jennss    |    Kommentare (221)

Gerade schwirrt eine Meldung durch das Netz:

 

"Sorge um Blackout: Erstes Land in Europa beschränkt Stromzufuhr für Elektroautos"

 

https://www.merkur.de/.../...ppen-strom-ladestationen-zr-91018501.html

 

Das klingt so als wäre der Strom knapp und andere Länder würden folgen - für E-Auto-Kritiker ein gefundenes Fressen ;).

 

Zitate aus dem Bericht des Merkur:

 

Zitat:

Ladesäulen in privaten Haushalten und an Arbeitsplätzen sollen demnach von 8 bis 11 Uhr morgens und von 16 bis 22 Uhr abends vom Netz genommen werden. Die nötige gesetzliche Grundlage dafür soll bereits geschaffen worden sein, so dass die neue Regelung im Mai kommenden Jahres in Kraft treten kann.

Zitat:

Wer dennoch sein Elektroauto zu diesen Stoßzeiten aufladen will, muss öffentliche Ladestationen... aufsuchen

Weiter unten im Bericht steht:

 

Zitat:

Bei der Regelung scheint es sich jedoch um eine reine Vorsichtsmaßnahme zu handeln. Denn laut Times gibt es nur rund 300.000 Elektroautos im Vereinigten Königreich. Zum Vergleich: In Deutschland waren es im Juli 2021 eine Million. Mit einem Blackout scheint man auch nicht zu rechnen. Nach Angaben des Übertragungsnetzbetreibers National Grid soll definitiv genug Energie da sein, um das Stromnetz stabil zu halten.

Der Autor scheint nicht ganz zu erkennen, dass es bei dieser Regelung um die Vermeidung potentieller, lokaler Probleme gehen muss und nicht um nationalen Strommangel, der ja als weit größeres Problem erscheinen würde. Lokale alte Knoten/Verteiler können bei der aktuellen Stromnachfrage noch so gerade ausreichen. Mit dem Alter werden z.B. Klemmverbindungen schlechter und haben dann einen höheren Widerstand und können durchschmoren. Es soll lt. Bericht Strom nur auf privaten Grundstücken, aber nicht an öffentlichen Ladesäulen gekappt werden. Das zeigt, dass es nicht darum geht, dass womöglich zu wenig Strom produziert werden würde und weniger E-Autos fahren sollen/können.

 

Eine Frage ist auch, wie der Eingriff auf die privaten Haushalte funktionieren soll. Gibt es in GB nur Ladeziegel und Wallboxen, die aus dem Netz fernsteuerbar sind? Das kann ich mir nicht vorstellen. Bei der Anmeldung meiner Wallbox habe ich Fremdsteuerung nicht erlaubt, ist im Prinzip bei manchen Wallboxen aber möglich.

 

Schon 2016 gab es eine Meldung zum teilweise 80 Jahre alten britischen Stromnetz mit Blackoutbefürchtung:

https://www.wiwo.de/.../12927826.html

 

Da ging es nicht um Elektroautos, sondern darum, dass Teile des Stromnetzes überarbeitet werden müssen, auch schon ohne E-Autos war das fällig. Während in Italien die einstürzenden Brücken eine Achillessehne sind, ist es in Großbritannien das stellenweise marode Stromnetz.

 

Dass Stromnetzbereiche/Siedlungen überarbeitet/angepasst werden müssen, ist im Prinzip auch in Deutschland möglich und gehört m.E. zum Ausbau der E-Infrastruktur, wie auch öffentliche Ladesäulen. Eine mögliche kurzfristige Lösung wäre in weniger belastbaren Regionen eine Strompreisregelung in Abhängigkeit der Uhrzeit oder auch Solardächer mit Batterie. Es ist also durchaus ein Thema, hat aber nichts mit nationaler Stromknappheit zu tun, wie man bei dem Titel leicht denken könnte.

 

Die ursprüngliche Nachricht der Times war kurz und wurde offenbar auch woanders falsch aufgefasst:

https://blackout-news.de/.../

 

Da wurde als Ursache noch konkret hinzugeschrieben :rolleyes::

 

Zitat:

In Großbritannien herrscht aufgrund einer langanhaltenden Windflaute akuter Strommangel.

--

 

Gleichzeitig können aber auch Berichte über die "Benzinknappheit" in England missverstanden werden, z.B.:

https://amp.focus.de/.../...stelle-wegen-benzin-krise_id_24293642.html

 

Da fehlt es eigentlich nicht an Benzin, sondern an LKW-Fahrern, auch eine Infrastruktursache :).

 

Ein typischer Fall einer Titelzeile, die gerne missverstanden wurde, war die Sache mit den Elektrobussen (übrigens auch eine Seite des Merkur), die Steigungen nicht schafften. Fast alle Kommentare waren elektromobilitätskritisch. Nur wenige Leute haben noch die Auflösung des Problems am Ende des Berichts gelesen, wonach es an der Steuerung der Haltestellenbremsen lag und nichts mit dem E-Antrieb zu tun hat. Bei Problemen des E-Antriebs springen aber natürlich mehr Leute drauf an, was Klicks bringt, die Währung des Internets.

 

Resümee: Schlagzeilen können missverständlich sein und sorgen damit für reichlich Klicks. Es lohnt sich, einen Bericht (besonders über E-Mobilität) etwas kritisch und bis zum Ende zu lesen.

j.

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