Sun Apr 28 14:53:29 CEST 2024
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jennss
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Kommentare (87)
Der Titel klingt vielleicht ein bisschen crazy 😁, aber das Thema muss mal angeschnitten werden. In einem Test einer Zeitschrift neulich zwischen BMW i4 M50 und einem BYD Seal war der BMW bei der Reichweite weit unterlegen. Er habe nur ca. 430 km nach WLTP. Das wunderte mich, denn ich kannte den mit ca. 510 km. Habe im Konfigurator nachgesehen und tatsächlich gab es eine Konfiguration mit nur 430 km, nämlich mit den großen Felgen und anderen Reifen. Da verliert das Auto mal eben ca. 80 km nach WLTP, vor allem für die Optik. Ebenso beim Ioniq 6 RWD Long Range. Der hat mit großen 20"-Felgen nach WLTP etwa 70 km Reichweitenverlust (614 vs. 545 km). Bei Porsche hatten die Mission E-Felgen des Taycans auch mal sehr viel Reichweitenverlust gebracht. Beim neuen Taycan schneiden sie bei der Reichweite jetzt jedoch besser ab und der Verlust ggü. kleinen Felgen ist relativ gering. Da muss Porsche was verändert haben. Die mitgelieferten Reifen machen sicher auch einiges aus. Nicht alle Felgen (inkl. Reifen) haben so drastische Auswirkungen auf Verbrauch und Reichweite. Bei unserem ID.3 habe ich 20" genommen, weil sie nur 5 km Verlust hatten ggü. den 18"-Felgen. Grund ist sicher die gleiche Breite und die gute Aerodynamik. Ich empfehle also immer, mal in den Konfigurator zu schauen, wie es bei anderen Felgen mit der Reichweite aussieht. Wohl keine andere Ausstattung hat so viel Einfluss darauf wie die Felgen (inkl. Reifen). |
Mon Jul 08 08:13:15 CEST 2024 |
25plus
Ein Rechenbeispiel:
Wenn bei niedriger Geschwindigkeit 10 kWh/100 km vom Rollwiderstand kommen und 5 kWh/100 km vom Luftwiderstand (15 kWh/100 km insgesamt), dreht sich das Verhältnis bei höheren Geschwindigkeiten um. Dann sind es weiterhin ca. 10 kWh/100 km für den Rollwiderstand aber z.B. 20 kWh/100 km für den Luftwiderstand (30 kWh/100 km insgesamt).
Angenommen der eine Reifen hat einen 30 % höheren Rollwiderstand, sind es 18 kWh/100 km bei niedriger Geschwindigkeit und 33 kWh bei hoher Geschwindigkeit. Bei einem insgesamt um 10 % erhöhten Luftwiderstand des Autos mit einem anderen Rad sind es 15,5 kWh bzw. 32 kWh und kombiniert (höherer Rollwiderstand und Luftwiderstand) 18,5 kWh bzw. 35 kWh.
Wenn 90 kWh aus dem Akku genutzt werden könnten sieht die Reichweite dann so aus (langsam/schnell):
Basisrad: 600/300 km
Hoher Rollwiderstand: 500/273 km
Hoher Luftwiderstand: 581/281 km
Hoher Roll-/Luftwiderstand: 486/257 km
Eine schlechte Aerodynamik eines Komplettrads kann sich also deutlich auswirken, aber nicht in dem Maße, dass sich die Reichweite plötzlich im Bereich um die 100 km reduziert. Das schafft ein hoher Rollwiderstand aber recht einfach, allerdings dann auch nur bei geringen Geschwindigkeiten (ein Auto, das hauptsächlich innerorts und Landstraße gefahren wird, wird bei ca. 50-60 km/h im Durchschnitt liegen).
Bei LKWs mit zig Tonnen Gewicht und maximal 90 km/h hat die Aerodynamik trotz inzwischen recht ausgereizter Optimierung des Rollwiderstands noch einen relativ kleinen Einfluss insgesamt, deshalb sehen LKWs immer noch so aus, wie schon seit Jahrzehnten. Und bei Elektroautos mit Gewichten um die 2,5 Tonnen verhält es sich ähnlich. Da bringt eine Reduzierung des Luftwiderstands kaum etwas im für die Zulassung relevanten Normzyklus.
War beim Audi Q8 e-tron die Aerodynamik noch ein wichtiges Thema für die Reichweite (Audi gibt beim Q8 55 e-tron 0,29 an bei 2,65 Quadratmeter Stirnfläche und 472-582 km Reichweite, 106 kWh netto, 2585 kg Leergewicht), liegt der Q6 e-tron jetzt bei 0,31 für den 2WD (556-641 km Reichweite, 94,9 kWh netto, 2275 kg Leergewicht, 2,73 Quadratmeter Stirnfläche). Und der Q8 edition Dakar liegt bei cW 0,35 (477-482 km Reichweite, 2665 kg Leergewicht, Offroadreifen).
Das Design, das einer guten Aerodynamik eher im Weg steht, wird also nach nur einer Fahrzeuggeneration schon wieder wichtiger und zum Verkaufsgrund Nummer 1. Ist aber meistens so. Mein Cuore von 2004 läuft mit 58 PS und cW 0,31 (wurde auch beworben) 160 km/h. Der Nachfolger mit 70 PS ist nicht schneller, cW wurde nie wieder erwähnt. Der Auris Hybrid hatte in der letzten Generation cW 0,277, wurde auch beworben. Der Corolla liegt bei cW 0,31 - verkauft sich wahrscheinlich trotzdem besser...
Sat Jul 13 10:15:08 CEST 2024 |
vozidlo
Darüber habe ich mich auch geärgert, weil in sämtlichen Tests von AMS und AB war immer der i4 M50 mit den "saufenden Felgen" im Test. Ich habe mich ganz bewusst für die 19 Zoll Felgen entschieden die gegenüber den serienmäßigen 18 Zoll Felgern nur wenige Kilometer verlieren. Mich wundert auch dass BMW so einen Testwagen zur Verfügung stellt, der diesen offensichtlichen nachteil aufweist.
Sat Jul 13 10:18:47 CEST 2024 |
Schwarzwald4motion
Altes Denken? Oder die Erwartungshaltung der Testleser..
Sun Jul 14 08:21:04 CEST 2024 |
25plus
Die Fahrdynamik (Bremswerte kalt/warm/unterschiedliche Geschwindigkeiten, Kurvengeschwindigkeiten mit unterschiedlichen Hütchenabständen, Elchtest, Handlingkurse) werden nunmal extrem hoch bewertet (sind ja schließlich mehrere Kategorien und immer von der einzigen Verbindung zur Straße, den Reifen, abhängig) und der Verbrauch bzw. die Reichweite gehen im Gesamtergebnis unter (wird fast immer zusammen mit den Kosten verrechnet wie Kaufpreis, Versicherung etc.).
Die Mehrheit der Kunden findet fette Räder aber auch immer noch als sehr wichtiges Merkmal... es wird getestet, was die Kunden nachfragen und am Ende die meisten Punkte bringt (gerade bei der Autozeitung liegen die Autos oft nur um 1 % auseinander bei der Gesamtpunktzahl und Autos mit schlechten Bremswerten verlieren den Test meist aus genau diesem Grund).
Bei 1 % Punkteunterschied (ist aber bei der Autobild ja auch oft so) sind die Autos objektiv gesehen sowieso völlig gleichwertig. Was ja auch daran liegt, dass fast alle Hersteller inzwischen die gleichen Autos mit unterschiedlichem Design bauen. Radstand, Reifengröße, Reifenhersteller, (Hubraum und) Leistung sind doch praktisch beliebig austauschbar. Autos wie der Space Star oder Yaris, die teilweise deutlich kleiner sind als andere Kleinwagen, verlieren die Tests schon aufgrund der Größenverhältnisse (Platz im Innenraum). Dass die Autos aber besonders leicht und/oder sparsam sind ist doch am Ende egal, wenn die anderen Hersteller (Korea, Deutschland, Frankreich etc.) mit ihrem "Standard" in den Tests mehr Punkte einfahren.
Autos werden schon vor der ersten Designskizze genau auf die Punktevergabe der wichtigsten Testmagazine ausgelegt, ist doch aber verständlich. Jeder will gewinnen - im Test und dann bei den Verkaufszahlen.
Sun Jul 14 09:30:24 CEST 2024 |
CUXZ4
Da mag etwas dran sein. Aber ich wäre nicht glücklich mit einem Golf/Astra/Focus-Kombi/Pickup/SUV. Bei einem z.B. Porsche 911 würde ich auf die Rad-Reifenperformance achten, bei einem Familienauto auf Platz, bei meinem E-Auto habe ich die "saufenden Felgen" gleich ausgeschlossen. Wer sich allerdings 50 - 100t € ausgibt, von dem sollte man eigentlich erwarten, dass er lesen und rechnen kann und nicht nach dem Kauf das Jammern anfängt (wie man manchmal auch hier liest...)
Wed Jul 17 17:04:18 CEST 2024 |
Sonntagnachtsfahrer
Ich habe von Anfang an auf ersteres getippt.
Was BMW sich dachte was die Tester schreiben:
"Mit den 20"-Sportreifen lässt sich der M50 noch präziser in die Kurven werfen" (auch wenn wir das seit Jahrzehnten immer wieder schreiben und die Autos inzwischen auch als Messgerät einsetzbar wären, wenn das immer stimmen würde)..
Was die Tester wirklich schrieben:
"Bei Autobahnfahrt geradeaus schlechte Reichweite".
Dass die Zeiten der TV-Übertragungen der Gruppe B schon eine Weile vorbei sind, ist bei einigen Managern wohl noch nicht angekommen. Ich hatte mich u.a. deshalb vor der Probefahrt mit dem i4 auch eigentlich schon als Tesla-Kunde gesehen.
Thu Jul 25 13:53:51 CEST 2024 |
xy_freising
Mein Senf zu den letzten Antworten:
1. Bei LKWs mit Tempo 90 spielt der Luftwiderstand durchaus schon eine sehr große Rolle. Ich habe mich zuletzt mit einem Entwickler von Daimler Trucks unterhalten. Dort sollen künftig auch die Diesel-LKW die Front bekommen die man ursprünglich für den eActros entwickelt hat. Man hat festgestellt, dass durch das rundere Design rund 4,5 % Diesel eingespart werden kann, das sind in dem Bereich Welten und wären auf einem anderen Weg nur sehr viel teurer zu erreichen.
Bei LKWs die hauptsächlich im Nahverkehr und weniger auf Autobahnen unterwegs sind findet man meistens nicht mal einen Dachspoiler für eine bessere Aerodynamik, da dieser bei den in dem Bereich gefahrenen Geschwindigkeiten nichts bringt. Aber bei Tempo 90 sieht das schon gänzlich anders aus.
2. Es ist die große Frage, ob diejenigen die sich bisher keine Gedanken um den Spritverbrauch gemacht haben und auf der Autobahn geheizt sind ohne Rücksicht auf einen Verbrauch künftig auf einen Energieverbrauch in Sachen Strom achten werden (außer es wäre ein Nervfaktor, wenn künftig das "Nachfüllen" merkbar länger dauert).
3. Die Werbung argumentiert bei e-Autos ja meistens immer noch mehr mit "besserer Beschleunigung" als mit "weniger Verbrauch" (maximal noch mit "größerer Reichweite"😉, aber auch hier würde ich persönlich definitiv auf Reichweite UND Verbrauch schauen, auch wenn der vermutlich nicht mehr so einfach zu ermitteln ist wie beim Tanken.
Thu Jul 25 14:30:12 CEST 2024 |
Schwarzwald4motion
Irgendwie traurig dass bei jedem ScheiX erst mal Tesla die Linie vorgeben muss.
Deine Antwort auf "Vorsicht, saufende Felgen!"