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Wed Mar 02 14:59:20 CET 2022    |    Dynamix    |    Kommentare (8)    |   Stichworte: Cruiser

Puh, der Umbau meines Fahrrads ist auch schon wieder ein gutes Jahr her. Seitdem bin ich mit dem Teil auch tatsächlich mal diverse Strecken in der Stadt gefahren oder auch mal am Rhein entlang. Viele Kilometer habe ich, im Vergleich zu vielen Radlern, in der Zeit zwar nicht zusammenbekommen, aber ich fahre mit dem Rad seit dem Umbau tatsächlich gerne und ich bin seitdem wohl mehr Rad gefahren als in den letzten 10 Jahren zusammen :) Und jeder Kilometer den ich dafür nicht mit dem Auto gefahren bin ist ein guter Kilometer. Das ist doch auch schon mal was :cool: Jetzt war da aber eine Sache die mich mit der steigenden Anzahl der Kilometer doch immer mehr störte bzw. mir immer bewusster wurde: Die Bremse taugt nix :(

 

Die Cantileverbremse war, neben dem Rahmen, noch das einzige Originalteil an dem Fahrrad. Jetzt weiß ich das man bei meinem Fahrrad eher für den Rahmen bezahlt hat und das es schon ein wunder ist das ein Beach Cruiser überhaupt Aufnahmen für Bremsen hat. Es gibt nämlich bei den modernen Earth Cruisern mittlerweile nur noch eine Rücktritt bzw. nur noch eine Vorderradbremse. Für gemütliches rumrollen an den sonnigen Stränden von Los Angeles oder Florida sicherlich ausreichend, aber nicht für den deutschen Stadtverkehr. Und da kommen die alten Originalbremsen schnell an Ihre Grenzen. Eigentlich kann ich froh sein das mein Rahmen wenigstens die Canti-Stumpen an beiden Achsen hat, so kann man sich wenigstens ein Rad basteln das irgendwie verkehrstauglich ist. Mit einem Beach Cruiser der nur eine Rücktrittbremse hat will ich persönlich nicht in der Großstadt rumfahren.

 

Felgen und Bremsbeläge hatte ich im Zuge der Resto ja schon neu gemacht, hat aber nicht viel in Sachen Verzögerung gebracht. Jetzt bin ich aber doch das ein oder andere Mal in Situationen gekommen, in denen ein wenig mehr Feuerkraft in Sachen Bremse nicht verkehrt gewesen wäre. Dazu kommt, dass ich beim abwärts fahren schon sehr progressiv in die Bremse gehen muss um das Tempo zumindest zu halten, geschweige denn das Rad in so einer Situation auch zum stehen zu bringen.

 

Da muss doch was gehen

 

Also machte ich mich doch mal auf die Suche nach einer Bremse die mehr Stoppwirkung verspricht, dafür aber die Optik des Bikes nicht stört bzw. mehr unterstreicht. Klar könnte ich einfach auf eine Shimano Deore umbauen und das würde technisch auch gut funktionieren. Sieht dann halt aus wie nachträglich dran gefrickelt und genau das will ich eben nicht. Ich mache mir ja nicht umsonst die Arbeit die "Seele" des Fahrrads zu erhalten damit das Ding dann aussieht wie Frankenbike. Nee, dass muss schon passen! Also nicht nur technischen, sondern gleichzeitig auch meinen ästhetischen Ansprüchen genügen :cool:

 

Jetzt stellt sich mir zuerst die Frage welche Bremse nehme ich da überhaupt? Scheibenbremse fällt ja schon aus rein technischen Gründen aus, Seiten- und Mittelzugbremsen wohl auch. Sind wohl eher die klassischen Rennradbremsen. Da bleiben dann nur noch eine andere Cantilever-Bremse oder eben eine V-Bremse.

 

So bin ich dann bei meinen Recherchen zuerst auf die Marke Dia Compe gestoßen. Die machen diverse Retro-Bremskomponenten und die sind wohl auch schon einige Jahrzehnte im Geschäft. Bei meiner Recherche bin ich auch auf keine negativen Stimmen gestoßen. Im Gegenteil, viele Bewertungen und die wenigen Tests die ich gefunden habe loben alle die gute Funktionalität, die liebevoll gestalteten Teile sowie die tadellose Verarbeitung der Teile. Die Komponenten die ich so gefunden habe, sahen auch alle wundervoll gefertigt aus und wenn ich mir die Preise so ansehe hoffe ich das man da wirklich, bis zu einem gewissen Grad natürlich, auch für die Qualität bezahlt. Ideal wäre für mich da wohl eine V-Brake, aber da habe ich von Dia Compe auch nix gefunden das optisch so wirklich zum Bike passt. Es gäbe da von Dia-Compe die MX-2 Lo-Pro in silber/poliert aber das sieht dann auch noch nicht so aus wie ich mir das vorstelle. Preislich sind wir bei Dia Compe definitiv schon im etwas gehobeneren Bereich unterwegs.

 

Die GC999 beispielsweise, kostet mal eben 70€ pro Achse. So viel habe ich gerade mal für sämtliche Deore Komponenten am Rad meiner Frau bezahlt und die sind schon nicht der billigste Scheiß sondern wirklich solide Mittelklasse! Gut, Shimano, Marktführer, ganz anderes Segment. Kann man wohl schlecht vergleichen. Wer schön sein will muss ja bekanntlich immer etwas leiden.

 

Durch Zufall bin ich bei der Recherche noch über die Firma Paul Component Engineering gestoßen, oder auch einfach nur Paul genannt. Auch die fertigen diverse Komponenten im Retro Look, dieses mal Handmade in Chico, Kalifornien. Auch die gehen in die Richtung Retro Optik die ich mir vorgestellt hatte, haben aber einen ganz gewaltigen Haken: Sie sind sündhaft teuer! Dagegen wirkt das Dia Compe Zeug wie billiger Mist an, zumindest preislich. Allerdings bietet Paul eine Bremse an die im Dia Compe Portfolio fehlt: Eine optisch ansprechende V-Brake! Aber auch die Cantilever sehen nicht unschick aus. Vor allem weil Paul die Teile auch in einer polierten Optik anbietet die mich schwach macht. Jetzt war die Frage welche nehmen? Aus meinen Überlegungen heraus, habe ich dann mehrere mögliche Setups zusammengestellt:

 

Dia Compe Cantilever Setup

 

Dia Compe GC 999 vorne und hinten: Ca. 140€

Dia Compe 135 Hebel: Ca. 33€

Jagwire Querkabelträger: Ca. 10€

 

Paul Cantilever Setup

 

Neo Retro vorne und hinten: Ca. 320€

Canti Lever Bremshebel: Ca. 230€

Moon Unit Querkabelträger: 40€

 

Paul V-Brake Setup

MiniMoto V-Brakes vorne und hinten: Ca. 340€

Canti Lever Bremshebel: Ca. 230€

 

Wie man es dreht und wendet, der Spaß wird am Ende verflucht teuer, zumindest wenn ich in Richtung Paul gehe. Im Prinzip steht bei beiden Paul Setups am Ende locker mal 600€ auf der Rechnung. Einzige Vorteile aus meiner Sicht wären der gute Ruf der Marke in Sachen Haltbarkeit, die bessere Einstellbarkeit der Bremse als bei Dia Compe und die Gewichtsersparnis im Vergleich zu den Dia-Compe aber was machen schon ein paar Gramm insgesamt an einem Bike aus das eh schon knapp 20kg wiegt und auch nicht auf Tempo gefahren wird? Eben, nichts. Also fällt zumindest das Argument mit dem Gewicht für mich raus bzw. es ist schlicht nicht relevant. Puh, da muss ich wirklich in mich gehen ob ich DAS ausgeben will. Geil wäre es schon, aber da kriege ich wieder so ein Rohloff-Gefühl, auch wenn sich die Anschaffung für mich tatsächlich gelohnt hat. Bei der Bremse bin ich mir da nicht so sicher.

 

Dafür habe ich für die Paul Teile die Gewissheit das der Kram wirklich gut funktioniert. Die Neo Retros sollen ganz gut zu packen und viele bauen sich an die Hinterachse die etwas schwächeren Touring ein um das Hinterrad nicht zu überbremsen. Die beste Bremswirkung haben aber die Minimotos, also die V-Brake.

 

Allerdings habe ich jetzt über die Dia Compe auch nichts schlechtes gelesen, davon ab das die auch nicht spottbillig sind. Aber halt immer noch deutlich maßvoller eingepreist als die Paul Teile. Hmm, schwierige Kiste! Ich habe zumindest zu den Gran Compe 999 mal sowas wie einen Vergleichs- bzw. Kurztest gefunden. Hervorgehoben wurde der Retro Look und die adäquate Bremsleistung sowie die vielfältigen Einstellmöglichkeiten was man jetzt als Vor- aber auch als Nachteil auslegen kann. Ebenso wurde die gute Qualität und die Zuverlässigkeit hervorgehoben. Wer gerne im MM Bereich justiert wird hier im Himmel landen. Wer will das es einfach nur möglichst einfach funktioniert wird beim präzisen Einstellen wohl schnell die Geduld verlieren. Wäre für mich aber immer noch eine Option weil ich den Kram eh von den Spezialisten justieren lasse, preislich quasi der Mittelweg und optisch machen die schon was her und werden auch wunderbar an das Rad passen.

 

Wenn es noch günstiger gehen soll gibt es auch bei Dia Compe noch Optionen. Zum einen die 988, die eine klassische Low-Profile Cantilever Bremse ist. Aber sowas habe ich ja schon. Die Dia Compe 988 werde ich also nicht besorgen, da dürfte der Effekt zu niedrig ausfallen weil es am Ende eben immer noch Low-Profile Bremsen sind. Die 980 gäbe es auch noch und wären wohl der pragmatische Ansatz. Diese haben das Mid-Profile Design ebenso und ich könnte sogar V-Brake Beläge installieren. Und preislich liegen die auch im völlig bezahlbaren Bereich. Auf der anderen Seite sehen die 999er schon echt edel aus und bieten im Prinzip, bis auf die V-Brake Beläge, die gleichen Vorteile. Wobei Kool-Stop auch bei den klassischen Cantileverbelägen mehr als genug Auswahl bietet.

 

Bei den Paul Components Teilen hätte ich natürlich echt edle Teile die auch sehr gut funktionieren und denen eine legendäre Haltbarkeit nachgesagt wird. Eigentlich genau mein Ding, aber der Preis............ 600€-800 für eine Nicht-Scheibenbremse? Nur für die Komponenten? Da schreit meine innere Stimme ganz laut Nein!

 

Tja, in dem Falle hat ausnahmsweise mal die Vernunft gewonnen. Es wurde die Kombi aus Dia Compe GC 999 und Dia Compe 135 Retro Bremshebeln. Erstere haben den Charme das Sie wirklich gut aussehen, eine ordentliche Bremsleistung bieten sollen und dazu viele Einstellmöglichkeiten bieten und auch ein paar moderne Features bieten. Heißt die Bremsen sehen nur alt aus, bremsen aber nicht so. Ein weiterer Vorteil der GC999 sind die Medium Profile Arme. Diese verzeihen deutlich mehr in Sachen Justage als die Low Profile Bremsen die jetzt verbaut sind. Heißt selbst wenn sich da noch irgendwas verstellen sollte, leidet nicht sofort die Bremsleistung darunter. Bei den Low-Profile Armen reicht es zum Teil schon wenn der Winkel des Querkabels nicht 100% gleichmäßig ist. Hier muss definitiv mehr Arbeit in die Justage investiert werden. Nachteil der Medium Profile Arme ist das Sie mehr Platz brauchen. Aus dem Grund hat man Sie, mit dem aufkommen des Trekking- und Mountainbikebooms, auch durch die Low-Profile Hebel ersetzt. Brauchten einfach weniger Platz und boten mehr Platz für Anbauteile wie Schutzbleche, Gepäckträger und Gepäcktaschen. Alles Dinge die mein Rad eh nicht hat und bekommen wird. Ist also kein Nachteil, da Platz eh mehr als genug vorhanden ist.

 

Die Hebel haben den Vorteil das Sie zwei Klemmweiten unterstützen und ich hier nicht das Risiko habe das die Hebel nicht passen. Außerdem sind Sie optisch und ergonomisch schon in etwa das was ich mir für das Rad vorgestellt hatte. Dazu habe ich bei der Bestellung durch einen Rabattcode noch gut 20€ bei den Teilen gespart. Was, zumindest für den Moment, gegen die Paul Bremsen sprach war zudem die schlechtere Verfügbarkeit. Die Minimotos hätte ich wohl bekommen, allerdings nicht die passenden Hebel bzw. nicht in der Ausführung die ich gebraucht hätte. Lieferzeiten? Keine Ahnung! Klar hätte ich die Teile auch direkt bei Paul in den USA bestellen können, aber dort ist der Kram noch teurer als in Europa! Dazu kosten die polierten Teile alle noch einmal gut Aufpreis. Und dann muss ich noch den Versand aus den USA, den Zoll und die Umsatzsteuer latzen. Damit wäre ich dann am Ende des Tages irgendwo im Bereich zwischen 700€ und 800€ und dann hat die Dinger noch niemand eingebaut. Noch bin ich dem Wahnsinn nicht komplett anheim gefallen. Covid haut da gerade einiges auf dem Fahrradmarkt durcheinander, da kann ich froh sein das die Auswirkungen letztes Jahr um die Zeit noch nicht ganz so stark zu spüren waren. Aber das merkt man momentan in allen möglichen Branchen.

 

Und wenn ich irgendwann doch unbedingt die Paul Teile brauche, kann ich den Kram immer noch kaufen wenn genügend Spielgeld über ist bzw. wenn sich der Markt wieder etwas beruhigt und die Teile wieder komplett verfügbar sind bzw. sich die Preislage etwas beruhigt hat. Solange wird es auch der Dia Compe Kram tun und zur Not bekommt man das auch sicherlich gut wieder verkauft. Wo doch Retro Builds bei Rädern gerade so in sind ;)

 

Neben den Bremsteilen habe ich auch den Querkabelträger von Jagwire bestellt, welcher mir wärmstens ans Herz gelegt wurde um die Bremsleistung zu verbessern. Alleine das soll schon gut was bringen. Gut, bei nem Zehner für die Dinger kann man da nicht viel falsch machen. Den ganzen Kram werde ich dann mitsamt dem Fahrrad wieder zur Werkstatt schleppen, da können die dann auch gleich neue Bremsseile installieren wenn ich das eh schon alles umbauen lasse. Vielleicht lasse ich dann auch gleich mal die falschen Speichennippel vorne umrüsten die eigentlich auch rot werden sollten. Aber erstmal auf die Teile warten. Wenige Tage später waren die Teile dann auch da. Als erstes die Hebel ausgepackt. Diese haben ein schönes Finish und sind von der Länge für mich genau richtig. Da kann man noch schön mit 4 Fingern reinlangen, viele moderne Hebel sind ja eher auf 2- oder 3-Finger Bedienung ausgelegt und entsprechend kürzer. Wird aber so optisch wunderbar an das Rad passen, bleibt nur zu hoffen das die Schellen auch passen. Die kann man zwar tauschen, aber man weiß ja nie ;) Apropos Schellenbefestigung: Der Halter für die Schraube im Griff ist rot eloxiert. Netter kleiner Designkniff und passt auch gut zu den anderen roten Akzenten am Rad :) Die Verarbeitung macht einen guten Eindruck. Die Eindrücke der anderen Käufer kann ich also schon einmal bestätigen.

 

Die Bremsen selbst enttäuschen optisch ebenso wenig. Auch die wirken ganz wertig gemacht. Was beim auspacken schon auffällt, ist das die Bremsen viele Kleinteile haben. Also einfach fertig draufstecken und Kabel einziehen ist hier nicht. Hier wollen noch diverse Schräubchen und Federn an Ort und Stelle verfrachtet werden. Die Radwerkstatt darf sich auf Bastelarbeit freuen :D Aber gut, beides wusste ich ja im Vorfeld schon. Also mal zu meinem Fahrradladen gegondelt, Teile im Schlepptau. Kurz mein Anliegen geschildert. Grundsätzlich kein Thema, haben nur gerade Personalengpass weil ein Monteur krank und niemand weiß ob der in der Woche danach wieder da ist. Gut, also die Woche danach noch einmal anrufen und fragen. Auch hier wurde ich wieder zeitlich vertröstet. Grmpf, wo ich doch so ungeduldig bin :(

 

Vielleicht probiere ich es doch noch einmal selber? Schlimmstenfalls versenke ich halt einen Satz Züge, also probiere ich es doch noch einmal selber. Also noch die passenden Züge besorgt. Geworden ist es dann das Jagwire Pro Road Kabelset, dazu noch ein Satz Querkabel, schließlich habe ich jetzt diese Querkabelträger und die vertragen sich nicht mit den Y-Kabeln. Mal schauen ob das wirklich was besser macht oder ob man da am Ende doch wieder auf so ein Y-Kabel wechselt. Zumindest nachdem was ich da so gefunden habe, scheiden sich da ein bisschen die Geister dran. Aber das werde ich dann selbst sehen.

 

Da das Kabelzeug noch etwas braucht, habe ich mir gedacht ich schaue mir das Ganze zumindest schon einmal an. Sollte ja kein Hexenwerk sein zumindest die Arme schon einmal anzubauen. Hmm, Feder rein, Arm dran, alles festziehen und dann den ganzen Wusel in 15 Dimensionen einstellen. In dem Falle konnte ich es nicht lassen und habe einfach schon mal probiert die Vorderachse umzubauen und dabei, für Testzewecke, den alten Zug zu erhalten. Also erst einmal den Griff ab, dann den Zug von den Cantilever Armen lösen und dann kann man auch schon den Zug aus dem alten Bremshebel fummeln. Der neue Bremshebel macht echt was her, leider sollte man den Hebel schon direkt in die endgültige Position bringen, da später vor der Schraube dann der Bremszug verläuft. Zum einstellen nicht optimal, aber wer schön sein will muss leiden. Danach die alten Cantiarme abschrauben und die beiden Stumpen erst einmal sauber machen. Also schön mit dem Lappen und Rostlöser die beiden Stumpen vom Schmutz befreit und dann schön mit dem Würth Achsfett aus der Fettpresse einschmieren :cool: Dann kann man im Prinzip auch schon die Arme installieren. Dafür die beiden externen Federn über den Canti Sockel schieben und ein eins der drei Löcher einhaken. Der Standard sind eigentlich immer die mittleren. Über die Positionierung der Federn in den Löchern kann man wohl noch einmal ein bisschen an der Spannung herumspielen falls nötig. Danach den Rest der Arme über den Sockel schieben und die Feder in die Cantilever Arme einhaken. Jetzt ging das Gefummel mit den Kabeln und dem einstellen los. Da das bereits verbaute Kable einen Y Verbinder hatte, die neue Bremse aber einen Querverbinder hat musste ich erst einmal den Y-Verbinder loswerden. Danach kann man den Querverbinder anbringen. Durch den kann man dann das Querkabel ziehen. Zum Glück lagen den Bremsen welche bei, so konnte ich das Ganze zumindest mal ausprobieren. Das schöne an den GC 999 ist, dass man auch beim Querkabel noch etwas Spielraum zum einstellen hat. Das verplombte Ende wird einfach in den Anker mit der Einstellschraube eingehängt und dann an einen der Canti Arme eingehakt. Auf der anderen Seite zieht man das offene Ende einfach durch den anderen Anker durch und fixiert das Ganze in der kleinen Madenschraube. Damit ist zumindest die Montag erledigt, jetzt versuchte ich mich mal wieder am einstellen des Ganzen. Ich habe locker eine Stunde gefummelt, aber keine Einstellung gefunden die wirklich funktioniert, bzw. bei dem einer der Beläge nicht von der Felge rutscht. Mir fiel dann auch auf das mein Vorderrad gar nicht zentriert in der Gabel steht :rolleyes: Deshalb sitzen die Arme auch so krumm und schief und ich denke so lässt sich die Bremse gar nicht vernünftig justieren. Gründe dafür gibt es Zwei:

 

1. Die Ausfallenden der Gabel sind krumm.

 

2. Das Rad ist falsch eingespeicht.

 

Ich habe aber schon im Verdacht das die Werkstatt das Rad schief eingespeicht hat. Naja, die haben das Vorderrad eh nicht 100%ig so eingespeicht wie ich das eigentlich haben wollte. Ein Kumpel der sich das angeschaut hat meinte auch das Rad wäre versetzt eingespeicht, also nicht genau mittig.

 

Aber damit beendete ich erst einmal meine Schraubersession. Bevor ich für das Einstellen zur Werkstatt gehe werde ich eh noch die hintere Bremse umbauen und mal schauen ob ich die Züge noch selber anbringe. Zur Not lasse ich das auch die Werkstatt noch machen. Aber alles der Reihe nach. Das Rad könnte erst einmal eine kleine Wäsche gebrauchen, also machte ich mich am nächsten Tag erst einmal daran. Zum Glück reicht hier ein Eimer warmes Wasser um das Rad wieder hübsch zu bekommen. Ich fahre zwar nicht Off-Road, aber durch Regen und die fehlenden Schutzbleche wird genug Schmutz an den Rahmen befördert. Danach der Kette noch einen kleinen Service in Form einer Reinigung und neuem Öl gegönnt. Danach machte ich mir Gedanken über die Montage der hinteren Bremse und fummelte an der vorderen noch ein bisschen herum. Die vordere hab ich so lala eingestellt bekommen und ich bilde mir ein das Ganze bremst auch schon etwas besser, weniger hölzern wie die alte Bremse, allerdings mit sehr weichem Bremsgefühl. Klar, zu steif soll es auch nicht sein aber es gibt immerhin noch was zwischen wachsweich und knüppelhart. Dann hab ich den Umbau an der Hinterachse gemacht. Hier ist das Ganze aber sehr schwammig vom Gefühl und ich kann den Zug auch fast bis zum Griff durchziehen ohne groß Bremswirkung zu haben, fürchte da muss noch irgendwie mehr Spannung auf das Ganze. Wie? Das überlasse ich ab hier wohl besser wirklich den Profis. Vor allem weil ich wieder das Gefühl habe der Zug der Bremse geht beim Lenken mit, also genau das was er nicht tun sollte. Das Ganze werde ich mitsamt der neuen Züge dann besser zu einer Werkstatt bringen, einer ANDEREN Werkstatt. Da hab ich dann auch mal wieder einen Grund eine neue Werkstatt zu testen. Die Bewertungen lesen sich zumindest ganz gut.

 

Die Profis dürfen ran

 

Gesagt, getan. Am nächsten Tag ging das Fahrrad dann in die nächste Werkstatt. Die sollen sich dann mal die Einstellung der Bremse ansehen und vor allem mal schauen ob das Vorderrad wirklich mittig eingespeicht worden ist. Wie gesagt, der starke Drall in eine Seite kann nicht normal sein. Von einer "Fachwerkstatt" habe ich eigentlich besseres erwartet. Wer aber hinter jeder schlechten Bewertung gleich Erpressung oder die Konkurrenz wittert scheint aber eh nicht mehr ganz in der Realität verortet zu sein. Naja, weiter im Text. Der Mechaniker sagte mir zwar das er von Cruisern und von Cantilever Bremsen nicht so viel hält, aber das ist ja wiederum mein Problem. Ich versteh es ja irgendwo, die verkaufen da täglich alle möglichen High-Tech Räder mit Vollfederung, LED-Technik, E-Motoren, hydraulischen Scheibenbremsen und den teuersten Schaltkomponenten und dann kommt der Typ da mit seinem Steinzeitrad an. Aber, ICH muss mit dem Teil ja fahren und glücklich sein ;) Davon ab gibt es bei uns genug Leute die sich Räder für mehrere tausend Euro kaufen und sich dann am Ende doch, aus Angst vor Diebstahl, bei Kleinanzeigen eine 50€ "Stadtschl****" kaufen und dann hauptsächlich damit fahren. Ist ja auch nicht wirklich der Sinn der Sache :confused:

 

Ich ließ das Rad also da und ich sollte am nächsten Tag wieder kommen. Ich war gespannt! Die Abholmeldung bekam ich schon am nächsten Vormittag. Hui, die sind schnell! Ich rief kurz an um zu fragen was mit der Felge war. Ja, war falsch eingespeicht. Ja, hätten Sie korrigiert und die Bremse so gut wie es ging eingestellt. Prima, also machte ich mich direkt auf den Weg. Gut 50€ hat alles zusammen jetzt gekostet, finde ich fair :) Also schnell bezahlt, alles kurz kontrolliert und dann auch wieder auf den Weg gemacht. Das Vorderrad steht jetzt endlich mittig zwischen den Ausfallenden der Gabel. Das dürfte auch der Bremswirkung zu gute kommen wenn die Bremsarme gleichmäßig gegen die Felge drücken und nicht auf der einen Seite zu früh und auf der anderen Seite zu spät ;)

 

Das holzige Gefühl beim bremsen ist auch weg, der Hebelweg passt für mich auch sehr gut. Nicht zu weich, nicht zu hart. Man merkt auch das die Beläge jetzt besser packen als vorher. Und die neuen Griffe liegen durch die längeren Hebel auch besser in der Hand. Ich bin ja so jemand der mit vier Fingern bremst. Und durch den Drehschalter der Rohloff und den gebogenen Hebel ist der Hebel für die hintere Bremse eh schon was weiter weg. Auch an den komme ich jetzt besser ran. Quietschen tut auch nichts. Operation geglückt, Dynamix glücklich :)

 

Optisch machen die Bremsen auch echt was her im Vergleich zu den Dingern vorher :cool: Jetzt bin ich fürs Erste wirklich wunschlos zufrieden :) Wenn das Wetter mitspielt werde ich mal wieder eine längere Fahrt am Rhein entlang machen, für den Moment musste die Fahrt durch die Stadt nach Hause reichen.


Sun May 16 15:46:47 CEST 2021    |    Dynamix    |    Kommentare (16)    |   Stichworte: Cruiser

Endspurt! Jetzt gibt es den letzten Teil der kleinen Blogreihe :)

 

Begutachtung

 

Im letzten Teil ist das Rad ja endlich fertig geworden, Zeit also um mal ein bisschen zu schauen was die Werkstatt da jetzt genau alles gemacht hat. Da das Hauptaugenmerk ja auf dem Upgrade der Schaltung lag, fangen wir damit auch an. Geworden ist es jetzt eine Speedhub mit Schnellspannabe, 36 Speichen und einer externen Schaltansteuerung. Ist ja bei Rohloff immer was schwierig im Auge zu behalten welche Version man da jetzt genau hat, eben weil es von der Speedhub für so gut wie jeden Rahmen eine Version gibt. Ich meine damit sind die zwar etwas von dem abgewichen was Sie mir selbst empfohlen haben (ich meine ursprünglich sollte es eine 32er werden), aber genau so hätte ich die Speedhub wohl bestellt wenn ich Sie selber eingebaut hätte. 36 Speichen, Schnellspannachse, externe Schaltansteuerung, gute Kombination wie ich finde :)

 

Dann gab es noch einen Satz neuer Laufräder incl. neuer Schläuche, Reifen und Felgenbändern. Das hintere Laufrad bekam eine Contec Classic Z19, passend zur Speedhub, 36 neue Speichen und als kleines i-Tüpfelchen noch rote Speichennippel :) Vorne gab es einfach ein neues Komplettlaufrad mit einer Shimano Tourney Nabe und ebenso einer Contec Classic Z19 Felge.

 

Leider hat man verpennt an die vordere Felge auch die roten Speichennippel zu packen. Allerdings böte sich dann an, falls ich diesen PIPD_black doch noch glücklich machen will (:D), vorne eh auf einen Nabendynamo mit fester Beleuchtung umzurüsten und dafür müsste das Rad eh neu eingespeicht werden. Da kann man die Nippel dann auch gleich passend machen.

 

Statt der, leider dann doch schnell ausverkauften, Schwalbe Billy Bonkers gab es jetzt Schwalbe Road Cruiser in der gleichen Optik. Die sind nur etwas schmaler als geplant. Dafür ist das Profil etwas straßentauglicher. Vielleicht beim nächsten Mal ;)

 

Da der Antrieb ja hin war, gab es neben einer neuen Kette, die ja für die Nabe nötig ist, auch ein neues Kettenblatt. Die Kette ist eine KMC Z1 und als Kettenblatt gab es eins das wohl ab Werk auf den neueren Versionen des Schwinn Stingray Chopper montiert waren. Zumindest finde ich das Kettenblatt nur da, aber es passt optisch gut zu meinem Rad :) Auch wenn einige wohl gleich wieder "Oma" rufen :D Eine Kette im üblichen 1/2" x 1/8" Format passt grundsätzlich an jede Speedhub, Rohloff rät allerdings zu den 1/2 x 3/32" Ketten da diese nach Aussage von Rohloff haltbarer sind. Grundsätzlich funktionieren tun beide!

 

Damit wären die Neuteile auch schon abgehakt, mehr als den Antrieb und neue Räder wollte ich schließlich auch nicht. In der Hinsicht ist es von der Anzahl der Teile nicht so hart eskaliert wie beim Rad meiner Frau, aber da gab es grundsätzlich auch mehr Baustellen. Kommen wir zu dem spaßigen Kleinkram, den ich mir für den Schluss aufgehoben habe :)

 

Wobei es da doch eine ärgerliche Sache gab. Beim durchstöbern der Kiste von der Speedhub fiel mir, neben der Garantiekarte und dem Handbuch, eine jungfräuliche Flasche mit Getriebeöl in die Hände. Moment mal, sollte das Zeug nicht IN der Nabe sein :confused: Hmm, also mal schnell bei der Werkstatt angerufen und gefragt. Hätten Sie mir gesagt das Sie was aus Ihrem eigenen Fundus eingefüllt hätten, ich hätte es wohl geschluckt und das Ganze nicht weiter hinterfragt. Aber was sagen die mir? "In der Kiste waren zwei Flaschen. Die zweite bringen Sie einfach zur Inspektion in einem Jahr bzw. 5000km mit". Ehm, ich bin mir ziemlich sicher gelesen zu haben das nur EINE Flasche im Lieferumfang enthalten ist. Also nachmittags bei Rohloff angerufen und direkt gefragt. Der Servicemitarbeiter bestätigte mir das nur eine Flasche mitgeliefert wird und die wohl vergessen haben das Öl einzufüllen.

 

Rohloff sagt zwar das man die Nabe auch problemlos bis zur Inspektion ohne Öl fahren kann, allerdings steht im eigenen Buch eine Geschichte von einer Speedhub drin die an Ölmangel verreckt ist weil auch diese von der einbauenden Werkstatt nicht befüllt wurde. Der Eigner ist so dann 3,5 Jahre gefahren und ist auch nicht zum Service gekommen. Die Folge: Die Nabe verschliss deutlich schneller und durch die fehlende Schmierung sind die Interna vergammelt was dazu führte das der Fahrer das Gefühl hatte er wird beim Fahren festgehalten. Klar, die Komponenten arbeiten dann durch den Rost gegeneinander und das ist der Widerstand den man dann beim fahren spürt.

 

Also erfüllt das Öl durchaus einen wichtigen Zweck! Also das Ölwechselset besorgt um die Probe aufs Exempel zu machen. In dem Set gibt es einen Einfüllschlauch mit einer Schraube für das Einfüllloch sowie eine Spritze. Für den Wechsel schraubt man den Schlauch ein und lässt die Nabe mit dem Loch nach unten für 15-30 Minuten stehen. Dann sollte auch schon das Öl so langsam in den Schlauch laufen. Mit der Spritze holt man dann das Restöl raus. Als sich nach 15 Minuten aber nur 2-3 Torpfen im Schlauch absetzten war ich mir sicher, die Nabe wurde nicht befüllt :rolleyes:

 

Die Naben werden ab Werk lediglich mit 2-3 Spritzern befüllt, das werden dann wohl die wenigen Tropfen gewesen sein die da rauskamen. Normalerweise sollten 25ml in der Nabe sein. Selbst nach mehreren 1000km sollte da eine irgendwie messbare Menge rauskommen. Nicht in meinem Fall........

 

Also das Öl eingefüllt, für den Druckausgleich noch Luft aus der Nabe gezogen und alles ordentlich wieder zugeschraubt. Dann direkt mal eine Runde gefahren und siehe da, die Nabe läuft plötzlich mehr oder weniger geräuschlos. Die Reifen machen mehr Lärm. Okay, jetzt verstehe ich noch weniger warum sich bei der Rohloff immer alle über den angeblichen Krach beschweren.

 

Kleinkram

 

Nachdem der große Teil des Umbaus erledigt war kommen jetzt zum Abschluss die ganzen Kleinteile die in Teil 4 schon erwähnt wurden. Den Part hab ich mir für die heimische Garage aufgehoben, da ich mir das Finish nicht nehmen lassen wollte ;) Ein bisschen wollte ich an dem Rad noch selber machen. Konkret sind das die ganzen Brooks Teile in Form der Satteltasche, der Griffe und der Femto Lichter und halt eben die restliche neue Beleuchtung.

 

Als erstes habe ich mich an das Rücklicht gemacht. Die Lampe lässt sich auf mehrere Arten montieren. Montageart Nummer 1 wird mit einfachen Gummiringen bewerkstelligt. Zwei verschiedene Ringe liegen dem Set bei um die richtige Größe für die entsprechende Rohrgröße zu haben. Diese ist die "unsichere" Variante, da man die Lampe hier so schnell klauen kann wenn diese nicht abgenommen wird. Die etwas bessere Variante ist über Kabelbinder, diese sind ebenso im Lieferumfang enthalten. Nicht gerade die eleganteste Variante, dafür geht auch das relativ zügig. Wer es ganz sicher haben will, nutzt die mitgelieferte Klick-Fix Metallschelle. Diese bekommt man ohne Werkzeug nicht demontiert und bietet die beste Diebstahlresistenz. Ich entschied mich hier für die diebstahlsichere Variante, auch wenn die Montage da etwas fummelig ist.

 

Im Prinzip nimmt man das Abstandsgummi, den Blechstreifen und legt den einmal lose um die Sattelstange. Dann nimmt man die beiden Enden des Blechstreifens und zieht Ihn durch den kleinen Klick-Fix-Halter für die Befestigungsschraube. Hier darauf achten das die Blechstreifen schon stramm durch den Halter gezogen werden damit alles schön fest anliegt und kein Spiel hat. Danach biegt man die Enden einmal um, auch hier wieder darauf achten alles schön straff anzuziehen damit der Kram nicht lose von der Sattelstange schlabbert. Danach kann man den Plastikhalter in dem Gegenstück an der Sattelstange fixieren und mit einer Torx Schraube einmal festziehen. Ist auch hier wieder ein bisschen fummelig das so reinzuschieben bis es fluchtet, aber wenn man es einmal raus hat geht es und das Ganze sitzt gerade und vor allem fest :)

 

Die Lampe selber kann noch einmal über eine spezielle Schraube im Gehäuse fixiert werden. Dies verhindert nicht nur das die Lampe aus der Halterung rutschen kann, wobei die da schon echt stramm drin sitzt, sondern verbessert den Diebstahlschutz weiter da es für die Schraube einen spezielles Werkzeug braucht. Auch dieses ist im Lieferumfang enthalten. Man sieht, hier hat jemand durchaus mitgedacht und da sind die gut 30€ für die Lampe gut angelegtes Geld :) Die Lampe selber ist nicht größer wie zwei nebeneinandergelegte AA-Batterien und dadurch ist das Ganze schön kompakt. Die Helligkeit ist auch mehr als ausreichend, damit sollte man so schnell nicht übersehen werden. Schon gar nicht in Kombination mit den Femto Lichtern ;)

 

Danach fiel mir die Klingel in die Hand. Die musste ich mir dann doch noch gönnen :) Geworden ist es eine Crane Klingel in Kupfer. Die sieht nicht nur gut aus, Sie klingt auch besser und ist vor allem lauter als die alte Klingel. Ein weiterer Vorteil ist das ich an die Klingel mit dem Daumen deutlich besser herankomme, ist also auch ein kleiner Sicherheitsaspekt ;) Optisch passt die Klingel jedenfalls super, da auch diese eine gewisse Retro Optik hat. Kramen wir mal weiter in der Tüte mit dem Kleinkram!

 

Jetzt waren mir die Femto Lichter in die Hände gefallen. Wie man sehen kann haben die Lampen ein wunderschönes eloxiertes Kupferfinish. Hach, herrlich! Die Lampen sind wirklich kein Ersatz für eine ordentliche Beleuchtung, aber als kleine Ergänzung oder Notbeleuchtung durchaus nutzbar. Alles besser als in der Dunkelheit ohne Lampe zu fahren und gar nicht gesehen zu werden!

 

Die Lampen lassen sich zum Glück relativ einfach montieren, man muss lediglich den Gummi einmal in den Halter geklemmt bekommen. Wenn man den etwas anzieht während man da das Gummi durchdrückt geht es leichter :) Macht schon was her und ich denke als "Tagfahrlicht" werden die schon taugen :cool:

 

Die Lampen verfügen über mehrere Modi. Die ersten 3 Modi blinken in unterschiedlichen Geschwindigkeiten, von langsam zu schnell. In Modus 4 pulsiert das Licht langsam und im letzten Modus ist die Lampe einfach nur permanent an. Die Leuchtdauer schwankt zwischen 30 Stunden (Dauerleuchten) und 60 Stunden (langsames Blinken). Nette kleine Ergänzung :)

 

Als nächstes waren dann die Griffe an der Reihe! Auf die hatte ich mich schon besonders gefreut :cool: Hier stellte ich bei der Montage fest das die alten Griffe, obwohl Sie das gleiche Modell sind, doch etwas anders sind was die Länge betrifft. Der kurze Brooks Griff ist etwas länger und der lange Brooks Griff ist etwas kürzer als die alten Originale von Ergon. Dies führt dann dazu das man den Schaltgriff und die Bremshebel wieder neu positionieren muss. Auf der kurzen Seite ergab sich noch das Problem das der Griff hier nicht wirklich halten wollte, weiter reinschieben behebt das Problem zwar ein bisschen, allerdings kommt dann die Endkappe aus dem Griff was mir dann wieder sagt das ich den Griff zu tief drin habe. Da ich das Problem schon so von der Vespa hatte behalf ich mich hier mit dem gleichen Trick: Panzertape! Einfach eine kleine Schicht neben den Shifter und dann den Griff darüber. Et voila, der Griff hält und bleibt auch an Ort und Stelle! :) Optisch machen die Dinger echt was her und durch das Leder greifen die sich auch sehr angenehm. Die endgültige Einstellung muss ich dann mal nach ein paar Kilometern Fahrt vornehmen, dann weiß ich auch ob die etwas weiter nach oben oder nach unten müssen.

 

Jetzt war die Satteltasche an der Reihe. Hier zieht man einfach nur die beiden Riemen durch die Ösen am Sattel, schließlich ist die Tasche ja für die Brooks Sattel konstruiert. Die Laschen werden dann noch einmal innerhalb der Sattentasche durch die Ösen geschoben, so hängen die Laschen nicht so unmotiviert außen an der Tasche herum. Find ich ne elegante Lösung und wirkt aufgeräumter :) Die Verschlusslasche wird noch einmal extra durch den Deckel geführt, so bleibt die Tasche immer schön fest zu. Alles Plug & Play :) Auch sonst macht die Tasche einen netten Eindruck und die Größe ist für meine Bedürfnisse genau richtig. Nicht so klein wie die Mini Täschchen von früher wo man maximal ein kleines Flickset reinbekommen hat, aber auch nicht so groß das man da einen halben Rucksack am Sattel hängen hat. Ein schnelles aber schönes Upgrade :cool:

 

Weiter ging es mit dem Scheinwerfer. Hier hatte ich erst etwas Bammel das ich hier die schwächere Version erstanden habe, da die Bezeichnung das vermuten ließe. B&M bezeichnet die stärkeren Versionen immer mit Premium worauf ich bei der IQ Speed natürlich nicht geachtet habe :rolleyes: Naja, beim ersten Test wirkte die IQ Speed trotzdem heller, dafür ist der Leuchtbereich nicht ganz so breit wobei ich da keinen wirklichen Nachteil drin sehe da so der Leuchtkegel definierter ist was ich prinzipiell besser finde. Auf einem Radweg brauche ich keinen 10 Meter breiten Leuchtkegel. Ein bisschen Forschung brachte hier Klarheit, ich habe hier tatsächlich noch eine frühe Version der Ixon Premium liegen. Unterhalb der Lampe ist eine Modellnummer drauf anhand derer man die Version bestimmen kann. In meinem Falle ist es ein Modell 192 und ist damit eine echte IXON Premium mit 80 Lux. Erklärt allerdings irgendwie nicht warum die Speed mit Ihren 50 Lux trotzdem subjektiv heller erscheint. Heißt ich habe zwar eine ältere, schwächere Version der Speed erwischt, diese aber heller wirkt als meine alte Lampe. Muss ich mal einen Feldversuch starten. Notfalls kann ich die Speed immer noch auf eine Premium upgraden. Einziger Kritikpunkt wäre meiner Meinung nach lediglich die Befestigung die nicht ganz so fest wirkt, aber auch hier werde ich es mal mit etwas Panzertape probieren, vielleicht klappt das besser. Der Lenker scheint vom Durchmesser etwas dünner als der Durchschnitt, würde auch erklären warum ich mit den Griffen ein bisschen Gefummel hatte.

 

Ansonsten ist die Speed genau so wie ich es mir vorgestellt hatte und diese baut ein gutes Stück kürzer als die alte Ixon. So hängt da nicht so viel am Lenker herum und durch den Spanner lässt sich die Lampe auch schnell demontieren. Da die Lampe ursprünglich für Rennräder gedacht ist, kann man an das Akkupack auch eine zweite Lampe anschließen. Interessant wäre jetzt ob der Akku quasi getrennte Zellen für jeden Anschluss hat, also ob man wenn Lampe 1 leer ist einfach auf Lampe 2 wechselt oder ob der zweite Anschluss einfach nur dafür da ist das man zwei Lampen parallel betreiben kann. Werde ich wohl einfach mal die Probe aufs Exempel machen müssen ;) Wäre ich jetzt komplett irre würde ich noch eine Ixon Speed Premium mit 90 Lux besorgen und hätte so zwei Lampen :D Wobei die eine dann aufgrund der höheren Helligkeit auch als Fernlicht fungieren könnte, aber das wäre wohl Overkill und würde auch nur meiner eigenen Belustigung dienen. Die meiste Zeit werde ich eh zusehen bei Tageslicht zu fahren.

 

Das Akkupack ist erfreulicherweise deutlich kleiner als ich dachte, so fällt es auch nicht so unangenehm auf wenn man es an den Rahmen schnallt. Ebenso in dem Paket war das originale Ladegerät welches mit 0,9A oder 1,6A laden kann. Ist auch nicht verkehrt, dass kann ich dann in der Garage lassen und muss die Lampe bzw. die Akkus nicht jedes mal in die Wohnung schleppen um Sie zu laden. Weiterer Pluspunkt: Alle für den Betrieb notwendigen Komponenten passen perfekt in die Satteltasche, als ob Sie dafür gemacht wäre :cool: So kann man den Kram schnell verstauen wenn man es tagsüber nicht am Lenker braucht was natürlich der Optik zu Gute kommt :)

 

Damit war ich auch fürs Erste mit dem Rad durch. Macht doch echt was her mit den Anbauteilen! :cool:

 

Fahreindrücke

 

Jetzt hab ich so lange über den Umbau herumgesabbelt das es natürlich auch endlich mal an der Zeit ist über die Fahreindrücke zu schreiben. Einige wollten ja, berechtigterweise, wissen wie sich das Fahrrad bzw. die Rohloff so fährt. Deshalb gibt es jetzt auch meine Fahreindrücke :)

 

Erste Eindrücke

 

Was bei der ersten ausgedehnteren Probefahrt aufgefallen ist, dass sich die Nabe nicht so direkt anfühlt wie eine Kettenschaltung sondern eher geschmeidig. Ist schwer zu beschreiben das Gefühl, aber es ist sehr angenehm und passt super zum Cruiser Charakter des Rads. Erinnert mich ein bisschen an das leicht verschliffene einer Wandlerautomatik. Jetzt macht es auch Spaß einfach mal entspannt mit 20 km/h vor sich hinzubummeln. Die Werkstatt hatte beim Umbau der Laufräder netterweise auch die Bremsen so eingestellt wie ich es gerne gehabt hätte. Damit entfällt für mich wieder etwas Fummelei. Der Druckpunkt gefällt mir jetzt deutlich besser und die Bremse funktioniert jetzt auch besser als vorher. Schätze die neuen Beläge vertragen sich besser mit den neuen Felgen. Anders kann ich mir nicht erklären das man das Rad jetzt energischer ankern kann als vorher und auch das Fading stark verringert ist. Es sind ja immerhin immer noch die selben Beläge drauf, tauschen wäre ja auch sinnfrei gewesen da ich die erst vor ein paar Wochen neu gemacht habe. Hier war das Upgrade schon einmal sinnvoll, auch wenn die Cantileverbremse natürlich immer noch keine Wunder vollbringt! :)

 

Schaltgefühl

 

Das Schalten geht zackig und unmerklich. Klar, da muss ja auch keine Kette auf ein anderes Ritzel gehievt werden. Dieser ganze mechanische Vorgang entfällt einfach. Wenn der Gang drin ist, ist er auch direkt drin. Einmal am Shifter drehen und der Gang ist direkt drin. Fühlt sich sehr komfortabel an weil man es einfach nicht merkt oder spürt! Bei einer Kettenschaltung kracht es ja schon mal gerne ein bisschen im Gebälg ;) Super ist auch die Möglichkeit jederzeit im Stand schalten zu können. Das hilft auch wenn man sich mal, zum Beispiel an einer heftigen Steigung, doch mal so ganz im Gang vertan hat oder verpennt hat rechtzeitig runterzuschalten. Einfach fix ein paar Gänge runterdrehen und man hat wieder eine passende Übersetzung ohne sich Sorgen um überspringende oder hängende Ketten machen zu müssen :) Da wären wir auch schon bei einem weiteren Vorteil, man kann dank dem Gripshifter fix mehrere Gänge auf einmal runterschalten. Wer im Handgelenk flexibel genug ist kann mit zwei Bewegungen des Handgelenks einmal das komplette Gangspektrum schalten. Probiert das mal mit einer Kettenschaltung ;) Mit den von vielen heißgeliebten Rapid Fire Schalthebeln muss man da schon ordentlich klickern um viele Gänge möglichst schnell runterzuschalten. Da dürfte bestenfalls eine elektrisierte Kettenschaltung vom Tempo hinterherkommen und da gäbe es von Rohloff ja auch was Passendes, zumindest für E-Bikes ;)

 

Durch die gleichmäßigen Übersetzungsschritte sind die Gangsprünge angenehm gleichmäßig. Beim Gangwechsel ruckelt nix, scheppert nix, gibt es keine Kraftunterbrechung (zumindest nicht wie bei der Kettenschaltung während des Gangwechsels) oder ähnliches. Einfach kurz die Last aus dem Tritt nehmen, am Hebel drehen und der Gang ist sofort drin. An dieser Stelle ein kurzer Einschub zum Thema schalten unter Last: Ja, grundsätzlich geht das! Jetzt kommt aber das große Aber: Sonderlich komfortabel fühlt sich das nicht an und man muss auch deutlich mehr Kraft für den Gangwechsel aufwenden damit das so klappt. Rohloff selbst schreibt dazu folgendes:

 

Zitat:

Beim Schalten werden im Getriebe Kupplungselemente bewegt, die bei Druck auf die Pedale unter Last stehen. Im Stand und bei geringer Pedallast lässt sich der Schaltgriff leicht von Rastung zu Rastung drehen. Mit steigender Pedallast nimmt die zum Drehen des Schaltgriffs erforderliche Handkraft zu. Für den schnellen Gangwechsel in beliebigen Kurbelstellungen ist zu beachten, dass genau im Moment der Schaltgriffdrehung das Pedal ohne Unterbrechung der Trittbewegung entlastet werden muss. Dabei bestimmt das Maß der Entlastung die Leichtgängigkeit des Schaltvorgangs. Das Durchlaufen der Kurbeltotpunkte ist mit einer Trittkraftreduzierung verbunden. Ein Schalten beim Durchlaufen der Kurbeltotpunkte erfolgt daher immer mit niedrigen Schaltkräften.

 

Schalten der Rohloff SPEEDHUB 500/14 unter Pedallast ist bei richtiger Bedienung nicht notwendig. Dennoch ist das Schalten unter hoher Pedallast möglich und für das Getriebe aufgrund seiner soliden Konstruktion unschädlich. Das Schalten unter hoher Pedallast ist jedoch mit einer starken stoßartigen Belastung der Kupplungselemente im Getriebe verbunden. In diesem Fall kann ein durch Zurückschnappen der Kupplungselemente verursachtes kurzzeitiges Leertreten der Kurbeln nicht ausgeschlossen werden. Der Fahrer kann das Gleichgewicht verlieren und stürzen. Schalten unter hoher Pedallast erfolgt daher auf eigene Gefahr.

 

Bisher kann ich das genauso bestätigen. Möglich? Ja! Schön? Nein! Da muss ich noch ein bisschen üben bis ich das mit dem schalten am Totpunkt hinbekomme. Bisher mache ich immer eine kurze Trittpause was ja grundsätzlich funktioniert und die Bedienkräfte minimal hält. An dieser Stelle auch der Hinweis das man auch im Stand darauf achten sollte das da keine Last auf dem Pedal ist. Wer beim stehen an der Ampel ein Bein gerne mal in Startstellung auf dem Pedal parkt wird feststellen das auch das Schalten im Stand dadurch erschwert wird, da auch hier die Kupplungselemente unter Druck stehen. Wie gesagt, ist alles eine Gewöhnungssache. Kettenschaltung richtig fahren will auch erst einmal gelernt sein!

 

Bandbreite

 

Die Bandbreite spürt man dann richtig schön, wenn man mal fix durch jeden Gang einzeln durchschaltet und mal ganz oben bzw. ganz unten im Spektrum angekommen ist ;) Durch die feine Gangabstufung merkt man, besonders in den mittleren Gängen, den Unterschied zum vorderen Gang kaum aber er ist da!

 

Wer einmal so eine breit gefächerte Schaltung mit wenig Gängen hatte kennt das Gefühl das der nächsthöhere Gang schon wieder zu schwergängig ist um eine angenehme Trittfrequenz zu halten. Hier hat man nie das Gefühl das der nächsthöhere Gang plötzlich einen so überdurchschnittlich großen Sprung hinlegt das es unangenehm wird. So kann man dann auch schön ein bisschen mit der Gangauswahl spielen und sich immer zur eigenen Trittfrequenz den passenden Gang zurechtlegen :) Im Vergleich zu meiner alten Kettenschaltung muss ich bei der Rohloff schon zwei Gänge oder mehr auf einmal schalten um ein ähnliches Gefühl bei den Gangsprüngen zu haben und das ist in dem Kontext durchaus positiv zu sehen!

 

Die Bandbreite selbst ist im Vergleich zu vorher der Wahnsinn, auch irgendwo logisch, schließlich hab ich jetzt 8 Gänge sowie mehr als das 1,5 fache der alten Bandbreite mehr. Der erste Gang ist wirklich brutal leichtgängig, da hat man schon bei niedrigstem Tempo das Gefühl man tritt voll ins Leere, aber der Gang ist auch wirklich kurz, selbst im Vergleich zur Konkurrenz. Der letzte Gang ist dafür schon ordentlich schwergängig, da kann man bergab sicherlich ein bisschen Tempo machen :) Mit etwas treten komme ich hier schon mal auf knapp 30 Km/h, aber um das in dem Gang dauerhaft zu halten oder gar schnell zu fahren, muss ich noch fleißig trainieren, dann ist das sicherlich noch ein bisschen mehr drin ;) Die mittleren Gänge funktionieren bei flachem Terrain schon ganz gut und man kann so schon mal fix kleine Steigungen ausgleichen und so seine Trittfrequenz halten :) Die unteren Gänge sind wirklich was für Bergziegen, aber auch hier liegt wieder einer der Vorteile der Rohloff. Dadurch das Rohloff da in der Übersetzung so weit runtergeht, kommt man auch steilere Berge angenehm hoch. Es gibt immer einen passenden Gang :cool:

 

Wirkungsgrad

 

An der Stelle noch einmal ein bisschen mehr zum Vergleich mit der Alfine 11, schließlich war das die Alternative und die Fahreindrücke mit der Rohloff helfen bei der Einordnung der technischen Daten :)

 

Ein großer Vorteil der Rohloff ist der relativ hohe Wirkungsgrad im Vergleich zu anderen Nabenschaltungen, hier ist Rohloff bisher mehr oder weniger ungeschlagen. In dem Diagramm im verlinkten Artikel sieht man einen Vergleich zwischen den gängigsten Getriebenaben. Auffällig ist wie stark der Wirkungsgrad bei niedriger Last abfällt, besonders bei den günstigeren Naben. Die Rohloff fällt da nicht ganz so ab, schlimmstenfalls auf 89%. Besonders interessant ist hier der Vergleich zwischen der Rohloff und der Alfine 11. Also schauen wir uns mal die Wirkungsgrade bei ungefähr der gleichen Übersetzung an. Dafür schnappen wir uns bei der Rohloff den 11. Gang, da dieser direkt übersetzt ist und bei der Alfine den 5. Gang da dieser sehr nahe an der direkten Übersetzung ist. Die Alfine kommt hier auf einen Wirkungsgrad von 89%, die Rohloff auf 96%. Klingt nach wenig, ist aber durchaus beim Fahren zu spüren. Was man der Alfine noch zu Gute halten könnte wäre die sehr breit ausgelegte Übersetzung, wodurch höhere Endgeschwindigkeiten möglich sind als mit der Rohloff. Allerdings muss man schon SEHR kräftige Beine haben um auf die fast 47 km/h zu kommen welche die Alfine theoretisch hergeben würde. Ich für meinen Teil könnte da beispielsweise den letzten Gang gar nicht so wirklich nutzen und durch die ungleichmäßige Gangspreizung hätte man da wieder diese ungleichmäßigen Sprünge welche ich nicht mag.

 

https://fahrradzukunft.de/17/...ngsgradmessungen-an-nabenschaltungen-2

 

Die Rohloff kommt bei gleicher Ritzelwahl auf immerhin noch knapp 42 km/h. Aber wenn ich mal ehrlich bin, selbst als Jungspund bin ich nie auf solche Tempi gekommen, maximal bergab und das war schon alles andere als lustig. So ein Drahtesel fühlt sich bei solchem Tempo alles andere als angenehm an, zumindest für mich. Einen Schnitt (!) von 30 km/h aufwärts fahre bzw. schaffe ich (noch?) nicht. Werde ich wohl auch nie, da mir allein die ganzen Ampelphasen in der Stadt den Schnitt jedes Mal ordentlich versauen ;) Da ich auch kein Rennrad fahre und auch keinen Wert darauf lege bergab an die 100 km/h (ja, die Typen gibt's tatsächlich :eek:) draufzukriegen bin ich darüber auch nicht sonderlich traurig :D

 

Da ist die Übersetzung der Rohloff, so wie sie ist, für mich deutlich alltagstauglicher und sollte auch den allermeisten Fahrern immer die passende Gangstufe zur Verfügung stellen. Und selbst wenn es irgendwann doch nicht mehr passt, kann man die Übersetzung immer noch durch ein anders Ritzel oder Kettenblatt in die gewünschte Richtung verschieben. Die Rohloff hat den Vorteil, dass die unteren Gänge schon extrem kurz übersetzt sind (mit ein Grund weshalb Weltenbummler die Rohloff so lieben!) und wenn diese dann durch eine andere Ritzel-/Kettenblattkombi etwas länger werden ist das für den Stadtbetrieb noch kein Problem.

 

Bergtauglichkeit

 

Für viele Tourenfahrer durchaus ein wichtiges Kriterium, da einem das beste Tourenrad nichts bringt wenn man das Rad dann wegen unpassender Übersetzung jeden Berg heraufschieben darf. Hier ist die Rohloff der Alfine aufgrund der Übersetzung und der höheren Bandbreite dann merklich überlegen. Wie bereits erwähnt, geht die Speedhub hier auf knapp über 4 km/h in der Übersetzung runter, bei Nutzung des Standard Ritzels, was schon sehr kurz ist. Das ist langsames Gehen! Dafür ist so ein Gang eben an steilen Anstiegen enorm praktisch. Erst die Tage habe ich eine Doku über zwei Mädels gesehen die mit dem Rad zur Eiger Nordwand geradelt sind, incl. Gepäck und Anhänger. Die sind auch so langsam geradelt das man Sie locker zu Fuß überholt hätte, aber genau hier haben solche kurzen Übersetzungen Ihren Sinn und eine Existenzberechtigung :) Nicht das ich jetzt eine Alpenüberquerung mit dem Rad plane, aber gut zu wissen das man es in der Theorie könnte :D

 

Kritik

 

Fairerweise möchte ich an dieser Stelle auch auf die Kritikpunkte eingehen die man als Interessent schon mal in Verbindung mit der Speedhub immer wieder zu hören bekommt.

 

Geräuschentwicklung

 

Ein Punkt der von vielen immer als Kritikpunkt genannt wird ist die Geräuschkulisse der Rohloff. Prinzipbedingt macht die Nabe beim fahren, auch abhängig vom gewählten Gang, gewisse Laufgeräusche. Diese sind mir jetzt aber nicht negativ aufgefallen und durch die Befüllung mit dem Öl auch mehr oder weniger weg. Vor der Befüllung gab es im berühmt berüchtigten 7. Gang ein klackern welches man dann leicht in den Pedalen spürte, aber selbst die Geräusche empfinde ich jetzt nicht als laut oder gar störend. Nach dem Ölwechsel waren die Geräusche für mich nicht mehr wahrnehmbar. Die Reifen machen da mehr Lärm. Das lauteste ist das wirklich noch das klackern wenn die Nabe frei läuft, man sich also rollen lässt ohne zu treten. Das hat man aber auch bei einer entsprechenden Kettenschaltung.

 

Fairerweise muss man jetzt auch sagen das die Laufgeräusche stark vom Rahmenaufbau (Durchmesser) und dem Material abhängig sind. Meist schluckt Stahl Geräusche besser als Alu (abhängig von der Sorte) oder gar Carbon. Dünnere Rohre, wie an meinem Rad, bieten auch weniger Resonanzraum. Erklärt vielleicht auch warum die Naben in manchen Videos fürchterlich klackern (Carbonrahmen) und meine mehr oder weniger unhörbar ist. Vermutlich kommt auch einfach mein Rahmen der Speedhub in der Hinsicht hingegen. Stahlrahmen und dazu relativ filigrane Rohre ;)

 

Rohloff schreibt dazu:

 

Zitat:

Dünnwandige, bzw. großvolumige Aluminiumrohre (große Rohrdurchmesser) neigen eher zu Geräuschverstärkung, bzw. 'transportieren' diese Geräusche wesentlich besser im Vergleich zu dickwandigen (kleine Rohrdurchmesser) Stahlrahmen (die Rohre des Rahmens können als Resonanzkörper wirken).

 

Wie gesagt, mir ist da nichts negativ aufgefallen! Aber es soll Leute geben die wohl auch den Klang eines V8 als Lärm empfinden :D Ist wohl ne subjektive Geschichte und sollte sich jeder einfach mal bei Gelegenheit selber anhören ;)

 

Preis

 

Ein weiterer Kritikpunkt ist der Preis der Speedhub. Ja, grundsätzlich ist die Speedhub schon sehr teuer, ich kann die Kritik hier durchaus nachvollziehen und ich habe auch selber schwer mit mir gehadert ob ich so viel Geld ausgeben soll. Neben der ein oder anderen unerwarteten Finanzspritze waren es dann aber gerade die technischen Daten und die erwiesenermaßen sehr hohe Zuverlässigkeit der Rohloff wichtige Punkte die für mich persönlich für die Nabe sprachen. Während man bei der ein oder anderen Alfine schon mal von Ausfällen hört muss man eine Rohloff schon ordentlich misshandeln um Sie kaputt zu bekommen. Das ist einer der Punkte die den Preis zumindest etwas relativiert. Und wenn die Nabe entsprechend dann auch Jahrzehnte hält relativiert auch das den Preis wieder ein bisschen den man sonst in die Erhaltung der Kettenschaltung gesteckt hätte.

 

Rohloff ist in dem Bereich ja noch nicht mal der teuerste Anbieter! Es gibt es in der Hinsicht mit der Kindernay XIV mittlerweile eine noch teurere Nabenschaltung. Und auch eine sehr gute Kettenschaltung kostet richtig Geld. Der Nachteil bei Nabenschaltungen ist die fehlende Auswahl weil Kettenschaltung natürlich deutlich verbreiteter sind und auch technisch nicht so aufwändig sind. Entsprechend ist hier auch die Auswahl deutlich größer und die Preise auch deutlich breiter gefächert.

 

Rohloff waren die ersten die sich überhaupt so richtig an eine moderne, mehrgängige Nabenschaltung herangetraut haben die von den reinen Zahlenwerten mit einer Kettenschaltungen mit vielen Gängen mithalten konnte und das Ganze auch in Serie gebracht haben. Sachs hatte da mit der Elan 12 zwar mal was ähnliches im Angebot, allerdings ist das Ding aufgrund Ihrer Unzuverlässigkeit und dem horrenden Gewicht von 4kg wohl schnell wieder in der Versenkung verschwunden und eher was für Sammler als für Alltagsfahrer.

 

Das Rohloff da eine gute Idee hatte, die auch 20 Jahre später noch funktioniert zeigt die Tatsache das die Kindernay-Nabe von der technischen Seite der Rohloff schon extrem ähnlich ist und das ist schon der einzige nennenswerte Konkurrent der überhaupt was ähnliches anbietet. Während sich die Hersteller bei Kettenschaltungen mit Ihren unzähligen Produktlinien schon teilweise selber Konkurrenz machen, ist bei den Nabenschaltungen die Entwicklung irgendwie stehen geblieben was Schade ist. Schließlich funktionieren die grundsätzlich gut wenn man sich bei der Entwicklung Mühe gibt.

 

Da verwundert es auch nicht das es in dem Bereich der Kettenschaltungen auch deutlich mehr Auswahl gibt, hier gibt es ja durch die Bank wirklich von billigsten Komponenten bis hin zu sündhaft teuren High-Tech Komponenten wirklich alles. Eine Shimano Dura-Ace, Shimanos Top Gruppe für Rennräder kostet auch schnell mal mehr als das komplette Rohloff Paket wenn man denn will. Eine Shimano XTR, die Top Schaltgruppe für Mountain Bikes kostet auch mal gerne mal weit mehr als eine Rohloff. Gleiches bei SRAM, hier kann man für eine mehr oder weniger komplette Gruppe, also mit Bremshebeln aber ohne Bremse, Kurbel und so weiter schnell mal über 3000€ (!) ausgeben.

 

Erklärt dann aber auch warum bestimmte High-End Montainbikes oder Rennräder gerne mal den Gegenwert eines Neuwagen haben. Ich denke vor dem Hintergrund relativiert sich der hohe Preis auch wieder ein Stück weit. Man muss der Rohloff ja noch zu Gute halten und ich denke das kann man gar nicht genug hervorheben, ist die Tatsache das diese als sehr haltbar und langlebig gelten. Es gibt einige Rohloff Fahrer welche die 100.000km schon weit hinter sich gelassen haben. Keine Kassette dieser Welt hält 100.000km durch! Für die Laufleistung hat man als Kettenfahrer schon x-fach diverse Komponenten der Schaltung getauscht. Gerade High-End Schaltungen sind zugunsten der Schaltbarkeit und des Gewichts aus weniger robusten Materialien gebaut. Sie sind auch nicht zum Kilometerfressen gedacht wie die Mittelklassekomponenten. Durch die gerade Kettenlinie werden Kette und Ritzel geschont und halten entsprechend länger. Bei der Rohloff hat man noch den Vorteil das man das hintere Ritzel umdrehen kann was deren Nutzbarkeit mal eben verdoppelt. Wenn man das mal über mehrere Jahre zusammenrechnet relativiert auch das den Preis wieder ein Stück. Ich sage jetzt nicht das man mit der Rohloff zum Sparbrötchen wird, ich denke kaum das man den hohen Kaufpreis als Ottonormalfahrer so schnell rausfährt! Man muss auch sagen das sich die Rohloff eher an Enthusiasten richtet die dann auch bereit sind das Geld hinzulegen, ohne diese Klientel würden auch Gruppen wie Dura Ace, Ultegra oder XTR nicht funktionieren.

 

Aber wie bei so vielem im Leben kommt es hier auch auf das Einsatzgebiet und die eigenen Ansprüche an. Wer nur ein bisschen durch die Stadt oder das platte Land fahren will braucht kein superteures Fully mit XTR Schaltung. Da braucht es auch nicht unbedingt mal eine Gangschaltung mit 30 Gängen oder ähnliches. Gut, da braucht es auch keine Rohloff wenn man ehrlich ist. Das wäre so ein klassisches Einsatzgebiet für eine einfache Schaltung mit eher wenigen Gängen. Funktionieren tun am Ende alle Schaltungen, die Frage ist eher das WIE und wie lange ;)

 

Nochmal:

 

Wer kein Vielfahrer ist wird mit der Rohloff wohl keinen Preisvorteil herausfahren. Aber wenn man das Radfahren als Hobby betrachtet und etwas Besonderes will oder einfach die Zuverlässigkeit für die nächste Weltumrundung braucht ist das Geld grundsätzlich schon gut angelegt. Besonders weil Rohloff Naben auch einen sehr hohen Werterhalt haben! Selbst viel gelaufene, frühe Naben bringen noch mehrere Hunderter auf dem Gebrauchtmarkt ein. Auf einem Markt auf dem selbst hochwertige Räder im Rekordtempo Ihren Wert verlieren finde ich das schon einen erwähnenswerten Aspekt.

 

Gewicht

 

Noch ein gerne genommener Kritikpunkt der Rohloff bzw. von Nabenschaltungen an sich, ist das Gewicht. Das ganze Rohloff System wiegt gut 1,8kg. Wobei es auch Kettenschaltungen gibt die in ähnlichen Gewichtsklassen unterwegs sind. Wer wirklich auf wenig Gewicht wert legt ist mit einer Kettenschaltung wohl besser dran. Die leichteste SRAM Eagle bringt ca. 1500g auf die Waage. Sind also am Ende des Tages ein paar 100g Differenz. Das mag jetzt sehr nach Jammern auf hohem Niveau klingen, aber für Sportfahrer sind das Welten! Für Reise- oder Stadtfahrer ist das Gewicht aber meiner bescheidenen Meinung nach eher zu vernachlässigen. Kein Radpendler kann mir erzählen das er 300g Unterschied an seinem Fahrrad ernsthaft beim fahren spürt.

 

Da die Rohloffs auch gerne in Reise- und E-Rädern zum Einsatz kommen machen die paar 100g Mehrgewicht der Rohloff den Braten auch nicht fett, schließlich wird hier noch viel mehr Zeugs herumgeschleppt. Zumindest ich spüre die Gewichtsverlagerung an die Hinterachse überhaupt nicht und bei mir ist der Unterschied ja noch krasser, da ich nur eine 6er Kassette drauf hatte und die Kassette wog lediglich 300 Gramm, das bisschen Schaltwerk dürfte auch kein KG gewogen haben. Ist also eher ein Thema für sehr sensible Fahrer.

 

Fazit

 

Hat sich die Sache denn jetzt wenigstens gelohnt? Ich persönlich kann die Frage mit ja beantworten :) Die Fahrbarkeit des Rades hat sich deutlich verbessert!

 

Ich habe bei der Sache wieder sehr viel gelernt, da ich mich dann doch intensiver mit dem Thema Fahrrad beschäftigen musste. Gerade auch weil es ein amerikanisches Fahrrad ist wo wieder ein paar Dinge anders gelöst sind als bei europäischen Rädern war es doppelt spannend sich damit einmal auseinanderzusetzen. Da kamen dann doch ein paar Parallelen zu den amerikanischen Autos auf die ja auch über ihre ganz eigenen Detaillösungen verfügen :) Es war für mich auch interessant zu sehen wie komplex selbst Fahrräder mittlerweile sein können und da denke ich primär nicht mal an E-Bikes sondern vor allem an richtige Sportgeräte die dann gerne auch mal so viel wie ein neues Auto kosten können!

 

Hätte mein Rad den Platz für eine größere Kettenschaltung gehabt, hätte ich mich wohl nie im Detail mit einer Nabenschaltung beschäftigt. Dann wäre das Projekt auch nicht so eskaliert :D Aber gut, das macht ja auch ein bisschen den Spaß an der Sache aus und man hat dann etwas das man länger behalten kann. Zumindest ist es mein Plan das Rad so lange zu behalten wie möglich! Für mein Einsatzgebiet und auf meine Bedürfnisse ist es ja jetzt perfekt :) Mit der Rohloff hab ich für meine Bedürfnisse und Ansprüche schon die passende Schaltung und zum Charakter des Rades passt Sie auch sehr gut. Und hey, die Rohloff kann ich dann immer noch in ein neues Rad einbauen wenn das Alte nicht mehr gefällt oder der Rahmen wirklich mal durch ist. Insofern ist das Geld auch nicht verloren :cool:

 

Insgesamt ist das Rad jetzt eine wirklich runde Sache :) Bequem war das Rad vorher schon, jetzt habe ich endlich eine, dazu passende, komfortable und zuverlässige Schaltung. Macht einfach Spaß wenn wieder alles funktioniert ;)


Mon May 10 20:59:20 CEST 2021    |    Dynamix    |    Kommentare (29)    |   Stichworte: Cruiser

Willkommen zum nächsten Part von Pimp my Bike :) Im letzten Part wurden die wichtigsten Umbauten mit der Werkstatt besprochen und der Umbau dann in Auftrag gegeben. Jetzt hieß es aber erst einmal warten, da über Ostern natürlich nicht viel in der Werkstatt passiert und die Teile ja auch erst einmal eintreffen müssen. Zumindest meine Rohloff dürfte das nicht betreffen, da diese Made in Germany ist :cool:

 

Das Endergebnis

 

Ich hatte also mein Rad abgegeben und das große Warten ging los. Nach gut 1,5 Wochen fragte ich mal an wie weit man denn ist. Die Antwort war dann ernüchternd. Der Mechaniker war krank geworden und so hat der Umbau noch gar nicht begonnen. Er wäre wohl am Anfang der darauf folgenden Woche wieder da und dann würde es schnell gehen. Also rief ich in der Mitte der betroffenen Woche wieder dort an. Jetzt hatte ich den Mechaniker am Telefon. Er hatte heute seinen ersten Tag nach seiner Krankheit und die Teile sein auch noch gar nicht bestellt da man vergessen hat mich nach der Anzahlung zu fragen :rolleyes: Ich hatte mich selber schon gewundert, dass mich bei DEN Teilekosten noch keiner nach einer Anzahlung gefragt hat. Hmpf! Also mit dem Geld schnell hin bevor sich das Ganze noch länger hin zieht, ohne Kohle keine Teilebestellung und ich wollte nicht das die Verzögerung am Ende an mir liegt. Man sagte mir allerdings auch das die Rohloff erst in der betroffenen Woche bestellbar wäre, es hätte also eh die zwei Wochen gedauert. Hätte man mir auch mal vorher sagen können.........

 

Aber wenigstens ein Gutes hatte die Sache! Dadurch das ich noch einmal mit dem Mechaniker sprechen konnte fragte er mich noch welche Version ich haben wollte, schließlich geht an meinem Rahmen entweder eine klassische Schraubachse oder eine Schnellspannachse. So wirklich nehmen tun sich beide nichts, allerdings hat die Schnellspannachse den Vorteil das man ein Pitlock einbauen kann! Das muss man sich wie eine Art Diebstahlsicherung vorstellen die man nur mit einem speziellen Werkzeug aufbekommt, welches nicht öffentlich verkauft wird. Nicht die dümmste Idee bei einer Nabe mit DEM Preis.

 

Wenn es blöd läuft warte ich noch einmal zwei Wochen. Wenn ich Glück habe kommt das Zeug nach einer Woche an und der Einbau dauert dann 1-2 Tage womit ich dann das Rad am Ende der Folgewoche hätte. Aber fürs Erste war wieder das große Warten angesagt. Wo ich doch so ein geduldiges Kerlchen bin was solche Geschichten angeht :rolleyes: Und ich dachte die knapp zwei Wochen Wartezeit beim Kuga wären die Hölle gewesen! :D

 

Ich tröstete mich solange mit dem Buch "Rohloff Geschichten" von Barbara Rohloff. Hier erfährt man alles mögliche um die Firma Rohloff, Ihre Mitarbeiter, die Technik hinter der Speedhub und verschiedene Geschichten Ihrer Fahrer, die Ihre Erlebnisse und Geschichten selber schreiben durften und damit unverfälscht in das Buch aufgenommen wurden. Hier sind schon einige Fahrer die von Ihren Erlebnissen über 100.000km berichten, die Nabe hat Ihre Haltbarkeit im Alltag also durchaus mehrfach bewiesen. Für Rohloff-Fahrer ein Muss und für 15€ ist der Preis gemessen am Umfang und der liebevollen Gestaltung schon fast ein Schnapper. Das Buch ist zwar zur Entstehung der 100.000en Speedhub (zu der es übrigens eine "goldige" Geschichte gibt ;)) erschienen, was auf das Jahr 2009 zurückgeht, aber an der Technik hat sich seitdem nichts getan und die restlichen Infos haben ja auch so Ihre Gültigkeit :) Kann man also durchaus auch Leuten empfehlen die keine Rohloff fahren, sich aber für die Marke bzw. die Technik der Speedhub interessieren, da im Buch im Detail auf die Funktionsweise eingegangen wird. Hier wird wirklich jedes kleine Detail der Nabe enthüllt! Los geht es mit einem Querschnitt der gesamten Nabe, danach gibt es eine Funktionsbeschreibung eines Planetengetriebes, dann werden die einzelnen Gangstufen im Detail vorgestellt und erläutert wie das Getriebe die verschiedenen Planetenradsätze ausrichtet um in den bestimmten Gang zu gelangen. Wer schon immer mal besser verstehen wollte wie eine Wandlerautomatik funktioniert, sollte sich das auf jeden Fall mal ansehen da das Prinzip mit den Planetenradsätzen das Selbe ist und in der Rohloff natürlich etwas vereinfacht ist im Vergleich zu einem Auto. Hilft aber erfahrungsgemäß auch immer gut die Zusammenhänge besser zu verstehen :)

 

Rohloff schreckt auch nicht davor zurück zerstörte Exemplare in dem Buch zu zeigen und im Detail darauf einzugehen warum die Naben kaputtgegangen sind. Dies lässt sich aber ausschließlich auf höhere Gewalt (Nabe hat eine Woche im Meer gelegen, Nabe versehentlich beschossen, Nabe verbrannt), technische Inkompatibilitäten (falscher Kettenschutz montiert) oder menschliches Versagen (vergessen die Nabe beim Einbau mit Öl zu befüllen) zurückführen. Alles ganz nett geschrieben und alles andere als nur trockener Stoff. So kann man auf gut 250 Seiten in aller Ruhe herumschmökern :) Zwischenzeitlich hatte ich das Rad meiner Frau vorbeigebracht da durch den neuen Lenker auch noch einmal neue Schaltzüge fällig geworden sind. Bei der Abgabe sagte man mir das die Teile bestellt sind und wohl was schneller da wären als gedacht. Hui, da war ich gespannt!

 

So zogen sich wieder ein paar Tage hin und es gab immer noch keine Neuigkeiten, da ich am Ende der besagten Woche eh in der Nähe des Ladens war, fragte ich mal nach. Dort sagte man mir dann das Sie ein Problem bei der Teilebeschaffung haben. Das Rad hat kein herkömmliches Tretlager sondern so eine ältere Konstruktion die sich OPC, also One Piece Crank (einteilige Kurbel), nennt. Auf Deutsch heißt das Ganze wohl Fauberlager. Hier werden die Kurbeln nicht auf das Tretlager aufgesteckt/geschraubt wie bei den europäischen und japanischen Kurbeln. Bei den alten US-Lagern besteht die Kurbel aus einem Teil, die Lager sind im Prinzip ein Kugellager pro Seite welches dann dem Rahmen verschraubt ist. Soweit so grob die Erklärung. Die einteiligen Kurbeln sind, soweit so amerikanisch, sehr robust. Aus diesem Grund kamen diese früher auch gerne bei Kinderfahrrädern, die ja gerne erhöhter Misshandlung ausgesetzt sind (;)) und heute noch bei BMX Fahrrädern zum Einsatz. Die BMX Bewegung entstand auch daraus das man alte Cruiser Fahrräder umgebaut hat um damit halt das zu machen was man mit BMX Rädern so macht. Durch den Dreck ballern und über Hügel springen. Hier haben die einteiligen Kurbeln auch noch Ihre Existenzberechtigung und wer Ersatzteile für so ein altes US Rad braucht wird nicht selten im BMX Bereich fündig!

 

Die Jungs sagten mir das Sie so ein Teil hier in Deutschland bisher nicht gefunden haben. Als kleinen Ausgleich durfte ich meine Rohloff schon mal in die Hand nehmen :) Bestellt hat man jetzt eine CC mit 36 Speichen, also eine Version für Schnellspannaben in einem hinreißenden eloxierten Rot :cool: Das Teil ist ganz schön groß, auf den Bildern wirkt das Teil locker um die Hälfte kleiner als das Ding in der Realität ist. Die Nabe wirkt verdammt wertig und das Teil wiegt auch gut was. Da kann ich schon nachvollziehen das einige da Sorgen wegen der Gewichtsverteilung am Rad haben. Aber gut, ich bin kein Rennradfahrer ;) Im Großen und Ganzen ist das Teil schon verdammt geil! Das ist mal ein richtig schönes Stück Ingenieurskunst :cool: Rohloff müsste mittlerweile über 317.000 Naben produziert haben, da meine Seriennummer mit 317 anfängt. Verdammt, nach all dem will ich das Ding umso dringender fahren! :( Der Mechaniker sagte auch schon das mein Bike ziemlich geil fahren wird, wenn es denn mal fertig wird. Nein, Geduld gehört in der Hinsicht wirklich nicht zu meinen Tugenden!

 

Das hat mich dann aber auch angespornt zuhause selber mal nach den Lagern zu suchen. Ha, wäre doch gelacht wenn ich da nichts finde! Wo ich und meine Frau dank den Autos doch schon geübt sind altes und obsoletes Zeug zu finden ;) Und siehe da, ich wurde schnell fündig. Laut einem US-Forum wo jemand einen 89er Earth Cruiser restaurieren wollte und auf das gleiche Problem gestoßen ist, haben die Earth Cruiser der ersten Generation, also auch mein Rad, ein OPC Tretlager mit 28 TPI, also 28 Windungen pro Zoll. Jaja, die Amerikaner und Ihre komischen Maßeinheiten ;) Es gibt wohl grundsätzlich nur zwei Größen:

 

24 TPI, die verbreitetste Größe mit Lagern mit 10 Kugeln.

 

28 TPI, eine etwas seltenere Größe die mit 9 Kugeln pro Lager und einer anderen Käfiggröße auskommen muss. Dies ist die Größe die mein Rad hat. Diese wurden wohl hauptsächlich bei klassischen Schwinn- und Moongoose-Rädern verwendet und bei bestimmten Jugendfahrrädern. Die frühen Earth Cruiser ähneln den alten Schwinn Rädern aus den 50ern sehr und die ersten Earth Cruiser kamen Ende der 70er auf den Markt, da verwundert es nicht das man das alte Zeug solange weitergebaut hat wie man den alten Rahmen produziert hat. Die neuen Earth Cruiser haben wohl die modernen Standardlager was ja in Sachen Wartung auch besser ist wenn wir mal ehrlich sind. Tja, ich hab irgendwie Talent mir das olle Zeug aus moderner Produktion zu angeln :D

 

Die passenden Lager gibt es auch noch! Also schickte ich mal den entsprechenden eBay Link an die Werkstatt mit der Bitte mal zu checken ob das die richtigen Lager sind. Sollten die passen, würde ich gleich mehrere Sätze auf Lager ordern. Man kann ja nie wissen ob man die in Zukunft noch bekommt!

 

Im schlimmsten Falle kann man das Ganze aber auch so umrüsten das europäische Lager passen. Dafür gibt es dann Umbaukits mit einer Art speziellem Halter den man in den Rahmen einbauen muss. Danach passen Tretlager nach BSA Norm in den Rahmen. Dies hatte ich der Werkstatt auch so vorgeschlagen, allerdings meinte man das man das im Detail mal nachmessen müsste ob das überhaupt passt. Nachher bestellt man da blind Teile und dann passen die nicht.

 

So zogen die Tage weiter ins Land und ich musste mich solange mit dem Rad meiner Frau behelfen.

 

Jetzt waren wieder 1,5 Wochen ins Land gezogen und ich fragte mal wieder was mein Rad macht. Dieses mal waren die Nachrichten gar nicht mal so schlecht. Die Werkstatt sagte mir das man die alte Kurbel behalten würde und stattdessen die Lager repariert. Da fehlten wohl Kugeln und die Ersatzkugeln wären jetzt auf dem Weg. Man hat ebenso festgestellt das man die Scheiben einzeln tauschen kann, aber meines Wissens funktionieren diese einteiligen Kurbel auch nicht anders. Aber so durfte ich mir noch spontan ein Kettenblatt aussuchen. Ich hatte die Wahl zwischen einem modernen Design ohne Löcher, dafür mit viereckigen Vertiefungen oder einer Oma-Variante mit Ausschnitten in Diamant/Tropfenform. Ich hab mich dann für die Oma Variante entschieden, da diese besser zum Retro Charme des Bikes passen. Ansonsten war soweit alles bereit für den Zusammenbau. Die Rohloff war eingespeicht und bis auf die beiden Kugeln für die Lager und die Reifen waren alle anderen Teile soweit da. Man sagte mir das ich wohl in zwei Tagen mit einem fertigen Rad zu rechnen habe. Mal schauen ob Sie es dieses Mal packen ;)

 

Spoiler: Taten Sie nicht! Die vermalledeiten Kugeln für das Tretlager waren immer noch nicht da :rolleyes: Man vertröstete mich wieder um einen Tag, allerdings schon mit dem Nebensatz das man da nicht garantieren könne das die Teile auch tatsächlich am nächsten Tag da wären. Mann! Da wird man noch bekloppt! Ausgerechnet an dem Wochenende sollte es warm werden was sich perfekt für eine längere Probefahrt anbieten würde. Also wartete ich noch einen Tag, in der Hoffnung das Sie es wirklich auf die Kette bekommen. Man hatte mir ja zumindest versprochen die Teile direkt einzubauen sobald Sie da sind. Und in dem Falle wollte sich sogar der Werkstattleiter persönlich darum kümmern. Hui! Aber erst einmal heißt es wieder abwarten............

 

Natürlich hat man sich am nächsten Tag NICHT gemeldet. Vermutlich sind die Teile nicht mal angekommen. Schätze mal das Corona auch hier seine Auswirkungen hat, schließlich sind gerade gefühlt alle Fahrräder und selbst die einfachsten Ersatzteile ausverkauft bzw. mit wochenlangen Lieferzeiten gesegnet. Da muss man zum Teil für einfache Schaltkassetten mal eben 3 Monate warten :eek:

 

Also warten wir auf den Montag, in der Hoffnung das es besser wird. In der Zwischenzeit habe ich meine erste Corona Impfung und entsprechend fertig war ich an dem Montag. An Fahren war da eh nicht zu denken. Trotzdem rief ich Nachmittags noch einmal dort an, dafür hat es dann gerade noch gereicht ;) Tja, was soll ich sagen?! Das Rad wäre am Samstag fertig gewesen, ich hätte wohl die SMS nicht bekommen. Ehm nee, hatte ich tatsächlich nicht :confused:

 

Der Tag war also endlich gekommen! Der Tag auf den ich jetzt ganze 1,5 Monate gewartet habe. 1,5 Monate voller Vorfreude, Wartefrust und Ungeduld.

 

Mein Rad war fertig!

 

Also noch schnell hin um das Rad wenigstens noch nach Hause zu bekommen. Um die Montage des Kleinkrams und die erste ausgedehnte Probefahrt kann ich mich dann immer noch kümmern. Also Rad abgeholt, kurz besprochen was gemacht wurde und was nicht gemacht wurde. Leider hat man die Billy Bonkers Reifen doch nicht mehr bekommen, die waren allerdings auch schon in einer prekären Liefersituation als ich die Idee zu dem Umbau hatte. Stattdessen gab es jetzt Schwalbe Road Cruiser in 47/559. Also unwesentlich schmaler als vorher, dafür aber in der gewünschten Retro Optik :cool: Naja, ist für den Rollwiderstand wohl auch was besser ;)

 

Die gewünschten Pedale konnte man auch nicht montieren, da es sich hierbei ja um eine BMX Kurbel handelt. Diese haben wieder andere Aufnahmen für die Pedale. Da muss ich dann selber noch einmal schauen was man da so montieren kann. Ist ja jetzt auch kein Hexenwerk. Ansonsten ist alles dran was verbaut werden soll, allen voran die Rohloff :cool:

 

Macht schon was her und das sonore klickern beim drehen des Laufrades hat was Beruhigendes :) Ich drehte schon einmal eine kleine Runde um den Block, wollte dann schließlich doch wissen wie das Ganze so funktioniert. Man merkt schon das sich die Nabe unter Last schwergängiger schalten lässt, auch wenn ich nicht damit gerechnet hatte das die Nabe da so sensibel reagiert. Die obligatorische Trittpause bzw. das Last rausnehmen sollte man aber schnell drin haben. Was auch auffällt, ist das die Nabe absolut unmerklich und direkt schaltet. Da gibt es keine Gedenkpause wie bei der Kettenschaltung oder einen kleinen Schlag wenn die Kette dann auf das nächste Ritzel rummst. Dafür fühlt sich das Ganze nicht in allen Gängen so direkt an wie eine Kettenschaltung, aber da waren wir wieder beim Thema Wirkungsgrad. Finde ich aber gar nicht so verkehrt, da sich das Rad so etwas geschmeidiger anfühlt. Eben ein bisschen wie eine komfortable Wandlerautomatik. Das waren jetzt nur die Eindrücke auf den ersten Metern, ein ausführlicher Fahrbericht folgt wenn es die Gesundheit zulässt.

 

Hauptsache das Rad ist erst einmal in der heimischen Garage, der Rest folgt dann im nächsten Teil ;)

 


Mon Apr 05 19:32:03 CEST 2021    |    Dynamix    |    Kommentare (2)    |   Stichworte: Cruiser

Die Umsetzung

 

Jetzt wo feststand was alles gemacht werden soll geht es so langsam an die Umsetzung. Einige werden sich nach den letzten Artikeln wohl gedacht haben: Spinnt der jetzt völlig? So viel Geld in ein Fahrrad versenken? Einige (incl. meiner Frau) werden sich jetzt die Frage stellen, ob es sich dann nicht eher gelohnt hätte ein neues Fahrrad zu kaufen, also eigentlich schon wie beim letzten Rad :D

 

Die Rechnung

 

Ich habe mir den Spaß tatsächlich mal gemacht und geschaut was man für das Geld so bekommen würde. Für gut 500€ bekommt man die ersten günstigsten Räder mit einer Shimano Nexus Nabenschaltung, allerdings dann aus billigster Produktion und dann nur mit 3 Gängen. Das wäre in Sachen Qualität und Haltbarkeit eher ein Rückschritt. Lohnt sich also in keiner Hinsicht bzw. deckt sich halt null mit meinen Vorstellungen und Anforderungen. Ich gehöre nicht zu den Leuten, die alle 3 Jahre ein billiges Baumarktrad kaufen, dieses platt fahren und dann das nächste Kaufen. Das ist weder finanziell sinnvoll noch nachhaltig. Und ja, es gibt diese Klientel tatsächlich! Wenn man mal davon ausgeht das man so eine Rohloff locker ein paar Jahrzehnte hat, und ja das ist nicht weit hergeholt, dann kann ich mir von der Kohle, die dieses häufige Wechseln kostet, locker mehrere Rohloff kaufen. Davon abgesehen das man die Rohloff auch problemlos überholen kann und Rohloff sogar anbietet das man die Naben einschicken kann wo Sie dann kostenlos (!) neu abgedichtet werden. Da lohnt es sich natürlich die Rohloff länger zu behalten ;)

 

Natürlich kann man jetzt auch mal etwas höher ins Regal greifen und da sind wir dann sofort im vierstelligen Bereich! Im Bereich um die 1000€ wird es zwar schon besser und man bekommt hier auch schon hydraulische Scheibenbremsen, aber da sind wir immer noch in einem Bereich wo man Kompromisse eingehen muss, besonders bei der Schaltung. So um die 1500€ für die ersten brauchbaren Cityräder mit einer Shimano Alfine muss man dann schon anlegen wenn man da was vernünftiges aus der Mittelklasse haben möchte. Allerdings haben wir da bestenfalls die 8-Gang Version der Alfine verbaut und die wollte ich ja nicht. Wenn ich da wieder das aufrüsten anfange bin ich ja noch viel mehr Geld los. Ein neues Rad mit Rohloff Schaltung dagegen geht dann bei knapp unter 2000€ los, allerdings dann wieder auf Kosten aller anderen Komponenten. Wo soll dann auch die Marge herkommen, wenn allein die Schaltkomponenten 1000€ kosten? Da hängt dann noch ein ganzes Fahrrad dran und die Firma will davon ja auch betrieben werden plus eine Marge erwirtschaftet werden und ich kann mir kaum vorstellen das Rohloff die Naben verschenkt. Wenn man jetzt also ein neues Rad haben will mit den entsprechend brauchbaren Komponenten wie ich mir das so vorstellte, ist man da gerne mal bei 2500€ aufwärts, um da was wirklich Nettes zu haben. Wenn man gleich ganz in die Vollen gehen möchte, kann man auch zu einem Rad mit Pinion Getriebe, also mit einem speziellen Kurbelgetriebe greifen welches momentan als Non-Plus-Ultra gilt was die Bandbreite angeht.

 

Vorteil: Mit über 600% die wohl größte Bandbreite die man für Geld bekommen kann und durch die zentrale Bauweise in der Kurbel von der Gewichtsverteilung ein Traum. Dazu auch sehr haltbar. Nachteil: Fahrräder mit diesem Getriebe kosten mal eben knapp 5000€ und nachrüsten geht bei 99% der Räder nicht da man für das Getriebe eine ganz bestimmte Aufnahme am Rahmen braucht. Ehm, bei aller Liebe, aber das ist dann selbst für mich, schon etwas krass. Für die Kohle kaufen sich andere Leute ein ganzes Auto. Davon ab habe ich schon erwähnt das die alle keinen so hübschen Rahmen haben? ;) Jetzt gäbe es natürlich die Möglichkeit sich einfach ein so einen fertigen Cruiser zu kaufen. Auch da habe ich mich mal ein wenig schlau gemacht.

 

Die „Günstigen“ liegen dann so bei 800€ und da ist die Ausstattung noch magerer als bei meinem jetzigen Rad im Ausgangszustand. Allerdings gehen die vom Konzept schon sehr in die Richtung, die ich gerne hätte. Also keine überfrachtete Optik, fette Reifen und eine Nabenschaltung. Die haben aber von der Stange auch wieder nur eine Schaltung die der jetzigen Shimano in Sachen Bandbreite weit hinterherhinkt. Wenn ich da die nötigen Modifikationen vornehme, bin ich da auch wieder bei 2000€. Man kann sich auch ein Custom Bike bauen lassen, gerade im Segment der Cruiser gibt es da die ein oder andere Manufaktur wie "Ruff Cycles" oder "Classic Cycles" bei denen man das ganze Fahrrad oder auch die einzelnen Komponenten wie Rahmen und so weiter einzeln kaufen kann. Aber, ihr ahnt es, auch hier sind wir wieder preislich in einem Bereich, der noch weiter von dem entfernt ist, was ich da so vorhabe.

 

Klar, da stecken dann schon ein paar nette Komponenten drin wie ein stufenloses Nuvinci Getriebe, fette Reifen und das alles in einem ziemlich geilen Basman-Rahmen, aber hier ist man auch wieder bei knapp 2000€. Wenn man es selbst bauen will, kosten allein die Rahmenkomponenten schnell mal mehrere 100€ und dann sind die auch noch nicht lackiert was auch wieder ein paar Hunderter verschlingt. Dann kommen da noch die ganzen Komponenten dazu die man zum Fahren irgendwo braucht und man ist schnell bei dem Preis eines guten Gebrauchtwagens im Kleinwagensegment. Hallo, wir reden hier immer noch von einem Fahrrad! Da bin ich mit dem umbauen des gebrauchten Rads immer noch ein paar Hunderter bis Tausender günstiger dran.

 

Was ich bei dem Thema jetzt auch schon vermehrt gelesen habe, ist das dank Corona zum einen die Nachfrage steigt, zum anderen aber weltweit bei allen möglichen Teilen gerade Lieferengpässe bestehen. Heißt also das die Preise aufgrund der Nachfrage anziehen, die Bikes aber zum Teil massiv schlechter ausgestattet sind als die Vorjahresmodelle. Fände ich ärgerlich wenn das Traumbike plötzlich 100-300€ mehr kostet und man als Dank dafür die schlechtere Schaltung, Bremse oder andere Komponente bekommt die weniger kann oder weniger haltbar ist wie die am Vorjahresmodell. Das alles sind keine Alternativen für mich, warum also irgendwelche Kompromisse eingehen?

 

Für mich liegen die Vorteile auf der Hand:

 

1. Ich kann das Fahrrad meinen individuellen Wünschen und Vorstellungen anpassen und damit ist es dann auch mein Fahrrad.

Für mich ein wichtiger Punkt! Nur ich weiß welche Anforderungen ich an mein Fahrrad habe. So habe ich direkten Einfluss auf die verbauten Komponenten und die gewünschte Optik. Etwas das ich von der Stange so nicht bekomme. Immer wenn ich irgendwo eine Kaufberatung für Fahrräder lese gehen die Diskussionen los. Für das Geld ist Komponente X zu schlecht, bei Anbieter Y bekommst du Teil Z für das gleiche Geld und so weiter. Im Prinzip gehen die meisten Fahrradkäufer mit begrenztem Budget somit immer sehr viele bzw. große Kompromisse ein und haben so nie wirklich das was Sie eigentlich gerne hätten.

 

Da habe ich Glück das ich mit meinem Rahmen schon eine gute Ausgangsbasis habe und dazu eben die Dinge die mir nicht gefallen so verbessern kann das ich mich danach nicht ärgern muss irgendwelche Kompromisse eingegangen zu sein. Das ist eine Lektion die ich schon bei dem Umbau der Vespa mitgenommen habe. Da ich mit dem Ding nach einem Jahr immer noch zufrieden bin, denke ich das ich mit der Einstellung an dem Fahrrad auch noch viele Jahre meine Freude haben werde ohne zu denken "hättest du doch lieber dies und jenes noch gemacht".

 

2. Das Rad bekommt so eine weitere Chance was deutlich nachhaltiger ist, als einfach ein Neues zu kaufen.

 

Ich bin kein Fan sinnloser Verschwendung. Der Rahmen ist wirklich noch gut in Schuss und sieht hinreißend schön aus. Was spricht in dem Falle also gegen aufwerten statt verschrotten? Eben, nichts ;)

 

3. Schwiegervaters geliebtes Bike bleibt erhalten.

 

Viele werden es eher als Gefühlsduselei abtun, aber mir war es wichtig das zumindest etwas von Ihm erhalten bleibt. An dem Rad hatte er sehr viel Freude, es war so eine Art Heiligtum für Ihn und kam noch vor dem Auto. Mit dem Rad hat er auch definitiv mehr Kilometer gemacht. Ich denke auch das Ihm die ganzen geplanten Modifikationen am Ende sehr gefallen hätten, auch er war ja sehr technikinteressiert.

 

4. Wenn ich fertig bin hab ich schon einen ziemlich geilen Stadtcruiser der sich besser denn je fahren wird :cool:

 

Yeah, auf den Punkt freue ich mich schon am meisten :) Wenn das Rad fertig ist, bin ich mir ziemlich sicher das die Fahrten damit deutlich entspannter und effizienter werden. Durch die Rohloff Schaltung habe ich dann immer eine passende Übersetzung parat und kann so auch im Endeffekt bei gleichem Krafteinsatz schneller fahren. Etwas das mir schon bei der 3x7 Kettenschaltung am Rad meiner Frau aufgefallen ist. Da die Rohloff sogar noch ein wenig mehr Bandbreite hat, dürfte sich das am Ende schon sehr ähnlich fahren was die Übersetzung angeht, mit dem Vorteil das ich die Gänge im Stand schalten kann was gerade an der Ampel praktisch ist wenn man mal wieder vergessen hat vorm Stop zurückzuschalten.

 

5. Ich weiß was ich habe, wenn ich damit fertig bin!

 

Auch nicht ganz unwichtig, dadurch das man alles selber ausgesucht hat und auch einiges an Zeit und Gedanken investiert hat weiß man am Ende auch das man ein Fahrrad hat das zu den eigenen Ansprüchen passt und von dem man weiß das man da keine Kompromisse eingegangen ist.

 

Die Umsetzung

 

Genug geplant und geschwafelt, Zeit für die Umsetzung! Dafür ging ich vorher noch einmal zu meinem Fahrradhändler, um mit Ihm zu checken was davon alles umsetzbar ist, nicht das ich da Teile im Wert von über 1000€ bestelle und nix von dem Kram passt am Ende! So machte ich einen Termin aus in dem alles in Ruhe besprochen werden sollte. Die Rohloff war ja gesetzt, die Felgen mussten noch einmal im Detail besprochen werden. Wenn ich da eh alles neu machen muss will ich da auch was nettes haben. Der Mechaniker sagte mir auch vorher schon das es da verdammt viele Möglichkeiten gibt und das es da alle möglichen Speichen und Farben in eloxiert gibt und so weiter :cool: Das wird ein Fest!

 

So stiefelte ich dann am nächsten Tag voller Vorfreude zum Händler um alles durchzugehen. Wir gingen dann noch einmal Punkt für Punkt alle Dinge durch.

 

Punkt 1: Die Rohloff

 

Hier besprachen wir welche Version es werden sollte und welche Version es für mein Fahrrad braucht. Hier tut es die ganz normale Version mit 32 Speichen, da ich mit dem Fahrrad eh kein Downhill fahre muss es nicht die 36er sein und da wir das Laufrad eh komplett neu einspeichen müssen machen wir das die Felge gleich mit neu. Farblich wird es dann die rote Rohloff, alternativ gibt es noch eine silberne und eine schwarze Version, die fand ich aber für das farbenfrohe Bike dann etwas zu langweilig. Davon ab macht sich das Rot gut zu den Jamis Logos :cool:

 

Punkt 2: Die Felgen

 

Hier wird es jetzt eine Contek Hohlkammerfelge in silber eloxiert. Was macht einer Hohlkammerfelge anders als normale U-Profil Felgen? Ganz einfach, Hohlkammerfelgen haben quasi noch einmal eine zweite Ebene wodurch eine Hohlkammer im Inneren der Felge entsteht, deshalb auch der Name. Der Vorteil ist das der Schlauch nicht an den Öffnungen für die Speichen scheuern kann was die Pannensicherheit erhöht.

 

Die ursprünglich angedachten, extremen optischen Spielereien hab ich mir bei dem Thema jetzt doch verkniffen. Aber die Nippel der Speichen werden, passend zur Rohloff, rot eloxiert und ich denke das gibt schon einen guten optischen Kontrast :cool: Wird optisch gut zum Rot der Rohloff Nabe passen :cool: Es wird zwar immer so getan als ob man für die Rohloff spezielle Speichen braucht die quasi aus Unobtanium bestehen, aber am Ende sind das wohl nur Speichen die an den Enden etwas dicker sind und die gibt es von verschiedenen Herstellern. Hier hatte mir der Händler dann eben die Kombi aus Contek und den passenden Speichen für die Rohloff vorgeschlagen die sich seiner Erfahrung nach bewährt hat und auch was aushalten. Da vertraue ich dann auf seine Erfahrung, davon ab fahre ich mit dem Rad keinen Downhill oder ähnliches. Sollte für meine Zwecke also völlig ausreichen :) Vorderrad und Hinterrad werden dann identisch gebaut sein.

 

Punkt 3: Die Reifen

 

Bei den Reifen werden es jetzt die Schwalbe Billy Bonkers in 54x559. War zwar schwierig die zu bekommen aber ein Händler bei eBay hatte die noch und so bestellt mir der Händler die Reifen entsprechend. Optisch werden die sich sehr gut machen und die sollten auch gut auf dem Rad funktionieren, zumindest lesen sich die Praxisberichte für mich mehr als okay. Sind also gebonk(ers)t :D Okay, schlechtes Wortspiel ;)

 

Punkt 4: Die Bremsen

 

Hier hatte ich die Befürchtung das die Züge mal neu könnten, aber hier ist noch alles in bester Ordnung. Heißt: Die bleiben wie Sie sind :) Die Beläge sind ja schon neu, ich würde die ganze Sache dann nur noch einmal neu einstellen. Für meine Begriffe könnte die Bremse noch etwas fester gehen, ist aber keine große Sache. Das kriege ich auch in der heimischen Garage hin :)

 

Punkt 5: Kettenblatt

 

Hier muss auf jeden Fall ein neues her, leider hab ich hier mit dem Sturmey Archer das Falsche gekauft :( Mein Rad hat leider noch so ein altertümliches Tretlager in das die Pedale eingeschraubt werden. Ich hatte das Sturmey Archer bestellt in dem Glauben das man da einfach ein passendes 4-Kant Lager reinpacken kann. Dem ist aber leider doch nicht so. Scheinbar haben die modernen Tretlager einen deutlich schmaleren Durchmesser. Naja, hier kümmert sich der Händler dann um passenden Ersatz. Aber dann wird das Rad am Ende etwas weniger bunt. Zum Glück bin ich die Kurbel im Rekordtempo losgeworden, zwar Schade weil die Kurbeln echt was her machen und auch sehr wertig wirken, aber was nicht passt das passt nicht. Witzig das so ein Teil das es im Netz überall gibt innerhalb eines Tages verkauft war während die Anhängerkupplung für den Caprice oder die Gasanlage, die ich verschenkt habe (!), mehrere Wochen oder gar Monate gedauert haben :rolleyes: Gekauft hat die Kurbel dann jemand zwei Viertel weiter für den verlangten Preis. Sowas freut mich immer, da sich der Verlust an dem Teil auf überschaubare 10€ beläuft und das Teil so doch noch verbaut wird. Das Teil habe ich dann auch am nächsten Tag vorbeigebracht und der Käufer war auch schon fleißig in der Garage an dem Fahrrad zu Gange. Wird bei denen schon passen ;)

 

Heißt jetzt das ich bei den Kurbeln dem Händler freie Hand lasse. Er will da Kurbeln besorgen die nahe am Original sind und zu dem Retro-Stil passen. Kann man machen :)

 

Punkt 6: Pedale

 

Da das Thema bei diesem Umbau ja Retro/Vintage ist wollte ich auch passende neue Pedale haben. Die alten schwarzen Gummidinger waren auch nicht mehr so dolle, gut ich würde auch nicht mehr so dolle aussehen wenn man 20 Jahre auf mir herumtrampelt ;) Zur angestrebten 50er Jahre Optik sollte es ja was geben :) Erst hatte ich mir ja Pedale von Ruff Cycles ausgeguckt, allerdings war ich mir da nicht so 100%ig sicher ob die passen da es hier verschiedene Bohrungen gibt. Zum Glück hatte der Händler da noch ein bisschen was im System und so stöberten wir noch ein bisschen bis wir was nettes gefunden haben :) Jetzt gibt es so klassische Bärenfallenpedale mit Messing an den Enden worauf dann noch einmal vorne und hinten eine kleine Holzplatte verschraubt ist. Passt dann auch wieder gut zu den braunen Brooks Komponenten und besonders gut zu den Brooks Femto Lichtern die ja auch ein Kupferfinish haben :cool: Das wird gut! :)

 

Der Umbau beginnt!

 

Damit waren die wichtigsten Punkte besprochen. Die Werkstatt wird dann allte Teile, bis auf die Accessoires, besorgen. So hab ich den Stress nicht und die Werkstatt kann sich den Kram direkt besorgen. Wir quatschten noch ein bisschen und der Mechaniker war vom Zustand des Rahmens begeistert. Das Rad hätte er auch nicht verschenkt oder gar weggeworfen. Dafür ist der Rahmen halt einfach zu gut und die Idee sich bei den Umbauten am Retrostil des Rahmens zu orientieren fand er auch gut. Er hätte auch einfach probieren können mir ein neues Rad anzudrehen nach dem Motto "lohnt sich bei dem alten Ding doch nicht mehr", aber er war selber von dem Rad angetan und er scheint da meine Ideen auch zu teilen :) Man sieht, hier lagen wir auf einer Wellenlänge. Ja, ich denke das wird wirklich gut, vor allem wenn der Mechaniker da selber Bock auf die Geschichte hat :cool:

 

Ich ließ das Rad gleich da, weil das der Werkstatt die Teilebeschaffung erleichtert. Man muss ja je nachdem doch noch einmal was nachsehen oder irgendwas ausmessen und da ist es praktisch wenn man den Kunden nicht alle 5 Minuten anrufen muss ;) Leider war nicht vorhersehbar wie lange das Ganze jetzt eigentlich dauert, da dies auch maßgeblich davon abhängt wie schnell die Teile ankommen. Also war Warten angesagt! Wer mich kennt, weiß das Geduld eine meiner größten Tugenden ist, NICHT! Zumindest nicht wenn es um Spielzeug geht :D Die Ostertage machen das Ganze jetzt auch nicht einfacher aber da muss ich jetzt einfach durch, dafür wird das Ergebnis dann auch entschädigen. Dessen bin ich mir sicher :cool:


Sun Apr 04 18:25:03 CEST 2021    |    Dynamix    |    Kommentare (0)    |   Stichworte: Cruiser

Werte Gemeinde, frohe Ostern! Passend zum 04.04. gibt es heute Teil IV von "Pimp my Bike".

 

Weiter geht's!

 

Da ich mich im letzten Artikel für eine Schaltung entschieden habe, war das Thema damit abgehakt und durch. Dadurch kamen aber noch ein paar Punkte dazu, die eben dem Thema Nabenschaltung geschuldet sind. Zusätzlich hatte ich noch andere kleine Punkte die ich auf meiner Liste hatte. Man kennt das ja, wenn man einmal anfängt........ ;)

 

Jetzt ist es so dass man, egal für welche Nabe man sich entscheidet, ein entsprechendes Hinterrad benötigt da die Nabe ja integraler Bestandteil des Laufrades ist. Bei Kettenschaltungen werden die Kassetten ja seitlich auf die Laufräder bzw. die Nabe aufgesteckt, bei Nabenschaltungen ist die Schaltung aber eben auch gleichzeitig die Radnabe für das Laufrad. Heißt also die Speichen werden in die Nabenschaltung eingespeicht. Ergo: Noch mehr Arbeiten die anfallen. Spätestens jetzt eskalierten meine Gedanken völlig :D

 

Neue Reifen & Laufräder

 

Wenn ich also schon die Laufräder neu machen muss, könnte ich doch gleich auf fettere Räder umrüsten :D Würde gut zur Optik des Bikes passen und davon ab verbessern die fetten Reifen dann auch den Fahrkomfort und die Straßenlage. Hier hatte ich aber die Rechnung ohne meinen Rahmen gemacht :rolleyes: Ich habe viel gemessen, rumgesucht, bei allen möglichen Herstellern verglichen nur um dann zu dem Schluss zu kommen das es Sinn macht sich hier noch mal den Rat der Fachwerkstatt einzuholen. Nachher bestelle ich was und dann passt nichts davon.

 

Also fuhr ich noch einmal zum Fahrradhändler um mal beäugen zu lassen was überhaupt machbar ist. Dem Mechaniker fiel dann auch gleich das Hinterrad auf und das da wohl nicht viel mehr gehen wird in Sachen Breite. Vielleicht noch ein 54er statt eines 50er Rades wie jetzt, dann ist aber wirklich Ende Gelände. Mehr wird da nicht gehen! Heißt aber auch das ich die gleiche Felgengröße behalten werde da die 54er Reifen auch problemlos auf die jetzige Felgengröße passen. Tjoa, was nicht geht das geht nicht. Mehrere Tage Recherche für die Katz, aber wenigstens wieder was dabei gelernt.

 

Optisch wäre so ein 100er Rad natürlich total geil gewesen, allerdings habe ich sowas tatsächlich in Natura gesehen und das Ding ist schon wirklich brutal breit. Kann man sich so auf Bildern gar nicht so vorstellen, sowas muss man wirklich mal in Natura gesehen haben. Das hätte in meinem Falle ums verrecken nicht gepasst, da wäre es schon an der nötigen 80mm Felge gescheitert. Selbst bei den schmaleren Felgen wird es aufgrund der Engstelle am Hinterrad einfach schwierig. Kann mir allerdings auch nicht vorstellen das sich das sonderlich angenehm fährt. Da müsste schon einiges an Tretwiderstand zu spüren sein. Tja, dann müssen es halt die 54er Reifen richten. Ist wohl auch besser so für die Fahrbarkeit, die 50er Reifen sind ja so ganz eigentlich schon breiter als der Durchschnitt.

 

Fahrradcomputer

Da ich mit dem Rad auch schon mal gerne Strecken von 20-30km am Stück fahre sollte noch ein Fahrradcomputer her, da ich die Fitnessuhr während der Fahrt immer so schlecht ablesen kann. Jetzt gibt es auch hier wieder Computer mit allem Zip und Zap, allerdings brauche ich das meiste davon nun wirklich nicht. GPS? Dafür gibt es bei Bedarf das Vio welches dann auch nicht so klobig ist. Ist auch ganz gut so ist, da die Kombination aus einem einfachen Radcomputer und dem Vio auch deutlich übersichtlicher ist als so ein Fahrradcomputer, der alles kann. Außerdem habe ich die Anzeigen dann schön getrennt im Blick wie beim Auto. Was hätte ich denn gerne so an Funktionen?

 

- Geschwindigkeitsanzeige

 

- Tageskilometerzähler

 

- Gesamtkilometerzähler

 

- Uhr wäre nett

 

- Übersichtliches Display

 

- Beleuchtetes Display für Fahrten bei Dunkelheit wäre ein nettes Feature

 

Hier bin ich schlussendlich beim Ciclos Protos 213 gelandet. Für meine Zwecke perfekt da es alle Features besitzt, die ich wollte :) Es besitzt ein 4-zeiliges Display wovon sich zwei nach Wunsch durchschalten lassen. Geschwindigkeit und Uhrzeit werden permanent angezeigt, ansonsten kann man sich fröhlich durch Daten wie Höchst-/Durchschnittsgeschwindigkeit, Kalorienverbrauch, gefahrene Distanz, Fahrzeit oder Gesamtfahrzeit durchklicken. Klingt doch genau nach dem was ich wollte und mit 30€, für die Version mit Hintergrundbeleichtung, auch echt nicht teuer. So einen 200€ Fahrradcomputer mit allem Pipapo brauche ich vom Funktionsumfang einfach nicht.

 

Neue Griffe

 

Bei der Suche nach dem Fahrradcomputer, bin ich eher zufällig, noch auf etwas nettes gestoßen. Verdammter Algorithmus :D Brooks, der Hersteller meines Sattels, bietet neben Sätteln auch Griffe an! Eigentlich hat mein Rad schon einen Satz Ergon Griffe, die auch gut in der Hand liegen. Allerdings haben die Griffe von Brooks die nette Eigenschaft das diese farblich perfekt auf die Sättel abgestimmt sind und diese natürlich mit Echtleder bezogen sind. Dazu haben die Brooks genau die ergonomische Form, der bereits verbauten Ergon Griffe. Was auch irgendwie logisch ist, da Brooks die Ergon Griffe genommen hat und einfach nur sein Logo und eine Lage Leder draufgepappt hat. Von der Funktion haben die also keinen Vorteil, aber Sie sehen einfach hinreißend gut aus. Da konnte ich nicht widerstehen, ich musste die Dinger haben! Das Auge isst halt mit ;) Die alten Dinger kann ich immer noch an das Fahrrad von Schwiergermama schrauben oder meinen fahrradverrückten Nachbarn schenken. Das Rad der Nachbarin könnte ein paar neue Griffe gut gebrauchen :D

 

Wie es der Zufall so wollte hatte Schwiegermutter das Paket dann auch angenommen und als ich die Griffe auspackte sagte Sie das wäre ja ein lustiger Zufall. Auf Nachfrage wieso erklärte Sie das Schwiegervater genau diese Griffe gerne an dem Rad gehabt hätte, es diese aber wohl damals nirgends in der richtigen Länge gab. Man muss bedenken das meine Schwiegereltern es nie so mit dem Internet hatten und als das Rad gekauft wurde war das Internet für den Heimanwender wirklich noch Neuland, E-Commerce gab es damals auch noch nicht. Und scheinbar hat Schwiegervater seitdem auch nicht mehr weiter gegraben. Lustig das ausgerechnet ich jetzt genau diese Griffe all die Jahre später an dem Fahrrad montieren werde. So weiß ich aber das zumindest diese Modifikation seinen Segen gehabt hätte und ich bin mir sicher er hätte sich zu Lebzeiten sehr darüber gefreut :)

 

Von der Ergonomie ist da kein Unterschied zu den bereits verbauten Ergon Griffen, auch nicht verwunderlich, es ist schließlich das gleiche Modell. Allerdings schmeichelt das Leder den Händen mehr als das Gummi, auch wenn letzteres natürlich etwas griffiger ist. Aber der Griffkomfort ist für meine Touren wichtiger als die Griffigkeit an sich. Das ist eher was für Leute die Ihr Fahrrad ernsthaft sportlich bewegen und wo ein guter Griff Überlebenswichtig sein kann.

 

Beim stöbern in der Montageanleitung bin ich dann über die Info gestolpert das die Griffe speziell für die Grip-Shifter von Rohloff- und Nexus Nabenschaltungen gedacht sind. Heißt für mich das der Rohloff Shifter mit dem Griff gut abschließen sollte ohne das da eine große Lücke klafft weil die Griffe wieder irgendwie abweichen :cool: Das wird gut!

 

Wäre auch eine Erklärung warum die Dinger damals in der Größe nicht so verbreitet waren, da Einfachschaltungen und dann noch als Gripshifter damals eher selten waren. Der Trend zu einfachen Kettenblättern kommt ja jetzt erst so langsam wieder ins Rollen und Nabenschaltungen waren ja lange Zeit als unsportlich oder altmodisch verpönt. Davon ab dürfte Rohloff zu der Zeit noch ziemlich unbekannt gewesen sein und noch lange nicht so gehypt wie heutzutage.

 

Wichtig: Falls jemand plant sich neue Griffe anzuschaffen, immer darauf achten das man die richtige Version Griff nimmt. Die Ergon Griffe gibt es in Normalgröße für normale Rapidfire Shifter, in kurz für doppelte Gripshifter und eben in meiner Version mit einer normalen und einer kurzen Seite. Die langen haben 130mm, die kurzen um die 100mm.

 

Neues Kettenblatt incl. Kurbeln

Dann gab es noch so einigen Kleinkram für die nötigen Reparaturen wie eine neue Kurbel incl. Kettenblatt, neue Bremsbeläge und so weiter und sofort. Bei der Kurbel habe ich mich für eine Sturmey Archer FCT66 in silber/rot eloxiert entschieden und auch schon direkt bestellt. Die Kurbeln machen von Optik und Verarbeitung echt was her und haben den Vorteil das hier das Kettenblatt nicht komplett mit dem Rest der Kurbel vernietet ist. Das war unter anderem der Grund, warum die Kurbelgarnitur am Rad meiner Frau weichen musste. Das sind dann die Details an denen man merkt das man ein eher günstiges Rad hat. Bei dem Neuteil reicht es allerdings zukünftig einfach ein neues Kettenblatt zu montieren da diese verschraubt sind! Wäre bei den schicken Teilen auch echt schade drum wenn man da die komplette Kurbelgarnitur entsorgen müsse. Die sind nämlich wirklich schick! Muss man wirklich mal in der Hand gehabt haben um das wirklich zu würdigen. Die Teile sind aus Aluminium und dazu poliert und anschließend eloxiert :cool: Kein Vergleich zu den ganzen 08/15 Kurbeln die man sonst so sieht. Aber aus dem Grund kosten die auch mal eben das doppelte bis dreifache von den 08/15 Billigkurbeln.

 

Tretlager

 

Das Tretlager hatte über die Jahre schon gelitten und war einfach mal fällig für einen Austausch. Da ich hier wirklich absolut keine Ahnung hatte welche Größe ich hier brauchte habe ich beschlossen den Part komplett der Werkstatt zu überlassen. Sowas kostet aber auch nicht die Welt, dass neue Innenlager beim Rad meiner Frau hat keine 20€ gekostet.

 

Bremsbeläge

 

Die Bremsbeläge habe ich schon relativ früh bestellt und auch mehr oder weniger direkt erneuert noch bevor ich die ganze Sache mit dem Rest durchgezogen habe. Hier habe ich mich für die Kool Stopp Eagle 2 für Cantileverbremsen entschieden, da viele auf die Kool Stopp Beläge schwören und diese wohl die Bremsperformance signifikant verbessern sollen. Ist ein kleines aber feines Upgrade für die Bremse. Man merkt schon das die Beläge etwas mehr nachgeben als die Alten was dafür spricht das die alten auch einfach verhärtet waren. Wie wir ja schon vom Auto wissen sind verhärtete/verglaste Beläge zwar total toll für Freunde eines harten Bremsgefühls, allerdings nicht sonderlich effizient in Ihrer Bremsleistung ;) Sowas kann wirklich jeder Hobbyschrauber zuhause und die 20€ die so ein Satz kostet sind gut in die eigene Sicherheit investiert. Ich werde in meinem Falle aber wohl noch einmal schauen ob ich mir die Züge nicht noch etwas härter spanne, momentan ist mir das Ganze doch etwas zu wabbelig aber das ist kein großes Thema.

 

Satteltasche

 

Bei der näheren Begutachtung meines Sattels war mir aufgefallen das dieser neben den Federn noch zwei Ösen hat. Ich war mir sicher das diese für eine entsprechende Satteltasche gedacht sind, also schaute ich mal was das Brooks Zubehör da so hergibt und siehe da, ich wurde fündig :cool: Brooks bietet zwei verschiedene Typen von Satteltaschen an, beide natürlich in Echtleder :) Da gibt es einmal die D-Shaped Satteltasche welche von außen ein bisschen Ähnlichkeit mit einem Portemonnaie hat und auch einen herausnehmbaren Teil hat. Diese fasst ca. 0,4 Liter. Dann gibt es da noch die Challenge Satteltasche, welche es in zwei verschiedenen Größen gibt. Einmal mit 0,5 Liter Fassungsvermögen und eine größere Variante mit 1,2 Liter Volumen. Da größer ja immer besser ist und, typisch Brooks, die Teile farblich perfekt abgestimmt sind weckte die große Challenge Tasche im Farbton Honig meine Begierde ;) Zu allem Überfluss fand ich die Tasche auch noch im passenden Farbton um fast 25% im Netz reduziert, da konnte ich einfach nicht anders als direkt zu ordern. Die wird sich sehr gut an dem Rad machen und eine Möglichkeit ein paar Kleinigkeiten zu verstauen ist nie verkehrt, gerade weil das Rad keinen Gepäckträger hat. Himmel, das Rad hat nicht mal Schutzbleche :D

 

Beleuchtung

 

Eigentlich so ein Punkt den ich nicht anrühren wollte, aber auch hier hatte Brooks wieder was im Angebot was ich unbedingt haben musste. Brooks hat sich die kleinen Femto Lichter von Lezyne geschnappt und in einem schönen Kupferfinish ins eigene Programm aufgenommen. Die Dinger haben keine KBA-Zulassung und sind damit nicht im Bereich der StVo zugelassen, zumindest nicht Nachts bzw. als Hauptbeleuchtung. Mit 15 Lumen vorne und 7 hinten taugen die davon ab auch nicht als ernsthafte Beleuchtung. Aber als eine Art Standlicht bzw. Positionslicht kann man die Dinger schon verwenden. Heißt wenn der Tag mal etwas diesig ist oder die Sonne schon tief steht, taugen die als stilvolle und unauffällige Art ein wenig Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen :cool: So ein bisschen wie eine Art Tagfahrlicht ;) Dazu sind die Femtoleuchten so kompakt das man Sie gut an dem Bike unterbringen kann und die Befestigungsart an Lenker und Sattelrohr kommt mir perfekt entgegen weil ich woanders eh nichts befestigen kann. Wobei ich das Rücklicht wohl auch irgendwo am Rahmen befestigen könnte, vielleicht probiere ich das mal seitlich am Rahmen aus. Das wird auf jeden Fall gut! :cool:

 

Jetzt hat mich die Sache mit den Lampen allerdings doch nicht so ganz losgelassen. Es muss doch was nettes mit LED, Akku und StVzO Zulassung geben was nicht ganz so klobig ist bzw. ohne diesen fetten Halter auskommt wie meine B&M IXON IQ Premium. So bin ich über die australische Firma Knog gestolpert die sowas tatsächlich anbietet. Da bin ich über die Knog Cobber gestoßen, blöderweise hat hier nur das Rücklicht eine Freigabe :rolleyes: Dabei ist die Idee schon ziemlich genial, die Leichte strahlt in einem Winkel von 330° ab und so wird man immer gut gesehen. Dazu schmiegen sich die Lampen gut an das Sattelrohr oder den Lenker. Leider macht es hier keinen Sinn nur das Rücklicht zu nehmen. Allerdings gibt es ein kleines, aber feines Komplettset von Knog mit Zulassung! Dies sind die Knog Blinder. Die sind mit Ihrem eckigen Design zwar nicht ganz so elegant wie die Cobber, bringen aber alles mit was man braucht und die Frontlampe ist mit maximal 80 Lumen auch ausreichend hell. Vorteil: Die Lämpchen lassen sich mittig am Lenkerrohr montieren und sind trotz Ihres kompakten Formates genauso hell wie die alten Lampen. Finde ich prinzipiell eine gute Idee und wenn es legal ist, umso besser! :) Der Wermutstropfen ist allerdings die Akkulaufzeit und die Leuchtweite. Das ist der Preis den man für die kompakten Maße bezahlen muss. Hmm, kann es ja auch nicht sein. Fürs gesehen werden sicherlich perfekt, aber ich wollte durchaus was mit Leuchtweite wie bei meiner jetzigen Lampe, sonst wäre es ein Rückschritt. Die B&M Ixon IQ Premium die ich hab ist schon ganz gut, nur eben etwas unelegant. Auf dem Rücklicht steht nicht mal ein Hersteller und da die eine Blinkfunktion hat zweifle ich irgendwie das die eine STvZo Zulassung hat ;)

 

Aber warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nahe liegt? Warum nicht mal auf der Seite von B&M schauen? Und siehe da, die IQ Speed scheint genau der Kompromiss aus Leuchtweite, Helligkeit und kompakten Maßen zu sein den ich suche. Der Scheinwerfer hat einen integrierten Klemmhalter womit der Scheinwerfer am Lenker nach vorne hängt und nicht auf dem Lenker selbst thront. Mit einer Laufzeit von 10 Stunden auf voller Leistung kann die Lampe auch richtig was in Sachen Laufleistung. Dies liegt an dem externen Akkupaket an das sich bei Bedarf auch eine zweite Lampe anschließen lässt falls man noch mehr Licht benötigt. Das Akkupack sieht zwar nicht ganz so elegant aus, hat aber den Charme das man dieses schnell demontieren kann da der Akku in einer kleinen Tasche sitzt die mit einem Klettbank irgendwo am Rad montiert wird. Bei mir würde sich dafür das Dreieck am Rahmen hinter dem Lenkerrohr anbieten, da das Pack dort während der Fahrt nicht stört. So lässt sich das Pack incl. aller Kabel für Fahrten am Tag einfach abnehmen :) Das Akkupack ist auch klein genug das man es notfalls bei Nichtgebrauch in die Satteltasche stecken kann :cool: Hätten wir doch gleich einen potenziellen Einsatzzweck für die Tasche gefunden :D

 

Einziger Wermutstropfen ist, wie sollte es auch anders sein (:rolleyes:), der Preis. 200€ UVP möchte B&M für die Lampe haben, ouch! Zum Glück gibt es das Komplettpaket aus Lampe und Akku im Netz auch schon für etwas mehr als 100€. Zwar immer noch nicht wirklich günstig, aber erträglicher und preislich damit auch nicht sehr weit von der IXON IQ Premium entfernt. Ich habe das komplette Set zum Glück in der Bucht für 80€ bekommen. Die Lampe wurde nur einmal benutzt und ich denke nicht das die Lampe dadurch so große Gebrauchsspuren davongetragen hat das man dafür 50-120€ mehr ausgeben muss ;) Man muss auch mal Glück haben. Damit sich der ganze Aufriss jetzt auch lohnt hat die Speed jetzt auch ein bisschen mehr Power als meine IQ Premium.

 

Beim Rücklicht hab ich mir die IXBACK vom gleichen Hersteller ausgesucht. Diese hat eine Zulassung für den deutschen Straßenverkehr und man kann die Lampe seitlich aus Ihrem Halter nehmen. Das kommt mir besonders entgegen weil die alte Lampe immer so fummelig montiert war das man für den Tausch der Batterien den Halter demontieren muss, weil man sonst die Lampe nicht nach oben rausziehen kann :rolleyes: Soviel Platz ist da leider unter dem Sattel nicht. Dazu besticht die Lampe durch eine gute Sichtbarkeit von der Seite, kompakte Maße und eine Einschaltautomatik. Mit knapp 35€ bezahlbar und damit auch schon in meinem Einkaufswagen :) Nie wieder die elendige Fummelei unter dem Sattel wie bei der alten Lampe!

 

Die alte IXON Premium bekommt dann das Rad meiner Frau als Fernlicht, schadet dem Rad nicht und dank Ihrem neuen Hollandlenker ist da auch mehr als genug Platz für die Lampe. Zum wegwerfen definitiv zu Schade und für Ihr Rad wird das noch einmal ein echter Sicherheitsgewinn. Das Rücklicht spende ich einem Kumpel der gefühlt überhaupt keine Beleuchtung an seinem Rad hat. Zu seinem Mountainbike passt das Licht optisch auch deutlich besser.

 

Die finale Teileliste sah dann wie folgt aus:

 

- Bremsbeläge Kool Stopp Eagle

 

- Neues Tretlager

 

- Kurbelset Sturmey Archer FCT66 RA, 46 Zähne in rot/silber

 

- Ciclos Protos 213 Fahrradcomputer

 

- Brooks Ergon GP1 Griffe 130mm/100mm Honey

 

- Brooks Challenge Saddle Bag Large Honey

 

- Brooks Femto LED Scheinwerfer vorne/hinten Kupfer

 

- B&M IXON IQ Speed

 

- B&M IXBACK

 

- Rohloff Speedhub 500/14 in schickem Rot incl. Kabeln und Shifter

 

- Neue Felgen

 

- Neue Reifen in 54/559

 

- Neue Schläuche

 

Damit stand also der grobe Plan schon einmal, jetzt ging es bereits in Richtung Umsetzung, aber das folgt im nächsten Teil!


Fri Apr 02 16:31:52 CEST 2021    |    Dynamix    |    Kommentare (21)    |   Stichworte: Cruiser

Im letzten Artikel haben wir uns dem Thema Schaltung angenommen und den ersten Kandidaten in Form der Shimano Alfine 11-Gang kennengelernt. Da war aber noch ein zweiter Kandidat und hier gehen wir auch schon in den gehobenen Bereich. Bühne Frei für Kandidat Nr. 2!

 

Kandidat 2: Rohloff Speedhub 500/14

 

Jetzt kommen wir zum heiligen Gral unter den Nabenschaltungen! Von Fans frenetisch verehrt für Ihre Zuverlässigkeit, Ihre Bandbreite und Ihre Vielseitigkeit. Die Rohloff Speedhub 500/14 ist sowas wie ein Destruktomatik T47 panzerbrechendes Gemetzelverteilungssystem mit automatischem Nachladen und Faxmodem unter den Nabenschaltungen!

 

Die technischen Daten kann man schon am Namen erahnen, die 500 steht hierbei für die Bandbreite von satten 526% und die 14 für die Anzahl der Gänge. Damit kann Sie mit vielen modernen Schaltungen vom Schlage einer SRAM Eagle mithalten, auch mit ein Grund warum ich Sie überhaupt erst in Betracht ziehe ;) Ein wunderschönes Stück Technik aus dem Fuldatal in Nordhessen, nahe meiner alten Heimat! :cool:

 

Die Rohloff besteht aus drei Planetengetrieben, wobei die ersten beiden Getriebe 7 Gänge ergeben. Das dritte Getriebe fungiert als Untersetzung, wodurch sich die anderen 7-Gänge ergeben. Vom Aufbau her ist die Rohloff-Nabe schon ganz interessant, vor allem in so einem kompakten Gehäuse. Wer sich die Funktionsweise bis ins kleinste Detail anschauen will, wird auf der Rohloff-Website fündig. Dort wird wirklich alles zu der Nabe erklärt :)

 

Die Rohloff gilt unter Freaks als DIE Nabenschaltung für Leute die einmal die Welt umrunden wollen ohne einen Ausfall der Nabe befürchten zu müssen. Rohloff selbst spricht von einer Haltbarkeit von gut 100.000-150.000km, wobei diverse Kunden schon bewiesen haben, dass auch bis zu 500.000km auf derselben Nabe drin sind. Angeblich gibt es sogar jemanden, der schon an der Millionengrenze kratzt, allerdings sortiere ich persönlich das in die Kategorie „Hörensagen“ ein. Die halbe Million ist allerdings durch Rohloff belegbar da die Werkstatt des betroffenen Fahrers eine Art Servicebuch führt wodurch die Laufleistung dokumentiert wird. Ich meine sogar gelesen zu haben das der Typ ein Buch darüber geschrieben hat, aber so tief hab ich dann auch nicht mehr gegraben ;)

 

Ein weiterer Vorteil der Speedhub ist, dass es für so gut wie jeden Fahrradrahmen die passende Rohloff Nabe gibt. Durch das Baukastenprinzip bei Rohloff kann die Nabe an alle möglichen Einsatzgebiete angepasst werden.

 

Es gibt verschiedene Nabenbreiten (von der Standard 135mm Aufnahme bis hin zu satten 170mm für Fatbikes). Dann gibt es verschiedene Versionen je nach Achsaufnahme. Die Speedhub CC (Cross Country) ist die Version für die so beliebten Schnellspannachsen, die TS (Touring-Schraubachse) ist die Version für die klassischen Schraubachsen. Die A12 ist für Steckachsrahmen mit 12mm, daher auch der Name ;) Entsprechend gibt es auch verschiedene Drehmomentstützen für die verschiedenen Hinterachsen. Wofür braucht es die Drehmomentstütze? Diese wird benötigt, da sich die Nabe beim Schalten immer auf der Achse verdrehen will. Um dies zu verhindern wird die Nabe über die Drehmomenstütze am Rahmen fixiert, wodurch die Nabe beim Schalten an Ort und Stelle bleibt.

 

Natürlich gibt es auf Wunsch auch eine Version mit einer Aufnahme für Scheibenbremsen. Daraus resultiert das es eine Version mit externer Schaltansteuerung gibt, da es diese für die Scheibenbremsen braucht. Der Vorteil an der Schaltansteuerung der Rohloff Nabe, egal ob intern oder extern, ist das diese immer zwei Züge hat weshalb die Schaltansteuerung auch präziser ist. Dies sorgt für smoothe und genaue Schaltvorgänge! Natürlich gibt es auch eine passende Speedhub für E-Bikes namens E14;) Diese ist momentan nur mit bestimmten Bosch und Panasonic Systemen kombinierbar, da die Schaltansteuerung direkt in diese Systeme integriert wird. Dadurch braucht es weniger Komponenten im Vergleich zur elektrischen Alfine. Allerdings gibt es von Rohloff (noch) keine elektrisierte Version für klassische Räder ohne E-Antrieb. Wie man sieht gibt es hier schon einiges an Auswahl und Rohloff selbst gibt an das sich die Speedhub an gut 90% aller Fahrräder nachrüsten lässt. Das erweitert den Kundenkreis natürlich deutlich.

 

Eine weitere schöne Eigenschaft der Rohloff ist, dass die Gänge schön gleichmäßig gespreizt sind, also immer im gleichen Maße leichter oder schwerer werden. Dadurch ergibt sich ein geschmeidigeres Gefühl nach jedem Gangwechsel weil man, nicht wie bei manch anderer Schaltung, plötzlich so heftige Drops in der Tretfrequenz hat weil der nächsthöhere Gang plötzlich drei mal so schwergängig ist wie der davor. Dies kommt mir wiederum entgegen, da mir dieses Gefühl bei meiner jetzigen Schaltung nur all zu bekannt ist und es mir nicht wirklich gefällt ;)

 

Fahre ich bei meiner jetzigen Schaltung im dritten Gang und man ist für die Tretfrequenz zu langsam geht es in den vierten, der dann aber wieder so viel heftiger übersetzt ist das einem da schon mal fix die Puste ausgehen kann, besonders wenn man dann schon ein paar Kilometer am Stück hinter sich hat. Da wäre es schön so eine Art goldene Mitte zu haben und die sollte eine Schaltung mit doppelter (Alfine 11) oder gar 2,5-facher Bandbreite (Rohloff) bieten. Wie man sieht ist die Rohloff der Alfine von den reinen Eigenschaften schon deutlich überlegen und der Ruf der Nabe kommt ja nicht von ungefähr. Und nicht umsonst wird die Nabe seit Ende der 90er mehr oder weniger unverändert verkauft. Klar, kleine technische Änderungen welche der Haltbarkeit oder Schaltbarkeit zugute kommen fließen da ständig in die Produktion ein, aber von den reinen Grunddaten ist sich die Speedhub immer treu geblieben. Da sieht man aber auch wie gut das Produkt damals schon gewesen ist wenn es heute noch mit den besten Schaltungen locker mithalten kann.

 

Klang jetzt alles ziemlich gut, oder? ;) Zu gut? Wo ist der Haken? Technisch ist die Speedhub immer noch top, da gibt es nichts zu mosern! Auch die Zuverlässigkeit ist mehr als überdurchschnittlich. Allerdings kommt jetzt das große Aber und das ist, einige ahnen es bereits, der Preis der Speedhub! Das Kit mit Nabe, Schaltzügen, dem Grip Shifter und was es sonst noch braucht kostet mal eben grob 1000€ :eek: Nur mal so zur Erinnerung: So eine komplett durchelektrisierte Alfine kostet um die 700-800€. Das ist der Preis den man für die höhere Bandbreite, die höhere Zuverlässigkeit, den Komfort sowie den legendären Namen zahlen muss.

 

Und nur als Hinweis für alle anderen Interessenten:

 

Finanziell gesehen werdet Ihr den Aufpreis der Rohloff gegenüber anderen Systemen nie herausfahren, zumindest nicht als Otto-Normalfahrer. Wer wenig fährt oder für sein Fahrrad Excel Tabellen führt um zu sehen welche Kosten das Rad pro Kilometer verursacht hat, ist mit einer einfachen Kettenschaltung immer noch besser bedient. Wer aber auf die Kosten pfeift und das Radfahren eher als Spaß an der Freude betreibt und ein kleiner Technikconnoisseur ist wird hier sowas von auf seine Kosten kommen. Aber wie schon bei Wein, Weib und Gesang so kostet das gute Zeug eben auch hier mehr als der Durchschnitt. Wobei man bei der Rohloff zumindest sagen kann das Sie aus rein technischer Sicht den Aufpreis zumindest im Ansatz wert ist, im Gegensatz zu so manch anderem Produkt welches als Non-Plus Ultra beworben wird. Dazu halten die Teile so lange das Sie mehrere Rahmen überleben. Ist also zumindest über die Dauer gesehen nachhaltiger als eine Kettenschaltung die ich alle paar 1000km komplett überholen muss weil Kettenblatt, Ritzel und Kette mal wieder durch sind.

 

Die Entscheidung

 

Jetzt blieb nur noch die Frage was ich tun soll. Pragmatisch bleiben und vielleicht doch nur die billigste Lösung bestehend aus Kettenblatt, Kette und Kassette tauschen? Wäre sicherlich die mit Abstand günstigste und eben auch pragmatischste Lösung. Allerdings bliebe da immer noch die Sache mit der, für mich persönlich, zu geringen Bandbreite. 200% ist heute wirklich nicht mehr viel und die Gaps zwischen den Gängen sind teilweise dann doch schon arg. Da fehlt es mir momentan noch an Kraft und Gewöhnung! Dazu sind die unteren Gänge für kleinere Anstiege nicht variabel genug. Der erste Gang ist an Bergen, zum Teil, viel zu leicht weshalb man sich da arg abstrampelt, ohne großartig vorwärtszukommen. Der zweite Gang ist dafür aber teilweise schon wieder zu arg und den dritten oder vierten Gang kann man an einer Steigung völlig vergessen, wer es schafft in den beiden Gängen locker flockig einen steilen Anstieg heraufzuradeln kriegt von mir das silberne Radkreuz am Bierkasten verliehen!

 

Die goldene Mitte wäre wohl die manuelle Alfine, die wäre zumindest preislich im Rahmen dessen was ich bereit wäre ohne Zögern zu zahlen. Da nervt mich aber der Shifter und einen passenden Grip-Shifter für die 11er Alfine gibt es meines Wissens nicht. Eine Verbessrung zum Ist-Zustand wäre es aber alle mal. Jetzt schwirren mir da aber noch die DI2 Komponenten im Kopf herum. Elektronischer Shifter, Digitaldisplay mit allen möglichen Funktionen und eine Art Automatikschaltung für die Nabe klingen schon ganz sexy, vor allem seit ich das Prinzip mal in Aktion gesehen habe. Das wäre mit Sicherheit ein deutlicher Komfortgewinn und cool ist es auf jeden Fall. Oder doch die sündhaft teure Rohloff mit ihrer nahezu unzerstörbaren Technik, den smoothen Schaltvorgängen und der riesigen Bandbreite?

 

Tja, ich habe wirklich lange mit mir gerungen und auch lange zur Alfine DI2 tendiert. Aber irgendwann wurde mir klar, dass die Alfine nur in der elektrisierten Version wirkliche Faszination auf mich ausübt und da wäre dann die Frage wie man die ganzen Komponenten unterbekommt. Ich denke da allein nur an die ganzen Kabel sowie den Akku, der dann ja in der Sattelstütze verschwinden müsste. Zum Aufladen muss also jedes Mal der Sattel weg. Und eigentlich wollte ich ja den cleanen Look des Bikes erhalten, der Grund weshalb ich ja ursprünglich auch zur SRAM tendierte, weil da optisch nur eine größere Kassette am Hinterrad hängt. Da ich für die DI2 aber eben diese ganzen Komponenten irgendwo unterbringen muss, würde das Ganze am Ende doch wieder arg überfrachtet aussehen. Alleine am Lenker hätte ich dann den E-Shifter, das Display, den Halter für das Vio, den Halter für einen Fahrradcomputer und noch den Halter für das Frontlicht und da wird es auch vom Platz wieder was eng, trotz breitem Lenker. Davon abgesehen wollte ich ja den cleanen Look des Cruisers erhalten und das heißt eben kein unnötiges Zeug. Bei der Rohloff würde ich ja nur das alte Zeug gegen entsprechendes Neues ersetzen ohne das da jetzt neue Komponenten draufkommen.

 

So bin ich dann, trotz des deftigen Preises, also doch bei der Rohloff gelandet. Wenn ich schon bereit einen hohen dreistelligen Betrag mit vollen Händen für eine Alfine zum Fenster rauszuwerfen, dann kann ich auch gleich noch den ein oder anderen Hunderter für die Rohloff drauflegen und es richtig machen, ohne mich hinterher ärgern zu müssen doch nur den Kompromiss eingegangen zu sein. Ich muss völlig wahnsinnig geworden sein!

 

So hab ich aber wenigstens ein Fahrrad an dem ich noch viele, viele Jahre Freude haben werde und an dem ich dann auch keine großen Dinge mehr machen muss :)

 

Zum Glück hatte ich schon Geld für das Projekt zurückgelegt und mein zeitgleich stattgefundener Geburtstag, sowie der Verkauf der Anhängerkupplung des Caprice haben mir die Sache finanziell zusätzlich versüßt :D Vor allem weil ich für die Anhängerkupplung am Ende sogar noch mehr bekommen habe als verhandelt war, warum auch immer, aber ich beschwere mich da nicht. Vielleicht war es auch einfach Schmerzensgeld für das ganze Hin- und Her mit dem Käufer ;) Allein von dem Geld konnte ich einen guten Teil der Rohloff bezahlen und der Rest ist im Vergleich dazu Kleinkram den ich aus der Portokasse zahlen kann :cool:

 

Für mich wogen hier die Vorteile der Rohloff am Ende schwerer als der Preis im Vergleich zur Alfine. Klar, hätte ich eine Eagle 1x12 nachrüsten können wäre ich wohl nie auf den Trichter gekommen so viel Geld für die Schaltung rauszuhauen. Aber je länger ich mich mit der Idee beschäftigte desto besser gefiel Sie mir was bei mir schon mal ein gutes Zeichen ist ;)

 

Aber welche Punkte haben mich konkret bewogen mich für die Rohloff zu entscheiden?

 

1. Die Bandbreite war für mich einer der wichtigsten Punkte. Die Speedhub hat eine höhere Bandbreite als die Alfine 11 (408%) die über 100% weniger Bandbreite bietet. Die 8er Alfine mit Ihren gut 300% steckt Sie eh in die Tasche und die ganzen günstigen 2-5 Gang Naben sowieso. Es gibt zwar auch Kettenschaltungen die noch mehr Bandbreite bieten, zum Beispiel klassische 3x10 Schaltungen, allerdings überschneiden sich die Gänge dann in der Übersetzung zu einem großen Teil. Heißt von den 30 Gängen haben meist weniger als die Hälfte eine eigene Übersetzung, die anderen überschneiden sich. Damit schleppt man dann auch eigentlich Gänge mit sich herum die man gar nicht braucht. Hier hat die Rohloff wieder einen Vorteil da hier jeder Gang auch eine eigene Übersetzung hat, ganz ohne Überschneidungen ;) Natürlich trifft das auch auf andere Nabenschaltungen zu! Übertroffen wir die Rohloff hier nur von der Pinion Schaltung, allerdings braucht es dafür wieder einen ganz speziellen Rahmen, da diese zentral im Rahmen auf Höhe der Kurbel sitzen. Andere Nabenschaltungen die auch nur im Ansatz solche eine Bandbreite bieten sind mir nicht bekannt.

 

2. Die Rohloff Naben sind mit einer legendären Zuverlässigkeit gesegnet. Von Zuverlässigkeit bin ich eh immer ein großer Fan gewesen ;) Es gibt viele Berichte von Rohloff Fahrern die Ihre Nabe jetzt schon viele Jahre haben und die noch tadellos funktionieren solange diese jährlich Ihren Ölwechsel bekommt. Es gibt diverse Rohloff Naben die sich im sportlichen Bereich bewährt haben, für gewöhnlich eine Domäne von Kettenschaltungen aufgrund des besseren Wirkungsgrades. Ebenso ist die Rohloff erste Wahl für viele Fahrradreisende, die mit Ihrem Rad auch gerne mal über mehrere Monate und über diverse Landes- und Kontinentgrenzen hinweg fahren. Wenn das mal kein Beweis für Ihre Zuverlässigkeit ist weiß ich auch nicht.

 

3. Rohloff liefert die Speedhub mit einen Gripshifter aus. Was für einige eher ein Nachteil ist, ist für mich wiederum ein Vorteil. Man die Gänge so in einem Dreh durchschalten kann solange das eigene Handgelenk dies hergibt. Für die große Alfine gibt es nur einen Rapidfire-Shifter, vorausgesetzt man entscheidet sich für die manuelle Alfine! Dies hat den Nachteil das sich konstruktionsbedingt maximal 2 Gänge auf einmal schalten lassen. Mehr gibt halt der Hebelweg der Shifter auf einmal nicht her. Das fand ich aber schon vom Prinzip her doof und da ich mich jetzt so an die Gripshifter gewöhnt habe wollte ich sowas auch wieder haben. Außerdem habe ich auch keine Lust für das überspringen mehrerer Gänge x-fach den Hebel zu penetrieren. Zudem finde ich den Gripshifter an meinem Bike einfach cleaner was die Optik angeht. Aber das sind Punkte die schlicht Geschmackssache sind. Die einen mögen keine Gripshifter, die anderen legen nicht so Wert auf die Optik. Aber mir kommt das Package so sehr entgegen, also definitiv ein Pluspunkt :)

 

4. Damit sind wir auch schon beim nächsten Punkt. Da das Auge bei mir immer ein bisschen mit isst, gefiel mir das man bei der Rohloff nicht mehr Komponenten hat als eh schon am Bike vorhanden sind und die Nabenschaltung lässt das Bike auch eher nach einem klassischen Fixie/Singlespeed Bike aussehen was den Retrolook des Rades noch unterstützt und gut passt :) Durch die gerade Kettenlinie hält die Kette auch länger was ein netter Nebeneffekt ist, abgesehen von den optischen Vorteilen :) Dazu kommt, dass man bei der DI2 ja noch das ganze Zeug irgendwo hätte unterbringen müssen und das wäre dann zumindest optisch schon arg überfrachtet gewesen. Wie gesagt, ich wollte den grundsätzlichen Look des Bikes ja erhalten und da wirkt die Rohloff mit ihrem einzelnen Ritzel natürlich deutlich aufgeräumter als eine Mehrfachkassette :)

 

5. Nabenschaltungen generell glänzen durch niedrigeren Wartungsaufwand als Kettenschaltungen, besonders weil viele Fahrer von Kettenschaltungen bei der Kettenpflege schludern und so die Ketten oftmals keine 2000km überleben. Hier haben Nabenschaltungen wie die Rohloff Ihre Vorteile. Durch die gerade Kettenlinie und das fehlen einer Mehrfachkassette lässt sich die Kette auch einfacher pflegen und man kann das Ritzel der Nabe umdrehen was deren Haltbarkeit auch noch einmal verlängert. Wird bei einer Schaltkassette eher schwierig bzw. aufwändig da man die Kassette für sowas einmal komplett auseinandernehmen müsste.

 

6. Die Rohloffs vertragen schon ein bisschen Drehmoment, weshalb man hier nicht ganz so zimperlich zu Werke gehen muss wie bei den Alfine. Heißt die Rohloff kann auch unter Last geschaltet werden, auch wenn Rohloff empfiehlt kurz die Belastung aus dem System zu nehmen da der Schaltvorgang dann leichter wird. Außerdem kann ein Schalten unter hoher Last zu einem Leertreten kommen. Aber das sollte man hinbekommen. Bei anderen Nabenschaltungen muss man schon aufpassen wie hart man reintritt, da man so schnell das filigrane Innenleben zerstört.

 

So, genug schön geredet! Es sollte es also die Rohloff werden :) Für mein Rad würde ich also die Speedhub in rot eloxiert nehmen, in der Version für Felgenbremsen (die Cantileverbremse bleibt der Optik zuliebe!), also mit interner Schaltansteuerung. Hab ich erwähnt das ich wahnsinnig geworden sein muss?


Thu Apr 01 20:57:30 CEST 2021    |    Dynamix    |    Kommentare (2)    |   Stichworte: Cruiser

Im ersten Teil hatte ich mich dazu entschlossen mein Fahrrad etwas aufzuhübschen und Ihm mit ein paar Upgrades zu einem zweiten Leben zu verhelfen :) Allerdings galt es hier wieder mit etwas Recherchearbeit zu beginnen um zu schauen was ich mit dem Rad überhaupt so anstellen kann. Gerade bei Fahrrädern geht so ziemlich alles und nichts was Umbauten angeht. Die Teile müssen halt grundsätzlich nur passen und da geht dann die Sucherei wieder los ;)

 

So machte ich mir im Vorfeld erst einmal ein paar Gedanken was da für mich Sinn machen würde und was an dem Rad überhaupt so geht. Ich hatte schon beim Rad meiner Frau mal mit dem Gedanken gespielt die Schaltung zu upgraden, hatte den Gedanken allerdings verworfen da man mir sagte, dass die Alivios der ersten Generation bei ordentlicher Einstellung wohl ganz gut funktionieren und das tut Sie nach der Reparatur auch. Davon ab hat die Schaltung am Rad meiner Frau mit 500% schon eine sehr brauchbare Bandbreite, da jetzt eine moderne 1x12 Schaltung oder ähnliches nachzurüsten hätte keinen wirklichen Vorteil bei der Bandbreite, außer das Sie eben weniger Gänge durchschalten müsste. Aber für Sie ist das schon okay so :) Im Vergleich dazu ist meine Schaltung schon arg hakelig und auch mit sehr großen Sprüngen gesegnet. Kein Wunder bei 6 Gängen vs. 21 Gänge und mageren 200% vs. satte 500% Bandbreite. Da will ich also definitiv ran! Das das ganze Thema Gangschaltung etwas ausufert konzentrieren wir uns in dem Artikel auch komplett auf das Thema ;)

 

Da ich ein kleiner Techniknerd bin und gleichzeitig ein Fan von einem guten Preis-/Leistungsverhältnis bin musste natürlich recherchiert werden was sich da für ein Upgrade generell so anbieten würde. Die eine Billigschaltung gegen die Nächste austauschen wollte ich nicht. Während der Recherchen bin ich dann auf so abgefahrenes Zeug gestoßen, dass ich diese niemandem vorenthalten möchte :D Außerdem habt Ihr dann mehr zu lesen und könnt bei der nächsten Party, also so in 100 Jahren, mit Wissen aus der Kategorie "interessiert keinen Schwein" angeben :D

 

1. Shimano Druckluftschaltung

 

Shimano hatte wohl Mitte/Ende der 90er sein Skunk Works Team damit beauftragt mal was völlig Neues zu machen. Kurz zur Erklärung des Begriffes Skunk Works: Dieser Begriff geht auf den Flugzeughersteller Lockheed zurück. In dieser Abteilung wurden ziemlich abgefahrene und extreme Flugzeuge entworfen. Kennt Ihr die Lockheed SR-71, alias Blackbird? Nein? Schämt euch! Nachsitzen! Ja, jetzt sofort! Wiki wartet schon!

 

Bildungslücke geschlossen? Wunderbar, dann geht es jetzt weiter! Eine Skunk Works Abteilung muss man sich wie einen losen, zusammengewürfelten Haufen von Top Leuten vorstellen die einzig und allein zum Ziel haben das ganz geile Zeug zu entwickeln was nie für die Massenproduktion freigegeben wird und bestenfalls in einer Kleinserie gipfelt. Es gibt keine Rücksicht auf Verluste, Budgets oder sonstige Beschränkungen! Die einzigen Limits setzten die technischen Möglichkeiten der Zeit und selbst die wurden nicht selten im Rahmen solcher Projekte etwas weiter nach hinten verschoben. Ergo: Der feuchte Traum jedes Entwicklungsingenieurs.

 

Shimano hat also auch so eine Abteilung und die kamen dann eben mit genannter Druckluftschaltung um die Ecke. Diese Schaltung hat einen Druckluftbehälter mit dessen Druckluft die Gänge dann pneumatisch hoch und runter geschaltet werden. Das Ding ist und war selten und dazu natürlich sündhaft teuer. Ein Händler im Netz bietet ein Set für läppische 5000€ an. Ist also eher was für totale Radfreaks, Leute die bei der nächsten Radtour mit den Kumpels mal so richtig angeben wollen oder aber für Menschen die ein High-Tech Retro Downhillbike bauen wollen und dabei etwas zu hart eskalieren.

 

2. Elektrische Schaltung

 

Auch etwas das mir völlig neu war. Es gibt von Herstellern wie SRAM und Shimano elektronisch angesteuerte Schaltwerke, die dann über einen Funkcontroller angesteuert werden. Auch diese Schaltungen sind kostspielig, dafür nicht ganz so teuer wie die Druckluftschaltung. Mit gut 1500-2000€, nur für die benötigten Teile, ist man dann schnell dabei, wenn man denn eine der Top Schaltgruppen haben möchte. Ist eher was für die Hardcore-Geländefahrer, weil so eine elektrische Schaltung keine Züge am Lenker hat, die reißen können.

 

Für mich natürlich übertrieben und davon ab auch zu teuer, hier reden wir aber auch wirklich von den Top-Schaltgruppen im Bereich der Kettenschaltungen. Aber schon interessant welchen Aufwand sich manche Hersteller für so etwas Profanes wie ein Fahrrad machen. Zeigt aber, dass die Dinger trotz Konkurrenz durch Autos, Motorräder und ÖPNV in der breiten Masse noch lange nicht tot sind.

 

Jetzt habe ich so viel tolles Zeug gesehen, aber immer noch keine Schaltung für mein eigenes Fahrrad ausgeguckt. Also ging es weiter. Da mein Rad ein einfaches Kettenblatt hat und solche Schaltungen auch gerade wieder schwer im Trend liegen schaute ich mal was die üblichen Verdächtigen hier so im Repertoire haben. Da bin ich über die SRAM NX Eagle 1x12 gestoßen, mit einer Bandbreite von über 500 % für jede Schandtat bereit und in der Theorie ein großartiges und unauffälliges Upgrade für mein Bike. Da ich ja jetzt noch beim Händler war, fragte ich mal nach ob das Upgrade so möglich wäre. Wie gesagt, da gibt es im Bezug auf die Abmaße des Rahmens immer einiges zu beachten. Tja, den Zahn mit der Eagle Schaltgruppe hat man mir dann leider bei der Bestandsaufnahe direkt gezogen. Die 12er Kassette würde nicht passen, dafür müsste der Rahmen einfach breiter sein. Da würde bestenfalls eine 9-Gang Kassette passen und das ist mir dann doch etwas zu mager. Allerdings brachten die Jungs mich mit Ihrem Vorschlag gleich auf die nächste blöde Idee! :D Warum keine Nabenschaltung nachrüsten?

 

Laut der Werkstatt würde eine Nabenschaltung problemlos in den Rahmen passen. Nabenschaltungen sind ja gerade im Bereich von City- und E-Bikes wieder schwer im kommen. Dazu würde es wunderbar zu dem Retrogedanken des Rades passen, da es Nabenschaltungen auch schon seit Ende des 19. Jahrhundert gibt und damit sogar knapp älter sind als Kettenschaltungen! Allerdings sagte man mir das der Spaß nicht billig werde. Da die SRAM Eagle, in den günstigen Versionen, auch schon mit gut 300-400€ (nur für die Komponenten wohlgemerkt!) zu Buche schlägt war ich da schon drauf gefasst. Wenn man an einem Fahrrad für etwas viel Geld ausgeben kann, dann für die Komponenten der Schaltung. Aber was besorge ich mir da jetzt? Da blieb mir nur übrig mal wieder zu recherchieren ??

 

Welche Vorteile hat so eine Nabenschaltung im Vergleich zu einer klassischen Kettenschaltung überhaupt? Irgendeinen muss es ja geben, sonst hätte das Prinzip nicht neben der Kettenschaltung überlebt. Der größte Vorteil ist sicherlich die höhere Zuverlässigkeit und der niedrigere Verschleiß der Komponenten, da das Getriebe komplett in einem Gehäuse integriert ist und nicht offen liegt und dem ganzen Dreck ausgesetzt ist wie die Kassette einer Kettenschaltung. Wenn man die Ritzel und Ketten nicht regelmäßig reinigt und schmiert, verschleißen beide im Zeitraffer. Ein weiterer Vorteil der Nabenschaltung sind geschmeidige Schaltvorgänge und weniger Pflegeaufwand, dadurch das nur jeweils ein Ritzel pro Achse gereinigt werden muss und die Kette sich so auch wesentlich einfacher reinigen und schmieren lässt :cool:

 

Wer es noch wartungsärmer will baut sich seine Nabenschaltung auf einen Riemenantrieb um, allerdings legt man da auch wieder mehrere 100€ nur für die Teile hin und sparen tut man da auch nichts. Für das was man für den Riemen hinlegt kann man sehr viele Kettensätze kaufen, die dann unterm Strich mehr Kilometer packen als der Riemen. Lohnt sich also nur wenn man weniger Aufwand bei der Pflege haben will und einen das typische Laufgeräusch einer Kette stört. Neben der Wartungsarmut ist der größte Vorteil des Riemens, dass er mehr oder weniger geräuschlos läuft. Wo wir gerade schon bei Wartung und Pflege sind. Die höherwertigeren Naben sind mit Öl gefüllt, günstigere Modelle mit einfachem Fett, wodurch man das Öl einmal jährlich oder alle 5000-10.000km wechseln sollte. Dies ist allerdings einfach und die Ölmengen sind, wie man sich anhand der Größe der Naben vorstellen kann, eher zu vernachlässigen. Die meisten Hersteller geben so um die 25 ml als Füllvolumen für Ihre Naben an. Heißt: Selbst wenn man eine alte Colaflasche als Auffangbehälter nimmt, wird es Jahre dauern, bis diese voll ist ;) Der Aufwand ist im Vergleich zur Kettenschaltung also deutlich niedriger, da hier die Komponenten wirklich regelmäßig, am besten sogar nach jeder Fahrt, kontrolliert und gereinigt gehören um unnötigen Verschleiß zu vermeiden.

 

Natürlich gibt es auch Nachteile! Zum einen eignen sich die meisten Nabenschaltungen eher selten für sportliche Anwendungsgebiete, wer also gerne kräftig ins Pedal tritt setzt lieber auf eine Kettenschaltung. Zum anderen lassen sich die Getriebe bestenfalls unter mittlerer oder niedriger Last schalten. Zu hohes Drehmoment zerstört die grazilen Komponenten der meisten Naben. Das ist der Preis, den man für so ein kleines Getriebe mit so vielen Gängen zahlen muss. Dazu haben die meisten Nabenschaltungen einen niedrigeren Wirkungsgrad als eine Kettenschaltung. Während die Kettenschaltung, im besten Falle, mit gut 99% schon sehr nah am Optimum ist kommen die besten Nabenschaltungen auf gut 95-97%, wobei die meisten eher im Bereich um die 80% oder sogar niedriger liegen. Klingt nach einem eher zu vernachlässigenden Unterschied, wird aber von erfahrenen Radlern beim Treten bemerkt. Im Massenmarkt findet man hauptsächlich Modelle mit 3-8 Gängen, wobei hier Shimanos Nexus Serie wohl DIE Nabe ist die man am ehesten an den typischen Citybikes finden wird. Klar geht hier auch mehr, aber dazu kommen wir jetzt gleich :)

 

Jetzt hatte ich mich also ein bisschen über die Vor- und Nachteile schlau gemacht und kam zu dem Schluss das ich die Vorteile gerne mitnehme und mit den Nachteilen durchaus leben kann. Da ich das Rad nicht für Hardcore Sportzwecke verwende, sondern damit einfach nur ein wenig Strecke machen möchte und hauptsächlich in der Stadt bzw. auf asphaltierten Wegen unterwegs bin passt das Gesamtpaket für mich schon ganz gut. Nicht umsonst erfreuen sich Nabengetriebe besonders bei City-Fahrrädern großer Beliebtheit! Aber was nehme ich da jetzt?

 

Die meisten günstigen Nabenschaltungen hören bei 7 oder 8 Gängen auf, in günstigeren Bikes werden sogar noch 2/3-Gangnaben (Shimanos günstigere Nexus Serie, Sturmey Archer usw.) verbaut. Wäre für mich ein Rückschritt! Wer mich kennt weiß das es jetzt wieder eskaliert :D

 

Kandidat 1: Shimano Alfine 11 Gang

 

Der Kandidat aus der „bürgerlichen“ Schicht wobei die Alfine auch schon Shimanos Top-Gruppe in dem Bereich ist. Die Alfine ist die, einigermaßen, leistbare Art und Weise eine brauchbare Nabenschaltung zu fahren. Die Alfine gibt es in einer 8- und einer 11-Gang Version. Darunter rangieren die Nexus Naben, die gerne auch in günstigeren Bikes zum Einsatz kommen. Die 8-Gangversion bietet eine Bandbreite von gut 300%, die 11-Gang Version eine Bandbreite von knapp über 400%. Für mich käme hier also nur die 11 Gang Version in Frage, da bei der 8-Gang der Sprung in der Bandbreite nicht so groß ist als das ich sagen würde das es sich lohnt.

Preislich liegt das Upgrade-Kit, mit allen nötigen Komponenten, bei gut 400€-500€. Enthalten sind dann dort die Nabe, der Rapidfire-Shifter und ein paar Kleinigkeiten für die Montage. Immer noch nicht günstig aber vom Preis-Leitungsverhältnis wohl noch die beste Art so eine Nabenschaltung mit brauchbarer Bandbreite nachzurüsten. Die Alfine hat den Nachteil das sich hier maximal 2 Gänge auf einmal schalten lassen, dies liegt allerdings an dem Rapidfire Shifter! Warum Shimano ausgerechnet für die kleinen 8-Gang Versionen einen Grip-Shifter anbietet und für die Topversion nicht wird mir ein Rätsel bleiben. Andere Nabenschaltungen, wie die Rohloff (auf die wir gleich noch eingehen!), packen mit Ihrem Grip-Shifter durchaus das komplette Schaltspektrum, solange es die Beweglichkeit der eigenen Hand mitmacht.

 

Diesen Kritikpunkt kann man allerdings geschickt umgehen. Die Alfine gibt es nämlich auch in einer elektrisch geschalteten Variante, diese tragen wie alle elektrischen Komponenten von Shimano das Kürzel DI2. Hier liegen die nötigen Komponenten bei gut 700-800€, wobei da dann auch diverse Komponenten zusammenkommen, die sich einfach läppern. Zum einen ist die DI2 Nabe vom Aufbau anders als die rein mechanischen Alfine-Naben, zum anderen braucht man noch einen Schaltmotor, einen elektronischen Shifter, ein Digitaldisplay mit Akkustand und Ganganzeige muss ja auch dabei sein und zu guter Letzt einen Akku der das Ganze mit Strom versorgt sowie das dazugehörige Ladegerät. Den Akku gibt es in zwei Ausführungen, einmal als Stabversion, welche sich elegant in der Sattelstütze verstecken lässt oder als externe Version, welche sich unterhalb eines Getränkehalters anbringen lässt. Hier hat man die Qual der Wahl, wobei ich da eher zu der Version in der Sattelstütze tendieren würde.

So erklärt sich dann auch der fast doppelt so große Preis im Vergleich zur manuellen Variante. Der Technikmonk in mir ist entzückt! :D

 

Man muss sich das jetzt mal kurz veranschaulichen. Man hat ein Planetengetriebe, welches sich dann auf Knopfdruck schalten lässt und welches sich auch programmieren lässt. So kann man der Schaltung beispielsweise sagen Sie soll bei Stillstand automatisch in den ersten Gang schalten. Oder man programmiert das Ganze so das man bei längerem Druck auf den Knopf mehrere Gänge auf einmal schaltet. Klingt verdächtig nach einem Automatikgetriebe, oder? ?? Rein technisch gesehen schon ein Leckerbissen und der Aufpreis wäre es mir sogar fast wert, vor allem weil man durch den elektrischen Stellmotor einen schönen, sanften Schaltvorgang hat und das Ganze wohl auch noch fixer gehen soll als bei der manuellen Version, wobei sich die Schaltgeschwindigkeit bei den DI2 Komponenten auch noch programmieren lässt. :cool:

 

Nachteil: Man kann die Alfine wohl nicht unter starker Last schalten, allerdings haben diesen Nachteil die meisten Nabenschaltungen und das kann man mit der elektronischen Variante ganz elegant umgehen, indem man kurz „vom Gas“ geht, bevor man drückt. Ich denke, wenn man das Spiel draufhat, gibt es keinen nennenswerten Zeitverlust gegenüber einer manuellen Kettenschaltung. Ein weiterer, vermeintlicher, Nachteil ist wohl das die Alfine-Naben nicht so haltbar sind wie die von Rohloff. Allerdings konnte ich da jetzt auch nichts Konkretes finden, sondern auch nur viel Hörensagen. Damit hätten wir auch schon die Brück zu Kandidat 2 geschlagen, den gibt es aber erst im nächsten Teil! ;)


Wed Mar 31 21:29:15 CEST 2021    |    Dynamix    |    Kommentare (6)    |   Stichworte: Cruiser

Es ist immer noch Corona und so habe ich entsprechend mehr Freizeit da alles andere was ich sonst so machen könnte einfach mal ausfällt. Kino? Fällt aus! Schwimmbad? Ebenso! Fitnessstudio? Ha, der war gut! Jetzt wo die Inzidenzwerte wieder steigen wurde die Hoffnung im Frühjahr wieder ins Studio zu können vollständig begraben. Damit wären wir auch schon beim Thema. Damit ich mich zumindest irgendwie bewege musste mein geerbtes und geliebtes Cruiser Bike öfter für kleine Touren herhalten.

 

Da ich dank der kleinen Winteraktion mit dem Fahrrad meiner Frau Blut geleckt hatte was das Thema Fahrräder sowie Umbauten angeht, sollte es meinem Rad jetzt auch mal an den Kragen ääähhh die Kette gehen. Das Rad meiner geliebten Frau ist jetzt, dank dem passenden Lenker, für Sie perfekt und damit fertig :) Es war also an der Zeit das mein Fahrrad auch mal ein bisschen Liebe bekommt. Das Rad habe ich jetzt auch schon wieder knapp 4 Jahre und daran seitdem nicht viel gemacht, gut ich bin auch nie viel damit gefahren, bis jetzt! Also sollte der treue Drahtesel ein bisschen Liebe erfahren damit er noch ein paar Jahre gut weiter läuft. Das Fahrrad habe ich von meinem, leider verstorbenen, Schwiegervater geerbt und er hat das Bike fast noch mehr geliebt wie sein Auto.

 

Als er gestorben ist gab es zwei Optionen:

 

1. Das Rad verschenken, weil es so ungenutzt nur Platz in der Garage wegnimmt

 

2. Das Rad übernehmen und selbst damit fahren

 

Da das Fahrrad immer noch da ist dürfte sich die Frage „welche Option ist es denn geworden?“ erübrigen ;) Ich habe es damals einfach nicht übers Herz gebracht das Rad einfach so gehen zu lassen. Schwiegermama hätte es einfach verschenkt oder gar verschrottet :eek: Viel zu schade wenn Ihr mich fragt! Der Rahmen ist optisch für sein Alter noch top in Schuss, da gibt es Räder die halb so alt sind und deutlich ranziger aussehen. Davon ab gefällt mir der Stil von dem Rahmen sehr! Diese geschwungenen Linien machen einfach was her :cool: Außerdem passt das Rad so gut zu meinen beiden Amerikanern ;)

 

Dieser Artikel soll der Auftakt zu einer etwas längeren, dafür kleinteiligeren Blogreihe werden. Keine Panik, es wird auch zukünftig noch Artikel zum Sheriff und zum Wal (da ist auch schon was in der Pipeline!) geben aber jetzt hab ich halt mal Bock auf was anderes ;)

 

Technische Daten

 

Hersteller: Jamis Bikes

 

Modell: Earthcruiser

 

Baujahr: Geschätzt +- 2000, vielleicht älter

 

Reifengröße: 26 Zoll

 

Rahmentyp: Stahlrahmen

 

Bremse: Cantilever vorne/hinten

 

Schaltung: 1x6 Shimano SIS mit Gripshift

 

Reifen: 50-559

 

 

 

Zum Hersteller

 

Jamis Bikes ist ein amerikanischer Hersteller der Räder in so gut wie jedem Preisbereich anbietet. Die ersten Bikes von Jamis bekommt man schon um die 350$, wobei man hier auch mehrere 1000$ ausgeben kann wenn man das "richtige" Modell wählt. Jamis ist ein eher kleiner Hersteller der aber eine treue Fangemeinde besitzt. Die Marke selbst genießt in den USA den Ruf leistbare und haltbare Rahmen zu produzieren die man mit entsprechenden Komponenten für angemessene Preise bekommt die nicht selten unterhalb der vergleichbaren Konkurrenz liegen. Hier macht mein Rad keine Ausnahme, der Rahmen mag zwar eher einfach gehalten sein, dafür ist er schön gefertigt und macht trotz seines Alters und der geschätzten Laufleistung noch einen guten Eindruck! Ich denke das untermauert die Erfahrungen. Jamis ist jetzt auch nicht gerade die Art Billighersteller die man bei Walmart und Co findet sondern eher was für den kleinen Fahrradladen um die Ecke. Das sind dann auch die typischen Jamis Vertriebspartner.

 

Technisch ist mein Earth Cruiser nix dolles, aber der Rahmen macht echt was her und bietet eine schöne Basis für ein paar kleinere Umbauten. Da lässt sich definitiv etwas Nettes draus zaubern! Ich habe da auch schon Ideen :cool: Jamis bot das Modell erstmals 1979 an, womit es gleichzeitig das erste eigene Modell in der Palette war. Jamis bietet den Earth Cruiser sogar heute noch in drei Ausführungen an , darunter auch eine Version mit einem Rahmen für Damen. Der Rahmen wird zugunsten des Gewichtes mittlerweile aus Alu und nicht mehr Stahl produziert, dazu ist die Form des unteren Rahmenrohrs nicht mehr so geschwungen wie bei meinem Rad. Man hat dem Modell also in gut 40 Jahren mal ein Facelift verpasst ;) Meins gehört noch zu den klassischeren Rahmen, welche mir optisch auch am besten gefallen.

 

Für gut 450$ bekommt man schon einen Earth Cruiser in den USA, wobei der dann wirklich sehr spartanisch ausgestattet ist was aber auch zu der Idee eines Beach Cruisers gehört. Wobei Fixies und Singlespeed Bikes ja gerade wieder irgendwie trendy sind. Schon lustig wie Dinge, die man vorher als veraltet abgetan hat, einfach so wieder hip sind als wäre nix gewesen. Ansonsten bietet man bei Jamis in so gut wie jeder Kategorie ein entsprechendes Fahrrad an. Der Einstieg beginnt bei den Bikes wie eben dem Earth Cruiser, da an den Dingern halt echt nix an Ausstattung dran ist kosten die auch entsprechend nichts. Wo es keine Gangschaltung, Scheibenbremsen, Beleuchtung, Schutzbleche und anderes Zeug gibt ist auch nichts dran was den Preis nach oben treiben würde. Hier ist wirklich nur das allernötigste dran damit das Rad eine Pedalbewegung in Vortrieb umsetzt. Vom Preis alleine auf die Qualität zu schließen wäre also etwas zu kurz gedacht ;) Würde man einen Earth Cruiser mit entsprechend modernen Komponenten ausstatten wäre man preislich sicherlich schnell im vierstelligen Bereich und da würde dann keiner mehr "Billigheimer" schreien. Weiter geht es mit den Straßenrädern der Hudson/Citizen Serie. Für Stadträder schon ganz nett ausgestattet und mit gut 700$ auch ganz fair eingepreist. Für das Geld bekommt man hier schon hydraulische Scheibenbremsen und solide Komponenten.

 

Wer es in der Klasse etwas sportlicher mag kann zur Explorer und Trail Serie die vom Rahmen etwas mehr in Richtung Trekking Bike gehen. Dann gibt es mit Coda, Sequel, Allegro, DXT und Beatnik noch eine ganze Reihe von Fitnessrädern die je nach Modell auch für den Pendleralltag taugen. Wer ein Rennrad sucht wird beim Renegade und Ventura fündig. Hier wird es dann zum Teil schon sehr deutlich vierstellig ;)

 

So richtig viel Auswahl bietet Jamis dann bei den Mountainbikes an. Vom Starrahmen aus Stahl bis hin zum Vollcarbonrahmen mit Zentralfederbein ist hier alles dabei. Ein Dragon Hardtail in grün würde ich mir ja noch gefallen lassen ;)

 

Genug von der Geschichtsstunde, weiter im Text!

 

Status Quo

 

Da Schwiegerpapa kein Winzling, sondern mit knapp 2 Metern eher von der Sorte langer Lulatsch war, mussten an dem Rad im Neuzustand schon ein paar Änderungen vorgenommen werden damit er auf dem Rad auch gut sitzen konnte. Dazu gehörte ein breiterer Lenker, der optisch super zu dem Rad passt und mir selbst auch zugutekommt. Weiterhin gab es noch ein paar schöne Ergon GP1 Griffe auf dem die Handballen während der Fahrt gut ruhen können was die Hände während der Fahrt entlastet. Da das Rad, so wie es gebaut wurde, eher spartanisch daherkommt und somit auch über keinerlei Beleuchtung verfügte bekam das Bike im Laufe der Zeit einen Satz LED-Leuchten spendiert.

 

Weiter ging es dann mit der Nachrüstung eines sündhaft teuren Brooks Sattels. An dem Rad hat sich ein Brooks B135 Sattel in einem schönen Braun (die Farbe heißt bei Brooks „Honey“) verirrt. Der Sattel hat, als er noch verfügbar war, mal eben bis zu 180€ gekostet was schon amtlich ist. Der B135 gehört auch eher zu den aufwändigeren Sätteln aus dem Brooks Portfolio, da er im Gegensatz zu den normalen Modellen über zwei Doppelfedern hinten und eine Feder vorne verfügt. Nur mein Hintern muss sich an den Sattel noch gewöhnen, aber der Sattel auf dem Rad meiner Frau ist da auch nicht besser :D

 

Die Schaltung ist, wie bereits beschrieben, irgendeine 1x6 Schaltung von Shimano mit SIS. Also eine stinknormale Shimano Indexschaltung wie Sie schon seit gut 30 Jahren an Fahrrädern verbaut wird. Leider ließ sich anhand der Komponenten nicht herausfinden was da genau verbaut war, ich gehe mal davon aus da ist einfach die billigste Schaltgruppe dran gelandet die Shimano zu der Zeit zu bieten hatte. Nicht umsonst ist da nirgends ein Hinweis auf die Schaltgruppe zu finden ;) Aber ich sollte froh sein das meins überhaupt 6-Gänge hat wenn man mal so sieht das die aktuellen Modelle als Fixies oder bestenfalls mit 3-Gang Schaltung ausgeliefert werden. Gut, passt ja auch wieder zum spartanischen Grundgedanken eines Cruiser Bikes. Kein unnötiger Schnick-Schnack! Heißt also in meinem Falle: Ein Rahmen, zwei Räder, ein Lenker, ein Sattel, zwei Bremsen, eine Gangschaltung und ein paar Reflektoren. Mehr ist an dem Ding wirklich nicht dran! Kein Fahrradcomputer, keine Form von Elektrik, keine ausgeklügelte High-Tech Gangschaltung, nicht einmal Schutzbleche oder sonstiges tolles Zeug was moderne Fahrräder so attraktiv macht.

 

Ansonsten blieb das Rad auch so wie es ist, bis ich es in die Hände bekam. Jetzt wo ich mit dem Rad selbst öfter fahren möchte, wollte ich natürlich auch das man an dem Rad noch längerfristig Freude hat und dafür müssen aber ein paar Dinge gemacht werden, die halt mit der Zeit so angefallen sind. Wie gesagt, dass Teil ist auch wieder mindestens 20 Jahre alt und damit selbst schon ein Youngtimer. Für ein Fahrrad ist das schon fast wieder ein Oldtimer!

 

Wie bereits angedeutet, ist der Rahmen in einem Top Zustand für sein Alter. Schwiegervater hat den Rahmen immer penibel geputzt! Lediglich die Peripherie konnte seiner sportlichen Fahrweise nicht ganz standhalten, aber dazu kommen wir später ;)

Wie schon beim letzten Projekt, fing ich hier auch erst einmal mit einer Bestandsaufnahme an. Das Fahrrad war zumindest so gepflegt, dass man damit noch fahren kann, das Ganze wird also eine Art rollende Restauration. Schauen wir also mal genauer hin. Am Rahmen sind keine Beschädigungen zu erkennen, nicht mal die obligatorischen Steinschläge oder Kratzer findet man. Maximal Mini-Schrämmchen die man nur sieht wenn man gaaaanz genau hinsieht. Ist also noch wirklich gut für sein Alter :)

 

Die Reifen sind noch nicht Glatze, es täte allerdings auch nicht weh, wenn man die mal neu macht. Die sind da schon so lange drauf wie ich meine Frau kenne und das ist schon sehr lange! Ein Wunder das die so lange durchgehalten haben. Wandert also schon mal auf meine Einkaufsliste. Danach galt meine Aufmerksamkeit den Bremsbelägen. Die waren zwar auch noch nicht abgefahren, könnten aber aufgrund des Alters auch mal neu gemacht werden. Gummi wird vom Herumliegen/herumstehen nicht besser. Kann man also guten Gewissens auf die Liste schreiben. Der Lenker war noch soweit fest, also kein Spiel im Steuerrohr.

 

Jetzt war da noch die Schaltung bzw. der Rest des Antriebs. Noch zu Schwiegervaters Zeiten bestand bei dem Rad das Problem, dass die Kette abgesprungen ist sobald man dauerhaft im 5. Oder 6. Gang gefahren ist. Die Kette fängt auch in den Gängen an zu klackern was man sogar beim treten in den Füßen spürt. Ich ging also von einer verschlissenen Kette/Kassette aus. Da ich wegen diverser Ideen eh mal zum örtlichen Fahrradladen wollte habe ich die gleich mal einen Blick darauf werfen lassen. Dort stellte man fest, dass mein Kettenblatt stellenweise schon starke Ähnlichkeit mit Haifischzähnen hat. Damit hätten wir wohl auch den Übeltäter für die überspringende Kette. Die Kassette hatte ich mir dann auch noch einmal näher angesehen und auch da gab es schon ein paar Abnutzungsspuren, allerdings nicht so brutal wie beim Kettenblatt. Also stand auch hier etwas Arbeit an, heißt einmal Kettenblatt, Tretlager, Kette und Kassette neu. Das Tretlager hat auch schon Spiel, zwar jetzt nicht brutal viel aber man kann es schon mit der Hand minimal hin und her bewegen. Wird aber wohl auch noch das erste sein und das Kettenblatt ist jetzt auch nichts sonderlich hochwertiges. Die Teile werden es mittlerweile wohl einfach hinter sich haben.

 

Wo ich so über das Thema Antrieb nachdachte kam mir ein Gedanke. Warum mit dem alten Zeug rumplagen? Ich hätte beidem Fahrrad eh gerne ein bisschen mehr Bandbreite als jetzt. Warum also nicht gleich die ganze Schaltung in dem Zuge verbessern? Wenn man eh fast alle Teile austauschen muss, kann man in dem Zug auch ein Upgrade machen? Wenn man den Kram eh schon in die Hand nehmen muss, lohnt es sich der Kompletttausch wenigstens.

 

So kam schon mal eine kleine Liste mit den Dingen zusammen die repariert werden sollten:

 

- Bremsbeläge

- Reifen

- Kettenblatt

- Tretlager

- Kette

- Upgrade Schaltung

 

Die bereits verbauten Verbesserungen wie den Brooks Sattel und den breiten Lenker werde ich behalten. Sie sehen an dem Rad nicht nur gut aus, sondern es fährt sich tatsächlich auch ganz angenehm für mich. Aber den genannten Punkten, geht es definitiv an den Kragen! Für die Schaltung musste ich mir jetzt nur noch überlegen was ich wollte, aber das kommt im nächsten Teil :)


Blogempfehlung

Mein Blog hat am 16.03.2021 die Auszeichnung "Blogempfehlung" erhalten.

Wer war´s?

Dynamix Dynamix

Ivar, Ivar!Shelving unit!


Als Autonarr geboren und bei US-Cars hängengeblieben, so könnte man meinen automobilen Werdegang wohl am besten beschreiben ;) Meine Leidenschaft gehört allen US-Cars, aber meine Technikliebe erstreckt sich eigentlich auf alles was Räder hat, also auch Zweiräder, egal ob mit oder ohne Motor :D

Welcome!

Willkommen in Dynamix Garage,

 

hier dreht sich alles um den American Way of Drive und andere spannende Themen die für mich zum Thema Auto einfach dazugehören. Wer auf amerikanisches Blech steht ist hier genau richtig ;)

 

Mittlerweile haben sich in meinem Blog diverse Blogreihen etabliert:

 

Memory Lane: Vorstellungen besonderer/bemerkenswerter Fahrzeuge

 

Whale Diaries: Erzählungen/Erlebnisse aus dem Leben unseres 1992 Caprice Classic

 

Sheriff Tales: Erzählungen/Erlebnisse aus dem Leben unseres 1993 Caprice 9C1

 

La macchina nera: Geschichten um die Wiederauferstehung meiner Vespa ET4 50

 

Ihr könnt aber auch einfach im Diner vorbeischauen um hemmungslos zu spammen oder Off-Topic zu werden :D

 

Zum Diner gehts übrigens hier entlang! ;)

 

Von Zeit zu Zeit gibts aber auch Artikel die ein wenig aus der Reihe fallen. Dies können aktuelle Themen sein, Spezialthemen die nicht in die etablierten Blogreihen passen, eigene Gedanken oder einfach nur anderes Zeug an dem ich irgendwie geschraubt habe :D

 

Enjoy your stay!

 

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