• Online: 789

Schlawiner98

Berichte eines autoverrückten '98ers

Mon Mar 30 14:19:44 CEST 2015    |    Schlawiner98    |    Kommentare (45)    |   Stichworte: 2er, BMW, F22 (Coupé)

...So die Worte meines Vaters nach der Probefahrt im BMW 220d Coupe mit 184 PS am Samstag. Aber ich möchte langsam beginnen.

Denn weshalb fährt man ein Coupe auf Basis des 1ers Probe, wenn man doch gerade einen E90 mit Sechszylinder gekauft hat? Diese Frage beantwortet sich quasi von selbst. Der 3er ist fast 8 Jahre alt, das Modell kam vor mittlerweile 10 Jahren auf den Markt. Zwischen den beiden Autos liegen also Welten. Es ging meinem Vater darum, den modernen Vierzylinder-Diesel in Verbindung mit der viel gelobten Achtstufenautomatik von ZF zu erfahren. Dass wir diese Koppelung im 2er testeten war eher Zufall, auf jeden Fall aber ein glücklicher.

Der erste Eindruck meines Vaters, als wir vor dem Melbourne-Roten Coupe standen, war von Platzangst geprägt. Wir gingen ein paar Runden herum, ich bewunderte die schöne Silhouette und das grandiose M-Paket. Schließlich kam der Verkäufer mit dem Schlüssel, der im Vergleich zu dem des E90 verdammt groß war. Man könnte fast sagen, er hatte die selbe Größe wie frühere Mobiltelefone. Ich weiß nicht, ob sich noch viele daran erinnern, aber ich meine die mit den Tasten und schwarz/weiß-Display. Das erste, was mir sehr gut gefiel, waren die rahmenlosen Scheiben. So gehört es sich auch für ein waschechtes Coupe. Beim Öffnen der Türen fahren sie sehr schnell ein kleines Stück herunter. Als wir beide nun in den Sportsitzen mit Stoff/Alcantara-Kombination saßen, waren wir wirklich begeistert. Das Platzangebot vorn war nicht schlechter als im 3er, die Sitze mit ihren vielfältigen Einstellmöglichkeiten aber um Längen besser. Nach einer kurzen Einweisung, die hauptsächlich den Automatikwählhebel und den "Fahrerlebnisschalter" betraf, ging es auch schon los auf eine zweistündige Fahrt durch die Stadt, über Land und auf die Autobahn.

In der Stadt starteten wir im "Eco Pro"-Modus. Dieser beinhaltet eine verminderte Gasannahme und die Verwendung der Start-Stopp-Automatik. Sehr auffällig dabei die vielen und schnellen Gangwechsel, um immer mit möglichst wenig Umdrehungen zu fahren. Anfänglich ist das sehr ungewohnt. Aber man merkt kein Rucken beim Schalten, nur am Geräusch und dem Drehzahlmesser ist es wahrzunehmen. Apropos Geräusch: Die Dämmung ist im Vergleich zum E90 sehr gut. Den kleinen Diesel hört man bei langsamer Fahrt kaum und trotz rahmenloser Scheiben hielten sich die Windgeräusche sehr in Grenzen. Ebenso ungewohnt wie die vielen Gangwechsel war für mich die Start-Stopp-Automatik. Was bei längeren Pausen an der Ampel vielleicht noch Sinn macht und Ruhe bringt, ist bei kurzen Stopps absolut nervig. Aber wahrscheinlich entwickelt man mit der Zeit einen Fahrstil mit viel "Rollen lassen", um dieses unnötige Abschalten zu verhindern. Oder man deaktiviert das System kurz vorher einfach.

Nun ging es raus aus der Stadt und ab auf die Landstraße. Hier testeten wir zunächst den "Sport +"-Modus aus, um einen optimalen Kontrast zur Stadt zu haben. Hierbei sind Gasannahme und Lenkung direkter, das Getriebe dreht viel weiter und das ESP befindet sich in reduzierter Bereitschaft. Besonders mit dem M-Paket ist das Fahrverhalten äußerst direkt und zackig. Obwohl der 3er auch schon recht sportlich zu bewegen ist, ist das ein gewaltiger Unterschied. Das liegt neben dem Sportfahrwerk am kürzeren Radstand und dem geringeren Gewicht. Die wunderbaren Sportsitze halten Fahrer und Beifahrer auch bei zügiger angefahrenen Kurven zuverlässig in Position, das M-Sportlenkrad liegt nach Aussage des Fahrers optimal in der Hand. Der Motor ist nicht ganz so durchzugsstark wie der 325d. Die 2 Zylinder und einen Liter Hubraum weniger merkt man schon recht deutlich. Soll aber nicht heißen, dass der 220d untermotorisiert wäre. Souveränes Gleiten versteht der Wagen auch gut. Dazu eignet sich das Comfort-Programm besonders gut. Die Lenkung spricht nicht ganz so direkt an. Auch das Fahrwerk besitzt genügend Reserven für holprige Straßen.

Nun ging es an den Innenraum-Check. Ich erwähnte ja bereits die guten Platzverhältnisse auf den vorderen Sitzen. Hier sollte eigentlich jeder eine geeignete Sitzposition finden. Sogar die Seitenwangen sind elektrisch in der Breite verstellbar. Das kannte ich bisher nur von den Multikontursitzen von Mercedes, im BMW kann man das ganze noch besser dosieren. Weiterhin fanden sich zahlreiche Ablagen. So beispielsweise ist unter der Mittelarmlehne viel Platz. Vor dem Wählhebel ist genügend Platz für zwei Flaschen, in die Türen passt auch je eine. Auch das Handschuhfach ist groß genug. Das bedeutet also, dass der F22 zumindest vorn variabler ist als unser E90. Klappt man die Sportsitze nach vorn bleibt ausreichend Platz, um die Rückbank zu entern. Hier ist das Raumangebot konstruktionsbedingt recht stark eingeschränkt. Für Kinder bis 1,50m mag es auch auf längeren Strecken reichen, aber eigentlich ist der 2er ein typisches Zweipersonenauto. Für eben diese ist auch der Kofferraum ausreichend groß, die Ladeöffnung ist aber relativ schmal.
Ich habe mich auch mit dem Infotaiment beschäftigt. Es war das Navigationssystem Business verbaut. Viel mehr braucht man nicht, nur eine Rückfahrkamera sollte man eventuell dazu buchen, da das Heck doch relativ unübersichtlich ist. Alles ließ sich nach kurzer Eingewöhnung komplett blind und logisch bedienen. Das Wechseln der einzelnen Menüs gelang absolut problemlos. Auch das Soundsystem ist auf der Höhe der Zeit. Wer mehr will, muss 790 Euro in das optionale "Harman Kardon"-System investieren.

Nun aber genug mit der Variabilität, es ging auf die Autobahn A20. Schon allein das Auffahren macht mit dem direkten Coupe jede Menge Spaß. Der Vortrieb ist ausreichend aber eben nicht atemberaubend. Bis auf die Werksangabe von 230 km/h ging es tatsächlich, mehr war aber nicht drin. Hier fehlt im Vergleich zu unserem E90 an Hubraum und Drehmoment. Ein Reisetempo von 200 km/h sollte jedoch recht gut möglich sein. Auch auf der Autobahn fiel wieder die gute Geräuschdämmung auf.

Die Probefahrt neigte sich dem Ende zu, der Bordcomputer zeigte 110 gefahrene Kilometer und einen Durchschnittsverbrauch von 7,4 Litern an. Das geht in Anbetracht der sportlichen Fahrweise komplett in Ordnung. Bei alltäglichen Fahrten sollte der Verbrauch etwa 6 Liter betragen. Ich habe die Fahrt sehr genossen, obwohl es auf dem Beifahrersitz natürlich nicht ganz so schön ist wie auf der linken Seite. Aber ich arbeite daran, dort hinzukommen...

Zuletzt sage ich noch etwas zum Preis: Laut Liste müsste der Neuwagenkäufer rund 47.000 Euro für den 220d mit dieser Ausstattung berappen, der Vorführwagen stand mit 9.000 Kilometern für 39.900 Euro beim Händler. Den Neupreis finde ich ziemlich überzogen, vor allem in Anbetracht dessen, dass man den M235i bereits ab 44.750 Euro bekommt und die Ausstattung des Testwagens nicht soooo umfangreich war, sondern etwa auf dem Niveau der M-Version lag.

Um noch einmal auf die Worte meines Vaters zurückzukommen: "Das ist das beste Auto, das ich bisher gefahren bin!"
Er kann sich durchaus vorstellen, in einigen Jahren einen 2er zu fahren. Am ehesten als 225d nach aktuellem Stand der Dinge.

Gruß Schlawiner


Thu Apr 02 11:13:10 CEST 2015    |    GOLFIWOLFI

Völlig überzogener Preis, sieht man ja auch schon daran, dass sich nun ein Chef bereits nur noch einen 220d zulegt.

Einen 6er, den frühere Chefs gefahren haben können sich wohl nur noch Ölscheichs kaufen. ;)

Tue Apr 28 20:58:42 CEST 2015    |    turtwin

Seit etwa 2 Wochen fahre ich den 220i Coupe mit 8stufen-Automatik. Ein tolles Auto! Im Vergleich zu meinem früheren Auto kann er alles besser. In allen Geschwindigkeitsbereichen bessere Beschleunigung - leiser, hängt viel direkter am Gas, und verbraucht 2 l weniger auf 100km. Den 4 Zylinder Turbo finde ich top. Schiebt schon bei niedrigen Drehzahlen gut an.
Mein früheres Auto war ein A4 Cabrio 2,4 - 6 Zylinder mit Multitronic.
Klar ist ein Cabrio schwerer, und der A4 hatte 14 PS weniger. Daher kein fairer Vergleich. Aber der 6-Zylinder Sauger braucht eben Drehzahlen um voranzukommen.
Auch vom Fahrverhalten sind die beiden unterschiedlich. Der 220i ist sehr wendig und agil. Der A4 war auch sehr sicher, aber kopflastiger, die Lenkung schwergängiger und in engen Kurven etwas träger.

Mon Aug 03 23:22:43 CEST 2015    |    Mint Dino

Als Noch-Eigner eines 120d Coupés kann ich (66J.) deinen Vater nur warnen. Das Coupé ist nur was für Leute, die höchstens einmal im Jahr einen erwachsenen Menschen auf der Rückbank transportieren wollen. Da ich mir darüber auch falsche Vorstellungen gemacht hatte, ist das der EINZIGE Grund weshalb das 1er Coupé jetzt zum Verkauf steht.

Mon Aug 03 23:31:04 CEST 2015    |    Schlawiner98

Ich kann dich beruhigen, der 3er bleibt noch ein wenig. Hinten ist er wirklich recht knapp geschnitten, aber er sitzt die überwiegende Zeit allein im Auto. Von daher wäre es sicher möglich, mit dem begrenzten Platzangebot klarzukommen. Aber wie gesagt, noch nicht! ;)

Sun Mar 17 00:18:33 CET 2019    |    Mint Dino

Ich hatte das Vorgängermodell 220dA. Ich fand die Karosse toll vom Design. Später wurde sie mir aber doch zu eng, ich brauche 4 Türen und fahre jetzt den 218dA Active Tourer. Genau das richtige für mich.

Noch was zum Lenkrad: Das M-Lenkrad ist einfach grandios. Auch die Tastenbedienung funzt gut, sogar im Dunklen. Aber eins ist großer Mist: Die Hupe ist extrem schwergängig. Mal leicht drauf ticken geht nicht. Habe das bei anderen Ausstellungsfahrzeugen beim Händler verglichen. Ist immer so. Das MUSS BMW ändern!

Sun Mar 17 19:54:42 CET 2019    |    Mint Dino

Sorry, ich korrigiere: Vorgängermodell war 120dA.

Deine Antwort auf ""Das ist das beste Auto, das ich bisher gefahren bin!"..."

Blogautor(en)

Schlawiner98 Schlawiner98

Mercedes

Schlawiners Gäste

  • anonym
  • richta
  • ruebi-1
  • HerrLehmann
  • i-r
  • halbzylindrich
  • fridolinbeyer
  • v.svet
  • uwg
  • C-Max-1988

Schlawiners Abonnenten (73)

Blog Ticker