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Wed Oct 28 10:49:33 CET 2009    |    taue2512    |    Kommentare (4)    |   Stichworte: Airbus, BTV, Computer, Flug, Flughafen

Auf der einen Seite des Globus verirren sich zwei Piloten an Bord eines amerikanischen AIRBUS derart, dass deren Landung erst mit eineinhalbstündiger Verspätung erfolgt weil sie lieber Dienstpläne auf den Laptops anschauten und drüber diskutierten, als die vollbesetzte Maschine in Minneapolis zu landen und in Europa wird das fliegen immer technischer und für die Piloten anspruchsvoller.

 

Aber was heutzutage alles an Assistenzsystemen im Cockpit zu finden ist! Dagenen sehen "Lane Assist", "Einparkassistent" und "PDC" unserer Autos aus wie ein Dosentelefon neben einem iPhone.

 

Das Paradepferd von AIRBUS - der A380 - ist ja allein schon von seiner Größe her ein „kleines“ Wunder. Doch seit der Boeing 747 kann man mit „Größe“ allein keinen Kunden mehr hinter dem Ofen hervorlocken. Also wird sehr viel in die Computerisierung und Automatisierung gesteckt, denn wie wir alle wissen ist die Hauptfehlerquelle bei den meisten Flugunfällen immer noch der Faktor Mensch.

 

Aber auch im normalen Flugbetrieb nimmt der Kollege Computer den menschlichen Piloten immer mehr Routineaufgaben ab: Angefangen von der automatischen Kurskorrektur und der korrekten vollautomatischen Vortrimmung bei Seitenwinden, damit das Flugzeug möglichst „sauber“ und damit Kerosin sparend durch die Luft gleitet, bis hin zu vollkommen automatisierten Landung auf entsprechend dafür ausgerüsteten Pisten. Und die Liste solcher „Sonderoptionen“ wird von Jahr zu Jahr länger. Als einfacher Fluggast fragt man sich derweil unweigerlich WER da vorne überhaupt fliegt, der Mensch oder die Maschine?

 

Die Fluggesellschaften würden ja – wenn sie könnten – schon lange auf die teuren Piloten verzichten und Zukunftsszenarien von vollkommen automatisierten Flugzeugen, die Flugstrecken wie Frankfurt – New York völlig autonom und ohne einen einzigen Piloten an Bord zurücklegen, werden in ein paar Jahren eventuell sogar zu unserem Alltagsbild gehören. Aber das ist zum Glück noch Zukunftsmusik.

 

In dieser Woche ist aber ein weiterer Schritt in diese Richtung von der

europäischen Luftfahrtbehörde EASA offiziell abgesegnet worden, ein System namens „Brake to Vacate (BTV)“.

 

 

BTV ist als Option im A380 verfügbar und stellt – mit sehr laienhaften Worten ausgedrückt – ein System dar, mit dessen Hilfe die Piloten den Aufsetzpunkt und die benötigte Ausrollstrecke im Voraus berechnen können. Das klingt erst mal gar nicht so spannend, hat aber entscheidende Vorteile.

Sobald das Flugzeug nun die aktuellen Wetterdaten vom Zielflughafen per Funk empfangen hat, errechnet der Flugcomputer das verbleibende Gewicht und berücksichtigt ferner die Außentemperatur und die aktuellen Windverhältnisse. Auf digitalisierten Flugplatzkarten wird dann der voraussichtliche Punkt angezeigt, an dem das Flugzeug vermutlich zu stehen kommen wird. Dadurch können die Piloten der Bodenkontrolle vorab melden, über welchen Taxiway sie planen die Piste zu verlassen.

 

Gleichzeitig errechnet Kollege Computer auch die Zeit, die das Flugzeug die Piste für die Landung, den Ausrollvorgang und den Rollweg zur nächsten Ausfahrt blockiert.

 

Genau dieses Feature finden spätestens die Flugplatzbetreiber dann ganz spannend, lässt sich doch so der Flugverkehr noch dichter Staffeln und die Ausnutzungsquoten verbessern. Als unbeteiligter fragt man sich hier ob dies auf Kosten der Sicherheit geht? Die Antwort: Jein!

 

Da der Computer ab sofort Herr über automatische Schubumkehr und die Bremsen ist, sinkt der technische Verschleiß und unvorhergesehene Reparaturen, neigen die menschlichen Kollegen doch eher zu brüsken materialermüdenden Bremsmanövern. Bei unvorhergesehenen Ereignissen, wie Verunreinigungen der Landebahn warnt das System die Piloten rechtzeitig, und gibt Empfehlungen ob z.B. besser durchgestartet oder eine Gefahrenbremsung eingeleitet werden soll. Gerade hier ereigneten sich historisch gesehen die meisten schweren Unfälle, denn ohne dieses System müssen sich Piloten in einem Bruchteil einer Sekunde für oder gegen ein Durchstartmanöver entscheiden – basierend auf Ihrer persönlichen Einschätzung der Situation und ihrer Erfahrung und sowas kann dann leicht in die Hose gehen. Dieses System ist dann allerdings eine weitere Ergänzung, die „Runway Overrun Warning & Prevention (ROW/ROP)“ heißt und eine Ergänzung von BTV darstellt.

 

Spätestens jetzt fragt man sich als Fluggast, ob die beiden Piloten da vorne gute oder schlechte Knöpfchendrücker sind, ob das GPS-Kartenmaterial die aktuellste Version ist, bei der Übermittlung der Wetterdaten kein Einheiten- oder Kommafehler passiert oder einfach die korrekten Knöpfe und Werte während der Flugvorbereitung eingestellt wurden, und da haben wir dann wieder einen Verantwortlichen: Den Menschen!


Wed Oct 28 11:17:07 CET 2009    |    DerMatze

der beitrag ist mir irgendwie zu negativ. weiß garnicht wo das problem ist.

Wed Oct 28 11:32:36 CET 2009    |    taue2512

Prinzipiell hast Du ja Recht, ein gewisser "Negativ-Tenor" schwingt mit. 

 

Es geht mir hier vielmehr um den Hype, welcher bei der Präsentation eines solchen Systems veranstaltet wird, dessen tatsächlicher Nutzen, die Bedienung und natürlich die möglichen Fehlerquellen und immer komplexer werdende Abhängigkeiten.

Wed Oct 28 17:11:37 CET 2009    |    stef 320i

Ausserdem gibts "Auto-Brake" in großen Airlinern schon lange, das hat nix mit dem BTV-System zu tun.

Alle Aufgaben die BTV übernimmt mussten die Pilotin bisher manuell durchführen. Sprich Berechnung von Treibstoff, Gewicht, V1, Vr, V2, Berechnung der Länge der Piste die zum Bremsen nötig ist usw.

 

Das System macht das nun halt automatisiert. Den einzigen Vorteil sehe ich darin dass der Computer schnell und fehlerfrei rechnet und somit dem Piloten ein paar Minuten Rechenzeit erspart und ausserdem topaktuelle Daten zur Hand hat.

Thu Oct 29 17:49:00 CET 2009    |    Hannes1971

Das System macht das nun halt automatisiert. Den einzigen Vorteil sehe ich darin dass der Computer schnell und fehlerfrei rechnet und somit dem Piloten ein paar Minuten Rechenzeit erspart und ausserdem topaktuelle Daten zur Hand hat.

 

...und eine Fehlerquelle (Mensch) umgangen wird. In Kanada ist mal einem Flieger der Sprit ausgegangen, weil die Piloten die Spritmenge in Pfund eingaben, der Bordcomputer aber mit Kilogramm rechnete. Link

Deine Antwort auf "Touchdown: Assistenzsysteme in modernen Linienflugzeugen"

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