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Halbgott

Eindrücke niedergeschrieben

Wed Dec 01 16:26:20 CET 2010    |    Druckluftschrauber2011    |    Kommentare (3)    |   Stichworte: Kuba, Urlaub

Teil 1

 

Wie gesagt. Gut genährt machten wir uns auf, um uns noch ein wenig mehr Eindrücke von Land und Leute zu holen. Unser nächsten Ziel für den Tag war Las Tunas, was nur 125 km entfernt lag und somit eher einem Katzensprung glich.

 

Unterwegs wie üblich die ganzen ollen Häuser, kaputte Straßen, Menschenmassen an Kreuzungen die darauf warten, dass jemand sie mitnimmt. Alles in allem also eher unschön anzuschauen und dennoch interessant.

Auf dem Weg passierte nicht viel. Wir sahen, wie jemand mit seinem Schwein spazieren ging (wahrscheinlich zum Schlachten), durchfuhren ein Schlagloch mit 0,2 km/h und setzten trotzdem so auf, dass sich die Stoßstange am Heck etwas modulierte, der Tacho stellte, wie bereits am Vortag seine Funktion ein und musste repariert werden (btw. Es ist immer gut nen KFZler bei zu haben) und kamen dann schließlich an.

 

Passiert ist aber so gar nichts und daher ging die Reise weiter nach Holguin, was nur 77 km entfernt und zudem die viertgrößte Stadt der Insel ist.

 

Diesmal empfing uns kein Radfahrer. Anscheinend waren zu wenig Touris in der Gegend unterwegs. Auch wurden wir, zumindest subjektiv, stärker von den Einheimischen beobachtet. Nichts desto trotz sind wir ein wenig durch die Stadt geschlendert, haben uns angesehen, was es halt zum ansehen gab und verspürten schlussendlich Hunger.

Und dann wurde es wieder verdammt billig. Wir haben für 4 Handgroße Pizzen insgesamt 1 € bezahlt. Davon war man relativ satt und der Geschmack war okay. 4 Leute werden für 1 € satt an einem Stand, an dem Essen verkauft wird. Das muss man sich einmal in Relation setzen. Für 25 Cent satt werden :eek:

 

Weiter ging die Reise ins angeblich wahre, althergebrachte Kuba. Nach Santiago de Cuba. Doch dazu mussten wir erst einmal Holguin verlassen, was nicht so einfach war, da wir uns etwas in der Stadt verfahren hatten. Also orientieren wir uns mehr an der Himmelsrichtung und hofften.

Meine Fresse sind wir da durchs Ghetto gerollt. Da begann dann auch mein Umdenken bei der Reise. Fand ich es am Anfang noch überaus interessant all die unschönen Lebensumstände zu sehen, so hatte ich jetzt nur noch Mitleid mit den armen Leuten dort. Ich kam mir vor wie ein Elendstourist, der sich an den, zumindest im Verhältnis zur ersten Welt, völlig unglaublichen Wohnlagen ergötzte und bekam ein schlechtes Gewissen. So sollte keiner wohnen müssen. Daraufhin habe ich auch weitestgehend auf Knipsen dieser Behausungen verzichtet.

 

Bis nach Santiago passierte dann nicht mehr viel, was es zu erzählen lohnt. Lediglich als wir den einen Zubringer zur, von der vorher verlassenen, Autopiste nehmen wollten, kamen leichte Zweifel auf. Die Straße wurde immer schlechter, die Löcher größer und Nervosität stieg. Nachfragen bei Einheimischen brachten aber zum Vorschein, dass wir richtig waren.

Auf einmal standen wir da. Mitten vor einer riesigen Pfütze auf der Straße. Da wir schon Löchern ausgewichen sind, in denen man tatsächlich stecken geblieben wäre, fuhren wir auch nicht einfach so hindurch. Wir konnten uns an eine Pferdekutsche entsinnen, die wir kürzlich überholt hatten und wollten deren Route durch das Loch als Vorbild nehmen. Da das Ding aber bestimmt 30 – 40 cm versank, kamen noch mehr Zweifel auf.

Irgendwann kam so ein Gaucho, der uns dann doch durchlotsen konnte.

 

Zack bumm. X km weiter waren wir dann bei Santiago, wo wir schon herzlich empfangen wurden. Der Typ von der Casa der letzten Nacht hatte nämlich die Schwägerin seines Cousins, dessen Enkelin angerufen, die zufällig eine Casa in Santiago hat und so wartete bereits der zweitbeste Freund des Sohnes aus Schulzeiten auf uns, um uns zur Casa zu geleiten. Natürlich wartete er mit dem Wagen auf dem Seitenstreifen der Autopista und da unserer Tour nach Holguin nicht im Plan stand, wartete er da eben xh länger als geplant. Aber Zeit haben sie da ja alle auf Kuba.

 

Sobald man sich der Stadt nähert, sieht man sofort diese Heldenverehrung in Form eines riesigen Denkmals und dann wird man ein wenig baff von der Stadt. Santiago ist klein San Fransisco, wenn man die Straßen so sieht. Da geht es schon gut steil zur Küste runter. Unweit davon war dann auch die Casa, welche nicht ganz so prall war, wie die am Tag zuvor. Da lag auch schon einmal eine tote Kakerlake im Treppenhaus und eine Toilette musste man sich teilen und zudem war diese nur über eines der beiden Zimmer erreichbar. Die Dusche hätte eine halbe Stunde gebraucht um einen 10l Eimer zu füllen aber egal. Es ist wie es ist.

Das Haus hatte nämlich etwas zu bieten, was alles aufwog. Eine geniale Aussicht vom Dach. Man konnte praktisch über die gesamte Stadt, den Hafen, einfach alles schauen. Es war ein Traum. Von oben war die Stadt wunderschön und das Dach perfekt um darauf zu grillen etc. So eine große Dachterrasse mit so einem Ausblick… da könnte man exorbitant hohe Mieten verlangen.

 

Wie es aussah war die Lage der Casa auch sehr zentral, da alles darum gepflegt wirkte und umso weiter wir uns von ihr entfernten unschöner wurde. Touris waren hier kaum zu sehen, dafür viele halbnackte Kubanerinnen. Man selbst fiel auch auf.

Ein Freund von mir, welcher Tunnel in den Ohren hat war wie ein bunter Hund, da dies dort wohl unbekannt ist. Sehr nett fand ich auch das zugeworfene I love you von so einer jungen Dame. Aber die war vielleicht auch im „Außendienst“ tätig.

 

Wir sind also angekommen, haben ein paar Meter in der Stadt zurückgelegt und hatten daher Durst. Es sollte also Bier geben! Also machten wir uns auf zum Laden ums Eck. Geöffnet bis 19 Uhr – super, wir sind 18:40 Uhr da. Komisch nur, dass die Tür verschlossen war. Die Damen drin machten Handbewegungen, welche ich als „gleich“ deutete. Ich wusste nicht, wie sehr ich mich getäuscht habe. Um es kurz zu machen. Die haben halt die Touris mit der harten Währung draußen gelassen und ein wenig eher Feierabend gemacht.

Nun hatten wir aber immer noch Durst. Wo geht man also hin? Richtig! In den Fotoladen. Ja, in den Fotoladen. Da gab es nämlich neben Waffeln und Keksen auch Bier aus dem Kühlschrank. Wer mir diese Logik erklären kann, solle es bitte tun!

 

Am Abend wieder lecker Essen. Huhn und Reis doch bei weitem nicht so gut wie am Vortag. Dann noch ein paar Bier, Karten kloppen und versuchen sich mit dem Vermieter zu verständigen, wann es eigentlich Frühstück gibt.

 

Gute Nacht und weiter mit Teil 3


Wed Dec 01 20:26:05 CET 2010    |    Fensterheber15352

Eine sehr gute Fortsetzung, vielen Dank!

 

Wahnsinn, wie heftig die Menschen da leben. Wie ich schon in meinem Kommentar zum Teil 1 schrieb: Wir können froh sein, daß es uns so gut geht! Schön auch, wie witzig du so ein paar lustige Details geschildert hast.

 

Ich freue mich schon auf den nächsten Teil! :)

Wed Dec 01 21:10:10 CET 2010    |    Antriebswelle135730

Sehr interessante Einblicke und super geschrieben. Danke. :)

 

 

Der ärmliche Eindruck ist zwar auf "reiche" Touristen verstörend, aber noch verstörender fand ich in Russland den immensen Gegensatz zwischen arm und reich.

Fri Dec 10 11:13:20 CET 2010    |    Trackback

Kommentiert auf: Halbgott:

 

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