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Sun Aug 31 11:15:39 CEST 2025    |    Dynamix    |    Kommentare (0)    |   Stichworte: Sheriff

Das Unheil nimmt seinen Lauf

Die Werkstatt sollte mittlerweile mit den Arbeiten angefangen haben und ich harrte der Dinge die da kommen. Nach ein paar Wochen rief die Werkstatt an und sagte ich müsste da mal bei denen vorbeikommen, da wäre was am Motor. Ja was denn? 🤨 Müssten Sie mir zeigen. Ja was denn? Sie würden es mal so ausdrücken: "Man würde merken das der Motor oft kalt in die Fresse bekommen hat". Klingt gut.....NICHT! 🙁 Und was heißt das jetzt? Sämtliche Kolben haben ordentlich Spiel, also Kolbenkipper. Geil! 🙁

Die Folge aus dieser Diagnose ist das wovon ich gehofft hatte beim Sheriff drumherum zu kommen:

Eine Motorrevision!

Die Werkstatt meine ich solle vorbeikommen damit man mir das mal zeigen kann und verschiedene Optionen durchsprechen kann. Da das hier nicht mein erstes Rodeo ist kann ich mir die Option schon lebhaft vorstellen:

  • Motor auseinander
  • Block aufs nächste Übermaß bohren
  • Satz Übermaßkolben rein
  • Neue Lager
  • Neue Dichtungen
  • Ab dafür!

Das wirklich einzig Gute an der Sache wäre das die Ersatzteile die man für so eine Überholung braucht für die alten SBC echt günstig sind. Bei einem Motor der mittlerweile über 113 Millionen mal produziert wurde gibt es einen riesigen Aftermarket wo es von günstig bis edel, von alltagstauglich bis Rennstrecke alles gibt was man sich vorstellen kann. Ein Schlaraffenland für jeden Motorenbauer! 🙂 Da kommt man durchaus mit unter 1.000€ für einen qualitativ brauchbaren Überholsatz hin. Richtig teuer werden da eher die Kosten des Motorenbauers. Deren Arbeitszeit ist die letzten Jahre wahrlich nicht günstiger geworden.

Totalschaden

Da ich das Ganze dann mal in live sehen wollte zogen meine bessere Hälfte und ich am nächsten Tag los zur Werkstatt um uns das Elend mal anzusehen. Man zeigte uns den bis zum Short Block zerlegten Motor und was wir da zu sehen bekamen war schlimmer als alle Andeutungen am Telefon 😱 Zwei Mechaniker zeigten uns den offenen Block. Man zeigte uns am nicht mehr ganz so lebenden Objekt das Kolbenspiel. Klick-Klack, Klick-Klack da beißt die Maus keinen Faden ab. Die Nockenwelle hat auch schon mal bessere Tage gesehen. Dies spricht für hohe Belastung und Mangelschmierung, also genau das was die Werkstatt meinte: Ist der Motor kalt, gib ihm fünfeinhalb!

Weiter ging es mit der Kurbelwelle wo man uns an einer Lagerstelle schöne Riefen gezeigt hat. Unter den restlichen Lagerschalen wird es wohl nicht besser aussehen. Die Steuerkette sah auch schon einmal gesünder aus und hing etwas unmotiviert in der Gegend herum. Laut Werkstatt waren die Steuerzeiten auch schon leicht verstellt. An den unteren Enden der Zylinderwände konnte man auch schön die Verschleißspuren sehen, da ist ordentlich Material flöten gegangen. Also im Grunde die komplette Palette an Worst-Case Folgen von kalt treten (Materialverschleiß an Kolbenringen, Zylinderwänden, Lagern) die man im Lehrbuch finden kann und das über 245.000 km die der Wagen offiziell im Dienst stand. Das Paket hätte man nur noch dadurch toppen können das eins der Pleuel an der Außenwelt anklopft und dabei den Block zerreißt. Das wäre laut Werkstatt auch kurz- bis mittelfristig die logische Konsequenz des Ganzen gewesen.

Kurzfassung: Der Short-Block ist durch! 😢 Es ist ein Wunder das der die letzten Jahre einfach so weitergelaufen ist, auch weil niemand der den Wagen gefahren ist auf den Trichter gekommen wäre mit dem Motor stimmt was grundlegend nicht und das hier IST grundlegend! Wenn man sich die Schäden so ansieht und bedenkt das der Wagen nach Ausmusterung nicht wirklich viel gelaufen ist, kommt man unweigerlich zum Schluss das der Motor schon bei Ausmusterung schon so verschlissen gewesen sein muss. Da grenzt es wirklich an ein Wunder das der Wagen trotz dessen einfach lief. Gut, gerade Small-Blocks sind bekannt dafür extrem zäh zu sein und selbst mit schwerwiegenden Defekten noch zu funktionieren. Da verwundert es dann doch wieder weniger das der Motor noch lief. Der Beweis wäre damit wohl mal erbracht. Die Werkstatt sagte auch mehrfach das ein anderer Motor so eine Tortur über all die Jahre und Kilometer wohl nicht lauffähig überlebt hätte. Trotzdem verwunderlich das der Motor in den letzten 10 Jahren bei uns nicht einfach hochgegangen ist. Auch wenn es wehtut, es ist schon irgendwie faszinierend mit welchen Schäden der Motor noch gelaufen ist und das sogar noch rund und durchaus noch mit einer Kraft die man von dem Motor erwarten sollte. Der Motor hat ja nicht gestottert, lief irgendwie unrund oder hat starke mechanische Geräusche von sich gegeben. Kompression war laut Messung noch recht gesund für die Laufleistung, weit weg von dem was GM als absolutes Minimum angibt und auch sonst lief der Motor immer zuverlässig und hatte, zumindest unserem Empfinden nach, noch ordentlich Druck. Nicht auszudenken wie lange so ein Motor halten würde wenn man Ihn ordentlich behandelt und pflegt..........

Der Schaden würde allerdings dieses leichte Tickern erklären welches der Motor immer hatte und welches insbesondere im Leerlauf auffiel. Ich dachte da noch an ein klapperndes Nebenaggregat weil das Geklapper nach Tausch der Lima auch deutlich weniger wurde oder an Verschleiß im Ventiltrieb. Das werden dann wohl eher die Kolben gewesen sein 🙁

Im Grunde das Worst Case-Szenario und für einige sicher der Grund den Eimer als "Projektaufgabe" bei Kleinanzeigen einzustellen oder den Hobel irgendwo für ein Heidengeld einzustellen um den Verlust irgendwie zu minimieren. Da es aber nicht mein erstes Rodeo ist und es ab diesem Punkt nicht mehr schlimmer werden kann: Fuck it!

Jetzt ziehen wir es durch, jetzt erst Recht! 🤠

Jetzt gäbe es laut Werkstatt 3 Optionen:

Option 1

Man baut den ganzen Bumms einfach wieder zusammen und dichtet den Kram neu ab. Das ist dann die günstigste Option, leider auch die welche die größte Gefahr birgt das der Motor hochgeht. Kurzum: Pfusch! Würde die Werkstatt auch nur machen wenn ich drauf bestehe und das auch unterschreibe um Sie von der Haftung zu befreien. Davon ab wäre es auch irgendwie sinnfrei so einen Motor für teuer Geld abzudichten und dann nur drauf zu warten das der Motor dann endgültig hochgeht. Das Geld kann man ins Casino bringen, macht mehr Sinn.

Option 2

Den alten Block für ein Heidengeld überholen. Der KVA für die Motorüberholung alleine liegt bei einem hohen 4-stelligen Betrag und dann wäre noch lange nicht klar ob es dabei bleibt! Die Zylinder müssten wohl mindestens aufs 2. Übermaß gebohrt werden damit die Laufbahnen wieder gerade sind, wenn man da nicht sogar schon mit Laufbuchsen arbeiten müsste. Die Nockenwelle würde man wohl am besten gleich durch ein Neuteil ersetzen und die Laufflächen der Kurbelwelle müsste man mindestens mal abdrehen und das durch dickere Lagerschalen kompensieren oder besser auch gleich neu machen.

Die Werkstatt sagte schon das deren Motorenbauer in den letzten Jahren verdammt teuer geworden ist was dann auch diese Preise erklärt. Dazu kommt das die Wartelisten sehr lange sind und wir bei deren Motorenbauer mit 14 Monate Wartezeit rechnen können. Kriege das leider beruflich auch mit das viele Motoren und Getriebe mittlerweile überholt werden weil die Hersteller neue Aggregate und Getriebe zum Teil gar nicht mehr liefern können, was natürlich bei jedem der sowas reparieren kann zu vollen Auftragsbüchern führt. Wobei neue Motoren beim Chevy Small Block völlig unkritisch sind. Dafür ist der Aftermarket viel zu groß und GM kann da auch noch problemlos liefern. Fazit: Überholen wäre was für Leute mit unbegrenzten Ressourcen, zu viel Zeit und Fans von Matching Numbers.

3. Option

Man installiert einen neuen, technisch identen, Motor. Es gibt in den USA solche Motoren noch von GM direkt zu kaufen, aber auch auf dem Aftermarket gäbe es diverse Optionen. Da kommen die hohen Stückzahlen der Small Blocks wieder zum Tragen. Diese Option hätte den Vorteil das der Motor einmal neu wäre und man sich den Aufwand mit der Überholung spart. Was vom alten Motor abgeschraubt wird könnte bedenkenlos wiederverwendet werden (Ansaugbrücke, in dem Falle sogar zwingend) da von uns innerhalb der letzten Jahre vieles schon komplett erneuert wurde. Das Ergebnis wäre also das gleiche, nur eben schneller und günstiger.

Matching Numbers wäre bei dieser Option dann zwar nicht mehr, aber wenn wir ehrlich sind wird dieses Auto nie so viel wert werden als das Matching Numbers wirklich zu einem entscheidenden Faktor für den Wert wird. Zumindest nicht in Europa und selbst in den USA ist der Markt für solche Autos eher überschaubar. Dazu kommt das ein TBI-Small Block wohl nie zu den gesuchten Motoren gehören wird wenn es um hochpreisige Klassiker geht. Die Vergangenheit hat schon gezeigt das die gesuchten Klassiker immer die High-Performance Versionen mit den stärksten Motoren sind. Das sieht man durch die Bank bei vielen Klassikern, insbesondere bei US-Cars.

Meine bessere Hälfte war der gleichen Meinung.

Heißt wir bauen den Wagen für uns und hoffen dann einfach mal das wir durch den Motortausch in der Hinsicht wieder ein paar Jahrzehnte unsere Ruhe haben. Wenn der Originalblock unter widrigsten Bedingungen bis heute durchgehalten hat, dann wird uns der neue Motor bei unserem Fahrprofil wohl überleben 😉

(F)roststopfen
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