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Halbgott

Eindrücke niedergeschrieben

Mon Apr 11 16:27:05 CEST 2011    |    Druckluftschrauber2011    |    Kommentare (5)    |   Stichworte: auto, Straße, Verkehr

Durch eine relativ intensive Betrachtung der Wünsche und Forderungen für den Straßenverkehr in Deutschland und der EU kam ich einmal dazu mir die Frage zu stellen, ob bzw. wie lange es noch dauert, bis es weitere Einschränkungen bei der zulässigen Höchstgeschwindigkeit innerorts, außerorts und auf den Bundesautobahnen kommt.

 

Innerorts

 

Man bekommt es nur unterbewusst mit. Doch bereits zum jetzigen Zeitpunkt sind 50km/h in der Städten mehr und mehr die Ausnahme. Berlin besteht bereits jetzt zu über ¾ aus Strecken bzw. Zonen 30 km/h. Im Zuge von Beschlüssen der EU werden durch Lärmschutzrichtlinien nach und nach weitere Straßen folgen. Immerhin hat ein jeder ein Recht auf körperliche Unversehrtheit und kann dieses auch einklagen. Die StVO, welche vordergründig den Schutz der Bevölkerung dient und nicht etwa der Regelung des Verkehrs, gibt im § 45 genau dafür den rechtlichen Rahmen. Denn das Lärm schädlich ist, ist unbestritten

 

Zu dem Lärm gesellen sich dann auch noch Erschütterungs- und Luftreinhaltepläne dazu. Wir alle kennen ja die Umweltzonen. Doch ein weiteres Mittel ist eben auch die Herabsetzung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit. Bereits jetzt werden teilweise Straßen nach akustischer und lufthygienischer Bewertung geplant.

 

Daher sehe ich es kommen, dass zukünftig 30km/h innerorts eingeführt werden und 50 km/h nur noch auf gekennzeichneten Strecken erlaubt sein wird. Dies würde überdies zu einem Rückbau der Verkehrszeichen, des Schilderwaldes führen.

 

Landstraßen / Autobahnen

 

Ich weiß nicht, ob es bekannt ist. Aber die EU hatte bereits 2001 beschlossen, die Zahl der Verkehrstoten innerhalb der EU bis 2010 um 50% zu senken. Dieses Ziel wurde Eu weit und auch in Deutschland verfehlt. Es schafften auch nur 4 Länder.

Das ambitionierte Ziel der Halbierung der Verkehrstoten wurde nun wieder ins Auge gefasst. Die Zahl von 3657 im Jahr 2010 tödlich verunglückten soll bis 2020 auf unter 1829 sinken. Um dieses Ziel zu erreichen wird sicherlich viel notwendig sein, wenn man es denn wirklich erreichen will. Vision Zero ist dann aber immer noch in sehr sehr weiter Ferne.

 

 

Da eine zu hohe Geschwindigkeit nach wie vor die Todesursache Nr. 1 ist , wird man sicher versuchen, diese zu senken.

Zitat:

Der ETSC schätzt, dass bereits eine Senkung der Durchschnittsgeschwindigkeit auf Europas Straßen um nur einen Kilometer pro Stunde jedes Jahr rund 2.200 Menschenleben retten könnte.

Wenn ich statt 100km/h nur noch 90 oder 80 auf der Landstraße fahre, dann ist das schon erheblich für den Anhalteweg. Gerade bei Alleen und deren Gefahr ist dies schon beträchtlich. Die Verringerung der kinetischen Energie (E=0,5*m*v²) ist ebenfalls beachtlich. Immerhin kann die Knautschzone bei einem möglichen Unfall eben auch nur eine bestimmte Energie aufnehmen/umwandeln.

 

Auf Landstraßen könnte durch eine Verringerung der Höchstgeschwindigkeit zudem das gefährliche Überholen unterbunden werden. Die Reduzierung wird noch plausibler wenn man bedenkt, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit generell deutlich unter 100 km/h liegt. Zumal bei geringeren Geschwindigkeiten (ca. 80km/h) auch mehr Verkehrsmengen von der Straße transportiert werden können. (hierfür fehlt mir leider eine belastbare Quelle).

EU weit liegt Deutschland, zusammen mit Österreich ebenfalls an der Spitze, was Höchstgeschwindigkeiten auf Landstraßen angeht. Alles Gründe für eine Absenkung.

 

Wenn man nun auch noch berücksichtigt, dass allein im Jahr 2008 volkswirtschaftliche Kosten durch Straßenverkehrsunfälle in Höhe von 31 Milliarden entstanden sind, so erhärtet sich der verdacht für mich, dass es früher oder später eine weitere Regulierung bei den Höchstgeschwindigkeiten kommt. Einfach weil es ein einfaches und schnelles Mittel ist, um die Folgen von Unfällen zu verringern.

 

Trotz all der Fakten bin ich mir jedoch ziemlich sicher, dass es noch eine lange Zeit dauern wird, bis etwas in dieser Richtung geschieht. Der größte Verein Europas, der ADAC, wird mit über 17 Millionen Mitgliedern sicher ausreichend stark gegen eventuelle Vorschläge aus der Regierung ankämpfen und kaum ein Regierender wird sich trauen mehr zu verlangen, als 30km/h vor allen Schulen und KITAS.

Aber bei dem Hoch der Grünen kann ich mich auch täuschen.

 

Die nächsten 10 Jahre werden sicherlich spannend, was Richtlinien zum Schutz der Bevölkerung vor/im Straßenverkehr angeht.


Mon Apr 11 23:00:07 CEST 2011    |    Duftbaumdeuter136045

Alle Pro-Argumente zum Trotz: In Deutschland ist die Auto-Lobby viel zu groß als das ein solches Limit vollzogen werden würde. Weiterhin, da wo E10 die Menschen schon halbwegs zusammen brachte, würde z.B. eine Höchstegeschwindigkeit auf der BAB die Menschen zu protesten auf die Straße bewegen.

 

Vielleicht ist das auch nur meine Hoffnung. Innerorts generell 30er Zone ... ich stell mir das gerade bei Döfern vor (im Moment 50er Zone), die an einer Bundesstraße liegen, deren Ortsausgangsschild man bereits sehen kann, noch ehe man eingefahren ist. Sinn und Unsinn liegt hier nahe beieinander.

Tue Apr 12 07:44:51 CEST 2011    |    Achsmanschette51801

Ich glaube nicht, daß eine Absenkung der Limits nennenswert etwas bringen wird. Erst recht nicht, wenn die Mißachtung vorhandener Limits eine Hauptunfallursache darstellt. Eine funktionierende Absenkung von Limits kann nur bei Akzeptanz derselben erfolgen und genau das ist ja die Schwachstelle des Systems.

Tue Apr 12 17:49:33 CEST 2011    |    XC70D5

Statistik verfälschend kommt noch hinzu, dass sämtliche Unfälle, bei denen die Ursache unklar ist, mit überhöhter oder "nicht angepasster" Geschwindigkeit begründet werden.

 

 

Gruß

 

Martin

Tue Apr 12 18:56:50 CEST 2011    |    Druckluftschrauber2011

Und wenn man im Winter mit 3km/h gegen ein anderes Auto rutscht, dann war man eben auch zu schnell. Schon klar.

Und die, die absichtlich rasen, wird man damit auch nicht kassieren.

Fri Apr 15 10:20:35 CEST 2011    |    Spurverbreiterung19373

Mittlerweile glaube ich, dass das Argument mit der Autolobby mittlerweile nur noch teilweise gilt.

 

Ich halte das Finanzloch in den Kassen der Regierung eher für den Übeltäter. Der Autofahrer zahlt ja in jeder Beziehung mehr, wenn er schnell fährt oder sich sogar noch ein schnelles Auto kauft.

Hier verdient man sich dumm und dämlich an der Steuer bei Neuanschaffungen noch schnellerer und teurer KFZ, an der Spritsteuer und der KFZ-Steuer. Dann sind die hohen Unfallzahlen natürlich für eine Erhöhung der Autoabsätze durch Ausfälle und durch viel besuchte Werkstätten gut.

 

Ich glaube das unsere Regierung gar nicht ernsthaft eine Spriteinsparung oder sinkende Unfallquoten haben will :(

Deine Antwort auf "Schärfere Begrenzung der Höchstgeschwindigkeiten. Nur eine Frage der Zeit?"