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Halbgott

Eindrücke niedergeschrieben

Tue Nov 25 17:28:46 CET 2008    |    Druckluftschrauber2011    |    Kommentare (8)    |   Stichworte: Arbeit, Auto, Politik

Teil I

 

Im Alter sicher mobil.

 

Zu diesem Thema gab es 4 Beiträge von entsprechend versierten Personen. Dabei wurde auf viele relevante Zusammenhänge eingegangen und differenzierte Sichtweisen aufgezeigt.

 

Eines ist aber nicht zu bestreiten. Ältere Menschen sind nicht mehr so Leistungsfähig wie junge Menschen. Zu differenzieren ist hierbei primär zwischen zwei Punkten.

Einmal der, der tatsächlich im Alter begründet ist. Körperliche und kognitive Leistungen gehen zurück.

Zum anderen die Probleme, die zwar mit dem Alter kommen, nicht aber einzig diesem zuzuordnen sind. Hierbei handelt es sich um Erkrankungen, die die Leistungsfähigkeit kurz-, mittel- oder langfristig einschränken.

 

Mit einem hohen Alter folgt meist auch die Schwächung von diversen Komponenten. Die Informationsverarbeitung benötigt länger. Das Ablenkverhalten ändert sich etc. pp. Dies ist den meisten älteren Menschen bekannt und da dies so ist, wird versucht dies zu kompensieren. Hierbei ergeben sich verschieden Möglichkeiten für die älteren Verkehrsteilnehmer.

1.) Die Fahrt kann so geplant werden, dass recht wenig Stress und knifflige Situationen zu erwarten sind. Einfluss auf Route und Fahrtstrecke. Meidung komplexer Situationen.

2.) Das Fahren kann angepasst werden, was wohl die meisten anderen Verkehrsteilnehmer als störend erachten. Die Geschwindigkeit und der Abstand werden dem verlangsamten Reaktionen angepasst. Fahrten werden nur noch bei optimalen Witterungsverhältnissen durchgeführt.

Zu beachten ist hierbei, dass im Laufe des Alterungsprozesses ein Punkt kommt, wo per Kompensation die verschiedenen Minderleistungen nicht mehr aufgewogen werden können. Dieser Punkt gilt als kritisch, da er oft von den Menschen nicht bemerkt wird.

 

Trotz des Bewusstseins das man Einschränkungen hat, ist die Mobilität ein hohes Gut, auf das ältere Menschen nur ungern verzichten. Die Mobilität verliert im Laufe des Lebens nicht an Bedeutung, da sie eine Voraussetzung für selbstbestimmte Alltagsgestaltung und Unabhängigkeit ist.

Eine unfreiwillige Beschränkung dieser Freiheit in Form von eingeschränkter Mobilität ist ein massiver Einschnitt in der Lebensqualität. Dies sollte man sich bei der Problematik der älteren Personen im Straßenverkehr immer vor Auge führen. Das Erreichen alltäglicher Ziele, Unternehmungen mit anderen, sowie Reisen und Freizeitgestaltung ist ein wesentlicher Bestandteil im Leben.

 

Hierbei ist auch zu beachten, dass, dem demographisches Wandel geschuldet, immer mehr ältere Menschen auf den Straßen seien werden. Geschuldet auch dem, dass der Führerschein sich auch unter der weiblichen Bevölkerung ausbreitete und dies spürbar wird. Frauen die in den 30er und 40er Jahren geboren sind, haben deutlich seltener den Führerschein erworben als die Generationen nach ihnen.

 

Eines steht also fest. Wir müssen uns allesamt darauf einstellen, dass in Zukunft mehr ältere Personen am Straßenverkehr teilnehmen als bisher. Also muss dementsprechend geplant und gehandelt werden. Irgendwann profitiert ja theoretisch jeder von einem altersgerechten Straßenbild.

Diesem Straßenbild steht allerdings etwas entgegen. Der Verkehr soll be- und nicht entschleunigt werden. Also muss man wie überall in der Planung Kompromisse finden oder noch besser - Wege finden, die viel zur Lösung des Problems beitragen ohne woanders Nachteile zu erzeugen.

So sollte Beleuchtung blendfrei sein, da die Anpassung der Augen im Alter wesentlich länger dauert. Vorwegweiser ausreichend groß. Oder noch besser eine Alternative zum eigenen PKW aufzuzeigen. Mobilität beschränkt sich ja nicht nur auf das eigene KFZ.

Auch ein breites und seniorenfreundliches Angebot vom ÖPNV kann viele Probleme auf der Straße lösen. Doch hierzu muss dieser ÖPNV eben so gestaltet werden, dass man gern drauf zurückgreift. Man darf dabei auch nicht vergessen, dass Mobilität immer auch ein Lernprozess ist.

Man lernt Fahrradfahren, Autofahren und man muss eben auch lernen, mit dem ÖPNV zu fahren. Ein Punkt, der gern komplett vergessen wird.

 

Doch kommen wir zurück zum PKW.

Dass man bei diesen durch Schiebetüren das Aus- und Einsteigen wesentlich erleichtern/verbessern könnte, will ich hier gar nicht erst erwähnen.

Erwähnen will ich, dass man, wie so oft, nicht alle über einen Kamm scheren sollte. Statistiken belegen, dass Personen mit einer hohen Jahresfahrleistung sehr wenige Unfälle haben. Leute, die den PKW unter 3000 km pro Jahr bewegen haben dagegen sehr viele Unfälle. Dies ist komplett unabhängig vom Alter! Egal ob 18 oder 81! Die oben angesprochen Einschränkungen im Alter bringen oft geringe Fahrleistungen und somit wenig Routine mit sich. Kleine Veränderungen (Baustelle bei bekannter Route) führen somit oft zu Situationen, die nicht mehr richtig eingeschätzt und bewertet werden können.

Individuelle Fehler setzen sich dann meist aus vielen Puzzleteilen zusammen.

 

Eines klar. Der Mensch altert und es verschlechtern sich viele Fähigkeiten, die für das sichere Steuern eines PKW unabdingbar sind. Daher fordern immer wieder Leute eine medizinische Untersuchung ab einem gewissen Alter.

Da jeder Mensch unterschiedlich altert ist es nicht so einfach, überhaupt ein Alter als Diskussionsgrundlage zu benennen. Des Weiteren ist der Vorwurf der Diskriminierung der Alten Recht schwer vom Tisch zu bekommen. Jemanden nur auf Grundlage seines Alters vorzuschreiben, dass er jetzt Test A machen MUSS, da der Verdacht besteht, dass er kein KFZ mehr führen kann, ist schon etwas weit aus dem Fenster gelehnt. Der generelle Verdacht der Unfähigkeit eine Sache zu tun, kann man schon mit dem generellen Verdacht gleichsetzen, dass jemand etwas tun will, was nicht sein darf (Gegen ein Gesetz verstoßen)

So steht nun also die wohl effektivste Möglichkeit zur Überprüfung der Fahrtauglichkeit gegen eine Sache, die wohl auch zu Recht nicht leicht zu überwinden ist. Wenn man niemanden zwingen kann, dann muss man eben sensibilisieren und informieren. Mit den Leuten die es betrifft ins Gespräch kommen und ihre eigene Situation bitten zu überdenken.

 

Dieser Schritt muss frühzeitig geschehen. Leute ab dem 50ten Lebensjahr müssen langsam aber sich angesprochen werden, auch, wenn sie es nicht gern hören wollen. Durch kontinuierliches Aufzeigen von altersbedingten Veränderungen kann so das Bewusstsein dafür geschärft werden. Die eigenen Stärken und Schwächen müssen offen benannt und entsprechende Bewältigungsstrategien ausgearbeitet werden.

Kompensation (bis zu einem gewissen Punkt) ist möglich und nötig.

 

Eines geht hieraus ganz eindeutig hervor. Verkehrssicherheit ist ein komplexes Thema. Bei der Betrachtung von Problemen einer Gruppe tangiert die Lösungsfindung immer auch andere Bereiche. Die eigene Einstellung und das eigene Verhalten zur Verkehrssicherheit ist bei weitem nicht alles. Wenn mit Sicherheit aber der wichtigste Aspekt und dies altersunabhängig.

 

 

So. Das waren die wesentlichsten Inhalte kurz zusammengefasst. Ultimative Lösungen gab es nicht. Kann es auch nicht geben. Sicherheit im Verkehr ist ein Prozess, der niemals abgeschlossen sein wird.


Tue Nov 25 18:02:41 CET 2008    |    Antriebswelle135730

Ein sehr interessantes Thema für deinen Blog.

 

Schön die Problematik umrissen. Aber was für konkrete Maßnahmen, außer Sensibilisieren und ÖPNV-Alternative, werden denn mittelfristig umgesetzt und angedacht? Dass die Anzahl der älteren Verkehrsteilnehmer steigen wird, ist klar – resultiert daraus eine Anpassung bestehender Richtlinien und Gesetze (z.B. zum Straßenbau)? Wie akut ist ein Handlungsbedarf und wie hoch lässt sich der Kostenaufwand schätzen? Gibt es Interaktionen mit anderen Zielen in der Verkehrspolitik, ggf. auch konkurrierende Zielsetzungen?

 

Hier mal eine provokante These: Die Politik muss sich nicht um dieses Problem kümmern, denn in wenigen Jahren können sich viele Rentner (im Osten) keine Kfz-gebundene individuelle Mobilität, im heutigen Sinne, mehr leisten und die angesprochene Problematik im Bezug zur Verkehrssicherheit tritt nicht wie im geschilderten Szenario ein. Die Gewährleistung individueller, bezahlbarer Mobilität z.B. mittels ÖPNV, bleibt dabei natürlich dessen ungeachtet als Ziel bestehen.

 

Zweite provokante These: Die starke Ausprägung des demographischen Wandels in bestimmten ländlichen Regionen in Teilen Ostdeutschlands entvölkern diese. Wäre dann ein Rückbau der Infrastruktur (Wegriss von Dörfern) und Konzentration auf Städte als mögliche Reaktion auch ein Ansatz zur Erhöhung der Verkehrssicherheit (Stadt: kurze Wege, ÖPNV unproblematischer als im ländlichen Raum, allg. weniger Mobilität erforderlich) bzw. zur Sicherstellung einer befriedigenden Lebensqualität für die ältere Bevölkerungsteile? Wird so etwas in den Konferenzräumen der Ministerien hinter verschlossenen Türen diskutiert?

Tue Nov 25 18:56:29 CET 2008    |    Druckluftschrauber2011

Zitat:

Aber was für konkrete Maßnahmen, außer Sensibilisieren und ÖPNV-Alternative, werden denn mittelfristig umgesetzt und angedacht?

Nicht viel, da nicht viel Geld vorhanden ist. Also so, wie immer.

 

Zitat:

resultiert daraus eine Anpassung bestehender Richtlinien und Gesetze (z.B. zum Straßenbau)? Wie akut ist ein Handlungsbedarf und wie hoch lässt sich der Kostenaufwand schätzen? Gibt es Interaktionen mit anderen Zielen in der Verkehrspolitik, ggf. auch konkurrierende Zielsetzungen?

:eek:

Konkrete Antworten auf die Fragen kann ich dir nicht geben. Eine konkrete Veränderung von Richtlinien war kein Thema der Konferenz. Viel mehr sollen lediglich Stadtplaner an ältere Personen denken bei der Planung.

Da auch kein konkreter Plan vorhanden ist, lassen sich auch die Kosten nicht genau beziffern. Vielleicht schon. War aber ebenfalls eher nicht Teil der Konferenz.

 

Hinter die verschlossenen Türen habe ich an diesem Tage auch nicht geschaut. Es ging wohl auch nicht darum vor 200 Leuten jetzt Lösungen zu präsentieren. Es war vielmehr ein "darauf müssen sie achten" und so interagieren sie.

Wieso, weshalb, warum, muss dieses und jenes getan werden.

 

Deine Thesen sind sehr gewagt aber dennoch braucht man nicht viel Vorstellungsvermögen, um sich dies eben vorstellen zu können.

Tue Nov 25 20:40:14 CET 2008    |    Antriebswelle135730

Ich wusste nicht, welchen Adressatenkreis die Tagung hatte. Deine Antwort interpretiere ich so, dass also "nur" ein allgemeines Problembewusstsein ("darauf müssen sie achten") geschaffen/aufgefrischt wird, gleichzeitig aber keine Lösungswege vorgeben werden (können). Da ich kein Stadtplaner bin, kann ich natürlich nicht abschätzen, inwiefern sich die Beachtung der Zielstellung "Erhöhung der Verkehrssicherheit durch ältere Verkehrsteilnehmer" problemlos und vielleicht sogar kostenneutral in die Planung integrieren lässt. Ich hätte aber mir vorstellen können, dass irgendwelche Umsetzungsrichtlinien etc. bestimmte Maßnahmen bzw. Vorgaben regeln. Etwa in der Art, noch mehr Tempolimits auf Landstraßen - polemisch formuliert :D

 

Die Thesen habe ich bewusst provokant gewählt und diese werden so sicherlich auch nicht von Entscheidungsträgern öffentlich propagiert. Aber imho gehört es doch zum gewissenhaften Entscheidungsprozess, auch unangenehme/negative Szenarien zu beachten. Aus diesem Grund wollte ich sie zu deiner umfangreichen Darstellung der Aspekte hinzufügen bzw. zur Diskussion stellen.

 

Zurück zum Inhalt: Für das genannte Problem "geringe Fahrleistungen und somit wenig Routine" sehe ich keine direkte Lösung, es ist wohl eher als ein Argument bzgl. Risikogruppe gedacht, oder?

"Die eigenen Stärken und Schwächen müssen offen benannt und entsprechende Bewältigungsstrategien ausgearbeitet werden." Sollte eine Selbstreflexion nicht jeder Erwachsene unabhängig des Alters eigenständig machen? Eigentlich schade, dass hierzu etsprechende Maßnahmen nötig sind.

Tue Nov 25 21:08:03 CET 2008    |    Druckluftschrauber2011

Zitat:

Ich hätte aber mir vorstellen können, dass irgendwelche Umsetzungsrichtlinien etc. bestimmte Maßnahmen bzw. Vorgaben regeln. Etwa in der Art, noch mehr Tempolimits auf Landstraßen - polemisch formuliert

Ist jetzt der Zeitpunkt gekommen zu sagen, dass das ein älterer Mann (Vertreter eines Vereins von fahrenden Senioren) 100 auf AB 80 auf LS und 30 in der Stadt gefordert hat :D

 

Es waren eher Vorträge, die auf die aktuelle Lage eingegangen sind. Teilweise Vorschläge gemacht haben. Alle Referendare aus verschiedenen Bereichen und somit eine bunte Mischung von Meinungen.

Anschließend eine Diskussion. Also nix mit Beschlussfassung.

 

Zitat:

Für das genannte Problem "geringe Fahrleistungen und somit wenig Routine" sehe ich keine direkte Lösung, es ist wohl eher als ein Argument bzgl. Risikogruppe gedacht, oder?

Jap. Dagegen kann man halt nicht viel machen. Aber es wurde eben erläutert, wie dies zustande kommt und dass man ältere Menschen eben nicht pauschal als Sonntagsfahrer abtun soll.

Wissen vermitteln war großgeschrieben. Was man damit anfängt, ist dann jedem vorerst selbst überlassen.

 

Zitat:

Sollte eine Selbstreflexion nicht jeder Erwachsene unabhängig des Alters eigenständig machen?

Ja. Dennoch sollten vor allem die Leute, die Schulungen durchführen (Verkehrswacht etc.) erneut sensibilisiert werden, dieses Thema anzusprechen.

Sich selbst einzugestehen, dass man keinen PKW mehr fahren kann bzw. nicht mehr so wie "früher" fällt wohl oft schwerer als man denkt.

Tue Nov 25 23:03:12 CET 2008    |    bruno violento

Gerade die Fußgänger kommen in Hinsicht auf die Verkehrssicherheit oftmals leider viel zu kurz...

Wed Nov 26 15:37:00 CET 2008    |    Druckluftschrauber2011

Nackte Kanone!!! Ich praktiziere safer sex :D

 

Ich liebe die Filme!!! :D

Wed Nov 26 16:05:27 CET 2008    |    bruno violento

Die sind auch großartig - meine ersten Heimkinoerlebnisse, seinerzeit noch auf VHS:)

Fri Jul 10 16:44:00 CEST 2009    |    Trackback

Kommentiert auf: videoblog:

 

Erneuter Beweis dafür, dass alte Leute eine Verkehrsgefährdung darstellen!

 

[...] Wen das Thema "Im Alter sicher mobil" interessiert und sich etwas belesen will, kann es HIER tun.

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Deine Antwort auf "Im Alter sicher mobil. Teil II der Verkehrssicherheitskonferenz in Potsdam"