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Halbgott

Eindrücke niedergeschrieben

Thu Feb 11 09:17:23 CET 2010    |    Druckluftschrauber2011    |    Kommentare (20)    |   Stichworte: Gesellschaft, Hartz IV, Sozial

Das Bundesverfassungsgericht hat am vorgestrigen Tag die wohl umstrittenste Arbeitsmarktreform mehr oder weniger den Todesstoß verpasst.
Nicht nur die Form der Mischverwaltung sondern auch die Erhebungen, aus denen sich der Regelsatz zusammensetzt, sind verfassungswidrig. Ein unvorstellbarer Imageschaden einer sozialen Absicherung, die in über 5 Jahren Existenz nie aus der Kritik kam. [mehr]
Hinzu kommt natürlich dass die Reform den Namen eines Mannes trägt, der Firmengelder veruntreut hat.

Welche Dimensionen das Urteil hat wird uns wohl noch nicht bewusst sein, da man über das was a noch kommen mag nur spekulieren kann. Immerhin sagt das Urteil nicht aus, dass es mehr Geld von Vater Staat geben wird. Dieser muss „lediglich“ ein grundlegend neues System zur Berechnung hervorbringen.
Die üblichen Lager schreien nach mehr Geld für erwerbslose Hilfeempfänger und dementsprechend gibt es auch Gruppen, die auf eine Reduzierung hoffen, was den Staatsschulden sicher besser gefallen würde. Dass es tatsächlich zu einer Minderung von ALG II insgesamt kommen sollte, halte ich für unwahrscheinlich. Wenn, dann sehe ich den einzigen Weg in diese Richtung darin, dass zwar der Regelsatz sinkt, es aber wieder mehr Einmalleistungen gibt. Kleidungsgutscheine, Gutscheine zur Teilhabe am öffentlichen Leben/Kultur, Möbel etc. pp. Ähnlich der Verfahrensweise der damaligen Sozialhilfe.
Wohl auch der einzige Weg, der keinen Ratenschwanz nach sich ziehen würde.

Durch eine pauschale bzw. natürlich bedarfsangepasste Erhöhung der Regelsätze sehe ich den Abstand zwischen Hilfeempfänger und Arbeitnehmer in massiver Gefahr. Warum soll ein Arbeitgeber dann noch „guten Lohn“ zahlen? Der Staat sorgt dank Aufstockung dafür, dass der Arbeitnehmer zumindest abgesichert ist. In manchen Berufen im Niedriglohnsektor (z.B. Friseurhandwerk) ist es als alleinstehende Person bereits jetzt kaum möglich ohne Zuschüsse vom Staat zu überleben. (In meiner Heimatregion)
Damit einhergehen Neuverschuldungen in Milliardenhöhen, die für den Staat und die Steuerzahler schlicht und einfach nicht tragbar sind.

Dem entgegen würde man durch die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes wirken, was nun aber gar nicht mit der Tarifautonomie in Einklang zu bringen ist und zudem wohl zumindest temporär die Arbeitslosenzahlen in die Höhe schnellen lassen würde. Gerade die letztere Tatsache will natürlich keine Partei während der laufenden Legislaturperiode gern auf ihrer Fahne stehen haben. Verkauft sich ja immer blöd so ein Anstieg der Arbeitslosenzahlen.

Eine Alternative wäre ggf. das Bürgergeld. Inwieweit dann aber der Teil des Grundsatzes des SGB II erfüllt wird zu Fördern und zu Fordern bleibt aber offen. Immerhin wird mit der Einführung dieser Wahlmöglichkeit eine aktive Förderung und Integration von Erwerbslosen nicht mehr (so stark) forciert wie jetzt, bei Hartz IV.
Zudem müsste eine neue Behörde gegründet und etabliert werden mit den üblichen Anlaufschwierigkeiten.

Ich bin gespannt und lasse mich überraschen, was da auf uns in diesem Jahr zukommt und ob dieses dann vorm Bundesverfassungsgericht bestehen wird.


Sat Feb 13 19:44:59 CET 2010    |    Schattenparker48352

Ein schwieriges Thema. Und wahrscheinlich weiß keiner von uns hier da besser bescheid als du. Wir "Nicht-Involvierte" können ja eigentlich nur die viele Kritik in uns aufnehmen, vermengen und gequirlt weitergeben.
Ich bin mir sicher jeder von uns hat Verwandte/Bekannte/Freunde die Hartz4 beziehen und jeder von uns hat ein anderes Gefühl für "veritas et aequitas". Es ist echt ein schweres Unterfangen ca. 6 Mio. Menschen unter einen Hut zu bekommen und ich muss sagen, dass ich irgendwie froh bin, da keine Entscheidungen treffen zu müssen. Es geht ja schon los bei der Frage: wieviel Geld baucht ein Mensch zum Leben....

Tue Feb 23 19:09:11 CET 2010    |    Fensterheber135171

Zitat:

wieviel Geld baucht ein Mensch zum Leben....

Die Frage muss man anders stellen:

wie viel Geld will die (arbeitende) Gemeinschaft dem Individum zur Verfügung stellen? Soll es zur Grundexistenz reichen (< HartzIV) oder soll ein durchaus wohlhabender Lebenstil möglich sein (> HartzIV)

Wed Feb 24 00:15:29 CET 2010    |    Achsmanschette51801

Die Existenz muß gesichert sein. Vom aktuellen Satz bleiben nach Abzug von Strom, Warmwasser und den notwendigen Versicherungen (Haftpflicht, Hausrat, Rechtsschutz) noch ca. 200 € im Monat für einen Alleinstehenden. Davon müssen dann noch Lebensmittel, Körperpflege, Textilien und Haushaltskleinmaterial (Werkzeug, Glühlampen etc.) finanziert werden. Dann muß noch etwas zurückgelegt werden, um im Falle eines Defektes nicht ohne Waschmaschine, Fernseher, Kühlschrank, Herd, ... dazustehen.

Vielfach ist man auch auf ein Auto angewiesen, um überhaupt eine Chance auf dem Arbeitsmarkt zu haben, mit Körperbehinderung und/oder in ländlicheren Regionen braucht man es oft schon, um überhaupt etwas einkaufen zu können.

Und: Die Regelsätze für Fahrtkosten zur Arbeit sind auch viel zu niedrig. OK, die Kfz-Haftpflicht wird ohne Abzüge übernommen, aber darüberhinaus gibt es nur 9 Cent pro Entfernungskilometer.

Wed Feb 24 16:56:05 CET 2010    |    Fensterheber135171

Wie willst du all die Großzügigkeiten finanzieren?
Bitte ohne das Märchen der Reichensteuer.

Wed Feb 24 17:36:45 CET 2010    |    Achsmanschette51801

Großzügigkeiten? Eher nicht. Das soziokulturelle Existenzminimum würde ich nicht so bezeichnen. Aber allein der Verzicht auf die von den Argen ernötigten Gänge zum Sozialgericht dürften schon gut zur Refinanzierung beitragen. Dann noch anständige Lohnsteuersätze, höherer Spitzensteuersatz aber späteres Eintreten dahinein und weg mit dem Bauch der Lohnsteuersätze, Vollversorgung in der Gesundheit nach japanischem Vorbild, bessere Weiterbildung, Setzen auf die Märkte, wo Deutschland (noch) führend ist, da gibt es viele Baustellen.

Wed Feb 24 17:45:01 CET 2010    |    Kurvenräuber137127

Meehster for President 😁

Wed Feb 24 18:02:51 CET 2010    |    Fensterheber135171

Zitat:

Meehster for President 😁

Wenn ein Linker in dem Land an die Macht kommt, schau ich dass ich mein Geld in's Ausland bekomme. Ein Reicher weniger, der die Neidsteuer zahlen wird. Euch ist dieses Verhalten zu unsozial? Mir ist ein Sozialismus zu sozial.

Ein HartzIVler lebt auf Kosten der Allgemeinheit. Und dieses Leben ist ein Leben am Existenzminimum. Zigaretten, Playstation und ein fetter LCD sind nicht die Definition von Existenzminimum. 😁 Und solange ein HartzIV'ler nicht auf der Straße verhungert, Zugang zu Hygiene hat und "Überleben" kann, ist diese Grundsicherung vorhanden. Für jeden weiteren Luxus muss man arbeiten gehen. Und wer wirklich eine Arbeiststelle will, bekommt auch eine. Mit Bequemlichkeit ist noch kein Job gefunden worden, fehlerhafte Bewerbungsschreiben sind beispielsweise kein Pluspunkt beim Arbeitgeber.

Dennoch. In Deutschland gibt es sehr viele Baustellen... leider werden diese nie gelöst, egal welche Regierung am regieren ist.

Wed Feb 24 18:11:36 CET 2010    |    Achsmanschette51801

Wo hast Du denn dieses Märchen her, daß jeder der will auch eine Arbeitsstelle bekommt? Die 1960er sind vorbei, auch wenn Du es nicht wahrhaben willst. Dein rechtes Gewäsch ist absolut fehl am Platze.

Wed Feb 24 18:37:59 CET 2010    |    Druckluftschrauber2011

Es geht darum ein menschenwürdiges Leben zu führen und das bedeutet eben auch mehr als nur jede Woche so viel zu Essen zu haben, dass man nicht verhungert und es so warm zu haben, dass man nicht erfriert.
Leute ohne Arbeit (egal ob gewollt oder ungewollt) sind Teil der Bevölkerung und haben daher wohl auch den Anspruch auf ein menschenwürdiges Leben und sich auch an der Gesellschaft zu beteiligen.

Meiner Meinung nach wird im Moment wieder ein Hass geschürt, der nicht notwendig ist. Man bringt die, die wenig haben gegen die auf, die gar nichts haben. Aber die Leute die Hartz IV beziehen sind mit Sicherheit nicht Schuld an der Verschuldung des Staates.

Der Weggang der sozialen Grundform, und das ist was man mit einer massiven Kürzung von ALG II erreichen würde, halte ich für mehr als bedenklich. Somit stößt man die Leute aus der Gesellschaft aus und nimmt ihnen auch die Möglichkeit sich selbst wieder zu integrieren.
Kürzen alleine bringt gar nichts. Das geht bereits durch Sanktionen und wirkt augenscheinlich nicht.

Das Arbeiten an sich muss wohl einfach wieder attraktiver werden. Aber das allein ist wohl nur ein Teil eines Ganzen, dass man als "einfacher Mensch" ohne konkrete Fachkenntnisse wohl nur bedingt überblicken kann. Parolen und Polemik helfen zumindest wenig - auch wenn die FDP dies gerade versucht.

Wed Feb 24 18:40:15 CET 2010    |    tec-doc

Ich frag mich ja immer.... also bei nichtmal 1 Mio freien Stellen - wie sollen da nun reale 10 Mio Arbeitslose aller Art denn einen Job bekommen? Ob sie nun wollen oder nicht....

Ich frag mich auch.... wenn der Abstand vom Existenzminimum zur Lohnhöhe von fast 25% aller arbeitenden Menschen derart gering ist... dürfte das Problem nicht beim Existenzminimum zu suchen sein, sondern bei unanständig niedrigen Eingangslöhnen.

Ich frag mich natürlich ebenfalls... warum hierbei mancher die Einkommensentwicklungen aller Art der letzten Jahre nicht berücksichtigt, denn schlicht und ergreifend haben sich die Löhne im unteren Drittel nicht angepasst, im Gegenteil... sie haben sich real vermindert. Mithin... s.o...

Ich frag mich sowieso... warum manche nicht in der Lage sind, die Dimensionen und Definitionen von "Sozialschmarotzerei" (wie sie es nennen..) an allen Schichten der Gesellschaft zu erkennen/anzuwenden. Denn z.B. der dt. "Steuersparwahn", Dumpinglöhne, maßloser Stellenabbau nur um den Gewinn noch höher zu schrauben etc... sind nichts anderes, nein - sie sind eigentlich noch viel schlimmer und von ganz anderem Umfang. Krönung ist Systemhartzvier... to big to fail.... gelle.

Ich frage auch gleich... aufgrund eines hausgemachten Überangebots der Ware "Arbeitskraft", gerade im niederqualifizierten Bereich... wie gedenken die Mittelschichts-Neidhammel der Nation denn bitte eine Ausweitung dieses Phänomens auf ihre Schicht zu verhindern? (Da fischt der Westiguido grad..).

Tja - ein sehr weites Thema, viel weiter (auch in seiner Tragweite) als uns das die Bildzeitung oder polemisch populistische Hetzer glauben machen wollen. Können wir gerne diskutieren...
Jedenfalls sind 25Mrd. ein Spottpreis für den sozialen Frieden (der anfängt zu wackeln) - das sollten sich die "Gewinnmaximierungsprediger" und nicht den Hals vollbekommenden Egomanen auch mal vor Augen halten?

Um Missverständnissen vorzubeugen - ich für meinen Teil habe von diesem System/Staat noch keinen Cent bekommen, habe durchaus etwas im Strumpf und verdiene wahrlich nicht schlecht. Es könnte mehr sein, stimmt und wäre kein Problem... aber ich bezahle meine Leute anständig, ich umgehe nicht manisch meine Steuerlasten und hab den Hals einfach auch irgendwann mal voll. Blöd? Dann bin ich gerne blöd.... und wären mehr so blöd geblieben, dann hätten wir dieses Thema gar nicht.

Wed Feb 24 18:50:35 CET 2010    |    Druckluftschrauber2011

*Applaus*

Wed Feb 24 19:52:40 CET 2010    |    Achsmanschette51801

Ja, *Applaus*!

Wed Feb 24 20:44:15 CET 2010    |    Fensterheber135171

Allgemeiner Einschub - wäre es in der DDR heute besser?

Wer mit Überzeugung "Ja" antwortet, der ist wohl ein arg zurückgebliebener Sozialromantiker: Das System der sozialen Marktwirtschaft ist das beste politische System, das wir haben können. Fernab jeder freien MW (=der wahre Kapitalismus) und jeder staatlich geplanten Wirtschaft. Und das niemand perfekt ist, sollten wir wissen. Man muss die Ursachen der hohen AL bekämpfen (Lohnnebenkosten als Idee), Ideen zeigen und eben nicht pauschal mit dem dauer-erhobenen Zeigefinger fortwährend auf "die da oben" zeigen...

Wed Feb 24 23:35:48 CET 2010    |    Achsmanschette51801

Ich finde, es war in der DDR nicht besser. Aber da aktuell die SED 2.0 mit einem ehemaligen Stastspitzel in der Chefposition an der Macht ist, bewegen wir uns zu einem solchen bürgerausbeutenden Überwachungsstaat hin. Das ist einer der Gründe, warum ich die CDU und jeden potentiellen Koalitionspartner dieser Partei für unwählbar halte.

Die Ursache der Arbeitslosigkeit hat so gut wie nichts mit den Lohnnebenkosten zu tun. Eher mit Gewinnmaximierung zugunsten von arbeitsscheuen Aktionären.

Thu Feb 25 04:53:05 CET 2010    |    tec-doc

Was sollte das mit der ehemaligen DDR zu tun haben? Oder mit Sozialromantik? Mit oben oder unten (was ist denn das)? Oder Lohnnebenkosten?
Richtig ist sicher, dass eine ausgewogene soziale Marktwirtschaft ein tragfähiges System darstellen dürfte - haben wir die noch? Wer jetzt "Ja" sagt... der ist wohl ein arg blinder Träumer.. oder er folgt dem tumben Medienfutter, Ahnung von den Zusammenhängen und dem System hat er jedenfalls keine.
Nimms nicht persönlich - alles Stammtisch Bla Bla, zeugt weder von "ein Reicher" noch von "ein Informierter". Es zeugt eher von einem derer, die noch gar nicht kapiert haben... sie sind die nächsten in dem Spiel 😛 Und die soziale Schieflage, die Einkommensverteilung und dergleichen derzeit als "kleinen tolerierbaren Fehler abzutun... grenzt an Zynismus. Unangebrachte Arroganz und Gutsherrenart/sprüche kommen da noch unpassender daher, als sie es per se schon tun.
Soziale Marktwirtschaft ist auch kein politisches System, es ist eine Wirtschaftsform, nur nebenbei gesagt.
Und Kapitalimus ist nicht gleich freie Marktwirtschaft - aber auch nicht das Problem per se, das ist ein neoliberaler Kapitalismus, ein Casinokapitalismus, welcher die Realwirtschaft und den Menschen ignoriert.

Primär gehts hier gerade auch (noch) gar nicht um "Lösungen" - es muss erstmal darum gehen, falsche Behauptungen in der Basis zur Debatte richtigzustellen/klarzustellen. Denn augenblicklich ist der Finger auf "die da unten" gerichtet... und die sind wahrlich die letzten, welche auch nur einen Funken Schuld an der Misere tragen oder sie lösen könnten. Vor allem.. sind sie gar nicht DAS Problem - können es aber ganz schnell werden. 25 Mrd. bei einem BIP über 2030 Mrd sind nicht der Rede wert... 30 bis 50% der Bevölkerung, welche die Schnauze voll haben, weder Chance noch was zu verlieren haben und auch noch zum Ausrasten provoziert werden... da gibts dann gar nichts mehr zu reden?

Neu ist die Tour vom Guido auch nicht - soll ich alle Politiker der letzten 20 Jahre aufzählen, welche das schon vom Stapel gelassen haben? Aber sie ist brandgefährlich, denn diesmal ist das Gewehr geladen... klein Guido spielt mit einem Pulverfass. Das Allerletzte, was unser Land derzeit brauchen oder bewältigen kann - ist eine weitere Spaltung der Gesellschaft oder gar einen offenen Klassenkampf. In der Politik wird zwar schon länger der immerwährende Wahlkampf mit Aktionspolitik statt nachhaltige Arbeit fürs ganze Volk gepflegt - aber trampelhafter und rücksichtsloser bzw. näher am Brandstifter hat man das erst selten gesehen. Mama Merkel mag zwar nicht viel anders denken... aber sie ist sich offenbar der Brisanz wenigstens bewusst.

Wenn wir nicht bald anfangen, die Systemfehler beim Namen zu nennen und entschieden abzustellen... objektiv und tabulos... und wenn nicht alle dabei mitgehen... dann brauchen wir gar nichts mehr anfangen, dann erledigt sich das für alle (!) von ganz allein.
Allerdings dürfte das schwierig werden - denn es ist längst ein internationalisiertes Problem und soviel Macht wie sie haben sollte... hat die Politik schon ne Weile gar nicht mehr. Ist aber eh egal, sie hat ja nichtmal das Interesse daran.
Ferner sind ein paar weitere Fehler angelegt, welche früher oder später zusätzlich zum Tragen kommen werden - und nur durch Taschenspielertricks und Notbremsen noch nicht "gewirkt" haben (z.B. ist der Euro eine fragile, irrwitzige Konstruktion und auf Dauer - so wies läuft - kaum haltbar).

Aber gut - greifen wir mal einen Punkt auf - wie bitteschön soll eine Senkung der Lohnnebenkosten rund 10 Mio Arbeitsplätze schaffen und Eingangslöhne auf ein tragfähiges Niveau bringen?
Ich lausche gespannt der Zahlen die dazu kommen mögen... 🙂

Thu Feb 25 19:32:42 CET 2010    |    Fensterheber135171

Zitat:

wie bitteschön soll eine Senkung der Lohnnebenkosten rund 10 Mio Arbeitsplätze schaffen und Eingangslöhne auf ein tragfähiges Niveau bringen?

Rede ich davon, 10 Mio Jobs schaffen zu wollen? Wenn ich das könnte... 😁

Das bekäme nicht mal die linkeste aller möglichen Regierungen hin... und nicht mal mit Zwangsverstaatlichung wäre so etwas auf Dauer realisierbar.

Du bist kein Unternehmer nehme ich an, daher kennst du die wahren Kosten eines Arbeitsplatzes nicht 😉 A bissel mehr als der nackte Lohn kommt leider immer dazu. Die Hire & Fire Mentalität der USA hat zwar ihre Nachteile, aber auch ihre Vorteile. Die Nachteile für den AN, die Vorteile für den AG. Und wenn etwas für Arbeitsplätze sorgt, dann ein Vorteil für den AG.

Zitat:

"Eher mit Gewinnmaximierung zugunsten von arbeitsscheuen Aktionären.

Wie soll eine Firma wie Daimler ihren kolosalen Kapitalaufwand decken? Banken, die Kredite im drei-stelliger Millionenhöhe vergeben, findet man nicht an jeder Ecke. Eine Eigenkapitalerhöhung in Form von Ausgabe junger Aktien ist wesentlich einfacher realisierbar 😉

Aber wir müssen hier nicht drumherum reden: Ackermänner dieser Welt, die bei einer 25 % Rendite (zwar "nur" Eigenkapital wohlbemerkt) und neuesten Rekordgewinne Zehntausende auf die Straße setzen, fehlt einfach die Portion Menschlichkeit. So etwas verabscheue ich. Ackermann als Banker ist sicher einer der Kompetenten - die DTB bewältigte die Krise besser als ein paar Landesbanken oder eine HypoReal - aber ohne die Prise Sozial fehlt jedem etwas. Und das könnten wir fortführen ,angefangen beim sozialen Engagement wo es bei vielen normalen Menschen auch erheblich mangelt.

Fri Feb 26 21:39:02 CET 2010    |    checkyChan

Zitat:

Ein HartzIVler lebt auf Kosten der Allgemeinheit. Und dieses Leben ist ein Leben am Existenzminimum. Zigaretten, Playstation und ein fetter LCD sind nicht die Definition von Existenzminimum. 😁 Und solange ein HartzIV'ler nicht auf der Straße verhungert, Zugang zu Hygiene hat und "Überleben" kann, ist diese Grundsicherung vorhanden. Für jeden weiteren Luxus muss man arbeiten gehen. Und wer wirklich eine Arbeiststelle will, bekommt auch eine. Mit Bequemlichkeit ist noch kein Job gefunden worden, fehlerhafte Bewerbungsschreiben sind beispielsweise kein Pluspunkt beim Arbeitgeber.

Hartz IV ist nicht das Existenzminimum. Das Existenzminimum ist der bei Schuldnern nicht pfändbare Betrag. Es handelt sich bei Hartz IV umdie Grundsicherung für Arbeitssuchende. Außerdem gibt es so etwas wie eine Freibetragsgrenze, einen bestimmten Betrag pro Lebensjahr. Das Hartzer-Eltern ihre Kinder zu Gunsten eines LCD-Fernsehers mit Playstation vernachlässigen ist nicht die Regel, sorgt aber bei Nettosteuerzahlern nicht gerade für Anflüge von Empathie. 😉

Zitat:

Ackermänner dieser Welt, die bei einer 25 % Rendite (zwar "nur" Eigenkapital wohlbemerkt) und neuesten Rekordgewinne Zehntausende auf die Straße setzen, fehlt einfach die Portion Menschlichkeit.

Die Herz-Jesu-Sozialisten leben ja immer noch. 😉 Eine AG ist nicht mit der warmen Kleingruppe zu verwechseln. Wäre es denn menschlicher gewesen, keine Rücksicht auf die langfristige Überlebensfähigkeit des Unternehmens zu nehmen, um später 15.000 Menschen entlassen zu müssen?

Zitat:

Die Ursache der Arbeitslosigkeit hat so gut wie nichts mit den Lohnnebenkosten zu tun. Eher mit Gewinnmaximierung zugunsten von arbeitsscheuen Aktionären.

Auch eine gescheite Frau kann mal irren. Weil die Produktivität einfacher Tätigkeiten durch die Lohnnebenkosten abgewürgt wird, weichen die Unternehmen zunehmend auf Maschinen aus, für dessen Bedienung sie eben kein Lieschen Müller, sondern einen Dipl. Ing. Meyer benötigen. So wird Armut bei den einfachen Arbeitnehmern manifestiert. Gewinn ist der Rest vom Schützenfest. Zuerst werden die Arbeitnehmer und dann die Aktionäre bedient. 😉

Sat Feb 27 13:26:01 CET 2010    |    Fensterheber135171

Zitat:

Die Herz-Jesu-Sozialisten leben ja immer noch.

Glaube mir, vom Sozialismus bin ich so weit entfernt wie ein Schalke-Fan von der Symphatie zum BVB 😉

Sun Feb 28 03:55:34 CET 2010    |    tec-doc

Lieber Cruiser-Benz, ob ich Unternehmer bin... eine interessante Frage *schmunzel*
Das ist auch immer so eine kitzlige Frage im Inet - mit wem hab ich es eigentlich zu tun?
Aber... hast Du meinen Beitrag gelesen? Auch wenn ich insofern ein sehr sehr scheues Reh bin und gerne im Schatten des Waldes stehe... es stand da durchaus zu Lesen, gewisse Folgerungen könnte man allemal ziehen 😉
Jedenfalls - entschuldige die nebulöse Ansage - denke ich doch eine ungewöhnlich breite eigene Lebenserfahrung/stand und aktives Umfeld in diversen Lagern zu haben, ohne jetzt deswegen die Weisheit per se für mich beanspruchen zu wollen. Vielmehr... möchte ich mich gerne fernab jeglicher Standesdünkel oder Interessen zum Wohle des Ganzen (und damit auch zu meinem eigenen Wohl) austauschen, ich denke wir brauchen das dringend? 🙂

Eine Ständefehde führen schon fast alle - ich möchte Dich und jeden anderen hier deswegen ermuntern, zur Abwechslung mal frank und frei primär uneigennützig und objektiv die Faktenlage beim Namen zu nennen. Das ist innerhalb dieses Mediums rel. ungefährlich, kann ungemein inspirierend sein und wäre erfrischend anders als der ewige Wahlkampf, Klassenphrasen und Kleinkriege wie auch Dimpfelesscheisserei. Mach mit, lass dich drauf ein... wenn nicht hier, wo dann willst Du halbwegs eine reale Lagesicht finden? Stehen doch epochale Fragen im Raum....

- eine Reduzierung der Grundleistungen ist gar nicht möglich, reine Kampfrede
- bei nichtmal 1 Mio vakanten Stellen sind real keine 10 Mio Menschen unterbringbar, egal wie
- diskutieren wir die Einkommensverteilung... real 2/3 mehr oder weniger an der Grenze zu 0/0 kann nicht gut gehen
- was ist systemimmanent "die untere Einkommensgrenze"
- wieviel Geld gibt es real überhaupt zu verteilen
- welche Art der "Sozialschmarotzer" macht welchen Betrag und stellen wir das mal in Relation
- wer erhält wieviel an "Subvention"
- welchen Wert haben die Statistiken
- gibt es noch eine Mittelschicht, welche Verantwortung trägt sie und welche Lebenserwartung hat sie noch
- wird die Mittelschicht bereits ebenfalls ausgebotet und multipiliziert/kompensiert nach unten
- was ist sozialer Frieden und was ist er wert
- was ist wirtschaftlicher Bestand und was kostet er
- haben wir dieses Geld überhaupt
- Gewinner der Krise.. ein Bombengeschäft (für mich sekundär betrachtet: Ja 😉 )
- nach der Krise ist vor der Krise
- wieviele Krisen überlebt das System
- zwingende Inflation und Einkommenskonflikt
- ist das alles überhaupt noch eine "nationale" Frage
- haben wir eine agierende Politik
- kann der Euro überhaupt Bestand haben und damit die EU
- sterben wir aus oder welche Schichten leben weiter
- ist es sinnvoll, alles zu privatisieren
- woran scheitert unser Solidarsystem und der Generationenvertrag
- divide et impera.... ein ewiges Gesetz, seine Grenzen und die Folgen einer Übertreibung
- wie weit lässt sich eine Masse reizen und wieviel % eines Volkes ist ggf. kontrollier-/niederschlagbar
- wo stehe ICH in diesem Spiel wirklich

..nur die Oberfläche kratzende Eingangsfragen 😉

Und bzgl. Hartz und Arbeit bleibt festzuhalten - eine Staatsführung hat sicherzustellen, dass ihr Land ein attraktiver Kapital/Wirtschaftsstandort ist und dafür im Gegenzug eine Vollbeschäftigung bei adäquaten Arbeitseinkommen einzufordern. Zur Sicherung der Solidargemeinschaft ist jeder nach seinen Möglichkeiten im identischem Maßstab/Relation heranzuziehen. Die Grundsicherung ist auf einem gesellschaftsadäquatem Eingangsniveau zu sichern und zu gewähren. Der Bestand des Volkes ist eine Primäraufgabe und die Förderung der Jugend ebenfalls. Reichtum verpflichtet.. steht sinnigerweise eh schon im GG.
Ergänzungen?
Gar nicht soooo kompliziert, oder? 😉

Und um ein klein bisserl die Philosophie zu bemühen...
Wir sind alle eine Art. Von Gott, der Natur oder wem/was auch immer mit einer einzigartigen Gabe beschenkt. Eine Art, welche in der Nahrungskette ganz oben steht. Und sich deswegen auch untereinander bekämpft und gegenseitig frisst?
Vielleicht fehlt uns die gemeinsame Bedrohung, eine Bedrohung... welche in der Nahrungskette noch über uns steht?
Sind wir als einmalige Art im bekannten Universum nicht auch eine unsagbar dämliche Art?
Ich frage mich das schon zuweilen - ist der Funke Menschkeit denn schon ganz am Verlöschen? Dieser klitzkleine Funke Göttlichkeit neben der einzigartigen Individualität? Wie traurig ist das denn... alles was uns zum Menschen macht, sollen wir mit Füßen treten? Aufgschaut... das letzte Hemd hat keine Taschen und irgendwann jammern viele vor sich hin "Ja hätt ich gewusst, ja hätt ich blos, mit tut es so leid..". Immer die gleiche Geschichte, nur wechselnde Darsteller... aber keiner lernt was draus? Was für eine Verschwendung.... was ist denn bitte Geld schon dagegen? Nichts... aber auch schon gleich gar nichts.

Lachhaft? Spinnerei?
Naja, die Frage ist aller Erfahrung nach nicht ob, nur wann es vernehmbar wird: "Ja hätt ich gewusst, ja hätt ich blos, mir tut es so leid..." Letztendlich fällt alles am Ende auf einen selbst zurück... nicht vergessen, im Endeffekt sind wir mit uns und unserem Lebenswerk allein.

Und die Geschichte... warum z.B. mein werter Herr Vater noch Pförtner in jeder seiner Niederlassungen (im Grunde verzichtbar?) beschäftigt, warum er in seinen Unternehmen auch noch selbst wirtschaftlich falsche (aber menschlich zwingende) Entscheidungen bewusst treffen kann/darf und warum dies alles doch wieder gut ist und den Erfolg ausmacht.. erzähle ich ggf. später. Und wer weiß... evtl. sogar, warum ich Menschen mit Aufträgen beschäftige, bei denen ich sogar ein klein wenig, einen Teil des ganzen Gewinns wieder mitbringe 😉
Wie gesagt... ich bin eben ziemlich blöde.. allerdings auch ungemein zufrieden und verblüffend: Jeden Tag satt. 🙂

Sun Feb 28 04:17:18 CET 2010    |    tec-doc

Glattweg vergessen 😁

- wie werd ich sie wieder los, die Geister... welche Rolle spielen wir überhaupt in einem globalen Zukunftsszenario
- welche Märkte sind überhaupt aufnahmefähig
- haben wir diese Märkte noch im Griff oder... tja...

und

Lohnnebenkosten sind eine Scheindebatte (ähnlich der Klientelrhetorik von Guidooo)
Die Frage ist vielmehr - warum können unsere Solidarsysteme nicht funktionieren? Oder anders gesagt - auf welchen Gedanken basieren sie und wer oder was entzieht sich dem und verteuert diese überhaupt derart?
Der Einsatz von Maschinen.. ist eh ein ganz anderes Thema.
Das Überangebot an einfacher Arbeitskraft und deren Schöpfer ebenfalls.

@halbgott
..sag mir bitte, wenn dir die/meine Richtung im Thema nicht behagt 🙂

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