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Halbgott

Eindrücke niedergeschrieben

Tue May 21 11:45:35 CEST 2013    |    Druckluftschrauber2011    |    Kommentare (6)    |   Stichworte: Empfehlung

Gestern Abend wurde es bei mir schon sehr zeitig Nacht oder viel mehr dunkel. So gegen 18:15 Uhr konnte sich ein Sinn gänzlich abschalten und andere versuchen, dieses Fehlen zu kompensieren. Doch fangen wir am Anfang an.[mehr]

Es ist Anfang März und ich freue mich üben den Tag an dem ich älter werde und zum letzten Mal eine 2 die führende Zahl sein wird. Denn mal ehrlich. Medizin hin oder her. 200 Jahre alt will ich nicht werden. Auf dem Gabentisch befindet sich dies und das und unter anderem auch Papier auf dem steht, dass wir demnächst bei völliger Dunkelheit essen werden. Ein Abendessen bei völliger Dunkelheit. Ein Dunkelrestaurant.

Und gestern war es dann nun so weit. Pünktlich fanden wir uns in der Lobby ein, bestellten ein Bier und lauschten der Frau, was sie uns denn zu sagen hatte. Handy aus, Uhren die leuchten können sollten abgemacht werden. Immerhin erleben wir gleich eine ungewohnte Dunkelheit, da sie vollkommen ist. Also eine Dunkelheit, die man unter normalen Umständen eher selten bis nie erlebt.
Wir können das Mahl wählen und entscheiden uns für die Überraschung. Wer will schon wissen, was er gleicht isst und nicht sieht.

Mit einem anderen uns unbekannten Paar werden wir zuerst in die Dunkelschleuse gelotst um dann bei völliger Dunkelheit zu fünft in einer Polonaise zum Tisch gebracht zu werden. Ich summte leise
“Wir ziehen gleich die Löcher aus dem Käse, denn nun geht sie…“ aber hat wohl niemand gehört oder wollte niemand mitmachen. Eh man sich versieht sitzt man auch schon auf dem Stuhl, findet dank seiner Hände sogar den Tisch und wartet auf das was da kommen soll.
Das naive Denken aus Erfahrung, dass sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnen und man bald etwas zumindest schemenhaft erkennt, schminkt man sich schnell ab. Zwar leuchten weiße Punkte und kleine weiße Wolken in den Augen. Aber dafür ist wohl nur das Hirn verantwortlich.

Und dann gibt es auch schon die Suppe samt Brot mit Dipp und nachdem man den Dipp unfreiwillig erst einmal mit den Fingern kosten muss, funktioniert das Essen überraschend einfach. Zwar öffne ich den Mund eher größtmöglich denn à la Knigge und schiebe die Zunge leicht hinaus um zu spüren, wann ich mit dem Löffel die richtige Position zum Mund gefunden habe. Dennoch ist Suppe bei Dunkelheit kein Problem.
Die große Serviette auf dem Schoß bisher ohne Essenauffangfunktion.

Die Hauptspeise war da schon etwas kniffliger. Gerade Fleisch schneiden ohne zu erkennen, wo man schneidet, wie groß das Stück ist und ob das Schneiden schon erfolgreich war, ist nicht ohne. Auch führt man die Gabel regelmäßig ohne Ladung zum Mund. Aber der Mensch hat ja 8 Finger und 2 Daumen und ist sogar so dumm, dass man nach Beherrschung des Feuers und Erfindung des elektrischen Lichts wieder freiwillig in völliger Dunkelheit sitzt. Also zurück zu den Wurzeln und die Hände (aber nur ganz selten) zum futtern nehmen. Die Serviette ist ja groß zum Abwischen.

Eine Kugel Eis und ein Schoko Tarte mit Mousse obendrauf als Dessert sind da schon ein anderer Schwierigkeitsgrad. Das kommt man mit den Händen nicht allzu weit. Man gewöhnt sich auch relativ schnell ab das Essen mit dem Löffel zum Körper zu führen, um es in den Löffel zu bekommen. Auch rutscht so ein Eis gemeinerweise nicht soooo freiwillig auf den Löffel. Aber es geht. Spätestens, wenn es flüssig wird. Am Ende nimmt man trotzdem den Finger um zu schauen, ob man auch alles auf dem Teller gefunden und gegessen hat. Ja, man darf ruhig auch einmal neben dem Teller schauen, ob die Kellnerin etwas verschüttet hat. 😉

Spannend ist aber weniger das Essen an sich sondern das Schmecken ohne Sehen. Wir waren uns recht schnell recht einig, dass die Suppe was Spargel zu tun hatte und ggf. auch noch Broccoli. Das es Blumenkohl war, erschmeckten wir nicht.
Bei der Hauptspeise war es einfacher. Geflügel. Auf Polenta wäre ich wohl auch nicht gekommen, wenn ich es gesehen hätte. Die Beilage erkannte ich als merkwürdigen Kartoffelkloß. Es war dann ein rote Bete Kartoffelstampf.
Das Essen war sehr lecker, die Bedienung sehr locker und freundlich, mit der wir sehr viel geredet haben und die Deko war dezent und nicht aufdringlich (hier schmunzeln). Nach knapp 3h für 3 Gänge waren wir fertig und auch fertig. Ich war zufrieden, als ich draußen an der Luft war und auch im Tageslicht.
In der Dunkelheit hatte ich kein rechtes Zeitempfinden und mir fehlten der Sinneseindruck Sehen. Was jedoch sehr spannend war, war der Fakt, dass man auch immer in die Richtung den Kopf dreht, woher eine Stimme kommt auch wenn man nichts sieht. Wie gut die Koordination zwischen Mund und Händen funktioniert und auch wie müde man nach Bier Nr. 1 und der Hauptspeise bei völliger Dunkelheit auf einmal wird.

Es war wirklich ein sehr eindrucksvolles Essenserlebnis und ein sehr schöner Abend.


Tue May 21 12:32:06 CEST 2013    |    Drahkke

Da ich dieses Erlebnis auch schon zweimal genossen habe, kann ich deine Eindrücke voll und ganz bestätigen. 🙂

Tue May 21 14:52:51 CEST 2013    |    rallediebuerste

Endlich wieder Halbgottcontent! Sehr löblich, ick freu' mir!

Und zum Thema Dunkelrestaurant: Känguru
(war auch mal mit der Frau in einem und kann deine Eindrücke vollkommen bestätigen)

Tue May 21 15:58:55 CEST 2013    |    XC70D5

Netter Bericht, auch wenn es für mich nie infrage käme...Essen ist doch ein sinnliches Erlebnis, da schließe ich das Sehen durchaus mit ein...je nach Lokalität...meistens...glaube ich......

Tue May 21 17:00:00 CEST 2013    |    Druckluftschrauber2011

Mir war mal wieder danach etwas zu schreiben, was nicht mit dem Job zu tun hat. Das geht einem ja mit der Zeit völlig auf den Sack. Außerdem geht die Wortwahl irgendwann völlig den Johann Sebastien runter. Aber das versehentliche Hinzufügen bzw. Weglassen von Buchstaben werde ich konsequent im Blog weiterführen.

Die bieten dort auch erotische Abende an. Ggf. kann dies sinnlich genug für dich sein.

Mon May 27 23:12:25 CEST 2013    |    Fensterheber15352

Für mich endlich mal wieder ein Grund mich hier einzuloggen. Schön, dass du zurück bist. Bleibst?

Thu May 30 17:21:50 CEST 2013    |    Druckluftschrauber2011

Darauf kann ich keine Antwort geben.
Lust auf Schreiben habe ich zumindest wieder. Mal schauen, wie es mit der Dauermotivation aussieht und mit den Themen.

Deine Antwort auf "Alex tappt im Dunklen (und isst auch dort)"