Sun Aug 03 17:49:17 CEST 2025
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Dynamix
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Ride Out
Heute mal wieder was aus der Kategorie Probefahrt. Dieses Mal gab sich Benda bei uns die Ehre. Benda? Wasn das? Benda als Marke ist noch relativ jung und Sie kommt, wie sich einige jetzt sicherlich schon denken, aus China. Im Zweiradbereich hat sich die Marke auf Chopper spezialisiert ohne dabei 1:1 bei Harley abzukupfern. Alleine die Motorkonzepte sind nicht selten untypisch für Chopper nach US-Rezept. Schon mal eine Harley mit einem V4 oder einem R4 aus einem Sportler gesehen? Ich auch nicht 😉 Auf Benda bin ich durch genau das Motorrad aufmerksam geworden welches ich heute einmal probefahren darf. Bei den ersten Artikeln in denen die Napoleonbob vorgestellt wurde ist vor allem die Optik aufgefallen, weshalb ich mich dann auch entschied das Ganze mal in der realen Welt zu begutachten. Die Napoleonbob ist, wie der Name schon verrät, ein Bobber in klassischer Optik. Am auffälligstens sind hier neben den typischen Bobberzutaten wie Ballonreifen und Einzelsitz insbesondere die Gabel. Leider sind das an der Gabel nur Verkleidungen, wie schön wäre es gewesen wenn das Ding aus einem Stück wäre! Aber gut, der Optik tut es im ersten Moment keinen Abbruch. Das ich mit dem Eindruck nicht alleine war zeigte das positive Feedback der anderen Interessenten am Stand. Die Bob war wohl das Bike um welches die meisten Interessenten mit leuchtenden Augen herumgeschlichen sind. Und wer könnte es Ihnen verdenken? Optisch macht die Napoleonbob schon ziemlich viel richtig. Die Proportionen stimmen, die Linie ist schön geraten und auch die Details wie die goldenen Applikationen an Motor, Gabel & Tank fehlen nicht. Die Felgen gibt es mittlerweile wohl auch in Gold. Technische DatenMarke: Benda Modell: Napoleonbob Modelljahr: 2025 Motor: V2 flüssiggekühlt Hubraum: 475 cm³ Leistung: 48 PS @ 9.000 u/min Drehmoment: 42 NM @ 7.200 u/min Gewicht: 215 kg (fahrfertig) Farbe: Schwarz/Gold Motor & Antrieb
Wie man an den Eckdaten schon erahnen kann, sind die Eckdaten des Motors alles andere als choppertypisch. Zwar hat die Bob einen V2 (im Gegensatz zur Konkurrenz die irgendeinen generischen R2 in den Rahmen hängt), aber mit 48 PS bei 9.000 u/min gewinnt man keine Durchzugswertung und den bärigen Charakter den viele V2-Fans so schätzen sucht man hier auch eher vergebens. Der Eindruck bestätigte sich dann auch beim fahren. Trotz des relativ niedrigen Gewichts müht sich der Motor der Bob etwas ab und so erzieht einen der Motor auch ein bisschen dazu es langsam angehen zu lassen. Der Motor ist genau das Richtige für Leute die an Leistung keinen sonderlich großen Anspruch haben, sondern lieber gemütlich über die Landstraße tuckern wollen, untermalt von einem kernigen Klang. Der bleibt nämlich während der ganzen Fahrt erhalten und dürfte damit besonders die Genießer ansprechern. Das Getriebe kriegt von mir leider keine 1 mit Sternchen. Zwar komme ich hier noch einigermaßen an alles ran, aber man hat den Eindruck das sich das Getriebe ab und an gegen den Gangwechsel sperrt. Da muss man ab und an schon ein paar Mal nachkicken damit der Gang wirklich reingeht, als ob man gegen eine unsichtbare Sperre antritt die dann irgendwann nachgibt. Das Phänomen ist mir auch unabhängig von Last oder Druck beim schalten aufgefallen. Da muss man noch einmal ran! Übertragen wird die Leistung über einen Riemen was der Wartungsfreundlichkeit zugute kommt weil das lästige Kette putzen und schmieren entfällt. Soweit die Meldungen aus der Abteilung Antrieb. ErgonomieDie Ergonomie ist typisch für diese Klasse. Man hockt in der tiefen Klappmesserhaltung auf dem Bike, womit jetzt schon klar sein sollte das Touren über mehrere Stunden gut in den Rücken gehen dürften. Dem Coolnessfaktor ist diese Haltung aber nur zuträglich. Man sitzt da mit ausgestreckten Armen und breitbeinig auf dem Hobel und pröttelt so durch die Landschaft. Genau das richtige für die angepeilte Klientel 😉 Anfängern dürfte die niedrige Sitzposition von 69cm sehr entgegenkommen. Da kommt man relativ einfach und gut mit beiden Füßen flach auf den Boden. Der Lenker der Bob ist relativ schmal was ich allerdings nicht als unangenehm empfand, so zieht es einem die Schultern nicht so weit auseinander. Die Lenkerendspiegel der Bob sehen zwar ganz cool aus, sind für meinen Geschmack aber ein bisschen zu tief angebracht. Da muss man schon gut justieren und vor allem sehr weit runter schauen um was zu sehen. Zum Glück kann man die Dinger einfach nach oben drehen, sollte die Nutzbarkeit deutlich verbessern auch wenn das Abzüge in der Optik B-Note gibt 😉 Da die Bob ein Einsitzer ist, gibt es hier auch nichts über potenziellen Soziuskomfort zu vermelden. Dadurch fällt allerdings ein handfester Nachteil des Konzepts umso schmerzlicher auf. Als Einsitzer hat die Bob ein sehr kurzes Heck und der Heckfender unterm Sitz ist mehr Alibi als echter Schmutzfänger. Da es bei meiner Probefahrt geregnet hat, habe ich das auch am eigenen Leib an meinen Klamotten sehen dürfen. Rücken, Hose, alles war nass und mit Sand und Schmutz bedeckt. Interessenten sollten die Bob also eher als Schönwetterfahrzeug sehen und nicht als Allrounder. HandlingDa es bei der Probefahrt gut feucht war, gab es da auch nichts großartig auszuprobieren. Auffällig ist das sich die Bob durch Ihr relativ geringes Gewicht ganz gut rangieren lässt. In vielen Tests wird die mangelnde Schräglagenfreiheit moniert, dies wollte ich aber bei den feuchten Straßen nicht ausprobieren. Wer es entspannt angehen lässt wird wohl auch nie in die Verlegenheit kommen. Das Handling ist trotz der üppigen Bereifung von 150/80/16 vorne und 180/65/16 hinten alles andere als schwerfällig. Das gibt der Bob eine gewisse Zugänglichkeit welche Anfängern wieder zu Gute kommt 🙂 Positiv überrascht hat mich die Bremse. Nicht das die jetzt brutal bissig greifen würde, aber das Griffgefühl ist für ein Motorrad dieser Kategorie und der Preisklasse schon ganz gut. Man hat ein strammes Gefühl im Griff was aber für meine Begriffe sehr gut zu dem Bike passt. Bremsbefehle werden direkt übertragen ohne bissig zu sein. Auch die hintere Bremse erfreut mit einem knackigen Druckgefühl und vermittelt einem den Eindruck das auch die hintere Bremse im Notfall ordentlich zupacken kann. Warum hat Harley das eigentlich bei der Heritage Classic nicht hinbekommen? Ausstattung
Apropos Tacho: Was fällt euch an dem Bild rechts auf wenn Ihr euch die technischen Daten in Erinnerung ruft? Richtig, der rote Bereich geht bei 8.000 u/min los obwohl der Motor seine Leistung erst bei 9.000 u/min abdrückt. Das dürfte unbedarfte Fahrer verschrecken und wirksam verhindern das man dem Motor seine 48 PS auch tatsächlich mal abringt. Am einfahren dürfte es eigentlich nicht liegen, da mein Testbike schon mehrere tausend km auf der Uhr hatte. FazitWie fällt mein Fazit zur Benda Napoleonbob aus? Nun, Optik und das grundsätzliche Fahrverhalten können durchaus punkten. Die Basics stimmen, da gibt es auch nix zu meckern. Die Bobberopptik hat Benda gut hinbekommen, es gibt genug kleine Details an denen das Auge wohlwollend hängen bleibt, das Fahrwerk macht seinen Job ordentlich und für die Kategorie funktioniert sogar die Bremse ordentlich. Die Bob fällt auf und ist ganz nett aufgemacht und dürfte alleine schon deshalb Ihre Käufer finden. Bei der Technik könnte es für meine Begriffe aber noch ein bisschen mehr sein. Bei der Probefahrt kam mir unweigerlich die Bonneville in den Sinn. Verpasst der Bob einen schönen großvolumigen Motor mit kräftigem Druck aus der Mitte, mit gut 80-90 PS, einem ordentlich zu schaltenden Getriebe und du hast einen richtig schönen Bobber der sich genauso schön fährt wie er aussieht. Mich verwundert es da auch nicht das Triumph auf Basis der Bonneville noch einen Bobber gezimmert hat, ein Motor mit DEM Charakter passt da wundervoll rein. Los Benda, wenn Ihr schon so freakige Motoren im kleinen Hubraumbereich bauen könnt, dann legt noch einmal ein paar Kohlen ins Feuer und hängt in den Rahmen einen schönen großen V2 mit dreistelligem Drehmoment und doppelter Leistung. So wie Sie jetzt dasteht, sehe ich die Konkurrenz am ehesten bei Bikes vom Schlage einer Rebel 500. Von den Abmessungen liegen beide erstaunlich nah beieinander. Lediglich in der Länge und beim Radstand übertrumpft die Bob die Rebel ein wenig aber da ist der Unterschied so gering das er zu vernachlässigen ist. Die Benda bietet optisch und technisch noch einen Ticken mehr als die Honda, was auch daran liegt das die Honda eben ein typisches Baukastenprodukt ist. Dafür ist die Honda auch ein paar Hunderter günstiger was das Ganze dann auch wieder relativiert. Wer mehr Optik und Sound will, wird wohl eher zur Benda greifen. Wer den günstigeren Einstieg sucht und bei neuen Marken noch vorsichtig ist, greift zur Rebel. |
Fri Aug 08 14:55:18 CEST 2025 |
Ascender
Wäre das etwas für dich, Tobi? 😀
https://www.youtube.com/watch?v=eCCehFe6PlY&t=31s
Fri Aug 08 15:58:45 CEST 2025 |
Dynamix
Und mein Prüfer kriegt einen Herzinfarkt wenn ich mit dem selbstgedengelten Art Deco Mobil bei Ihm aufschlage 😂
Deine Antwort auf "Ride Out: Benda Napoleonbob 500"