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Mon Apr 27 12:13:18 CEST 2009    |    taue2512    |    Kommentare (2)    |   Stichworte: Castelnau-de-Levis, Frankreich, Geocaching, Suizid

Seit 1235 steht er trotzig da, der gut 43m hohe Turm der ehemaligen Burg von Castelnau-de-Levis in der Naehe von Albi im Sueden Frankreichs. Die Burg drumherum ist mittlerweile fast vollstaendig durch verschiedene Kriege, Revolutionen und letztendlich durch Wind und Wetter dem Erdboden gleichgemacht und nur noch in versprengten Ruinen vorhanden. Tausende von Besuchern haben sich die nach deutschen Normen unzulaessigen und sehr unfalltraechtigen ausgelatschten Stufen bis ganz nach oben auf die Plattform hochgezwaengt. Die letzten Meter mangels Fenster in fast vollkommener Dunkelheit, alle sind bislang wieder heruntergekommen - alle jedenfalls auf die eine oder andere Weise.

 

Fuer immer zu?Fuer immer zu?

 

Wie bereits in meinem anderen Blogartikel berichtet, hatte ich vor ein paar Monaten einen Geocache in diesem Turm eingerichtet, der auch relativ gut besucht wurde. Viele Leute kennen diese historische Staette naemlich nicht, weil so gut wie kein Reisefuehrer auch nur ein Wort darueber verliert und die Aussicht ist an guten Tagen phaenomaenal. Diese Unbekanntheit fand ich schade.

 

Vergangenen Ostermontag jedenfalls ist auch ein 35-jaehriger - zum Glueck nicht um meinen Cache zu suchen - die steilen Stufen hinaufgestiefelt und hat es am Ende vorgezogen, doch lieber den direkten Luftweg nach unten zu nehmen. Ergebnis: Er war sofort tot. Nach nur 8 Tagen folgte ihm und den Zeitungsmeldungen ueber den ersten Suizid-Erfolg dann noch eine 55-jaehrige Frau, sie erlag wenig spaeter im Krankenhaus ihren schweren inneren Verletzungen. In beiden Faellen wurden Abschiedsbriefe gefunden und die Sache war entsprechend klar: Die beiden wollten es nicht anders.

 

Jetzt hat der Rat der Gemeinde allerdings beschlossen, der Angelegenheit im woertlichen Sinne einen Riegel vorzuschieben: Der Turm ist seit dem 24.4. mit einem Schloss gesichert.

 

"Wir wollen damit verhindern, das andere Lebensmuede von der Presse angezogen werden!", rechtfertigt sich der Buergermeister Robert Gauthier. Nun soll der Aufstieg nur noch unter Aufsicht in gefuehrten Gruppen an ein bis zwei Tagen im Jahr erlaubt sein. Lokale Heimatschuetzer und Historiker laufen nun sturm.

 

Eventuell - falls der Druck der Oeffentlichkeit zu gross wird - unterhaelt man sich mit der Denkmalschutzbehoerde (DRAC), wie man die Aussichtsplattform suizidsicher aber immer noch regelkonform gestalten koennte, aber die Gemeinde hat dafuer in den naechsten Jahren auf jeden Fall kein Geld. Und wenn erstmal die Tauben sich in dem Gemaeuer haeuslich eingerichtet haben, wird eine Reinigung sowie der Erhalt der Bausubstanz schwierig und verursacht zusaetzliche Kosten, argumentieren die Gegner. Die englische Besitzerfamilie des nun eingeschlossenen Travelbugs mit dem Namen "Penelope Pitstop and the Compact Pussycat" wird sich auch freuen.

 

Da steht ein solcher Turm seit ueber 800 Jahren offen in der Gegend rum. Laut Anwohnern haben sich dort schon seit menschengedenken bereits mehrfach Leute in den Freitod gestuerzt. Gut: In etwas mehr als einer Woche gleich zwei Personen ist sogar in unserer medienversauten Gesellschaft schon eine besondere Notiz wert und als "tragisch" zu bezeichnen, aber gleich so ueberreagieren? Ich meine das sich normalerweise Suizidler mit etwas mehr Arsch in der Hose andere Stellen oder Methoden fuer den eigenen Freitod suchen (sollten). Aber sperrt man deshalb gleich ganze Autobahnbruecken? Verbietet man den Verkauf von Benzin? Werden Rasierklingen oder Abschleppseile ab sofort nur noch unter dem Ladentisch verkauft? Nein! Oder wie weit soll das noch gehen? Findet Ihr die Reaktion der Gemeinde in diesem Fall okay?


Mon Apr 27 12:53:56 CEST 2009    |    Rostlöser135347

Absolut nicht ok, aber für ein paar Monate sollte er echt geschlossen bleiben. Leider ziehen immer wieder abartige Medienereignisse noch abartigere Nachahmer mit sich. Man sieht das ja an diesen Amokläufen, da scheinen sich immer alle Deppen gleichzeitig angesprochen zu fühlen und es möglichst ähnlich nachzumachen. Warum ein Mensch, der sich töten will, jetzt unbedingt von einem Turm springen muss, von dem sich erst vor ein paar Tagen jemand gestürzt hat, begreife ich auch nicht. Die schlimmsten Suizidler sind aber die, die gerne mal in den Gegenverkehr fahren. Was müsste man alles verbieten um soetwas zu verhindern. Man sollte nicht die Lebenden mit verboten strafen.

Thu May 23 23:03:49 CEST 2013    |    taue2512

Um die komplette Schönheit dieser Location einzufangen habe ich ein kleines Video mit meiner Drohne gedreht...

 

http://www.youtube.com/watch?v=UHCxAA7jKcU

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