Ich kaufe mir einen Käfermotor (aus gegebenen Anlass)

VW Käfer

Ich bin ziemlich schmerzfrei, wenn es darum geht, die Hose runterzulassen, wenn man etwas nicht weiß oder sich nicht auskennt. Keiner muss ja alles wissen. Davon habe ich hier schon sehr oft eine Kostprobe gegeben. Aber meine neue Idee ist selbst für mich so seltsam, dass ich echt um Eure Reaktion bange. Ich mache es kurz und schmerzlos: ich würde mir gerne einen alten Käfermotor kaufen mit dem Zweck, ihn zu zerlegen und dabei lernen, wie alles aufgebaut ist, wie was womit zusammenhängt, wie dies und jenes funktioniert. Ich habe zwar alle diese bekannten Bücher (Korp, Etzold, Muir), aber wenn ich da lese, stelle ich immer wieder fest, dass ich mir nicht alles wirklich vollständig vorstellen und erklären kann. Es liegt zum Teil einfach daran, dass ich nie so einen Motor von innen gesehen habe, oder gar teilzerlegt habe. Zum großen Teil aber natürlich auch daran, dass mir das Basiswissen fehlt. Im Grunde genommen kann ich Sachen abstrakt erfassen und lernen, aber das konzentriert sich seit Jahrzehnten eher auf Programmiersprachen und die Softwareentwicklung. Aus allen diesen Gründen kam mir die Idee, einen Motor zu kaufen und selber mal die Hand anlegen. Das kann nur zu Hause im Keller gehen. In der Garage gibt es keinen Platz dafür, außerdem kein Strom, kein Wasser. Nun, die Zeiten, in denen man einen Käfermotor für eine Kiste Bier tauschen konnte, sind leider vorbei. Aber ich habe mit etwas Verwunderung festgestellt, dass es dennoch ziemlich billige Motoren noch gibt. Die sind natürlich sehr ungepflegt, nicht lauffähig und bestimmte Teile fehlen, aber für meinen Zweck könnte das funktionieren. Hier ein paar spontane Kandidaten:

https://www.ebay-kleinanzeigen.de/.../1480518664-223-4680

https://www.ebay-kleinanzeigen.de/.../1489523074-223-4608

https://www.ebay.de/.../133493277683?...

https://www.ebay-kleinanzeigen.de/.../1485947582-223-1933

Was meint Ihr ganz ehrlich zu dieser Idee? Schwachsinn hoch 3? Oder doch etwas was mich nach Vorne bringt? Und falls einer auf die Idee kommen sollte - nein, den Motor aus meinem Käfer werde ich nicht über Winter ausbauen und sezieren. Danach wird er ziemlich sicher nicht laufen. Und diesen Plastikbausatz, den es jetzt zum kaufen gibt (Modell in 1:3 oder 1:4, Spielzeug) interessiert mich auch nicht. Die Frage ist ernst gemeint.

164 Antworten

Also nicht, dass ich jetzt den Anwalt von Vari zum Besten abgebe, aber ich persönlich habe es weder als dämlich, noch arrogant empfunden. Es ist leider so, und das sehe ich auch an meinem Beispiel, dass die Laien eine recht starke Neigung zum Übertrieben oder zu falschen Entscheidungen haben. Das ist eben DER Grund warum ich hier so viele dumme Fragen stelle. Jemand mit Erfahrung kann mich nämlich vor überfüssigen und/oder sinnlosen Ausgaben schützen. Da spielt mein Ego keine Rolle.
Und das wichtigste: der Umkehrschluss greift meiner Meinung nicht - nicht jeder, der so einen 50€-Ständer kauft, ist auch ein Laie. 🙂

Dem pflichte ich voll und ganz zu!

Und (Vari) sorry, sollte nicht despektierlich sein. Deine Kompetenz in Sachen Käferchen zweifelt hier wohl niemand an. Trotzdem war der Kommentar halt nicht so wirklich zielgerichtet - und (als "Nicht-Profi" und mal alle Jahre nen Motor zerlegen) nehm ich auch mal was günstiges was halt 20% Aufwand und 80% Ergebnis erzeugt.
Wenn ich mal in Rente bin und Zeit hab und richtig viel an Motoren schraube dann kaufe oder baue ich mir halt was richtiges....

Ich kann den Kommentaren von HD_Jürgen und Vari-Mann nur beipflichten. Für mich bekommt deren Meinung nicht zuletzt durch ihre langjährige Erfahrung zusätzliches Gewicht.

Eine Motorreparatur ist auch mit sehr einfachen Mitteln gut möglich. Für Die meines überhitzten Motors war ich von einem guten Freund auf einen Tag Hebebühne eingeladen worden, was die einfachen Mittel in diesem Punkt etwas relativiert.

Weder der Kolben, dem man seinen einwandfreien Zustand hier nicht ansieht, noch der Zylinder waren beschädigt. Das lässt sich nur mit ordentlichen Messgeräten, Innenfeinzeiger und Mikrometerschrauben im gegenständlichen Fall überprüfen, für die man kaum zu viel Geld auslegen kann.

Die Stahlschiene (Bild 2), wird nicht mittig sondern sagittal mit zwei Kupplungsschrauben befestigt und dient beispielsweise als Widerlager beim Anziehen der zentralen Schwungradschraube, denn ohne diese sind die vorgeschriebenen 350 Nm kaum erreichbar. Zahllose ausgeschlagene Bolzen zeugen von Patzern bei diesem Vorgang.

Mit Europalette und Kanthölzern bist Du jedenfalls für das Zerlegen des Motors bereits gut aufgestellt. Nachdem alles fertig ist, räumst Du sie wieder weg, oder verheizt sie im Ofen.

Liebe Grüße aus dem fernen Wien

Inschinehr

1. Zylinder überhitzt
Luxus und Komfort- die Unterlagsmatte

Tja nun.
Sicherlich läuft ein Käfermotor auch, wenn er auf dem Boden zerlegt und wieder zusammengebaut wurde. Je nachdem, wieviel Dreck/ Staub etc. dann in den Lagern gelandet ist, kann man dann hochrechnen, wann die nächste Zerlegung fällig ist. Mag gut gehen, oder eben nicht.
Sicher ist vieles einfach, oder sieht zumindest danach aus. Allerdings möchte ich dem aufkommenden Volksglauben widersprechen, daß dreijährige Lehrberufe durch 15 minütige Youtube Videos kompensiert werden können.

Zum vom TE angedachtes Vorhaben, einen Motor zum Anschauen/ Lernen/ Verstehen zu zerlegen, mag das alles in Ordnung sein. Wenn dann mal eine Schraube der Verblechung nicht aufgeht, und der mobile Ständer rollt weg, werden die Grenzen sichtbar.
Wenn es danach doch wieder zum Zusammenbau kommt, und die Maschine soll lange funktionieren, braucht es eben das passende Werkzeug.

Viel Erfolg.

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Zitat:

@Inschinehr schrieb am 30. Juni 2021 um 16:52:24 Uhr:


Liebe Grüße aus dem fernen Wien

Inschinehr

Wer hat auch im ersten Bild gedacht die rote Dichtung sei ein eingemalter Kringel und versucht etwas darin zu "finden"? 😁

Ich :-)

Ansonsten verstehe ich die Diskussion nicht. Ist doch nett so ein Motorständer. Leider gibt es nur billig und absurd teuer. Nix dazwischen.

Billig ist gut wenn man ihn bearbeitet. Habe schon 6 Motoren an einem 35€ Ständer gebaut.

Das habe ich schon öfters gelesen - was muss man daran bearbeiten?

Ich habe die abstandshalter gekürzt und eine Blech montiert was genau zur Schwungrad Seite passt. Damit man diese wackligen Halter nicht mehr zum Motor befestigen benutzen muss.

Zitat:

@Marc_Voss schrieb am 30. Juni 2021 um 19:42:35 Uhr:


Tja nun.
Sicherlich läuft ein Käfermotor auch, wenn er auf dem Boden zerlegt und wieder zusammengebaut wurde. Je nachdem, wieviel Dreck/ Staub etc. dann in den Lagern gelandet ist, kann man dann hochrechnen, wann die nächste Zerlegung fällig ist. Mag gut gehen, oder eben nicht.
Sicher ist vieles einfach, oder sieht zumindest danach aus. Allerdings möchte ich dem aufkommenden Volksglauben widersprechen, daß dreijährige Lehrberufe durch 15 minütige Youtube Videos kompensiert werden können.

Zum vom TE angedachtes Vorhaben, einen Motor zum Anschauen/ Lernen/ Verstehen zu zerlegen, mag das alles in Ordnung sein. Wenn dann mal eine Schraube der Verblechung nicht aufgeht, und der mobile Ständer rollt weg, werden die Grenzen sichtbar.
Wenn es danach doch wieder zum Zusammenbau kommt, und die Maschine soll lange funktionieren, braucht es eben das passende Werkzeug.

Viel Erfolg.

Da geht mir jetzt der logische Zusammenhang von sauberer, bzw. unsauberer Arbeit mit der Arbeitshöhe ab.

Vielleicht hätte ich dazusagen können, dass das eine Bild, das mit dem "Kringel", beim Zerlegen aufgenommen wurde.

Es gehört zur Lehre von den Selbstverständlichkeiten, dass man beim Zusammenbau frei von Stäuben und Spänen arbeiten muss, unter welchen Bedingungnen auch immer- man liest das ja überall.

Dazwischen sieht es oft anders aus (siehe Bilder im Anhang).
Beim Hartdrehen (Bild 1) ist allerdings ein Dämpfer erforderlich, der hier schon mit dem Reitstock zurückgefahren wurde.

Dass es viele geben wird, die keine abgeschlossene Mechanikerlehre vorweisen können, bzw. jemanden mit so einer Ausbildung zur Hand haben, wird wohl einen der existentiellen Eckpfeilder dieses Forums bilden.

So bin auch ich Einer, der hauptsächlich mit theoretischen Informationen aus allem eine Wissenschaft macht, aber immerhin schon Bücher, wie den Dubbel von 1974 in zwei Bänden gelesen hat, ebenso weiterführende Literatur wie "Don Camillo und Peppone", "Hadschi Pratschis Luftballon" sowie"Max und Moritz" zusätzlich.

Wenn ich wieder etwas Zeit habe, werde ich das werte Auditorium abermals mit meinen Pfadfindermethoden erschrecken- dann jedoch ausgeführt auf Grasland.

Liebe Grüße aus dem fernen Wien

Inschinehr

Hartdrehen der Ventile
Ventilführungen ausbohren

Zitat:

@Beetle1960 schrieb am 30. Juni 2021 um 22:20:03 Uhr:



Zitat:

@Inschinehr schrieb am 30. Juni 2021 um 16:52:24 Uhr:


Liebe Grüße aus dem fernen Wien

Inschinehr

Wer hat auch im ersten Bild gedacht die rote Dichtung sei ein eingemalter Kringel und versucht etwas darin zu "finden"? 😁

Na ich nicht, ich habe sofort gesehen dass hier nur eine alte Zylinderfußdichtung liegt.

Liebe Grüße

Inschinehr

Naja es ist ja auch dein Bild. Und es ist sicher nicht unüblich, dass man einen Kreis malt wo man etwas zeigen möchte.
Ich war einfach für ein paar Sekunden irritiert und fand es dann lustig, wie leicht man getäuscht werden kann.

Sieht ja wirklich nach einem Kringel aus...

LG

Inschinehr

Update!

Was lange währt… Heute habe ich es endlich geschafft, den Motor bei @GLI abzuholen und den ersten Menschen hinter dem Forum-Nick persönlich kennenzulernen und auch seinen wunderschönen Typ 3 zu sehen. Das war echt ein schöner Tag und GLI ist ein super netter und hilfsbereiter Typ! Als ich über neuerliche Probleme meines Skoda geklagt habe, hat er gleich das Zauberding zum Fehlerauslesen geholt und dann in den Motorraum geschaut und siehe da… gleich zwei sehr verdächtige Stellen gefunden (obwohl keine Einträge im Fehlerspeicher), die die Problematik sehr gut erklären - ich gehe hier absichtlich nicht auf die Details ein, weil es hier nicht zum Thema passt. Natürlich habe ich vorher selber in den Motor geschaut, sogar zwei Mal, aber natürlich nichts gesehen.

Danke GLI noch einmal! Jetzt geht es an den Motor. Im Moment muss er noch im Kofferraum übernachten - es war zu spät (und zu dunkel) heute. Aber in einem Punkt wurde ich neu justiert - so ein Motor ist schweineschwer! Die Idee, dass ich das zu zweit an den Wendeltreppe runtertrage, ist vom Tisch. Der unten laufende Mann trägt mehr als die Hälfte des Gewichtes. Wenn da was wackelt, dann gibt es Schwerverletzte.

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Etwas über 100 kg- toller Motor- damit deutlich schwerer, als die Karosserie; sehr nett von @GLI, noch dazu, wo einige Wertsachen an Aggregaten zusätzlich dabei sind.

Dafür aber, kein Wort über seine Zaubereien bei der heiligen Inquisition...

Liebe Grüße aus dem fernen Wien und viel Freude mit den neuen Spielsachen

Inschinehr

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