Fri Nov 07 20:00:04 CET 2014
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MrMinuteMan
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Kommentare (289406)
Der Anfang eines Autolebens ist groß, bunt und knallig. Werbeanzeigen, schöne Frauen mit wenig Stoff oder einfach die klassische Familie mit Mutter, Vater, Kind, die ihr neues Auto in Empfang nehmen. Das sowohl die Familie als auch der familiäre Autokauf immer seltener werden. Okay, ein anderes Thema für einen anderen Tag. Dort wo man einen 45PS Corsa B mit abgeplatztem Lack und verblichenem Verkaufsschild findet. Eingequetscht zwischen ein paar Abfalltonnen und leeren Ölfässern, als wäre er nie ein Neuwagen gewesen auf den sich jemand freute. Dort wo die Sprinter mit den weggefressenen Radläufen hausen. Da wo Papas gewienerter Stolz landet, sobald er die 150 oder 200.000 KM gefressen hat. Und natürlich zum Ende aller Dinge. Dem Schrottplatz. Ob groß oder klein, wie der Mensch auf dem Friedhof, so landet auch dort irgendwann ein mal jedes Auto. Diese Plätze gilt es zu erkunden und ausdrücklich sind dabei Fahrzeuge von besonderem Interesse, die man sonst nie anschaut und bedenkt. Mazda 626, Opel Tigra, Ford Sierra und Focus mit ausgeblichenem Scheinwerfer. Toyota Tercel so man ihn den noch findet und Toyota Corolla. Alte Helden aus längst vergangenen Zeiten. Mercedes, BMW, wenn es unbedingt muss, aber die findet ihr auch wo anders. Seit ihr auf der Suche nach solchen Autos, nach schönem Blech und Neuwagenzustand. Bitte zieht weiter, für euch gibt es hier nichts zu sehen. Wer sich aber traut in die hintersten Ecken der zugewuchertsten Gebrauchtwagenhöfe zu steigen, nur um einen der letzten Kadett E Caravan zu finden. Wer einem KA Lufthansa-Edition beherzt in den Schweller greift um den Rost zu spüren, wer einem ölsiffenden R19 die letzte Ölung gibt oder wer den Unterschied zwischen einem 92er und einem 95er Fiesta kennt. Der ist hier richtig. Also. Wer bereit ist in die Welt der automobilen Schatten zu erkunden. Wer auf Autofriedhöfen bis ins letzte Schlachtobjekt kriecht, wer keine Scheu vor Ölschlamm, brackigem Kühlwasser, hängendem Himmel und blinden Scheinwerfern hat. Der soll hier ein Forum und Gleichgesinnte finden. ![]() |
Fri Nov 02 21:31:27 CET 2018 |
bronx.1965
Siehste, und genau das habe ich ganz anders erlebt. Lax, hat keine Sau interessiert. Ich habe fast nie ein FDJ-Hemd anziehen müssen. Hätte bei uns auch keiner gemacht. 😛
Dieser ganze ideologische Mumpitz wurde während meiner Schulzeit eher schwächer als stärker. Aber so ist eben das eigene Erleben. Mal so, mal so. . .
Fri Nov 02 21:32:43 CET 2018 |
MrMinuteMan
Und deine Mutter wohnt auch immer noch im selben Haus im selben Viertel? Anders konnte man wohl das massive Wohnungproblem nach dem Krieg auch nicht lösen. Das musste wirklich mal alles aufschreiben und geordnet anlegen bis runter zu den kleinsten Details.
@ Bronx: Das ist dann der nächste Punkt, die Lage wo man saß und wie es dann so war dort. Direkt in einer VEB-Siedlung wie bei PIPD wurde da natürlich schärfer drauf geschaut, als weit draußen auf dem Land auf Usedom. Und Großstädte waren da sicher eh noch strenger, besonders Berlin.
Fri Nov 02 21:35:30 CET 2018 |
bronx.1965
Das lief, nachdem wir nach B gezogen waren, genau so ab. 😁 Daran kann ich mich noch erinnern. Ich war 8 Jahre, als meine Eltern die Bude bezogen und der Alte machte recht bald auf diese Art Licht im Keller.
Fri Nov 02 21:35:57 CET 2018 |
VolkerIZ
Genau da, wo sie mit 14 Jahren eingezogen ist. Nach dem Tod ihres Vaters hat sie dann das Haus übernommen mit der Auflage, sich um Oma zu kümmern. Hat auch gut geklappt. Aber auch nur, weil mein Vater dann ein paar Jahre später aufgetaucht ist, alles reparieren konnte und kreditwürdig war. Geld hatte er auch nicht. Kurz nach meiner Entstehung haben meine Eltern dann noch mal ein großes Stück angebaut und das Grundstück gekauft (vorher Erbpacht) und das war auch die letzte ganz große Veränderung.
Fri Nov 02 21:36:25 CET 2018 |
PIPD black
Uiuiuiui bronx......wer den Veranstaltungen fernblieb oder die Bluse/Halstuch nicht trug, hatte dann direkt den Gang zur Pionierleiterin oder FDJ-Vorsitzenden anzutreten. Bei den Pionieren erledigte das meistens die Klassenlehrerin, aber unentschuldigtes Fehlen oder auch absichtliches Fernbleiben der Veranstaltung, wurden geahndet.
In meiner Klasse gab es einen, da haben sich die Eltern geweigert, dass er Jungpionier wurde. Die hatten es später in der Schule und weiteren Werdegang nicht leicht.
Fri Nov 02 21:37:15 CET 2018 |
bronx.1965
Nee Du, das war schon in B. Ich kam ja als Kind dorthin. Die Grundschule in Ü gabs nur kurz, dann ging es in B zur Schule. 😉
@Matze: was du "oben" schriebst, kenne ich so von meinen Freunden aus U. 😉
In B war es wie gesagt recht lax!
Fri Nov 02 21:40:53 CET 2018 |
MrMinuteMan
Muss ich glatt mal Vaddern fragen wies bei ihm war. Der ist ja auch "Berliner" und ob die es auch so locker hatten. Er hat auf jeden Fall neulich mal erzählt, wie man noch in den 60ern Kriegstrümmer in B geräumt hat. Heute undenkbar 😁 Wart ihr mehr am Stadtrand oder mehr richtung Mitte verortet?
@ PIPD: Gerade du und dein Charakter haben in so eine uniforme Truppe sicher super reingepasst 😁
@ Volker: Was machst du dann eigentlich mit dem Haus, wenn Mutti mal nicht mehr ist? Behalten, verkaufen?
Fri Nov 02 21:44:14 CET 2018 |
VolkerIZ
Ätt MMM: Ich bin derjenige von uns, der am meisten an dem Haus hängt eben wegen der Geschichte und weil da so viel Arbeit von so vielen Leuten aus unserer Familie drin steckt. Mutti könnte sich eher davon trennen. Aber zum Glück muss sie das nicht. Onkel Alfred hat dafür gesorgt, dass sie sich von vorne und hinten bedienen lassen kann, wenn sie selber nicht mehr viel machen kann. Das größere Problem ist, eine anständige Putzfrau zu finden. Beim Gärtner hat sie jetzt wohl im 6. Versuch Glück gehabt. Teuer, aber gut. Wirklich gut. Ich habe ja auch nicht die Zeit, um alles zu machen.
Fri Nov 02 21:45:13 CET 2018 |
bronx.1965
Die 60er waren eher noch mehr geprägt und strenger Ideologisiert. Frag ihn mal.
Wir wohnten in einer verschlafenen Ecke am Stadtrand in unmittelbarer Nähe zur Mauer. Dort bekamen meine Eltern erstaunlicherweise eine Whg, obwohl sie nicht mal in der Partei waren. Untypisch für "fast Grenzgebiet".
Es ging örtlich recht beschaulich zu. . .
Fri Nov 02 21:45:48 CET 2018 |
PIPD black
Die VEB-Siedlung hatte aber etwas gutes: es war eine Gemeinschaft. Zum einen durch die Arbeit und damit die gleichen Erfahrungen und „Feindbilder“, zum anderen durch die Kinder (gleiche Schulen, gleiche Klassen). Man traf sich so auf Klassenfahrten und Elternabenden. Dazu gab es hinterm Haus auch noch nen Garagenkomplex und somit auch dort eine eingeschworene Gemeinde und damit auch die Schattenwirtschaft. Da rollte schonmal die Pappe oder Warze des Buchhalters rüber zum Schlosser oder Lackierer.😉
Oder es wurde einfach nur gebechert.
Und es wohnten dort alle: der Arbeiter, der Meister und evtl. auch noch der Betriebsleiter. Wobei letztere meistens schon irgendwo ihr Häuschen im Grünen hatten. Von meinem damals besten Kumpel hatte der Großvater in GÜ einen Spirituosenhandel. Da gab es dann auch ein nettes Häuschen am See.
Mal so als Hausnummer: Nettolohn meines Vaters um die 650/700 Mark. Meine Mutter hatte Teilzeit gearbeitet. Keine Ahnung was die bekam. Die Miete für 2,5 Zimmer kostete 50 Mark. Telefon gabs nicht......jedenfalls nicht einfach so. Aber im Haus gab es meistens immer einen, der Telefon hatte. Entweder auf Grund seines Berufes oder anderen regimefreundlichen Gründen.
Fri Nov 02 21:46:25 CET 2018 |
bronx.1965
@Volker: ich finde eure Geschichte echt interessant! 😉
Fri Nov 02 21:47:56 CET 2018 |
VolkerIZ
Meine Eltern hatten Anfang der 70er einen gemeinsamen Anschluss mit den Nachbarn. War billiger. 2 Nummern, aber nur eine Leitung. Wenn einer telefonierte, war beim anderen besetzt. 1975 hat dann die Tochter vom Nachbarn geheiratet, dann hingen 3 Haushalte dran. Irgendwann hatte mein Vater die Hasskappe auf und hat seinen eigenen Anschluss beantragt. Wie so oft, hat die Nachbarin (herzensguter Mensch, aber auch empfindlich) das persönlich genommen, jedenfalls die ersten Wochen.
Fri Nov 02 21:48:35 CET 2018 |
MrMinuteMan
@ Bronx: Weichte dann die ganze Ideologiepappe mit den Jahren immer mehr auf bis zum Ladenschluss? Also als die Funktionäre noch einigermaßen Fit waren wurde das durchgesetzt und als die alten Männer dann froh waren, wenigstens noch den Plenarsaal zu finden, ist man links und rechts an denen vorbeigeschwirrt?
Und vielleicht haben se das Häuschen so nah an der Grenze bekommen, weil die Buchführung nur gutes zu berichten wusste. Kann ja alles sein.
@ PIPD: Also quasi eine kleine Welt für sich mit viel Schattenwirtschaft und einem recht sorglosen Leben kann man sagen oder?
@ Volker: Aber gerade das mit dem Telefon ist halt interessant. Das es da auch in der BRD nicht sofort für jeden einen Anschluss gab und das noch über die 50er hinaus. An anderen Stellen ließt sich das schon etwas anders. Da brach spätestens ab 55 der große Wohlstand aus. Die Elektrifizierung der Eifel ist da zum Beispiel auch ein spannender Punkt.
Fri Nov 02 21:50:23 CET 2018 |
bronx.1965
Jo, so ging das i. d. R. zu.
Fri Nov 02 21:50:36 CET 2018 |
PIPD black
Mein inzwischen oftmals unangepaßter Charakter hat sich erst später entwickelt. Damals lief man mit und ohne es zu wissen, funktionierte man. Zu Beginn meiner Schulzeit gab es noch Schulnoten für Benehmen, Mitarbeit, Ordnung, Fleiß......Benehmen stand da schonmal ne 3 oder 4. in den ersten 3 Jahren hab ich mich auf dem Schulhof oft mit den Idoten aus der Parallelklasse („Feindbilder“) gekloppt, naja eher gerangelt. Man kam ich nach Hause, sah aus wie ein Schwein.
Fri Nov 02 21:52:14 CET 2018 |
MrMinuteMan
"Was hast du über den RÄNGER gesagt?" Ach ne warte, den gabs da noch nicht 😁
Und gabs dann Ärger von Zuhause oder blieb das bei den Noten?
Fri Nov 02 21:52:19 CET 2018 |
VolkerIZ
Technisch möglich ist eine Sache, aber ein paar DM sparen die andere. Meine Eltern hatten am Anfang einen Haufen Schulden für den Anbau, mein Vater musste noch Unterhalt an seine Ex und 2 seiner Kinder zahlen, meine Mutter konnte wegen mir nur noch 2 Tage die Woche arbeiten und da zählte eben jeder Pfennig. Wenn sie nicht 2 kleine Lottogewinne gehabt hätten, dann wäre wohl sehr lange auch im Bad nur eine Wand gefliest gewesen und spätestens als sich dann 1973 Papas Ford zerlegt hat, hätten sie ein ernsthaftes Problem gehabt.
Der "große Wohlstand" war relativ. Einerseits schon. Mitte der 50er ging es den meisten Leuten besser als vor dem Krieg bei Adolf und da ging es den meisten im Vergleich zu noch früheren Zeiten schon nicht schlecht. Aber danach ging es bis in die 80er immer noch gewaltig bergauf, auch wenn die Wirtschaftszahlen das so nicht wiedergeben.
Fri Nov 02 21:55:17 CET 2018 |
bronx.1965
Nö, aber es war eben nie so präsent wie ich es von anderen kenne. Wir quatschten z.B. in der Schule recht offen über das "West"-Fernsehen. Sah ja eh jeder. AFN Berlin hörte man und bei uns in der Montagehalle (bei der IFA dann) lief im Radio der RIAS. Ab und an kam da höchstens mal ein "Pappkamerad" und meinte "macht mal den Feindsender leiser". So ein Kampfguppenheini, sowas gabs ja auch. Aber den haben sie irgendwann mal verkloppt und dann war Ruhe.
Keine Ahnung. Haus kam später. Am Anfang war Wohnung. Typische 60er Jahre Ostbude, namens Q 3 A. 😁
Fri Nov 02 21:57:33 CET 2018 |
VolkerIZ
Unsere Verwandten im Osten wußten besser als wir, was es im Westen gibt, wenn ich so an die Einkaufslisten denke, die mein Onkel immer mitgebracht hat. 😁
Fri Nov 02 21:58:22 CET 2018 |
MrMinuteMan
"Aber den haben sie irgendwann mal verkloppt und dann war Ruhe." Quadratisch, praktisch, ostdeutsch. Und Q3A fällt wohl unter das gleiche Schema 😁
Gerade aber so was wie mit den "Feindsendern" sind so die würzigen Details. In den Dokus ist jeder der Westfernsehen geguckt hat fast schon zum unbeugsamen Rebellen erhoben worden und dabei war das ganz normal wie ich jetzt lese. Das sind eben so die Details, die wichtig sind 🙂
@ Volker: Nur eine Wand gefliest? Und war das auch bei anderen so oder gab es da ein "Stadt-Land" Gefälle?
Fri Nov 02 21:59:09 CET 2018 |
VolkerIZ
Es soll im Osten überhaupt recht wenig Gegenden gegeben haben, wo man kein West-Fernsehen empfangen konnte.
Ätt Wand: Immerhin haben meine Eltern schon 1971 Wände gefliest, wenn auch am Anfang nur direkt im Feuchtbereich überm Waschbecken, aber wie gesagt, kurz danach war Geld da und dann kamen noch ein paar qm dazu. Es gab auch Leute, da sah das anders aus. Neubauten aus den frühen 70ern hatten schon einen anderen Standard als unser Haus nebst Anbau. Aber z.B. die Mietwohnungen, von denen nur wenige Jahre vorher (Mitte der 60er) in IZ ganze Stadtteile hochgezogen wurden, da waren die Wände in Küche und Bad nur mit Lackfarbe gestrichen. Wo noch die ersten Mieter drin sind, ist das z.T. heute noch so.
Fri Nov 02 21:59:39 CET 2018 |
PIPD black
Kann man so sagen......jedenfalls aus meiner Sicht. Man muss ja auch dazu sagen, dass ich zum Wendezeitpunkt 11 Jahre alt war. Dass ich dabei nicht die ganze Wahrheit gesehen oder erlebt habe, sollte klar sein. Meine Eltern haben uns auch nie daran teilhaben lassen, wenn sie mit Freunden zusammen saßen, gefeiert haben und über die Politik oder Vorgesetzte hergezogen haben. Das fand nur im kleinen Kreis statt. Mein Vater ist ja früh verstorben. Er hatte zwar den Antrag auf Stasi-Akteneinsicht gestellt, aber soweit war man da noch nicht. Als es soweit war, gabs ihn nicht mehr und meine Mutter wollte sich das nicht antun. Es muss ja was gegen ihn gegeben haben, denn seine Ausreiseanträge wurden immer abgelehnt. Erst zum 40. Geburtstag seines Halbbruders dürfte er fahren, nachdem ein Kripo-Beamter für ihn ein gutes Wort einlegte. Meine Mutter erzählte später mal, dass mein Vater wohl tatsächlich drüben bleiben wollte. Aber aus Angst vor Repressalien gegen uns und auch wegen der Unwissenheit ob und wann wir nachkommen könnten, hat er es nicht getan. Die Rückreise war für ihn echt schwer.
Fri Nov 02 22:00:58 CET 2018 |
PIPD black
Ich übrigens auch.😉 Auch wenn ich hier den 2. Faden nebenher füttere.😛
Na klar gabs Ärger. Aber da die restlichen Noten paßten, war es zu verschmerzen. Ich bekam ja die ersten Jahre sogar noch die Auszeichnung für „gutes Lernen in der sozialistischen Schule“. Sprich die Hälfte der Noten war eine 1.
Fürchterlichen Ärger bekam ich aber mal, als sich meine Mutter erneut über die 3. dreckige Hose am 2. Tag der Woche aufregte und ich wiedermal entgegnete, dass ich sie so aus dem Schrank genommen hätte....da platzte meinem Vater der Kragen.....obwohl ne 3 in Benehmen für nen Jungen OK wäre.
Fri Nov 02 22:02:17 CET 2018 |
bronx.1965
Das ist Quatsch! Wer es empfangen konnte, der sah es auch. Typen wie der "Pappkamerad" wurden spätestens Mitte der 80er einfach nicht mehr ernstgenommen. Ideologisch verharrten die in der Stalin-Zeit. Die miese Wirtschaftslage merkte man doch spätestens zu dieser Zeit deutlich. Ab da hatte sich jede Debatte mit solchen Vögeln erledigt, da ihnen, außer Ideologie, keine andere Argumentation gelang. Gelingen konnte, Punkt!
Fri Nov 02 22:03:46 CET 2018 |
bronx.1965
Das machen wir doch beide. 😉
Fri Nov 02 22:05:06 CET 2018 |
VolkerIZ
Mein Onkel aus dem Osten hatte auch überlegt, einfach hier zu bleiben, mit der ganzen Familie. Lange Zeit konnte man da im Harz noch einfach unterm Zaun durch. Er hat das dann nicht gemacht, weil seine Schwiegermutter nicht weg wollte, die Familie lebte da seit Generationen, heute noch. Wenn er geahnt hätte, dass die Schwiegermutter nicht sehr alt wird, wäre das vielleicht anders gelaufen.
Fri Nov 02 22:06:10 CET 2018 |
bronx.1965
Also in DD saß man in der Sch*****. 🙄 Tal der Ahnungslosen hieß das damals. . .
Fri Nov 02 22:07:11 CET 2018 |
MrMinuteMan
@ Bronx: Deswegen saug ich das aber so auf was ich aus euch dreien gerade raus bekomme. In 40 Jahren wenn ich alt wie die Braunkohle bin und ihr gerade zu selbiger werdet, will mir sonst der vorhin angesprochenen Hippster offiziell erzählen, wie damals seine Großeltern heldenhaft in Berlin ausgeharrt haben. Und heimlich Feindsender lauschend darauf gewartet haben, dass endlich die US-Armee auf CocaCola-Godzillas ein geritten kam um den russischen Bären zu vertreiben 😉
@ PIPD: Vielleicht hatte er schon mal versucht abzuhauen oder irgendwer hatte mal irgendwelche angeblichen Pläne gehört und das wurde dann weitergereicht. Deine Mutter hat da eventuell auch einen Verdacht, weswegen sie das alles nicht lesen will. Aber wie du sagst, du warst 11 und was will man da alles mitbekommen?
@ DD: Genau, Tal der Ahnungslosen 😛 Der Talkessel hat alles abgeschirmt und der Fernsehturm nur Ostfernsehen eingespielt. Zumal DD damals kaum über den "Hügelrand" gekrochen kam wie heute. Spielte sich alles unten im Kessel ab, hinter Gorbitz war die Welt zu Ende und Gompitz noch drei Hütten irgendwo oben. Die Neckereien "Hauptstadt vs. Tal der Ahnungslosen/Provinz" gibts bis heute in einer bestimmten Familie 😁 😁 😁
Mein Vater erzählt bis heute von einer Landkarte aus Ostzeiten, auf der in Berlin ein Bär saß und Bananen futterte, während die anderen Städte in der DDR durch leere Bananenschalen markiert wurden 😁 😁 😁
Fri Nov 02 22:10:19 CET 2018 |
bronx.1965
In 40 Jahren gibts keine Hipster mehr. Der Homo-Nutzlosicus stirbt aus. Jüngsten Prognosen zufolge ist er in dem rauhen Gesellschaftsklima der Zukunft nicht überlebensfähig. Zuerst sterben die Wirbellosen. . .😮
Was kein Verlust bedeutet. . .
Fri Nov 02 22:11:07 CET 2018 |
bronx.1965
Die würde ich gerne mal sehen. . . 😛
Fri Nov 02 22:12:09 CET 2018 |
VolkerIZ
Also ich habe mit 11 schon einiges mitbekommen, z.B. dass mein Vater es überhaupt nicht mochte, dass meine Mutter unsere Verwandten im Osten regelmäßig mit Paketen gesponsort hat. Kurz vor meinem 13. Geburtstag ist mein Vater dann in Rente gegangen, dann wurde es kompliziert. Von da an war ich meistens für den Versand zuständig, wenn mein Vater hinten im Garten war.
Fast so schön wie der Bananenbär: Als Dankeschön bekamen wir natürlich auch mal Geschenke aus dem Osten, z.B. Bücher, die waren da gut und günstig. Im Schulatlas der DDR lag die BRD in der Mitte in der Bindung, kaum zu sehen. 😁
Fri Nov 02 22:15:41 CET 2018 |
MrMinuteMan
@ Bronx: Ich such auch schon seit Ewigkeiten nach dieser Karte. Es muss damals eine unglaubliche Schattenindustrie an Spott- und Satirewerken auf die DDR gegeben haben. Vieles in Handarbeit hergestellt, lokal, nur wenigen Kreisen zugänglich. Wie du sagst, ab den 80ern war wohl klar was aus dem Laden wird.
Wonach ich diesbezüglich auch noch Suche, ist der weitere Verlauf der umgedrehten Nationalmelodie. Überliefert ist nur der Anfang: "Auferstanden aus dem Bette und dem Frühstück zugewandt, heute gibts Bouletten, dreie sind schon angebrannt." 😁 Wüsste gerne wie es weiter geht, such da aber ebenfalls seit Jahren vergeblich.
Fri Nov 02 22:15:42 CET 2018 |
PIPD black
Feindsender war eigentlich kein Problem.
Als wir mal Urlaub auf dem Darß machten und in dieser Jugendherberge einkehrten, hatte Vaddern seinen Westkassettenrekorder dabei und natürlich auch seine selbstaufgenommenen Kassetten. Darunter ein Lied von Udo Lindenberg, der damals ja per Du mit Honni war und das ja in seinen Liedern einbaute. Darunter dann auch die Worte „und hüpf noch kurz durch Minenfeld“. In der JH waren auch NVA-Leute. Schließlich lag sie direkt hinter der Düne und somit im Grenzgebiet. Mit uns war noch eine Gruppe Jugendliche da. Die hatten diese RFT-Handquäke dabei und spielten dieses Lied laut auf dem Gelände ab. Einer dieser NVA-Pappkameraden ging nun auf die Gruppe zu, entruß Ihnen das Gerät, nahm die Kassette raus und zerstörte sie. Die Jungs waren geschockt. Mein Vater sah das Treiben, nahm den Rekorder, ging in den Garten und riß den Hahn auf. Die Jungs flüchteten direkt, denn der Kamerad kam zurück, ging in Richtung des Rekorders und bat meinen Vater um Herausgabe der Kassette. Da hat mein alter (damals sehr junger) Herr mit Vollbart lockigem Haar und Jeansjacke und -hose zu ihm gesagt: „Fass das Ding an und du bekommst die Jacke voll.“ Das gab nen Aufstand. Aber der Vogel hat sich nicht getraut. Die Musik dudelte und mein Dad war bei den großen Jungs der Held. Ist auch nicht mehr nachgekommen.
Übrigens: die anderen Pappkameraden in NVA-Anzügen haben sich daran nicht gestört. Im Gegenteil, sie Pfiffen ihren Wadenbeißer sogar zurück.
Fri Nov 02 22:19:57 CET 2018 |
MrMinuteMan
@ PIPD: Zeigt aber ein mal mehr, wie locker es im Endeffekt zuging. Nach lesart West hätte jetzt ein Battalion NVA einrücken müssen nebst Stasi und den ganzen Platz platt machen müssen. So hat man das unter sich geregelt.
@ Volker: Diese Details mit dem Knick 😁 Bei uns in der Realschule (wohlgemerkt am Anfang der 00er Jahre!) musste man ostdeutsche Gebiete, Städte und Ecken auch immer genau suchen. Die Büchern waren oftmals noch auf Vorwendestand, der Osten meistens nur durch Berlin, Leipzig (manchmal auch Dresden) und Rostock markiert.
Ich weiß noch wie die eine bei uns ein besonderes Lob bekommen hat, weil sie Anno 2001 beim abfahren der deutschen Grenze tatsächlich die komplette BRD genommen hat und die dort noch bestehende DDR ignorierte. Selbst unsere große Wandkarte zum ausrollen war noch Anno Krieg. Und die wundern sich, dass die Wende bis heute nicht in den Köpfen angekommen ist.
Fri Nov 02 22:22:38 CET 2018 |
PIPD black
Irgendwann hat jeder mal Urlaub. Auch Grenzschützer. Und einfache Soldaten hatten nicht unbedingt die Prägung, wie sie Offziere genossen haben.
Fri Nov 02 22:23:19 CET 2018 |
VolkerIZ
Ätt Matze: Das zeigt, dass man sich nicht alles gefallen lassen musste. Onkel Alfred hat auch mal so lange die Grenze blockiert, bis die Zöllner seinen Strich-8er wieder zusammengebaut hatten. Jeder andere hätte wohl nachgegeben und wäre später in die Werkstatt. Jedenfalls haben die zu ihm gesagt "wir bauen nie wieder beim Mercedes die Rückbank aus". 😁
Fri Nov 02 22:24:12 CET 2018 |
bronx.1965
@Matze: sehr schöne Episode. Der Wadenbeißer war bestimmt der Polit-Offi, der die Soldaten zu "betreuen" hatte. Auf jeden Fall hatte dein Vadder Eier in der Hose! 😁😎
Fri Nov 02 22:28:46 CET 2018 |
MrMinuteMan
"Auf jeden Fall hatte dein Vadder Eier in der Hose!"
Definitiv! Ergibt aber mit den Aussagen von Bronx zusammen ein schlüssiges Gesamtbild. Was ich eben vorhin mit einpendeln meinte. Man nimmt so viele Aussagen wie man bekommen kann und fügt sie zu einem Gesamtbild zusammen. Auch was Volker mit dem Strich 8 sagt. Nach offizieller Lesart hätte Alfred jetzt für 10 Jahre in Bautzen verschwinden müssen, bis er über die Oberbaumbrücke ausgetauscht wird.
Fri Nov 02 22:29:52 CET 2018 |
bronx.1965
Ausgetauscht wurde an der Glienicker Brücke. 😮 😛
Klick!
Fri Nov 02 22:31:08 CET 2018 |
PIPD black
Gerade die politischen Lieder von Udo, der sich ja mit Honni traf und das ja auch präsentiert worden war, waren für ihn Genugtuung. In meinem Zimmer hing ein großes Poster aus einer Udo-LP. Darauf war ein großes Kreuzfahrtschiff (Andrea Doria), mit verschiedenen Szenen comicartig dargestellt.....auch Honni mit Lederjacke an.
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