15.10.2015 16:17 | bronx.1965 | Kommentare (70)
Die Geschichte vom Kauf unseres Opel Monza.
Anfang 2013, ich hatte gerade unseren Hof etwas geleert und einige Omega und einen Rapid meistbietend unter die Leute gebracht, da erreichte mich eine PN eines guten Freundes aus der Schweiz hier auf MT:
"Sag mal, hast Du Bock auf einen Monza? Dein Bengel hat doch da mal was gesagt. Sowas hattet ihr ja wohl noch nicht, oder?"
"!!!!"
Ich: nee, wieso? Er: "ich hab da eine interessante Occasion" Es folgte ein Link, welcher einen guterhaltenen Opel Monza zeigte, der ganz offensichtlich in seinem Leben nur wenige Kilometer zurücklegen musste und auch sonst ein wohlbehütetes Dasein gehabt hatte.
"Verkauf wegen Nichtgebrauch." Diese Aussage machte mich letztendlich stutzig, sowas ist ungewöhnlich. Lange Rede, kurzer Sinn, Telefonat nach CH:"Kümmer dich mal darum, kannst Du den mal anschauen?" Mein Freund konnte und sendete mir 3 Tage später ein knappes Kilo an Daten und Bildern. Fazit: guter Zustand, weit besser als das was man hier zu Lande unter 'best offer' verstand.
Nachfrage von mir beim Verkäufer, ja, der ist noch zu haben. Dünnes Eis! Anhand von Bildern ein Auto zu kaufen, das hatte ich noch nie gewagt! Egal, getan, der Preis war nicht existenzgefährdend. Also Ticket bei Easy-Jet gebucht! Mein Bengel und ich, jeweils 169 EUR. SXF-Basel. Eigendlich nicht wirklich teuer.
Freitag Mittag, ich hole den Burschen von der Arbeit ab, ein guter Freund bringt uns zum Airport. Abflug 13:30. Landung 15:10 in Basel. Zugfahrt nach Bern, 90 Km. Alles geht gemütlich, typisch Schweiz. Und das macht mir dieses kleine Land erneut äusserst sympathisch.
In Bern dann eine Fahrt mit einem O-Bus Richtung Wohnort des Anbieters. Dort angekommen musste ich erstmal tief Luft holen, denn der Verkäufer erinnerte mich stark an den Ricola-Kerl aus der Werbung, ("wer hat's versaut? Wer genau?")
Nun denn, Probefahrt gemacht, der Kahn lief gut. Die 3 Gang Automatik befleissigte sich zu diskretem Hochschalten, ohne das charakteristische *Wupp* verschlissender Bremsbänder. Ein wichtiges Indiz, was gern mit muss mal nachgestellt werden erklärt wird. Der Verkäufer war dahingehend ehrlich und geizte nicht mit Aussagen! Bremse hinten top, Vorne eher naja! Die Schweizer MFK hatte der Kahn jedenfalls bestanden, wenn auch nicht ohne den Hinweis mit der baldigen Fälligkeit der vorderen Bremse. Ein Zustand, den wir hier daheim umgehend abstellten!
Samstag früh 07:00 Uhr, wir fahren nach Lörrach zum Verzollen, es ist leer, alle 3 Zöllner liegen auf dem Fensterbrett und sind anschliessend rührend bemüht, uns bei dem ganzen Procedere zu unterstützen. Ich hatte bis dato noch nie einen Karren aus einem Nicht-EULand importiert! Ausser vor ca 20 Jahren einen Golf II aus LT. Aber das ist eine andere Geschichte. Kurzum: die Herren waren äusserst fit, boten mir gleich noch die Unbedenklichkeitsbescheinigung § 12 Abs. 4 FZV an. Mittlerweile soll sie nicht mehr erforderlich sein. Europa muss ja auch für was gut sein!
Nachdem wir das durchdekliniert hatten, bestanden die Herren Zöllner noch auf einer Proberunde, mehr aus Vergnügen, denn aus Pflichterfüllung. Nur zu gern! Wir drehten also einige Runden mit Monzi auf dem weiträumigen Platz der Abfertigungsstelle. Danach gab es ein deftiges Frühstück, ein Kanister Öl wurde gekauft (schliesslich standen knapp 1000 Km Heimfahrt bevor und erzählen kann man ja viel). Von daher, lieber auf alles gewappnet sein!
Was soll ich sagen, die restliche Heimfahrt verlief völlig unspektakulär. Einmal wurden die Bremsen warm, was eher der langen Standzeit geschuldet war (Verkauf wegen Nichtgebrauch), ein anderes mal monierte die Gemischfabrik selbiges mit etwas Ruckelei. Aber, alle diese Macken verloren sich nach ca 200 gefahrenen Km. Was meine These stützt, ein Auto welches nicht bewegt wird, ist verloren.
Echt lustig waren die zahlreichen Fragen und Aussagen bei unseren beiden Tank- und Raststopps. Von "Was issen das für einer" über "hanoi, do het ihr aber a schönes Käschtle" bis hin zum Schlüsselsatz der Ü-60er: "so einen hatten wir auch mal" war alles dabei. Der Sympathie-Faktor war erstaunlich hoch.
Ich würde so einen Trip jederzeit wiederholen, nur die Angebote werden auch dort mittlerweile dünner oder bewegen sich preislich in Regionen, die nicht meine sind. Hobby soll Hobby bleiben. Vom sog. Garagengold oder "Oldie als Investment" halte ich dagegen gar nichts. Aber Jeder wie er mag.
In diesem Sinne,ich hoffe, Euch hat meine kleine Geschichte gefallen. Bronx. |
15.10.2015 17:12 | Christian8P
Mensch Bronx, du haust hier ja jetzt einen Artikel nach dem Anderen raus.
Nun ist mir die Geschichte des Monza ja schon bekannt, aber sie mal so komprimiert zu lesen ist sehr schön!
15.10.2015 17:37 | bronx.1965
Danke.
Ich hatte Lust, das einmal zu schreiben. Du und die anderen kannten es ja. Aber vlt. gefällt es dem einen oder anderen oder jemand hat ähnliches vor.
15.10.2015 18:09 | ToledoDriver82
Oh ja....ein ganz feiner Wagen.....damit müssen wir mal ne Runde drehen,sollte es sich einrichten lassen
15.10.2015 18:35 | Christian8P
Hätte schon was, wenn man am Abend mit dem Monza durch Berlin cruisen würde. Auch wenn die Stadt heute so vollkommen anders aussieht und nicht mehr wie in den großen Tagen des Monza. Hätte mich damals wohl erheblich mehr gereizt!
15.10.2015 18:39 | bronx.1965
Das lässt sich ja machen, aber nicht im Winter. Die Musik würde schon mal passen.
15.10.2015 18:42 | Christian8P
Der Monza soll ja auch nicht dem salzigen Winter ausgesetzt werden!
Nebenbei:
Damals hätte Opel die Chance gehabt so richtig zur Oberklasse aufzuschließen und man könnte durchaus anstatt der vier Ringe gegen Mercedes und BMW antreten, aber leider hat man diese Chance nicht genutzt.
15.10.2015 18:46 | bronx.1965
Da stimme ich dir zu! Paolo Tumminelli hat zum Monza Design mal ein gutes Statement
abgegeben.
Ähm . . . Nein.
15.10.2015 18:49 | Christian8P
Ich kann mich Paolo Tumminelli nur anschließen, auch wenn ich den Monza A2 irgendwie stylischer finde. Puristen mögen aufschreien, aber gerade der GSE gefällt mir immer noch außerordentlich gut. Der Monza A1 ist halt ein ganz typisches Kind der 70er.
15.10.2015 18:56 | bronx.1965
Ich mag den Kerl Allein schon seine klare Sprache: "Achten sie mal drauf, wie hoch und breit Autos heute sind. Ich nenne das Kartoffeldesign."
Der A1 ist mein klarer Favorit. Ist, wie alles, Ansichtssache. Der A2 ist mir zu sehr 80er. Irgentwie unstimmig.
15.10.2015 18:58 | Christian8P
Der A2 ist halt so ein Mittelding. Neue Front, Digi-Tacho (beim GSE serienmäßig), mehr Kunststoff und dazwischen aber immer noch die klare Linie des A1.
15.10.2015 19:00 | bronx.1965
Er ist aber nicht hässlich. Eines der wenigen, gelungenen Facelifts bei denen das Auto nicht optisch vergewaltigt wurde.
15.10.2015 19:07 | Christian8P
Diesen Fall gibt es nicht oft.
Porsche 928 und Mercedes W126 fallen mir da noch ein. Für meinen Geschmack sehen die modellgepflegten Fahrzeuge da auch um Längen besser aus.
15.10.2015 19:09 | bronx.1965
Ja, daran dachte ich auch. Das ist aber sehr selten. Für mein Empfinden wird der ursprünglich klare (bessere) Entwurf bei einem FL nur zu oft verwässert oder gar verschlimmbessert.
15.10.2015 19:16 | Christian8P
Man denke an die Alfa Giulia...
15.10.2015 19:21 | bronx.1965
. . . oder an das FL der 2. Generation des Ford Fiesta. Da gibts ein Modell, welches durch seine Lampengrafik vorne einen geradezu grenzdebilen Blick bekommen hat. Oder, um in den 70ern zu bleiben, die letzte Mirafiori-Generation.
15.10.2015 19:24 | Christian8P
Die Liste lässt sich fast unendlich fortsetzen...
15.10.2015 19:35 | bronx.1965
Es gibt auch schlimme Kreationen!
15.10.2015 19:40 | Christian8P
Du meine Güte! So kann man gutes Design versauen! Der Calibra wirkt auch nur pur und trotzdem sind da so viele Bastelbuden unterwegs.
15.10.2015 19:44 | ToledoDriver82
Der Monza hat auf alle Fälle was.....neben den Kombis,sind Coupes ja meine Lieblinge Und ja,die Calibras haben die "Verbesserer" gerade zu magisch angezogen vielleicht weil er immer recht billig zu bekommen war....aber auch das hat sich,wenn man nen guten will,ja geändert
15.10.2015 19:55 | bronx.1965
Absolut!
Gibt übrigens eine Konzeptstudie für einen Calibra-Nachfolger. Nicht vom Linktext irritieren lassen. Offenbar denkt nicht nur KTN an einen designierten "Nachfolger" dieses einst so erfolgreichen Modells.
(Coupe:
Vauxhall boss open to a new Calibra)
15.10.2015 19:57 | ToledoDriver82
Aber der sieht eher aus wie ein Insignia wo ein paar Türen fehlen....mit dem doch recht filigranen Calibra hat der eher wenig am Hut.....oder sagen wir einfach,mein Geschmack wäre es nicht
15.10.2015 20:00 | Christian8P
Hmm...
Kruder Mix aus Insignia und Subaru SVX. Der Insignia würde sich als Basis für ein neues großes Coupé anbieten, aber der Calibra grenzte sich optisch schon radikal von seiner Basis (Vectra A) ab. Etwas mehr Mut beim Design fänd ich da gar nicht so schlecht und man wäre auch fast allein auf weiter Flur. Die ehemaligen Hauptkonkurrenten Ford und VW haben momentan nichts vergleichbares im Angebot. Der Probe war eh etwas farblos und der aktuelle Scirocco ist alles, nur kein Coupé.
15.10.2015 20:03 | bronx.1965
Der Zeitpunkt könnte kaum besser sein. Das Design ist harmonischer als bei manchem Konkurrenten.
15.10.2015 20:09 | Christian8P
Da bin ich mir nicht so ganz sicher. Coupés werden heute irgendwie anders definiert, siehe CLS oder
Passat CC. Die "richtigen" Coupés, wie z.B. Audi A5, BMW 4er oder Mercedes E-Klasse Coupé, sind preislich in einer ganz anderen Klasse unterwegs. Aber vielleicht könnte ein neuer Calibra den klassischen Coupé-Markt wieder in Fahrt bringen.
Formal ist diese Studie fließend, was mir persönlich immer sehr gut gefällt. Der Insignia lieferte da aber auch schon eine sehr gute Basis für eine elegante Linienführung.
"Der schönste BMW, den Opel je gebaut hat..."
15.10.2015 20:12 | bronx.1965
Dabei waren die ersten Skizzen des Monza weit radikaler als die später realisierte Variante.
15.10.2015 20:14 | bronx.1965
Das "abgehobene" ist das Problem! Wo bleiben bezahlbare Coupes? Und der CC möchte ein Coupe sein, ist es aber schon deshalb nicht, weil er 2 Türen zuviel hat.
15.10.2015 20:14 | Christian8P
Für 1978 wäre so ein Design vielleicht auch schon ein Stück zu weit in die Zukunft gegangen. Da sind diese Skizzen zum Monza aber kein Einzelfall. Bei manchen Designskizzen glaubt oft nicht was dann als Serienprodukt auf den Markt kam...
15.10.2015 20:16 | ToledoDriver82
Da hast du recht....eine Limousine ist kein Coupe
Ein paar Coupes gibt es ja wieder.....nur fehlt auch das die schöne Linie.....finde ich
15.10.2015 20:19 | bronx.1965
Gewiss! Aber ein mutiger Entwurf, allemal. "Fenderskins" bekam der Honda Insight erst viel später.
15.10.2015 20:24 | Christian8P
Autodesign muss aber auch immer weit in die Zukunft greifen, zumindest war das vor 20-30 Jahren noch so, damit Modell x auch 10 Jahre nach seiner Markteinführung noch ein tragbares Design hat.
Heute werden die Modellzyklen in aller Regel ja immer kürzer, darum ist man da wohl heute eher zu irgendwelchen Spielereien in Sachen Gestaltung bereit...
15.10.2015 20:27 | bronx.1965
Durchaus! Nur ist der Job viel schwieriger als vor 30 Jahren, finde ich. Ich möchte heutzutage kein "Designer" sein. Uniformelle Graukost, überwiegend gesichtslos und dem drakonischen Kostendiktat unterworfen.
15.10.2015 20:32 | ToledoDriver82
Recht haste
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15.10.2015 20:35 | Christian8P
War das vor 30 Jahren schon so anders? Gerade die 80er haben auch viele graue Mäuse hervorgebracht, an die man sich heute nur noch mit Mühe erinnern kann.
Heute gibt es ja auch durchaus Beispiele für gelungenes Design.
BMW F10 und Jaguar hat momentan eh ein gutes Händchen für Design
15.10.2015 20:37 | bronx.1965
Ich dachte eher an die 70er, sry. Ist meine Empfindung. Es gibt natürlich Ausnahmen.
15.10.2015 20:43 | Christian8P
Denke ich an Autos aus den 70ern, denke ich erstmal eckig. Nehmen wir mal den Audi 80 B2 und seinen prominenten Bruder, den Ur-quattro. Letzterer hätte 1980 schon nicht mehr so aussehen müssen.
Heute ist man dann schnell dabei und sagt: "Der hat aber noch Charakter!"
Designstudien der späten 70er und frühen 80er sprachen aber schon eine ganz andere Designsprache.
Man denke an Opel Tech 1 und andere Studien jener Jahre.
15.10.2015 20:50 | bronx.1965
Der B2 ist, obwohl mein erstes nach der Wende erworbenes Auto, für mich der Inbegriff der Langeweile. Ich denke da eher an den Rekord II (um nicht "D" zu schreiben). BMW E 21, etc.
15.10.2015 20:56 | Christian8P
Das dürfte der erste Audi sein, in dem ich je gesessen bin, wir hatten ihn ja bis 1987 als Formel E im Fuhrpark, trotzdem finde ich ihn auch langweilig und extrem spießig!
Im Vergleich zum Rekord E ist der Rekord D doch schon fast wieder elegant. Der E21 geht in meinen Augen aber noch. Da finde ich den E28 viel schlimmer. Der sah bei seiner Präsentation schon antiquiert aus, was auch an seiner verblüffenden Ähnlichkeit zum Vorgänger liegt. Alles, aber wirklich alles, was danach die Bühne der Oberklasse betrat (Audi 100 C3, Ford Scorpio, Opel Omega, Mercedes W124, etc.) verstärkte diesen Eindruck dann noch extrem!
Bei BMW wurde es erst mit dem E32 und dann natürlich mit dem E34, als Nachfolger des E28, wieder besser.
15.10.2015 21:00 | bronx.1965
Der "Ur"-Entwurf stammt auch aus dem Jahr 1972. Vlt liegts daran.
Unstrittig! Prägend für das E-Design war die Benzinkrise, 1973. Auf dem Höhepunkt dieser entstand das Design-Lastenheft.
15.10.2015 21:07 | Christian8P
Mit Sicherheit! In meinen Augen hat man bei BMW da etwas gepennt und nicht genau beobachtet, was sich bei der Konkurrenz da so in Sachen Automobilgestaltung zusammenbraute. Bereits ein Jahr nach dem E28 kamen nämlich Autos wie der Ford Sierra und der Audi 100 C3 auf den Markt und das Mercedes sich so langsam in Richtung "Jahr 2000" bewegte musste einem doch spätestens beim W201 auffallen. Der direkte Konkurrent zum E28, der W123, würde doch auch keinen Nachfolger im Spät-60er-Jahre-Design mehr bekommen.
Deine Antwort auf "Opel Monza, die Überraschung des Tages. Oder wie man unverhofft in die Schweiz kommt!"