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Sun Jan 19 17:49:45 CET 2014    |    Dynamix    |    Kommentare (43)    |   Stichworte: Ford, GT, GT40, Lane, Memory

Hello Petrolheads,

willkommen zurück in der Memory Lane! Heute habe ich ein Schmuckstück rausgepickt über das sich besonders unser Rennsportjunkie Ascender sehr freuen wird 😉

Die Rede ist natürlich vom legendären Ford GT40!

Der GT40 ist eins dieser speziellen Fahrzeuge deren Name allen Kennern einen wohligen Schauer über den Rücken jagt. Dies liegt neben seiner atemberaubenden Optik und Performance auch an seiner aufregenden Geschichte, da der GT40 von Anfang an als reinrassiger Rennwagen konzipiert war.

Geschichte

Wir schreiben das Jahr 1962. Die Zeit der riesigen chrombeladenen Heckflossenschiffe ist vorbei. Ein kantigeres und sachlicheres Styling macht sich so langsam in der amerikanischen Automobilbranche breit und die Motorleistungen steigen, Chevrolet hatte mit dem 409 immerhin gerade den ersten Großserien V8 auf den Markt gebracht welcher genauso viel Leistung wie CUI hatte. Dies war das Jahr in dem unsere Geschichte des GT40 seinen Lauf nahm. Henry Ford II, damals CEO und Aufsichtsratsvorsitzender der Ford Motor Company, wollte seiner Firma endlich wieder mehr Image und Prestige verschaffen. Ford war damals mit seinen Absatzzahlen nicht wirklich zufrieden da mittlerweile die Baby Boomer auf den Markt drängten. Eine Generation die damals gerade den Führerschein gemacht hatte und mit einem Sack voller Geld auf der Suche nach dem ersten eigenen Auto war. Diese Generation hatte keine Lust auf 6 Meter Full-Size Schiffe mit massig Chrom. Diese Generation wollte kleinere, sportlichere Autos mit Sex Appeal. Ein Image das damals kein Hersteller so wirklich erfüllte außer Sportwagenschmieden ala Ferrari. Da man mittlerweile von den Verkaufszahlen hinter GM zurückgefallen war, ein Zustand den Ford bis heute nicht korrigieren konnte, musste dringend ein frischeres Image her um neue Käuferkreise anzulocken. Anfang der 60er gewannen Langstreckenrennen immer mehr an Popularität und so entschied man sich bei Ford die 1957 selbst auferlegten Rennsportrente zu beenden. Die 24H von LeMans waren damals noch mit Abstand DAS heiße Motorsportevent das man gewinnen musste wenn man als Hersteller sein Image aufbessern wollte. Allerdings hatte man in der Ford Chefetage eingesehen das es Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern würde bis man aus eigenem Antrieb ein konkurrenzfähiges Auto am Start hätte. Für einen kurzfristigen Marketingcoup viel zu viel Zeit!

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Um schnell das nötige Know-How für den Einstieg in die Langstreckenserie zu bekommen wollte man bei Ford auf Einkaufstour gehen. Wie es sich zu der Zeit passenderweise ergab, war Enzo Ferrari mit seiner Sportwagenschmiede mal wieder pleite. "Il commendatore" hatte sich noch nie wirklich für die Straßensparte interessiert und betrachtete diese eher als Mittel zum Zweck um seine Rennsportabenteuer zu finanzieren. Leider sorgte dies auch mehr als einmal dafür das Ferrari finanziell nicht so gut dastand. Ein Umstand den sich Henry Ford II zunutze machen wollte! Enzo Ferrari war laut Überlieferungen anfangs auch durchaus angetan von dem Deal!

Wie es aber im Leben nunmal so ist, klappte dieser Deal leider nicht wie geplant. Enzo Ferrari wollte seine Firma nur unter bestimmten Bedingungen verkaufen. Zum einen wollte er der Chef der Motorsportabteilung bleiben welche den Namen Ferrari-Ford tragen sollte und zum anderen wollte er weiterhin mit Ferrari bei den Open-Wheel Klassen wie der Formel 1 tätig sein. Da Ford aber bereits selbst bei den Indy Cars tätig war, wollte man sich mit Ferrari keine Konkurrenz im eigenen Hause schaffen.

Nachdem man diese Forderungen bei Ford abgelehnt hatte, brach Enzo die Gespräche im Mai 1963 endgültig ab.

Die Ford Motor Company traf diese Entscheidung wie ein Schlag, hatte man doch bereits mehrere Millionen Doller in die Vorbereitung des Deals investiert! Somit verwunderte es auch nicht das Henry Ford II einen Tobsuchtsanfall epischen Ausmaßes bekam, nachdem er von seinem Management von der Abfuhr aus Maranello erfuhr. Eins musste man Enzo Ferrari einfach lassen, er wusste wie man Leute auf die Palme bringt 😉 Dies hat er bei seinem Nachbarn Ferrucio Lamborghini schon wunderbar hinbekommen! Wie diese Rivalität ausging weiß jeder echte Petrolhead 😉

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Nachdem er sich von seinem Tobsuchtsanfall beruhigt hatte, soll Henry Ford II Vergeltung geschworen haben. Er wies seine Rennsportabteilung sofort an eine Firma zu finden die in der Lage wäre einen "Ferrari-beater" zu bauen. Bei der Suche stieß man auf zu der Zeit wohlbekannte Namen wie Lotus, Lola und Cooper. Cooper hatte nach Meinung von Ford nicht genug Erfahrung im Bau von GT Autos, weswegen man von der Idee der Beauftragung wieder Abstand nahmen.

Lotus war da schon ein heißerer Kandidat, da man bereits Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Lotus hatte. Diverse Experten bei Ford waren allerdings der Meinung das Lotus ein solches Projekt gar nicht stemmen könne. Dazu kam noch das Colin Chapman für die Entwicklungsarbeit einen unrealistisch hohen Preis verlangte. Die etwas freche Forderung von Chapman, das der neue Ford Rennwagen doch zusätzlich den Namen Lotus tragen sollte, brachte das Fass dann endgültig zum überlaufen. Die Entscheidung gegen Lotus war damit gefallen.

Somit blieb nur noch Lola als tauglicher Partner übrig. Glücklicherweise sprach aus Sicht von Ford vieles für die Zusammenarbeit mit Lola. Zum einen hatte man bei Lola bereits Erfahrung im Bau von Autos der GT Klasse, zum anderen setzte Lola bereits auf Ford Motoren (schließlich sollte der Vorzeigeford auch einen Ford Motor bekommen!) und der Lola MK6 war seinerzeit eins der fortschrittlichsten GT-Fahrzeuge der Zeit. Somit war Lola der perfekte Partner für die Operation Ferrari Killer!

Neben Eric Broadley, Chefdesigner und Eigentümer von Lola, wurden noch Jon Wyer (Ex-Manager des Aston Martin Teams) und Roy Lunn (Motorenentwickler bei Ford) für das Projekt verpflichtet.

Unter der Aufsicht von Harley Copp begann man dann auch gleich mit der Entwicklung des ersten Prototypen. Das Team stellte relativ früh seinen ersten Ford GT, den GT/101 vor. Bereits am 1.April 1963 konnte der neue Ford in New York bewundert und für gut 5200 GBP (für den Renneinsatz) gekauft werden. Angetrieben wurde der Wagen von einem 4,2 Liter V8, ein alter Bekannter aus dem Ford Fairlane.

Gegen Ende des Jahres 1963 gründete Ford dann auch die "Ford Advanced Vehicles Ltd." die direkt Jon Wyer unterstellt wurde. Seine erste Saison hatte der GT dann im Jahre 1964. Die Feuerprobe musste der GT gleich beim 1000 km Rennen auf der legendären Nordschleife des Nürburgrings ablegen. Das Rennen lief gut (Platz 2 nach kurzer Zeit!) für den Wagen, bis man mit Problemen an der Aufhängung aufgeben musste. 3 Wochen später musste sich der Wagen dann auch schon beim 24H Rennen von Le Mans beweisen. Hier musste der Wagen zeigen was er konnte, da er genau für dieses Langstreckenrennen gebaut wurde!

Leider wiederholte sich auch hier das gleiche Spiel wie auf der Nordschleife. Die 3 ins Rennen gestarteten Ford lagen gut (einer sogar auf dem ersten Platz!) im Feld. Jedes der 3 gestarteten Fahrzeuge fiel im Laufe des Rennens mit technischen Problemen aus. Nach einer schweren Saison für das Ford Team unter der Leitung von Wyer übergab man nach dem 1964er Rennen von Nassau das Projekt an Carroll Shelby und seine Firma Shelby American. Bei Shelby rannte Ford mit der Idee eines Ferrari-Schlägers offene Türen ein, da Shelby noch ein Hühnchen mit dem alten Ferrari persönlich zu rupfen hatte. Shelby fuhr selber mal für Ferrari und die Gleichgültigkeit mit der der alte Mann dem Tod seiner Fahrer begegnete schmeckte Shelby überhaupt nicht. Nachdem 1958 sein Kollege und Freund Luigi Musso bei einem Rennen in einem Ferrari starb hasste Shelby Ferrari umso mehr. Diesen Schlag konnte und wollte er dem alten Mann nicht verzeihen!

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Die Autos wurden direkt nach dem Rennen in die Container gepackt und zu Shelby gebracht. Die Wagen trugen sogar noch den Dreck des letzten Rennens an der Karosserie. Nachdem sich Shelby des Projekts annahm, butterte man dort noch ordentlich Entwicklungsarbeit in den GT40. Heraus kam ein Sieg beim Daytona 2000 im Jahre 1965, leider war der Rest der Saison dafür ein einziges Desaster. Die Wagen fielen wegen technischen Defekten immer wieder aus.

Die Erfahrungen die man 64 und 65 machen musste, flossen in das Fahrzeug für die 66er Saison mit ein. Wie sich herausstellen sollte mit einigem Erfolg! Der brandneue Ford GT40 MKII bekam einen mächtigen 7-Liter Motor und weitere Verbesserungen an Karossrie, Aufhängung, Bremsen und Getriebe und dominierte somit das 24H Rennen von Le Mans.

Ford sicherte sich mit diesem Auto gleich alle 3 Podestplätze. Das Foto vom Zieleinlauf der 3 GT40 gilt als teuerster Schnappschuss der Geschichte, da Ford die für damalige Zeit wahnsinnige Summe von über 60 Millionen Dollar in das LeMans-Abenteuer gepumpt hatte. Das sind nach heutigem Stand fast eine halbe Milliarde Dollar! Damit war wenigstens das Ziel erreicht, Ferrari in seiner eigenen Domäne zu schlagen! Man trat noch weitere drei Male in LeMans an und jedes mal war man erfolgreich. Shelby und seine Mannen entwickelten den Wagen immer weiter bis zur finalen Evolutionsstufe Mark IV bei deren Tests der Fahrer Ken Miles auf tragische Weise tödlich verunglückte.

Modellgeschichte

Den GT40 gab es in mehreren Ausbaustufen. Der GT40 verdankte seinen Namen zum einen der GT-Klasse in der er antreten sollte und zum anderen seiner Höhe von exakt 40 inch (100cm). Vom GT40 gab es insgesamt 4 Ausbaustufen die wie folgt beschrieben sind.

MKI
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Technische Daten:

Länge: 4064 mm
Breite: 1778 mm
Höhe: 1000 mm
Gewicht: 908 kg

Motoren:

Die ersten Prototypen des MKI wurden von einem 4,2 Liter Leichtmetall V8 angetrieben. Spätere Versionen bekamen einen modifizierten 289 Cui (4,7 Liter) Block den man auch schon aus dem Mustang kannte.

MKII
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Länge: 4140 mm
Breite: 1778 mm
Höhe: 1000 mm
Gewicht: 1207 kg

Motoren:

Der MK II kam 1966. Die größte Neuerung war der neue 427 Cui V8 der schon aus dem Ford Galaxie bekannt war. Dies war auch das erste Jahr in dem der GT40 Le Mans gewann und somit sein Ziel endlich erfüllte.

MKIII
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Der MKIII war eine reine Straßenversion des GT40. Er kam nie bei einem Rennen zum Einsatz.
Von Ihm wurden nur 7 Stück hergestellt. Der MKIII unterschied sich optisch von seinen Vorgängern. Das Design griff man beim MKIV später wieder auf.

Länge: 4293 mm
Breite: 1778 mm
Höhe: 1041 mm
Gewicht: 1061 kg

Motoren:

Der MKIII wurde von einer gedrosselten Version des MKI Motors angetrieben. Der 289er Motor leistete nun ca. 300 PS.

MKIV
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Der MKIV kam 1967 als Weiterentwicklung des MKIV. Er basiert zu großen Teilen auf dem sogenannten J-Car, ein Prototyp des MKIV den man aber nach dem tödlichen Unfall von Ken Miles nochmal modifizierte. Der MKIV erhielt einen Käfig um das Auto im Falle eines Unfalls stabil zu machen. Da man auch feststellte das die Aerodynamik des J-Car nicht perfekt war, passte man diese nochmal für den MKIV an.

Länge: 4430 mm
Breite: 1710 mm
Höhe: 1000 mm
Gewicht: 1100 kg

Motoren:
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Auch der MKIV bekam den 7 Liter Motor aus dem MKII. Der Motor hatte sich bewährt und mit gut 530 PS stand der Wagen gut im Futter.

Wie gings weiter?

Als man Ende der 60er/Anfang der 70er keine großen Erfolge mehr einfahren konnte, zog sich Ford aus dem GT Sport wieder zurück. Den Ford GT40 hingegen vergaß man bei Ford nie so ganz.

1995 zeigte Ford auf einer Messe das Concept eines GT40 Nachfolgers. Dieser trug den Namen GT90 und war mit einem V12 ausgerüstet, was für Ford ziemlich untypisch war.

2002 zeigte man dann wieder auf einer Messe das Concept eines neuen Ford GT40, dieses mal sollte das gezeigte Fahrzeug allerdings als Ford GT in Serie gehen. Dieser trug auch wieder einen uramerikanischen V8 unter der Haube. Hier saß ein 5,4 Liter Ableger von Fords berühmten Modular V8 (auch unter dem Namen Romeo bekannt) unter der Haube den man mittels Kompressor nochmal deutlich nachgeschärft hatte. Ein Motor der wenige Jahre später auch für die Wiederbelebung des Shelby GT500 herhalten musste 😉

Der Ford GT wurde allerdings 2006, nach gut 2 Jahren, schon wieder eingestellt. Entsprechend ist auch die Preisentwicklung, die definitiv nach oben zeigt! Was bleibt ist die Erinnerung an eines der berühmtesten amerikanischen Rennwagen. Vielleicht entsinnt sich Ford in Zukunft nochmal und baut einen neuen Ford GT 😉

Das wars vom Ford GT40. Ich hoffe Ihr hattet wie immer Spaß beim lesen 🙂

Eure Meinung zum GT40 dürft Ihr wie immer gerne via Kommentarfunktion loswerden!

Greetings,
Dynamix


Thu Jul 31 08:57:47 CEST 2014    |    Ascender

Lotus Elise Mk II. 😉 Leicht, spaßig, bezahlbar. 🙂

Thu Jul 31 11:08:48 CEST 2014    |    Kurvenräuber49050

mein Dampfschiff 🙂 schwer, spaßig und fast unbezahlbar 😁
es lebe halt der V8 wie Ford GT und Konsorten...
sorry, so ne Lotusblume hat nur nen schnöden Rover-4-Zyl. !!! 😛

Thu Jul 31 11:11:09 CEST 2014    |    Dynamix

Ich dachte die kamen von Honda 😁

By the way: Einen Caprice habe ich mittlerweile wirklich 😉

Wed May 10 06:57:12 CEST 2017    |    Trackback

Kommentiert auf: Dynamix Garage:

American Legends: Carroll Shelby

[...] verpflichtete man 1964 Shelby das Projekt zum Erfolg zu führen.

(Die GT 40 Geschichte könnt Ihr im Detail hier nachlesen: Memory Lane: Ford GT40)

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Wie schon Henry Ford II und Ferrucio Lamborghini so war auch Carroll [...]

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