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Fri Feb 27 11:17:10 CET 2015    |    Dynamix    |    Kommentare (52)

Hello Petrolheads,

heute mal etwas zu einem Thema über das ich immer wieder stolpere wenn ich mit Leuten über US-Cars unterhalte. Folgendes Gespräch ist rein fiktiv, allerdings beschreibt es sehr gut wie diese in der Realität durchaus vorkommenden Gespräche für gewöhnlich ablaufen 😉 Die Protagonisten unseres fiktiven Plausches hören auf den Namen Herr Meyer und Herr Heinrich. Herr Meyer ist langjähriger US-Car Fahrer und Enthusiast aus Leidenschaft. Er besitzt mehrere US-Cars und schwört auf bewährte Technik, Komfort und Platz. Aus diesem Grund setzt Herr Meyer im Alltag auf einen 1992er Chevrolet Caprice den er sich damals bei einer großen Opel/GM Vertretung gekauft hatte.

Herr Heinrich dagegen ist maximal ein US-Car Interessierter. Jahrelang hatte man Herrn Heinrich in allen möglichen Autozeitschriften eingeimpft das US-Cars generell unter liderlicher Verarbeitung, schlechtem Image, hoher Unzuverlässigkeit und einem ebenso hohen Verbrauch leidern. Diese "Tatsachen" haben Ihn bisher immer davon abgehalten das Abenteuer V8 zu wagen. Optisch fand er diese Autos ja immer schon irgendwie ansprechend. Wie auch Herr Meyer, bevorzugt Herr Heinrich eher die komfortable Schiene. Von daher setzt Herr Heinrich auf seinen baroloroten W202, den er sich Anfang der 90er mal gegönnt hatte. Wie es der Zufall so will treffen sich unsere beiden Protagonisten rein zufällig an der Tankstelle.

Als Herr Heinrich den Caprice an der Zapfsäule erblickt, beschließt er Herrn Meyer darauf anzusprechen.

Herr Heinrich: Moin, schicken Wagen haben Sie da!

Herr Meyer: Danke, leistet mir auch schon seit Jahren treue Dienste.

Herr Heinrich: Was nimmt der denn so?

Herr Meyer: Super! 😁

Herr Heinrich: Ich meinte eigentlich wie viel der so auf 100km braucht! Unter 20 Liter ist da doch bestimmt kaum was zu machen?!

Herr Meyer: Sorry, der musste jetzt sein 😉 Bekäme ich für jedes mal das mir jemand diese Frage stellt einen Euro, würde sich der Wagen von alleine bezahlen 😁 Ok, Spaß beiseite! Ich komme im Alltag mit gut 11-13 Litern hin. Auf großer Fahrt könnens auch mal unter 10 werden 🙂

Herr Heinrich: Oh, das ist für ein so großes Auto ja gar nicht mal extrem viel! Mein 280er nimmt da kaum weniger! Und wie fährt er sich so? Man sagt ja immer das Amis schlecht in der Kurve liegen!

Herr Meyer: Ich konnte mich bisher nicht beschweren. Der schlechte Ruf ist wenn man sich mal die Mühe macht dem auf den Grund zu gehen nichts als ein blödes Vorurteil aus grauer Vorzeit. Ein Journalist schrieb neulich noch das die Amerikaner ja viel zu lange an Blattfedern festgehalten hätten. Das mag sogar stimmen, würden wir das Jahr 1960 schreiben! Blattfedern sind bei normalen PKW spätestens 1959 ausgestorben. Da waren wir in Europa technisch nicht viel weiter. Um mal zum Thema zurückzukommen: Der Wagen liegt ganz normal und sicher auf der Straße. Natürlich ist er kein Rennwagen, das ist Ihr Benz aber auch nicht 😉

Herr Heinrich: Mmmmhhhhh, und wie stehts mit der Zuverlässigkeit? Ich hatte da mal einen Bekannten, der kannte jemanden der sich Mitte der 90er mal so einen Mustang gegönnt hatte. Immer war irgendwas mit dem Ding! Wie erklären Sie das?

Herr Meyer: Das ist nicht schwer! Wie jedes Auto, so braucht auch ein amerikanisches Auto regelmäßige Pflege, ansonsten gehen Sie genauso kaputt wie alle anderen. Vermutlich hat der Freund Ihres Bekannten da ein Exemplar aus unseriöser Vorhand gekauft. Passiert leider öfter. Viele verfallen dem Irrglauben das aufgrund der "simplen" Technik jeder der einen Schraubenzieher geradeaus halten kann auch in der Lage sein wird ein US-Car zu reparieren. Dem ist allerdings nicht so. Wie bei anderen Autos auch, sollte man schon wissen wie die Technik dahinter funktioniert. So kommt es auch das sich viele Blender und Bastelkisten auf dem Markt tummeln von denen keins so wirklich anständig läuft. Kein Wunder wenn man sieht wie deutsche Werkstätten oder auch die eigenen Besitzer versuchen so manchen Defekt zu beheben. Henry Ford würde sich im Grabe umdrehen!

Herr Heinrich: Ok, dass leuchtet tatsächlich ein! Wo Sie gerade das Thema Werkstätten angeschnitten haben, stimmt es das Ersatzteile so exorbitant teuer sind und dazu schwer verfügbar?

Herr Meyer: Auch dieses Vorurteil können wir getrost ins Reich der Märchen verbannen. Meistens kommen solche Geschichten von Leuten die das mal über 8 Ecken mitbekommen haben wollen. Die Realität ist eine ganz andere: Es stimmt schon das man die Ersatzteile nicht über jeden x-beliebigen deutschen Teilehändler bekommt. Allerdings gibt es massig Alternativen! Zum einen sind die Fachhändler eigentlich immer in der Lage entsprechende Teile zu besorgen, zum anderen gibt es genug freie Ersatzteilhändler in Deutschland die sich auf Ersatzteile für amerikanische Fahrzeuge spezialisiert haben. Selbst wenn du aus den USA bestellst, hast du immer die Option des Expressversands. Dies bedeutet du hast deine Teile innerhalb von spätestens 3 Tagen in Deutschland und die Verzollung und die Versteuerung übernehmen die auch wenn du möchtest.

Das Preisniveau für die Ersatzteile sowie deren Verfügbarkeit hängt auch immer ein wenig davon ab von welchem der Big Three dein Fahrzeug abstammt. GM Teile beispielsweise sind relativ leicht beschaffbar. Speziell Chevrolet Teile sind sehr günstig. Ein Satz Niveaudämpfer kostet für meinen Caprice in den USA gerade mal lumpige 55€ und da sprechen wir von Ausrüsterqualität! Rechnen wir da mal den Expressversand, incl. Zoll und Steuern drauf so sind wir bei 110€ für BEIDE Dämpfer 🙂 Was kosten solche Dämpfer für einen Mercedes?

Herr Heinrich: Nun, äähhhhh. Mir hat mal ein Bekannter erzählt das er allein für die Dämpfer an seinem W124 gut 700€ gelöhnt hat.............

Herr Meyer: Sehen Sie, ist doch alles gar nicht mal so schlimm 😉 Aber wir waren auch noch gar nicht fertig! Jeder x-beliebige Opelhändler hat Zugriff auf das globale Ersatzteilverzeichnis von General Motors. Dies bedeutet das Teile die in den USA noch bestellbar sind auch weltweit von jeder General Motors Vertretung bestellt werden können. Und auch die freien Ersatzteilhändler mit Schwerpunkt US-Cars lassen sich nicht lumpen. Typische Verschleißteile hat man auch bei denen nach spätestens 2 Tagen an der Tür bzw. in der Werkstatt.

Mein Bruder hat einen Golf TSI und als den die Steuerkettengeschichte erwischt hatte, musste er eine glatte Woche nur auf die Ersatzteile warten. Natürlich ist dies eher die Außnahme als die Regel aber es zeigt auch das auch deutsche Ersatzteile nicht immer innerhalb von 24h verfügbar sind.

Bei Ford ist die Ersatzteilversorgung durchschnittlich. Die gängigsten Teile bekommt man auch hier problemlos in den USA bzw. bei den freien Händlern. Bei Ford Deutschland würde ich es eher nicht probieren. Die kennen sich meistens nicht mal mehr mit Ihren eigenen Autos aus wenn diese ein gewisses Alter erreicht haben. Bei Chrysler siehts da leider teilweise sehr düster aus. Die Ersatzteile sind vom Preisniveau meist die teuersten und dazu nicht so problemlos verfübgar wie bei den anderen beiden.

Herr Heinrich: Man kann das ganze also gar nicht so pauschal sagen, richtig?

Herr Meyer: Richtig, wenn man hier auf Nummer sicher gehen möchte, sollte man zu GM oder Ford greifen.

Herr Heinrich: Das klingt ja gar nicht mal so schlecht! Wie sieht es denn mit den Fixkosten aus? Die Steuer für den dicken V8 da kostet doch sicherlich ordentlich! Und die Versicherung ist mit Sicherheit auch nicht so günstig.

Herr Meyer: Auch dies hängt wieder von mehreren Faktoren ab. Mein Caprice beispielsweise hat dank eines Kaltlaufreglers die D3 Norm. Diese liegt von den Kosten her ungefähr auf dem Niveau von Euro 2, ist also erträglich. Andere Autos mit dem Hubraum sind auch nicht besser dran 😉 Auch bei der Versicherung kommt es immer auf das einzelne Fahrzeug an. Mein Caprice beispielsweise gehört zu den weniger billigen Autos in Sachen Versicherung, allerdings ist der Fahrer einer vergleichbar großen S-Klasse auch nicht besser, wenn nicht sogar noch schlimmer dran als ich was die Versicherungsprämie angeht 😁

Herr Heinrich: Ok, das kann mein Benz auch nicht viel besser. Vielleicht sollte ich beim nächsten Autokauf auch mal einen Amerikaner mit einbeziehen, oder ich gönne mir von meinem bald auslaufenden Bausparvertrag mal so ein Ding als Zweitwagen! 🙂

Herr Meyer: Probieren Sie es aus, Sie können dabei nicht verlieren! Entweder Ihnen gefällt es oder es gefällt Ihnen nicht 🙂

Herr Heinrich: Besten Dank für das Gespräch, vielleicht kreuzen sich unsere Wege ja irgendwann noch einmal!

Herr Meyer: Es wäre mir eine Freude! 🙂

Natürlich war dieses Gespräch jetzt "etwas" klischeebeladen 😉 Allerdings spuken diese Vorurteile noch in vielen Köpfen herum, gerade bei den Herrn Heinrichs unter uns!

An dieser Stelle möchte ich auch mal nachfragen ob Ihr je mit dem Gedanken gespielt habt euch ein US-Car anzuschaffen?! Falls ja, was hat euch davon abgehalten? Kennt Ihr selber die oben angesprochenen Klischees oder glaubt Ihr sogar an selbige?

Lasst es mich wissen! 🙂 Ich hoffe daraus ergibt sich eine ganz spannende und interessante Diskussion 😎

Greetings,
Dynamix

Quellen: Bild: Autobild.de; Text: Mein Hirn 😉

tankstelletankstelle
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Sat Feb 28 16:49:46 CET 2015    |    Trottel2011

Jop... Der Pacer... Sollte ein Wankel bekommen, wurde kein gebaut, bekam aber ein R6 und danach ein V8 😁 Kleinwagen mit Großmotor 😁

Ich denke die Amis sind was ihrer Geschichte angeht (sowohl kultureller wie auch autotechnischer) sehr enthusiastisch. Viele Heimkehrer aus dem 2. Weltkrieg hatten dann in sehr jungen Jahren große Chevys, Caddis und co gekauft. Ergebnis: sie erinnern sich mit ihren alten Fahrzeugen an eine Zeit des Wohlstandes. Das Gleiche dann mit der damals gezeugten Jugend gleich nach den Kriegen in der Babyboom Zeit... Die hatten dann Musclecars vor den Augen... Also wieder eine Ära...

Was hatten wir in Europa zur selben Zeit? Opel Kadett, VW Käfer, Benz Taxis, und co. Wer will sich noch "liebevoll" an einen rappeligen Käufer, einem stinkenden, lahmen Benz Taxi oder einem sehr kleinen Kadett zurückerinnern wenn jährlich neue, bessere Fahrzeuge rauskamen? 😁 Verschrotten, neu, verschrotten, neu.

Frei nach Barney Stinson: neu ist immer besser als alt!

Sat Feb 28 17:21:51 CET 2015    |    V8-Junkie

Das liegt eher daran das die Big Three schon in dieser Zeit Autos in Stückzahlen hergestellt haben die kein anderer Hersteller damals geschafft hat. In den Jahren 1950 -1980 haben alleine die Marken Chevrolet und Ford ca. 106 Millionen Fzg. hergestellt.
Ab 1980 brachen die Verkaufszahlen dann rapide ein. Alleine bei Chevrolet von 2,2 Millionen 1980 auf 1,2 Millionen 1982.

Sat Feb 28 18:14:38 CET 2015    |    Trottel2011

Es gab damals aber auch eine Rezession und zeitgleich waren die Nachbeben der Ölkrise drin... Allerdings waren die grossen Drei ja fast nur auf dem Heimatmarkt präsent... 🙂

Sat Feb 28 18:21:53 CET 2015    |    Dynamix

Der war lustigerweise groß genug um zu überleben 😉 Die restlichen Hersteller wollen dort nicht umsonst gerne Fuß fassen. Die Japaner habens geschafft, nur die Deutschen tun sich da immer noch schwer. Mit den paar Luxuskisten die man da verkauft werden die nicht reich und VW und Co finden da nur unter ferner liefen statt.

Sat Feb 28 18:31:54 CET 2015    |    PIPD black

Wie sollen sie auch verkaufen? ÖKO is hipp.....Prius und Tesla sind hipp....was hat denn der Rest zu bieten?
Die BigThree gute günstige und bodenständige Autos, wo man doppelt soviel Auto bekommt wie bei den deutschen Premiumkarren......das macht doch gar keinen Sinn, solche Autos zu kaufen.

Sat Feb 28 18:39:37 CET 2015    |    Trottel2011

Eben... Zumal,die Amis sehr patriotisch sind. Bevor sie sich einen VW kaufen, kaufen sie sich was Amerikanisches 🙂

Sat Feb 28 18:42:59 CET 2015    |    Dynamix

Naaaaa, so schlimm sind die auch nicht 😉 Sobald die feststellen das ein Auto in deren Augen scheixxx ist, wechseln die ganz unpatriotisch zu einer völlig anderne Marke und da ist es egal ob dann da GM, Toyota oder VW draufsteht.

Sat Feb 28 19:18:14 CET 2015    |    Creeper45

ätt Dynamix: Der Pacer ist doch ein putziges Auto - mit asymetrischen Türen 😰
Wenns wärmer wird, seh ich den in Walheim bestimmt auch wieder, top gepflegt das Ding

Sat Feb 28 19:55:24 CET 2015    |    Dynamix

Optisch finden ich den cool, allerdings war das teil so stabil das der bis heute nicht bei Stock Car rennen mitfahren darf 😁

Sat Feb 28 20:13:03 CET 2015    |    Trottel2011

Und seit Wayne's World hat es Kultstatus! 😁

Sat Feb 28 20:24:04 CET 2015    |    Dynamix

Somebody asked for some bohemian rhapsody?! 😁

https://www.youtube.com/watch?v=d7nOO4BeG54

Sat Feb 28 20:40:01 CET 2015    |    Al Bundy II.

Hat jemand von euch schon Erfahrungen bezüglich des "Umrüstens" von US-Fahrzeugen, die nur auf dem amerikanischen Markt angeboten werden, sprich: Tacho, die ganzen Temperaturanzeigen, die Beluchtung etc.?

Sat Feb 28 20:54:09 CET 2015    |    Dynamix

Einigermaßen. Beleuchtung muss meistens angepasst werden, es sei denn du bekommst tatsächlich ne Ausnahmegenehmigung für die originalen 😉

Tacho dürfte kein Problem sein. Viele haben ja nen doppeltacho, bei manchen lässt es sich sogar auf km umschalten wg. Kanada Export 🙂

Rest dürfte irrelevant sein. Musst im Vorfeld checken was TÜV und Zulassungsstelle an Auflagen haben. Danach kommt die Umrüstung die je nach Auto mal aufwändiger, mal weniger aufwändig sind. An kosten kannst du für die komplette Umrüstung mal Minimum 1500€ einkalkulieren.

Deine Antwort auf "Keine Angst vorm ersten US-Car!"

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Als Autonarr geboren und bei US-Cars hängengeblieben, so könnte man meinen automobilen Werdegang wohl am besten beschreiben ;) Meine Leidenschaft gehört allen US-Cars, aber meine Technikliebe erstreckt sich eigentlich auf alles was Räder hat, also auch Zweiräder, egal ob mit oder ohne Motor :D

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hier dreht sich alles um den American Way of Drive und andere spannende Themen die für mich zum Thema Auto einfach dazugehören. Wer auf amerikanisches Blech steht ist hier genau richtig ;)

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