• Online: 1.306

Thu May 28 09:19:32 CEST 2015    |    Dynamix    |    Kommentare (42)    |   Stichworte: Caprice, Car, Cop

Hello Petrolheads,

 

heute soll es mal um ein spezielleres Thema gehen. In den USA wird jährlich das beste Polizeiauto in einem großen Test der Michigan State Patrol ermittelt. Diese Tests haben eine lange Tradition bei der Michigan State Patrol und entsprechend haben diese auch eine hohe Signalwirkung für andere Departmens und Flottenkäufer in ganz Nordamerika. Polizeibeamten und Fleet Manager messen diesen Tests eine hohe Bedeutung bei, schließlich werden die Sieger des MSP Tests auch gerne von Departments im ganzen Land gekauft. So ist es nicht verwunderlich, das es sich kein Hersteller nehmen lässt einen eigenen Kandidaten ins Rennen zu schicken.

 

In diesem Artikel möchte ich speziell auf die Chevrolet Modelle und natürlich hier besonders auf die Caprice Ära eingehen, der auf eine beispiellose "Karriere" bei den MSP Tests zurückblicken kann.

 

An dieser Stelle möchte ich auf das in dem Artikel eingebundene Video verweisen. Hier sieht man schon ganz gut wie die Michigan State Patrol so testet ;)

 

 

 

 

 

Einleitung

 

Im Laufe der Geschichte hatte dabei jeder der großen drei seine große Zeit in Sachen Streifenwagen. In den wilden 60ern und 70ern hatten vor allem die Mopars die Nase vorn, da diese mit Ihren großen Motoren und den HD Teilen hohe Geschwindigkeiten erreichten. Nicht selten landeten die Motoren und sowie die HD-Teile auch in zivilen Modellen. Das berühmte Road and Track Paket bestand zum Teil aus Komponenten die eigentlich dem Police Package vorbehalten waren.

5858562070-1af523e680-z5858562070-1af523e680-z

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Downsizing Ära

 

Allerdings war die Zeit der stark motorisierten Streifenwagen schnell vorbei. Das Downsizing und der Umweltschutz forderten Anfang der 70er schon Ihren Tribut von den Herstellern. Erst erwischte es hauptsächlich die zivilen Modelle der Hersteller. Spätestens aber als der Katalysator in den USA im Jahre 1975 Pflicht wurde war die Party auch für die Polizei zum Großteil vorbei. In vorauseilendem Gehorsam, setzte GM die für 1975 angesetzten Änderungen als erstes um. Kurz darauf folgte Ford nach. Lediglich der Chrysler Konzern stemmte sich mit allen Kräften dagegen aber auch dort war Ende der 70er die große Hubraumparty gelaufen. So kam es das in den 80ern in Sachen Leistung ziemlich kleine Brötchen gebacken werden mussten. Den größten Vorteil dabei hatte GM, da man sich hier als erster von riesigen Hubräumen verabschiedete und dazu noch die meiste Erfahrung mit moderner Abgasreinigungstechnik hatte. Was in den 70ern noch ein Nachteil war, wurde für GM in den verdrehten 80ern plötzlich zum Vorteil da man mit Abstand auf die längste Erfahrung mit der modernen Abgasreinigungstechnik zurückblicken konnte.

 

"Die Pursuit Car Ära"

 

1987-1993-ford-mustang-police-car1987-1993-ford-mustang-police-car

Da normale Streifenfahrzeuge schlicht zu wenig Leistung hatten, waren die 80er Jahre die große Zeit der Pursuit Cars. Besonders hervorzuheben ist hier der Ford Mustang SSP der besonders bei der California Highway Patrol sehr beliebt war. Der Mustang SSP war zu der Zeit das schnellste Fahrzeug auf dem Markt und so war es nicht übertrieben als Ford mit dem Mustang als Porschekiller (Sinngemäßes Zitat aus der Werbung: "Dieser Mustang hat Porsches zum fressen gern!") warb. Auch GM hatte mit dem Camaro ein ähnliches Fahrzeug im Programm, allerdings war der Camaro immer schon deutlich teurer, wenn auch spürbar besser als der Mustang. Da aber auch hier gilt "Der Preiß, ist heiß" griff man damals lieber zum Mustang da nach Meinung der meisten Fleet Manager die nicht sehr viel besseren Fahrleistungen den 4-fachen Preis rechtfertigten.

 

 

"Ford vs. GM"

 

4539620994-64995384ac4539620994-64995384ac

Gegen Ende der 80er fand ein Paradigmenwechsel statt. Man fing in Sachen Leistung und Hubraum so langsam wieder an größere Brötchen zu backen. Wie jeder andere Hersteller auch, hatte Chevrolet einige erfolgreiche Fahrzeuge für den MSP Test gestellt. Einer der legendärsten Streifenwagen aller Zeiten ist mit Sicherheit der Chevrolet Caprice, gefolgt vom "ewigen Zweiten" aber nicht minder legendären (Sorry, Ford Fans!) Ford Crown Victoria. Bei GM beschloss man Mitte der 80er dem beliebten Boxy Caprice ein eigenes Police Package zu verpassen damit dieser besser dem harten Streifenwagenalltag gewachsen ist. Damit wurde der legendäre Option Code 9C1 auch Bestandteil des Caprice Programms. Vor diesem Option Code erstarren Cop Car Fans (und so mancher Verkehrssünder ;)) in aller Welt heute in Ehrfurcht :cool:

 

Aus der Einführung des Caprice 9C1 und des Crown Victoria resultierte eine gewisse Vormachtstellung seitens GM und Ford die definitiv die Platzhirsche bei den MSP Tests waren. An dieser Machtstellung sollte sich bis Mitte des vergangenen Jahrzehnts auch nicht viel ändern. Mopar hatte in Sachen Cop Cars seit seinen legendären Big Block Streifenwagen nichts mehr zu melden, was sich erst mit der Einführung des neuen Charger wieder änderte.

 

Die Geburtsstunde des 9C1 Pakets

 

1986 brachte man bei GM den ersten Caprice mit dem legendären 9C1 Police Package. Bereits in seinem ersten Jahr konnte Chevrolet mit dem Boxy Caprice bei den MSP Tests auf Anhieb einen Sieg gegen die versammelte Konkurrenz einfahren. Dies war der Beginn einer beispiellosen Siegesserie die bis zur Einstellung der B-Body Plattform im Jahre 1996 andauern sollte. Bis zur Einstellung des Boxy Caprice hatte man mit dem Caprice 9C1 jeden MSP Test in dem man antrat gewonnen. Der für das MY 1991 erneuerte Caprice hatte damit ein schweres Erbe anzutreten. Wie sollte man einen sehr guten Streifenwagen toppen? Ganz einfach, indem man Ihn noch besser macht! :)

 

8490947484-86eccce9378490947484-86eccce937

Der neue Caprice baute immer noch auf dem Leiterrahmen des Vorgängers auf was den Wagen nicht unbedingt schlechter machte, da der Rahmen des Boxy eine stabile und erprobte Konstruktion war. Gleiches galt für die modernisierten Small Blocks die im Kern immer noch auf dem ersten V8 basierten den man bei Chevrolet im Jahre 1954 eingeführt hatte. Somit verbesserte man bei Chevrolet den Caprice an den richtigen Stellen. Die Mühe hatte sich definitiv gelohnt, konnte der neue Caprice doch bei den 91er MSP Tests die Siegesserie seines Vorgängers fortsetzen. Der 9C1 Caprice deklassierte seinen ärgsten Konkurrenten den Ford Crown Victoria in den relevanten Kategorien: Top Speed, 0-100 Meilen, Quarter Mile, Bremstest, Rundkurs und Ergonomie. Speziell das Kapitel Ergonomie beherrschte der fast 5,5 Meter lange Caprice wie kein Zweiter! Zusätzlich war er für seine Größe ziemlich flott unterwegs. Schneller waren nur die Pursuit Cars vom Schlage des Camaro oder Mustang, was zeigte wie viel Potential in dem einfachen Streifenwagen steckte.

 

Im Jahre 1992 trat GM wieder mit dem Caprice an und natürlich hatte man weiter nachgebessert. Auch in diesem Jahr konnte der Caprice wieder den MSP Test für sich entscheiden. Dabei hatte er in den Performance Kapiteln noch einmal zugelegt womit er verdienter Sieger des MSP Test war.

 

1993 trat man mit dem Caprice in bewährter Konfiguration bei dem traditionsreichen Vergleichstest an. Nichtsdestotrotz hatte man im Detail weiter Hand angelegt und so war der Caprice wieder eine Nuance besser als im Vorjahr. Natürlich holte der große Chevy auch in diesem Jahr wieder die Krone. Der Crown Victoria war wieder einmal nur der ewige Zweite.

 

GM baut dieses Ding wirklich!

 

1992 keimten in der Presse bereits erste Gerüchte auf das GM, trotz der bereits beschlossenen Einstellung der B-Body Plattform, plant eine neue und deutlich leistungsstärkere Motorengeneration im Caprice einzuführen . Folgendes Zitat stammt aus einer amerikanischen Autozeitschrift die darüber berichtete: "Wenn GM dieses Ding wirklich baut, könnt Ihr eure Führerscheine gleich abgeben". Nun, GM hat dieses "Ding" tatsächlich gebaut!

 

Angeblich ist GM mit dem "Ding" sogar bereits bei den 93er MSP Tests (außer Konkurrenz) zu Test- und Erprobungszwecken mitgefahren. Ein kleiner Vorgeschmack auf die neue Motorengeneration war das ebenfalls zu dieser Zeit vorgestellte Impala SS Concept welches tatsächlich mit einem Corvette Motor (ja, genau der LT1 der in der Corvette ausgerüstet war und nicht die für die B-Bodys angepasste Version ;)) ausgerüstet war.

 

2001-chevrolet-camaro-police-car2001-chevrolet-camaro-police-car

Ein Jahr später, im Jahre 1994, ließ GM dann die Bombe platzen! Man präsentierte bei den MSP Tests einen technisch stark überarbeiteten Caprice 9C1 der mit seinem Vorgänger nur noch die Basis sowie die Optik gemeinsam hatte. Motor, Getriebe, Kühlsystem, Bremsen, Interieur und vieles mehr wurden umfassend überarbeitet. Erstmals gab es an allen Achsen massive Scheibenbremsen die die ohnehin schon nicht schlechten Bremswerte weiter verbesserten.

 

Die wichtigste Neuerung aber war mit Sicherheit die neue Generation des Small Block mit dem GM nach 40 Jahren Small Block Tradition ERSTMALS einen völlig neuen Small Block entwickelte. Der LT1 genannte Small Block klang zwar nach dem bereits bekannten Corvette Motor mit gleichem Namen, hatte ansonsten aber nichts mit selbigem gemein. Der LT1 war eine völlige Neuentwicklung und die Unterschiede zum Corvette LT1 waren gewaltig. Die Kurbelwelle war nur mit 2 Schrauben pro Lager verschraubt anstatt der 4 der Corvette. Dazu hatte der LT1 eine andere Nockenwelle die für mehr Druck aus dem Drehzahlkeller sorgen sollte. Weiterhin hatte man beim Caprice LT1 auf Gußeisen- statt auf Aluköpfe gesetzt. Das "Reverse Flow" Kühlsystem das die Kühlflüssigkeit von oben nach unten pumpte war eine weitere Neuerung. Der Sinn dahinter ist so einfach wie genial! Die Zylinderköpfe werden bei einem Verbrennungsmotor sehr heiß und so sorgte man dafür das diese durch die umgekehrte Fließrichtung zuerst gekühlt wurden. Weiterhin verabschiedete man sich beim LT1 von einer konventionellen Verteilerzündung und setzte auf den berühmten Optispark Verteiler. Zusätzlich verzichtete man für den neuesten Small Block auf die zwar haltbare, aber etwas antiquierte Zentraleinspritzung. Eine moderne Einspritzung mit mehreren Einspritzdüsen hielt stattdessen Einzug.

 

Den LT1 gab es auch als "abgespeckte" Version, dem L99 Motor. Dieser war technisch mit dem LT1 eng verwandt. Mit 4.3 Liter war dieser aber deutlich kleiner als der 5.7 Liter LT1. Die Ähnlichkeit der Motoren ging so weit das man dem L99 den liebevollen Spitznamen "Baby LT1" verpasste, da sich beide optisch zum verwechseln ähnlich sahen. Der L99 leistete ca. 200 PS womit der kleinste Motor schon soviel Leistung hatte wie der alte L05 der lediglich 5 PS mehr leistete.

 

Der LT1 war in Sachen Leistung eine Macht! Er schickte nicht zu verachtende 260 PS und mächtige 448 NM an die Kurbelwelle. Nach dieser Leistungssteigerung sah die Konkurrenz gegen den Caprice noch älter aus als zuvor. Der Caprice schaffte auf dem MSP Kurs locker 230 km/h womit er die Messlatte für Streifenwagen ziemlich hoch legte. So hoch, dass der Hauptkonkurrent Crown Victoria endgültig den Anschluss verlor. Dazu kam das man ab 1994 den Mustang nicht mehr bei den MSP Tests antreten ließ und somit dem ebenfalls angetretenen Camaro kampflos das Feld bei den Pursuit Cars überließ. Damit war der Camaro der unangefochtene Performance König. Blöderweise machte der LT1 Caprice genau diese Klasse mehr oder weniger überflüssig, schließlich konnte ein normales Patrol Car genau das wofür man vorher noch Pursuit Vehicles benötigte (schnell sein!) und das zu einem lächerlichen niedrigen Preis um die 14.000 Dollar!

 

An dieser Stelle ist es unnötig zu erwähnen das der LT1 Caprice die Konkurrenz weit hinter sich ließ und sich in Sachen Performance nur seinem kleinen Bruder Camaro geschlagen geben musste der ebenfalls vom LT1 (in einer stärkeren Ausbaustufe) befeuert wurde.

 

b98b21e1bcd599723fa59f52e57c3ab8b98b21e1bcd599723fa59f52e57c3ab8

An der Gesamtsituation änderte sich auch im MY 95 nichts. Der Caprice ließ auch hier seine Konkurrenz wieder alt aussehen da keiner der Konkurrenten auch nur ansatzweise soviel Leistung hatte. Der Crown Victoria kam erst in seinen letzten Baujahren ansatzweise an die PS-Zahlen des LT1 Caprice heran. Die verantwortlichen Entwickler bei Ford müssen dem Selbstmord nahe gewesen sein als GM dieses Ding auf den Markt geworfen hat! Gegen dieses Auto war bei den Tests kein Kraut gewachsen.

 

Mittlerweile schreiben wir das Jahr 1996 und die Cop Car Wars erreichten ihren vorläufigen Höhepunkt! In diesem Jahr trat der Caprice zum letzten mal bei den MSP Tests an da GM zuvor schon angekündigt hatte die B-Body Plattform in diesem Jahr auslaufen zu lassen. Als wäre das nicht genug kündigte ein alter Bekannter an ein Fahrzeug für den MSP Test zu stellen.

 

Volvo trat überraschend an um dem Caprice in seinem letzten Jahr den Ruhestand so richtig zu versauen! Als wäre das nicht schon Grudn genug, so hatte man bei Volvo noch eine alte Rechnung mit Chevrolet zu begleichen. In den 70ern hatte man nämlich trotz eines Sieges bei den LASD (Los Angeles Sheriff) Tests eine herbe Schlappe hinnehmen müssen. Die Behörden kaufen für gewöhnlich den Sieger der jeweiligen Fahrzeugtests. Bei dem betroffenen Test tat man stattdessen das Gegenteil. Statt dem siegreichen Volvo zu kaufen griff man damals lieber zum 2. platzierten Chevrolet Nova. Diese Schmach wollte man bei Volvo offenbar nicht auf sich sitzen lassen.

 

originaloriginal

So schickte Volvo seinen 850 ins Rennen, mit das modernste was Europa in Sachen Limousine zu dieser Zeit zu bieten hatte. Dieser hochmoderne Sedan nach europäischer Prägung sollte den Amerikanern mit Ihrer antiquierten Steinzeittechnik mal so richtig zeigen wo der Barthel den Most holt! Angetrieben wurde der Volvo von einem hochmodernen 5-Zylinder Turbo mit mehr als ordentlichen 220 PS. Dazu kam noch, dass der Volvo deutlich weniger wog als seine Konkurrenten und zu allem Überfluss wartete der Volvo mit einem damals brandneuen Fahrwerk mit Deltalink Achsen (welche bis heute noch von der Fachpresse gefeiert werden, ob zurecht vermag ich nicht zu sagen) auf. Die Papierwerte waren somit schon einmal sehr vielversprechend!

 

Noch interessanter machte die ganze Sache das der Caprice in diesem Jahr gleich 2 Jubiläen feierte. Zum einen feierte der Caprice 1996 seinen 30. Geburtstag und dazu kam noch das 1996 das 10. Jahr des 9C1 Police Package war. Die Chevrolet Ingenieure wollte natürlich den 10. Sieg in Folge einheimsen und so fand der Kampf GM vs. Volvo gleich auf mehreren Ebenen statt. Hier ging es nicht mehr nur darum das beste Cop Car zu bauen. Hier ging es um "modern" vs. "alt", USA vs. Europa, Chevrolet vs. Volvo!

 

So ist es auch wenig verwunderlich das dieses Duell im Vorfeld hitzig und aufgeregt bei allen Verantwortlichen heiß diskutiert wurde. Vor dem Test befand sich die Spannung auf dem Sidepunkt. Konnte der Caprice gegen den Volvo bestehen? Hatte der Volvo tatsächlich das Zeug zum Königsmörder und somit zum neuen Auto der Michigan State Patrol? Die Tests sollten die Antwort bringen!

 

Die Schlacht beginnt!

cnpca1079-vicnpca1079-vi

So kam es dann zum ersten von allen Seiten mit Spannung erwarteten Test auf dem Rundkurs. Besonders hier rechnete man mit einem Sieg des Volvo. Entgegen aller Erwartungen gewann allerdings der Caprice diese Kategorie mit über einer Sekunde Vorsprung. Der Caprice fuhr eine 1:23,35 ein während es der Volvo mit seinen 1:24,97 nur auf den dritten Platz in dieser Kategorie schaffte. Neben dem Caprice war nämlich auch der ewig zweite, Ford Crown Victoria schneller! Damit hatte der große Herausforderer die erste Schlappe einstecken müssen! Aber noch war nicht aller Tage Abend, schließlich warteten noch 5 weitere Kategorien darauf absolviert zu werden ;)

 

Als nächstes mussten sich die Kontrahenten in Kategorie 2 bweisen, dem Beschleunigungstest von 0 auf 100 Meilen pro Stunde. Während der Caprice den Spurt nach 21,47 Sekunden hinter sich brachte, brauchte der Volvo für den gleichen Sprint 24, 14 Sekunden. Damit ging auch Kategorie 2 an den Chevy und der Volvo hatte somit schon die zweite Kategorie verloren.

 

Weiter ging es mit der Kategorie 3. Hierbei wird die Höchstgeschwindigkeit gemessen die auf dem MSP-Kurs erreicht wird. Auch hier unterlag der Volvo ziemlich deutlich. In dieser Prüfung erreichte der Caprice knapp 223 km/h während der Volvo hier lediglich auf 202 km/h kam. So langsam kamen den Verantwortlichen erste Zweifel ob der Volvo der versammelten Konkurrenz gewachsen war.

 

Die nächste Testkategorie war die berühmte Quartermile! Der Caprice legte eine ordentliche Zeit von 16,14 Sekunden hin während der Volvo mit 16,65 Sekunden zwar nur knapp aber immerhin später ins Ziel kam. Spätestens jetzt hatten die meisten Tester den Glauben daran verloren das der Volvo auch nur ansatzweise einen Stich gegen die Konkurrenz und speziell den Caprice landen könnte. Der Volvo hatte nun schon die 4. Kategorie in Folge verloren.

 

In Kategorie 5 stehen die Bremsen auf dem Prüfstand. Zu dieser Kategorie muss gesagt werden das man nicht einfach den schnöden Bremsweg aus 100 km/h prüft sondern die reine durchschnittliche Verzögerungsleistung der Bremsanlage. Hier sollte der Volvo dem deutlich schwereren Caprice doch endlich mal einen Schuss vor den Bug verpassen können, oder? ;) Der Bremstest begann und es kam wie es kommen musste: Der Caprice verzögerte mit 29.10 ft/sec², der Volvo schaffte 26,90 ft/sec². Wieder war der 850 dem Caprice messbar unterlegen.

 

8489850299-c47959ddb48489850299-c47959ddb4

Kategorie 6 stellte die Performance in den Hintergrund und die für den täglichen Einsatz wichtige Ergonomie auf den Prüfstand. Hier spielen Eigenschaften wie der Platz von Koffer- und Innenraum eine Rolle sowie die Frage wie gut man im Einsatzfall in das Fahrzeug ein und aussteigen konnte. Schließlich muss ein Officer auch mit vollem Equipment sitzen können ohne das es irgendwo zwickt und kneift. Auch hier holte der Caprice erwartungsgemäß den Sieg und damit mehr Punkte als der Volvo. Mit 217 zu 161 Punkten gewann der Caprice dieses Kapitel deutlich. Dies war die 6. und letzte Schlappe in Folge für den Volvo. Die von vielen Europäern damals schon antiquiert verspottete Technik des Caprice (Leiterrahmen, Starrachse, Stößelstangenmotor etc.) hatte den nach europäischem Maßstab hochmodernen Volvo (selbsttragende Karosserie, Deltalink Achsen, Turbomotor etc.) im Performance Test in jeder Kategorie geschlagen. Diese Niederlage war geradezu vernichtend. Dies beweist mal wieder das ein technisches Konzept immer dann gerechtfertigt ist wenn es funktioniert und im Falle des Caprice (und auch des Crown Victoria) funktionierten Sie wunderbar.

 

Der klare Sieger des 96er MSP Test hieß Chevrolet Caprice. Damit hatte er nicht nur den Volvo und den ewigen Zweiten Crown Victoria geschlagen, sondern auch den MSP Test zum 10. mal in Folge gewonnen! Volvo ist seitdem nie wieder bei den MSP Tests angetreten. Im Jahre 1996 endete damit eine erfolgreiche und glorreiche Ära von Streifenwagen aus dem Hause Chevrolet. Entsprechend ließen es sich die anwesenden Chevrolet Entwickler auch nicht nehmen nach dem Sieg des Tests noch einmal eine Ehrenrunde auf dem Kurs zu drehen, die Chevrolet Flagge stolz aus dem Seitenfenster ragend!

 

Für viele Polizisten ist der Caprice bis heute eine echte Ikone. Diejenigen die ihn jahrelang im Streifendienst gefahren sind bezeichnen Ihn noch heute als bestes Cop Car aller Zeiten. So ist es auch nicht verwunderlich das viele Departments und Flottenmanager gegen Ende der Baureihe Hamsterkäufe tätigten um noch genug Fahrzeuge auf Lager zu haben. GM musste aus diesem Grund die Produktion sogar bis zum Ende des Jahres 1996 verlängern und damit weit in das MY 97 herein um der hohen Nachfrage Herr zu werden. So lief erst im Dezember 1996 im texanischen Arlington der letzte B-Body vom Band.

 

Mit dem ausscheiden des Hauptkonkurrenten Caprice hatte der Ford Crown Victoria leichtes Spiel mit der Konkurrenz was Ihn zur neuen Nummer 1 am Cop Car Himmel werden ließ. So prägte der Ford Crown Victoria bis zu seiner Einstellung im Jahre 2011 das Bild des typischen amerikanischen Streifenwagens. Mit dem Crown Victoria ging damit nicht nur die Ära der klassischen Cop Cars, sondern auch die Ära der klassischen Full-Size Limousinen endgültig zu Ende. Der Crown Victoria erreichte bis zu seiner Einstellung übrigens nie die Fahrleistungen des LT1 Caprice! ;)

 

7231465890-afcde7df657231465890-afcde7df65

Mit der Einstellung von Caprice und Crown Victoria endeten die Cop Car Wars natürlich nicht und so liefern sich GM, Chrysler und Ford bis heute einen heißen Kampf um das beste Patrol Car. Chevrolet reaktivierte einen bei Polizisten wohlbekannten Namen und tritt dabei mit dem neuen Caprice PPV an der auf dem Holden Commodore basiert. Ford schickt den Taurus Police Interceptor (von Fans auch liebevoll Tauraceptor gennannt) ins Rennen und Dodge tritt mit seinem legendären Charger an. Momentan zeichnet sich bei den Tests eine knappe Mopar Dominanz ab, vor allem wegen des herausragenden Hemi Motors. Die Tests werden immer spannender da sich Chevrolet, Dodge und Ford mittlerweile nichts mehr schenken und die drei in den Tests sehr sehr nah beieinander liegen.

 

chevrolet-caprice-pp-4-600x0wchevrolet-caprice-pp-4-600x0w

Im harten Alltag scheint sich der moderne Charger mit seiner selbsttragenden Karosserie allerdings deutlich schwerer zu tun als seine Body on Frame Vorgänger Caprice und Crown Victoria. Mittlerweile hört man von so manchem Department das der Charger nicht ganz an die Robustheit und Zuverlässigkeit seiner Vorgänger herankommt.

 

Aus dem Grunde werden SUVs als Patrol Cars auch immer beliebter, da diese allein schon konzeptbedingt robuster sind als moderne Sedans. Chevrolet geht hier mit dem Tahoe ins Rennen und Ford hat den Explorer im Angebot. Man darf gespannt sein wie die Cop Car Wars weitergehen. Im Laufe der Jahrzehnte wurden viele Schlachten geschlagen, aber solange es Autos gibt wird der Kampf um das beste Cop Car weitergehen.................

 

Quellen:
Chevrolet Police Cars by Edwin J. Sanow
Michigan State Police Evaluation 1996/1997

Hat Dir der Artikel gefallen? 20 von 20 fanden den Artikel lesenswert.

Sat Jun 13 23:13:01 CEST 2015    |    Dynamix

Weiß gar nicht wie ich die Farbe beschreiben soll. War irgendwas zwischen Silber und Gold wenn ich das richtig im Kopf habe. Unser Pabst wollte das ich den als Daily kaufe :D

Fri Aug 14 20:46:38 CEST 2015    |    jackknife

Bezüglich des Volvo: Zumindest in Großbritannien wurden die Polizeiwagen mit größeren Bremsen ausgestattet die besser verzögern. Zudem wurde dort ein geändertes Steuergerät in die Turbomodelle verbaut was die Begrenzung des Ladedrucks zum Schonen der Automatik m.W.n. aufhob, d.h. die Automatikvarianten beschleunigten annähernd so schnell wie die Handschalter, aber eben nicht ganz.

Ansonsten wundert mich das Ganze aber nicht. Die US-850 T5 waren eingebremst, und die Höchstgeschwindigkeit lässt darauf schliessen dass genau so einer dort geliefert wurde - sonst wären nämlich locker über 230 km/h drin gewesen.

Die 850R-Handschalter schließlich liefen bis in den Begrenzer bei 250, schafften es aber nie offiziell in die USA (nur Automatikversionen).

 

Offenbar war man sich da in Göteborg ZU sicher. Dass der Wagen für Cops mit umgeschnallter Waffe, Funkgerät und "Donutgefüllter" Sicherheitsweste zu eng war kann ich hingegen gut verstehen. Er ist halt einiges kleiner als der Caprice, umgekehrt hätte dieser aber z.B. in Großbritannien nie einen solchen Wettbewerb gewonnen da er in vielen Orten kaum durch die Straßen gepasst hätte.

Tue Aug 18 21:04:48 CEST 2015    |    Rostlöser51231

In unserer Gegend, haben die die lokalen Polizeibehoerden nach dem Auslaufen des Crown Vic nun fast alle ausschliesslich auf Chevy Tahoe umgesattelt. Veschiedene Alternativen wie Charger und Impala wurden auch gestestet. Aber die Tahoes sind einfach praktischer.

Deine Antwort auf "Cop Car Wars"

Blogempfehlung

Mein Blog hat am 16.03.2021 die Auszeichnung "Blogempfehlung" erhalten.

Wer war´s?

Dynamix Dynamix

Ivar, Ivar!Shelving unit!


Als Autonarr geboren und bei US-Cars hängengeblieben, so könnte man meinen automobilen Werdegang wohl am besten beschreiben ;) Meine Leidenschaft gehört allen US-Cars, aber meine Technikliebe erstreckt sich eigentlich auf alles was Räder hat, also auch Zweiräder, egal ob mit oder ohne Motor :D

Welcome!

Willkommen in Dynamix Garage,

 

hier dreht sich alles um den American Way of Drive und andere spannende Themen die für mich zum Thema Auto einfach dazugehören. Wer auf amerikanisches Blech steht ist hier genau richtig ;)

 

Mittlerweile haben sich in meinem Blog diverse Blogreihen etabliert:

 

Memory Lane: Vorstellungen besonderer/bemerkenswerter Fahrzeuge

 

Whale Diaries: Erzählungen/Erlebnisse aus dem Leben unseres 1992 Caprice Classic

 

Sheriff Tales: Erzählungen/Erlebnisse aus dem Leben unseres 1993 Caprice 9C1

 

La macchina nera: Geschichten um die Wiederauferstehung meiner Vespa ET4 50

 

Ihr könnt aber auch einfach im Diner vorbeischauen um hemmungslos zu spammen oder Off-Topic zu werden :D

 

Zum Diner gehts übrigens hier entlang! ;)

 

Von Zeit zu Zeit gibts aber auch Artikel die ein wenig aus der Reihe fallen. Dies können aktuelle Themen sein, Spezialthemen die nicht in die etablierten Blogreihen passen, eigene Gedanken oder einfach nur anderes Zeug an dem ich irgendwie geschraubt habe :D

 

Enjoy your stay!

 

Dynamix

Cool wall (296)

Der Fuhrpark

Blokes

  • anonym
  • el lucero orgulloso
  • Lumpi3000
  • Blackgolf84
  • miko-edv
  • Andi2011
  • ToledoDriver82
  • PIPD black
  • Swissbob
  • BS80