S8 (FL) Kühlwasserpumpe ohne Funktion
Hallo allerseits,
mit meinem Audi S8 (Handschalter, BJ 2002) habe ich plötzlich ein merkwürdiges Problem.
Der Motor überhitzt sehr schnell. Normalerweise denke ich dann an einen defekten Thermostat, aber das ist es nicht - zumindest nicht allein - denn in dem Fall könnte man zumindest einen Teil der Wärme über die Innenraumheizung abführen. Aber die bleibt trotz Max-Stellung kalt. Eine an den Vor- und Rücklauf der Innenraumheizung angeschlossene Verdampfer-LPG-Anlage (Prins) funktioniert ebenfalls nicht mehr, da die erforderliche Kühlwassertemperatur nicht mehr erreicht wird.
Nach einer Abkühl-Nacht habe ich den Motor wieder gestartet und im Leerlauf laufen lassen. Bereits nach drei Minuten - der Temperaturanzeiger im Kombiinstrument zeigte noch weniger, als normale Betriebstemperatur an - stiegen bereits Dampfblasen vom unten angeschlossenen Schlauch in den Kühlwasser-Ausgleichsbehälter. Der Motor scheint bereits innerlich zu kochen, obwohl alle Kühlwasserschläuche und -rohre noch kalt sind. Hier bin ich mit meinem Latein am Ende.
Wie es aussieht, wird das Kühlwasser nicht mehr im Kreis gepumpt. Ein Blick auf den Zahnriemen, der auch die Wasserpumpe antreibt, zeigt, das dort alles ok ist und sich die Pumpe artig dreht. Nun kommen eigentlich nur zwei Möglichkeiten in Betracht:
1. Der Kühlkreislauf ist an einer entscheidenden Stelle verstopft. Das wäre aber seltsam, da das Kühlmittel sauber und klar ist. Es gibt auch keine Ablagerungen im Ausgleichsbehälter. Symptome einer defekten Zylinderkopfdichtung (Wasser im Öl oder Öl im Wasser) gibt es nicht. Woher sollte eine Verstopfung kommen?
2. Die Pumpe pumpt nicht, obwohl sich das Zahnriemenrad dreht. Ist es vorstellbar, dass plötzlich alle Pumpenflügel abgebrochen sind oder sich das Flügelrad auf der Welle nicht mehr mitdreht?
Hat jemand eine Idee, was da los ist?
Viele Grüße,
Kai
Beste Antwort im Thema
Der Fehler ist gefunden.
Um euch ein bisschen auf die Folter zu spannen, liste ich erstmal auf, was es nicht war:
- nicht Wasserpumpe
- nicht der Thermostat
- keine Verstopfung
- kein Kopfdichtungsschaden
- und auch kein Riss im Motorblock.
Nichts von dem, was wir alle hier im Forum an Möglichkeiten in Erwägung gezogen haben, ist die Ursache!
Wie es häufig so ist, hat Kommissar Zufall uns (Kumpel und mir) auf die Sprünge geholfen. Mit angeschlossenem VAG-Com (keine Fehlercodes gefunden) haben wir den kalten Motor gestartet und im Leerlauf warmlaufen lassen und dabei den Anstieg der Temperatur am Computer beobachtet. Um Kühleinflüsse des LPG-Verdampfers auszuschließen, wurde das auf Benzin gemacht. Und siehe da: Alles funktionierte ganz normal. Heizung wurde gewohnt warm und nach einer Weile auch der Kühler. Der Thermostat öffnete brav bei ca. 88°C, die Motortemperatur erreichte schließlich normale 91°C und blieb dort auch stabil. Nachdem sich nichts mehr änderte, wurde die Kiste auf LPG umgeschaltet. Nach einigen Minuten wurde dann die Heizung kalt und auch der Kühler. Die Motortemperatur begann anzusteigen. Bei 100°C haben wir dann wieder auf Benzin zurückgeschaltet. Diesmal blieb zwar die Heizung kalt aber der Kühler wurde wieder durchflossen und die Motortemperatur sank zurück auf die ursprünglichen 91°C. Also wieder LPG an. Diesmal haben wir bis 110°C gewartet und dann wieder auf Benzin zurückgeschaltet. Das brachte jetzt aber nichts mehr. Die Motortemperatur stieg immer weiter und der Kühler blieb kalt. Bei 120°C haben wir das Experiment dann abgebrochen und den Motor ausgeschaltet.
Also: Auf Benzin läuft die Karre ganz normal und auf LPG versagt die Wasserpumpe? Oder der Thermostat? Was für einen Einfluss sollte denn die Kraftstoffart auf den Kühlkreislauf haben? Nach einer Weile ratlosem Kopfschütteln kam meinem Kumpel die zündende (wörtlicher, als einem lieb sein kann) Idee. Was, wenn der Wärmetauscher im LPG-Verdampfer ein Leck hätte und das verdampfte Propan-Butan-Gemisch ins Kühlwasser eindringen würde? Der Druck reicht mit 8 bis 12 Bar locker dafür aus. Also mal vorsichtig den Deckel am Ausgleichsgefäß etwas lose gedreht und an der austretenden "Luft" geschnuppert. Deutlicher Gasgeruch! Na halleluja. Im überhitzten Motor kreiselt also lustig unverbranntes LPG mit dem Kühlwasser umher. Und zwar in solchen Mengen, dass die Wasserpumpe nichts mehr gebacken kriegt. Naja, also erstmal alles in Ruhe auslüften lassen und vorerst nicht mehr mit LPG fahren. Aber auch nicht zu lange, denn wenn die LPG-Anlage abgeschaltet ist, läuft jetzt möglicherweise in umgekehrter Richtung Kühlwasser in den LPG-Verdampfer. Aber der muss ja eh neu ;-)
Allen einen herzlichen Dank für die Tipps und Unterstützung,
Kai
53 Antworten
@WeissNicht23: Beim 5V-Motor ist die Fließrichtung des Kühlmittels andersrum. Der Thermostat ist an der Stelle, wo das Wasser vom Kühler zurück in den Motor läuft. Steht zumindest hier:
http://www.volkspage.net/technik/ssp/ssp/SSP_217_d1.PDF (Kühlkreislauf)
Oh, das mit der geänderte Flussrichtung beim FL wusste ich noch nicht.
Den Schlauch dann oben am Kühler entfernen und schauen, was passiert. Aber nur kurz versuchen, damit der Motor nicht überhitzt.
@WeissNicht23: Ich denke das werde ich mal ausprobieren. Wenn was kommt ist die Pumpe ok. Wenn nichts oder nur sehr wenig kommt, bin ich allerdings so schlau, wie vorher. Denn dann könnte es immer noch eine Verstopfung sein.
Einen kleinen Anhaltspunkt gibt es noch: An der rechten Seite des Kühlers (wenn man von vorn auf den Motor schaut), ist ein dünner Entlüftungsschlauch, der direkt zum Ausgleichsgefäß führt. Dort fließt langsam Kühlmittel vom Kühler zum Gefäß, was man an gelegentlichen Luftblasen sehen kann. Wo die herkommen ist mir allerdings schleierhaft...
Hmm,
Zuviel Luft im Kühlsystem würde auch zu Überhitzung führen.... aber wieso gibt das erst jetzt Probleme. Das hätte schon nach dem letzten Ablassen des Kühöwasers Probleme geben müssen.
Hat der FL noch die Enlüfter-Schrauben zur Heizung hin? Wenn ja, mal eine raus und den grossen Kühlschlauch zusammendrücken, da muss Wasser rauskommen, sonst ist Luft im System.
Dann könnte ein richtiges Entlüften schon helfen. Da muss aber schon eine Menge fehlen.
Luftblasen sollten in dem Schlauch zum Ausgleichsbehälter nicht sein.
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Genau DIESE zwei Möglichkeiten gibt es. Du hast es also selbst erraten. Wo wohnst Du denn? Vielleicht gibt es jemanden in Deiner Nähe, der Dir die Pumpe tauschen kann.
Mal was anderes: wann genau wurde die Pumpe denn getauscht? Ist da vielleicht noch Garantie drauf? Dann flott zur Werkstatt und mal freundlich um Nachbesserung bitten. Was für eine Pumpe steht denn auf der Rechnung? Teilenummer? Vielleicht kann man darüber ja schon ersehen, was für eine das ist.
@micha204: Mit Garantie ist nichts mehr. Wurde im März 2010 gemacht. Eine Teilenummer steht nicht auf der Rechnung. Nur, dass die Pumpe 115€ (+MwSt) = 137€ gekostet hat. Haut das hin für eine Original-Pumpe?
Nein, ich glaube, die ist teurer. Bin aber jetzt nicht 100% sicher. Ich schau morgen mal nach.
Pumpe wechseln ist zwar schon Arbeit, aber jetzt kein Hexenwerk.
Wo wohnst Du denn?
@WeissNicht23: Eben! Die Kiste fuhr ja jahrelang ohne Probleme. Und jetzt plötzlich Luft drin? Auch merkwürdig. Vielleicht ja doch die Kopfdichtung oder gar gerissener Block, so dass Abgase ins System drücken. Aber ob die den Kühlkreislauf derart ausbremsen können? Wäre natürlich möglich, wenn die Pumpe trocken läuft...
Hmmm... Ist eine bis eineinhalb Stunden von mir. Gibt's jemand, der näher dran ist?
Hallo, ist denn das Kühlsystem dicht, oder gibt es auch einen leichten Kühlmittelverlust?
@fritze126: Der Wagen hat seit ca. 5 Jahren einen leichten (ca. 0,5L in drei Monaten) Kühlwasserverlust. Denke aber nicht dass das was mit dem aktuellen Problem zu tun hat.
Das mit dem freien Durchdrehen der Kühlmittelpumpe wenn der Motor kalt ist - das kommt mir allerdings spanisch vor.
Diese Riemen sollten doch ständig gespannt sein - und wenn die Pumpe NUR durch Reibung auf der glatten Rückseite des Riemens angetrieben wird - dann sollte es dort - meinem technischen Verständnis nach - NIE Spiel geben!
Dann ist der Spanner für den Riemen defekt!!!!!!!
Das wäre der One-Million-Dollar Zufall wenn genau bei deinem Motor die Pumpe in Ordnung aber er von Innen verstopft ist, einfacher gesagt ist es sehr sehr unwahrscheinlich. Ob nun Kopfdichtung platt oder Riss im Block spielt keine Rolle, beides würde niemals so derart den Durchfluss hemen können.
Wasserpumpe (Austausch) original von Audi für den 4.2 AQF, Teile-Nr.: 077 117 411 PX, Preis o. MwSt = 127€ (Stand 2012)
Dass das Pumpenrad (zahnriemenseitig) sich bei stehendem kalten Motor manchmal drehen lässt, kann ich bestätigen aber es lässt sich nicht SO freigängig drehen, dass dadurch irgend eine genaue Aussage über den Zustand möglich wäre.
Edit:
Ich habe auch schon Wasserpumpen gesehen, bei denen das Pumpenrad zwar noch drauf war aber sich nichtmehr mitgedreht hat, oder auch solche (betrifft auch die aus Metal) von denen Stücke abgebrochen/abgeplatzt sind, sich der Rest aber noch auf der Welle befand.
Du hast ansich nur die zwei bereits erwähnten Möglichkeiten meiner Vorredner:
- Wasserpumpe ausbauen und Pumpenrad überprüfen, der Aufwand sollte es dir wert sein denn dann lässt sich das garantiert als Symptom ausschließen.
- Richtig Entlüften mit Zuhilfename der Entlüftungsschrauben.
Was deinen leichten KW-Verlust angeht, ich setzte meine Wette auf das Plastikröhrchen am Ölkühler.
Viel Erfolg!
Gruß
Magnus
Zitat:
@Kais_S8 schrieb am 14. Mai 2015 um 19:02:34 Uhr:
@micha204: Mit Garantie ist nichts mehr. Wurde im März 2010 gemacht.
Dann ist der ZR doch wieder fällig gewesen im März 2015... Tausch alle 120.000km oder 5 Jahre.
Bzgl. des KW-Verlustes tippe ich auch auf das Röhrchen am Ölkühler. Wobei, wenn es eit 5 Jahren ist, dann sollte das Röhrchen inzwischen mehr rauslassen. Da es aber zeitlich mit dem ZR-Wechsel zusammenfällt könnte auch in Einbaufehler bei der WaPu vorliegen.