Ein Crash Test privater Natur
Düsseldorf, Mitte der Stadt, Mitte August, Mitte Freitag.
Es regnet ausnahmsweise nicht. Der Verkehr ist dicht, da alle irgendwohin fahren, um irgendwas Weltbewegendes zu tun. Weil ich mit Weltbewegendem nicht weniger als alle Anderen zu tun habe, mache ich auch mit.
Eine Kreuzung, drei Spuren pro Fahrtrichtung quer, zwei Spuren pro Fahrtrichtung längs, dazwischen Straßenbahnspuren.
Ich stehe an der Ampel in der ersten Reihe der linken Spur in der Richtung mit zwei Spuren pro Fahrtrichtung. Keiner hätte es geglaubt, aber nach Rot kommt Gelb und danach Grün. Nur anfahren kann ich nicht, da ich noch zwei Quernachzügler, die bei Orange fahren, durchlassen muss.
Circa 3-4 Sekunden nach dem Anfang der Grünphase ist der Weg frei. Ich konzentriere meine Aufmerksamkeit auf die Situation vor mir, da meine Spur hinter der Kreuzung verstopft ist und ich mir überlegen muss, ob ich doch an der Ampel stehen bleiben soll, um mitten in der rechten Querspur nicht stehen zu bleiben. In dem Moment fahren die Fahrzeuge in meiner Spur hinter der Kreuzung vor, sodass es genug Platz für 2-3 Fahrzeuge entsteht und ich fahre mitten in der Grünphase an. Schnell, aber ohne Vollgas.
Plötzlich durchquert ein Fahrzeug meine Fahrspur in der mittleren Querspur der (von mir aus) Rechtsrichtung und direkt vor mir erscheint ein Weiteres. Ich fange an zu bremsen und mit ca. 20-25 km/h erwische dieses Fahrzeug auf der Höhe des rechten Vorderrades / der A-Säule. Es fühlt sich wie in einem Videospiel an. Ich sehe und höre, was passiert, aber mein Körper spürt keinen Aufprall. Die Fahrgastzelle bleibt absolut unbeschädigt.
Während die Wucht des Aufpralls das von mir getroffene Fahrzeug leicht nach links dreht, weicht noch ein (dritter) Nachzügler in die linke Spur der Querrichtung aus und fährt weiter, ohne anzuhalten.
So bleibt das von mir getroffene Fahrzeug in der linken Spur und meins in der mittleren Spur der (von mir aus) Rechtsrichtung des Querverkehrs stehen. Beide diagonal zur Verkehrsrichtung.
Es ist vorbei. Stille, Stillstand, still bleiben.
Ich schaue nach vorne, sehe die ausgelöste Airbags des von mir getroffenen Autos. Zu ihm laufen viele Menschen, machen die Fahrertür auf, befreien die ca. 20-jährige Fahrerin.
Meine Airbags wurden aufgrund der Geschwindigkeit unter 30 km/h nicht ausgelöst, was mir einen Schlag ins Gesicht ersparte. Ich schaue mich in meinem Fahrzeug um, kontrolliere, ob mit meinem Körper alles stimmt, schalte die Warnblinkanlage ein, nehme mein Portemonnaie aus der Fahrertürtasche und mein Handy aus dem Mitteltunnel-Multimediafach heraus. Danach schnalle ich mich ab, mache die Fahrertür auf und steige aus. Keiner kommt zu meinem Auto, keiner kommt auf mich zu.
Ich versuche die Ruhe zu bewahren, schaue mich um, ob der nachkommende Verkehr den Unfall wahrgenommen hat und suche die Fahrerin des von mir getroffenen Autos.
Sie steht umrundet von ca. einem Dutzend Menschen, meistens Frauen.
Ich komme auf sie mit der Frage zu, ob sie verletzt ist. Sie steht weinend, zitternd und antwortet nicht. Ich frage die Passanten, ob jemand einen Krankenwagen gerufen hat. Nachdem die Frage bejaht wurde, hacke ich weiter nach, wie es mit dem Rufen der Polizei aussieht. Ebenfalls erledigt. Ich versuche, die Fahrerin zu trösten, dass Hauptsache ihr nichts passiert ist und den Rest die Versicherung übernimmt.
Eine der Zeugen, eine ca. 50-jährige Frau meint zu mir, ich sei aber wie ein Verrückter gefahren. Ich versuche, den Kopf klar zu kriegen und antworte, dass mein Auto über 360 PS und einen lauten Auspuff hat, sodass bei Manchen der Eindruck entstehen kann, dass ich schnell fahre, selbst, wenn ich mit Schrittgeschwindigkeit rolle. Ich erspare ihr die Erklärung, dass ich in der Stadt meistens im S-Modus fahre, sobald die Betriebstemperaturen erreicht sind. Dabei geht es mir nicht um die akustische Präsenz, sondern um einen direkten Draht zum Fahrzeug, ohne verzögerte Gasannahme im C-Modus.
In dem Moment kommt der Krankenwagen und das Mädel wird behandelt. Einer der Sanitäter kommt auf mich zu und stellt mir eine Frage, die mir an dem Tag zum ersten Mal gestellt wird: wie es mir geht.
Verkehrskaos. Eine Menge Autos, Menschenmenge, Unmenge an Geräuschen.
Zum Martinshorn des Krankenwagens kommt der der Polizei dazu. Ein Motorradpolizist ist da. Während er parkt und danach die Unfallstelle fotografiert, stehe ich in der Menschenmenge. Die Fahrerin des von mir getroffenen Autos ist im Krankenwagen verschwunden, eine edel angezogene 35-40-jährige Frau spricht mich an und meinte, sie sei neben dem Mädel gefahren und habe alles gut sehen können, das Mädel sei bei Dunkelrot gefahren. Ein ca. 35-jähriger Fußgänger kommt auf uns zu uns sagt das Gleiche. Eine ca. 50-jährige Frau, die offenbar zusammen mit der Frau unterwegs war, die mir vorgeworfen hat, zu schnell gefahren zu sein, meint, ich hätte nicht wie ein Verrückter fahren sollen. Ich antworte nichts. Ich fahre ein einigermaßen teueres und lautes Auto, ich bin ein Mann, selbst wenn ich gleich ein paar süße Welpen aus einem brennenden Haus retten würde, bin ich für sie trotzdem ein Völkermörder und Kindervergewaltiger.
Ich gehe um mein Auto herum, mache Fotos und inspiziere den Schaden. Die vordere Stossstange hat sich nach rechts gewickelt und hängt auf der Höhe des rechten Kotflügels an einem Streifen Plastik, die Scheinwerfer sind ganz, genauso wie die Kotflügel und die Motorhaube. Aber sie wurden aufeinander geschoben. Links tropft etwas ein wenig.
Der Polizist kommt auf mich zu, fragt mich, ob mein Auto fahrbereit sei und bittet mich, wenn es der Fall sei, mein Auto ein Stück weiter zu fahren, um die Fahrbahn zu räumen und dem Abschlepper des von mir getroffenen Autos Platz zu machen. Ich befestige die vordere Stossstange so gut es geht an ihrem ursprünglichen Platz und steige in mein Auto. Ich mache die Fahrertür zu, schnalle mich an, mache die Warnblinkanlage aus und starte den Motor. Das Auto springt sofort an, im zentralen Display erscheint eine Meldung, dass die 4-Martic sowie die Abstandsregelung nicht verfügbar sind. Ich betätige den Rechtsblinker, schaue mich um und fahre an. Das Auto fährt sich ganz normal, keine komischen Geräusche oder etwas Ähnliches. Wenn man mit verbundenen Augen eingestiegen wäre, wäre man beim Fahren niemals auf den Gedanken gekommen, am Steuer eines Unfallwagens zu sitzen.
Vorgefahren ein paar Dutzend Meter halte ich an, schalte die Warnblinkanlage wieder an, mache den Motor aus, schnalle mich ab, steige aus, schliesse das Auto ab und gehe zum Polizisten.
Er fragt nach dem Führer- und dem Fahrzeugschein. Ich händige diese aus und während der Polizist die Formulare ausfüllt, rede mit der edel angezogenen Frau. Die Menschenmenge wird geringer, der Krankenwagen fährt weg, die Zeugen verlassen die Unfallstelle.
Der Polizist ruft mich und reicht mir meine Unterlagen. Danach klärt er mich bezüglich der Situation auf. Es gäbe fünf Zeugen, drei von denen meinen, das Mädel sei bei Rot und ich bei Grün gefahren, zwei dagegen, dass sowohl das Mädel, als auch ich bei Grün gefahren sind, ich allerdings zwischen „sehr sportlich“ und „wie ein Berserker“ gefahren sei. Deshalb sehe es folgendermaßen aus: Es gäbe einen Verkehrsunfall mit Personenschaden (das Mädel), es könne sein, dass die gegnerische Versicherung versuchen würde, mir die Teilschuld in die Schuhe zu schieben.
Danach verabschiedet sich der Polizist und verlässt die Unfallstelle.
Die Bühne nach der Show. Die Strasse wird leer, Leere in meinem Kopf, mein Auto im Leelauf.
Ich fahre vorsichtig an, überlege mir, wie ich am schnellsten Wege in die Werkstatt komme. Ich fahre betont ruhig, mein Auto erzeugt mehr Aufmerksamkeit, als ein Bugatti Veyron. Mitleidig nickende Mercedes-Fahrer, neugierig schauende Jugendliche, Schadenfreude in jedem dritten Gesicht. Nach circa 20 Minuten komme ich in die Werkstatt. Der Parkplatzwächter meint, Unfallfahrzeuge sollen nicht vor dem Eingang stehen, was ich auch selbst für richtig halte, und lotst mich zum Tor der Werkstatt.
Ich melde mich am Empfang, ungefähr eine Minute später kommt ein sehr netter Meister auf mich zu, mit dem ich bereits vorher zu tun hatte. Der Schaden wird aufgenommen und begutachtet (12000-15000 Euro, Genaueres werde der Gutachter ermitteln, die Reparatur nehme nicht unter zwei Wochen in Anspruch). Nach geschätzt 20 Minuten steige ich in einen Ersatz-GLA 250 4Matic in fast Vollausstattung und fahre weiter Weltbewegendes vollbringen.
Der Tag neigt sich dem Ende zu. Später Abend, verspätete Nackenschmerzen, Spätschicht im Krankenhaus.
Der Nacken wird untersucht und geröntgt, ein sehr netter Chirurg bescheinigt mir ein leichtes Schleudertrauma. Hoffentlich geht es dem Mädel nicht schlechter.
Das Leben geht zum Glück weiter.
Beste Antwort im Thema
Düsseldorf, Mitte der Stadt, Mitte August, Mitte Freitag.
Es regnet ausnahmsweise nicht. Der Verkehr ist dicht, da alle irgendwohin fahren, um irgendwas Weltbewegendes zu tun. Weil ich mit Weltbewegendem nicht weniger als alle Anderen zu tun habe, mache ich auch mit.
Eine Kreuzung, drei Spuren pro Fahrtrichtung quer, zwei Spuren pro Fahrtrichtung längs, dazwischen Straßenbahnspuren.
Ich stehe an der Ampel in der ersten Reihe der linken Spur in der Richtung mit zwei Spuren pro Fahrtrichtung. Keiner hätte es geglaubt, aber nach Rot kommt Gelb und danach Grün. Nur anfahren kann ich nicht, da ich noch zwei Quernachzügler, die bei Orange fahren, durchlassen muss.
Circa 3-4 Sekunden nach dem Anfang der Grünphase ist der Weg frei. Ich konzentriere meine Aufmerksamkeit auf die Situation vor mir, da meine Spur hinter der Kreuzung verstopft ist und ich mir überlegen muss, ob ich doch an der Ampel stehen bleiben soll, um mitten in der rechten Querspur nicht stehen zu bleiben. In dem Moment fahren die Fahrzeuge in meiner Spur hinter der Kreuzung vor, sodass es genug Platz für 2-3 Fahrzeuge entsteht und ich fahre mitten in der Grünphase an. Schnell, aber ohne Vollgas.
Plötzlich durchquert ein Fahrzeug meine Fahrspur in der mittleren Querspur der (von mir aus) Rechtsrichtung und direkt vor mir erscheint ein Weiteres. Ich fange an zu bremsen und mit ca. 20-25 km/h erwische dieses Fahrzeug auf der Höhe des rechten Vorderrades / der A-Säule. Es fühlt sich wie in einem Videospiel an. Ich sehe und höre, was passiert, aber mein Körper spürt keinen Aufprall. Die Fahrgastzelle bleibt absolut unbeschädigt.
Während die Wucht des Aufpralls das von mir getroffene Fahrzeug leicht nach links dreht, weicht noch ein (dritter) Nachzügler in die linke Spur der Querrichtung aus und fährt weiter, ohne anzuhalten.
So bleibt das von mir getroffene Fahrzeug in der linken Spur und meins in der mittleren Spur der (von mir aus) Rechtsrichtung des Querverkehrs stehen. Beide diagonal zur Verkehrsrichtung.
Es ist vorbei. Stille, Stillstand, still bleiben.
Ich schaue nach vorne, sehe die ausgelöste Airbags des von mir getroffenen Autos. Zu ihm laufen viele Menschen, machen die Fahrertür auf, befreien die ca. 20-jährige Fahrerin.
Meine Airbags wurden aufgrund der Geschwindigkeit unter 30 km/h nicht ausgelöst, was mir einen Schlag ins Gesicht ersparte. Ich schaue mich in meinem Fahrzeug um, kontrolliere, ob mit meinem Körper alles stimmt, schalte die Warnblinkanlage ein, nehme mein Portemonnaie aus der Fahrertürtasche und mein Handy aus dem Mitteltunnel-Multimediafach heraus. Danach schnalle ich mich ab, mache die Fahrertür auf und steige aus. Keiner kommt zu meinem Auto, keiner kommt auf mich zu.
Ich versuche die Ruhe zu bewahren, schaue mich um, ob der nachkommende Verkehr den Unfall wahrgenommen hat und suche die Fahrerin des von mir getroffenen Autos.
Sie steht umrundet von ca. einem Dutzend Menschen, meistens Frauen.
Ich komme auf sie mit der Frage zu, ob sie verletzt ist. Sie steht weinend, zitternd und antwortet nicht. Ich frage die Passanten, ob jemand einen Krankenwagen gerufen hat. Nachdem die Frage bejaht wurde, hacke ich weiter nach, wie es mit dem Rufen der Polizei aussieht. Ebenfalls erledigt. Ich versuche, die Fahrerin zu trösten, dass Hauptsache ihr nichts passiert ist und den Rest die Versicherung übernimmt.
Eine der Zeugen, eine ca. 50-jährige Frau meint zu mir, ich sei aber wie ein Verrückter gefahren. Ich versuche, den Kopf klar zu kriegen und antworte, dass mein Auto über 360 PS und einen lauten Auspuff hat, sodass bei Manchen der Eindruck entstehen kann, dass ich schnell fahre, selbst, wenn ich mit Schrittgeschwindigkeit rolle. Ich erspare ihr die Erklärung, dass ich in der Stadt meistens im S-Modus fahre, sobald die Betriebstemperaturen erreicht sind. Dabei geht es mir nicht um die akustische Präsenz, sondern um einen direkten Draht zum Fahrzeug, ohne verzögerte Gasannahme im C-Modus.
In dem Moment kommt der Krankenwagen und das Mädel wird behandelt. Einer der Sanitäter kommt auf mich zu und stellt mir eine Frage, die mir an dem Tag zum ersten Mal gestellt wird: wie es mir geht.
Verkehrskaos. Eine Menge Autos, Menschenmenge, Unmenge an Geräuschen.
Zum Martinshorn des Krankenwagens kommt der der Polizei dazu. Ein Motorradpolizist ist da. Während er parkt und danach die Unfallstelle fotografiert, stehe ich in der Menschenmenge. Die Fahrerin des von mir getroffenen Autos ist im Krankenwagen verschwunden, eine edel angezogene 35-40-jährige Frau spricht mich an und meinte, sie sei neben dem Mädel gefahren und habe alles gut sehen können, das Mädel sei bei Dunkelrot gefahren. Ein ca. 35-jähriger Fußgänger kommt auf uns zu uns sagt das Gleiche. Eine ca. 50-jährige Frau, die offenbar zusammen mit der Frau unterwegs war, die mir vorgeworfen hat, zu schnell gefahren zu sein, meint, ich hätte nicht wie ein Verrückter fahren sollen. Ich antworte nichts. Ich fahre ein einigermaßen teueres und lautes Auto, ich bin ein Mann, selbst wenn ich gleich ein paar süße Welpen aus einem brennenden Haus retten würde, bin ich für sie trotzdem ein Völkermörder und Kindervergewaltiger.
Ich gehe um mein Auto herum, mache Fotos und inspiziere den Schaden. Die vordere Stossstange hat sich nach rechts gewickelt und hängt auf der Höhe des rechten Kotflügels an einem Streifen Plastik, die Scheinwerfer sind ganz, genauso wie die Kotflügel und die Motorhaube. Aber sie wurden aufeinander geschoben. Links tropft etwas ein wenig.
Der Polizist kommt auf mich zu, fragt mich, ob mein Auto fahrbereit sei und bittet mich, wenn es der Fall sei, mein Auto ein Stück weiter zu fahren, um die Fahrbahn zu räumen und dem Abschlepper des von mir getroffenen Autos Platz zu machen. Ich befestige die vordere Stossstange so gut es geht an ihrem ursprünglichen Platz und steige in mein Auto. Ich mache die Fahrertür zu, schnalle mich an, mache die Warnblinkanlage aus und starte den Motor. Das Auto springt sofort an, im zentralen Display erscheint eine Meldung, dass die 4-Martic sowie die Abstandsregelung nicht verfügbar sind. Ich betätige den Rechtsblinker, schaue mich um und fahre an. Das Auto fährt sich ganz normal, keine komischen Geräusche oder etwas Ähnliches. Wenn man mit verbundenen Augen eingestiegen wäre, wäre man beim Fahren niemals auf den Gedanken gekommen, am Steuer eines Unfallwagens zu sitzen.
Vorgefahren ein paar Dutzend Meter halte ich an, schalte die Warnblinkanlage wieder an, mache den Motor aus, schnalle mich ab, steige aus, schliesse das Auto ab und gehe zum Polizisten.
Er fragt nach dem Führer- und dem Fahrzeugschein. Ich händige diese aus und während der Polizist die Formulare ausfüllt, rede mit der edel angezogenen Frau. Die Menschenmenge wird geringer, der Krankenwagen fährt weg, die Zeugen verlassen die Unfallstelle.
Der Polizist ruft mich und reicht mir meine Unterlagen. Danach klärt er mich bezüglich der Situation auf. Es gäbe fünf Zeugen, drei von denen meinen, das Mädel sei bei Rot und ich bei Grün gefahren, zwei dagegen, dass sowohl das Mädel, als auch ich bei Grün gefahren sind, ich allerdings zwischen „sehr sportlich“ und „wie ein Berserker“ gefahren sei. Deshalb sehe es folgendermaßen aus: Es gäbe einen Verkehrsunfall mit Personenschaden (das Mädel), es könne sein, dass die gegnerische Versicherung versuchen würde, mir die Teilschuld in die Schuhe zu schieben.
Danach verabschiedet sich der Polizist und verlässt die Unfallstelle.
Die Bühne nach der Show. Die Strasse wird leer, Leere in meinem Kopf, mein Auto im Leelauf.
Ich fahre vorsichtig an, überlege mir, wie ich am schnellsten Wege in die Werkstatt komme. Ich fahre betont ruhig, mein Auto erzeugt mehr Aufmerksamkeit, als ein Bugatti Veyron. Mitleidig nickende Mercedes-Fahrer, neugierig schauende Jugendliche, Schadenfreude in jedem dritten Gesicht. Nach circa 20 Minuten komme ich in die Werkstatt. Der Parkplatzwächter meint, Unfallfahrzeuge sollen nicht vor dem Eingang stehen, was ich auch selbst für richtig halte, und lotst mich zum Tor der Werkstatt.
Ich melde mich am Empfang, ungefähr eine Minute später kommt ein sehr netter Meister auf mich zu, mit dem ich bereits vorher zu tun hatte. Der Schaden wird aufgenommen und begutachtet (12000-15000 Euro, Genaueres werde der Gutachter ermitteln, die Reparatur nehme nicht unter zwei Wochen in Anspruch). Nach geschätzt 20 Minuten steige ich in einen Ersatz-GLA 250 4Matic in fast Vollausstattung und fahre weiter Weltbewegendes vollbringen.
Der Tag neigt sich dem Ende zu. Später Abend, verspätete Nackenschmerzen, Spätschicht im Krankenhaus.
Der Nacken wird untersucht und geröntgt, ein sehr netter Chirurg bescheinigt mir ein leichtes Schleudertrauma. Hoffentlich geht es dem Mädel nicht schlechter.
Das Leben geht zum Glück weiter.
273 Antworten
„Thrice Upon a Time“
Es war ein märchenhafter Tag. Ich fütterte mein Einhorn, war einen meiner Feuerdrachen reiten, blies mit ein paar Feen Seifenblasen, trank mit ein paar Elfen Ale. Also ein gewöhnlicher Tag aus meinem Leben. Bis am späten Nachmittag mein Komlink holografierte. Der Klingone am anderen Ende klang etwas beunruhigt:
„Hi! Wir haben hier in den letzten Tagen ein paar komische Rechnungen von Mordor bekommen. Ich wollte fragen, ob wir sie bezahlen sollen...“
Meine Stimme klang entschlossen und beruhigend:
„Was für Rechnungen, worum geht es, um wie viel Geld?“
„Eine Gesundheitscheck-Rechnung mit ein paar Extraleistungen über 1000 Goldbarren für dein Einhorn...“
„Ja, diese ist richtig“
„Ok, dann noch eine Rechnung für Vollkasko-Selbstbeteiligung (Vampire gibt es leider auch in meiner Märchenwelt) über 500 Goldbarren vom März 2014...“
„Waaas?“
„Ähmmm... Eine Mietross-Rechnung mit dem selben Datum über 600 Goldbarren...“
„Waaaaaaas?“
„Und noch eine Mietross-Rechnung, datiert Ende 2014, über... ähmmm... - die aufkommende Atemnot meines Gesprächspartners klang immer beunruhigender – 4500 Goldbarren...“
„Wa?“
„Ähmmm... Ja...“
„Wann müssen sie bezahlt werden?“
„In ein paar Wochen.“
„Ok, beame mir bitte alles, ich kümmere mich morgen darum.“
Wenige Minuten später musste ich lachen. Und weinen. Abwechselnd. Mehrmals nacheinander. Gut 15 Minuten lang.
Im März 2014 wurde mein Einhorn von einem Esel gerammt. Dabei stand mein Einhorn draußen geparkt und ich war nicht mal in der Nähe. Danach haute der Esel samt seinem Reiter ab. Zu meinem Glück gab es einen Adler, der alles sah und mir eine Feder mit seinen Kontaktdaten hinterließ. Der Reiter wurde bereits am selben Tag ermittelt und überführt. Und da die Genesungsrechnung meines Einhorns bei knapp unter 3000 Goldbarren lag, wurde daraus eine Straftat. Einige Monate später bekam ich eine Zauberrolle, in der es stand, dass ich gegen den Reiter des Esels vor Zaubergamot aussagen musste. Am Tag der Anhörung lernte ich den Reiter persönlich kennen. Er kam zwar aus dem wilden Osten, war aber ein netter und erschrockener, ungefähr 30-jähriger Mensch, der zwar unserer Sprache nicht mächtig war, sich aber bei mir in Anwesenheit seiner Verteidigerin und des alles gesehenen Adlers entschuldigte. Komischerweise, nachdem uns die Vorsitzende zu sich rief, entschuldigte sie sich bei dem Adler und mir, da sie uns nicht anhören konnte, weil da noch etwas zu klären war. Weiterhin meinte sie, dass sie uns irgendwann später vorladen wollte und dass wir schon nach Hause gehen durften. Während sie das sagte, sah der Reiter des Esels noch signifikant erschrockener aus, als vorher. Was da tatsächlich passierte, kann man sich nur fantasieren.
Ein paar Wochen später bekam ich noch eine Zauberrolle, die mir sagte, dass ich mit meinem Einhorn zum Doktor Who reiten sollte, damit er die Rippenverletzungen meines Einhorns und die Hüftschrammen des Esels gegenüberstellen konnte. Eine Woche später kam noch eine Zauberrolle, die meinte, dass ich die letzte Zauberrolle ignorieren sollte, da der Esel mittlerweile geschlachtet wurde und eine Gegenüberstellung nicht mehr möglich war. Seitdem hörte ich nichts mehr von dem Fall.
Und jetzt, genau zwei Jahre später, kamen diese zwei Rechnungen. Also eine Straftat mit einem ermittelten Täter, also ein klarer Fall für die Haftpflichtversicherung des Täters wurde auf einmal zum Vollkaskofall auf unsere Kosten mit einer Vollkasko-Selbstbeteiligung von 500 Goldbarren und einer Mietross-Rechnung über 600 Goldbarren.
Die 4500 Goldbarren-Rechnung war aber noch märchenhafter.
Mein Einhorn, nachdem ihm eine junge Gazelle das komplette Geschirr zusammenstauchte, – also das Grundthema dieses Threads – verbrachte 74 Tage in einem Krankenstall. 6 Davon brauchte es für die Genesung (was Mordor in einer Rechnung offiziell bestätigte), die restlichen 68 musste es auf ein Teil des neuen Geschirrs warten, da Mordor Lieferschwierigkeiten hatte, meinem 8 Monate jungen Einhorn dieses Teil zu liefern. Aus diesem Grund musste ich 74 Tage lang ein anderes Ross reiten. Und dafür bekamen wir die Rechnung über 4500 Goldbarren. Gleichzeitig erfuhren wir, dass mein Dracula aus heiterem Himmel 60% der gesamten Unfall-Kosten übernahm, mich somit quasi als den Schuldigen anerkannte, den Unfall als Vollkasko-Fall einstufte und dadurch die Ersatzross-Kostenübernahme verweigerte. Dabei wurden wir im Laufe der ganzen Mietdauer natürlich nicht informiert, dass wir die Kosten dafür tragen werden. Und dass wir 2,5 Monate lang Leihgebühren für ein knapp 73.000 Goldbarren-teures Einhorn zahlten, während ich ein, höchstwahrscheinlich nicht mal 50.000 Goldbarren-teures Ross (knapp 38.000 Goldbarren Grundpreis plus eine sehr rudimentäre Pferdeausrüstung) reiten musste, interessierte Mordor selbstverständlich auch nicht. Genauso nicht, wie dass wir EIN Einhorn bei EINEM Ponyhof bestellten und dann gegen Mordor, Magneto, Godzilla und Dracula gleichzeitig kämpfen mussten.
Summa summarum waren also märchenhafte knapp 6000 Goldbarren, die Mordor von uns wollte. Grund genug, meinen Yoda, bei dem ich das Einhorn bestellte, anzuholografieren.
Was ich am nächsten Morgen auch tat.
„Hallo, ich habe hier knapp 6000 Goldbarren, die ich gerne auch weiterhin behalten würde, was aber Mordor anders sieht.“ – Versuchte ich zu kokettieren.
„Was los ist?“ – Die Stimme des Yoda klang wie immer beruhigend.
„Wir haben drei Rechnungen von Mordor bekommen, die insgesamt bei knapp 6000 Goldbarren liegen und dabei nicht nachvollziehbar sind.“
„Oh... Gerade auf dem linken Fuß Sie mich erwischen... Heute Nachmittag weg ich bin und erst in 3-4 Tagen wieder da... Das doch ein rechtliches Problem ist...“
„Die Rechnungen müssen in zwei Wochen bezahlt werden, wir können nicht eine Woche verlieren, bis Sie wieder da sind. Und ja, das wird zu einem rechtlichen Problem, wenn die Sache nicht friedlich geklärt wird, weswegen ich Sie gerade anholografiere.“
„Ähmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmm... Was genau passiert ist?“
Ich schilderte so kurz, wie es nur ging, was die Sache war.
„Ok, bei Ihnen im Laufe des Tages ich mich melde.“ – Mein Yoda verabschiedete sich.
Wenige Stunden später meldete er sich zurück:
„Alles runterschreiben Sie müssen. Bitte schnellstmöglich, spätestens in einer Stunde mir beamen. Das an Sauron ich weiterleite. Alles klären er wird.“
Das tat ich auch. Und die Nachricht kam bei Yoda an.
Aber auch zehn Tage später kam keine Nachricht von ihm bei mir an. Wir mussten also handeln.
Ich holografierte den Löwen von Narnia, den ich familiär „Aslan“ nennen durfte.
„Hi! Ich habe hier wieder mal ein Problem mit Mordor, das wahrscheinlich juristisch geregelt werden soll. Ich bräuchte also Deine Hilfe.“
„Was ist los, wenn sollen wir diesmal zerreißen?“
Ich erklärte die Sachlage. Aslan wurde kurzzeitig still, danach brüllte er Folgendes:
„Also ich würde die Rechnungen, die aus dem Fall mit dem Esel resultieren, nicht bezahlen. Wenn Du magst, kann ich Mordor kontaktieren und klar machen, dass sie schwachsinnig sind.
Die 4500 Goldbarren-Rechnung – da gibt es 3 Möglichkeiten:
1. Wir können sie zu unserer bestehenden Klage hinzufügen, was den Nachteil hat, dass das den Prozess noch mehr verlangsamt.
2. Wir können sie einfach nicht bezahlen und darauf ankommen lassen, dass der Fall vor Zaubergamot landet. Der Nachteil ist hauptsächlich Aufwand, besonders zeitlicher.
3. Wir können diese 6 Tage, Ok, plus noch 2, weil da noch sicherlich ein Wochenende dazwischen war, also 8 Tage bezahlen und wegen der restlichen 66 Tage kann uns Mordor an unseren haarigen Füssen lecken. Und diese 8 Tage können wir später, sobald wir deinen Fall gewonnen haben, dem Chupacabra der Gazelle in Rechnung stellen.“
Von der dritten Variante musste er mich nicht lange überzeugen. Somit gingen knapp 500 von unseren Goldbarren an Mordor.
Seitdem vergingen ein paar märchenhafte Wochen. Ich fütterte mein Einhorn, ritt abwechselnd meine Feuerdrachen, blies mit ein paar Feen Seifenblasen, trank mit ein paar Elfen Ale. Also ein paar gewöhnliche Wochen aus meinem Leben. Mal schauen, was die Zukunft bringt...
Da es beim letzten Post mit der Breite komisch funktioniert hat, versuche ich es noch mal:
„Thrice Upon a Time“
Es war ein märchenhafter Tag. Ich fütterte mein Einhorn, war einen meiner Feuerdrachen reiten, blies mit ein paar Feen Seifenblasen, trank mit ein paar Elfen Ale. Also ein gewöhnlicher Tag aus meinem Leben. Bis am späten Nachmittag mein Komlink holografierte. Der Klingone am anderen Ende klang etwas beunruhigt:
„Hi! Wir haben hier in den letzten Tagen ein paar komische Rechnungen von Mordor bekommen. Ich wollte fragen, ob wir sie bezahlen sollen...“
Meine Stimme klang entschlossen und beruhigend:
„Was für Rechnungen, worum geht es, um wie viel Geld?“
„Eine Gesundheitscheck-Rechnung mit ein paar Extraleistungen über 1000 Goldbarren für dein Einhorn...“
„Ja, diese ist richtig“
„Ok, dann noch eine Rechnung für Vollkasko-Selbstbeteiligung (Vampire gibt es leider auch in meiner Märchenwelt) über 500 Goldbarren vom März 2014...“
„Waaas?“
„Ähmmm... Eine Mietross-Rechnung mit dem selben Datum über 600 Goldbarren...“
„Waaaaaaas?“
„Und noch eine Mietross-Rechnung, datiert Ende 2014, über... ähmmm... - die aufkommende Atemnot meines Gesprächspartners klang immer beunruhigender – 4500 Goldbarren...“
„Wa?“
„Ähmmm... Ja...“
„Wann müssen sie bezahlt werden?“
„In ein paar Wochen.“
„Ok, beame mir bitte alles, ich kümmere mich morgen darum.“
Wenige Minuten später musste ich lachen. Und weinen. Abwechselnd. Mehrmals nacheinander. Gut 15 Minuten lang.
Im März 2014 wurde mein Einhorn von einem Esel gerammt. Dabei stand mein Einhorn draußen geparkt und ich war nicht mal in der Nähe. Danach haute der Esel samt seinem Reiter ab. Zu meinem Glück gab es einen Adler, der alles sah und mir eine Feder mit seinen Kontaktdaten hinterließ. Der Reiter wurde bereits am selben Tag ermittelt und überführt. Und da die Genesungsrechnung meines Einhorns bei knapp unter 3000 Goldbarren lag, wurde daraus eine Straftat. Einige Monate später bekam ich eine Zauberrolle, in der es stand, dass ich gegen den Reiter des Esels vor Zaubergamot aussagen musste. Am Tag der Anhörung lernte ich den Reiter persönlich kennen. Er kam zwar aus dem wilden Osten, war aber ein netter und erschrockener, ungefähr 30-jähriger Mensch, der zwar unserer Sprache nicht mächtig war, sich aber bei mir in Anwesenheit seiner Verteidigerin und des alles gesehenen Adlers entschuldigte. Komischerweise, nachdem uns die Vorsitzende zu sich rief, entschuldigte sie sich bei dem Adler und mir, da sie uns nicht anhören konnte, weil da noch etwas zu klären war. Weiterhin meinte sie, dass sie uns irgendwann später vorladen wollte und dass wir schon nach Hause gehen durften. Während sie das sagte, sah der Reiter des Esels noch signifikant erschrockener aus, als vorher. Was da tatsächlich passierte, kann man sich nur fantasieren.
Ein paar Wochen später bekam ich noch eine Zauberrolle, die mir sagte, dass ich mit meinem Einhorn zum Doktor Who reiten sollte, damit er die Rippenverletzungen meines Einhorns und die Hüftschrammen des Esels gegenüberstellen konnte. Eine Woche später kam noch eine Zauberrolle, die meinte, dass ich die letzte Zauberrolle ignorieren sollte, da der Esel mittlerweile geschlachtet wurde und eine Gegenüberstellung nicht mehr möglich war. Seitdem hörte ich nichts mehr von dem Fall.
Und jetzt, genau zwei Jahre später, kamen diese zwei Rechnungen. Also eine Straftat mit einem ermittelten Täter, also ein klarer Fall für die Haftpflichtversicherung des Täters wurde auf einmal zum Vollkaskofall auf unsere Kosten mit einer Vollkasko-Selbstbeteiligung von 500 Goldbarren und einer Mietross-Rechnung über 600 Goldbarren.
Die 4500 Goldbarren-Rechnung war aber noch märchenhafter.
Mein Einhorn, nachdem ihm eine junge Gazelle das komplette Geschirr zusammenstauchte, – also das Grundthema dieses Threads – verbrachte 74 Tage in einem Krankenstall. 6 Davon brauchte es für die Genesung (was Mordor in einer Rechnung offiziell bestätigte), die restlichen 68 musste es auf ein Teil des neuen Geschirrs warten, da Mordor Lieferschwierigkeiten hatte, meinem 8 Monate jungen Einhorn dieses Teil zu liefern. Aus diesem Grund musste ich 74 Tage lang ein anderes Ross reiten. Und dafür bekamen wir die Rechnung über 4500 Goldbarren. Gleichzeitig erfuhren wir, dass mein Dracula aus heiterem Himmel 60% der gesamten Unfall-Kosten übernahm, mich somit quasi als den Schuldigen anerkannte, den Unfall als Vollkasko-Fall einstufte und dadurch die Ersatzross-Kostenübernahme verweigerte. Dabei wurden wir im Laufe der ganzen Mietdauer natürlich nicht informiert, dass wir die Kosten dafür tragen werden. Und dass wir 2,5 Monate lang Leihgebühren für ein knapp 73.000 Goldbarren-teures Einhorn zahlten, während ich ein, höchstwahrscheinlich nicht mal 50.000 Goldbarren-teures Ross (knapp 38.000 Goldbarren Grundpreis plus eine sehr rudimentäre Pferdeausrüstung) reiten musste, interessierte Mordor selbstverständlich auch nicht. Genauso nicht, wie dass wir EIN Einhorn bei EINEM Ponyhof bestellten und dann gegen Mordor, Magneto, Godzilla und Dracula gleichzeitig kämpfen mussten.
Summa summarum waren also märchenhafte knapp 6000 Goldbarren, die Mordor von uns wollte. Grund genug, meinen Yoda, bei dem ich das Einhorn bestellte, anzuholografieren.
Was ich am nächsten Morgen auch tat.
„Hallo, ich habe hier knapp 6000 Goldbarren, die ich gerne auch weiterhin behalten würde, was aber Mordor anders sieht.“ – Versuchte ich zu kokettieren.
„Was los ist?“ – Die Stimme des Yoda klang wie immer beruhigend.
„Wir haben drei Rechnungen von Mordor bekommen, die insgesamt bei knapp 6000 Goldbarren liegen und dabei nicht nachvollziehbar sind.“
„Oh... Gerade auf dem linken Fuß Sie mich erwischen... Heute Nachmittag weg ich bin und erst in 3-4 Tagen wieder da... Das doch ein rechtliches Problem ist...“
„Die Rechnungen müssen in zwei Wochen bezahlt werden, wir können nicht eine Woche verlieren, bis Sie wieder da sind. Und ja, das wird zu einem rechtlichen Problem, wenn die Sache nicht friedlich geklärt wird, weswegen ich Sie gerade anholografiere.“
„Ähmmmmmmmmmm... Was genau passiert ist?“
Ich schilderte so kurz, wie es nur ging, was die Sache war.
„Ok, bei Ihnen im Laufe des Tages ich mich melde.“ – Mein Yoda verabschiedete sich.
Wenige Stunden später meldete er sich zurück:
„Alles runterschreiben Sie müssen. Bitte schnellstmöglich, spätestens in einer Stunde mir beamen. Das an Sauron ich weiterleite. Alles klären er wird.“
Das tat ich auch. Und die Nachricht kam bei Yoda an.
Aber auch zehn Tage später kam keine Nachricht von ihm bei mir an. Wir mussten also handeln.
Ich holografierte den Löwen von Narnia, den ich familiär „Aslan“ nennen durfte.
„Hi! Ich habe hier wieder mal ein Problem mit Mordor, das wahrscheinlich juristisch geregelt werden soll. Ich bräuchte also Deine Hilfe.“
„Was ist los, wenn sollen wir diesmal zerreißen?“
Ich erklärte die Sachlage. Aslan wurde kurzzeitig still, danach brüllte er Folgendes:
„Also ich würde die Rechnungen, die aus dem Fall mit dem Esel resultieren, nicht bezahlen. Wenn Du magst, kann ich Mordor kontaktieren und klar machen, dass sie schwachsinnig sind.
Die 4500 Goldbarren-Rechnung – da gibt es 3 Möglichkeiten:
1. Wir können sie zu unserer bestehenden Klage hinzufügen, was den Nachteil hat, dass das den Prozess noch mehr verlangsamt.
2. Wir können sie einfach nicht bezahlen und darauf ankommen lassen, dass der Fall vor Zaubergamot landet. Der Nachteil ist hauptsächlich Aufwand, besonders zeitlicher.
3. Wir können diese 6 Tage, Ok, plus noch 2, weil da noch sicherlich ein Wochenende dazwischen war, also 8 Tage bezahlen und wegen der restlichen 66 Tage kann uns Mordor an unseren haarigen Füssen lecken. Und diese 8 Tage können wir später, sobald wir deinen Fall gewonnen haben, dem Chupacabra der Gazelle in Rechnung stellen.“
Von der dritten Variante musste er mich nicht lange überzeugen. Somit gingen knapp 500 von unseren Goldbarren an Mordor.
Seitdem vergingen ein paar märchenhafte Wochen. Ich fütterte mein Einhorn, ritt abwechselnd meine Feuerdrachen, blies mit ein paar Feen Seifenblasen, trank mit ein paar Elfen Ale. Also ein paar gewöhnliche Wochen aus meinem Leben. Mal schauen, was die Zukunft bringt...
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@AsiRider, bin erstmal froh, daß Du nicht dem "kriminelle Ausländer abschieben"-Trend zum Opfer gefallen bist, habe mir schon Sorgen gemacht, daß wir solange nichts von Dir gehört haben 😉
Es ist schon bemerkenswert, wie sich Versicherungen im Schadensfall verhalten können. Ok, es mag ja sinnvoll und wirtschaftlich sein, wenn die sich in Abwesenheit eines richterlichen Urteils schon mal einigen, zusätzliche Streitereien machen das Ganze ja nicht billiger.
Allerdings schützt das offensichtlich nicht davor, auch zu Unrecht anschließend noch benachteiligt zu werden. Ich mußte auch beim Fahrzeugwechsel im Versicherungsangebot feststellen, daß ich aufgrund eines regulierten Steinschlags an der Windschutzscheibe an einem anderen Fahrzeug im Bestand in meiner Versicherungsakte einen VOLLkaskoschaden vermerkt bekommen habe. Erst die nachdrückliche Diskussion mit meiner Agentin (sowie der Hinweis auf ohnehin günstigere Stückprämien vom Hersteller) haben dazu geführt, daß ich noch ein brauchbares Angebot vorgelegt bekommen habe.
@EtOHNase
Danke!
Da ich mir im Rahmen des Business-Leasing plus-Pakets neben dem Auto auch eine günstige deutsche Staatsbürgerschaft geleast habe ("plus" im "Business-Leasing plus" bezieht sich genau darauf), konnten sie mich nur zurück nach Deutschland abschieben.
An Deiner Stelle wäre ich froh, dass Dein Steinschlag-Vollkasko-Schaden nicht als "Beschädigung eines fliegenden Steines mit unerlaubtem Entfernen vom Unfallort" eingestuft wurde. Mittlerweile würde ich mich über nichts mehr wundern.
Wahnsinn, da fehlen einem echt die Worte! Man will sich gar nicht ausmalen, was bei einem Unfall mit größerem Personenschaden passiert, wo es dann auch um die wirtschaftliche Existenz der Beteiligten geht. Das ganze ist eine Mischung aus Desinteresse aller Beteiligten (auch des Gerichts), Vorverurteilung und Ignoranz bzw. rein selektiver Wahrnehmung von Fakten. Man kann eigentlich nur die Schlussfolgerung ziehen, sich um jeden Preis einem Gerichtssaal fernzuhalten und jeden, noch so ungerechten Vergleich rasch abzuschließen. Ansonsten ist man, wie hier, über Jahre mit haarsträubenden Absurditäten beschäftigt.
Dir hätte aber wahrscheinlich auch ein Vergleich nichts genutzt, da der Schaden durch die 2 1/2 Monate Standzeit mit konsekutiver Mietwagennutzung aggraviert wurde - und dies voll zu Deinen Lasten geht. Als ob es Deine Schuld ist, dass MB keine Ersatzteile liefern kann.
Ich wünsche Dir gute Nerven und viel Glück! Ganz wichtig: nimm es nie persönlich, das Rechtssystem ist halt so wie es ist (was nicht heißt, dass es schlecht ist; ich glaube es gibt anderswo auch kein besseres). Und: halte uns bitte auf dem Laufenden :-)
Zitat:
@Litefor schrieb am 5. März 2016 um 20:54:59 Uhr:
Man kann eigentlich nur die Schlussfolgerung ziehen, sich um jeden Preis einem Gerichtssaal fernzuhalten und jeden, noch so ungerechten Vergleich rasch abzuschließen. Ansonsten ist man, wie hier, über Jahre mit haarsträubenden Absurditäten beschäftigt.
[...]
Ich wünsche Dir gute Nerven und viel Glück! Ganz wichtig: nimm es nie persönlich, das Rechtssystem ist halt so wie es ist (was nicht heißt, dass es schlecht ist; ich glaube es gibt anderswo auch kein besseres). Und: halte uns bitte auf dem Laufenden :-)
This. Toller Tipp, den ich mal von einer Richterin bekommen habe: "Herr Sowieso [Name von der Redaktion geändert], die Chinesen haben ein Sprichwort: Man soll der Schlange, die einen beissen will, nicht auch noch hinterherlaufen."
@AsiRider, das Wichtigste ist, dass Du Dir Deinen Humor bewahrt hast. Viele andere würden bei sowas verbittern. Wenn Du mal im Hamburger Umland bist, sag Bescheid. Je nach Tageszeit gibt es ein Mittagessen oder einen Drink auf meine Kosten, anschliessend rammen wir vielleicht ein paar Fahranfänger von der Strasse, oder holen ein paar unschuldige Steine aus der Luft 😁
Bis dahin: Kopf hoch, auch wenn der Hals dreckig ist!
@Litefor
Vielen Dank! Ich sehe das mittlerweile relativ entspannt und sogar ausreichend distanziert. Obwohl Du natürlich Recht hast.
@EtOHNase
Herzlichsten Dank, das ist ausgesprochen lieb! Sehr gerne! Dann übernehme ich Zigarren.
Übrigens, in meinem Blog "Egotrips" gibt es einen neuen, 69-Meter-langen* Fahrbericht:
http://www.motor-talk.de/.../...o-w-463-mopf-2015-teil-1-t5632293.html
http://www.motor-talk.de/.../...o-w-463-mopf-2015-teil-2-t5632264.html
*In der Schriftgröße 9 der Schrift „Verdana“, als eine Zeile ohne Leerzeichen
Danke vielmal für deine Schilderungen! Ich lache mich kaputt ab deiner Schreibweise (nicht aber über das Geschehene)!
Schreib bitte ein Buch, ich würde es sofort kaufen. (Egal welches Thema).
Auf jeden Fall noch weiterhin viel Gluck, und das du Recht bekommst.
@AutofanTSI
Allerherzlichsten Dank für Dein ausgesprochen großes Kompliment! Ja, das mit einem Buch habe ich es mir auch schon überlegt. Ein, meiner Meinung nach, interessantes Thema (welches aber mit Fahrzeugen kaum etwas zu tun hat) habe ich auch schon. Aber es ist noch zu früh, um darüber detaillierter zu reden. Vielleicht in einem Jahr.
Na, dann bin ich aber gespannt und warte schon auf deinen Vorstellungsthread inkl. Bestelllink 😉
Mal ne andere Frage: Du sagst, du kommst aus Osteuropa. Wo genau, wen ich fragen darf?
@AutofanTSI
Danke!:-)
Ich komme aus der Ukraine, genauer gesagt aus deren Hauptstadt - Kiew. Geboren in Jalta (die Halbinsel Krim), groß geworden in Jalta und in Kiew (jährlich abwechselnd), ein paar Jahre meiner Kindheit in Donezk verbracht.
„Jedem das Seine geben: das wäre die Gerechtigkeit wollen und das Chaos erreichen.“ – meinte mal Herr Nietzsche.
... Gestern war es wieder soweit. Mein Anwalt kam kurz vor knapp. Aber gerade noch rechtzeitig. Um zu erfahren, dass die Anhörung um 15 Minuten verschoben wurde. Gut erzogene Menschen nennen so etwas „Tradition“.
Während ich auf ihn wartete, lief der Anwalt meiner Versicherung an mir vorbei, ohne mich wiedererkannt zu haben. Ebenso die Zeugin, die als Einzige meine Aussage bestätigte. Den Drang, sie zu begrüßen, hatte ich unter Kontrolle, da ich befürchtete, dass uns eine Verschwörung in Sachen „Erhöhung allgemeiner Freundlichkeit durch Begrüßung“ hätte unterstellt werden können. Besser informierte Menschen nennen so etwas „Behutsamkeit“.
Die 15 Minuten Mehrzeit brachten uns kaum Mehrwert. Für einen Kaffee – zu wenig, zum übers Wetter zu reden – zu viel. Deshalb nutzten wir diese Zeit fürs Geld abheben bei der sich ca. 50 Meter entfernt befindenden Bankfiliale. Weder mein Anwalt, noch ich hatte genug Bargeld, um das Parkhaus zu bezahlen. Und dass wir den Prozess schon heute gewinnen und mit Taschen voller Geld nach Hause gehen, bezweifelten wir beide. Intelligente Menschen nennen so etwas „Vorahnung“.
Durch diesen finanziell bedingten Ausflug kamen wir als Letzte in den Gerichtsaal. Also genau pünktlich. Eine kurze, aber freundliche Begrüßung später saßen wir an unserem Tisch. Damit ich wach und konzentriert blieb, klemmte mir mein Anwalt beim Hinsetzen den Daumen der rechten Hand zwischen zwei Stuhlrücklehnen ein. Unbeteiligte Menschen nennen so etwas „Kollateralschaden“.
Beim mich Umschauen nach dem Hinsetzen stellte ich fest, dass mein rechter Daumen immer noch weh tat und dass an der Stelle des Anwaltes der gegnerischen Versicherung eine ca. 30-jährige Frau – seine Vertretung – saß. Die Richterin eröffnete die Sitzung. Die Zeugin nahm ihren Platz. Das Chaos seinen Lauf. Humorvolle Menschen nennen so etwas „Zeugenbefragung“.
Die Zeugin sollte detailliert schildern, was vor über 20 Monaten passierte. An dieser Stelle mache ich eine theatralische Pause in meiner Schilderung des Anhörungsunfallhergangs und lasse den vorigen Satz länger wirken.
Und dann brach das vorher erwähnte Chaos aus. Die Zeugin wusste weder die Straßennamen, noch die Marken, geschweige denn die Modelle der unfallgegnerischen Fahrzeuge. Auch zahlreiche Versuche aller anwesenden Anwälte und der Richterin, ihr auf die Sprünge zu helfen, schlugen fast vollständig fehl. Aber sie bestand hartnäckig darauf, dass meine Unfallgegnerin die Ampel zwar vielleicht bei Grün passierte, aber eindeutig bei Rot und nicht bei Grün in den Kreuzungsbereich einfuhr. Und dass sie nicht in meinem Blickfeld stand. Sarkastische Menschen nennen so etwas „Kreuzverhör“.
Es gibt kaum eine schlimmere Tortur, als alles besser zu wissen und es nicht sagen zu dürfen. Wer John F. Kennedy ermordet hat. Wie man die Flüchtlingskrise löst. Und sogar, wie der Unfallhergang war. Besonders schwer war es, wenn die Zeugin einen ständig hilfesuchend anschaute. Dabei war sie im Zeugenstand und ich - eine der Parteien. Ich machte sogar mehrmals den Mund auf, konnte ihn aber jedes Mal im letzten Moment zumachen. Nur ein Mal half ich ihr beim Namen einer der Strassen. Wofür ich sofort einen eher mitleidigen, als bösen Blick der Richterin kassierte. Mich besser kennende Menschen nennen so etwas „Selbstdisziplin“.
Wie viele Anwälte braucht man, um einer Richterin eine polizeiliche Unfallskizze zu erklären? Richtig, alle Anwesenden. Also vier. Nach dieser Information wollte ich gar nicht mehr wissen, wie es bei einem Glühlampenwechsel ausgesehen hätte.
Der Anwalt meiner Versicherung zeigte sich überraschenderweise gut informiert, engagiert und stellte die richtigen Fragen, um der Zeugin bei ihrer Aussage zu helfen. So gesehen spielte er komplett auf unserer Seite. Ob das mit der Firmenpolitik der HDI nicht kollidiert, die gegen ihre Kunden spielt? Hoffentlich bekommt er keinen Ärger danach.
Mein Anwalt war erwartungsgemäß charmant, professionell und unaufdringlich.
Das Frauenteam der Gegnerin ließ es zum Kampf der Geschlechter nicht kommen, da es so passiv war, dass die beiden Anwältinnen zusammen vielleicht zwei Sätze sagten. Ok, vielleicht zweieinhalb. Teilweise kann man das wahrscheinlich damit erklären, dass die Anwältin meiner Unfallgegnerin ziemlich erkältet wirkte. Es könnte aber auch gewesen sein, dass sie einen alles entscheidenden Beweis hatte, dass es meine Schuld war. Zum Beispiel ein Bekennervideo von mir, in dem ich zwei Wochen vor dem Unfall eine geplante Attacke auf meine Unfallgegnerin ankündigte.
Am Ende der Diskussion stand fest, dass die beiden Fahrzeuge Autos waren, Reifen aus Gummimischungen hatten und deren Zahl höchstwahrscheinlich bei 4 pro Fahrzeug lag. Erfolgsorientierte Menschen nennen so etwas „Ergebnis“.
Als alle mit dem Zeuginmissbrauch fertig wurden und sie völlig entkräftet, aber immer noch nett lächelnd im Sessel zusammensank, fragte mein Anwalt, ob wir die auf Band aufgenommene Zusammenfassung der Richterin hören konnten, da man im Laufe der Debatte den roten Faden verlieren konnte. Die Richterin stimmte netterweise zu und ließ die Aufnahme abspielen. Als sie zu Ende war, waren sich alle einig, dass alles richtig festgehalten wurde. Und dann sagte die Zeugin etwas, was für uns möglicherweise mehr wert war, als alles Andere zusammen: dass die zwei Zeuginnen, die am Lautesten erzählten, dass ich der Schuldige am Unfall war, gar nichts sahen. Dass das sogar der Grund für meine Zeugin war, sich als Zeugin zu melden. Ob das tatsächlich von Bedeutung für die Richterin war, kann man natürlich nicht sagen. Aber das sorgte für ein angenehmes Gefühl. Optimistische Menschen nennen so etwas „Optimismus“.
Zu diesem Zeitpunkt waren wir nicht mehr allein im Saal. 7-8 Personen, die an einem Fall beteiligt waren, der als Nächster auf dem Fließband der Gerechtigkeit stand, belagerten bereits die Stühle der ersten Zuschauerreihe und wirkten ungeduldig. Es war für die Richterin an der Zeit, alles zusammenzufassen und die weitere Vorgehensweise festzulegen. Diesmal verfuhr sich die Richterin in den Zusammenhängen der Erst-, Zweit-, Widerkläger, -Beklagten so dermaßen, dass wir ihr alle gemeinsam da raus helfen mussten. Was man ihr aber nicht übel nehmen sollte, denn bei dem Chaos wusste ich meinen Namen auch nicht mehr.
Das Ergebnis der Anhörung: den Rest sollte ein Gutachten klären. Also genau das, was wir wollten – die Knallzeugen auszuschalten und mehr anhand von objektiven Beweisen entscheiden zu lassen, die eine relativ eindeutige Sprache sprechen. Fremdsprachlich begabte Menschen nennen so etwas „Teamarbeit“. Oder „Gruppenwork“...
Und sorry, Herr Nietzsche, aber beim nächsten Mal lieber schweigen, wenn Sie keine Ahnung haben:
Es gibt kein Chaos, nur nicht begriffene Ordnung.
PS: Ach so, und die Vibrationen in der Lenkung, die ich ein paar Posts früher erwähnte, verschwanden nach dem Reifenwechsel tatsächlich – so, wie der lyrisch begabte Werkstattmeister vorhersagte. Ich musste dafür nur die Spur neu einstellen lassen. Technisch versierte Menschen nennen so etwas „Kompetenz“.
Danke für dein erneutes Feedback. Ich nenne das: Never ending story!
Ps wird dein W176 gegen den Dino G getauscht? Ich habe da sowas zwischen den zeilen lesen können, wenn auch nicht an diesem Ort 😉.
mfg Wiesel