A8 W12 - ein Erfahrungsbericht nach 25.000 km
Nachdem sich so viele Mythen und (teilweise falsche) Ansichten mit dem Exoten W12 verbinden, wollte ich mal von meinen Erfahrungen nach 25.000 km berichten. Nur 750 Mal gebaut, gibt es vom W12 2001/2002 (420PS) noch rund 175 Stück im Straßenverkehr. Von "Museums-Auto" über "frisst Dich arm" bis zu "im Unterhalt exorbitant teuer" ist im Internet so ziemlich alles zu finden, wenn man nach dem W12 6.0 googelt.
Mein W12-Abenteuer begann bei Kilometerstand 150.548 und zwar mit einem Telefonanruf aus Italien. Ein befreundeter Autohändler aus Mailand bot mir einen schwarzen W12 an und - das hörte man eindeutig an seinem verzweifelten Tonfall - er wollte ihn loswerden. Also - Preispoker war angesagt. Zweite Hand, erster Besitzer die Firma von Silvio Berlusconi, zweiter ein Mailänder Industrieller. Problem - in Italien traute sich niemand an den Wagen ran. Audi in Rom war von Mailand aus gesehen weit weg und so landete der W12 nach einem kurzen Telefonat in der bayrischen 'Einöde' - vor dem Garagentor meines Mercedes-Mechanikers bei Vilsbiburg. Der Händler hatte ihn mir sogar "vor die Tür gestellt". Die Verzweiflung mußte in der Tat groß gewesen sein....:=)
In meiner Naivität - wer träumt nicht davon, nach A8's und S8's endlich mal einen 12 Zylinder zu fahren..? - dachte ich an nichts Böses. Ich war ahnungslos und das war gut so. Weil ich mich sonst (siehe ersten Absatz) nicht auf das Abenteuer eingelassen hätte. So aber übernahm ich das "Museums-Auto" mit 150.000 Km ohne jede Fehlerabfrage.... "Gerade mal warm gefahren", wie mein Mechaniker lakonisch feststellte, der dann aber rasch angesichts der 12 Zylinder und des übervollen Motorraums die weisse Fahne hisste und sich ausklinkte.
Also begann ich mich schlau zu machen. Was dann kam, war ja noch leicht und das Übliche. Neue Zündkerzen, zwei neue Luftmassenmesser (ich halte sehr viel von prophyliaktischen Massnahmen, weil ich gerne Problemen zuvorkomme), ein paar neue Sensoren, neue Filter überall, Ölwechsel und (...Auftritt Matze, dem W12-Professor...) ein Getriebeservice. Der Q aus Sachsen, wie er hier im Forum auch noch genannt wird, kommunizierte auch gleich mal zwischen herumlaufenden Kindern, Hühnern, Enten, dem Haushund und einem Wildschwein ausführlich mit dem Ex-Berlusconi-Wagen, der ihm wohl prompt seine Vergangenheit beichtete. Sachsen und Ingolstadt scheinen sich irgendwie blendend zu verstehen....Seither heißt Matze intern auch gern mal "Der Pate(r)"...:=)
Mein W12 ist eine Kurzversion Baujahr 2002, keine Standheizung, ansonst die übliche Vollaustattung, und ja, Matze hält ihn bisher erfolgreich auf der Straße...:=) Mit minimalem Aufwand.
Ab dann war fahren angesagt. Und fahren. Und fahren. Meine Strecken sind alle lang, führen zu 90 Prozent über Autobahnen und der Rest über Bundesstraßen. Der W12 machte keine Mucken. Im Gegenteil. O-Ton Matze: "Bei der Beschleunigung kannste jeden S8 in die Tonne treten. Die zieht dir die Falten ausm Gesicht." Und dann noch, nach einem Ölwechsel und einer Kontrolle bei 163.000 km - kam das berühmte "Weiter fahren!". Was wohl der Ritterschlag für jeden A8 in Narsdorf ist...:=)
Die Lichtmaschine stand schon länger (seit Beginn eigentlich) auf der To-do-Liste, aber das Problem war, eine gebrauchte aufzutreiben. Matze organisierte und telefonierte, fand eine und fuhr 700km, um sie zu holen. "War die letzte in Europa...", meinte er lakonisch, bevor er sie einbaute und bei der Gelegenheit gleich noch einen Ölwechsel machte (weil sowieso die Ölleitung runter musste und zehn Liter Öl... ach was soll's, man gönnt sich ja sonst nix). Kosten des guten Stücks: erfreuliche 170 Euro (über den Preis beim Freundlichen schweigen wir uns bewußt aus...)
Weitere Reparaturen in den 25.000 km: Simmeringe getriebeseitig rechte und linke Halbachse, ein Gelenk (Halbachse) links aussen.
Verbrauch: Öl 1 Liter auf 5.000 km, zwei Reifen vorn neu beim Kauf (haben nun noch immer 50% Profil) und letzte Woche zwei weitere hinten (die hatten zu meiner Überraschung 25.000 statt der geplanten 10.000 km gehalten). Benzin (Super und Super Plus abwechselnd) - Langzeitverbrauch rund 12,2 Liter, Minimum in Österreich mit Tempomat und entspannt um die 10 Liter, Maximum wenn ich ihm die Zügel lasse (zwischen 160 und 220) 13,6 Liter. Und jetzt bitte keine Diskussion von wegen "nach Bordcomputer oder Tankrechnung...??" Die kleinen Unterschiede machen es nicht aus. Und Vollgas fahren kann auf unseren Autobahnen schon lang keiner mehr über eine längere Strecke, außer er macht einen 'Nachtflug'. Und ja, natürlich könnte man noch mehr Benzin verbrennen, aber ich heize nicht zwischen zwei Autobahnabfahrten, um mal schnell unterwegs zu sein, sondern reise zwischen Berlin und Wien oder Frankfurt oder München und versuche, trotz aller Attentatsversuche, in einem Stück anzukommen...
Zwei sporadische Fehlermeldungen seit Beginn, die mich bisher nicht gestört haben - "Wert des Kennfelds des Thermostaten unplausibel" (die Temperatur bleibt trotzdem im richtigen Rahmen) und die Lambdasonde Nachkat der zweite Bank sendet ab und zu kein verwertbares Signal. Nachdem ich die AU auch so bestanden habe, bereitet mir das keine Sorgen. Wenn mal der Motor raus muss.....kann man das gleich mitmachen. Ansonst - "weiter fahren", wie Matze meint.
Fazit: der W12 benimmt sich mustergültig und hat nicht mehr und nicht weniger Wehwehchen wie alle meine anderen A8 in den letzten fünfzehn Jahren. Er macht riesigen Spaß, läuft ruhig und seidenweich, hat von Werk aus ein Sportfahrwerk, das mir manchmal zu hart ist und ansonsten - ich peile die 200.000er Marke an....:=)
Eines ist mir allerdings angesichts all der verkäuflichen W12 mit Reparaturstau im Internet klar geworden - ich habe riesiges Glück gehabt, das hätte auch ins Auge gehen können. Denn eines sollte jeder, der mit dem Gedanken an einen Zwölfender spielt, nicht vergessen - die Ersatzteillage (gebraucht) ist kritisch. Vom Freundlichen gibt es alles, allerdings oft zu unglaublichen Preisen und mit dem W12 Aufschlag. Denn mit Kleinigkeiten ist es bei einem Exoten nicht getan. WENN etwas kaputt geht, dann geht es auch richtig ins Geld. Also ganz wichtig - vor dem Kauf einen Experten hinschicken, mit Laptop und dem passenden Programm, und keinesfalls vor Begeisterung die Katze im Sack kaufen, sondern recherchieren und Ersatzteile lokalisieren. Sonst ist der Zwölfer schnell ein Fass ohne Boden.
Gruß an alle!
Gerd
Beste Antwort im Thema
Nachdem sich so viele Mythen und (teilweise falsche) Ansichten mit dem Exoten W12 verbinden, wollte ich mal von meinen Erfahrungen nach 25.000 km berichten. Nur 750 Mal gebaut, gibt es vom W12 2001/2002 (420PS) noch rund 175 Stück im Straßenverkehr. Von "Museums-Auto" über "frisst Dich arm" bis zu "im Unterhalt exorbitant teuer" ist im Internet so ziemlich alles zu finden, wenn man nach dem W12 6.0 googelt.
Mein W12-Abenteuer begann bei Kilometerstand 150.548 und zwar mit einem Telefonanruf aus Italien. Ein befreundeter Autohändler aus Mailand bot mir einen schwarzen W12 an und - das hörte man eindeutig an seinem verzweifelten Tonfall - er wollte ihn loswerden. Also - Preispoker war angesagt. Zweite Hand, erster Besitzer die Firma von Silvio Berlusconi, zweiter ein Mailänder Industrieller. Problem - in Italien traute sich niemand an den Wagen ran. Audi in Rom war von Mailand aus gesehen weit weg und so landete der W12 nach einem kurzen Telefonat in der bayrischen 'Einöde' - vor dem Garagentor meines Mercedes-Mechanikers bei Vilsbiburg. Der Händler hatte ihn mir sogar "vor die Tür gestellt". Die Verzweiflung mußte in der Tat groß gewesen sein....:=)
In meiner Naivität - wer träumt nicht davon, nach A8's und S8's endlich mal einen 12 Zylinder zu fahren..? - dachte ich an nichts Böses. Ich war ahnungslos und das war gut so. Weil ich mich sonst (siehe ersten Absatz) nicht auf das Abenteuer eingelassen hätte. So aber übernahm ich das "Museums-Auto" mit 150.000 Km ohne jede Fehlerabfrage.... "Gerade mal warm gefahren", wie mein Mechaniker lakonisch feststellte, der dann aber rasch angesichts der 12 Zylinder und des übervollen Motorraums die weisse Fahne hisste und sich ausklinkte.
Also begann ich mich schlau zu machen. Was dann kam, war ja noch leicht und das Übliche. Neue Zündkerzen, zwei neue Luftmassenmesser (ich halte sehr viel von prophyliaktischen Massnahmen, weil ich gerne Problemen zuvorkomme), ein paar neue Sensoren, neue Filter überall, Ölwechsel und (...Auftritt Matze, dem W12-Professor...) ein Getriebeservice. Der Q aus Sachsen, wie er hier im Forum auch noch genannt wird, kommunizierte auch gleich mal zwischen herumlaufenden Kindern, Hühnern, Enten, dem Haushund und einem Wildschwein ausführlich mit dem Ex-Berlusconi-Wagen, der ihm wohl prompt seine Vergangenheit beichtete. Sachsen und Ingolstadt scheinen sich irgendwie blendend zu verstehen....Seither heißt Matze intern auch gern mal "Der Pate(r)"...:=)
Mein W12 ist eine Kurzversion Baujahr 2002, keine Standheizung, ansonst die übliche Vollaustattung, und ja, Matze hält ihn bisher erfolgreich auf der Straße...:=) Mit minimalem Aufwand.
Ab dann war fahren angesagt. Und fahren. Und fahren. Meine Strecken sind alle lang, führen zu 90 Prozent über Autobahnen und der Rest über Bundesstraßen. Der W12 machte keine Mucken. Im Gegenteil. O-Ton Matze: "Bei der Beschleunigung kannste jeden S8 in die Tonne treten. Die zieht dir die Falten ausm Gesicht." Und dann noch, nach einem Ölwechsel und einer Kontrolle bei 163.000 km - kam das berühmte "Weiter fahren!". Was wohl der Ritterschlag für jeden A8 in Narsdorf ist...:=)
Die Lichtmaschine stand schon länger (seit Beginn eigentlich) auf der To-do-Liste, aber das Problem war, eine gebrauchte aufzutreiben. Matze organisierte und telefonierte, fand eine und fuhr 700km, um sie zu holen. "War die letzte in Europa...", meinte er lakonisch, bevor er sie einbaute und bei der Gelegenheit gleich noch einen Ölwechsel machte (weil sowieso die Ölleitung runter musste und zehn Liter Öl... ach was soll's, man gönnt sich ja sonst nix). Kosten des guten Stücks: erfreuliche 170 Euro (über den Preis beim Freundlichen schweigen wir uns bewußt aus...)
Weitere Reparaturen in den 25.000 km: Simmeringe getriebeseitig rechte und linke Halbachse, ein Gelenk (Halbachse) links aussen.
Verbrauch: Öl 1 Liter auf 5.000 km, zwei Reifen vorn neu beim Kauf (haben nun noch immer 50% Profil) und letzte Woche zwei weitere hinten (die hatten zu meiner Überraschung 25.000 statt der geplanten 10.000 km gehalten). Benzin (Super und Super Plus abwechselnd) - Langzeitverbrauch rund 12,2 Liter, Minimum in Österreich mit Tempomat und entspannt um die 10 Liter, Maximum wenn ich ihm die Zügel lasse (zwischen 160 und 220) 13,6 Liter. Und jetzt bitte keine Diskussion von wegen "nach Bordcomputer oder Tankrechnung...??" Die kleinen Unterschiede machen es nicht aus. Und Vollgas fahren kann auf unseren Autobahnen schon lang keiner mehr über eine längere Strecke, außer er macht einen 'Nachtflug'. Und ja, natürlich könnte man noch mehr Benzin verbrennen, aber ich heize nicht zwischen zwei Autobahnabfahrten, um mal schnell unterwegs zu sein, sondern reise zwischen Berlin und Wien oder Frankfurt oder München und versuche, trotz aller Attentatsversuche, in einem Stück anzukommen...
Zwei sporadische Fehlermeldungen seit Beginn, die mich bisher nicht gestört haben - "Wert des Kennfelds des Thermostaten unplausibel" (die Temperatur bleibt trotzdem im richtigen Rahmen) und die Lambdasonde Nachkat der zweite Bank sendet ab und zu kein verwertbares Signal. Nachdem ich die AU auch so bestanden habe, bereitet mir das keine Sorgen. Wenn mal der Motor raus muss.....kann man das gleich mitmachen. Ansonst - "weiter fahren", wie Matze meint.
Fazit: der W12 benimmt sich mustergültig und hat nicht mehr und nicht weniger Wehwehchen wie alle meine anderen A8 in den letzten fünfzehn Jahren. Er macht riesigen Spaß, läuft ruhig und seidenweich, hat von Werk aus ein Sportfahrwerk, das mir manchmal zu hart ist und ansonsten - ich peile die 200.000er Marke an....:=)
Eines ist mir allerdings angesichts all der verkäuflichen W12 mit Reparaturstau im Internet klar geworden - ich habe riesiges Glück gehabt, das hätte auch ins Auge gehen können. Denn eines sollte jeder, der mit dem Gedanken an einen Zwölfender spielt, nicht vergessen - die Ersatzteillage (gebraucht) ist kritisch. Vom Freundlichen gibt es alles, allerdings oft zu unglaublichen Preisen und mit dem W12 Aufschlag. Denn mit Kleinigkeiten ist es bei einem Exoten nicht getan. WENN etwas kaputt geht, dann geht es auch richtig ins Geld. Also ganz wichtig - vor dem Kauf einen Experten hinschicken, mit Laptop und dem passenden Programm, und keinesfalls vor Begeisterung die Katze im Sack kaufen, sondern recherchieren und Ersatzteile lokalisieren. Sonst ist der Zwölfer schnell ein Fass ohne Boden.
Gruß an alle!
Gerd
52 Antworten
Das ist genau das Problem bei den meisten W12, man weiß absolut nicht was einen erwartet und im kleineren Preissegment ohne genaueste Infos über den Zustand, ist das nunmal ein teures Glücksspiel.
Ich stehe gerade selber vor der Entscheidung einen A8 W12 mit 150 TKM und lasse die Daten bei Audi auslesen, dann werde ich sehen ob ich den W12 kaufe mit rd. 5 TDKM im Jahr besser wie jeder Porsche. Kann man den Kontakt von Mister Q auch erhalten? Gruß Christoph
Q ist "busfahrermatze", auch Forenpate hier.
Moin, wo kommst her? Komm ausm südwestlichem emsland!
Mit freundlichen Grüßen
Ähnliche Themen
Bin aus Offenburg Südbaden den W12 habe ich nicht genommen kommt aus Italien Biographie habe ich von Audi erhalten! Abwarten
Offenburg - baden - da ist der @Magnus-Vehiculum direkt ums eck, ich hab zwar seine Mühle mitlerweile, vllt hilft er trotzdem!
Mit freundlichen Grüßen