
Tüddelkram und andere Katastrophen
Wie man aus kleinen Problemen große machen kann
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Jack GT
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Fri Mar 18 20:24:00 CET 2011 |
Jack GT
|
Kommentare (4)
Update:
Der Artikel wurde Mitte des Monats März geschrieben. Mittlerweile haben wir April und die Lage hat sich zudem noch verschlimmert. Der ursprüngliche GAU entwickelt sich im Zeitlupentempo zum Super-GAU.
Ich habe den Artikel daher aktualisiert (04.04.11), die Aktualisierungen sind in oranger Schrift gehalten. Eingearbeitet wurden zudem Links zu Fragen wie Jod-Tabletten und Geigerzählerkauf (siehe Artikelende).
Animierte Karte (länger draufschauen!) des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), welche den zeitlichen Verlauf und die Verteilung der Radioaktivität durch Fukushima I auf der Weltkarte anzeigt. Für Vergrößerung auf Karte klicken.
Oben links werden die Tage angezeigt, die Farbe der Messstationen bedeuten: braun: "normal", gelb: erster Nachweis von Jod-131 bzw. Xenon-133, grün: anschließender Abfall der Radioaktivitäts-Konzentration.
[bild=5]
Weitere Informationen zum Bild
Warum noch ein Bericht, wo es im Internet doch nur so davon wimmelt? werden Sie sich vielleicht fragen. Dafür gibt es drei Gründe:
Da mir dieser Blog als schnelles Medium zu Verfügung steht, poste ich hier (obwohl vielleicht ein technisches Forum nicht der ideale Ort ist, wobei mittlerweile in den MT-Blogs über Gott und die Welt berichtet wird). Der "GAU-Ratgeber" eine behördliche deutsche Informationsbroschüre, die durch Greenpeace als neuer Print aufgelegt wurde, findet sich am Ende als Link.
Zur Struktur des Artikels:
Ich versuche, alles so kurz wie möglich zu halten ( "in der Kürze liegt die Würze" ), bin aber leider etwas weitschweifig veranlagt.
1. Was Sie vorher gelesen haben sollten
Liest man, was zur AKW-Katastrophe gemeldet wird, dann sind die Informationen sehr unterschiedlich: Vom Super-GAU bis zu einer ungefährlichen leichten Erhöhung der Strahlung ist alles dabei. Gerade bei den Tickern folgt eine widersprüchliche Meldung der anderen, so dass man den Durchblick verliert. Wie kommt das?
Der Grund: Jeder, der eine Nachricht verbreitet, hat auch immer eine Meinung, steckt in einer Rolle und hat ein Interesse. Eine Information ist also in der Regel subjektiv.
Sie erhalten nun also von verschiedenen Personen mit verschiedenen Interessen unterschiedliche Angaben. Dabei sollten sie sich immer fragen: Warum gibt wer welches Statement? Um das herauszufinden, müssen sie mehr über den "Sender" der Nachricht erfahren: Es macht einen Unterschied, ob sie die Nachricht von einem RWE-Manager oder einem Anti-AKW-Club erhalten.
Und genau das sollten Sie sich auch bei meinem Artikel fragen: Was habe ich, der Autor, für eine Meinung, was für Interessen, wo stehe ich?
Daher will ich Ihnen zuerst etwas mehr über meine eigene Einschätzung und Position verraten - da sie mich aber nicht persönlich kennen (zumindest die meisten von Ihnen), sollten Sie aber auch allen meinen Aussagen mit gesunder Skepsis gegenübertreten und sich fragen, ob Sie meine "subjektive Brille" teilen wollen oder nicht.
Wie schätze ich, der Autor, meine Position ein:
RWE-Manager "Alles prima" --------------------x---------kritischer Umwelt-Fuzzi "Gefahr im Verzuge"
Ich schreibe hier zum einen als Freund an die Anfragenden, der sich Sorgen um seine Freunde im Ausland macht und einmal als besorgter Bürger, der sich Sorgen um seine Gesundheit macht. Wichtig für Sie als Leser zu wissen wäre wahrscheinlich auch, dass ich nicht bei einem Energieunternehmen beschäftigt bin, sondern in einem Klinikum arbeite und der Kernenergie skeptisch gegenüberstehe.
Wie schätze ich, der Autor, meine Kompetenz/Ahnung zum Thema ein:
hohe Kompetenz "Fachmann" --------------------x-------niedrige Kompetenz "Otto-Normal-Info-Bürger"
(Sofern Sie meine Position kennen, sollten Sie auch meine Kompetenz einschätzen, denn wenn ich ohne irgendwelche Ahnung einen Ratschlag gebe, nützt dies wahrscheinlich genausoviel, wie wenn ich Ihnen als hochkompetenter Fachmann in einer Rolle als Atomanlagenbauer eine Information gebe).
Was kann ich Ihnen also zur Kompetenz von mir erzählen? Ich bin kein Fachmann, habe das Thema also nicht studiert. Da Gorleben aber nur etwa 130 km von Hamburg (meinem Wohnort) entfernt liegt und Hamburg auch Wasser aus der Lüneburger Heide bezieht, hat mich eine mögliche Undichtigkeit des möglichen "Endlagers" besorgt gemacht - ich würde dann nämlich verseuchtes Trinkwasser trinken. Deshalb mache ich mich schon seit Jahren in AKW-Sachen schlau und hoffe daher, von der Kompetenz irgendwo zwischen "gering" und "mittel" zu liegen.
2. Annahmen
Was nehme ich bei den ganzen widersprüchlichen Informationen an? Wo also ist mein Standpunkt, wem glaube ich?
a) Regierung vs. NGO (Nichtregierungsorganisationen):
Ich gehe davon aus, dass Informationen, die von jeglicher Regierung kommen, immer nur einen Teil der Wahrheit darstellen. Wenn ich z.B. in der Rolle der japanischen Regierung bin, muss ich auch an Folgendes denken:
Was passiert, wenn durch die Informationen eine Panik auftritt? Was ist, wenn ich diese nicht richtig kontrollieren kann (z.B. weil die Einsatzkräfte sowieso schon alle Hände voll zu tun haben; ich eine riesige Menge Leute einfach nicht so einfach weg bekomme, wenn es überall an der normalen Versorgung mangelt)?
Was passiert mit dem Tourismus, den ich "importiere" (in ein als möglicherweise "verseucht" gemeldetes Land) und meinen Waren, die ich exportieren will (die dann vielleicht aufgrund der Meldung "verseucht" auch keiner haben will)?
Je höher die auskunftgebende Regierungsstelle, umso weniger sicher die Information (Bsp.: wenn der Bürgermeister von Fukushima sagt: "Uns wurde nicht gesagt, als der erste Reaktor explodiert ist. Wir haben davon im Fernsehen gehört. Die Regierung sagt uns nichts. Wir sind isloiert. Sie lassen und hier zum Sterben." und die Regierung kurz darauf diese Äußerung relativiert (beide Informationen 17.03.2011, Quellen s.u.)), dann glaube ich eher dem, der "weiter unten sitzt" und stärker betroffen ist.
Dies kann noch ergänzt werden: Laut diesem Bericht halten die IAEA (internationalen Atomenergie-Organisation) und die WHO (Weltgesundheitsorganisation) Berichte zurück.
1.
Dabei basiert das Wissen der IAEA wiederum nur auf Berichten der der japanischen Regierung, die sich größtenteils auf den AKW-Betreiber TEPCO stützt - dabei sollte die IAEA unabhängige Informationen erheben.
2.
Zudem hat sich die IAEA der Förderung der Atomkraft verschrieben, ist also eine nicht-unabhängige Lobbyorganisation ("(...) die Beschleunigung und die Förderung der Atomindustrie für den Frieden, für die Gesundheit und für das Wohlbefinden in der ganzen Welt." (...)) Ehrliche Information ist hier nicht zu erwarten. Beispiel gefällig: Tschernobyl: Während die IAEA als Fazit 50 Strahlentote anführt (2005) weitere 4000 zu erwartende Tote als Todeszoll angibt, geben die Liquidatorenvereinigungen (Zusammenschluss der Betroffenen) mindestens 112.000 Tote an, dabei sind 94% der Aufräumenden erkrankt, von 830.000 Helfern werden in den nächsten Jahren also noch viele Todesfälle auftreten. Ganz abgesehen davon, dass nur 10% der genetischen Schäden in der ersten Generation auftreten.
3.
Die WHO darf sich nach einem 1959 geschlossenen Abkommen nicht zu Gesundheitsfragen bezüglich Radioaktivität äußern - dies wurde an die IAEA abgetreten.
Fazit: Ich glaube also eher NGO's und Stellen, die weiter unten in der Hierarchie sitzen.
b) Sprache vs. Handeln
Häufig gibt es einen Unterschied dazwischen, was Menschen sagen und was sie tun. In vielen Fällen sagt dann das, was sie machen, mehr über ihre eigentliche Meinung aus, als dass, was sie erzählt haben. In dem AKW-Fall ist es aber schwierig, denn vielleicht können manche Handlungen nicht durchgeführt werden, weil sie einfach aufgrund der desaströsen Lage Japans nicht möglich sind (z.B. Quarantänezone einrichten, Personal abziehen, Beton über AKW abkippen). Insofern kann vielleicht jemand "mehr handeln", der weiter entfernt ist, weil er weniger vom Erdbeben betroffen ist (z.B. Einstellung der Flüge durch die Lufthansa nach Tokio).
Fazit: Ich glaube mehr den Handlungen als den Aussagen.
3. Status vor GAU/Katastrophe, Gelände, Lage, wichtige Begriffe
a) Welche betroffenen AKW's gibt es überhaupt in Japan?
Ich werde mich im Artikel hauptsächlich auf Fukushima I konzentrieren, obwohl auch die anderen Standorte betroffen sind, hier aber die Gefahr am höchsten erscheint.
Im Vergleich zu Tschernobyl lagert in den vier v.a. betroffenen Reaktoren die 120-fache Menge an radioaktivem Material. In den Abklingbecken, die auch einer ständigen Kühlung bedürfen, liegt zudem eine etwa dreifache Menge zusätzlicher Brennelemente.
b) Wie lange sind diese in Betrieb?
Fukushima I wurde ging 1971 in Betrieb und sollte 30 Jahre laufen. Im Jahr 2000 gab es aber in Japan durch die Regierung eine Laufzeitverlängerung. Seitdem werden die Anlagen kontinuierlich überwacht, alle zehn Jahre überprüft, testiert und erhalten dann ggf. eine 10-Jahres-Lizenz für den Weiterbetrieb.
c) Wie wird ein Störfall eingeordnet?
Es gibt eine Klassifikation für Störfälle (INES) in der Kategorie 1 bis 7. Tschernobyl war ein Klasse-7 Störfall. Die japanische Regierung hat den Katastrophe in Fukushima zuerst als Klasse-3 Störfall eingeordnet, ihn jedoch nach Kritik heute (17.03.) korrigiert: Klasse-5 bzw. Klasse-6 (ISIS) (ggf. Klasse-7).
Greenpeace und andere NGO's fordern, den Katastrophe mittlerweile als Klasse-7-Störfall einzustufen, nachdem eigene Messungen vorgenommen wurden.
[bild=1]
d) Was ist über den Betreiber zu sagen? Wie sicher sind seine Aussagen?
Der Betreiber der Anlage Fukushima ist das private Unternehmen TEPCO (Tokio Electric Power Company). In der Vergangenheit fiel TEPCO schon mehrfach auf: TEPCO behauptete schon in den Jahrzehnten zuvor, Reparatur- und Servicearbeiten durchgeführt zu haben, die nicht durchgeführt worden waren, was z.B. zu Rissen und austretender Reaktivität in der Hülle von Fukushima II Reaktor 3 führte (die Fälschung der Protokolle wurde nur durch einen Mitarbeiter von General Electric bekannt). Der Betreiber erklärt daraufhin reuig volle Aufklärung, jedoch wurden keine Schuldigen benannt, der TEPCO-Präsident trat jedoch zurück.
Alle drei Kraftwerke von TEPCO hatten in den letzten vier Jahren Unfälle aufgrund Erdbeben, die laut der Versicherung der Firma gar nicht hätten passieren können.
Fazit: In der Vergangenheit wurde immer wieder beteuert, jetzt die Wahrheit sagen zu wollen, allerdings ist dies auch später nicht passiert. Ich nehme daher an, dass auch die jetzigen Aussagen nur das enthalten, was man nicht mehr abstreiten kann.
e) Was sind natürliche Grenzwerte - welche Strahlenbelastung gilt als "normal"?
Laut europäischen Richtlinien und der deutschen Strahlenschutzverordung ist folgender Grenzwert für die Verstrahlung aus der gezielten Nutzung der Radioaktivität festgelegt:
1 mSv (Millisievert, = 1.000 µSv [Mikrosievert] ) PRO JAHR für Personen der allgemeinen Bevölkerung, d.h.
0,015 mSv PRO WOCHE (= 15 µSv)
0,0025 mSV PRO TAG (= 2,5 µSv)
0,0001 mSV PRO STUNDE (= 0,1 µSv)
Bsp.: Nach einer STUNDE à 1000 mSv, zwei Stunden à 500 mSv oder vier Stunden à 250 mSv treten die Symptome der Strahlenkrankheit auf. Evakuierung in Deutschland würde bei einem Wert von 100 mSv PRO WOCHE durchgeführt.
Der Wert ist nicht unumstritten, lt. AKW-Betreiber sollte er höher, lt. Umweltverbänden niedriger angesetzt werden.
Wichtig ist als zweite Einheit Becquerel (Bq): Sie gibt an, wie hoch die Radioaktivität in einer bestimmten Menge einer Substanz ist. 1 Bq bedeutet vereinfacht, dass einmal pro Sekunde in der Substanz ein Atom zerfällt.
In Deutschland galt bis 25.03.2011:
600 Bq pro Kilogramm Lebensmittel
Die EU-Kommission hat am 25.03. festgelegt, dass auch Lebensmittel aus den radioaktiv belasteten Präfekturen importiert werden dürfen. Da diese den zulässigen radioaktiven Grenzwert überschreiten, wurde festgelegt, dass für diese die Werte eines nuklearen Notstandes gelten. Da nur 0,05% unserer Lebensmittel aus Japan stammen, herrscht allerdings kein nuklearer (Ernährungs-)Notstand in Deutschland, würde man die Einfuhr verbieten.
Fazit: Je nachdem, wo man "normal" ansetzt, kommt man zu unterschiedlich hohen Belastung. Dies erklärt, weshalb man von 2-1200-fach erhöhten Werten hört. Die Sievert-Werte sagen also schon etwas mehr aus - vorausgesetzt, sie sind nicht gefälscht. Um Japan den Export weiterhin zu ermöglichen, wird zudem eine gesundheitsgefährdende radioaktive Belastung der Bevölkerung in Kauf genommen.
Erste unabhängige Messungen in Japan liegen vor: Mittlerweile (27.03.) hat Greenpeace auch außerhalb der Evakuierungszone im Dorf Iitate (40 km vom AKW entfernt) z.B. auf Spielplätzen gemessen. Die Werte dort betragen bis 0,010 mSv/STUNDE, zulässig sind 0,0001 mSV PRO STUNDE, d.h. in ein paar Tagen ist die Jahresbelastung erreicht.
f) Kernschmelze und Mantel defekt - ja oder nein?, Begriffe GAU und Super-GAU
Mehrfach wurde gemeldet, dass die Kernbrennstäbe in Fukushima freiliegen und die Gefahr einer Kernschmelze besteht (Kernschmelze = Durch die fehlende Kühlung erhitzen sich die Brennstäbe dermaßen, dass diese schmelzen). Hierdurch wird der Mantel geschwächt. Eine Knallgasexplosion oder eine sonstige Beschädigung des Behälters kann dafür sorgen, dass hochradioaktives Material unkontrolliert aus dem Reaktor austritt, ein sog. Super-GAU. Der GAU hingegen bezeichnet den größten anzunehmenden Unfall im AKW: Für einen GAU müssen die Sicherheitssysteme ausgelegt sein, um einen erhöhte Strahlenbelastung außerhalb des AKW's zu verhindern.
Persönliche Einschätzung: Nun wurde in den Medien immer wieder mitgeteilt, die Gefahr einer Kernschmelze bestehe, der Behälter sei aber wohl noch intakt. Ich kann hier nur von deutschen Erfahrungen (AKW Brunsbüttel) auf japanische schliessen:
AKW-Brunsbüttel: Das "kleine Leck", dass Vattenfall 2001 nicht hinderte, den Reaktor zwei Monate unter weiterzufahren, wurde erst durch die Atomaufsicht Schleswig-Holstein bekannt, die eben nach zwei Monaten die "defekte Rohrleitung" anschauen wollte und daraufhin den Reaktor herunterfahren ließ. Schon bei dieser Knallgasexplosion (die übrigens konstruktionsbedingt überhaupt nicht hätte auftreten dürfen), bestand hohe Gefahr, dass Explosionsteile des Rohrs den Reaktorbehälter durchschlagen würden - hier war wohl mehr Glück als Verstand im Spiel. Bei diesem Defekt gab es weder eine Rauchwolke noch sonst außerhalb des Kraftwerkes größere Auffälligkeiten.
[bild=2]
AKW-Fukushima, Reaktor 3: Das Video (eines der wenigen mit Ton) zeigt die Wucht der Explosion. Vergleiche ich dies mit Brunsbüttel, dann gehe ich sehr stark davon aus, dass der Druckbehälter/Mantel beschädigt ist. Zudem wurden Caesium und Jod in der Nähe des AKW und auch im Leitungswasser festgestellt, die auftreten, wenn der Metallbehälter mit Uranbrennstoff schmilzt. Dies wurde zwischenzeitlich offiziell auch bestätigt (Fukushima I, 12.03., contratom.de), dann wieder dementiert.
Die Annahmen wurden leider zwischenzeitlich bestätigt: Schon bei den Wasserstoffexplosionen ist eine partielle Kernschmelze aufgetreten (erste Kernschmelze beginnend am 12.03.2011). Die Strahlung hat seit Beginn sogar noch zugenommen, d.h. es tritt mittlerweile mehr Radioaktivität als zu Beginn aus.
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4. Aktuelle Daten und Meldungen
Bei den widersprüchlichen Meldungen halte ich mich nach Möglichkeit an in 1) Gesagtes:
Ich notiere daher eher,
- was von Nichtregierungsorganisationen kommt
- was von niedrigerer Hierarchie ("Bürgermeister vs. Staatschef"😉 kommt
- was an Handlungen, v.a. auch außerhalb Japans festzustellen ist
- was an Zahlen (Strahlenbelastung in Sievert, siehe 2) angegeben ist
zu Fukushima I (siehe 2a):
--> Strahlenbelastung pendelt, je nachdem, ob weitere Explosionen auftreten. Höchste Angabe 1.000.000 µSv (1.000 mSv) PRO STUNDE am 16.03.2011 (Regierung)
Handeln und Angaben innerhalb Japans
Handeln und Angaben außerhalb Japans
Der Überblick stellt bewusst eine ausgewählte Zusammenfassung der verschiedenen Informationskanäle dar (siehe 1)). Zur Entscheidung der Wiedereinreise nach Deutschland aus dem Ausland würde ich zudem die Wetterinformationen heranziehen.
Weitere Informationen zu den anderen, ebenfalls havarierten Anlagen (AKW Fukushima II, AKW Onagawa, AKW Tokai 2 und Wiederaufarbeitungsanlage Rokkasho) habe ich hier nicht hineingeschrieben, da meiner Einschätzung nach die Situation dadurch noch unübersichtlicher würde.
5. Fazit (aktualisiert):
Mittlerweile kommen die ersten Messungen von NGO's (Nichtregierungsorganisationen) an und das Geahnte bestätigt sich:
AKTUELL:
In drei Reaktoren eine teilweise Kernschmelze, erhebliche Verstrahlung in der Region mit weiterer Zunahme, je länger das Gelände noch offen ist. Unklarheit über die Plutonium-Gefährdungslage. Schon jetzt ist der Unfall mit den radioaktiven Belastungen von Tschernobyl vergleichbar.
Informations- und Krisenmanagement: Die japanische Regierung betreibt zusammen mit TEPCO das, was sie schon vorher ausgezeichnet hat: Keine Information oder Desinformation; das wahre Ausmaß der Katastrophe wird auf Kosten der Gesundheit der Bevölkerung massiv heruntergespielt. Innerhalb mehrerer Wochen, in denen die Strahlung noch gering war, wurde nicht gehandelt. Das Krisenmanagement ist nicht fähig, die Katastrophe selbst zu bewältigen.
-> Es müssen unabhängige Messungen durchgeführt werden, da den Angaben nicht getraut werden kann
-> TEPCO muss die Kontrolle über das Krisenmanagement entzogen werden
-> Es sollte ein Worst-Case-Szenario für eine mögliche Evakuierung Tokios oder schlimmstenfalls sogar eines Teils der japanischen Inselgruppe ausgearbeitet werden (Russland hat angeboten, Teile der japanischen Bevökerung aufzunehmen)
Verstrahlung der Region: Land und Meer sind großflächig kontaminiert, da Strahlung sich nicht an vorgegebene 20 km-Zonen hält. Es ist davon auszugehen, dass die Teile der Bevölkerung, die Strahlung, Partikeln bzw. Fallout auch außerhalb der 20 km-Zone ausgesetzt waren und nach wie vor sind, mit den entsprechenden Folgen verstrahlt sind.
-> Die Evakuierungszone muss aktuell minmal auf 40, besser 80 km ausgeweitet werden, wenn sogar in 50 km Entfernung noch hohe Zerfallsraten gemessen werden können (500.000 Bq/m2), denn die Strahlung hat sich ungleichmässig ausgebreitet. Die hohe Konzentration von Jod-134 spricht zudem eher für eine Eskalation der Lage statt für eine Beruhigung.
-> Aufgrund der Kontamination von Land, Grundwasser und See darf aus dieser Region nichts mehr entnommen bzw. produziert werden
-> Sollte es weiterhin nicht gelingen, die Strahlung einzudämmen, muss ggf. die Evakuierungszone auf bis zu 250 km ausgeweitet werden, dies dann unter internationaler Beteiligung durch ein international erfahrenes Krisen-Management-Team
Zudem lässt sich mittlerweile bezweifeln, ob Japan selbst die Katastrophe in den Griff bekommt.
Weiteres Vorgehen: Schnelleres Herunterkühlen der Reaktoren und Versiegeln der Anlage mit internationaler Hilfe, u.U. auch mit entsprechendem Beschluss und internationalem Eingreifen.
-> schnelleres Herunterkühlen der Reaktoren und anschließende Versiegelung: Harz u.U. gegen Verwehung, darauf aufbauend ein Betonsarkophag wie in Tschernobyl
-> Versiegelung auch unterhalb des Geländes, dies wird Menschenleben kosten, da hier Maschinen wohl nur begrenzt eingesetzt werden können
-> Abschaltung weiterer gefährlicher Atomanlagen in Japan, Umstieg auf weniger gefährliche Energieformen
Möglicherweise richtet die Katastrophe in Fukushima größere Schäden an als die in Tschernobyl: 6 kritische Reaktoren statt einer, Austritt von hochgiftigem Plutonium aus Reaktor 3, höhere Bevölkerungsdichte in Japan als in Russland.
Grundsätzlich gilt: Alle Angaben nach besten Wissen & Gewissen. Hier der Link zum beschriebenen
GAU-Ratgeber
Aktuelle Fragen zu Geigerzähler, Jod etc. werden hier beantwortet
Aktuelle Messergebnisse der Radioaktivität in der Deutschland (Gammadosis München)
Die Quellen mussten aufgrund der Textlänge in eine angehängte Datei ausgelagert werden:
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