09.01.2010 18:11 | Lewellyn | Kommentare (15) | Stichworte: 1200, Mammut, Münch, NSU, Prinz
Die wohl bekannteste Maschine mit PKW-Motor ist die Münch Mammut. Die Geschichte der Mammut und die von ihrem Konstrukteur Friedel Münch sind untrennbar miteinander verwoben.
Beginnen wir mit Friedel Münch: Münch erlernte während des 2. Weltkriegs das Kfz-Schlosserhandwerk und begann im "Keller" der väterlichen Horexvertretung mit der Reparatur von allem, was zwei Räder und einen Motor hatte. Als Ausgleich für fehlende Ersatzteile im Nachkriegsdeutschland wurde er ein Meister der Improvisiationskunst. Das sprach sich schnell rum und seine kleine Werkstatt konnte sich vor Aufträgen kaum retten. Nebenbei bildete er sich weiter und startete 1948 sogar mit einer eigenen Horex erstmalig auf dem Hockenheimring. Bei überragenden Trainingszeiten überstand der Motor aber die Renndistanz nicht. Da der betagte Stossstangenmotor leistungsmäßig am Ende war, konstruierte Friedel in kurzerhand auf Königswellentrieb um. Bevor er damit aber wirkliche Erfolge erreichen konnte, zwang ihn ein Sturz zur Aufgabe des aktiven Rennsports.
Bei Horex war man auf den jungen Konstrukteur aufmerksam geworden und bot ihm eine Stelle in der F&E-Abteilung an. Nach nur ein paar Monaten hing Friedel Münch den Job jedoch wieder an den Nagel, da er lieber selbstständig arbeiten wollte. Als 1956 Horex dicht machte, kaufte Münch die kompletten Fertigungsanlagen für die Motoren und das Ersatzteillager auf. Schon damals spukte in seinem Kopf ein Vierzylindermotorrad herum.
Ein grosses Manko damals waren die von der Motorleistung schon völlig überforderten Trommelbremsen. Dies lies Friedel Münch keine Ruhe. Seine „Münch-Rennbremse“ war 1964 eine echte Sensation. Die Duplex-Bremse hatte einen Durchmesser von 250 mm und die Belagbreite betrug 45 mm. Bremstrommel und Bremsteller waren aus Gewichtsgründen aus Elektronguss gefertigt, nur der Bremsring war aus einer Speziallegierung in die Trommel eingeschrumpft. Mit wenig Handkraft ließ sich das Vorderrad auch bei hoher Geschwindigkeit zum „Wimmern“ bringen. Bis zur Einführung von serienmäßigen Scheibenbremsanlagen (Honda CB 750 Four, 1968), war die „Münch-Bremse“ das Maß der Dinge.
1966 war es dann soweit: Friedel Münch präsentierte sein erstes, vollkommen selbst konstruiertes Vierzylinder-Motorrad, die Münch-4, wie ihr offizieller Name war. Das "Mammut" durfte offiziell aus patentrechtlichen Gründen nicht benutzt werden. Der Motor stammte aus dem NSU Prinz, hatte im Original 1000ccm und produzierte immerhin schon 55PS.
Nach Problemen mit den Speichenrädern am Prototyp stellte Münch die Mammut als erstes Strassenmotorrad der Welt auf Gussfelgen. Diese "Schaufelradfelgen" wurden zusammen mit dem Kettenkasten zum Markenzeichen der Münch-4.
Die erste Serienversion wog 260kg, hatte den 1100er Motor, den Münch mit sachkundiger Hand optimiert hatte. Von 0 auf 100 in 4,5 Sekunden waren damals sensationell. Etwa 30 Stück wurden gebaut.
1968 stieg der Amerikaner Floyd Clymer finanziell mit ein. Die Firma zog um und die Münch wurde grundlegend überarbeitet. Eine Gabel von Rickman ersetzte die Selbstkonstruierte und der Motor wurde durch den 1200er NSU TT-Motor ersetzt. Dieser leistete schon im Serienzustand 65 PS und durch Optimierung ereichte der Motor dann in der Münch 88PS bei nur 6.500 U/min. Die Münch-4 1200 TTS war geboren.
Der Verkauf, vor allem in den USA lief gut an und es wurde eine neue Fabrik in Altenstadt errichtet. Jedoch musste schon 1971 wegen drastisch einbrechender Exporte Konkurs angemeldet werden. Friedel Münch konnte jedoch die Entwicklung und Produktion nach kurzer Pause dank Unterstützung eines Verpackungsherstellers fortsetzen.
1973 gab es die Münch auch als erstes Serienmotorrad der Welt als TTS-E auf Wunsch mit Einspritzanlage. Dadurch konnte die Motorleistung auf damals konkurrenzlose 96PS gesteigert werden. Zunehmend machte dem Verkauf die erstarkende japanische Konkurrenz zu schaffen, die wesentlich preiswerter aufgrund geringeren Gewichts vergleichbare Fahrleistungen erreichten.
1974 musste die Münch GmbH zum zweiten Mal Konkurs anmelden. Friedel Münch büßte diesmal mit dem Verlust seines Privatvermögens. Für 1,2 Millionen Mark kaufte der Frankfurter Münchfahrer und Geschäftsmann Heinz W. Henke die gesamte Konkursmasse samt den Rechten an dem Münch Firmennamen. Zwar konnten die "Mammuts" nun weitergebaut werden, doch der geistige Vater und eben noch selber Fabrikant, war jetzt nur noch Technischer Leiter. Gut zwei Jahre funktionierte diese Zusammenarbeit, dann trennte man sich.
Die "echte" Serienfertigung endete im Prinzip hier. Henke konnte nur 3 Maschinen verkaufen und Münch baute noch auf Bestellung in echter Handarbeit eine handvoll Maschinen, die von mal zu mal schwerer und Stärker wurden.
Endpunkt war die Münch Titan 2000, die 1990 bei einem Leergewicht von 368kg 154PS hatte. 1991 erlitt Friedel Münch einen schweren Schlaganfall, der seinem Schaffen ein vorläufiges Ende setzte. Insgesamt sind nur knapp 500 Münchs gebaut worden. Im Angesicht der Bekanntheit des Motorrads keine besonders beeindruckende Zahl.
Die Münch Mammut 2000 bekommt ein eigenes Kapitel, da sie nichts mit den alten Motorrädern gemein hat. |
09.01.2010 18:39 | racemove
Sehr sehenswert ist das Museum in Walldorf!
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09.01.2010 20:27 | Spiralschlauch50363
ich fahree schon sehr lange Motorrad, verschiedenste Marken und würde trotzdem gerne mal eine MÜNCH fahren...es muss was besoneres sein.
09.01.2010 20:29 | Spiralschlauch50363
gibt es eigentlich noch MÜNCH Motorräder auf der Strasse oder nur noch im Museum...eine fahrt mit einer Münch wäre das höchste für mich
09.01.2010 22:53 | Reifenfüller26689
Die erste Münch habe ich 1971 in Göttingen/Treuenhagen gesehen und von der bin ich immer noch begeistert !
10.01.2010 10:37 | Lewellyn
Klar gibts noch Münchs auf der Strasse. Der rote Mammuttank und der Sportlerumbau sind von mir selbst fotografiert im letzten Frühjahr. Ich häng noch ein Detailfoto des Münch-Sportlers an.
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10.01.2010 11:35 | Spiralschlauch50363
finde ich total cool, kann man noch mehr Bilder sehen oder wo kann man sich die MÜNCH-Sportler mal anschauen
10.01.2010 19:12 | Turboschlumpf14442
Schade, dass man auf dem Detailfoto nicht den Auspuffsound hören kann. Der ist nämlich top...mit Gänsehautgarantie. - Die würde ich auch mal gerne fahren.
16.01.2010 16:41 | Spiralschlauch50363
ich finde es auch schade, dass man von der MÜNCH nicht mehr sehen kann als nur den Auspuff...gibt es von dieser Münch noch weitere Bilder zu ansehen...ich findes das Mootrrad total cool.
16.01.2010 20:03 | Lewellyn
Hmm, ich werde mal nachfragen, um zwei Ecken, dauert daher etwas, ob ich noch ein paar Bilder machen kann. So sie noch greifbar ist.
Das Dingen sieht wirklich obercool aus, fährt aber wohl eher gemäßigt sportlich.
17.01.2010 14:23 | Spiralschlauch50363
das wäre total toll, ich finde die Münch einfach klasse auch schon vom Gewicht und den Abmessungen es ist einfach ein Motorrad für Männer, davon gibt es nur noch wenige
21.01.2010 16:33 | Lewellyn
Ich hab mit dem Besitzer gesprochen. Er will mir noch ein paar Fotos mailen. Und er wäre mit Geld davon zu überzeugen, den Sportler abzugeben. In gute Hände. Weil, er hat noch eine Münch. Wer da Interesse hat, ich vermittle da gerne den Kontakt.
25.01.2010 17:14 | Spiralschlauch50363
ich wäre schon interessant......ist es die Münch mit dem Super Auspuff und das Motorrad ist in schwarz / silber..... die er verkaufen will ?? (Du hast mal eine Foto gemailt am 10.01. 2010 "AUSPUFF") Es ist natürlich eine Preisfrage...hast Du eine Vorstellung was er dafür ungefähr will...ich bin auf jeden Fall interssiert
28.01.2010 21:05 | Lewellyn
Die Fotos habe ich schon gemailt bekommen. Vorausichtlich nächste Woche treffe ich den Besitzer, mach dann hier noch einen Artikel zum Motorrad und frage ihn auch mal genauer wegen Verkauf. Eigentlich werden Münchs ja nicht mehr verkauft, sondern nur anderen Müncheignern gegen Schmerzensgeld zur Weiterpflege überlassen.
Wohnst Du in NRW?
01.02.2010 10:21 | Spiralschlauch50363
bin auf die Fotot gespannt...wohne leider nicht in NRW.....eine Besichtigung sollte jedoch möglich sein
20.01.2022 17:26 | sidecar
jede Münch Mammut ist ein Einzelstück, der Käufer konnte aus drei oder vier Verschiedenen Tank Versionen wählen. Ich erinnere mich an einen Kunden aus Bayern der einige Wochen bei der Fa. Münch in Nd.Florstadt (Hessen) beim Aufbau seiner Mammut verweilte . Der Kunde fuhr einen B M W V 8 in einem Wein Roten Farbton, seine Mammut ( Lack Teile ) wurde in der selben Farbe lackiert. Zu der Beteiligung der Firma Hassia an der Fa. Münch ,( 1969/70) das war eine Fa. für Verpackungs MASCHINEN (nicht für Verpackungen).Es gab nach Floyd Clymer noch verschiedene Investoren, darunter waren auch NICHT Seriöse,die immer wieder den Techniker Münch ,( der kein Kaufmann war), in den Ruin trieben.
(Txt. Gg.Wendel. copyright)
Zeitzeuge der Mammut Ära 1966 - 1970
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