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Motorrad-Exoten

Blog über Motorräder, Prototypen, Einzelstücke und Designstudien, die es in Deutschland nicht oder zumindest noch nicht gibt.

Sun Jun 06 12:05:19 CEST 2010    |    Lewellyn    |    Kommentare (9)    |   Stichworte: Elektroantrieb, Elektromotorrad, Hammarhead, Royal Enfield, Scrambler, Triumph Scrambler

Während die deutsche Motorradwelt ungeduldig (oder auch eher desinteressiert) auf das "neue deutsche Motorrad" wartet, dass allen Infos nach wieder ein Spielzeug für Besserverdienende werden wird, möchte ich mal meinen mittlerweile gar nicht mehr so unbekannten kleinen Blog ein wenig dafür benutzen, die Gegenbewegung in der Motorradszene gegen die aktuellen übermotor- und technisierten Mainstreammotorräder vorzustellen. Leider kommen diese Beispiele in erster Linie aus den USA, wohl auch weil hiesige Emmissionshürden wirklich einfache (und preiswerte) Motorräder in Kleinserie erfolgreich verhindern. Oder aber weil in Deutschland niemand den Mut hat, ein solches Projekt anzugehen? Vieleicht liefert mein Blog ja den richtigen Leuten ein paar Anstöße, wer weiß...;)

 

Einige Beispiele habe ich ja schon hier gepostet, heute geht es um Hammarhead Industries, die von James Hammarhead gegründet wurden. Hammarhead Industries benutzt aus Kosten- und Entwicklungstechnischen Gründen Serienmotorräder als Basis und reduziert diese auf das Wesentliche, ohne Abstriche bei der Alltagstauglichkeit oder Fahrbarkeit zu machen. "His mission is to build elemental motorcycles outside of the plastic-encrusted mainstream motorcycle industry."

 

"Industries" ist bei einer geplanten Jahresproduktion im zweistelligen Bereich vieleicht etwas hoch gegriffen, aber vieleicht überrollt ihn ja der Erfolg. ;) Leider ist durch den Rückgriff auf Serienmotorräder auch das Preisniveau entsprechend.

 

Potential ist jedenfalls vorhanden. Angefangen mit der eher unscheinbaren "Woodsman 500", deren nicht verleugbarer Ursprung in der Royal Enfield Bullet 500 (2005-2009) liegt. Optisch von jedem unnötigen Ballast befreit, präsentiert sich die Woodsman als nostalgischer Scrambler in Reinform. Im Gegensatz zum Serienscrambler von Enfield optisch deutlich "cleaner", wie man neudeutsch so sagt. Oben in der Galerie habe ich auch ein Bild der des Serienscramblers von Enfield zum Vergleich reingesetzt.

Der 500ccm-Single leistet in der Woodsman etwa 23PS und treibt das leichte Motorrad (ca. 165kg) daher locker auf US-konforme Geschwindigkeiten. Oder wühlt sich durchs Gelände, solange es nicht durch Sand oder Schlamm geht. Für umgerechnet 8.000 Euro nicht übertrieben teuer für viel Handarbeit.

 

Optisch mindestens eine Klasse besser (IMHO) ist die "Jack Pine", ebenfalls ein Scrambler, allerdings auf Basis der eher schwülstigen Triumph Scrambler der Baujahre 2005-2008. Ein Motorrad, dem man auf dem ersten Blick ansieht, dass es einfache Fahrbarkeit mit Fahrspass sowohl auf Asphalt als auch auf Schotter bietet. Der 865ccm-Twin von Triumph sollte mit 58 PS und 70 Newtonmeter mit dem deutlich reduzierten Gewicht keinerlei Mühe haben. Man beachte auf den Bildern so Details wie den Rückspiegel (linkes Lenkerende) und die eher auf Optik als auf Geräuschdämmung hin optimierte Abgasanlage, die vermutlich nicht die Gnade des deutschen TÜV finden würden. :cool:

Leider liegt der Preis für die "Jack Pine" angesichts des Basismotorrads bei umgerechnet etwa 13.500 Euro, was im Hinblick auf die überschaubare Technik dann in erster Linie der Preis für die außergewöhnliche Optik ist. Und die viele Handarbeit.

 

Das Dritte und mit Sicherheit interessanteste Model ist die "Volta" ein klassisches Sportmotorrad, wiederum auf Royal Enfield Basis, allerdings angetrieben von einem Elektromotor. Die Kombination aus Antriebshightech und optischem Nostalgiesport ergeben ein Motorrad ohne Beispiel. Leistungsmäßig ist der Enertrac MHM-602 dem ursprünglichen Einzylinder sogar überlegen. Zu den 13,4 kW Dauerleistung, die eine Reisegeschwindigkeit von maximal 120km/h ermöglichen, kommt eine kurzzeitig abrufbare Spitzenleistung von 30kW, die theoretisch 190km/h ermöglichen könnte, praktisch auch aus Verbrauchsgründen auf 160km/h limlitiert ist.

 

Ein 6kWh LiFePO4-Akkupack mit 102 Volt Spannung sorgt für entsprechende Power und eine Reichweite, die zumindest für die Sonntagmorgenrunde über die Hausstrecke reicht und bei dem geringen Gewicht von nur 167kg an die 100km gewährleisten sollte.

 

Interessant auch der Direktantrieb und die kurze Schwinge, die am hinteren Rahmenheck gelagert ist. Das mit dieser Konsruktion Rundenrekorde gefahren werden können, glaube ich eher nicht, aber für die kleine Runde ums Eck sollte es reichen.

 

Und alles Emissions- und nahezu Geräuschfrei. Ein äußerst interessantes Konzept und mit 18.500 Dollar (aktuell 15.400 Euro) zwar nicht gerade preiswert, aber angesichts der gebotenen Technik auch nicht hoffnungslos überteuert.

 

Der Link zum Hersteller: http://hammarhead.com/


Sun Jun 06 14:02:18 CEST 2010    |    mousejunkie

mir gefallen die woodsman und die jack pine gut. nur den auspuff finde ich bei beiden modellen russisch handgedengelt. da wäre schöneres (und trotzdem schnörkelloses) möglich.

 

die preise für die jack pine und die volta finde ich schon an der grenze zur frechheit. da kauf ich mir lieber ne mz etz 251 oder ts 250, bau die auf und fahre dann auch oldschool, bei ähnlicher leistung (zumindest bezogen auf die woodsman). :D

der preis für die woodsman hingegen ist sehr ansprechend, auch hat sie meiner meinung nach die schöneren details...

Sun Jun 06 16:59:40 CEST 2010    |    Lewellyn

Wenn man mal die Augen so über den stehenden Zylinder schweifen läßt, das erfreut in der Tat den Technikfan. Beim Preis der Volta muss man einfach berücksichtigen, dass das teuerste daran das Akkupack ist, was locker 1/3 des Preises ausmacht. Plus eine komplette Enfield + die ganze Arbeit.

Sun Jun 06 23:11:25 CEST 2010    |    Drahkke

Die Maschinen sind eine echte Augenweide.

Mon Jun 07 15:20:53 CEST 2010    |    Spiralschlauch52127

Nett....aber auch nicht so innovativ. das kann man sich doch in jeder halbwegs ausgestatteten Garage selbst zusammenschrauben.

Mon Jun 07 15:27:28 CEST 2010    |    Turboschlumpf8460

Naja wenn ich die preise so sehe, da hole ich mir lieber gleich ein gebrauchtes serien bike und mache ein paar änderungen dran so wie sie mir gefallen.

 

Dennoch gebe ich dir recht, das man schon mal wieder auf einfache billige bikes setzen sollte, die auto industrie hats auch nicht geglaubt dacia war für billig länder gedacht und deutschland ist mittlerweile einer der besten kunden.

 

Glaube so gings beim motorrad auch, einen motor wie den reihen 2zylinder von kawa holen, dazu nen soliden stahlrahmen, normale dämpfer bike für große leute und 2man auslagen und preis unter 6 000€ halten udn man würde viel verkaufen.

Mon Jun 07 16:24:05 CEST 2010    |    Lewellyn

Sicherlich kann man das selber machen. Wenn mans kann, Zeit und Platz und Werkzeug dafür hat.

Hat aber nun mal nicht jeder.

 

Ich hab noch einen Artikel auf Halde ebenfalls aus den USA, die auch einen wunderschönen Totalumbau eines Serienmoppeds für vergleichsweise kleines Geld anbieten. Kommt in Kürze.

 

Die Idee des zweirädrigen Dacias geistert auch schon länger durch mein Hirn.

Der Weg für Deutschland kann eigentlich nur sein, Gebrauchtmoppeds neu aufzubauen, um das Euro3-Zulassungsproblem zu umgehen. Das wiederum treibt den Preis in die Höhe.

 

Der von Cleveland Cyclewerks gewählte Weg würde natürlich auch gehen, aber Motorräder aus China sind so eine Sache. Sieht man ja auch meiner Umfrage dazu, wo die Mehrheit für "Chinageraffel kommt mir nicht in die Garage" war.

Mon Jun 07 16:32:55 CEST 2010    |    Spiralschlauch52127

Wie gesagt, sind ja nette Bikes. Aber ne Triumph mit ein paar Anbauteilen aufzumotzen (Lenker, Räder, Auspuff) ist keine Raketentechnik....das bekommen die meisten Heimwerker hin. Traut Euch.

Tue Jun 08 08:51:46 CEST 2010    |    Käfer1500

Die Woodsman erinnert mich irgendwie an eine Militär-MZ, mit Elementen einer alten Zündapp (hoher AUspuff).

Tue Jun 08 14:49:44 CEST 2010    |    Turboschlumpf8460

Nee gebraucht bikes gehen garnicht für ein 2rd dacia. Da muss ein billiger japanmotor her der halt durch stückzahlen den preis senkt. Den mit gebraucht bike kann man doch nie eine gleichbleibende qualität und nachschub garantieren, den sobald man sich da auf ein modell festgelegt hat werden die gebraucht preise für dieses immer weiter steigen.

 

Und motorräder aus china klar da machen die leute erstmal nicht mit, aber man muss ihnen es ja nicht gleich auf die nase binden, wieviele bikes kommen den schon von den großen herstellern aus china indunesien usw. selbst bmw lässt die 1 zylinder dort fertigen und die motoren sind klasse.

 

Wenn man allerdings gleich ne china marke nimmt werden die leute erstmal skeptisch sein, aber auch das legt sich schnell wenn der preis stimmt. So eine internet umfrage ist ja immer die eigene idealvorstellung, aber in wirklichkeit zählen viele andere punkte.

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